widerst@ndMUND vom 24.4.2000
 
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Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.
Für die Zusammenstellung dieser Ausgabe verantwortlich:

Christian Apl, a9503809@unet.univie.ac.at

email-adresse der Redaktion:
Bitte alle Nachrichten, Meldungen, Ideen ... an diese Adresse.



Chats mit Regierungsmitliedern 25.4.-5.5.
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From: Harald Frassine silvio@blackbox.net
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Der Widerstand gegen die schwarzblaue Regierungskoalition hat sich v.a
im Internet organisiert. Jetzt stellen sich 10 MinisterInnen und
Staatssekretäre im Rahmen einer zweiwöchigen profil-blackbox-Chatreihe
der sog. "Internetgeneration". Ihr seid alle herzlich eingeladen, an
diesen Polit-Chats teilzunehmen und die Regierungsmitglieder mit euren
Fragen zu konfrontieren! - administrator@blackbox.net

25.04.2000:
17 h 00 Reinhart Waneck
Staatssekretär im Bundesministerium für soziale Sicherheit und
Generationen
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

26.04.2000:
09 h 00 Michael Schmid
Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

27.04.2000:
17 h 00 Elisabeth Gehrer
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

02.05.2000,
11 h 30 Ernst Strasser, Bundesminister für Inneres
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

02.05.2000,
18 h 00 Karl-Heinz Grasser
Bundesminister für Finanzen
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

03.05.2000,
16 h 00 Martin Bartenstein
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

04.05.2000,
17 h 00 Benita Ferrero-Waldner
Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

04.05.2000,
12 h 00 Elisabeth Sickl
Bundesministerin für soziale Sicherheit und Generationen
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

05.05.2000,
11 h 00 Franz Morak
Staatssekretär im Bundeskanzleramt
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

05.05.2000,
16 h00 Alfred Finz
Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen
Profil/blackbox.net/schwarzblau.at-Regierungs-Chats,
mitchatten unter www.profil.at

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Kommentar von silvio@blackbox.net :
Ich halte mich an den Beschluss der EU-14 und führe Gespräche
außerhalb der Institutionen und ohne Verhandlungsmandat nur auf
technischer Ebene, d.h. mit den BeamtInnen. Diese abnormale Regierung
hat als Forum eh die staatlichen und parteinahen Medien.
InteressensvertreterInnen mögen mitchatten, dazu ham wir euch ja
gewählt. Privat red ich lieber mit kompetenten BeamtInnen.



die sonne scheint auf alle gleich
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From: kurt holzinger kurt.holzinger@servus.at
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liebe freundInnen,

soweit das programm von
DIE SONNE SCHEINT AUF ALLE GLEICH. 3 tage und naechte des protests.
10. - 13. mai 2000.
according to moi attached.
aenderungen vorbehalten! (oeh-programm stand zu diesem zeitpunkt nicht
exact fest).
anregung + kritik erwuenscht.

bloody fuckin easterholidays
k.

KOMM INS OFFENE FREUNDIN!


stylesheetNormal;ctrlprairie, stadtwerkstatt und kulturreferat sh
linzprSsentieren

"DIE SONNE SCHEINT AUF ALLE GLEICH"
3 tage und nächte des antinationalenprotests

mittwoch, 10. mai 2000, 22.00 uhr, stadtwerkstatt linz
SONNE HALT!
bitte mehr sanktionen!
1 vortrag:
a. Univ.-Prof. Dr. Hans Hautmann
"Die wahre und die falsche ssterreichische IdentitSt"
2 megaperplexx simultankino mit :
"1. April 2000", .sterreich 1952. Regie: Wolfgang Liebeneier
"1. April 2000", Version von Herbert Schager
"Sonne Halt", .sterreich, 1959-62, 26 Min. Regie: Ferry Radax
"ssterreichgesprSch" , ORF, 2000. zum braunwerden mit
sonnenschutzfaktor australischer standard
3 "Der Siamesische Schulterschluss", antissterreichkapelle mit
beinharten protestliedern, in memoriam hermann leopoldi
4 Franzobel liest "Santa Scala oder Josefine Wurznbachers Hshepunkt"
5 "^ bas! austriaca". disco mit andreas kump, kurt holzingeret.al.

donnerstag 11. mai, 2000, 17.00 uhr, kepler universitSt linz
SONNE SCHEINT!
"Zur Konstruktion der ssterreichischen Nation(alkultur)"
1 vortrag:
Klara Lsffler, universitStsassistentin institut fYreuropSische
ethnologie, universitSt wien
Michael Palm, filmtheoretiker und filmschaffender
Drehli Robnik, film- und medientheoretiker,
Dietmar Bruckmayr, sSnger, perfomancekYnstler,wirtschaftshistoriker
Gabriella Hauch, univ.doz. instut fYr neuere geschichte und
zeitgeschichte, kepler universitSt linz
2 film:
"1. April 2000", .sterreich 1952. Regie: Wolfgang Liebeneier

donnerstag 11. mai, 2000, 22.00 uhr, stadtwerkstatt
DIE SONNE VON DER MASCHEKSEITE
1 videos, caraoques und diskussion von der maschek.org undamina
handke
"jsrgi komm wieder"
"antifa-gala 2000"
"ssterreich raus, ssterreich rein"
2 musik:
hagestolz und keine kinder
3 lesung:
fritz ostermayer liest ssterreichische literatur
4 "^ bas! austriaca". disco mit drehli robnik, fritzostermayer, thomas
edlinger, andreas kump, kurt holzinger et.al.

samstag, 13. Mai 2000, 15.00 Uhr, linzer parkbad, sportbecken
ZUR SONNE!
aktion: SCHWIMMEN GEGEN RECHTS
veranstalter: antileistungsschwimmgruppe rotes linz und
sozialistische bSder liga (sbl)

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TeilnehmerInnenzahlen, Keifen gegen Aktionskomitee - Reaktion auf Kurto Wendt
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From: TATblatt TATblatt@blackbox.net
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TeilnehmerInnenzahlen, Keifen gegen Aktionskomitee

Antwort auf den Brief von Kurto Wendt

1. Demo-TeilnehmerInnen-Zahlen

Da wir schon des Öfteren gefragt wurden, warum die von uns angegebenen
Demo-TeilnehmerInnen-Zahlen in letzter Zeit so niedrig sind, und diese
Angaben von vielen in Zweifel gezogen werden, eine kurze Erklärung
dazu:

Dass bei derartig großen Menschenmengen eine genaue und sichere Angabe
nicht möglich ist, versteht sich von selbst. Wir veröffentlichen daher
stets nicht nur unser Zählergebnis, sondern alle uns vorliegenden
Angaben.

Unsere Zählung erfolgt so: Wir zählen etwa eine halbe Stunde nach dem
Losziehen der Demo (am letzten Donnerstag kurz vor der Oper), und nach
Möglichkeit ein zweites Mal etwas später zur Kontrolle, blöckeweise
die
Zahl der Reihen und multiplizieren sie mit der Zahl der Leute in einer
Reihe. Wenn, wie meistens, nicht wirklich Reihen ausmachbar sind,
lassen
sich bspw. durch Zählen der am Rand gehenden Personen Behelfsreihen
für
die Zählung imaginieren. Die Blöcke ergeben sich aus der variierenden
Dichte und der unterschiedlichen Breite des betreffenden Demo-Teils.

Am Donnerstag, den 24. April ergab sich daraus die folende Rechnung:

25 Reihen mal 15 bis 20 Leuten + 25 Reihen mal 10 Leuten + ein recht
loser Block von einzeln gezählten 80 Leuten + 92.10 + 9.(15 bis 20) +
46.10 = 2220 bis 2390.

Dieses Ergebnis rundeten wir auf 2000 bis 2500. Korrekterweise hätten
wir noch eine mögliche Fehlerquote von schätzomativen 10 Prozent
berücksichtigen müssen. Daraus hätte sich eine Angabe von 1998 bis
2629 ergeben.

Eine TeilnehmerInnenzahl von 5000 halte ich vor dem Hintergrund dieser
doch relativ genauen Zählung für realitätsfremd. Dass die Polizei eine
höhere Zahl angegeben haben soll, ist aber durchaus geeignet, ein
bisserl Selbstzweifel auszulösen. Bloß: dass die Polizei oft auf nicht
wirklich nachvollziehbare Weise Fantasiezahlen veröffentlicht, kann
wohl
als bekannt vorausgesetzt werden - wenngleich deren Angaben sicherlich
meist zu niedrig angesetzt sind, aber nicht sein müssen. Auch schon am
24. Februar war die Polizei-Angabe verwirrend hoch.

Wie auch immer: Wir möchten uns nicht darauf verbeißen, dass unsere
Zahlen wirklich genau stimmen müssen, und veröffentlichen daher auch
alle Angaben, die uns vorliegen. Schätzungen des Aktionskomitees
erhalten wir allerdings leider immer nur über den Umweg bürgerlicher
Medien - und wenn die nichts bringen, erfahren wir auch nichts vom
Komitee. Vielleicht ließe sich das ja ändern, unsere E-Mail-Adresse
habt ihr ja.

BTW: Was solche Zahlen, insbesondere ein Streit ob es jetzt ein paar
Tausend mehr oder weniger waren, eigentlich bringen, halte ich im
Übrigen für einigermaßen ungeklärt. Dass heute weniger auf die Straße
gehen als im Februar, vermag wohl kaum wirklich zu überraschen. Sich
angesichts der auch nach unserer Zählung noch durchaus beachtlichen
TeilnehmerInnenzahlen mit übertriebenen Angaben selbst zu belügen,
ergibt meines Erachtens aber kaum einen Sinn, behindert das doch nur
eine anstehende realistische Analyse des Standes der Protestbewegung,
und sinnvolle Überlegungen über die weitere Vorgehensweise.

Noch ein Zusatz für Statistik-Fans: Bitte unterscheidet in unserer
Widerstands-Chronologie zwischen "TATblatt-Schätzung"en und
"TATblatt-Zählung"en. Erstere wurden, wie die Bezeichnung schon sagt,
bloß durch Schätzen oder bestenfalls durch Zeit-Stoppen ermittelt.
Erst
in den letzten Wochen begannen wir tatsächlich zu zählen. Das heißt:
frühere Angaben waren bei weitem ungenauer und mitunter - wenn ich
heute
Zählergebnisse mit Schätzungen vergleiche - gelegentlich wohl zu hoch.

2. Gekeife gegen Aktionskomitee

Ein Gekeife kann ich in unserem Bericht beim besten Willen nicht
erkennen. Du selbst, Kurto, zeigtest durch die weitere indirekte
Zitierung unseres Textes, in dem wir die Bedeutung des ursprünglich
geplanten Zieles hervorgehoben haben, dass wir durchaus etwas
differenzierter kritisieren, und nicht bloß keifen.

Nichtsdestotrotz haben wir wohl sicherlich unterschiedliche und
offensichtlich auf weite Strecken auch unvereinbare Vorstellungen von
Demoorganisation. Unsere bereits im Februar geäußerte Kritik, dass das
Aktionskomitee und insbesondere die "DemoleiterInnen", die sich ja
allen
Ernstes auch selbst so bezeichnen, den Demonstrationen viel an jener
ursprünglichen Spontanität und Unberechenbarkeit geraubt haben, die
eine
ihrer großen Stärken waren, sind ja vermutlich bekannt. Auch wenn es
die
lächerlichen, mitunter martialisch auftretenden Demo-OrdnerInnen mit
je
nach Funktion roten oder gelben Schleifen nicht mehr gibt - was wohl
auch darauf zurückzuführen ist, dass sich die roten Schleifen mal
plötzlich auf unerklärliche Weise vervielfacht haben -, so üben sich
die
straff organisiert auftretenden ersten Reihen mit
Megafon-unterstützten
EinpeitscherInnen und brav nachsprechender und mitsingender
Gefolgschaft
immer noch in Disziplinierungsspielchen gegen MitdemonstrantInnen, die
sich etwa zum falschen Zeitpunkt erlauben, vor das Leittransparent zu
treten. Und sie, die Demo-LeiterInnen, nerven (um dein Wort zu
benützen)
durch die ewig gleichen Parolen und das
"Streik-Streik-Streik"-Geseiere
(um den dir wohl näher als uns stehenden KSV bzw. dessen Kritik am
Vorgehen von AST und SLP auf der Uni zu zitieren). Und sie schwächen
den
Protest, wenn sie - wie mehrmals passiert - wichtige Punkte entlang
der
Route einfach auslassen, am Abschiebegefängnis knapp vorbeigehen, als
ob
es sich dabei um ein Haus wie jedes andere handeln würde (dass die SLP
inzwischen in einem LeserInnenbrief beteuert hat, über den
Festhalteort
der Schubhäftlinge falsch informiert gewesen zu sein, erklärt
vielleicht
mal deren Routenvorgabe am 9. März, nicht mehr aber jene am 6. April).

Vielleicht wäre es angebrachter, nicht pauschal das Aktionskomitee
anzu"keifen", sondern in Aktionskomitee und Demoleitung zu
differenzieren. Dass aus dem Aktionskomitee auch schon viel gutes
gekommen ist, wollen auch wir nicht in Frage stellen, ebensowenig,
dass
es sinnvoll ist, sich Gedanken über die Routen zu machen. Sehr wohl in
Zweifel ziehen wollen wir aber die Sinnhaftigkeit bzw. Angemessenheit
von Absprachen der Routen mit der Polizei - und diese Gespräche sind
fast jeden Donnerstag am Ballhausplatz live zu beobachten -, die
straffe
Organisation der vorderen Reihen, die eine variable Routenwahl unter
Beibehaltung des eigentlichen Zieles verunmöglicht, das Sprechen des
Komitees für die Widerstandsbewegung - auch wenn ihr euch nach innen
davon distanziert habt - und einiges mehr. Und das Unbehagen vieler
Leute, die sich vom Komitee vereinnahmt fühlen, kann doch nicht
übersehen werden.

3. Fazit

Wir fordern sicher nicht in voller Absurdität die sofortige Auflösung
des Aktionskomitees. Aber wir erachten es für berechtigt und wichtig,
sich immer dann dem Aktionskomitee bzw. der Demoleitung zu
widersetzen,
wenn dies als berechtigt und wichtig erachtet wird. Genauso wie es
berechtigt und wichtig war, das Tretgitter am Stephansplatz zu
missachten, von zuerst zig Menschen, die in eigener Verantwortung -
ohne
irgendwem hinterher zu laufen - mehr oder weniger gleichzeitig darüber
kraxelten, und danach von vielen hundert weiteren Leuten, die
ebenfalls
in eigener Verantwortung, ohne sich von irgendeinem Komitee dafür
berechtigt fühlen zu können, ganz bewusst die Grenze von Recht
und Ordnung hinter sich ließen. Ein Emanzipationsschritt, derer es
sicher noch vieler bedürfte, damit aus dem bloßen Protest sich
vielleicht doch noch ein Widerstand entwicklen könnte, der nicht nur
jeden Donnerstagabend den Verkehr lahmlegt, sondern auch die
Abschiebemaschinerie, rassistische und sexistische Behörden, Medien,
Wirtschaftszweige, usw usf (In diesem Zusammenhang: Lest und studiert
die Schriften von "dagegen", in: MUND vom 10.4.00, Text Nr. B6). Der
Utopien ließen sich viele spinnen. Disziplin bringt uns denen aber
sicher genauso wenig näher, wie das Bestehen auf möglichst hohen
TeilnehmerInnenzahlen.

Sicherlich haben verschiedene Gruppen unterschiedliche Vorstellungen
über die Weiterentwicklung der Proteste. Jene von AST und SLP kennen
wir
zur Genüge und sie sind auch berechtigt. Andere aber haben andere. Die
Wahrheit hat keineR gepachtet.

Streits sind da wohl nicht auszuschließen. Es gab sie, es gibt sie und
es muss sie weiter geben. Von eigenen Gnaden eingesetzte
DemoleiterInnen
werden dies genausowenig verhindern können wie kraft roter Schleifen
legitimierte OrdnerInnen. Hoffentlich.

Die Freiheit beginnt im eigenen Haus!
Drehkreuze entlang der Demoroute!
Für größtmöglichen Erfolg oder eine vernünftige Alternative!

Liebe und Kraft,
einer vom TATblatt

http://tatblatt.mediaweb.at oder
http://www.nadir.org/nadir/periodika/tatblatt
TATblatt@blackbox.net

* * *

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Re: TeilnehmerInnenzahlen, Keifen gegen Aktionskomitee
[Zurück]
- Reaktion auf Kurto Wendt
From: Hikmet Kayahan hikmet.kayahan@chello.at
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ich bin müde, bin enttäuscht: was soll das wieder? haben wir
vergessen, warum wir zuerst täglich und nun wöchetntlich auf die strasse gehen?
ist es unvermeidlich, zu beginnen sich gegenseitig - nun, wie soll ich es
nennen? - auseinanderzunehmen?

vielleicht wäre ein wenig disziplin, zumindest nach aussen, nicht
schlecht; die herren und damen am ballhausplatz und der mann im süden freuen
sich sicher sehr über solche diskussionen und vor allem den stil, in dem
diese geführt werden.

ich möchte nicht vergessen, wo mein eigentlicher "feind" sitzt und
steht und tut. ich freue mich, TATblatt nicht zu meinen "feinden" zählen zu müssen.
ich freue mich, dass Aktionskomitee nicht zu meinen "feinden" zählen
zu müssen.

die ressourcen sollten doch vielleicht eher geballt gegen den
eigentlichen "feind" eingesetzt werden.

mit widerständischer freundschaft, sonnenschein und visionen,
hikmet kayahan

* * *

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Atempause
[Zurück]

From: Christian Apl a9503809@unet.univie.ac.at
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Ostern, Feiertage, schönes Wetter - der Widerstand scheint Urlaub zu
machen. Vielleicht gar nicht so schlecht: man kann endlich wieder
einmal einen Schritt zurücktreten und Überblick gewinnen, die
Ereignisse der letzten zwei, drei und mehr Monate an sich
vorüberziehen lassen. Da hat sich schon einiges getan. Letzten Oktober
die Wahl. F legt zwar ein paar Prozentpunkte zu und wird kanpp
zweitstärkste Partei, aber nur wenige wollen die Möglichkeit einer
S/B-Koalition auch nur in Betracht ziehen. Sicherheitshalber wird im
November gegen eine "Koalition mit dem Rassismus" demonstriert.
Dezember und Jänner ziehen sich die R/S-Koalitionsverhandlung schon
verdächtig zäh dahin, aber "das muß halt so sein bei der
Ausgangslage..." Dann geht es aber ungewöhnlich flott: die
Koalitionsverhandlungen scheitern und innerhalb weniger Tage gibt es
eine neue Regierung. Ungewöhnlich flott artikuliert sich auch massiver
Protest. Die Empörung wegen Schüssels Pakt mit der Menschenverachtung
mobilisiert Menschen auch weit über Österreich hinaus.
Die Menschen spüren, daß da etwas Unerhörtes passiert ist. Schüssel
hat den demokratischen Grundkonsens verlassen, weil er mit einer
Partei paktiert, die diesen demokratischen Grundkonsens ignoriert,
bestenfalls nur hoch selektiv anwenden will. Divide et impera - teile
und herrsche. Schüssel hat die Basisvereinbarung für ein friedliches
Zusammenleben aufgekündigt. Die Empörung, ja das Entsetzen ist mehr
als verständlich - wer will schon Krieg?

Vor zwei Tagen erst war ich beim Oberen Belvedere. Ich stehe vor jenem
Balkon, von dem aus Figl 1955 verkündet hat: "Österreich ist frei!" -
mir laufen die Freudenschauer über den Rücken, als ich mir die Szene
vergegenwärtige. Gleich darauf denke ich mir, wie lange es wohl
diesmal dauern wird, bis das wieder jemand aus voller Überzeugung
sagen kann.

Wer will schon Krieg? Natürlich keine/r. Dennoch frißt sich
Verzagtheit, Bedrückheit, Mutlosigkeit, Resignation, Zweifel, Angst
und ein alles lähmendes Mißtrauen in die Gesellschaft hinein, wie ein
langsam wirkendes Gift.
Divide et impera - das beherrscht diese Regierung perfekt. Erst die
weniger Mutigen von den Mutigeren, dann die "Härtefälle" von den
weniger harten Fällen, jede Woche bekommt eine andere Gruppe "ihre
Sonderbehandlung" usw. usw.

Wir stehen vor einem Scherbenhaufen und sollten anfangen einen neuen
Frieden zu schließen. Einen dauerhafteren und einen, auf den wir dann
auch besser aufpassen, damit ihn uns nicht wieder der nächstbeste
Populist zerdeppert. Vielleicht könnten wir uns am nächsten 15. Mai
darauf besinnen...


Redaktionsschluß: Sonntag, 23. April 2000, 22:00
Fehler möge frau/man mir nachsehen!