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01 Ein Heidenspaß!!! Kundgebung gegen Gott
Von: Markus Zingerle <Markus.Zingerle atreflex.at>
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Ein Heidenspaß!!!
Hochprozentig gegen die hohe Geistlichkeit!
Anti-Weihnachten und Insel für Unselige!
Gegen Gott in der Verfassung und sonstwo!
Dogmatischer Punschstand vorm 7STERN!
Freitag, 19.12., 16:00 bis 22:00 Uhr
7STERN, Siebensterngasse 31, 1070 Wien
Kundgebung gegen Gott mit:
Monochrom (18 Uhr)
musikalischer Dekonstruktion von Weihnachtsliedern durch die "Direktaktion
für Blasmusik" (16:30 Uhr),
blasphemischen und antireligiösen Lesungen
und traditionell Wärmendem in angenehm atheistischer Athmosphäre
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02 Alles was Recht ist 2004
Von: RechtBeweglich <rb atrechtbeweglich.at>
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Jetzt anmelden!
Programm der Superlative zu einem sensationell günstigen Preis
Alles was Recht ist ...
Tagung Homosexualität & Recht 2004
Salzburg, 6. und 7. Februar 2004
Brunauer-Zentrum (www.brunauerzentrum.at)
Ehrenschutz:
Dr. Franz Schausberger, Landeshauptmann von Salzburg
Dr. Heinz Schaden, Bürgermeister der Stadt Salzburg
u. a.
Nationale und internationale TopreferentInnen
Sonderpreis bei Anmeldung bis 31.12.2003
Zusätzlich 20% Ermäßigung für Mitglieder des
Rechtskomitees LAMBDA und der
HOSI-Salzburg
Infos & Anmeldung:
www.RechtBeweglich.at
www.hosi.or.at
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03 Gegenstandpunkt 4-03 erschienen
Von: GegenStandpunkt atgmx.at <GegenStandpunkt atgmx.at>
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Soeben erschienen:
GEGENSTANDPUNKT 4-03
"Nation-Building" auf Amerikanisch:
Von der Eroberung des Irak zur Eröffnung neuer Fronten im "Krieg
gegen den
Terrorismus"
Der amerikanische Anti-Terror-Krieg an der Heimatfront
Die islamische Republik Iran
Israel als Juniorpartner in Amerikas Antiterrorkrieg
"Blackout": Die Politische Ökonomie marktwirtschaftlicher
StromversorgungErhältlich u.a.:
Bücherzentrum, Mariahilferstraße 1c, 1060 Wien
Zentralbuchhandlung, Schulerstraße 1-3, 1010 Wien
Winter, Landesgerichtsstraße 20, 1010 Wien
Kuppitsch am Campus, Alserstraße 4, 1090 Wien
Bartalszky, Währingerstraße 26, 1090 WienLeserbrief an
die GEGENSTANDPUNKT-Redaktion:
"Warum sind viele Menschen in den Entwicklungsländern
arm?"
"Neulich bekam ich Post von einem Freund aus einem Entwicklungsland,
dem ein
Artikel eines berühmten lokalen Dichters beigefügt war,
in dem der Mann
seine Ausführungen über die Ursachen der Armut darlegte.
Die Schuld an der
Armut
gab der Dichter u.a. der Faulheit der Menschen selber, der fehlenden
Strebermentalität, der Trägheit und der Korruption der
herrschenden
Politiker. Als
Lösung schlug er eine harte disziplinierende Erziehung vor,
sogenanntes
"character-building", um die Mentalität der Menschen
zu ändern.
Klar, der Dichter hat keine richtige Begründung für die
Ursache der Armut
gegeben, und die vorgeschlagene Lösung ist auch nicht richtig.
Seine
Denkkategorien ähneln der Denkweise eines Franz Alt oder Karlheinz
Böhm,
wenn sie über
Armut und Lösungsmuster für Probleme in Ländern wie
Bangladesh und Äthiopien
diskutieren.
Trotzdem habe ich ein Problem, selber die Frage - Warum sind die
Menschen
dort arm oder warum gibt es Armut (in Entwicklungsländern und
Industrieländern)? - kurz und einfach zu beantworten. Ich habe
es mal
versucht und musste oft
beim Kolonialismus anfangen, dann die ursprüngliche Akkumulation
in Europa
beschreiben, dann kommen der klassische Imperialismus und die Weltkriege,
die
Entstehung der USA als Weltmacht nach dem Zweiten Weltkrieg, dann
die Rolle
des Dollar als Weltgeld und der gewonnene Konkurrenzvorsprung gegenüber
anderen
kapitalistischen Ländern, das Wesen des Kapitalismus selber,
dann der
Ost-West-Konflikt und die Aufgabe des Ostblocks, des real existierenden
Sozialismus, dann das Resultat - die USA als Nummer 1 und die Rolle
ihres
Geldes und
Militärs ... Das Resultat - eine sehr lange Erklärung,
wo ich dann unsicher
bin, ob mein Gegenüber meine Erklärung über die Ursache
der Armut in etwa
verstanden hat oder noch weiter zuhören will.
Vielleicht könnten Sie die obengenannte Frage kurz und verständlich
beantworten, so dass sowohl ein normaler Mensch als auch ein neun-jähriges
Kind eine
richtige Erklärung über die Ursache der Armut verstehen
und mitkriegen kann.
Kinder bekommen sonst schon in frühem Alter solche falschen
Begründungen zu
hören wie die Faulheit der Menschen, "weil sie gesündigt
haben", weil ihre
Politiker korrupt sind, weil die reichen Menschen der Industrieländer,
anstatt
mit Brot und Geldspenden zu helfen, nur an ihr eigenes Ich denken,
weil sie
zu
wenig Demokratie haben, weil sie nicht sparen, weil sie nicht
geschäftstüchtig sind usw. usf. ..."
Die einfache Antwort der Redaktion im GegenStandpunkt 4-03 und unter:
www.gegenstandpunkt.com
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
MEINUNGEN UND KOMMENTARE
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
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04 PNR-Verraeter:EU-Kommission
Von: ..Andreas Goerg <andreas atno-racism.net>
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Von: "q/depesche" <depesche atquintessenz.org>
Subject: PNR-Verraeter:EU-Kommission
q/depesche 2003-12-17T01:38:30
PNR-Verraeter:EU-Kommission
Hier sieht man, was Kommissar Bolkestein [NL] als "Troubleshooter"
mit den
USA ausgehandelt hat: einen glatten Bruch der EU-Datenschutzdirektive.
Vorbereitet wurde alles von Kommissar Christopher Patten [UK]. Diese
Kommission, die, statt europäische Gesetze zu respektieren,
Gesetze anderer
Staaten in Europa umsetzt, gehört abgesetzt.
-.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
Nach monatelangen Verhandlungen hat die EU-Kommission ein Abkommen
vorgelegt, das den USA "im Kampf gegen den Terrorismus"
Zugang zu
persönlichen Daten von Flugpassagieren geben soll.
Der zuständige EU-Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein sagte
am Dienstag
im Europäischen Parlament in Straßburg, der Datenschutz
für EU-Bürger sei
damit gewährt. Das Abkommen wird nun an das Parlament und die
EU-Staaten
weitergeleitet.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten die USA die
Vorschrift
erlassen, dass Fluggesellschaften dem amerikanischen Zoll elektronischen
Zugang zu den Datensätzen ihre Gäste geben müssen.
Die EU-Kommission teilte daraufhin der Regierung in Washington
mit, dass
diese Verpflichtung im Widerspruch zu Datenschutzbestimmungen der
EU und
der Mitgliedstaaten stehen könne. Da die US-Behörden Strafen
androhten,
willigten mehrere große EU-Fluggesellschaft ein und öffnen
seit März ihre
Computer.
Laut Bolkestein haben die USA nun Zusicherungen gegeben, die ein
solches
Abkommen akzeptabel machen. Statt der von der US-Regierung geforderten
mindestens sieben Jahre sollen die Daten nur dreieinhalb Jahre gespeichert
werden. So lang soll zunächst auch das Abkommen laufen.
Zudem hätten die USA zugestanden, die Daten nicht zur nationalen
Verbrechensbekämpfung zu nutzen. Die Informationen sollen nur
genutzt
werden, um gegen Terrorismus und damit verbundene Verbrechen sowie
organisierte Kriminalität vorzugehen.
EU- und US-Experten sollen zudem gemeinsam überprüfen
können, ob das
Abkommen greift und eingehalten wird.
So kam das über die dpa und ward übernommen von:
http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=204473
- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
relayed by Harkank
- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
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05 SP-OÖ und Grüne OÖ im Widerspruch zur Bundeslinie
für Neutralität
Von: Friedenswerkstatt Linz <friwe atservus.at>
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Friedenswerkstatt Linz, Waltherstr. 15, 4020 Linz, Tel.: 0732-771094,
E-Mail: friwe atservus.at , Web: www.friwe.at
Medieninformation
SP-OÖ Neutralitäts- Resolution in der Landesregierung
zeigt: Mehrheit
für Forderungen des Friedensvolksbegehren im OÖ-Landtag
möglich. SP-OÖ
und die Grünen OÖ im Widerspruch zur Bundeslinie
Erfreut zeigt sich die Friedenswerkstatt Linz über die Ankündigung
der
SP-OÖ in der oö. Landesregierung eine Resolution einzubringen,
in der
die Bundesregierung aufgefordert wird, die Neutralität aufrecht
zu
erhalten. "Keine Beteiligung an Kriegen und kein Militärpakt!"
fordert
Landeshauptmannstellvertreter Erich Haider und befindet sich damit
auf
Linie des Friedensvolksbegehrens mit seinen Forderungen: Ja zur
Neutralität! Keine Teilnahme an der EU-Armee! Keine Annäherung
an die
Nato! Soziale Sicherheit statt Aufrüstung!
Die Haltung der SP-OÖ unterscheidet sich wohltuend vom Schlingerkurs
des SPÖ Bundesparteivorsitzenden Gusenbauer, der sich wohl
für die
Neutralität ausspricht, gleichzeitig aber für die volle
Teilnahme
Österreichs an einem militarisierten Kerneuropa eintritt. Gusenbauer
befindet sich damit auch im Widerspruch zum Beschluß des letzten
ÖGB-Bundeskongresses, der in seinem Leitantrag festhält:
"Mit
Besorgnis beobachtet der ÖGB daher die zunehmende Militarisierung
der
Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU. 60.000
Soldaten - auch mit österreichischer Beteiligung - sollen dabei
von
humanitären Aufgaben bis zu Kampfeinsätzen zur Verfügung
stehen.
Klassische Gebietsverteidung soll auch in der EU Schritt für
Schritt
durch offensiven Militärinterventionismus ersetzt werden."
Nach der AK-OÖ, dem ÖGB-OÖ, die das Friedensvolksbegehren
unterstützen
wird nunmehr auch von seiten der SP-OÖ Widerstand gegen eine
Unterordnung unter ein militarisiertes Kerneuropa, wie es Gusenbauer
einräumt, signalisiert.
Die SP-OÖ wird im OÖ-Landtag mit der Unterstützung
der Grünen OÖ
rechnen können. Rudi Anschober, Gunther Trübswasser und
Doris
Eisenriegler gehören zu den ErstunterzeicherInnen des
Friedensvolksbegehrens. Diese stehen damit nicht nur im Widerspruch
zur Forderung Peter Pilz , mit seiner Forderung nach einer mit den
USA
konkurrierenden Militärmacht EU, sondern auch zum Beschluß
des
Erweiterten Bundesvorstands vom 12.12.2003, indem eine gemeinsame
Verteidigung als Schlusstein der laufenden Debatte um die Neutralität
anvisiert wird.
Nachdem die Landesorganisation der SPÖ und der Grünen
damit in
deutlichem Widerspruch zur Bundeslinie ihrer Parteien stehen, eröffnen
sich echte Möglichkeiten auch bei der ÖVP-OÖ einen
Nachdenkprozeß
einzuleiten. Die Äußerung von Pühringer im Standard
vom 15.12.03 ist
offensichtlich großer Unwissenheit über die Entwicklung
der
EU-Militarisierung in den letzten Tagen geschuldet. Sein Parteifreund
EU-Komissar Fischler hat schon deutlich darauf hingewiesen, daß
die
Herausbildung eines militarisierten Kerneuropas von Frankreich und
Deutschland auf die Tagesordnung gesetzt wird, was mit der bisherigen
Sicherheitspolitik Österreichs unvereinbar sei.
Gerald Oberansmayr, Vorsitzender der Friedenswerkstatt Linz: "Das
ist
natürlich nicht der Zeitpunkt, um über das Ende der Neutralität
zu
fabulieren, sondern Anlaß sie vollinhaltlich auf die Tagesordnung
zu
setzen."
Boris Lechthaler, Koordinator des Friedensvolksbegehrens: "Wenn
es
nicht nur um bloße Show gehen soll, müßte eine
Mehrheit im oö. Landtag
für die Neutralität und damit für Frieden und Stabilität
möglich sein.
Das Friedensvolksbegehren muß zur Grundlage eines entsprechenden
Beschlusses werden."
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06 EU/Oesterreich/ORF/Initiativen: Neutralitaet im O-Ton
Von: akin <akin.buero atgmx.at>
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EU/Oesterreich/ORF/Initiativen:
> Neutralitaet im O-Ton
Mit der immerwaehrenden Neutralitaet Oesterreichs, die ihren Ursprung
in den
50er Jahren hat, verhaelt es sich, so kann man zumindest den Eindruck
gewinnen, wenn man die oesterreichischen Eliten, die in der sich
rasant
formierenden europaeischen Militaerstruktur eingebunden sein wollen,
zuhoert, fast genauso wie mit einem Transistorradio aus dieser Zeit.
Die
Neutralitaet war ein taugliches Instrument, so kann man vernehmen,
waehrend
so ein Klotz von Radio mit Holzfurnier ein solides Geraet war, moechte
man
hinzufuegen. Gut und verdienstvoll, das bestreitet niemand. Deshalb
ist ja
die starke emotionelle Bindung zu diesen liebgewonnenen althergebrachten
Dingen auch verstaendlich, sie ist halt nur nicht vernuenftig, so
die
NeutralitaetsgegnerInnen, ausserhalb von Museumsmauern. Denn alt,
zu alt, um
den Anforderungen und Beduerfnissen der Gegenwart gerecht zu werden,
gehoert
die Neutralitaet eben wie eine Radioantiquitaet in eine Vitrine
oder als
Restneutralitaet eingebunden in den militaerindustriellen Komplex
wie ein
schrulliges Kofferradio auf einer Stereoanlage, weil auf ihr die
metallenen
Scheiben der Militarisierung nicht abgespielt werden koennen.
Der Herrschaftsdiskurs ueber die Neutralitaet, in dem die Neutralitaet
immer
als ehrwuerdiges aber in die Jahre gekommenes Konzept dargestellt
wird, das
nur noch von musealer Bedeutung ist, zwingt einem solche Assoziationen
auf,
mehr noch, will, dass ein solches Bild von der Neutralitaet entsteht,
Gemeingut wird.
Juengstes Beispiel hierfuer ist die Einladungspolitik des ORF. Fuer
Sonntag,
den 14. Dezember, war fuer die Diskussionssendung "Offen gesagt"
urspruenglich das Thema "Das Ende der Neutralitaet!" geplant,
ehe angesichts
des Scheiterns des Bruesseler EU-Gipfels entlang dem Knackpunkt
des
Verfassungsentwurfs, der kuenftigen Stimmgewichtung im Europaeischen
Rat,
umdisponiert und ueber "Europa in der Sackgasse" debattiert
wurde. Der
erwaehnten abgesagten Runde ging jedoch eine Absage voraus, der
wohl die
Intention zugrunde lag, das beschriebene von massgeblichen Kreisen
forcierte
Erscheinungsbild der Neutralitaet durch Personen verkoerpern zu
lassen. So
war anfangs die Einladung eines Vertreters bzw. einer Vertreterin
des
Friedensvolksbegehrens vorgesehen, die aber, gemaess einer Aussendung
von
Boris Lechthaler, dem Bundeskoordinator des Volksbegehrens, kurzfristig
zugunsten Botschafter a.D. Ludwig Steiner zurueckgenommen wurde.
Diesen
Schritt begruendete der ORF damit, dass es erwuenscht sei, die "Neutralitaet
im O-Ton" praesent zu haben, denn der ehemalige Botschafter,
Staatssekretaers im Aussenministerium, Abgeordnete zum Nationalrat
und
aussenpolitische Sprecher der OeVP Steiner, ist nun mal der letzte
lebende
Zeuge der Staatsvertragsverhandlungen. Diese fadenscheinige Begruendung
wurde von Lechthaler wie folgt kommentiert: "Botschafter Steiner
ist im
Lebensalter von mehr als 90 Jahren mit Sicherheit eine ehrwuerdige
Persoenlichkeit, trotzdem wird mit einem Blick das schmutzige, manipulative
Bild, das hier gezeichnet werden soll, offensichtlich: Auf der einen
Seite
die Neutralitaet, die zwar gut aber in der Zwischenzeit alt geworden
ist,
auf der anderen Seite das Neue, Moderne, was auch immer."
Einmal ganz abgesehen von der beabsichtigten Optik, ist der vom
ORF
geaeusserte Wunsch, nach Praesenz der Neutralitaet im O-Ton durch
die
Anwesenheit des Altpolitikers und Diplomaten Ludwig Steiner, nicht
einloesbar, weil inhaltlich falsch. Das Voelkerrechtsinstitut der
Neutralitaet ist naemlich nichts, das irgendwann fuer alle Zeit
fixiert
wurde, worauf z.B. der Voelkerrechtler Franz Leidenmuehler Anfang
Dezember
bei einem Symposium ueber die Europaeische Verfassung und Neutralitaet
im
Parlament hinwies, sondern etwas, das sich durch die Praxis der
anerkannten
neutralen Laender, man denke nur an die Haltungsaenderungen im oekonomischen
Bereich, an die Positionsverschiebungen aufgrund der aktiven
Neutralitaetspolitik der 70er Jahre, weiterentwickelt hat. Eine
Entwicklung
allerdings, die selbstredend Grenzen, etwa den Beitritt zu einem
Verteidigungsbuendnis, kennt. In anderen Worten: Naehme der ORF
den Anspruch
ernst, die Neutralitaet im Originalton und nicht nur aus der Konserve
vertreten haben zu wollen, dann kaeme er nicht umhin, auch jene
sozialen
Gruppierungen in die oeffentliche Diskussion einzubinden, die eine
moderne,
auf den fortschrittlichen Grundlagen der Zweiten Republik aufbauende
und
weiterentwickelte Neutralitaetskonzeption vertreten.
Lechthaler interpretiert daher stellvertretend fuer das gesamte
Aktiv des
Friedensvolksbegehrens die nicht zustande gekommene Einladung demnach
nicht
als taktischen Fehler im Rahmen der eigenen Oeffentlichkeitsarbeit,
sondern
er fuehrt sie auf die strategische Richtigkeit des Volksbegehrens,
dessen
Inhalt in einem direkten Widerspruch zu dem Neutralitaetsbild steht,
das es
zu zeichnen gilt, um Oesterreich auf die Schiene der Militarisierung
setzen
zu koennen, zurueck. Vor diesem Hintergrund bittet das Friedensvolksbegehren
darum, dass die an einer kontroversen, aufrichtigen und nicht an
einer
manipulierten Neutralitaetsdiskussion interessierte Oeffentlichkeit
vom ORF
fordert, dass das Friedensvolksbegehren bei solchen und aehnlichen
Sendeformaten kuenftig beruecksichtigt wird. Appelle koennen an
die
e-mail-Adresse offengesagt atorf.at oder per Post an die Informationsdirektion
(ORF-Zentrum, Wuerzburggasse 30, 1136 Wien) gerichtet werden.
*Roman Gutsch*
*
Unterstuetzungsformulare und Flugblätter zum Friedensvolksbegehrens
sind
unter http://www.friedensvolksbegehren.at verfuegbar oder koennen
fuer die
postalische Zusendung bei der Wiener Friedensbewegung (Koelblgasse
18/1,
1030 Wien, Tel. 796 50 21) angefordert werden.
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07 Publizistikfoerderung/In eigener Sache: Polemik ist "pfui"!
Von: akin <akin.buero atgmx.at>
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Publizistikfoerderung/In eigener Sache:
> Polemik ist "pfui"!
Unser Kampf mit der Bundesregierung geht weiter. Nachdem wir es
mittlerweile
gerichtlich schwarz auf weiss haben, dass die Bundesregierung nicht
trotz
anders lautenden Beiratsempfehlung einfach grundlos uns das Recht
auf
Publizistikfoerderung absprechen kann, lehnt uns jetzt der zustaendige
Beirat ab. Und diesmal gibt es auch eine richtige Begruendung. Wir
wuerden
naemlich deswegen nicht den Anforderungen §7 Abs.1 Z.3 (PubFG)
genuegen,
weil wir zu "polemisch" sind:
"Der Beirat hat nach Pruefung der vorgelegten Zeitschriftenexemplare
des
Jahrgangs 2002 festgestellt, dass aus verschiedenen in der Zeitschrift
'AKIN' veroeffentlichten Beitraegen eine grundsaetzliche Skepsis
autonomer
Gruppen gegen den Staat als solchen und gegen staatliche Organe
hervorgeht.
Die Berichterstattung ueber bzw. die Aufrufe zu Aktionen bei nationalen
und
internationalen Veranstaltungen zeichnen sich teilweise durch eine
polemische Diktion aus."
Damit dienten wir nicht der vom Gesetz gefoerderten "staatsbuergerlichen
Bildung". Einmal abgesehen davon, dass Herr Dichand Glueck
hat, dass die
"Kronen Zeitung" nach einer anderen Gesetzesstelle gefoerdert
wird -- ja,
auch diese Bemerkung ist "polemisch" -- ist die demokratische
Gesinnung
dieses Beirats wohl schon sehr bemerkenswert, wenn er vertritt,
dass
"Skepsis" und "Polemik" nicht der staatsbuergerlichen
Bildung dienten. Es
ist anzunehmen, dass der Beirat darunter nicht die Bildung der
Staatsbuergerinnen und Staatsbuerger meint, sondern vielmehr der
Bildung
oder besser: Erziehung zu "guten Staatsbuergern". Und
der gute Staatsbuerger
hat nunmal nicht skeptisch zu sein.
Lieber Beirat, liebe Bundesregierung, die Redaktion der akin kann
Euch
hiermit hoch und heilig zwei Dinge versprechen: Zum einen werden
wir auch
weiterhin polemisch und skeptisch sein und zum anderen werden wir
auch
diesmal -- wie man so schoen sagt -- moegliche rechtliche Schritte
pruefen.
*Bernhard Redl*
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08 Keine Ausgliederung der Grazer Wirtschaftsbetriebe
Von: Parteder Franz <Franz.Parteder atstadt.graz.at>
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Stadträtin Wilfriede Monogioudis
Keine Ausgliederung der Grazer Wirtschaftsbetriebe
(Redebeitrag in der Budgetdebatte des Grazer Gemeinderates, 15.
12. 03)
In letzter Zeit sind öfter Fordrungen nach einer Ausgliederung
der
Wirtschaftsbetriebe zu hören.
("Warum geben wir die Wirtschaftsbetriebe nicht den Stadtwerken?"
etc.)
Hier soll die Frage gestellt werden, was - außer das Verfolgen
einer
neoliberalen Ideologie - für einen derartigen Schritt sprechen
würde.
Die Grazer Wirtschaftsbetriebe, haben im letzten Jahr umfangreiche
Umstrukturierungen vorgenommen. Eine Umstellung der Buchführung
und
Bilanzierung, die noch im Gange ist, dient dazu, ein wirtschaftliches
Ergebnis zu errechnen und darzustellen.
Kostenzuordnung und Wirtschaftlichkeitsberechnungen werden dadurch
machbar
und überprüfbar.
Die Stadt schafft die Voraussetzungen für eine s.g. netto-
Veranschlagung.
Ziel ist die Aufnahme eines einzigen Postens im Jahresbudget der
Stadt,
nämlich des wirtschaftlichen Betriebsergebnisses der Grazer
Wirtschaftsbetriebe. Dieses kann dem Nutzen der Stadt aus der Tätigkeiten
der Wirtschaftsbetriebe gegenüber gestellt werden, und zwar
des gesamten
Nutzens und nicht nur eines betriebswirtschaftlichen.
Dieses Modell gewährleistet, dass die Aktivitäten und
das Wirtschaften der
kommunalen Wirtschaftsbetriebe für die Politik sowohl transparent
und
überprüfbar, als auch in demokratischer Weise disponierbar
bleiben.
Der gemeinnützige Bereich der Tätigkeiten, der selbstredend
keine Profite
abwerfen kann, kommt den SteuerzahlerInnen zu Gute und ist für
sie
keinesfalls eine Last. Für die notwendige Schonung der Ressourcen
sorgen
Transparenz und rationeller Einsatz der Mittel, jedoch nicht im
Sinne einer
privatbetrieblichen Rationalität, die ausschließlich
an Profiterzielung und
Profitmaximierung orientiert ist.
Notwendige Schritte sind bei den Wirtschaftsbetrieben vollzogen
worden und
werden laufend ergänzt und komplettiert.
Was würde also eine Ausgliederung für Veränderungen
mit sich bringen?
Es ist zu befürchten, dass eine Ausgliederung eine Vorstufe
zur
Privatisierung bedeutet.
Durch eine Ausgliederung würde dem Gemeinderat die laufende
Kontrolle und
das oft entscheidende Dispositionsrecht im Rahmen der Budgetierung
entzogen
werden.
Ein ausgegliederter Betrieb kann, unwahrnehmbar für den Gemeinderat,
mit
Hilfe einer mangelhaften Budgetierung und unzureichenden Ausstattung
so
ausgehungert werden, dass er nur mehr als "Last" dargestellt
werden kann,
die früher oder später "abgestoßen" werden
muss.
Die Verschmelzung von marktbezogenen und gemeinnützigen Leistungen
erfordert
genauso eine laufende politische Disposition. Mit einer Ausgliederung
entledigt sich die Politik dieser Aufgabe. Sie wird zu einem späterem
Zeitpunkt mit einem rein betriebswirtschaftlichem Ergebnis konfrontiert.
Alle Unterlassungen, alle wirtschaftlichen und politischen Fehldispositionen
werden dann als "Sachzwang" präsentiert und interpretiert.
Es droht die Filettierung. Verspricht ein Teilbereich ein lukratives
Geschäft zu werden, wird privatisiert. Zum Schluss bleiben
der Gemeinde die
rein gemeinnützigen Leistungen, die natürlich Kosten verursachen
und nicht
profitabel sein können.
Hier soll auch daran erinnert werden, dass es in der Regel die Bürgerlich-
Konservativen waren, die die Schaffung eines gemeinnützigen
kommunalisierten
öffentlichen Sektors als eine Tat der Vernunft betrachteten
und auch
vollzogen.
Es steht auch durchaus nicht im Interesse der bürgerlichen
Gesellschaft,
wenn dieser Sektor den Interessen von wenigen - oft international
oder
kontinental agierenden - Großunternehmen überlassen und
geopfert wird.
Zurzeit präsentiert sich Europa als einziger, neoliberaler
Markt.
Im EU-Grünbuch wird behauptet : "Im Rahmen des Gemeinschaftsrechts
spielt es
keine Rolle, ob der Erbringer von Dienstleistungen von allgemeinem
Interesse
öffentlich- oder privatrechtlich organisiert ist; beide haben
die selben
Rechte und Pflichten."
Das ist eben nicht wahr. Es gibt eine ganze Reihe von Pflichten,
die der
öffentlicher Sektor hat und private Betriebe nicht.
Die Politik muss die Gesamtwirtschaftlichkeit betrachten und darf
die
Kostenwahrheit unter Einbeziehung der sozialen Kosten nicht außeracht
lassen.
Sie können jedenfalls sicher sein, dass wir daher alle
Ausgliederungsbestrebungen bekämpfen werden.
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09 Mahnmal f ü r die homosexuellen NS-Opfer in Wien:
HOSI Wien schreibt an Stadtrat Mailath-Pokorny
Von: Kurt Krickler <Kurt.Krickler athosiwien.at>
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Untenstehend finden Sie den Brief, den die Homosexuelle Initiative
(HOSI)
Wien heute an Kulturstadtrat Dr. Mailath-Pokorny in Zusammenhang
mit der
Diskussion über und Forderung nach einem Mahnmal in Wien für
die
homosexuellen NS-Opfer geschickt haben.
Rückfragehinweis:
Helga Pankratz, Obfrau: Tel. 893 75 70;
Christian Högl, Obmann: Tel. 0699-118 11 038;
Kurt Krickler, Generalsekretär:
Tel. 545 13 10 oder 0664-57 67 466;
mailto:office athosiwien.at;
www.hosiwien.at <http://www.hosiwien.at>Herrn
amtsführenden Stadtrat für Kultur
Dr. Andreas MAILATH-POKORNY
Rathaus
1082 WienWien, am 16. Dezember 2003
Betr.: Mahnmal in Wien für die schwulen und lesbischen Opfer
des
NationalsozialismusSehr geehrter Herr Stadtrat!
Bezugnehmend auf die Initiative der Wiener Grünen und die dadurch
ausgelöste
Diskussion über die Errichtung eines Mahnmals in Wien für
die schwulen und
lesbischen Opfer des Nationalsozialismus möchten wir Ihnen
folgende
Klarstellungen und Anregungen übermitteln.
Am 2. d. haben Sie erklärt, die Stadt Wien hätte mit der
Errichtung des
Mahnmals gegen Krieg und Faschismus ein Zeichen für alle Opfer
des
Nationalsozialismus gesetzt. Mit Verlaub, sehr geehrter Herr Stadtrat
– das
ist eine nachträgliche Auslegung, die nicht zutreffend ist.
Wie Sie selber
zugeben mußten, werden auf den erklärenden Tafeln die
homosexuellen Opfer in
der Aufzählung der Gruppen, denen das Denkmal Alfred Hrdlickas
am
Albertina-Platz gewidmet ist, nicht einmal erwähnt. Bereits
1990 hatten wir
eine Ergänzung urgiert, bis heute ist nichts geschehen. Wir
nehmen aber mit
Freude zur Kenntnis, daß die Tafeln demnächst –
mit entsprechender Änderung
– ausgetauscht werden sollen, wobei wir auch hoffen, daß
die hochgradig
problematische Gleichsetzung von den "Opfern“ auf der
Täterseite mit jenen
Personen und Personengruppen, die üblicherweise als Opfer des
NS-Regimes
definiert werden, dabei eliminiert wird.
Dennoch kann eine solche späte Uminterpretierung das Denkmal
zu keinem
Mahnmal für die homosexuellen NS-Opfer machen. Dazu waren auch
die
dramatischen Ereignisse bei der feierlichen Einweihung des Mahnmals
am 24.
November 1988, bei der den friedlich gedenkenden Lesben und Schwulen
von der
Polizei ein Transparent entrissen wurde, mit dem sie auf die nicht
erfolgte
Rehabilitierung der homosexuellen Opfer aufmerksam machen wollten,
einfach
zu traumatisierend. Nach diesem Vorfall ist es einfach für
die heutige
Generation – und insbesondere für die damals Anwesenden
– nicht mehr
möglich, dieses Denkmal als "ihr“ Mahnmal zu begreifen
und als solches
anzunehmen. Wir erlauben uns, Ihnen in der Anlage zwei Ausgaben
unserer
Zeitschrift LAMBDA-Nachrichten zu übermitteln, in denen über
die erwähnten
Geschehnisse ausführlich berichtet worden ist.
Im übrigen macht ein Mahnmal für alle Opfer des Nationalsozialismus
ein
eigenes Mahnmal für eine bestimmte Opfergruppe keineswegs überflüssig.
Im
Gegenteil: Erst dadurch wird die Vielschichtigkeit der Verfolgung
deutlich
und geht nicht in einer allgemeinen unspezifischen Masse des Unvorstellbaren
unter. Nicht umsonst hat der deutsche Bundestag am 12. d. beschlossen,
ein
Mahnmal für die homosexuellen NS-Opfer zu errichten.
Wir würden indes ein solches Mahnmal ohnehin nicht eng begrenzt
auf die
Verfolgung der österreichischen Lesben und Schwulen in den
sieben Jahren des
Anschlusses ans Dritte Reich sehen, sondern – ähnlich
wie das
"Homo-Monument“ in Amsterdam – als ein Denk- und
Mahnmal in Erinnerung an
die Verfolgung von Lesben und Schwulen durch die gesamte Geschichte
– an
jene homosexuellen Männer, die zu Maria Theresias Zeiten als
Sträflinge
Schiffe die Donau hinaufziehen mussten, und an jene lesbischen Frauen,
die
mit dem schwarzen Winkel in KZ-Haft kamen, genauso wie an jene nach
§ 209
verfolgten Menschen, die noch im Vorjahr in Anstalten für geistig
abnorme
Rechtsbrecher inhaftiert waren.
Wir nehmen weiters Bezug auf Ihre Aussage im Standard vom 3. d.,
derzufolge
die Stadt Wien "offen sein“ würde, "wenn jemand
anderer – ein Bezirk oder
eine Gruppe“ – mit der Initiative für ein solches
Mahnmal an die Stadt Wien
heranträte. Dies wollen wir als älteste Wiener Lesben-
und
Schwulenvereinigung hiermit tun.
Wir fordern die Stadt Wien auf, die Errichtung eines solchen Mahnmals
in
Angriff zu nehmen, dafür einen geeigneten Standort zu suchen
und zur
Verfügung zu stellen sowie einen internationalen künstlerischen
Wettbewerb
zur Gestaltung dieses Mahnmals auszuschreiben – und natürlich
die Kosten
dafür sowie für die Errichtung des Mahnmals zu übernehmen.
Wir möchten dieses Projekt gerne mit Ihnen persönlich
besprechen und
ersuchen daher um einen Gesprächstermin. Um einen solchen zu
vereinbaren,
werden wir uns erlauben, Ihr Büro nach dem 7. Jänner 2004
zu kontaktieren.
Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Helga Pankratz
Christian Högl
Obfrau
Obmann
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10 Sikhausgrenzung
Von: SIKHS_AON <sikhs ataon.at>
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Liebe WiderständlerInnen!
Die Betroffenen aus der Diskussion auszugrenzen, ist eigentlich
ein
Armutszeugnis für Menschen, die sich so gerne auf die Aufklärung
und
deren Postulat mit Mut den eigenen Verstand zu gebrauchen, berufen.
Kein eigenes "Sikh"-Gesetz garantiert wie den Muslimen
im Rahmen des
Status als anerkannte Religionsgemeinschaft das Recht auf freie
und
öffentliche Religionsausübung und gewährt innere
Autonomie, was die
Regelung der die Religion betreffenden Belange betrifft.
Ein besonders entscheidender Punkt im Vergleich zu "anerkannten"
Religionen, weil so gewährleistet wird, dass nicht über
Terrorexperten
und Gutachten aus dem Ausland Religionsausübung staatlicherseits
über
die Köpfe der AnhängerInnen der Glaubensgemeinschaft hinweg
ausgelegt
werden kann -- wie es allerdings hinsichtlich Sikhs in der EU
bedauernswerterweise geschieht.
Solange Sikhs nicht als Gruppe, nämlich als Körperschaft
öffentlichen
Rechts ihre Arbeit als offizielle Vertretung für die religiösen
und
volksgruppenbedingten Angelegenheiten aller im Lande lebenden
Angehörigen aufnehmen können, werden sukzessive wichtige
Schritte auf
dem Weg zur Integration gemeinsam zu unternehmen sein. Dazu gehört
die
Einführung von sikhspezifischem (Religions)-Unterricht an öffentlichen
Schulen genauso wie Dialogprogramme, die mehr Information über
die
scheinbar so fremde Religion und Volksgruppe mit mehr
Begegnungsmöglichkeiten verbinden.
Das Website www.sikhnet.com sei allen jenen als Lektüre empfohlen,
die
noch immer von der angeblichen Inkompatibilität des Sikhtums
mit
europäischen Werten ausgehen.
Gerade im Sinne einer Erleichterung für das Schicksal vieler
Jungmuslimae in Österreich ist doch endlich -- wenn sie halt
schon vom
Zaun bricht -- eine "geschlechtsneutrale" Kopftuch(Turban)debatte
zu
fordern.
Wir wissen, dass rechtliche Nicht-Anerkennung nicht unbedingt
gleichbedeutend ist mit gesellschaftlicher Akzeptanz. Manche Themen
wie der Ausschluss von der Schule wegen des Kopftuchs oder Turbans
resp. Abscherung der habituellen Haartracht stellen sich bei uns
Sikhs
halt schon. Und trotzdem mag es genug Leute geben, die uns dergleichen
menschenrechtsbeugendes Ungemach nicht wünschen würden.
Man lese etwa
in den - tlw allerdings wieder zensierten - online Diskussionsforen
diverser Medien Reaktionen auf das Thema nach (ORF, Krone, Kurier,
Standard, www.sikhnet.com...). Die Situation in Österreich
bietet
Sikhs nicht die Chance fair zu partizipieren. Persönlich habe
ich es
oft erlebt, dass sich Vorurteile relativieren, wenn ein Sikh sichtbar
einen Platz in der Gesellschaft einnimmt, wie es bsw im Vereinigten
Königreich immer mehr der Fall ist.
Darum wäre es ja so absolut kontraproduktiv, wenn man die leider
bestehenden Schwierigkeiten, sobald man mit Kopftuch /Turban auf
Jobsuche geht, noch dadurch verschärfte, dass auf einmal
Verbotsforderungen herumgeistern. Immerhin passiert das bei uns
politisch nur von Seiten gewisser Seilschaften aus der SPÖ,
sonst
haben wir sogar viele ermutigende Signale. Und auch dort wird das
jedenfalls nach Aussagen ihrer Prominenz auch nur in das Gewand
eines
Anpassungsgebots gekleidet.
Darum noch einmal: Ausgrenzung unter dem Titel: Das physiognomische
Äussere der Sikhs passt nicht zu uns, ist diskriminierend,
geht
besserwisserisch am Integrationsauftrag des Sikhtums vorbei, würde
am
Ende gar Ghettoisierung mit sich bringen und damit die Stereotypen
zementieren.
Das Kopftuch/Turban macht doch nicht das Sikhtum aus, ist doch kein
Symbol! Wir treten für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen
ein,
nicht nur in der Gesellschaft sondern auch vor dem Altar. Nachteile
aufgrund des Geschlechts darf es nicht geben.
Junge Kopftuch/TurbanträgerInnen kränken sich, dass man
sie als
rückständlerisch einstuft. Es besteht angesichts diskrimnierender
Randbedingungen kaum Hoffnung, dass aus diesen selbstbewussten und
gebildeten Menschen eine neue Generation entsteht, die endlich auch
von der Ausbildung her in der Lage ist, Positionen einzunehmen,
die
den Dialog mit der Gesellschaft weiterbringen.
Man/frau denke dabei nur an die speziellen Kompetenzen, die diese
Gruppe auszeichnet, weltumspannende Kultur-Brücken bauen zu
können.
Wenn sie sich nur nicht gleich entmutigen lassen, wenns nicht gleich
bei der ersten Bewerbung klappt oder sie sich Komplexe einreden,
dass
sie eh nicht wie andere zum Zuge kämen, ist ihre Sorge.
Junge "Migrantinnen" als Abkömmlinge der "zweiten"
und "dritten"
Generation zu bezeichnen ist ein problematisches Unterfangen, die
nur
auf einem Mythos von Blut und Boden aufbaut und diese rassistischen
Abgrenzungsmechanismus fördert.
Die meisten der jungen Sikhs tragen den Kopf bedeckt: farbenprächtige
Turbanvarianten, Kappen, kunstvoll drapierte Tücher... Jüngst
war ein
"Kopftuchbericht" in der Barbara Karlich Show ausgestrahlt
worden
(Geschädigtenbericht vom MUND leider zensiert), zu dem junge
Sikhs -
trotz Zusage - dann doch nicht interviewt worden waren. Noch besser
als wenn die mir das Wort abschneiden, so dass nur von dem
Kopftuch/Turban als "Kern" meiner Identität die Rede
ist, was so ja
keiner verstehen wird. Sie kommen sich benutzt vor, denn es scheint,
dass man ihre verfremdete Aussage in die fertig konzipierte
Schnitt-Geschichte einfach einbaute. Und wir Sikhs kamen gar nicht
richtig vor! Warum tut man immer so, als könnten Menschen mit
Kopftuch/Turban nicht modern sein? Ich möchte das Gegenteil
beweisen!
"Ausländer"feindlichkeit ist uns auch ohne dass wir
noch dazu
besondere Kleidung tragen, immer wieder begegnet.
Die Diskussion hier verfolgen wir gespannt und wir hoffen, dass
die
Vernunft siegen wird. Abgesehen davon, dass es einfach unfair und
zynisch ist, Sikhs aus dem Diskussionsthread auszuschließen,
bringen
Verbote und Zensur eine Polarisierung, die gefährlich für
die substanz
ist, die wir rüberbringen wollen.
In Wien hat Bürgermeister Dr. Michael Häupl noch niemals
Sikhs in den
Rathauskeller eingeladen, obwohl er bereits mehrfach in die
Sikh-Gurdwaras eingeladen worden ist.
Ganz anders dagegen Maria Vassilakou: bei einem
StadtexpertInnengespräch brachte sie etwa potentielle ArbeitgeberInnen
wie die Wiener Linien mit Muslimas und Sikhs zusammen, um auszuloten,
ob Beschäftigung auch mit der jeweils von der Religion vorgesehenen
Kopfbedeckung möglich wäre. Ergebnis für die Sikhs:
Wenn das Farben
und das Logo der "Wiener Linien" zusammen mit Turban getragen
werden
wird kein Problem, sind solche Bewerberinnen willkommen. Allerdings
wurde dieses Versprechen noch nie eingelöst!!
In Österreich lässt sich an vielen Details die Richtigkeit
des Mottos
Partizipation bringt Integration ablesen, vor allem dort, wo man
sich
gegenseitig aufeinander zu bewegt. Islamophobie, allgemeine
Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende
Ausgrenzungsmechanismen sollen keinesfalls heruntergespielt werden.
Bieten doch gerade die gesetzliche Grundlagen für Sikhs oder
auch
AfrikanerInnen tlw lebensgefährliche Rahmenbedingungen, den
Ausstoss
ins Jenseits fördern.
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11 Prozeßbericht
Von: Thomas Meyer-Falk <thomas_m_f atso36.net>
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Gesinnungsurteil gegen die drei Magdeburger im 129a-Verfahren
13.Prozeßtag 16.12.03
Wegen gemeinschaftlicher Brandstiftung in vier Fällen wurden
Marco zu
einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten und Daniel zu zwei
Jahren Freiheitsstrafe (Jugendstrafrecht) verurteilt! Carsten wurde
aufgrund der schlechten Indizienlage frei gesprochen und erhält
Haftentschädigung!
Nach dem ohnehin schon mehr als absurden Prozeß, verkündete
heute der
Strafsenat seine ganz persönliche Meinung (und anders sind
die
Äußerungen Hennings nicht zu werten) zur Verübung
von zwei geglückten
und zwei versuchten Brandanschlägen durch die Angeklagten.
In seinen Vorabbemerkungen kam Ri Hennig nicht umhin zu sagen, daß
der
Senat sich nicht habe "unter Druck setzen lassen, weder von
den
Angeklagten noch dem Publikum".
Denn "hätte es den Autonomen Zusammenschlusz (AZ) nicht
gegeben, wären
wir heute nicht hier".
Der Senat (in persona Richter Hennig) selbst führte aus, daß
es sich
hier um Indizienbeweise gehandelt habe, die aber, lege man die
Mosaiksteinchen zusammen, das Gesamtbild ergäben, daß
sich aus dem AZ
heraus, dem die drei Angeklagten angehören, eine terroristische
Vereinigung gegründet habe. Aus den Papieren das AZ wäre
für den Senat
ersichtlich gewesen, daß es ich beim AZ um eine Gruppe handele,
die
Hinweise auf Gewaltbereitschaft zulasse. Daraus sei nicht zwingend
zu
schließen, daß diese die Keimzelle der Terrorgruppe
sei, die Verbindung
sei in der personellen Übereinstimmung zu sehen. Zur Auflösungserklärung
sei festzustellen: " wer sich aufgelöst hat, muß
sich notwendigerweise
gegründet haben."
In der Art und Weise wie die Bekennerschreiben verfaßt waren
(sz statt ß
und Chrysler ohne h) und Schreiben, die bei Marco gefunden wurden,
solle
ein Beweis dafür sein, daß Marco der Autor der Bekennerschreiben
war. So
auch die Übereinstimmung der Schreibmaschinen.
Daniels Alibi wurde in "erhebliche" Zweifel gezogen. Außerdem
sage die
Tatsache, daß Daniel zur Tatzeit nicht vor Ort war, nicht
aus, daß er
nicht an der Vorbereitung der Anschläge beteiligt gewesen sei,
der
Fingerabdruck auf dem Karton unter dem BGS-Bus sei ein Beweis für
die
Einbindung in die Vorbreitung der Anschläge. Außerdem
schloß sich der
Senat vollends der BAW (Bundesanwaltschaft) an, als er meinte, daß
die
Telefonüberwachung eindeutig ergeben habe, daß Daniel
sich habe absetzen
wollen.
Carsten schlußendlich "profitierte nun von der im Verfahren
geänderten
Beweislage und hatte vor seiner eigenen Verhaftung vorgesorgt".
Es gäbe
gegen ihn keinen konkreten Beweis, weshalb er heute noch mal "von
der
Schippe gesprungen" sei.
"Wehret den Anfängen".
Während der ganzen Urteilsverkündung, und daß war
der zusätzliche
Hammer, konnte der Richter die ganze Zeit nicht umhin, mal so richtig
loszuwerden, was er von der Linken hält, denn "wer Brände
legt will
töten" und zitierte damit aus einem linken Flugblatt,
welches im
Zusammenhang mit Übergriffen von Nazis verfaßt wurde.
Außerdem ist es
noch gar nicht so lange her, daß "Bücher verbrannt
wurden und Synagogen
brannten". Vor dreißig Jahren brannten auch erst nur
Kaufhäuser und
"dann wurden Menschen getötet." So könne man
von den Angeklagten zwar
nicht behaupten, daß sie "Topterroristen" seien,
aber man müsse den
Anfängen wehren.
Entsprechend wutgeladen war die Stimmung im Zuschauerraum, denn
ein
derart arrogantes und herablassendes Verhalten sowohl gegenüber
den
Angeklagten als auch dem Publikum war schier nicht auszuhalten.
Pauschal
wurde dem Publikum unterstellt, daß, würden "hier
heute drei
Kahlgeschorene mit Springerstiefeln sitzen, und die drei Angeklagten
als
Nebenkläger auf der Anklagebank zugegen sein", wir uns
über einen
Freispruch genauso "aufregen" würden.
Die Anwaltschaft geht nach der heutigen Urteilsverküngung davon
aus, daß
die BAW in Revision gehen wird. Selbes wird auch die Verteidung
der
Verurteilten tun. Dies bedeutet, daß die Angeklagten bis zur
Rechtskräftigkeit des Urteils auf freiem Fuß bleiben,
aber eventuell
auch mit neuen Repressionen gegen die Magdeburger Szene zu rechnen
ist,
da es weitere Beschuldigte gibt und die BAW sicherlich an einer
Verurteilung nach § 129a festhalten wird.
Soligruppe Magdeburg/Quedlinburg
Rote Hilfe
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INTERNATIONALE MEINUNGEN UND KOMMENTARE
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12 Stimmen zur Verhaftung von Saddam Hussein aus der arabischen
Presse
Von: Wadi e.V. Wien <wadi_wien athotmail.com>
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MEMRI Special Dispatch, 16.12.2003
Stimmen zur Verhaftung von Saddam Hussein aus der arabischen Presse,
dem
Irak und Iran
Die Ergreifung von Saddam Hussein hat in der arabischen Presse
unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Während in den
irakischen und den
liberalen Zeitungen Freude und Hoffnungen auf friedlichere und demokratische
Zeiten im Irak geäußert wurden, nahmen einige Blätter
in Ägypten und
Jordanien Husseiens Festnahme zum Anlass, die Besetzung des Irak
scharf
anzugreifen. Viele Kommentatoren spekulieren über eine Ausweitung
der in den
arabischen Medien meist als "Widerstand" bezeichneten
Anschläge im Irak,
weil etwa die Schiiten nun nicht mehr fürchten müssten,
mit eigenen Aktionen
gegen Amerikaner und Briten eine Wiederkehr des alten Regimes zu
begünstigen. Nahezu alle Kommentatoren wiesen überdies
darauf hin, dass sich
Saddam Hussein ohne jede Gegenwehr ergeben habe. Die folgende
Zusammenstellung von Kommentatren der Zeitungen vom 15.12.2003 umfasst
zunächst deutsche Übersetzungen aus arabischen Zeitungen.
Es folgen
englische Übersetzungen aus der irakischen und der arabischen
Presse. Zum
Abschluss dann noch Stimmen aus dem Iran in deutscher Übersetzung:
Unter dem Titel "Höhlenmensch" schrieb Huda Husseini
in der in London
herqausgegebenen Tageszeitung Al-Sharq al-Awsat:
"Die Festnahme von Saddam Hussein [.] lässt die Iraker
mit Vertrauen in die
Zukunft schauen [.] Wir sollten uns freuen, dass die Iraker den
Wind von
Freiheit und Demokratie spüren können. [.] Die Ergreifung
von Saddam Hussein
auch spürbaren Einfluss auf diejenigen haben, die [gewaltsame]
Operationen
durchführen, insbesondere bei denen, die irakische Polizisten
töten und und
irakische Einrichtungen angreifen. [.] Nicht, dass die Operationen
nun ganz
aufhören werden - sicher werden noch einzelne Aktionen stattfinden
- aber
auf lange Sicht wird sich die Lage beruhigen."
Nicht so sicher ist sich da die jordanische Tageszeitung Al-Dustour:
"Kein Zweifel, dass die Verhaftung Saddam Husseins ein wichtiges
Ereignis
hinsichtlich der gegenwärtigen Lage im Irak ist. Sie bedeutet
das Ende der
Ära der [von S.H. entzündeten] Auseinandersetzungen und
Krisen in der
Region. [.] Gleichzeitig ist seine Verhaftung nur ein Symbol dafür,
dass der
Irak unter die Besatzung von Amerikanern und Briten gefallen ist
[.]. Der
irakischen Bevölkerung zeigt die Ergreifung, dass die Ära
Saddam nicht
wiederkehren wird und dass die nun herrschende Realtität durch
die fremde
Besatzung und die damit verbundenen Versuche geprägt ist, ein
neues System
im Irak zu errichten. [.] Zu den größten Schwierigkeiten
dabei zählt der
in letzter Zeit zunehmende irakische Widerstand, wobei noch unklar
ist, wie
sich die Verhaftung Saddam Husseins auf ihn auswirken wird."
Ähnlich formulierte die ägyptische halboffizielle Tageszeitung
Al-Ahram ihre
Erwartungen in einem Editorial:
"Tatsache ist doch, dass es die amerikanisch-britische Besatzung
ist, welche
die Kapazitäten des Irak zerstört, die den Staat und seinen
Apparat - nicht
nur dessen Führung - zerstört sowie konfessionelle Spaltungen
erzeugt [.].
Sie macht Millionen junger Männer arbeitslos und stürzt
sie in die Armut
[.], sie unterdrückt [.] und tötet. Diese Besatzung muss
Aktionen des
nationalen Widerstands gegen sie hervorrufen - gleich ob Saddam
Hussein frei
oder gefangen ist. Vielleicht ermuntert seine Verhaftung sogar auch
die
Schiiten, die 60% der Bevölkerung stellen, sich dem Widerstand
gegen die
Besatzungsmächte anzuschließen, weil sie nun nicht mehr
fürchten müssen,
dass das System von Saddam Hussein neu errichtet werden könnte.
Das
Wahrscheinlichte ist, dass der Widerstand so lange weitergeht, wie
die
amerikanisch-britische Besatzung dem Irak die Luft nimmt."
In die gleiche Richtung kommentiert die jordanische englischsprachigen
Tageszeitung Jordan Times:
"Die Begeisterung über die Festnahme Saddam Husseins wird
bald verblassen,
weil die mangelhafte Sicherheitslage und die schlechte Grundversorgung
die
Iraker an die harte Realität erinnern werden. Wenn die Begeisterung
vorbei
ist, werden sich die Iraker erneut fragen, wann sie zu einem normalen
Lebensalltag zurückkehren können und wann die ausländischen
Beatzungstruppen
ihr Land verlassen werden. Solange sie kein Versprechen [von den
Amerikanern] haben, an das sie sich klammern können, wird der
irakische
Morast das Land und die restliche Region in weitere Verzweiflung,
Instabilität und Elend ziehen."
Auch die libanesische Tageszeitung Daily Star beschäftigt sich
mit der
Besetzung des Irak:
"Die Falken in der Bush-Regierung werden die Festnahme von
Saddam Hussein
als Bestätigung ihrer Strategie betrachten. Auf der anderen
Seite werden
sich die moderateren Stimmen aus Washington in ihrer Meinung bestärkt
sehen,
dass die USA ihre neue Position der Stärke nutzen sollten,
um die
Beziehungen zu den eigenen Alliierten und zu den Nachbarländern
des Iraks
wiederaufzubauen. Diese Stimmen sollten unbedingt durch konkrete
Vorschlägen
aus unserem Teil der Welt unterstützt werden."
Die meisten Zeitungen beschäftigten sich eingehend mit der
Art und Weise von
Husseins Ergreifung. So titelte die in London herausgegebene Tageszeitung
Al-Hayat auf der ersten Seite: "Ohne Widerstand und ohne Reue".
Auch die
jordanische Al-Rai notiert:
"Er war nicht in der Lage Widerstand zu leisten, er hat keine
Waffe zu
seiner Verteidigung benutzt oder um seine Feinde fernzuhalten. Und
er hat
die letzte Kugel nicht aufbewahrt, um sich selbst zu töten
[.]. Das Bild,
das Saddam abgab, hinterlässt einen schlechten Eindruck - insbesondere
bei
denen, die an seine Tapferkeit glaubten und nicht daran dachten,
dass er
sich einfach so ergeben könnte [...] und seine Feinde ihn lebend
in die Hand
bekommen würden. Das Bild des Herrschers ist das eines furchtsamen
Menschen,
der aufgegeben hat. [.] Seit dem Fall Bagdads konnte man das Ende
von Saddam
erwarten, nicht erwartet wurde aber, dass sein persönliches
Ende so armselig
ausfallen würde - ohne jede Tapferkeit, die dem einfachen arabischen
Bürger
ein Beispiel für den Kampf gegen seine Feinde geben könnte.
Und wenn er bloß
mit einer alten Flinte oder einer bloßen Messerklinge kämpft,
um nicht im
Schlupfloch oder auf dem Sofa zu sterben [.]"
Zusammenfassend kommentiert für Al- Hayat deren Kolumnist Abd
Al Wahab
Badrakhan:
"Nichts an Saddam Husseins Schicksal könnte die arabische
Welt betrüben -
angesichts all seiner Fehler, Verschwörungen und Verbrechen,
die den Arabern
nichts Gutes gebracht haben. Schade nur, dass es nicht die Iraker
selbst
waren, die den Diktator ergriffen. Denn die amerikanischen Kräfte
[.] waren
vor der Ergreifung Husseins Besatzer und sie bleiben es auch danach.
Natürlich nutzen sie seine Ergreifung aus - ebenso wie sie
seine Fehler,
seine Verschwörungen und seine Verbrechen ausgenutzt haben,
als er noch an
der Macht war [..]. Die Vereinigten Staaten verdanken ihm viel,
weil er
ihnen das Vordringen in die arabische Welt erleichtert hat."
The Arab Media Reaction to Saddam's Arrest: The Iraqi Press
The leading independent Iraqi daily, Al-Zaman, editorialized under
the title
"The Fall of Saddam is Complete and the Sun has Returned to
Shine on Iraq:"
"It is a great day indeed. The era of oppression and dictatorship
has gone
forever... With the fall of Saddam, submissive and meek, in the
hands of the
American Fourth [Infantry] Division, the fallen regime has spent
its last
breath... He [Saddam] proved to be a coward who would not defend
himself...
The Iraqis are confronting new evidence today that oppression must
come to
an end and be accounted for.
"The capture of Saddam is another window of hope for a clean
Iraq, swimming
in sunshine and far away from a dark past crowded by the dungeons
of the
secret services in which hundred of thousands of Iraqis have disappeared
because of a word or a whisper or an opposing view."(1)
Under the headline "Saddam is Finished and the News has Shaken
the World,"
the daily Al-Sabah wrote: "In a secret hideout, deep in the
ground with but
an opening for ventilation in a farm close to Tikrit, prepared for
him as a
'fortress,' Saddam was finished. The news that has shaken the world
[showed
him] in tattered clothing, long and unkempt beard and hair characterized
by
some tranquility mixed with defeat and surrender to his ultimate
fate. This
was the picture in which Saddam was seen as finished as he was subject
to
DNA tests to ascertain his identity... This is always the destiny
of every
dictator, despot, and oppressor where the wastebasket of history
awaits his
likes every time and everywhere."
The same daily described the population's joy, reflected in the
distribution
of sweets, the firing of guns in the air and the ululation of women
at the
demise of the dictator "who has excelled in war games, mass
killing,
destruction, and the increase [in the number] of orphans and widows
throughout this injured land, whose time has come to restore its
health and
bid farewell to the Republic of Fear."(2)
A second editorial in Al-Sabah by Sa'ad Hadi, titled "An End
Suitable for
Criminals," stated: "This is how the beast finally appeared
in his true form
which he has hidden for 35 years - a form of someone mentally deranged,
weak, and a liar who knows nothing but the art of deceit and betrayal.
"This is how the 'Prince of Darkness' was picked up from his
hole without
resistance. If there was another person in his place, he would have
deserved
sympathy, but a criminal like him does not deserve but a long moment
of
silence to remember his crimes and wickedness, and what he has left
behind
in pain and agony in the hearts of the Iraqis."(3)
Abd Al-Bassit Al-Naqqash, the Editor-in-Chief of the daily Al-'Ahd
Al-Jadid,
writes in an editorial titled "The Blessed Editorial:"
"The day of the despot... we have said that it was coming and
have no doubt
about it. And there shall be no escape for the judgment of Allah
on the
wicked. Justice has caught the bloodsucker, the despot who has humiliated
his people and relatives!!! We were notified yesterday, and in Karbala
[the
Shi'ite holy city] of all places... of the capture of Saddam Hussein.
Guns
began firing announcing happiness which exceeded the happiness of
the 'Id
[religious holiday] and exceeded the fall of the entire regime on
April 9...
the entire population demonstrated against Saddam Hussein's terrorism,
and
the cries of the honest people in Iraq and the entire world were
heard
calling for freedom for the patient Iraqis, the people of goodness
and the
people of history and the people of knowledge which has shone over
the
world... it is the great Iraq and its people, Arabs and Kurds, Turkmen
and
other minorities, and all the monotheistic religions, against the
unbelief,
oppression despotism th
at were personified by Saddam Hussein. This is the clearest and
most
beautiful morning in my country, Mesopotamia. Be joyful, oh my brothers,
be
joyful oh my brothers, for this is great news for Iraq."(4)
In the Al-Nahdha daily, Jalal Al-Masheta writes under the title
"What is
After the Red Dawn?" that, "the hyena, which always pretended
to be a
peacock, has finally fallen into the trap. Saddam Hussein, who has
written
his name on the stones of Babylon and turned his statutes into new
idols and
coveted Iraq as a personal property while [forcing] some of its
people
across the border at one time and at other times another forcing
them into
mass graves or burning in the fire of wars, has fallen.
"The hyena which aspired to be a peacock in his tails, a lion
in his courage
but for the 'Red Dawn,' which was executed by the American forces
in
cooperation with Iraqi elements and resulted in the arrest of the
pretender
without resistance and without anyone to mourn [him]. The peacock
has folded
his tail and the lion has opened his mouth to count what was left
of his
fangs... And thus has come to an end the legend and the bubbles
have
burst..."(5)
The daily Baghdad, associated with the National Reconciliation Movement
in
Iraq, writes in an editorial: "This has been one of the great
scenes of the
century. The written word says that Saddam Hussein has fallen into
the cage
of justice. The celebration was the firing of guns as well as the
shedding
of tears, and the unannounced cries from the mouths of thousands
of
victims... A thick beard, a hair that was not touched by the scissors
of the
private barber from the night of his escape, and two frightened
eyes, as
though he was reviewing the days and nights of the boasting and
bragging.
Have you remembered, Mr. President, the moment of lighting the huge
Havana
cigar? One Cuban cigar you used to burn and spread its smoke and
illusions
over those who are with you; those who were carrying ribbons and
medals of
fear and deceit. It [the price of the cigar] would have been enough
to feed
a whole family for a month."(6)
"Peace, Tolerance and National Reconciliation" is the
heading of an
editorial in the daily Al-Ta'akhi, associated with the Kurdish Democratic
Party of Jalal Talabani. The editorial writes: "The time has
come to control
emotions and return to tranquility, logic and contemplation. The
despotic
regime that has harmed the people's present and future has been
sealed. What
was expected has happened with the arrest of the deposed president
who will
be put to a public trial. And Paul Bremer has found the needle in
a
haystack. Saddam's regime has fallen last April and the ensuing
months have
witnessed acts of bombings, destruction, and assassinations... which
alleged
to have Saddam behind them. His capture will demonstrate the extent
of the
impact of his arrest on the reduction or continuation of the terrorist
activities... The capture of the despot will weaken the front [opposing
the
Governing Council] and will strengthen the Governing Council and
all the
supporters of the new era. I
t will raise the credit of the government of the American president,
particularly in the presidential battle, and will also raise the
credit of
British Prime Minister Tony Blair and the rest of the allies."(7)
In connection with the capture of Saddam Hussein the Iraqi daily
Al-'Ahd
Al-Jadid criticized Al-Jazeera:
"Al-Jazeera channel has apparently tried last night to kill
the joy of the
Iraqis by televising meetings with the horn-blowers and beneficiaries
of
Saddam and his gang. It has also tried to incite others by reporting
on the
subsequent attacks by the resistance following the arrest of the
head of the
pyramid and forgot that Saddam was the head of a sword who surrendered
quietly."(8)
The Arab Press
The London Arabic-Language Press:
'Even Saddam's Little Nephew [Grandson] was Braver' (Al-Hayat)
Al-Hayats Deputy Editor Ghassan Charbal wrote: "Where is the
pistol they
said was his old comrade and last friend? Where is the last bullet
he said
he was saving for himself, so his enemies would not see him in captivity?...
The story could have been different had his finger come near the
trigger and
had the barrel been put to his temple, and had the Americans gotten
a
corpse, not a prisoner.
"... The legend is always greater than the man, and becomes
a story without
a bullet. A corpse would not have been pardoned for his deeds, but
it would
at least have helped claim that he paid the price... The master
of the
bullets was parsimonious on one bullet to his temple - despite his
great
generosity in all things regarding bullets for others..."(9)
Al-Sharq Al-Awsat: 'Saddam's Arrest is another defeat for Arab propaganda'
Abd Al-Rahman Al-Rashed, the editor of the London daily Al-Sharq
Al-Awsat,
wrote: "The night Saddam was arrested was another night of
defeat for Arab
propaganda that has become accustomed to spreading illusions while
basing
itself on ghosts, certain that none will discover the truth... His
appearance angered all those misled by the illusions, because he
did not
wear an explosive belt, did not rely on a submachine gun, and did
not
swallow cyanide capsules to commit suicide. All he possessed was
a telephone
and a bundle of dollars with which he ruled what remained of Iraq
from a
small pit, as he had from his luxury palace in Baghdad - with one
hand
ordering killing, with the other hand buying loyalty. His end is
the end of
one of the false heroes that fill the pages of our history. Because
we know
that when one lie falls, another is born, we anticipate a new chapter
of
fraud."(10)
The Egyptian Press
In his op-ed, the editor of the Egyptian government daily Al-Ahram,
Ibrahim
Nafi', took a different approach: "The sight of former Iraqi
president
Saddam Hussein at the time of his arrest... is painful and shocking.
No Arab
would wish this upon the Arab president of Iraq, one of the most
important
Arab countries... Many Iraqis hoped that his rule would be ended
by the
Iraqis, but Saddam rejected all calls to him by the Arab forces,
primarily
by Egypt, to prevent the danger lying in wait for Iraq and the Arabs.
He
entered into an ill-thought-out conflict with the international
forces that
seek to rule the world... Now he must be tried in an Iraqi court,
not an
American court.
"Ultimately, he is an Arab president, and his crimes and mistakes,
from
beginning to end, were against the Iraqi people and its neighbor
Kuwait."(11)
The Saudi Press
Abdallah Nasser Al-Fawzan wrote in the Saudi daily Al-Watan: "...
In all
seriousness, I feel a powerful desire to now pen a long, warm eulogy
for
Saddam's two sons Uday and Qusay, who joined many of the victims
of their
father, the false 'Knight of Knights,' who succeeded in deceiving
them as
well. Because they thought... that their father would not surrender
to the
Americans, whatever the cost, and that it would be shameful and
humiliating
if they did so, they resisted the Americans, to their deaths...
"We all saw the pictures... Saddam was miserable, and I, as
an Arab, felt
humiliation. But my other feelings against Saddam were stronger.
He was a
paper knight."(12)
Columnist Suleiman Al-'Aqili wrote in Al-Watan: "... [This
is] a golden
opportunity to instill realism into Arab policy and close the door
on all
military adventures and political slogans that tickle the feelings
of the
masses without taking consequences into account... Everyone is called
upon
to thoroughly examine the declarations by opportunistic politicians
before
they believe them, primarily after we see how they confront enemies,
while
the simple folk sacrifice their souls to expel invaders..."(13)
The Jordanian Press
George Hadad wrote in the Jordanian daily Al-Dustour: "The
theory of 'kill
the shepherd, and the sheep will scatter' in which tyrants and villains
have
always believed, as have sheep thieves and wolves, is a theory that
has been
proven a failure by history... Iraq is occupied by the international
mafias,
the warmongers, the oil gangs, and world Zionism, and all the media
and all
the [channels] of distortion in the world, headed by the Arab oil-satellite
channels, cannot change this fact and present invasion and aggression
as
liberation. Iraq is Iraq, before Saddam Hussein and after Saddam
Hussein...
The arrest of President Hussein will perhaps benefit the American
president
in his television appearances and media fireworks, but ultimately
it will be
the most important lesson that the Iraqis teach the world, and whoever
survives will see it!"(14)
Battr Muhammad 'Ali Wardam wrote, "In the next stage, the real
Iraqi
resistance will arise, and under its banner will crowd all the Iraqis
who
hesitated to join the resistance that suffered from the propaganda
that said
that it was Ba'athist and pro-Saddam..."(15)
The Palestinian Press
In an editorial, the Palestinian daily Al-Quds wrote: "...
This event
reflects the fragility of the Arab regimes, from which broad sectors
of the
peoples have dissociated themselves. This sight [of the arrest of]
Saddam
Hussein... will remain among the painful sights of history that
attest to
the humiliation and atrophy to which the Arab nation has sunk as
a result of
the disagreements, [internal] struggles, and pursuit of [private]
interests...
"The saddest and most disgraceful thing in all things concerning
Saddam
Hussein and his regime is that toppling the regime and arresting
its head
was carried out by the occupation forces. Had this operation been
carried
out by the Iraqis, it would not have caused such a flurry of emotions.
Thus,
every [incident] of resistance in Iraq will constitute a natural
response to
the desecration of Iraqi sovereignty..."(16)
The Emergence of Conspiracy Theories
While most newspapers reported the act of Saddam's capture in detail,
there
are beginning to emerge "conspiracy theories." Abd Al-Bari
Atwan, the
Editor-in-Chief of Al-Quds Al-Arabi and a loyalist of Saddam Hussein,
wrote
that the arrest of Saddam "without resistance, hiding in a
small and filthy
hole, was most likely a theatre and a finely woven hatching operation."(17)
In its editorial, the Saudi daily Al-Riyadh suggested that a conspiracy
was
at work: "... It can be thought that Saddam was in the hands
of the
Americans, and that his public exposure was a show produced with
the aim of
neutralizing the explosive situation, and so that it would be possible
to
ease the emotional and military pressure by the American forces
and give new
momentum to the American president just when he needs this kind
of
event..."(18)
The Saudi daily Okaz theorizes that Saddam's second wife, Samira
Al-Shabandar, who lives in Lebanon under a false identity with Saddam's
only
surviving son, Ali, may have been the source of information which
led to
Saddam's arrest. "It is possible," says the paper, that
"for delivering the
head of her husband she will receive the award of $25 million,"
offered by
the U.S. for information leading to Saddam's arrest or killing.
(19)
What leads credence to this theory is an interview with Samira Al-Shabandar
which fortuitously appeared in the Sunday Times on December 14 and
was
summarized in the London-based Arabic paper Al-Sharq Al-Awsat. According
to
Al-Shahbandar, Saddam has been in touch with her on the phone about
once a
week. It is this information which led Okaz to suspect that the
phone calls
were monitored by the U.S. forces and led to Saddam's arrest.(20)
The Iraqi daily Al-Zaman quotes a Palestinian in the West Bank who
was
certain that Saddam was anticipating the arrest because of an agreement
with
the Americans reached through intermediaries.(21) An interviewee
from
Tikrit, Saddam's home town, was certain he was "drugged"
before he was
arrested because "he is a lion and will remain a lion."(22)
Endnotes:
(1) Al-Zaman (Iraq), December 15, 2003
(2) Al-Sabah (Baghdad), December 15, 2003
(3) Al-Sabah (Baghdad), December 15, 2003
(4) Al-'Ahd Al-Jadid (Baghdad), December 15, 2003
(5) Al-Nahdha (Baghdad), December 15, 2003
(6) Baghdad, December 15, 2003
(7) Al-Taakhi (Baghdad), December 15, 2003
(8) Al-'Ahd Al-Jadid (Baghdad), December 15, 2003
(9) Al-Hayat (London), December 15, 2003
(10) Al-Sharq Al-Awsat (London), December 15, 2003
(11) Al-Ahram (Egypt), December 15, 2003
(12) Al-Watan (Saudi Arabia), December 15, 2003
(13) Al-Watan (Saudi Arabia), December 15, 2003
(14) Al-Dustour (Jordan), December 15, 2003
(15) Al-Dustour (Jordan), December 15, 2003
(16) Al-Quds (PA), December 15, 2003
(17) Al-Quds Al-Arabi (London), December 15, 2003
(18) Al-Riyadh (Saudi Arabia), December 15, 2003
(19) Okaz (Saudi Arabia), December 15, 2003
(20) The interview with Shahbandar appears in Al-Sharq Al-Awsat
(London),
December 15, 2003.
(21) Al-Zaman (Iraq), December 15, 2003
(22) Al-Jazeera TV, December 15, 2003
Stimmen aus dem Iran:
(zus.gestellt von Dr. Wahied Wahdat-Hagh)
Die Verhaftung von Saddam Hussein wird im Iran prinzipiell begrüßt.
Die
iranische Haltung gegenüber den USA bleibt jedoch kritisch.
Im Folgenden
geben wir zunächst zwei Kommentare aus iranischen Zeitungen
und dann
unterschiedliche Positionen von iranischen Experten und Politikern
wieder:
Der Herausgeber der dem religiösen Führer nahe stehenden
Zeitung Kayhan,
Hussein Shariatmadari greift die USA an:
"Amerika hat in Wirklichkeit mit der Verhaftung von Saddam
Hussein seinen
eigenen Agent verhaftet. Die Art dieser Verhaftung sollte all denjenigen
eine Lehre sein, die bei den Amerikanern Schutz suchen, sich auf
ihre
Unterstützung verlassen und dabei die eigene Bevölkerung
verraten. Das
Schicksal von Saddam Hussein ist das sichere Schicksal aller Diener
Amerikas. Die Regierungsinstanzen in Washington haben bewiesen,
dass sie
kein Erbarmen gegenüber ihren treuesten Dienern haben. Wenn
wir die Reden
des ehemaligen CIA-Direktors lesen, erfahren wir wie Saddam als
junger
Student in Kairo im Dienst der CIA stand." (Kayhan, 15.12.2003)
Ganz anders als die arabische Presse kommentiert die iranische Reformzeitung
Sharq die kampflose Ergreifung von Saddam Hussein unter dem Titel
"Erniedrigung ist besser als der Tod":
"Fast alle, die Saddam Hussein kannten, erklärten, dass
er Niederlagen und
Demütigungen nicht hinnehmen kann. Saddam ist ein Mann des
Krieges. Er
kämpft bis zum letzten Atemzug und begeht im letzten Moment
Selbstmord. Aber
nun scheint es eher so, als habe Saddam die Ansprache des Richters
in der
Fernsehserie ,Die Märtyrer' gehört, der zu einem mongolischen
Herrscher
sagte: ,Der Mann des Krieges muss auch ein Mann der Flucht sein.'
Im Gegensatz zu Hitler, der nach der endgültigen Niederlage
von
Nazideutschland nicht genug Mut hatte, einer Demütigung ins
Gesicht zu sehen
und daher Selbstmord beging, demonstrierte Saddam Hussein, dass
er sehr
mutig ist: Er ist nicht nur ein Mann der Flucht, sondern auch ein
Mann, der
Erniedrigung akzeptieren kann. [.] Zwar besaß er nicht den
Mut, gegen die
amerikanischen Kräfte zu kämpfen, denn seine Fedajin erledigten
dies für ihn
- aber er hatte den Mut, am Leben zu bleiben, um selbst zu sehen,
wie die
amerikanischen Herrscher des Irak ihn behandeln und wie sie ihn
wie ein
Raubtier hinter Gittern im Fernsehen vorführen.
Saddam, der Mann des Jahres der arabischen Medien im Jahre 1980
und der Held
im Widerstandskampf gegen die amerikanischen Besatzer in den Kriegen
von
1991 und 2003, ist nun so klein geworden, dass man seine Zähne
und sein
Blut untersuchte. So viel Erniedrigung widerfährt einem Menschen,
der 35
Jahre lang als zweiter und schließlich als erster Mann der
Baath-Herrschaft
Millionen von Irakern, hunderttausenden Iranern und tausenden anderen
Menschen Leid zufügte. Alle Chancen eines der reichsten Länder
des Mittleren
Ostens wurden zunichte gemacht und seine Politik führte die
älteste Kultur
der Menschheit in die Steinzeit zurück. Er hat das Recht am
Leben zu
bleiben, damit er sieht, wie die Angehörigen seiner Opfer im
Iran, im Irak,
in Kuwait, . vor einem Gericht über ihn urteilen, dessen Geschworenen
die
ganze Menschheit repräsentieren. [...]
Es wäre wunderbar, wenn sich ein Schriftsteller wie Gabriel
García Márquez
finden würde, der die Geschichte vom Sturz bis zur Verhaftung
von Saddam
ebenso schön beschreiben würde, wie er die letzten Monate
des märchenhaften
lateinamerikanischen Helden Simon Bolivar literarisch verarbeitet
hat. Damit
die Menschen zukünftig über das Schicksal der großen
Diktaturen der
Geschichte lesen können und wissen, wie allen das gleiche Schicksal
widerfährt. Den Fluch und die Einsamkeit all derjenigen, die
von Saddam
verletzt worden sind, kennen alle Menschen ebenso gut wie die jetzt
stattfindenden Feiern der irakischen Bevölkerung - insbesonders
gilt das für
die Iraner, denn sie nehmen teil an diesem Fest." (Sharq, 15.12.2003)
Die Nachrichtenagentur ISNA veröffentlichte die Meinungen einiger
iranischer
Experten und Politiker zur Verhaftung von Saddam Hussein:
Mohssen Armin (stellvertretende Vorsitzende der Kommission für
nationale
Sicherheit und Außenpolitik): "Mit der Verhaftung Saddam
Husseins ist
bewiesen, dass die Zeit der Diktatoren in der Welt zu Ende ist."
Shamsolwaezin (Chefredakteur der verbotenen Zeitung Jamee):"Bush
hat mit
dieser Maßnahme die zweite Periode seiner Amtszeit gesichert.
Amerika darf
gemäß dem Völkerrecht Saddam nicht verurteilen.
Dieser muss wie Milosowitch
in Den Haag verurteilt werden."
Tah Hashemi (Chefredakteur der Zeitung Entekhab): " Die Verhaftung
Saddam
Husseins ist vor langer Zeit geplant gewesen. Inzwischen ist weder
die Macht
Amerikas größer geworden noch ist die Anzahl seiner Sympathisanten
angestiegen. Es kann durchaus sein, dass Amerika bis zum heutigen
Tag
gewartet hat, weil mittlerweile ein solches Manöver nötig
ist, um das
öffentliche Bewusstsein von den Problemen abzulenken."
(ISNA, 14.12.2003)
Hamidresa Assefi (Sprecher des iranischen Außenministeriums):
"Seine
Verhaftung wird bis zu einem gewissen Maß die Schmerzen der
Iraner lindern,
insbesondere die Schmerzen der Familienangehörigen der Märtyrer
und der
Kriegsopfer. Die Verurteilung von Saddam Hussein und seiner Mitarbeiter
in
einem öffentlichen Gericht wird den Opfern einen Teil ihrer
Rechte
zurückgeben. Die Verhaftung von Saddam Hussein wird die Regierungsübergabe
an die irakische Bevölkerung und den Abzug der Besatzer beschleunigen.
Das
iranische Außenministerium hat die nötigen Schritte unternommen
und die
nötigen Unterlagen gesammelt und hofft, dass in einem geeigneten
Gerichtsverfahren den Iranern zu ihrem Recht verholfen wird."
Dr. Mohssen Resai (Mitglied des Schlichtungsrates): "Die iranische
Regierung
muss den Antrag stellen, dass ein unabhängiges Gericht, dessen
Vorsitz von
Richtern aus Iran, Irak und Kuwait besteht, zusammenkommt. Da die
Iraker
keine Sorge mehr über eine Rückkehr von Saddam Hussein
haben, ist es von
größter Relevanz, dass sie nun die Staatsverwaltung übernehmen."
Dr. Mehdi Sahedi (Jurist und Mitglied des Wissenschaftsrates der
Teheraner
Universität): "Da Saddam Hussein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit
begangen hat, schlage ich vor, dass er wie die anderen Diktatoren
von
Ex-Jugoslawien und Ruanda seitens des UN-Sicherheitsrates von einem
internationalen Gericht verurteilt wird, damit sein gesamtes Verbrechen
vorurteilslos bestraft wird. Dann wird die jahrelange Unterstützung
der
amerikanischen Regierung bei der Ausstattung des Irak zur Sprache
kommen,
was die Interessen Amerikas gefährden könnte. Falls ein
internationales
Gericht zustande kommt, können Kriegsopfer einzeln oder vermittelt
über die
Regierung ihre Klage vor dem Gericht erheben."
Masud Khosrawi (Anwalt): "Wenn Saddam Hussein vor einem
Kriegsverbrechergericht in Europa verurteilt wird, wird er wahrscheinlich
nicht zum Tode verurteilt werden. Wenn er aber von einem irakischen
Gericht
verurteilt wird, wird er sicher zum Tode verurteilt werden."
Elahe Kolai (Majlessvertreterin): "Wir sind verpflichtet, Schritte
zu
unternehmen, um die Kosten der großen Kriegszerstörungen
der Infrastruktur
des Iran vor einem Gericht vorzutragen. Saddam muss vor einem Kriegsgericht
verurteilt werden, damit die Verurteilung einen internationalen
Charakter
bekommt."
Sardar Jasaeri (Mitglied der Presseabteilung der Revolutionswächter):
"Die
Verhaftung von Saddam hat dem Weißen Haus die Möglichkeit
verschaffen, viele
Wahrheiten versteckt zu halten." (ISNA, 15.12.2003)
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13 Jungle World über die Terrorunterstützung der AIK
Von: Wadi e.V. Wien <wadi_wien athotmail.com>
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Mindestens eine viertel Kalaschnikow
aus: www.jungle-world.com
Linke und rechte Antiimperialisten unterstützen den irakischen
Widerstand
mit Demonstrationen und Geld.
von ivo bozic
Täglich wird der Irak und vor allem die Hauptstadt Bagdad von
Terrorangriffen erschüttert. 30 Anschläge pro Tag sind
keine Seltenheit. Und
längst geraten nicht mehr nur alliierte Soldaten ins Visier
so genannter
Widerstandskämpfer, sondern auch Zivilisten, die Uno, das Rote
Kreuz und vor
allem "Kollaborateure", die nach Ansicht der Kämpfer
die irakische Sache
verraten und mit den Besatzern zusammenarbeiten. Über 1 700
Menschen sind
seit dem angeblichen Kriegsende ums Leben gekommen.
Derweil wächst in Europa die Sympathie für den "Widerstand
gegen die
Besatzer". Am vergangenen Samstag gingen in Rom rund 200 Kriegsgegner
aus
verschiedenen Ländern für die Unterstützung des Terrors
auf die Straße. In
einem Aufruf zur Demonstration wurde der irakische Widerstand als
"nicht nur
in moralischer, sondern auch in politischer Hinsicht absolut legitim"
bezeichnet. Unter den Unterzeichnern fanden sich nicht nur vermeintlich
linke, sondern auch rechte Antiimperialisten. Enrico Galoppini etwa,
der bei
den nächsten Europawahlen im Juni 2004 die neofaschistische
Wahlliste
"Fiamma Tricolore" unterstützt. Seine Bücher
veröffentlicht der italienische
Verlag Edizioni all'insegna del Veltro, der auch Bücher des
notorischen
Holocaust-Leugners David Irving herausbringt. Die österreichische
Antiimperialistische Koordination (AIK), die zusammen mit ihrer
italienischen "Sektion" zu den Initiatoren der Demonstration
gehörte,
bestreitet jede Zusammenarbeit mit Faschisten. Galoppini sei ein
"Arabist"
und publiziere in linken wie in rechten Zeitschriften, heißt
es, er sei
daher "Antiimperialist und Antifaschist".
Dass die AIK Schwierigkeiten beim Einordnen ins Links-Rechts-Schema
hat,
verwundert kaum. Ist doch die AIK selbst ein typisches Querfrontprojekt,
das
mit seiner einseitigen Stoßrichtung gegen die USA und Israel
roten wie
rechten Antisemiten Tür und Tor öffnet. Ein linkes Selbstverständnis
ist für
die AIK unabdingbar mit Nationalismus verbunden. "Das nationale
Selbstbestimmungsrecht ist das wichtigste Menschenrecht", erklärt
AIK-Sprecher Willi Langthaler das oberste Prinzip seiner Truppe.
In der
Grundsatzerklärung der AIK heißt es, man wolle eine Bewegung
gegen "das
zionistische Monster" bilden. Eine Zwei-Staaten-Lösung
im Nahen Osten lehnen
die Wiener Antiimps ab: "Jede Lösung des Konflikts, die
auf die Aufteilung
des Landes beruht, ist nicht nur illegitim, sondern auch zum Scheitern
verurteilt." Anders gesagt: Israel soll verschwinden.
Doch die AIK begnügt sich nicht mit theoretischen Erklärungen.
Sie steht den
Jihadisten und anderen, die gegen die USA kämpfen, auch praktisch
bei. In
einem antiimperialistischen Camp im Sommer im italienischen Assisi
hatten
die AIK und Antiimps aus anderen Ländern beschlossen, Geld
für den
irakischen Widerstand zu sammeln. Zehn Euro solle jeder spenden.
Für nur 40
Euro bekomme man schon eine Kalaschnikow. Inzwischen haben über
150 Menschen
ihren Obolus entrichtet.
Ehemalige Militärs und die vor und während des Krieges
in den Irak
eingereisten arabischen Fedayin sind aufgrund ihrer Ausbildung und
Bewaffnung die tragende Kraft des Widerstands. In einem Interview
mit der
deutschen Tageszeitung junge Welt beschreibt Langthaler den Widerstand
so:
"Das sind einerseits sunnitisch-islamische und schiitische
Kräfte, hinzu
kommen demokratische sowie arabisch-nationalistische Gruppen."
Die
Kommunistische Partei des Iraks (KPI) verortet Langthaler hingegen
auf der
anderen Seite der Front, weil sie mit den USA zusammenarbeite. Und
ein
palästinensischer Fedayin erklärte der jungen Welt: "Es
gibt ba'athistische
bewaffnete Gruppen, einige sind loyal zu Saddam Hussein, andere
sind es
nicht. Es gibt natürlich auch Islamisten. Ungefähr die
Hälfte der
bewaffneten Kämpfer sind arabische Fedayin." Einige von
ihnen kämpfen gegen
Bezahlung. Von der Zehn-Euro-Kampagne profitieren also vor allem
die
ba'athistischen Schlächter des untergegangenen Regimes.
Konkret fließen die Euros an die Irakische Patriotische Allianz
(IPA) und
deren Vorsitzenden Dschabbar Al Kubaysi, der selbst erläuterte:
"Die
Nichtba'athisten, die 35 Jahre vom politischen Leben ferngehalten
wurden,
waren zum Widerstand nicht bereit." Und so erkläre sich,
dass der "militante
Widerstand (.) eng mit der Ba'ath-Partei und ehemaligen irakischen
Militärs
verbunden" sei. Das scheint auch für Al Kubaysi selbst
zu stimmen. Zwar
behauptete er in einem Gespräch mit der jungen Welt, die IPA
sei "die
genuine Opposition gegen das Saddam-Regime" gewesen, allerdings
habe sie
sich im Jahr 1992 zur Einstellung des Kampfes entschlossen.
Ein hochrangiges Mitglied der KPI versicherte der Jungle World jedoch,
Al
Kubaysi habe sich nie von seinem Freund Saddam Hussein abgewandt.
Er sei
bereits seit 1963 Mitglied der Ba'ath-Partei und an dem ersten Putsch
Saddams beteiligt gewesen. Überdies sei er damals Mitglied
der Miliz
gewesen, die für das Massaker verantwortlich war, bei dem innerhalb
einer
Woche 17 000 Menschen ermordet wurden, darunter 5 000 Kommunisten.
Nicht nur in Italien und Österreich, sondern auch in Deutschland
findet der
Terror im Irak immer mehr Unterstützer - in sehr ungewöhnlicher
Zusammensetzung. Die NPD in Frankfurt/Main agitiert im Internet
für den
Widerstand gegen die Besatzung. Ähnliches geschieht auf dem
linken Webportal
linkeseite.de, und Duisburger Antifas sammeln für Saddams Terrorfreunde
sogar Geld in der Fußgängerzone. Bei einem bundesweiten
Treffen der
Friedensbewegung am 6. und 7. Dezember in Kassel war man sich einig,
dass
die USA umgehend aus dem Irak abziehen sollen - unabhängig
von der Frage, ob
das die Exponenten des alten Folterregimes wieder an die Macht bringen
würde. Wenngleich die Mehrheit der Aktivisten den bewaffneten
Kampf aus
pazifistischen Erwägungen wohl ablehnt, haben andere wie der
Buchautor
Joachim Guilliard vom Antikriegskomitee Heidelberg schon zehn Euro
gespendet, eine viertel Kalschnikow also. Selbst ein Kreisverband
des
ehemaligen FDP-Jugendverbands JungdemokratInnen/Junge Linke gehört
zu den
Initiatoren der Zehn-Euro-Kampagne. Und der rotbraune Kampfbund
Deutscher
Sozialisten veröffentlicht im Internet einen Aufruf Saddam
Husseins aus dem
Untergrund, in dem weitere Gewalttaten gefordert werden. Einer Umfrage
des
NDR-Magazins "Panorama" zufolge halten 26 Prozent der
Deutschen die
Terroranschläge im Irak für "legitimen Widerstand".
Auch die Tageszeitung junge Welt lässt kaum einen Tag verstreichen,
ohne den
täglichen Terror im Irak als "legitim" zu bezeichnen.
Besonders tut sich
dabei Dauerkommentator Werner Pirker hervor. Und zwar nicht nur
mit starken
Worten, wie denen, dass der irakische Widerstand "nicht mehr
und nicht
weniger terroristisch" sei, "als es die französische
Resistance war". Auch
er hat bereits zehn Euro an Saddams Kameraden gespendet.
Hans Brandscheid von Medico International geht die Unterstützung
für die
faschistischen Terrorbanden indes entschieden zu weit. Er hat sowohl
die AIK
als auch die junge Welt bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main
angezeigt.
Wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung und des Aufrufs
zur
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14 KDI: Abdel Aziz al-Hakim und Jelal Talabani in Berlin, Prozess
gegen
Saddam
Von: Wadi e.V. Wien <wadi_wien athotmail.com>
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KOALITION FÜR EINEN DEMOKRATISCHEN IRAK
DIE IRAK DEBATTE
Für zwei Tage - am 18. und 19. Dez. - werden sich hochrangige
Mitglieder der
irakischen Regierung zu einem Besuch in Berlin einfinden. Abdel
Aziz
al-Hakim, derzeit Vorsitzender der Übergangsregierung und Führer
der
irakischen Schiiten (SCIRI), sowie Jelal Talabani (PUK) und drei
weitere
Mitglieder der neuen irakischen Führung kommen auf ausdrückliche
Einladung
von AA Chef Joseph Fischer in die Bundeshauptstadt. Das Thema wird
u.a die
Entschuldung des Irak sein.
Durch diese Begegnung, die protokollarisch als "Arbeitsbesuch"
eingestuft
wurde, realisiert und bestätigt die deutsche Nah Ost Politik
erstmals die
neuen politischen Gegebenheiten im Irak. Red.Der Prozeß gegen
Saddam als Chance
Aufarbeitung der Vergangenheit ist im Nahen Osten bisher kaum gelungen
/ Von
Hans-Christian Rößler
Die Bilder des müden alten Mannes, dem ein amerikanischer Arzt
die Haare
nach Läusen durchsucht und in dessen Rachen die Kamera kurz
darauf blickt,
brauchten keine Erklärung. Doch die Aufnahmen der ersten Untersuchung
des
festgenommenen irakischen Diktators sind erst dabei, ihre Wirkung
zu
entfalten. Viel hängt davon ab, was in den nächsten Tagen
geschieht: ob sie
als Sinnbild für die endgültige Entzauberung des Tyrannen
oder als ein
weiteres Symbol für die Erniedrigung durch die amerikanische
Besatzungsmacht
im Gedächtnis der Iraker haftenbleiben. Ein Prozeß gegen
den früheren
Staatschef, der nicht den Eindruck von außen bestimmter Siegerjustiz
erweckt, wäre nicht etwas völlig Neuartiges. Das Verfahren
wird nicht mit
dem Urteilsspruch zu Ende sein, sondern könnte der Ausgangspunkt
eines
inneren Reinigungsprozesses nach Jahrzehnten der Diktatur sein und
der
Grundstein für einen neuen Rechtsstaat.
Die neuere Geschichte des Iraks ist nicht arm an gestürzten
Herrschern,
blutigen Putschen und Gegenputschen. Das gilt ähnlich auch
für die meisten
arabischen Staaten. Doch statt brutalen Machthabern den Prozeß
zu machen,
wurden sie im für sie günstigsten Fall in Hausarrest oder
ins Exil
geschickt. Andere wurden gleich getötet. So endete 1958 in
einem Blutbad im
Hof des Königspalastes von Bagdad mit der Königsfamilie
zugleich die
Monarchie im Irak; Ministerpräsident Nuri al Said wurde kurz
darauf
gelyncht. Der Führer der Putschisten, General Qassem, wiederum
kam 1963 bei
einem Staatsstreich ums Leben. Weil die Bevölkerung die Nachricht
seines
Todes nicht glauben wollte, zeigte das Fernsehen stundenlang Aufnahmen
seiner Leiche. An einem fehlgeschlagenen Anschlagsversuch wenige
Jahre zuvor
war der junge Saddam Hussein beteiligt. Dessen politischer Aufstieg
von den
sechziger Jahren an stellte frühere Grausamkeiten aber noch
in Schatten. Auf
seinen Befehl hin wurde mißhandelt und getötet; teils
legte er selbst Hand
an. Es traf jeden, der ihm im Weg stand oder auch nur hätte
gefährlich
werden können.
Im Irak bietet sich jetzt zum ersten Mal die Möglichkeit, daß
nicht wieder
nur für eine kurze Zeit brutal Rache genommen wird und dann
die zahllosen
Opfer der Baath-Herrschaft einfach vergessen werden. Zwar übten
nach dem
Zusammenbruch des alten Regimes im Frühjahr Iraker Vergeltung
an einigen von
dessen Vertretern, die sie lange unterdrückt und gequält
hatten. Diese
persönlich motivierten Übergriffe hielten sich jedoch
in Grenzen, wie auch
der Wunsch nach Rache im Jubel nach Saddams Gefangennahme nicht
im
Vordergrund zu stehen scheint.
Ein Prozeß, in dem der Gerichtssaal nicht nur zur Bühne
für
Selbstrechtfertigungen des früheren Herrschers würde,
könnte für viele
Iraker die Chance bieten, sich ihrer eigenen Vergangenheit anzunähern.
Bis
zum Kriegsende war es fast lebensgefährlich für sie, über
Opfer unter ihren
Angehörigen zu reden. Noch kann niemand genau sagen, wie viele
Menschen
unter Saddam erpreßt, gefoltert und getötet worden waren.
Die meisten
Familien können wohl von solchen Fällen berichten; die
vor allem im Südirak
entdeckten Massengräber gaben einen ersten Eindruck von den
im Ausland die
meiste Zeit ignorierten Grausamkeiten. Hinzu kommt die Rechtlosigkeit,
unter
der viele Beruf und Eigentum in einem Staat verloren, den Saddam
und seine
Führungsclique wie ihren Privatbesitz behandelten.
Wenn es in dem bevorstehenden Verfahren nicht hauptsächlich
um
Massenvernichtungswaffen und die Unterstützung von Terroristen
geht, könnte
der Irak Neuland betreten. Denn in der gesamten Region gibt es keine
Beispiele für die Aufarbeitung blutiger Vergangenheit. Dafür
fehlt es meist
schon an rudimentären rechtsstaatlichen Grundlagen. Wenn überhaupt,
dann kam
es zu Schauprozessen, die letztlich dem Machterhalt der neuen Herrscher
dienten. Nicht einmal in Algerien wagte die Führung, das Morden
in den
neunziger Jahren juristisch aufzuarbeiten, dem wahrscheinlich mehr
als
150000 Menschen zum Opfer fielen. Zwar gab es ein Gesetz zur "nationalen
Eintracht" und eine begrenzte Amnestie für reuige Islamisten.
Auf eine
juristische Auseinandersetzung haben es Regierung und Generäle
bisher aber
nicht ankommen lassen, obwohl sie eigentlich gar nicht angeklagt
sind.
Im Irak haben die Besatzungstruppen neben Saddam längst die
wichtigsten
Vertreter des alten Regimes in ihrem Gewahrsam. Bisher wurden diese
nur
vernommen. Ein Prozeß gegen den früheren Präsidenten
wäre deshalb nur ein
Anfang. Andere Verfahren werden folgen, denn eine Amnestie ist nur
schwer
denkbar. Auch wenn Iraker Vergleiche mit Israel zurückweisen
würden, könnte
ein Verfahren gegen Saddam im Irak etwas Ähnliches in Gang
setzen wie in den
sechziger Jahren der Eichmann-Prozeß: Damals begannen sich
viele Israelis
zum ersten Mal offen mit der Holocaust-Vergangenheit in ihren Familien
auseinanderzusetzen; ein Tabu war gebrochen. Abgesehen von diesen
psychologischen Auswirkungen würde ein solches Verfahren aber
auch vor Augen
führen, wie tief Saddams Regime in mehr als zwei Jahrzehnten
die irakische
Gesellschaft durchdrungen hat und wie viele Menschen sich - freiwillig
oder
unter Druck - mitschuldig gemacht haben. Eine Aufarbeitung dieser
Fragen
wäre sicher eine schwere Belastungsprobe für den Irak.
Hier könnten deutsche
Erfahrungen hilfreich sein, denn dort gab es nach dem Zweiten Weltkrieg
nicht nur die Nürnberger Prozesse, sondern auch Entnazifizierung
und später
Verfahren vor deutschen Gerichten wie den Auschwitz-Prozeß.
Im Irak beließ
es die amerikanische Besatzungsmacht nach dem Krieg bisher dabei,
die
Mitglieder der Baath-Partei aus ihren Ämtern zu entfernen.
Auch die Arbeit
der Birthler-Behörde in Berlin könnte eines Tages in Bagdad
interessieren.
Ähnlich wie das Ministerium für Staatssicherheit in der
DDR bespitzelten die
irakischen Geheimdienste die Einwohner des Landes. Die Beispiele
aus
Deutschland und Israel haben eines gemeinsam: In beiden Ländern
übernahm man
letztlich selbst die Verantwortung für die juristische Aufarbeitung
der
eigenen Vergangenheit. Nach Saddams Inhaftierung fordern jetzt viele
Iraker
dieses Recht auch für sich.
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2003, Nr. 293 / Seite
10
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15 EU/Kommentar: Tuerkischer Beitritt und Neutralitaetsidylle mit
Sinn
Von: akin <akin.buero atgmx.at>
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EU/Kommentar:
> Tuerkischer Beitritt und Neutralitaetsidylle mit Sinn
Anton Pelinka beruhigt die Gemueter: Der EU-Beitritt ist doch erst
in 10
Jahren. Aber spaetestens dann gibt es einen schlagartigen Zuwachs
von ca. 70
Mill. frisch gebackenen EU-Buergern. Die Tuerkei waere nach Deutschland
das
bevoelkerungsreichste Mitgliedsland der Union. Bis dahin ist es
zwar noch
ein gutes Stueck, aber die Freude der bestehenden Mitgliedslaender
ueber den
Beitrittswerber haelt sich in Grenzen. Die Regierung Erdogans hat
zwar heuer
ueber 100 neue Reformen beschlossen, doch sie ist islamistisch und
Erdogan
der Ziehsohn des frueheren Ministerpraesidentin Necmettin Erbakan,
der fuer
eine islamische Wirtschafts- und Wehrgemeinschaft kaempfte. Heute
sind es
besonders die laendlichen Gebiete, die den geeigneten Naehrboden
fuer
Islamismus darstellen, wobei das Militaer die vom Staatsgruender
Atatuerk
verordnete Saekularisierung des Landes unter Begehung haeufiger
Menschenrechtsverletzungen bewacht. Trotz Reformen sind staendig
Folterfaelle und Vergewaltigungen von Frauen in den Gefaengnissen
oder
Polizeistationen zu beklagen. Was will oder besser, wer will die
Tuerkei in
der EU?
Anderen Mitgliedslaendern lassen die finanziellen Aussichten eines
tuerkischen EU-Beitritts die Haare zu Berge stehen. Der Staat schuldet
dem
IWF bis dato 31 Mrd. Dollar. Um die Tuerkei oekonomisch europareif
zu
gestalten, muesste die EU Betraege in das Land transferieren, die
so hoch
wie die aller anderen jetzigen EU-Bewerber sein wuerden. Die notwendige
Entmachtung der tuerkischen Armee koennte bei weiteren Eskalationen
in
benachbarten Krisengebieten den Islamismus in der Tuerkei zusaetzlich
anheizen.
Zudem wird argumentiert, dass die EU-Aussengrenze dann mit diesem
Beitritt
direkt an die Krisengebiete des Nahen Ostens stossen wuerde. Koennte
eine
entmachtete Armee fuer den laizistischen Staat eintreten und dem
aufstrebenden sunnitischen Islam Paroli bieten? Kann die EU die
gewaltigen
finanziellen Mittel frei machen, die die tuerkische Oekonomie zur
Europareife benoetigt? Und wieviel an kultureller Vielfalt vertraegt
ein
Europa, das seine Wurzeln mehrheitlich im Christentum vermutet?
So
ueberschreiten die ablehnenden Stimmen auch saemtliche Parteilinien.
Der
CSU-Chef Edmund Stoiber lehnt den Beitritt der Tuerkei mit der Begruendung
ab, sie uebersteige die Integrationskraft Europas. Die Tuerkei sein
kein
Teil der Wertegemeinschaft. Der Gruene EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber:
spricht vom Erben jahrhundertalter Konflikte: "Wo bleibt die
Garantie fuer
Frieden und Stabilitaet?"
Es haette nicht des Scheiterns des Bruesseler Gipfels bedurft, um
offen die
Diskussionen ueber ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten
zu
fuehren. Die starre Haltung Polens und Spaniens ermoeglicht den
Blick auf
eine voellig neue EU, die sich den bisherigen strikten Normen entzieht.
Eine
Union, in der "Nein" gesagt werden kann, in der die Vielfalt
der
Laenderinteressen wieder zum Vorschein kommt. Alle Konvente, saemtliche
Verfassungsbemuehungen sind letztendlich zum Scheitern verurteilt,
wenn sie
von den Bevoelkerungen kaum mitgetragen werden. Auch wenn unter
grossem
Tamtam dies und jenes per Medien von Bruessel verkuendet wird, es
beruehrt
die Menschen kaum. Die Demokratisierungsversuche erfolgen im nachhinein
und
zu spaet. Die als kalt, buerokratisch und diktatorisch empfundenen
EU-Institutionen haben es in all den Jahren nicht geschafft, die
Herzen der
Bevoelkerungen zu treffen. So werden laufend neue Kandidaten
durchgepeitscht, ohne die allernoetigsten Demokratisierungsprozesse
durchzufuehren. Oekonomische Strukturen und Maastricht waren wichtiger
als
eine Verfassung. Oekonomische Diktate zaehlten mehr als gewachsene
Laendertraditionen.
Ausser der schoenen Landschaft gibt es sicher wenig Gruende, sich
ueber
Oesterreich euphorisch und positiv zu aeussern. Einer davon ist
jedoch die
"Sturheit", mit der hierzulande die Neutralitaet wie eine
Monstranz vor sich
hergetragen wird. Seien es die kolportierten Erfahrungen aus den
Europaeischen Kriegen, den Weltkriege, des Kalten Krieges, der Situation
des Nahen Ostens, der USA, Afghanistan oder Irak - wie auch immer.
Sich fuer
die Neutralitaet zu entscheiden, mag in der oesterreichischen derzeitigen
geopolitischen Lage auch frucht- und sinnlos sein - selbst die Vorwuerfe,
das Land huete sich bloss vor Verantwortung und betreibe
Realitaetsverweigerung, vermoegen die Mehrheit hierzulande nicht
davon
abzuhalten, vehement fuer die Beibehaltung dieses wichtigen politischen
Instruments zu sein. Selbst wenn die Oesterreicher des oefteren
graesslich
waehlen, der Wahlsieger moege sich hueten, die Neutralitaet auch
nur in
Frage zu stellen. Immerhin reduzierte dieser Standpunkt die Beistandspflicht
zur Beistandsmoeglichkeit. Haetten wir andere EU-Politiker und vor
allem
einen anderen Bundeskanzler, waere es moeglich gewesen, dies wesentlich
prononcierter in der EU vorzubringen - aber was soll`s: Steter Tropfen
hoehlt den Stein. Ein Mini-Widerstand gegen die EU ist es allemal.
Womit die Tuerkei wieder ins Spiel kommt. Ihre, von Pelinka mit
10 Jahren
bemessene Beitrittsfrist haette durchaus Chancen, noch viel frueher
zu
erfolgen. So wie Oesterreichs etwas verschwommen vorgebrachter
"Neutralitaetsvorbehalt" eine gemeinsame Beschlussfassung
vorerst mal
verhinderte, so kann es mit dem Beitritt der 10 neuen Beitrittslaendern
jederzeit zu Konflikten innerhalb der bestehenden und der erweiterten
EU
kommen. Es werden Streitigkeiten auftreten, deren Ausmass Bruessel
dazu
zwingen koennte, Referenda einzufuehren oder zu wiederholen und
in diesen
und jenen Punkten eine ueberwiegende Anzahl von "Nein-Stimmen"
einzufahren.
Themen koennten z.B. die gewaltigen, von der EU geforderten Umwaelzungen
der
Landwirtschaft in Polen oder der Tuerkei sein. Die Effizienz der
Unions-Buerokratie koennte sich darin zeigen, wie schnell sie wieder
ihre
Heimatlaender erreichen. Denn mit dem zunehmenden Mut der Mitgliedslaender,
Nein zu sagen, waere die Rolle der Union eines Tages dort, wo sie
eigentlich
hingehoert: eine soziale Friedensallianz mit ausgedehnter wirtschaftlicher
Zusammenarbeit.
*Fritz Pletzl*
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DISKUSSION
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16 rechtsextreme regierung?
Von: Weber, Peter <Peter.Weber atbmwa.gv.at>
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ich glaube nicht was ich da lese!!!
seht ihr keine nachrichten? lest ihr keine geschichtsbücher???
sonst wüßtet ihr wohl über den unterschied bescheid...
zum glück seit ihr in österreich wo man ohne folgen bzw.
bestraft zu
werden solche aussagen tätigen darf...
interessanter weise agieren ja die länder d. "betroffenen"
personen
weniger zimperlich...
aber wenn dort alles in ordnung wäre würden ja nicht "alle"
nach
österreich/europa "flüchten"...
entschuldigung f.d. vielen anführungszeichen aber aufgrund
der
prekären lage in europa ist ein gewisser SARKASMUS(nicht zu
verwechseln mit rechtsextremismus o. rassismus!) wohl angebracht...
grüß gott
ein "echter" österreicher
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17 rechtsextreme regierung?
Von: cv <widerstand atno-racism.net>
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sehr geehrter herr weber,
zur begriffsklärung:
"rechtsextrem" bezeichnet eine person oder partei, die
reaktionärste
positionen vertritt. ob dies innerhalb rechtsstaatlicher grenzen
geschieht
oder nicht, ist damit noch nicht gesagt. es gibt auch genügend
rechtsextreme
gruppierungen, die sowohl noch verfassungskonforme als auch umstürzlerische
projekte verfolgen.
was sie mit ihrem verweis auf geschichtsbücher meinen, ist
faschismus bzw.
nationalsozialismus.
allerdings ist es bezeichnend, dass im mainstream "echter österreicher"
offenbar schon eine völlige überschneidung zwischen den
beiden begriffen
faschistisch und rechtsextrem erzielt worden ist. das bedeutet dann
aber
leider nicht, dass auch schon rechtsextremes entschieden bekämpft
werden
muss, sondern ganz im gegenteil, dass die bezeichnung tabuisiert
wird, weil
ja noch genügend unterschiede zu offenem faschismus existieren.
auch daran
kann man sehen, wie weit nach rechts die "mitte" dieser
gesellschaft schon
wieder gerückt ist.
mfg cv aus der MUND-redaktion
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