Mittwoch, 2. Januar 2002



_/ _/ _/ _/ _/ _/ !_/ _!/ A_/ C_/ H_/ T_/ U_/ _N/ _G/ _!/ _!/ _/ _/

Die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung ist schon lange bemüht, Asylsuchenden menschenwürdigere Unterkunft zu bieten als die durch das "offizielle Österreich" zur Verfügung gestellte.

Sie bietet seit 2 Jahren ein einziges Zimmer an - und nun gibt es die Chance auf ein zweites ... wenn es sich finanzieren läßt! Das Wohnprojekt ist in eine Hausgemeinschaft integriert und vermittelt so den Flüchtlingen den verbesserten Kontakt zueinander und zur Mehrheitsbevölkerung, der auch in antirassistischen Bewegungen zu häufig fehlt.

Mit Ihrer Spende leisten Sie einen wesentlichen Baustein für den Ausbau des Wohnprojekts um ein Zimmer...

Daueraufträge ermöglichen uns eine bessere Kalkulation unserer Ausgaben:
BAWAG - BLZ 14 000
Kontonummer - 01 01 0813 332

Nähere Infos:
http://www.deserteursberatung.at/projekte/wohnprojekt.htm

================================================

><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
TEXT DES TAGES
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
================================================
01 deleuze.net not found
Aus: www.jungle-world.com
================================================
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
================================================
02 PT intern
From: Manfred Büttner, mbuettner@netcomcity.de
================================================
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
KOMMENTARE - MELDUNGEN
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
================================================
03 Gewünschte Ergebnisse
From: Ljubomir Bratic, ljubomir@vienna.at
================================================
04 Mit 100 Seiten gegen eine Naziseite
Aus: www.jungle-world.de
================================================
05 Be a Zapatista whereever you are
From: s29 Zapatista Block, h84413@hotmail.com
================================================
06 Trier: Nazidemo erfolgreich angegriffen
From: aktuell@nadir.com
================================================
07 Neonazis wollen VVN-Ausstellung angreifen
From: aktuell@nadir.com
================================================
08 Dec.31: In spite of all...
From: Gush Shalom, adam@gush-shalom.org
================================================

Powered by public netbase t0 -- please sign

Wie der MUND entsteht ....

Schickt uns bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen.
E-Mail-Adresse der Redaktion:

widerstand@no-racism.net

Im MUND findet Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische Beiträge nicht zu veröffentlichen, einerseits, die Problematik von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beiträge hingewiesen und eine kurze Begründung der/des Tagesredaktuers für die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Ihr könnt Euch die Beiträge extra schicken lassen:
Mail an widerstand@no-racism.net genügt.

 




Quelle: www.popo.at


Und für nächsten Donnerstag:
Das Rechtshilfe-Manual
...und was mache ich eigentlich gegen rassisten?
online-diskussion

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.

Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)
 

 

><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
TEXT DES TAGES
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
================================================
01 deleuze.net not found
Aus: www.jungle-world.com
================================================

deleuze.net not found

Die tausend Plateaus des neuen Kapitalismus | Sebastian Lütgert
Im ideologischen Gepäck von Startup-Unternehmern und Apologeten der
digitalen vernetzten Ökonomie finden sich zahlreiche Schräubchen aus der
Werkzeugkiste von Gilles Deleuze und Félix Guattari. Die linke Netzkritik
hatte dem wenig entgegenzusetzen, teilte sie doch die Annahme, allein die
Beschreibung der gesellschaftlichen Wirklichkeit mit Konzepten wie Rhizom,
Deterritorialisierung oder organloser Körper würde sie verändern. Jetzt ist
das Ende solcher sozialromantischen Vorstellungen zu besichtigen. Und auch
dieser Ausgang zeigt sich deleuzianisch: Kapitalismus als globale
Kontrollgesellschaft.

Von Zeit zu Zeit wirft die Geschichte ihre leeren Flaschen aus dem Fenster,
und es gibt tausend gute Gründe, das Ende des dotcom-Booms, das Verschwinden
der digitalen Shopping Malls und das Verstummen des sie begleitenden
Geschwätzes mit Schadenfreude zu quittieren. Dass gerade den
Kommerzialisierungsgegnern und Netzkritikern der ersten Stunde jedoch kein
einziger dieser Gründe mehr einfallen mag, liegt weniger an ihrer legendär
kurzen Aufmerksamkeitsspanne, als vielmehr an einer verborgenen und zugleich
umso offensichtlicheren ideologischen Verwandtschaft zwischen den Visionären
einer alternativ-autonom-anarchischen Netzkultur und den Apologeten der
neuen digitalen Ökonomien und Märkte.

Wenn es sich beim Zusammenbruch des e-Commerce um das Platzen
einer »Spekulationsblase« gehandelt hat, dann war die grundlegende
Hypothese, der schlagartig alle heiße Luft entwichen ist, vor allem die
Wette, in den digitalen Netzen lasse sich der Kapitalismus an seine Grenze
treiben und das Internet werde eines Tages deleuzianisch gewesen sein. Eine
Archäologie des vermeintlichen Wissens, das unter den Trümmern der Startups
von gestern und in den Ruinen der Netzkritik von vorgestern begraben liegt,
würde in beiden Fällen auf die gleichen Bruchstücke einer hoffnungslos
euphorischen Verwendung jener Begriffe stoßen, in denen Deleuze und Guattari
Ende der Sechziger bis Ende der Siebziger den Kapitalismus zu denken
versucht haben.

Digitale Deleuzianer

Während jeder, der heute noch den Versuch unternähme, mit einem farbigen
Badge am Revers und einem Businessplan in der Tasche ein paar Millionen Euro
oder Dollar Risikokapital zu akquirieren, mit schallendem Gelächter zu
rechnen hätte, rennt gleichzeitig eine ganze Generation selbst gemachter
Netztheoretiker mit nicht viel mehr als jeweils einem ungelesenen Exemplar
der Tausend Plateaus unterm Arm bei Kunstinstitutionen, Zeitungsredaktionen
und Universitäten offene Türen ein. Dass die Rede vom Internet als einer
rhizomatischen Wunschmaschine, die entlang ihrer Fluchtlinien und
Deterritorialisierungsvektoren harte Identitäten und feste Kapitalanlagen
gleichermaßen verflüssige, in eine neue Runde zu gehen droht, ist vor allem
deshalb so verheerend, weil die dritte Phase des Internet, deren Anfänge
schon vor dem viel zitierten 11. September liegen, die erste zu werden
scheint, die nicht mehr von der sozialen und ökonomischen Romantik der
frühen Siebziger angetrieben wird, sondern von den globalen
Kontrollphantasien jener Militärstrategen, die die Architektur des Netzes in
den Sechzigern erfunden haben.

Wer heute den konjunkturellen Verlauf der Mesalliance von Neodeleuzianismus
und Netzeuphorie nachzuzeichnen versucht, wird auf einen ersten Boomzyklus
stoßen, der etwa 1992 zunächst verhalten beginnt, nach einer Serie
sprunghafter Anstiege 1995 seinen Gipfelpunkt erreicht und anderthalb Jahre
später derart abrupt zu Ende geht, dass sich das nicht allein mit den
diskursiven Gewinnmitnahmen erklären lässt, zu denen es immer kommt, wenn
auf einmal sehr viele Leute das gleiche reden. Die verbliebenen Zeitzeugen
verlegen diese erste Hochphase der digitalen Deleuzianer gern in eine
mythische Vorgeschichte, für deren legendenumranktes goldenes Zeitalter sie
den Slogan »The Short Summer of the Internet« durchgesetzt haben:
sagenhafter Aufstieg und plötzlicher Fall einer theoretischen Strömung, die
das Netz als hypertextuelles, antihierarchisches, graswurzelhaftes und
tendenziell organloses Medium benutzt und gefeiert hat. Ein
unvoreingenommener Rückblick hätte nicht nur zu zeigen, warum all diese
Behauptungen sich schon bald als völliger Unsinn erwiesen haben, sondern er
hätte auch ihren spezifischen Umschlagspunkt zu benennen, nämlich den
Moment, an dem die begriffliche Lebenswelt einer bis dahin nur quantitativ
anwachsenden Minderheit so sehr an Trennschärfe verliert, dass sie
qualitativ ins Mehrheitsfähige kippt. Wir haben es also eher mit einem
feuchtwarmen Spätsommer der Netzkritik zu tun, mit einer Zeit, in der die
entsprechenden Buzzwords längst überreif von den Bäumen hingen - und auch
das nur, wenn man unbedingt der Mode folgen will, auf historische
Entwicklungen ausgerechnet den Lauf der Natur zu projizieren.

Netzillusionen.
Tatsächlich konnte man Mitte der Neunziger ganzen
literaturwissenschaftlichen Fakultäten dabei zusehen, wie sie, verzückt von
der Idee des World Wide Web als einer wild wuchernden Verweismaschine,
riesige Gärten hypertextueller Theorie auf ihren Universitätsservern
anlegten, während einen Flur weiter die Kollegen von der BWL bereits breite
Schneisen durch den Info-Dschungel schlugen. Das Wort von der Datenautobahn
machte die Runde, von einer drohenden Stratifizierung, der weniger aus
politischen als vielmehr aus ökologisch-ästhetischen Gründen die Rückkehr
zur labyrinthischen Landschaftsarchitektur des Rokoko vorzuziehen sei.
Diese Hoffnung auf das Entstehen gewissenhaft gepflegter netzliterarischer
Hypertextrhizome hat sich von all den Verheißungen des deleuzianischen
Internet am schnellsten erledigt, zumal die entsprechenden Versuche sich
schon aus strukturellen Gründen jeder Lektüre entzogen und letztlich nur
bewiesen, dass nicht lineare Bewegungen zwischen Plateaus sich rein
technisch nicht nachbilden lassen, sondern auf die lineare Organisation
ihrer faktischen medialen Grundlagen angewiesen sind. Schon die interaktiven
Irrgärten des späten Barock haben schlechter »funktioniert« und waren
weitaus weniger populär, als man gemeinhin annimmt.

Etwa zur selben Zeit ging auf einem benachbarten Feld, das sich damals gern
als »kulturwissenschaftlich« bezeichnete, die Theorie vom Internet als
Immanenzebene um, deren Protagonisten einen Sommer lang bis spät in die
Nacht und bis früh in den Morgen verkehrtgeschlechtlich in den Chatrooms
hingen und über die antiidentitären Verheißungen subjektloser
Kommunikation - gefolgt vom virtuellen Ende ihrer vermeintlichen Körper -
spekulierten. Auch in diesem Fall genügte ein Blick über die Grenze der
eigenen Disziplin, um die Doktoranden der Juristerei dabei zu beobachten,
wie sie die handfest transzendentalen Pfeiler von Online-Recht und Ordnung
in den Cyberspace einzogen, was die Immanenzverfechter jedoch weder auf die
Barrikaden noch zurück zur Kritik, sondern nur umso tiefer in das Beharren
auf der Gültigkeit der eigenen Erfahrung trieb.

Der Irrglauben, die Schleier der bürgerlichen Subjektivierung würden sich
lüften und die Grenzen des männlichen Körpers verschwimmen, begleitet seit
dem 19. Jahrhundert die Einführung jedes neuen Mediums. Die Einführung des
Kabelfernsehens in den Achtzigern fand ihr Echo in den elegant gescheiterten
medientheoretischen Manifesten und Meditationen der Agentur Bilwet, die
Kinos der Zwanziger stürzten ihre Besucher in kollektive Delirien, die heute
ihrerseits Kopfschütteln auslösen, und bereits 1835, bei der Eröffnung der
Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth wurden die ersten deutschen
Hippies aktenkundig. Das waren weniger die Kritiker, die warnten, ab 30 km/h
werde man verrückt, als vielmehr diejenigen Passagiere, die darauf
bestanden, tatsächlich Farben zu sehen.

Hartnäckiger als im akademischen Milieu hat sich die Rede vom
deleuzianischen Internet an seinen Rändern gehalten, in den so genannten
illegalen Wissenschaften, insbesondere in der autonomen Medien- und
Pop-Theorie, von wo aus die entsprechenden Lesarten und Begrifflichkeiten
mittlerweile überall dort wieder in die Institutionen zurückströmen, wo nur
noch die spekulative Verzinsung vermeintlich subkulturellen Kapitals
betrieben wird.

Die zentrale Figur, auf die die außerakademischen Netzforscher seit jeher
ihre Hoffnungen projizieren, ist die des digitalen Nomaden, der ihrer
Vorstellung nach ziel-, richtungs- und widerstandslos durch die
elektronischen Netze wandert und von jeder physischen Territorialiät befreit
per Telefon, Kabel und Satellit von Kontinent zu Kontinent driftet. Doch
während der Hypertext-Hype immerhin noch Grundkenntnisse von HTML zu
popularisieren half und die Immanenz-Euphorie zumindest indirekt die
Bilwetsche Figur des Datendandys hervorbrachte (der wenigstens noch so sehr
Punk - also Materialist - war, um zu wissen, dass es allem antiidentitären
Eigentlichkeitsgeschwätz zum Trotz die Techniken sind, die die Delirien
bestimmen), bearbeitete die rhizomatisch-romantische Rede vom Netz-Nomaden
als neuem Subjekt der Geschichte ihr Feld so gründlich, dass dort auf
absehbare Zeit kein Gras mehr wachsen wird.

Nomaden surfen nicht

Die theoretischen Verheerungen, die die Verschiebung des Deleuzeschen
Nomadismus-Konzepts ins Digitale hinterlassen hat, kommen insbesondere in
der landläufigen Überzeugung zum Ausdruck, der Nomade sei von einem wie auch
immer gearteten Wunsch nach Bewegung getrieben, obwohl doch selbst die
Tausend Plateaus mehrfach explizit darauf hinweisen, dass es sich beim
Nomaden gerade um jene Gestalt handelt, die bis zuletzt versuchen wird,
ihren Ort zu halten, die sich nur im äußersten Notfall von der Stelle
bewegt, der angesichts der drohenden Segmentierungen ihres lokalen
Territoriums jeder Gedanke an das Gleiten auf globalen Oberflächen fremd ist
und deren Konzept von Raum das genaue Gegenteil dessen darstellt, was wir
gemeinhin als Mobilität bezeichnen. Und doch beharren die Fans des Nomaden
auf dem obszönen Irrglauben, ausgerechnet in den Surfern der digitalen Netze
und elektronischen Wellen fände der Nomade seine aktuelle Entsprechung -
obwohl er doch gerade deshalb Wüsten und Steppen bewohnt, weil man dort,
wenn überhaupt, am langsamsten vorankommt und die Eigenheiten des Geländes
ihn zudem davor bewahren, von den Protagonisten der neuen (vom späten
Deleuze zu Recht als genuin kontrollgesellschaftlich gedissten) Sportarten -
Springen, Gleiten und eben Surfen - heimgesucht zu werden. Ein Blick in die
Geschichte zeigt, dass der Nomade zwar immer wieder auf unvorhergesehene
Weise von mächtigen, zum Teil weit überlegenen Feinden in die Flucht
geschlagen, nie zuvor jedoch so schamlos durch die Gegend gezerrt wurde wie
in den Deleuzianischen Neunzigern des Internets, deren Ende noch immer nicht
in Sicht ist, sodass man den Nomaden weiterhin vor allem vor seinen Freunden
in Schutz nehmen muss.

Nun herrscht allerdings auch bei Leuten, die nicht gleich jede begriffliche
Verwirrung und jedes konzeptuelle Knäuel als potenzielles Rhizom feiern, die
Ansicht vor, all diese hippiesk-esoterischen Ausläufer der mythischen
Vorgeschichte des Internet hätten sich, wenn nicht erledigt, so doch
angesichts der weitgehenden Kommerzialisierung, Stratifizierung und
Transzendentmachung des World Wide Web so weit zurückgezogen, dass aus
dieser Richtung keine ernsthafte Gefahr mehr drohe. Der
Deterritorialisierungssommer, so ihre These, sei in den naturgesetzmäßig
notwendigen Herbst der Reterritorialisierung umgeschlagen, und der abrupte
konjunkturelle Einbruch der Netzkritik erkläre sich schlicht aus dem im
selben Moment umso plötzlicher einsetzenden Boom des Neuen Marktes. Dabei
verkennen sie jedoch völlig, dass auch das ideologische Gepäck der
Startup-Gründer, e-Entrepreneure und Risikokapitalisten, die zwischen 1996
und 1997 die diskursive Vorherrschaft im Internet übernahmen, zu einem nicht
geringen Teil aus ähnlichen Versatzstücken eilig quer gelesener, primärer
wie sekundärer Deleuze/Guattari-Texte bestand, die jetzt jedoch auf eine
derart irre Weise zu ökonomischen Modellen und Businessapplikationen
kurzgeschlossen wurden, dass sich daneben noch die windigsten Theorien von
der neorural-nomadischen Zukunft des Cyberspace wie harte Wissenschaft
ausnahmen.

In ihrem grundlegenden, hierzulande weitgehend ignorierten Aufsatz »The
Californian Ideology« haben Richard Barbrook und Andy Cameron schon 1995
nicht nur das bizarre theoretische Patchwork beschrieben, auf dessen
Grundlage die Apologeten des Online-Business schon bald ihren gleichermaßen
kurzen wie triumphalen Siegeszug antreten sollten, sondern auch die
kulturellen Herkunftslinien der neuen unternehmerischen Strategien und
Tugenden zurückverfolgt, die bis heute die Management-Seminare beherrschen:
absurde Fusionen von Slackertum und Technikoptimismus, die allerdings - im
Gegensatz zur deutschen Ideologie (Netzkultur als völkische Einheit
von »Laptop und Lederhose«) - ohne reaktionären Ballast auskommen.

Libertär oder liberal

Die Internet-Revolution des e-Commerce war gerade nicht die konservative
Gegenrevolution einer Wirtschaftselite, die die Abenteuerspielplätze des
Netzanarchismus abräumte, sondern die Fortsetzung dieses Anarchismus mit
anderen Mitteln. Sie ist der späte Triumph einer in der Hippiebewegung der
amerikanischen Westküste verwurzelten politischen Strömung, die seit den
Sechzigern für einen radikalen Liberalismus eingetreten war, der sich als
Option auf »analogen« sozialen Fortschritt zwar spätestens mit den
Achtzigern erledigt hatte, als grundlegende Ideologie einer neuen digitalen
Sozialutopie jedoch schon seit den frühen Neunzigern eine ungeahnte
Renaissance erlebte. Die vor allem in Wired, dem Zentralorgan der Bewegung,
lancierte Wette lautete, dass die Idee von der radikalen Freiheit der
Individuen, die sich als soziale Forderung nicht hatte durchsetzen lassen,
im Zeitalter der globalen Vernetzung sich als zwangsläufige Folge des
technischen Fortschritts ganz von selbst realisieren würde.

Was den umherschweifenden Unternehmern des digitalen Kapitalismus - die sich
in ihrer Hochphase, 1999, sogar unwidersprochen nachsagen ließen, in
Wirklichkeit an der Errichtung des globalen Cyberkommunismus zu arbeiten -
an Deleuze gefiel, war neben der grob verkürzten These, die Funktion des
Kapitals bestehe hauptsächlich darin, fortwährend Grenzen zu verschieben und
niederzureißen, vor allem der (bei Deleuze von Nietzsche her in den Text
strömende) Vitalismus, der sich in Richtung einer biologistischen
Übermetaphorik verschieben ließ, in deren Begriffen fortan das Funktionieren
ökonomischer und sozialer Systeme beschrieben werden sollte.

In Reinform lässt sich dieses Denken in Out of Control, dem Hauptwerk des
ehemaligen Wired-Herausgebers Kevin Kelly, bestaunen, wo Kapital als Natur,
Kapitalismus als Biosphäre und das Zirkulieren von Geld, Menschen und Ideen
um den Globus als natürliches Flottieren von Schwärmen, Herden und Wellen im
organischen Ganzen eines ökologisch selbst regulierten freien Marktes
gedeutet wird; mit dem Treppenwitz, dass noch das Platzen der
Spekulationsblase sich als finale Ankunft des organlosen Körpers
interpretieren lässt. Kellys Nachfolger bei Wired, die ansonsten vor allem
damit beschäftigt waren, ihre vulgär-schizoanalytische Kapitalismustheorie -
Geldströme (Venture Capital) gegen Scheißeströme (Content) - als
Businessmodell anzupreisen und das nahende Ende der Lohnarbeit auszurufen,
verkündeten bald darauf, das Internet lebe tatsächlich. Mit spürbarer
Verzückung entwarfen sie bereits das Szenario pervasiv gewordener, sich real
in die Natur auflösender Netze, deren kleinste organische Knoten wahlweise
von Biotech-Startups in den menschlichen Körper versenkt oder von
AT&T-Helikoptern flächendeckend über den Metropolen abgeworfen würden.
Einzig die europäische Linke, die das Studium amerikanischer
Internetzeitschriften in den 90ern fast vollständig versäumt hat, hielt
solche Phantasien noch zu einem Zeitpunkt für irrelevante, gar amüsante
Auswüchse kalifornischer Science-Fiction, als die IT-Industrie bereits
derart astronomische Werbebudgets in das ohnehin schon achtfarbig gedruckte
Magazin pumpte, dass dieses auf das Format eines mittleren Telefonbuchs
anschwoll und zugleich in völlig neue Regionen des Risikojournalismus
vorstieß. Der Dow Jones, so verkündete die Prawda des digitalen Hippietums
1999, werde bis 2008 die 40 000-Punkte-Grenze durchbrechen, um sich Mitte
des 21. Jahrhunderts zwischen 250 000 und 400 000 einzupegeln - und
spätestens dann würden sich die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit
(insbesondere Race, Class und Gender) von selbst erledigen.

Netzökonomie und linke Kritik.
Gerade angesichts des offensichtlichen
Irrsinns einer solchen Deterritorialisierungshypothese reicht es nicht aus,
von einer bloß ideologischen Blase zu sprechen, wurden doch auf der
Grundlage von Prognosen wie dieser in den USA binnen weniger Jahre die Reste
staatlicher Wirtschafts- und Sozialpolitik beseitigt und die materiellen
Grundlagen für jene Ordnung geschaffen, in der sich der
militärisch-unterhaltungsindustrielle Komplex seine Politik mittlerweile
ungestört selber macht. Die europäische Linke, die heute in Hardts und
Negris Abgesang auf die starken Staaten und fetten Regierungen einstimmt,
bleibt dringend eingeladen, in Thomas Franks One Market under God
nachzulesen, in welchem Ausmaß sich in den USA der Wired-Ära die Ansicht
durchgesetzt hat, Demokratie und Bürgerrechte seien Errungenschaften, die
von den heroischen Anführern des freien Marktes permanent gegen die
Vertreter von Regierung und Parlament durchgesetzt werden müssten.

Das spektakuläre Scheitern auch der zweiten Welle der Netzeuphorie -
wenngleich die Chefrhizomatiker von America Online, denen heute nicht nur
Netscape und Compuserve, sondern auch die Filmstudios der Warner Brothers,
die Labels Columbia und Elektra, die Zeitschriften Time, Life, Fortune und
Money sowie der Fernsehsender CNN gehören, zu Recht darauf bestehen dürften,
Scheitern sehe anders aus - hat sich wohl bis in den letzten Winkel des
Globus herumgesprochen. Doch gerade auf Seiten der europäischen
Netzintelligenz hat das bloß zu Ratlosigkeit geführt. Eine rapide
schrumpfende Zahl rapide wachsender Konzerne setzt im Kampf gegen die
angeblichen Verbrechen von Software-, Musik- und Biopiraterie digitale
Urheber- und »geistige« Eigentumsrechte durch, mit denen sich nicht nur
sämtliche nicht kommerziellen Formen des Datenaustauschs präventiv
kriminalisieren, sondern auch die natürlichen und sozialen Ressourcen ganzer
Kontinente enteignen lassen. Zugleich etablieren amerikanische wie
europäische Regierungsfirmen die technischen Standards einer elektronischen
Sicherheitsarchitektur, neben der die Überwachungsmethoden des 20.
Jahrhunderts dilettantisch wirken. Und die Veteranen der Netzkritik fegen
unentgeltlich die entvölkerten Flure der digitalen Shopping Malls und führen
in ihrer reich bemessenen Freizeit auf den einschlägigen Mailinglisten ihre
tragischen Niederlagen von einst als Farce wieder auf: in diesem Herbst,
indem sie die Geschäftsbedingungen des befreundeten New Yorker
Netzkunst-Startups Rhizome.org als kasinokapitalistisch dekonstruieren. Na
pfui, wie geht denn das zusammen, wer hätte das gedacht? Da passt es ins
Bild, dass die Zeitschrift Konkret ihren Lesern ausgerechnet Telepolis als
Startportal für Netzlinke empfiehlt, was ähnlich viel Sinn macht, als würde
De:Bug ihrem Publikum zum Einstieg in die Kapitalismuskritik das
Verbrauchermagazin WiSo ans Herz legen.

Das Internet ist heute auf dem besten Weg, die neuen Formen elektronischer
Arbeit und Freizeit restlos miteinander zu vernetzen und computerisierte
Freude, Verschwendung, Knappheit, Sklaverei und Paranoia zu einem weltweiten
24stündigen Arbeitstag zusammenzusetzen: zu jenem digitalen Kontinuum, das
vielen von uns zumindest spielerisch bereits vertraut ist als die sich
vollendende Einheit von Spaß und Terror in einer radikal vereinzelnden Neuen
Ökonomie.

Zur gleichen Zeit wirft die Geschichte ihre leeren Flaschen aus dem Fenster.
Das Internet wird nicht deleuzianisch gewesen sein, sondern - read my lips,
make no mistake - das erste Massenmedium der Kontrollgesellschaften. Deren
Wappentier wird nicht die Schlange gewesen sein, sondern der Linux-Pinguin.
Die globale Vernetzung autonomer Produzenten wird kein Rhizom gewesen sein,
sondern der Produktionsmodus der hierarchichsten Wirtschaftsordnung, die die
Welt je gesehen hat. Die Grenze des Kapitalismus wird kein Ort gewesen sein,
an dem sich eine hübsche Aussicht auf sein mögliches Jenseits eröffnet,
sondern gerade jener Bereich, in dem die herrschenden Verhältnisse am
härtesten um ihr Fortdauern kämpfen. Und eine Linke, die Morpheus für einen
Filmhelden und PHP für ein Verschlüsselungsverfahren hält (und auch
ansonsten glaubt, ihr gemeinsamer Boden bestünde aus geteilten Meinungen
statt aus geteilten Methoden) wird, selbst wenn sie den mittleren Deleuze
endlich durch den späteren ersetzt haben wird, keine Linke gewesen sein,
sondern bloß eine Rechte unter vielen.

Anstelle bibliographischer Angaben verweist der Autor auf Google oder
textz.com sowie auf nettime, make-world und star-ship, ohne die dieser Text
nicht entstanden wäre.

Sebastian Lütgert lebt und arbeitet als Autor und Programmierer in Berlin.

-top-

><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><

================================================
02 PT intern
From: Manfred Büttner mbuettner@netcomcity.de
================================================

http://www.frankreich-haus.de/intern.cfm


PT-intern - Manfred Büttner - Lönsweg 13 - 34233 Fuldatal

Pädagogische Fachzeitschrift für Reformpädagogik, einzige pädagogische
Fachzeitschrift , die sich ständig mit Rechtsextremismus besonders auch in
Schule und Unterricht beschäftigt (Unterricht gegen Rechtsgewalt).
Publikationsplattform / Ständige Redakteure gesucht: Praktischer Unterricht
in Arbeitslehre, Politische Bildung, Geographie, Geschichte, Schulpolitik,
Schule / Pädagogik und Rechtsextremismus, Rechtsextremismus allgemein, aus
Hochschule und Bildungsforschung u.v.m. Gerade wissenschaftliche
Nachwuchskräfte erhalten hier eine reelle Chance, sich einen Namen zu
machen.
Guter Rat ist teuer - bei PT intern nicht: Durch intensive Zusammenarbeit
mit vielen Organisationen wie EXIT-Deutschland, akdh, Internet-Notruf
u.v.a.; Einzelberatung von SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften,
Rechtsextremismusberatung (auch regional) etc.
Manuskriptangebote, Anfragen, Bestellung der Printausgaben, von
Buchangeboten, LeserInnenbriefe, Anzeigenbestellung, etc. bitte möglichst
per e-Mail an PT-intern@frankreich-haus.de oder per Disk (möglichst Word 2 -
7 oder txt) oder an die Postadresse.

-top-


><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><
KOMMENTARE - MELDUNGEN
><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><<>><

================================================
03 Gewünschte Ergebnisse
From: Ljubomir Bratic, ljubomir@vienna.at
================================================

Gewünschte Ergebnisse: Eine Kritik an die Autoritarismus-Studie von Günther
Rathner
Über Rassismus und Sozialwissenschaften
Von: Ljubomir Bratic

Um einigen LeserInnen das Durchlesen dieses Textes zu ersparen, stelle ich
jetzt an den Anfang, was normaler weiser am Ende des Textes stehen sollte:
ich finde die Studie "Autoritarismus als notwendige Bedingung von
Fremdenfeindlichkeit in Österreich" von Günther Rathner interessant, nicht
deswegen weil sie uns ein Bild über Autoritarismus in Österreich bietet,
sondern weil diese einige Schlüsse über die Sozialforschung, die sich mit
der Thema Rassismus in Österreich befasst, liefert. Darum bin ich dem Autor
der Studie dankbar und so lese ich seine Texte. Ich kenne nicht die ganze
Studie und beziehe mich hier auf die vom Autor selbst in die Öffentlichkeit
gebrachten Texte auf der Homepage des Ministeriums für Wissenschaft und
Kunst (www.bmbwk.gv.at/4fte/fremd/fa/rathne.htm) und im widerst@nd-MUND vom
27.11.2001 (www.no-racism.net/MUND) . Die öffentliche Rezeption der
Informationen über die Studie spielt in meiner Ausführungen keine Rolle,
obwohl sie eine gesonderten diskursanalytischen Behandlung verdient. Einer
der interessantesten Texte erschien in KUPF, Zeitung der Kulturplattform
Oberösterreichs, mit dem Refrain "Österreich ist ein Scheiß-Nazi-Land". Aber
darüber ein anderes Mal. Hier geht es mir nur um die Ergebnisse der Studie,
die der Öffentlichkeit präsentiert würden.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Autor der Studie sein
Vorhaben, "kulturelle, soziale und individuelle Faktoren" des Rassismus in
Österreich zu untersuchen auf die Individuellen reduziert und dabei das dem
Projektantrag vorstehende Zitat von Eric Hobsbawm, in dem steht, dass die
"Symptome, auch wenn sie noch so heftig zu spüren sind" nicht mit der
Diagnose, Prävention und Therapie zu verwechseln sind, verschwinden lässt,
und statt dessen einen Rückfall in den Rationalismus der Aufklärung (dem
Adorno so suspekten) vollzieht, in dem er am Anfang der Kurzzusammenfassung
der Ergebnisse des Projektes das Zitat von Goya "Der Schlaf der Vernunft
gebiert Ungeheuer" einfügt. Ein Rückfall in die theoretischen Gewässer, die
Adorno mit seiner Philosophie zu überwinden versuchte. Und ein Rückfall
bezeichnend für das gesamte Projekt. Eine qualitative Theorie durchzogen
durch die Mühlen des quantitativen Fragebogens wird halt zum autoritären
Rationalismus.

Sozialwissenschaft als Therapie
Sozialwissenschaft wie in dieser Studie betrieben, ist eine, die sich als
moralisch empfundene Therapie empfiehlt. "Rassismus, Fremdenfeindlichkeit
(Xenophobie), Nationalismus und Ausgrenzungsbereitschaft" sind Krankheiten,
die festzustellen sind, um nach einem Arzneimittel zu ihrer Vertreibung zu
suchen. Es handelt sich um eine Technik, die nicht gebildete Bevölkerung als
gefährliche Bevölkerung darzustellen, die viele Vorläufer hat. In unserer
Zeit fügt sich dieser Diskurs unter dem "lebenslangen Lernen" sehr gut. Eine
durch und durch neoliberale Maxime. Hier schlägt uns eine Art
Gebildetenrassismus entgegen, der sich vor allem deswegen sehr verbreitern
kann, weil die Anderen die Waffen der Sprache nicht so gut einsetzen können.
Die verunsicherten, nicht gebildeten, autoritär angehauchten, politisch
Rechts orientierten Alten, sind nach den Ergebnissen dieser Studie erkrankt
an Rassismus. Diese Krankheit ist eine Art Amoralität, eine bei diesen
Menschen und ihren Familien in Fleisch und Blut übergegangene völlige
Verhärtung in Destruktion. Das Neuartige in diesem Schlachtgemälde der
Modernisierungsverlierer ("Verunsicherten") rührt von der
sozialwissenschaftlichen Bewusstwerdung einer Bevölkerung her, die so tief
herabgesunken ist, dass die Hälfte von ihm am Rand der Asozialität liegt.
Klar, was sie brauchen ist eine Therapie, das führt der Autor leider nicht
aus, weil der Teil, wo die Vorschläge zur Verbesserung der Lage der Nation
stehen sollten, in der Darstellung der Resultate der Studie leer geblieben
ist.
Es ist eine Mischung von Angst und Verunsicherung, aus der diese Einstellung
besteht, die solche Bilder der gesellschaftlichen Antagonismen hervorruft.
Und in diesen Vorstellungen nehmen sie den Anschein des Kampfes aufs Leben
und Tod. Das allgegenwärtige Schlagwort der konservativen Rassisten vom
"Kampf der Kulturen" wird hier innerhalb der Gesellschaft projiziert, um
diese einerseits zu homogenisieren, sie als "österreichische Gesellschaft
erscheinen zu lassen, und andererseits mit politischen Antagonismen
durchzuziehen. Es sind die autoritär Eingestellten, die gegenüber den
Antiautoritären stehen, es sind die mit mangelnder Bildung die gegenüber den
Gebildeten stehen, es sind die Alten die gegenüber den Jungen stehen, es
sind die Verunsicherten die gegenüber den selbstsicheren Aufstrebenden
stehen, und es sind die nationalistischen Rechten die gegenüber den
Ich-weiß-nicht-was-in-Österreich stehen. Ein Bild, das heutzutage viele
Menschen teilen und das uns gerade diese Studie vermittelt. Der Autor fragt
sich offensichtlich nicht, woher dieser Diskurs stammt, den er hier
reproduziert. Nicht die Resultate der Studie haben dieses Bild ergeben,
sondern der allgemein als positiv anerkannter Diskurs des Managersein
vermittelt es. Der/die ManagerIn ist der/die flexible/r Flitzer/In, der/die
hier indirekt als antirassistisch hochgelobt wird. Der Autor übernimmt es
einfach aus seiner Umgebung. Und ich überlasse dem/der LeserIn, hier zu
raten, auf welcher Seite der hier entworfenen Medaille sich der Autor der
Studie selber befindet.

Rassismus als Krankheit des Einzelnen
Das Kollektiv, das hier entworfen wird, bestehend aus ÖsterreicherInnen,
wird in dieser Studie vorausgesetzt. Die 730.239 Migrantinnen in Österreich
werden nicht befragt, weil für sie vorausgesetzt wird, dass sie nicht zu der
in der "Mitte gespaltenen Gesellschaft" gehören. Diese Kollektivität wird
also hier vorausgesetzt, geschaffen und gleichzeitig im Sinne des Autors
strukturiert. Die Befragung hat genau das ergeben, was erwünscht war. Der
Autor stellt fest, dass die "möglichen Ursachen" tatsächliche Ursachen sind.
Das dabei der Antisemitismus zur Ursache seiner selbst gerät, scheint nicht
aufzufallen.
Einige Fragen fallen mir dazu noch ein: Sind die hier konstruierten
Krankheiten der "Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie), des Rassismus, des
Nationalismus und der Ausgrenzungsbereitschaft" der "Gesellschaft" nicht
eher ein von der Furcht der gebildeten Mittelschicht am Leben gehaltenen
Chimere? Kann sein, dass es sich da um einen gewissen
Schichtenethnozentrismus handelt, denn der Autor - als "neutraler
Wissenschaftler - gehört nicht zu der Gruppe, die er beschreibt, und legt
in seiner Beschreibung ein Verständnis an den Tag, welche er mit dem
gesuchten Gegenstand gleichsetzt? Diese Fragen sind zulässig und ich stelle
sie mal hier in den Raum der Öffentlichkeit.
Es sind Ordnungskonzepte, die hier entworfen werden und zwar aus einer
Position der Definitionsmacht und Autorität. Die Moralisierung und
Manicheisierung der Untersuchung ist allerdings das unausweichliche Pendant
eines Realitätsverlustes. In dem Maße, in dem die Sozialwissenschaft den
Bezug zu den realen Mechanismen der Gesellschaft verliert, die sie zu
erkennen beansprucht, aber nicht erkennt, bietet sich der Rekurs auf die
Psyche als naheliegendes Mittel zur Stützung sozialwissenschaftlicher
Positionen an. Allerdings repräsentiert die Berufung auf die Psyche der
Menschen das Ende der Sozialwissenschaften. Wir haben es hier mit einem
Ausbruch aus der Regel des sozialwissenschaftlichen Diskurses zu tun. Da
hört die Ebene des sachlichen Gesprächs auf und es beginnt die Manipulation
der Empfindungen. Die Krankheiten des Rassismus usw. rekurrieren auf das
Empfinden von Abscheu gegenüber Gewalt, Anpöbelung und sozialem Tod. Nur, es
hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Es ist ein Feindbild, das sich auf
das Verkennen der Öffentlichkeit über die tatsächlichen Funktionsmechanismen
des Rassismus als Strukturphänomen stützt. Durch die ständige Widerholung
erhielt diese Annahme des Rassismus als Krankheit der Einzelnen schließlich
eine Plausibilität, die sich im Laufe der Zeit auch den besten Einwänden
hartnäckig widersetzt. Ähnliche Prozesse sind nicht nur in der Wissenschaft
zu finden, sondern charakterisieren z.B. das Feld des Politischen auch sehr
stark.
Was wir brauchen ist das, was Di-Tutu Bukasa einmal die "Rehabilitierung der
Rassismus" genannt hat. Nicht Krankheit sondern nationalstaatlicher
Systemzwang produziert und reproduziert Ausschlüsse aufgrund der (von ihm
selber) konstruierten ethnischen Linien. Diese Situation ist überall zu
finden, ob in Österreich oder in Serbien, überall werden Menschen
systematisch dazu verurteilt, ganz bestimmte vordefinierte soziale Räume zu
besetzen. Und das nicht, weil sie von der kranken Mehrheit gezwungen werden,
sondern deswegen, weil sie gemeinsam mit dieser Mehrheit zu einem
rassistischen Ganzen gehören. Will die Sozialwissenschaft Rassismus
erforschen, dann bleibt ihr nicht sehr viel übrig, als sich auf das zu
besinnen was sie auch ist, nämlich eine Wissenschaft vom Sozialen, eine Art
von Wissen-Schaffen, die sich dem Bereich des Sozialen, den Fragen der
Konstruktion der Ausschließungen, deren Subjektivierung, Normierung und
Naturalisierung widmet.

-top-

================================================
04 Mit 100 Seiten gegen eine Naziseite
Aus: www.jungle-world.de
================================================
aus: www.jungle-world.com
David Gall
»Mit hundert Seiten gegen eine Naziseite«

Zum Jahreswechsel warnte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Paul Spiegel, vor einem stärker werdenden Antisemitismus in
Deutschland. Es gebe keinen Grund zur Zufriedenheit, auch unter den
gesellschaftlichen Eliten greife der Antisemitismus um sich.
Ein wichtiges Medium zur Verbreitung judenfeindlicher Propaganda ist das
Internet. Die Betreiber der jüdischen Online-Seite Hagalil.com versuchen,
dem entgegenzutreten. Seit 1995 im Netz, bietet Hagalil umfassende
Informationen über das jüdische Leben in Deutschland, Europa und Israel. Die
Seite ist eine der erfolgreichsten Initiativen gegen rechtsextremistische
Propaganda im Internet.
David Gall ist Mitherausgeber von Hagalil. Mit ihm sprach Stefan Wirner.

Welche Idee führte zur Gründung von Hagalil?
Wir wollten zunächst das Judentum und seine Werte, den positiven Aspekt
darstellen. Es sollte eine Kommunikationsplattform für Juden sein. Heute ist
Hagalil aber auch ein enormer Informationspool zum Thema Rechtsextremismus.
Es gab vor einem Jahr eine parlamentarische Anfrage im Bundestag, bei der
herauskam, dass etwa 50 Prozent aller Sanktionen wegen rechtsextremer
Propagandadelikte durch die Meldungen im Formular von Hagalil zustande
kamen. Das bedeutet, dass alle anderen Aktionen in dieser Richtung, mitsamt
denen der Bundesregierung, sich die andere Hälfte teilen.

Wie verbreitet ist Antisemitismus im Internet?
Die antisemitische Propaganda im Internet ist vor allem gefährlicher als
irgendwelche Publikationen oder Veranstaltungen, weil sie völlig unbedarfte
Leute erreicht, Leute, die nicht ins Internet gegangen sind, um sich mal die
Nazistandpunkte anzuhören, sondern Nutzer, die aus irgendwelchen Gründen,
vielleicht weil sie ein Referat für die Schule schreiben müssen,
Informationen suchen, etwa zum Talmud. Das Thema Talmud aber wird von den
Nazis sehr stark besetzt. Vor fünf Jahren ist man, wenn man die
Wörter »Talmud« oder »Judentum« in die Suchmaschine eingegeben hat, auf
Naziseiten gelandet.

Wie kann man das verhindern?
Das geht erstaunlich einfach. Sagen wir mal, Horst Mahler veröffentlicht
einen Artikel zu einem jüdischen Thema im Internet, und es gibt 100 Artikel
von uns zum selben Thema, dann sind die Chancen, dass dieser Schüler auf der
Suche nach Informationen für sein Referat bei uns landet, 100 Mal größer,
als dass er bei Mahler landet. Wir veröffentlichen nicht alles unter
Hagalil.com, sondern auch unter Klick-nach-rechts.de, Nahost-politik.de oder
Judentum.net.
Und wenn ein Schüler unsere Seiten liest, dann klickt er weiter, denn er hat
viele Fragen, und er findet plötzlich eine Fülle von Informationen zu einem
Thema, das ihn im Grunde interessiert. Wir erreichen 140 000 Leser im Monat,
die 1,8 Millionen Seiten aufrufen. Daher wissen wir, dass jeder Leser bei
uns im Schnitt zehn Seiten liest.

Plädieren Sie für eine Zensur des Internet?
Wir glauben, dass Zensur nichts nützt. Dort, wo etwa Filter eingesetzt
werden, zum Beispiel in der Staatskanzlei in Bayern, ist es so, dass Hagalil
oder Klick-nach-rechts nicht mehr aufgerufen werden können, weil bei uns
natürlich dieselben Stichworte auftauchen.
Außerdem gibt es ja bereits Programme, die gesperrte Seiten wieder
zugänglich machen. Wir versuchen lieber, diese rechtsextremen Seiten ganz
wegzubringen, in dem Bereich sind wir eine der erfolgreichsten Initiativen.
Denn wir fahren auf drei Schienen. Zum einen den bereits beschriebenen Weg,
einer Naziseite 100 Seiten von uns entgegenzustellen. Zum zweiten bieten wir
Kommunikationsmöglichkeiten an, Leute können uns E-Mails schreiben oder in
den Foren diskutieren und kommen dadurch mit Juden in Kontakt, eventuell
auch persönlich. Wir gehen auch in die Schulen oder machen Veranstaltungen.
Die dritte Schiene zielt auf die strafrechtliche Verfolgung. Es gibt in
Deutschland Gesetze, die die Leugnung des Holocaust, die Verwendung
rechtsextremistischer Symbole und Ähnliches verbieten. Wir veröffentlichen
schon seit 1997 ein Formular im Internet, mit dem Leser direkt rechtsextreme
Seiten melden können. Diese werden dann von Rechtsanwälten geprüft, und wenn
sie tatsächlich strafrechtlich relevant sind, wird ermittelt, wer der
Herausgeber dieser Seite ist und wo er wohnt. Oft wird gesagt, gegen
amerikanische Online-Seiten könne man nichts machen, aber wenn der
Herausgeber in Stralsund sitzt, kann man sehr wohl was tun.

Und wie sind ihre Erfahrungen mit der Justiz? Man hört ja nicht selten von
Urteilen wie jüngst in Kempten, wo es einem Mitglied der Republikaner
erlaubt wurde, Michel Friedmann als »Zigeunerjuden« zu bezeichnen.
Das ist eindeutig ein Problem. Wobei es regionale Unterschiede gibt. Es gibt
Staatsanwaltschaften, mit denen wir sehr erfreuliche Erfahrungen gemacht
haben. Die auch von sich aus anfangen zu denken und Motivation erkennen
lassen und immer wieder bei uns anfragen und Informationen abrufen.
Andererseits finde ich etwa die bayerische Justiz nicht übermäßig aktiv.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es Probleme. Das hat natürlich auch mit
den Personen zu tun. In Baden gibt es sehr aktive Leute, während man denen
in Regensburg erst einmal das ABC erklären muss. Zum Beispiel was die
Leugnung des Holocaust bedeutet. Wenn man Morddrohungen erhält und
persönlich bedroht wird, kann man von dieser Seite schon mal hören: »Ja, Sie
haben ja einen Judenstern auf der Homepage, da brauchen Sie sich nicht zu
wundern.«
Es gab Berichte, dass nach dem Beginn der so genannten Al-Aqsa-Intifada
in den palästinensischen Gebieten verstärkt israelische bzw. jüdische Websites
gehackt wurden. Können Sie das bestätigen?

Bei uns gab es außer eini ger Massenmailings kaum Störungen. Die Angriffe kamen allesamt,
so weit wir das beurteilen konnten, nicht von arabischer Seite, sondern von Nazis. Und
recht viele waren aus Österreich.

War Hagalil darüberhinaus schon einmal Angriffen ausgesetzt?
Ja. Die Rechten sehen, dass ihnen Hagalil in Bezug auf ihre Propaganda im
Internet mehr an die Karre fährt als irgendwer sonst.
Insofern sind wir ihr Hassobjekt Nummer eins. Es wird auf allen möglichen
Seiten rumgehetzt. Wir hatten früher offene Foren, in denen im Prinzip jeder
schreiben konnte. Nach dem ersten großen Forenangriff mussten wir sie
schließen. Damals gab es wirklich pro Stunde 100 Einträge einschlägiger
Natur, wir kamen mit dem Löschen gar nicht mehr hinterher, geschweige denn,
irgendwas zu erwidern.
Aber durch die Schließung unserer Foren war das Problem nicht gelöst. Die
Rechten sind ganz einfach weitergewandert, etwa zum Forum der Tageszeitung
Die Welt. Da findet sich sporadisch immer wieder Hetze gegen uns, manchmal
geht das tagelang so. Was die Redaktion der Welt nicht übermäßig kümmert.

Haben Sie deswegen Kontakt mit der Welt aufgenommen?
Ja, sicher. Die reagieren aber entweder überhaupt nicht oder sagen
schließlich, als Reaktion auf ein anwaltliches Schreiben, es handle sich um
eine Meinungsäußerung, und das Stichwort »Neutralität« fällt. Aber wie kann
man eine neutrale Position einnehmen, wenn jemand sagt: »Ja, in Auschwitz
sind schon ein paar Leute an Typhus gestorben.«

Wie beurteilen Sie nach über einem Jahr den so genannten Aufstand der Anständigen?
Es wäre besser gewesen, man hätte es bleiben lassen. Nicht nur, dass es nichts genützt hat, es war sogar schädlich.
Inwiefern?
Weil der Eindruck erweckt wurde, als würde etwas getan. Wenn man aber gar nicht weiß,
was man tut oder tun soll, auch im Bereich des Internet, dann tut man eigentlich etwas Schlechtes.
So verzögert man nur die Lösung und lenkt ab von wirklich effektiven Aktionen.
Natürlich sind wir auch enttäuscht, dass wir bis zum heutigen Tag keinen Pfennig an
Unterstützung bekommen haben. Den Aufstand der Anständigen
den Bürgern zu überlassen, ist vielleicht ganz okay. Nur sollte man diese
Bürger dann nicht derartig im Regen oder gar vor dem Wasserwerfer stehen lassen.

-top-

================================================
05 Be a Zapatista whereever you are
From: s29 Zapatista Block, h84413@hotmail.com
================================================


The EZLN (Zapatista National Liberation Army) came briefly to the worlds
attention when they seized several towns in Chiapas on New Years Day in
1994. This image of a new armed rebel movement in the period when such
movements were meant to have recognized their own redundancy was startling
and demonstrated that history was not yet over.
Since then most of the continued support the Zapatistas have received is
strongly based on the idea that the Zapatistas are different. Different not
just from the neoliberal world order they oppose but, more fundamentally,
different from the armed revolutionary groups that exist and have existed
elsewhere in the world.

Those involved internationally in Zapatista solidarity work are drawn to it
not because they believe Mexico is uniquely repressive. There are many
countries that are far worse, Colombia being one obvious example. They hope
there is something in the Zapatista method that they can take home to their
own city or region. Hence the popularity of the call from the EZLN to 'be a
Zapatista wherever you are.'

So although the Zapatistas remain isolated in the jungles and mountains of
south eastern Mexico their ideas have influenced many activists across the
globe. Not least in the round of global days of action against capitalism.
One call for these protests actually arose at an international conference in
La Realidad, Chiapas in 1996 and is part of the reason for the
'anti-capitalist' demonstrations of London J18 and Seattle N30 in 1999 and
those that followed in 2000 including A16 Washington and S26 Prague. (read
the full article at http://zap.to/chiapas)

Visit http://www.geocities.com/Zaptistablock after January 10th, 2002 for
information about the upcoming Zapatista Block mobilization to Washington DC
in 2002

Also: National Conference on Organized Resistance in Washington DC, January
25 - 27, 2002 (http://www.organizedresistance.org)

Rally and Direct Action against the World Economic Forum in New York City,
January 31 - February 4, 2002
(flier to download as pdf file: http://www.geocities.com/zapatistablock/wef.pdf)

Colombia Mobilization and Direct Action in Washington DC, April 19 - 22,
2002 (http://www.soaw.org/colombiaMobilization.com)
-----------------------------------------------------------
more S26 infos: http://x21.org/s26
view messages archive: http://www.egroups.com/group/antiimf2000

-top-


================================================
06 Trier: Nazidemo erfolgreich angegriffen
From: aktuell@nadir.com
================================================
Das Beste zum Schluss - Nazi-Demo erfolgreich angegriffen
Von : anonym zugesandt
Ort : Trier
Datum: 01.01.2002


Nazis in Trier

In Trier demonstrierten am Samstag, den 29.12.01 150 Nazis und 300
AntifaschistInnen dagegen.

Am Samstag marschierten etwa 150 Nazis durch Trier, um die "Höchststrafe"
für Kinderschänder zu fordern.

Anlass war die Debatte um eine Pädophilen-Gruppe namens "Krumme 13", die
sich bei Trier gegründet hatte. Die Nazis wollten dabei an die Ängste der
Menschen vor Pädophilen anschliessen. Diese Ängste werden insbesondere seit
das Thema "Innere Sicherheit" zentrales Thema der Politik wurde (also seit
gut 10 Jahren) auch von bürgerlichen Parteien und PolitikerInnen geschürt
und benutzt. Mit einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema Sexuelle
Gewalt an Kindern, hat die Mobilisierung von Ängsten zur Durchsetzung neuer
sicherheitsstaatlicher Methoden (wie dem DNA-Test/Speichelprobe)nichts zu
tun. Sexuelle Gewalt (nicht nur an Kindern) lässt sich durch solche Methoden
wie den DNA-Test meist garnicht verhindern, weil die Täter in den meisten
Fällen nicht "böse Fremde" sind sondern Menschen aus dem nächsten Umfeld,
dem familiären Zwangszusammenhang (Vater, Onkel, Bekannter...).
Veranschaulichen lässt sich die Inkonsequenz des bürgerlichen Umgangs mit
sexueller Gewalt zum Beispiel daran, dass Mitte der Neunziger (mit einem Zentrum in Rheinland-Pfalz)
eine sexistische und antifeministische Kampagne gegen Therapiezentren für
Opfer sexueller Gewalt an Kindern gestartet wurde. Inhalt dieser Kampagne
war die (natürlich falsche) Behauptung, dass "sexueller Missbrauch"
überhaupt nicht in so großem Maße existiere und zu großen Teilen ein
"Hirngespinst von Feministinnen" sei.

Die NPD-Nazis nun wollten den Pädophilen offensichtlich an Widerwärtigkeit
in nichts nachstehen und forderten die "Höchststrafe" für diese. Was sie
damit meinten, zeigten die gerufenen Parolen ("Todesstrafe für
Kinderschänder!"). Eine Forderung von der sie (wahrscheinlich garnicht mal
zu unrecht) annahmen, dass sie viele BürgerInnen unterstützen würden.

Dass das Thema gerade in Trier so heftig diskutiert wurde, kam ihnen dabei
nicht ganz ungelegen. Denn auch wenn die NPD dort nicht übermäßig stark ist,
auf halbwegs funktionierende Strukturen kann sie -im Gegensatz etwa zur
Landeshauptstadt Mainz- zurückgreifen.

So kommt z.B. der noch sehr junge stellvertretende NPD-Landesvorsitzende
Phillipp Valenta aus Trier. Offensichtlich Nazis (aus dem Umfeld Valentas?)
verübten einen Brandanschlag auf den Infoladen Trier
(http://www.de.indymedia.org/2001/08/6292.html), andere Nazis (?) griffen in
der darauffolgenden Woche ein Strassenfest des Infoladens an, wenn auch
weniger erfolgreich.

Nach zwei Kundgebungen unter dem Motto: "Trier stellt sich quer" zogen
spontan gut 300 DemonstrantInnen zum Bahnhof -wo sich die Nazis
versammelten- um diesen zu blockieren.
Mit einer knappen Stunde Verspätung konnte sich der NPD-Zug in Bewegung
setzen, nachdem die Polizei eine Gasse frei geschoben hatte. Der Umstand,
dass die GegendemonstrantInnen seit Stunden im Schnee standen, entpuppte
sich nun als gewaltiger Nachteil für die FaschistInnen.
Nachdem die ersten Eisbälle die Träger des Frontransparentes trafen,
griffen mehrere hundert Menschen beherzt zu diesem effektiven (und legalen?)
Mittel. Der Demonstrationszug von NPD/JN kroch nun, begleitet von
GegendemonstrantInnen und deren Schneegeschossen, durch Trier. Der
jämmerliche Übermenschenhaufen musste ein Spalier von schnee-, dreck-, eier-
und hundescheissewerfenden Menschen ertragen. Die offensichtlich
erfahreneren Nazis mussten die jüngeren in ihre Mitte nehmen, damit diese
nicht schon beim ersten Versuch die Schnauze vom Nazi-Sein (oder vom Schnee)
voll kriegten.
Angekommen am Südbahnhof konnten die beschmutzten Saubermänner nicht
einmal mehr ihre Kundgebung durchführen. Ein technisches KO für die Nazis
durch eine überproportionale Trefferquote seitens der AntifaschistInnen.

Nachdem ihnen Anfang dieses Jahres in Bad Kreuznach von 2000 GegnerInnen
(gegen 60 Nazis) ein eindeutiges KO zugefügt wurde (...mit 0.1 km/h für
Deutschland und wieder zurück) und sie lediglich in Landstuhl und
Kaiserslautern halbwegs (nicht völlig) ungestört demonstrieren konnten, ist
das die zweite ganz eindeutige Schlappe für die sowieso schon vom Pech
verfolgten NPDler.

Mal sehen wo der NPD-Landeskoordinator Sascha Wagner, eine wahrlich
"charismatische" FührerFIGUR, als nächstes eine solche Schlappe plant.
Manchmal könnten einer die FaschistInnen schon fast leid tun, wenn sie
nicht der konsequenteste Ausdruck des mörderischen, rassistischen und
antisemitischen deutschen Normalzustandes wären.

NAZIS AUF'S MAUL! DEUTSCHLAND WEGBÖLLERN!

ein Photo; Stichwort "Braun und Braun":
http://www.de.indymedia.org/2001/12/13015.html

-top-

================================================
07 Neonazis wollen VVN-Ausstellung angreifen
From: aktuell@nadir.com
================================================
Neonazis wollen VVN Ausstellung attackieren.
Von : redaktion eins
Email: redaktion1@mail.nadir.org
Ort : bundesweit
Datum: 01.01.2002
Neofaschisten aus dem Umfeld des "Aktionsbüro Norddeutschland" - um den
Nazikader Christian Worch - rufen dazu auf, die Ausstellung
"Neofaschismus in der BRD" des VVN zu verhindern. Auf ihren Internetseiten
mobilisieren sie unverhohlen gewalttätig gegen die Ausstellung und ihre
MacherInnen. Hier geht's zu den Sonderseiten der, wirklich sehenswerten,
Wanderausstellung
Weiteres: http://www.vvn-bda.de/ausstellung/
*** nadir-aktuell-abo -- Aboliste mit Nachrichten von http://www.nadir.org
*** Beitraege: nadir-aktuell@nadir.org / Redaktion:
nadir-aktuell-red@nadir.org

-top-

================================================
08 Dec.31: In spite of all...
From: Gush Shalom, adam@gush-shalom.org
================================================

GUSH SHALOM - pob 3322, Tel-Aviv 61033 - http://www.gush-shalom.org/

IN SPITE OF ALL, A JUBILANT MOOD OF RECONCILIATION
[The following report was written by Beate Zilversmidt]
Dec. 31, 2001

While waiting in the yard of the "Freres School" near to the Old City's New
Gate, Palestinians, foreigners and Israelis were developing vivid mutual
conversations. It was one of those pleasant, sunny December days. The
waiting was for for the group from Bethlehem.
Already on the way from Tel-Aviv to Jerusalem we had heard on the radio
that the army prevented thousands of Palestinians from passing the
roadblock on the way from Bethlehem to Jerusalem. Gush Shalom had hired
a bus for the Tel-Avivians, and called upon the Jerusalemites, to attend the
"Peace Circle around the Old City" - so carefully planned by a Palestinian
coalition, including high-ranking Muslim and Christian bodies and
representatives of the Palestinian parliament, and to which Israeli peace
activists were specifically invited.

We had known from the start that it wasn't very likely that the army would
let thousands of demonstrators walk from Bethlehem through the checkpoint to
Jerusalem - to join us and make hand in hand a "Peace Circle around the
Old City." A joint action of this kind had not taken place for months. The
months of violence and contra-violence, revenge and revenge-upon-revenge,
had created a new distance. With the army not only barring Palestinians at
roadblocks but also prohibiting Israelis from paying them solidarity
visits, the only ones who were going between were the foreigners, the hundreds who
came especially in the December month as "international monitors from below."
During frenetic phone consultations it became clear that only the
internationals and a VIP Palestinian delegation would be able to pass the Bethlehem
roadblock to join us, and that the two thousand Palestinians whose way was
blocked had started their midday prayers near the roadblock - a form of
protest and also a wise way to diffuse tensions...
So, we started to march through the many colourfull alleys winding through
the Old City not thousands, but hundreds, carrying the slogans 'Open
Jerusalem' and 'Stop Occupation'. A French cohort started chanting "Free,
Free, Free Palestine!" / "Free, Free, Free Palestine!" and "Stop, Stop, Stop
Occupation!". Our "Shalom Ken, Kibush Lo' - rather downtrodden for Israeli
ears - was immediately integrated. ("What does it mean?" "Peace Yes -
Occupation No!"). The merchants came out of their shops to look at this
unusual parade.
We went through the Via Dolorosa, an unusual pilgrimage of believers, and
seculars from many nationalities - in the front row Sari Nusseibeh, Father
William Shomali and Uri Avnery. Then we entered the beautiful open space
behind St. Anne's Church and all the time there continued to stream in more
people, among them the Latin Patriarch of Jerusalem Michel Sabagh,
Lutheran Bishof Munib Younan and Anglican Bishof Riah Abu el-Asal, as well
as Louisa Morgantini, the devoted member of the European Parliament who
brought with her 160 Italian voluntary peace keepers. (Nobel Laureate
Mairead Maquire of Northern-Ireland should have been there too, but decided
to stay in Bethlehem with those who were not allowed through.)
The ceremony which ensued there, today in that oasis in the middle of this
most contested place, the Old City of Jerusalem, was a unique experience
for those present.
The 2000 year old Sermon on the Mount, which was read in Arabic and
English turned out to apply well to the present situation.
The very moving prayer written by the late Faysal Al-Husseini ten years ago
was read in Arabic by Sari Nusseibeh, in a voice deep with restrained
emotion, and in English by Fadwa Husseini - Feisal's daughter.*
Michel Sabagh, the Latin Patriarch called for recognizing that occupation is
the root cause of hatred and bloodshed: "There can be no peace and
security for Israelis without peace and security for Palestinians; there
can be
no peace on destroyed homes; there can be no peace with assassinations.
But, we Palestinians will also not have peace if we take retribution of the
same kind. As Mahatma Gandhi said, surrendering to evil is losing one's
humanity but resisting evil with evil methods is worse than that."
Then came Uri Avnery: "You Palestinians are undergoing terrible times of
increasing oppression. We think of you and feel with you day and night. In
these times of bloodshed it is easy to despair but we must not lose hope.
Peace is not made by politicians. Peace is not made by the men of war, but
by the people who seek it. We have come here as the true Israeli patriots,
carriers of the Jewish tradition which says: 'Justice, justice shallt thou
pursue', and 'Seek peace and pursue it.' In the end the two peoples shall
win, the two peoples shall live together in peace. There is no other way. The day
will come, and may come sooner than you think when we gather again at
this church but then it will be in East Jerusalem, capital of Palestine."
After these words the music started - interrupted for a few words in Arabic
delivered by the Iraqi-born Meretz activist Latif Dori, as well as the
Jewish Saturday prayer "Shalom Aleichem Malachey Hashalom" (Peace unto you,
Angels of Peace) whose melody was perfectly captured by Reuven
Moskovitz on his mouth organ.
Then again the church orchestra, and everybody had gotten into such a
jubilant mood of reconciliation that people started spontaneously dancing in
big circles, men and women, clerics and activists, young and old.
And it was no shame to dance and be united in love and happiness. For a
moment we had overcome reality. We went home stronger people.

* Prayer of Faysal Al-Husseini
Oh God, the chest is replete with bitterness... do not turn that into spite.
Oh God, the heart is replete with pain... do not turn that into vengeance.
Oh God, the spirit is replete with fear... do not turn that into hatred.
Oh God, my body is weak... do not turn my weakness into despair.
Oh God, I your servant am holding the embers... so help me maintain my steadfastness.
Oh God, faith is love... Oh God, faith is forgiveness... Oh God, faith is conviction...
Oh God, do not put of the flame of faith from my chest.
Oh God, we wanted for the Intifada a white one, so please protect it.
Oh God, we wanted freedom for our people, we did not want slavery to others.
Oh God, we wanted a homeland for our people to gather them, we did not
want to destroy states of others, nor demolish their homes.
Oh God, our people are stripped of all things, except their belief in their right.
Oh God, our people are weak except in their faith and in their victory.
Oh God, grant us conviction, mercy and tolerance in our ranks, and not
make us war against ourselves.
Oh God, turn the blood that was shed into light that will guide us and
strengthen our arms, do not let it turn into fuel of hatred and vengeance.
Oh God, help us over our enemy so that we can help him deal with himself.
Oh God, this is my prayer to you... my invocation, so listen to it and grant us
our supplication and guide us to the right path.

If you got this forwarded, and would like to receive our emails directly
you can subscribe by sending a blank message (from the address where you
want to receive them) to: Gush-Shalom-subscribe@topica.com In order to
receive Hebrew [not always same as English] mail to:
test_gush-shalom.org-subscribe@topica.com

If you want to support Gush Shalom's activities you can send a cheque
or cash, wrapped well in an extra piece of paper, to:
Gush Shalom pob 3322, Tel-Aviv 61033.

For more about Gush Shalom you are invited to visit our renewed website:
http://www.gush-shalom.org/
-\-/-\-/-\-/-\-/-\-/-\-/-\-/-\-/-\-/-\-/-
SUBSCRIBE YOURSELF:
mail (don't use reply) to Gush-Shalom-subscribe@topica.com


-top-


Redaktionsschluss: 1. Dezember 2002, 22:00 Uhr
Diese Ausgabe hat Claudia Volgger
zusammengestellt



Fehler moege frau/man mir nachsehen!