widerst@ndMUND vom 16. Juli 2000
 
Inhalt:
keil1.gif (893 Byte) 01. Richard Ibekwe - Dringend!
keil1.gif (893 Byte) 02. Antwort auf Tom Kalkus (zu "Alkohol auf den Demos", MUND Sa 15.7., Pkt. 04)
keil1.gif (893 Byte) 03. Zu mund 15.7, 09: widerliche verhöhnung
keil1.gif (893 Byte) 04. let's invade the city!
keil1.gif (893 Byte) 05. aug und ohr gegen eu (zu "Freiheitliche - treue Sklaven der EU!", MUND Sa 15.7., Pkt.12)
keil1.gif (893 Byte) 06. Lesbisch/schwule Radiosendungen vor dem Aus
keil1.gif (893 Byte) 07. Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Polizeidirektor wegen Polizeieinsatz gegen Khatami-Kundgebung
keil1.gif (893 Byte) 08. Offener Brief Landesjugendring Thüringen
keil1.gif (893 Byte) 09. Streiks im Einzelhandel





calvin.gif (2137 Byte)
Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.
Bei allfälligen Fragen oder Schwierigkeiten bitte zuerst das Editorial am Ende lesen!
Für die Zusammenstellung dieser Ausgabe verantwortlich:

Brigitte Rapp, br@xpoint.at



email-adresse der Redaktion:
Bitte alle Nachrichten, Meldungen, Ideen ... an diese Adresse.
 
Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)

01 Richard Ibekwe - Dringend!
From: Miriam Lehner <a9105095@unet.univie.ac.at>

Alarm! Liebe Leute!

Trotzdem 8 Uhr früh - am Montag - Scheiße!
Es geht um Richard Ibekwe.
Keine Bestattung ohne volle Klärung seines Todes und vor allem ohne
schriftlichen Obduktionsbericht!
Richard Ibekwe war ein Afrikaner, der fünf Tage nach seiner Festnahme in
Gewahrsam der Wiener Polizei durch Suchtmittel (Opiate), die er
"unmittelbar vor der Festnahme" geschluckt hätte, tot gefunden war. So
die Angaben des Polizeipräsidenten bei seiner Pressekonferenz.
Somit wurde die Ermittlung erstickt! Im Gefangenenhaus kann kein Mensch
wissen, was tatsächlich geschah, nämlich durch welches repressive Mittel
unmittelbar vor der Einnahme des Suchtmittels verwendet wurde (psychisch
und physisch). Infolgedessen sagte der Polizeipräsident Stiedl bei der
o. e. Pressekonferenz, dass "ein selbständiges Tätigwerden der Wiener
Bundespolizeidirektion nicht erfolgt". Also, wo kein Kläger, dort kein
Richter.
Seltsam an dem Ganzen ist, dass trotz des Versprechens der
Gerichtsmedizin, dass vor dem 16.06.2000 ein Obduktionsbericht für die
Staatsanwaltschaft angefertigt sein sollte, ein solcher bis dato nicht
erfolgt ist. Am Mittwoch, 12.07.2000 hiess es von seiten der
Gerichtsmedizin, dass diese Aussage aus der "Euphorie" entstanden wäre,
tatsächlich gibt es bezüglich des Todes von Richard Ibekwe keinen
schriftlichen Bericht. Aber am Freitag, den 14.07.2000, sollte alles
geklärt werden.
Nun am Freitag versiert die Gerichtsmedizin, dass sie in falsche
Angelegenheiten geraten sei. Montag, den 17.07.2000 sollen alle
Beteiligten - inklusive Angestellte des Magistrats - dabei sein.
Entweder sie (Angehörigen des Verstorbenen) nehmen die Leiche entgegen,
oder die Stadt Wien führt eine Bestattung durch. Richard Ibekwe sollte
schon fünf Tage nach seinem Tod bestattet werden.
Dass dieser Fall den Staat Österreich wegen der EU-Sanktionen im
Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen - insbesondere durch die
Ankunft der "Drei Weisen" sehr belastet, ist klar. Was nicht klar, d.h.
merkwürdig ist, die Versuche die gesamten zivilgesellschaftlichen
Öffentlichkeit manövrierungsunfähig zu machen bzw. zu neutralisieren und
zu vertuschen.
Diesmal sollte es nicht so einfach gehen! Deshalb rechnen wir mit Deiner
Anwesenheit bei dem Zusammentreffen am Montag, 17.07.2000, pünktlich um
8 Uhr, Ecke Sensengasse/Spitalgasse (Gerichtsmedizin im Hof).
Ohne volle Klärung seines Todes und vor allem ohne schriftlichen
Obduktionsbericht keine Bestattung!

Di-Tutu Bukasa
Miriam Lehner


02 Antwort auf Tom Kalkus
(zu Alkohol auf den Demos, MUND Sa 15.7., Pkt. 04)
From: Alex <alex@action.at>
[zurück]

Lieber Tom,
betreffend dem "massenhaften Bierausschank" vor den Donnerstags-Demos
habe ich folgendes zu sagen:
Mir ist vieles nicht klar.
Zum Beispiel, wie du auf die Idee kommst, das cafe dogma hätte
irgendetwas mit dem Ausschank am Ballhausplatz zu tun.
Ich wurde von vielen bewegten Menschen gebeten, doch vor allem in den
heißen Sommermonaten zu organisieren, daß es vor der demo etwas zu essen
und zu trinken gäbe, weil es vielen DemonstrantInnen oft nicht ausginge
vor der Demo noch wohin zu gehen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
LiteratInnen der Lesungen haben uns extra darum gebeten.
Also haben ein paar FreundInnen und ich uns diesem Problems angenommen
und uns in diesem Sinne betätigt, mit vorwiegend positivem Echo. Wir
haben Antialkoholischen Getränken sowie Semmeln zum Verbraucherpreis und
auch Bier angeboten.
Wir sind sehr gekränkt, nachdem wir die Mühen auf uns genommen zu haben
von selbst ernannten Entmündigern beschimpft zu werden. Wir stehen immer
noch dazu, daß Erwachse Menschen selbst entscheiden können, ob sie ein
oder zwei Biere betrunken machen oder nicht. Für die Betrunkenen auf der
Demonstration fühlen wir uns jedenfalls nicht verantwortlich, da
mindestens so viele Betrumkene vor unserer Versorgung auf der
Demonstration waren wie der, von Dir erwähnte Widerstand grölende,
Vorarlberger der immmer schon betrunken zu den Demonstrationen kommt.
Die meisten der Betrunkenen, wie Du sicherlich schon bemerkt hast
trinken Dosenbier, welches nicht von uns angeboten wird. Ich finde die
Annahme, daß sich andere Leute nicht mehr unter Kontrolle haben, nur
weil Du und Deinesgleichen sich nicht mehr unter Kontrolle haben, wenn
sie etws trinken und Freund und Feind nicht mehr unterscheiden können
und daher nur mehr bedingt handlungsfähig sind, für eine Anmaßung
anderen Menschen vorschreiben zu wollen nichts trinken zu dürfen.
Da wir nicht einmal ein Faß Bier ausgeschenkt
haben,

das heißt keine 100 Krügerln, ist es wohl nicht möglich, daß bei einer
heerschaar von 1800 Demonstrantinnen eine Vielzahl Betrunkener von uns
bewirkt worden wäre. Ich wage auch zu bezweifeln, daß jene Menschen die
gerne Alkohol getrunken hätten , dies nicht getan hätten wenn wir nicht
vor ort gewesen wären. Ich möchte euch daher alle ersuchen, uns zu
mailen, ob wir eine weitere Versorgung des Ballhausplatzes in der
bisherigen Form organisieren und durchführen sollen.
Klar ist, daß wir an Betrunkene keinen Alkohol ausschenken.
Andererseits führen asketische Bußspaziergänge mit Selbstgeißelungen
nicht zum Sturz der Regierung.
Auf eure Antworten warten
Alex, Nottl, Tibor, Robert , Franz, Thomas, Herta, Vladimir und die
anderen Chaotinnen des  Demo-Catering-Teams


03 Zu mund 15.7, 09: widerliche verhöhnung
From: "Christian Illichmann" Illi60@hotmail.com
[zurück]

als aktives mitglied der botschaft besorgter  bürgerinnen spreche ich mich
vehement dagegen aus, einzelne personen der  botschaft namentlich
bloßzustellen.persönliche meinungsdifferenzen solllten  persönlich von
mensch zu mensch ausgetragen werden, nicht über institutionen,  gruppen,
einrichtungen ect, denn sonst werden allzuleicht vorurteile geschürt,  die
ein bild erzeugen. v.a von der botschaft, das nicht mehr wegzubekommen
ist,es ist notwendig, daß wir  mehr tolerenz und gegenseitiges
respektieren,  gerade auch verschiedentlicher meinungen. ausüben.... Auch
ich persönlich gehe  nicht mit allen meinungen in der botschaft konform,
meinungsvielfalt gehört aber  zu grundprinzipien demokratischer strukturen
und wenn wir andere wegen ihrer  anderen meinung diskretitieren, landen wir
bald dort wo die fpö ist  .denn  jemanden auszuschließen, bloßzustellen und
dieses bild auf eine ganze gruppe  aktiver menschen zu übertragen, gehört
zu intoleranz und  unachtsamkeit. eine besorgte feministische  bürgerin



04 let's invade the city!
From: itch <cs@t0.or.at>
[zurück]
--------------------------------------
WIR FEIERN MIT: SECHS MONATE REGIERUNG
--------------------------------------
Eine geschichte ueber die letztenverbliebenen freiraeume.
source: http://betazine.org/ ::: the revolution solution.


1. POLEMIK

Bravo zivilgesellschaft! Seit 6 monaten haben wir einen signifikanten
protest gegen die beteiligung einer rechtsextremen partei an der
oesterreichischen regierung!

Bravo regierung! Seit 6 monaten im amt und fester im sattel als je zuvor!

Bravo exekutive! Seit 6 monaten fuer recht und ordnung auf der strasse, die
bewegung(!) strukturell unter kontrolle, zudem beste presse (wenn man von
ein paar unpaesslichkeiten einmal absieht).

Wenn man zwischen den zeilen der mails jener liest, die im namen
etablierter *initiativen*, *plattformen* oder *offensiven* sprechen, so ist
ein gewisser institutionalisierungsdrang unueberhoerbar. Die bewegung(!)
muss sich doch manifestieren, strukturalisieren--am besten als partei?

Gut so! Aber bitte reden wir dann nicht mehr von vernetzung, von widerstand
und schon garnicht von bewegung.


2. RETROSPEKTIVE

Ein nicht zu unterschaetzender synergieeffekt der demonstrationen ist
zweifellos der einer beschaeftigungstherapie. Die repraesentanten des
staates, vom bundeskanzler bis zum polizeipraesidenten kommen
selbstverstaendlich nicht umhin, sich mit dem faktum des protests
oeffentlich auseinanderzusetzen. Auch rechts/konservative medien, die ja
bekanntlich massiv im politischen feld hinein- und mitspielen sind
gezwungen, auf die ausgedrueckte kritik einzugehen (wenn auch auf einer
irrationalen ebene). Bemerkenswert erscheint mir hierbei, dass die
strategie des totschweigens offensichtlich nicht funktioniert hat. Ich
wuerde es als kleinen erfolg werten, dass zb. die Neue Kronen Zeitung
mittlerweile dazu uebergegangen ist, die demonstrationen mitzuzaehlen.

Nicht unterschaetzt darf in diesem zusammenhang auch die abschiebe-aktion
der wiener festwochen gewertet werden, welche in diesem fall die koalition
zwischen fpoe und der Neuen Kronen Zeitung und deren manifestation in der
herrschenden asylpolitik an einer empfindlichen stelle getroffen hat.
Weiters wurde mit Schlingensief's uneindeutigen forderung an die
demonstranten, das *auslaender raus*-transparent zu entfernen ein ueberaus
geschickt eingefedelter link zwischen dem frontalangriff gegen diese
koalition und der demonstration hergestellt. Die feinde haben sich wieder
in die mitte ihrer blickfelder gerueckt.

Was die rolle der oevp betrifft, so ist dies eine armselige: sie dient
einzig und allein als mehrheitsbeschaffer dieser koalition auf
demokratie-politischer ebene. Nichtsdestotrotz wird diesem *zuenglein an
der waage* eine reihe ganz besonderer bedeutungen zuteil:

Zum einen bewahren sie, verhindern *schlimmeres*: somit stehen wir
beispielsweise dem paradoxon gegenueber, dass *wert*-konservative
charaktere mit unverrueckbaren weltbildern zum garant des
*minderheitenschutzes* werden (siehe zb. orf, exekutive).
Gesellschaftliches verhalten links der *mitte* ist ausschliesslich in von
ebenjenen konservativen geschuetzen und verteidigten raeumen moeglich. Dass
diese *narrenfreiheit* eine truegerische ist, die einzig und allein einer
manifestation des systems dient braucht wohl kaum hinzugefuegt werden.
Desweiteren koennen diese raeumen auch wieder umgehend geschlossen werden,
sobald sie ihre vorbestimmten grenzen ueberschreiten.

Auf der anderen seite werden diese ansich marginalen mehrheitsbeschaffer
ueberproportional aufgewertet. Zum einen repraesentativ, dh. personell als
regierung und medial als *lob* in sachpolitischen fragen. Zum anderen, in
gewissen sinne daraus resultierend auf einer demokratie-politischen ebene
(siehe *kanzlerbonus* oder promotion der *sachpolitik*), dh. aufwertung in
der umfragegunst.


3. PERSPEKTIVEN (1)

Wer nun meint, in diesen freiraeumen *frei* politisch agieren zu koennen
ist eines jedenfalls nicht: realist!

(a) Die handlungsfaehigkeit der in diesen raeumen agierenden institutionen
(und um darin zu agieren bedarf es einer institution als
grundvoraussetzung!) ist massgeschneidert eingeschraenkt.

(b) Die ebene der kritikfaehigkeit ist vordefiniert, dh. der platz des
*minderheitenbeschaffers* wird fuer die betreffende institution
freigehalten, allerdings unverbindlich: die minderheit muss auch marginal
bleiben! Argumentiert, diskutiert und konfrontiert werden darf
ausschliesslich auf einer nicht kritikfaehigen ebene. Informiert und
kanalisiert ausschliesslich ueber systemerhaltende medien (zb. das Tatblatt
kaeme (derzeit) als sprachrohr einer derartigen institution wohl kaum in
frage). Die oekologiebewegung der 70er bzw. ihre auslaeufer nahmen diese
freiraeme ja bereits des oefteren bereitwillig an (zb Nenning in der Neuen
Kronen Zeitung).

(c) Des weiteren dient die dazu noetige institutionalisierung
(festschreibung der akteure und deren taetigkeiten) der bindung von aktiven
individuen innerhalb der gesellschaft. Die akteure werden damit nicht nur
passiv kontrolliert, sondern aktiv unter kontrolle gehalten.

(d) Schliesslich sind diese raeume nie statisch, sondern passen sich
permanent den gesellschafts/politischen entwicklungen an. Recht
offensichtlich wird diese tatsache etwa im parteipolitischen spektrum: so
befindet sich etwa die spoe in opposition zur regierung und damit
automatisch in einer *kritischen* position. Diverse zwaenge (die
verantwortung!), die im prinzip auf die frage der waehlergunst hinauslaufen
machten es offensichtlich noetig, ihren mitgliedern mit *saften druck*
davon abzuhalten, an den demonstrationen teilzunehmen. In dieser frage ganz
aehnlich--wenn auch ganz offen ausgedrueckt--verhielt es sich anfang
februar 2k mit der institution sos-mitmensch, auch die gruenen sind--auf
spezifische art und weise--nicht von dieser problematik verschont. Der
spagat zwischen dem wunsch, frei politisch zu agieren und den besprochenen
zwaengen und rahmen droht die institutionen zu zerreissen. Der dies
verhindernde *kompromiss* bzw. kampf gegen sich selbst laesst sie
erstarren. Ein agieren ausserhalb dieses rahmens wuerde zudem einen
umgehenden ausschluss aus diesem raum nach sich ziehen.

An dieser stelle moechte ich festhalten, dass ich der besetzung dieser
freiraeume durchaus eine gewisse bedeutung zumesse, allerdings sollte man
sich der gefahren und rahmen, welche diese in sich birgen permanent bewusst
sein. Ueberdies sollte man keinesfalls sich selbst und andere beluegen,
sondern (sich und anderen) offen eingestehen, dass man in diesem feld--und
zwar ausschliesslich dort--agiert. Statt vernetzung spricht man in diesem
fall dann von institutionalisierung! Man ist keine bewegung mehr, sondern
manifestierte struktur. Und man koaliert, in letzter konsequenz auch mit
fpoe und der Neuen Kronen Zeitung!


4. PERSPEKTIVEN (2)

Die eigentliche auseinandersetzung findet jedoch auf einer unterschwelligen
ebene statt. Die amtierenden meister dieser subversivitaet wissen sich
ausgezeichnet auf dieser zu bewegen. Waehrend man im zuge der
vielgepriesenen *repolitisierung* der gesellschaft allerorts ueber
sanktionen diskutiert, polemisiert und diese polemisierungen wieder
entlarvt (selbstverstaendlich ohne sich ueber den begriff, seine geschichte
und funktion auch nur den geringsten gedanken macht--zb. anhand der politik
von uno, nato, ect.), passiert der eigentliche diskurs, naemlich jener
einer zerstoerung des kritischen potentials der gesellschaft auf einer ganz
anderen ebene. Zivildienerregelung, regionalradiofoerderung, politische
prozesse und repression von seiten des staates, insbesondere der exekutive,
repraesentieren dabei nur die spitze des eisberges. Die eigentlichen
strukturellen aenderungen passieren abseits der oeffentlichkeit, in einer
aehnlichen art und weise wie wir zwar ahnen, dass unsere drei(!)
geheimdienste auf uns aufmerksam geworden sind, es real aber nur als eine
mutmassliche aufloesung unserer privatsphere wahrnehmen koennen.

Die strukturellen umbauten koennen dann als beendet angesehen werden, wenn
sie soweit als normalitaet wahrgenommen werden, dass sie einem
oeffentlichen diskurs ausgesetzt werden koennen. Dann ist es natuerlich
bereits zu spaet.

Es sollte also als vordringliches ziel gelten, keine normalitaet
zuzulassen. In keinem bereich, mit allen (zur verfuegung stehenden) mitteln!


5. ENTWURF EINER TAKTIK

Die geschichte des landes--besonders jene der zweiten republik--basiert auf
diesen rahmen der bewegungsfreiheit, illustriert sie wie selten ein
anderes. Von der abgrenzung zum osten und suedosten bis zum
gesellschaftlichen konsens, sich nicht mit faschismus und
nationalsozialismus auseinanderzusetzen (hier schmeichelhaft *verdraengung*
genannt) zieht sich diese begrenzung wie ein brauner faden durch die
juengere geschichte.

Diese grenzen sind normal. Normalitaet zu bekaempfen bedeutet somit auch
und ganz vordringlich, sich diesen grenzen zu widersetzen!

Bis mitte der siebziger war der erste bezirk wiens fuer das proletariat
ebenso sperrgebiet wie fuer das buergertum die arbeitersiedlungen am
stadtrand. Anders als in vielen europaeischen staedten war (und ist) das
zentrum der reichste bezirk der stadt. Durch die eroeffnung der ersten vier
ubahn-stationen zwischen reumannplatz (favoriten) und karlsplatz (innere
stadt) wurde das stadtzentrum fuer das proletariat geoeffnet.

Normalitaet ist beispielsweise auch die abriegelung der inneren stadt fuer
demonstrationen. Die ubahn linie gibt's immer noch, also sollte man sie
auch benutzen (donnerstags, 19.00 stephansplatz)--und sei's, dass den
ganzen abend kein zug in der innenstadt haelt und der traditionell
privilegierte bezirk zum ghetto muttiert!


6. SUCHE NACH EINER STRATEGIE

Eruebrigt sich angesichts der herrschenden situation vorerst einmal.
Angesichts der parlamentarischen verhaeltnisse, in denen selbst die zwei
*linksparteien* in erster linie nach rechts schielen (zb die tiroler
gruenen davon abgehalten werden mussten mit der oevp zu fusionieren oder
ihre fraktionskollegen aus wien, die mit der sogenannten *rollerdemo* zwar
die aufgekommene mode der demonstration nuetzen, jedoch ohne jegliche
politische forderung das *junge, urbane waehlervolk* ansprichen will und
somit auf die wahlstrategie der oevp antworten sucht) erscheint jegliche
strategie, die auf das anbieten einer *alternative* auf dieser ebene zielt
obsolet.

Stattdessen muss die strategie taktik heissen: beweglichkeit und
flexibilitaet in mitteln, orten, diskursen und nicht zuletzt auch
bezueglich der koalitionen einzelner personen. Nur damit kann
gewaehrleistet werden, sich nicht selbst zu institutionalisieren. Zudem
entgeht man auch ausschliesslich so einer zwangsinstitutionalisierung von
seiten der autoritaeten, dh. gruppen mitsamt ihrer spezifischen teilnehmer,
orte und mittel bleiben fuer den staat unfassbar. Man sollte nicht
vergessen, dass diese tatsache eine der hauptgruende fuer die eigendynamik
der protestbewegung (insbesonders in der ersten februarhaelfte 2k) war und
sie zum teil immer noch von diesem schwung zehrt.

DIE STRATEGIE MUSS HEISSEN KEINE STRATEGIE ZU HABEN!


        ...and:   LET'S INVADE THE CITY!


Wien, Juli 2k


        -------------------------------------------------
        DIE JULIDEMONSTRATIONEN:
        DONNERSTAGSDEMO 1900 stephansplatz
        SATURDAY ELECTRONIC RESISTANCE 1600 ballhausplatz
        -------------------------------------------------


05 aug und ohr gegen eu (zu "Freiheitliche - treue Sklaven der EU!", MUND
Sa 15.7., Pkt.12)

From: "Peter Anton Teufl" <e-pi-logo@chello.at>
[zurück]

Zum Beitrag 'Freiheitliche - treue Sklaven der  EU' von 'Aug und Ohr' im
MUND vom 15.7.2000   Frage: Ist das wieder mal ein fake? Oder meint  ihr
das ernst? Wenn es am Schluß heißt  'Verstärkung der Sanktionen, nein zur
EU', dann gestattet schon die Frage,  welche Sanktionen verstärkt werden
sollen, denn soweit ich weiß, gibt  es höchstens von den EU-14 Sanktionen,
auch wenn diese oft lediglich  Maßnahmen genannt werden, und vor allem wer
diese (oder welche) Sanktionen  verstärken soll, wenn diejenigen, die diese
ausgesprochen haben, mit dem  Slogan 'nein zur EU' im gleichen Atemzug
abgelehnt werden, und in diesem Sinne  auch die Frage, wer denn hier
glaubt, diese beiden Forderungen aufstellen und an  wen auch immer richten
zu können, denn eine EU, die von den Forderern  abgelehnt wird, wird sich
von den gleichen Forderern wohl kaum zur  Verstärkung der Sanktionen
animieren lassen. Darum ist dieser Schluß des Beitrags von  'Aug und Ohr'
nicht sonderlich ernst zu nehmen! Leider gibt es aber in dem Beitrag selbst
einige  Bemerkungen, die ernst genommen werden sollten und denen
widersprochen werden  sollte, ehe sie tatsächlich von vielen ernst genommen
werden: 1. Die aufgezwungene Zugehörigkeit  Österreichs zur EU kann ich nur
als eine ähnliche Mär abtun wie  jene von Österreich als erstem Opfer
Hitler-Deutschlands! Es gibt in beiden  Fällen gewisse
Abstimmungsergebnisse, und eine Argumentation dergestalt,  daß das
Abstimmungsergebnis (zur EU) durch entsprechende Propaganda vorher
erzwungen worden wäre, geht dann aber bei der Opfer-Rollen-Diskussion wohl
auch nach hinten los! 2. Die Darstellung der 'Freiheit'lichen Partei  als
Statthalter bzw. treue Sklaven der EU entbehrt ja nicht einer gewissen
Komik, oder eigentlich Tragikomik, aber im Ernst, ihr solltet dann schon
auch  erklären, wie es von seiten der 'Freiheit'lichen zu jenen immer
wieder  angeschlagenen Tönen gegen die EU kommt oder was sie damit
bezwecken, und  andererseits habt ihr dadurch auch einen enormen
Erklärungsbedarf bzgl. der  Sanktionen der EU-14 gegen - wie ihr es seht -
ihre eigenen Statthalter hier in  Österreich, oder verbirgt sich dahinter
eine gewisse (ÖVP-)Haltung,  daß es den EU-14 um eine Regierung mit
sozialdemokratischer Beteiligung  gegangen sei? 3. Daraus ableitend handelt
es sich also bei der Volksabstimmung um eine Zementierung der EU-Vormacht?
Also  nochmals langsam zum mitmeißeln: Die große Koalition (= Rot und
Schwarz) ist verantwortlich für den 'forcierten Zwangsbeitritt'
Österreichs, gegen welchen die Statthalter der EU (= Blau) opponiert
hatten, nunmehr aber betreibt die kleine Koalition (= Schwarz und Blau)
eine  Volksabstimmung gegen die Sanktionen der EU-14, welche sich gegen die
Regierungsbeteiligung der FPÖ (= Blau) richten, wobei gerade die
Statthalter (= Blau) eine Veto- oder Blockade-Politik befürworten, woduch
die EU-Vormacht einzementiert wird. Tschuing, aber wo lernt man solche
Verschwörungstheorien? 4. Ohne radikalen Anti-EU-Kurs wird es keine Lösung
der  derzeitigen Kalamität geben? Unsere derzeitige Kalamität besteht -
meiner Ansicht nach - darin, daß es für viele WählerInnen  Österreichs kein
Problem darstellt oder zur politischen Normalität  gehört, daß eine Partei
mit rassistischen, faschistischen und  NS-verharmlosenden Tönen an der
Regierung beteiligt ist, und was das mit  einer Zugehörigkeit zur EU zu tun
haben soll, ist mir so nicht klar, es sei  denn, die EU selbst wird als
rassistisch, faschistisch und NS-verharmlosend  betrachtet, wofür punkto
rassistisch und undemokratisch es zwar Anzeichen  geben mag, diese aber bei
weitem geringer sind als bei der FPÖ, und in der  EU - meiner Ansicht nach
- auch die Chance besteht, derartige Tendenzen zu  verhindern, nicht aber
in der FPÖ, und ebenso ist mir so nicht klar, was  diese unsere Kalamität
mit dem Zusammenhang zwischen EU und NATO zu tun  haben soll (diese
Diskussion kann und soll geführt werden, aber doch nicht  im Rahmen von
GegenSchwarzBlau!). 5. Darum frage ich mich ernsthaft um die
Protestbewegung  besorgt, was ihr außer Zersplitterung derselben erreichen
wollt, wenn ihr  meint, daß 'das Mittragen einer EU-Fahne auf einer
Demonstration dieser  Protestbewegung ein provokatorisches Unrecht
darstellt', daß wer 'deren  irrationale Symbole auf rationalen Kundgebungen
mit sich führt, der macht  sich vor der Bewegung lächerlich, und ist im
tiefsten ebenso irrational,  wie irgendeiner der Haider´schen (oder
christdemokratischen)  geschäftigen und g´stopften Statthalter Brüssels,
die sich auf  Kosten der Bevölkerung bereichern', oder daß 'wer die
EU-Fahne  umherträgt, der ist für die G´stopften'? Es ist ja sehr nett und
einer Zivilgesellschaft angemessen, wenn auf DemonstrantInnen, die eh schon
von  Regierung, von Medien und von Polizei eine am Deckel kriegen, auch
noch von  anderen DemonstrantInnen (und daß ihr auch demonstriert ist jetzt
nur so  eine Vermutung von mir, denn aufgrund der Stellungnahme in dem
Beitrag  läßt sich das ja nicht so genau ablesen) verbal eingedroschen
wird!  Danke, ganz lieb! Abschließend deklariere ich mich als  einer, der
bei der EU-Volksabsimmung mit Nein gestimmt hatte, der den
Mehrheitsbeschluß akzeptiert hat und nun dafür ist, die EU von innen
demokratischer zu machen, die Festung gegen 'Ausländer' wieder abzubauen,
und den Charakter der EU als reines Wirtschaftsinstrument zu ändern, ebenso
als einer, der keine EU-Fahne trägt, der aber nichts dagegen hat, wenn
andere dies tun oder wenn andere rote kommunistische Fahnen tragen (denn
auch  über Rassismus, Faschismus und Menschenrechtsverletzungen von
kommunistischer Seite könnte genug diskutiert werden) oder wenn andere
schwarze anarchistische Fahnen tragen, und als einer, der vehement gegen
SchwarzBlau, gegen eine Regierungsbeteiligung von den 'Freiheit'lichen,
gegen  eine Koalition mit Rassismus und NS-Verharmlosung, gegen die
Doppelmoral der  sogenannten christlichen Schüssler und gegen diesen
Bundesstrolchi Wolfi -  eine richtige Sau - mitdemonstriert (solange der
Konsens sich darauf  beschränkt und nicht anderweitig vereinnahmt oder
beschlagnahmt  wird)! In diesem Sinne Widerstand Peter Anton Teufl


06 Lesbisch/schwule Radiosendungen vor dem Aus
Posted by: Matthias Köchl <m1koechl@edu.uni-klu.ac.at>
[zurück]

http://www.offeneskaernten>www.offeneskaernten - Plattform  Offenes Kärnten
http://www.offenesradio.cjb.net>www.offenesradio.cjb.net -  Radio Offenes
Österreich (sucht MitarbeiterInnen, nur Glückwünsche reichen nicht  ;<)
....) <http://www.gras.at/klagenfurt>www.gras.at/klagenfurt -
Grünalternative Studierende Kärnten

Betrifft: Lesbisch/schwule Radiosendungen in Kärnten vor dem  Aus

 Sparmassnahmen der blau-schwarzen Regierung treffen  mittlerweile weite
Teile der Bevölkerung, besonders gerne "gespart" wird aber  vor allem bei
Förderungen für kritische und unabhängige Medienprojekte.  Davon aktuell
betroffen ist der mehrsprachige Radiosender "Radio AGORA" in  Kärnten. Seit
Monaten wartet man vergeblich auf Auszahlung bereits  zugesagter
Förderungen oder zumindest eine verbindliche Auskunft über die  weitere
Förderungspolitik des Bundeskanzleramtes. Gleichzeitig mehren sich
Anzeichen und Informationen, die auf ein "Ausstiegsszenario" seitens der
Regierung d. h. die völlige Einstellung jedweder Förderung hindeuten. Unter
diesen Umständen muß Radio AGORA den Betrieb Ende August einstellen und mit
der  Auflösung beginnen.   Das bedeutet gleichzeitig das Aus für die   im
Verlauf des letzten Jahres auf "Agora" etablierten schwul/lesbischen
Sendungen "Warme Luft für Kärnten" und "FM Queer" die beide einen
wesentlichen Beitrag zur Vernetzung und  Information von Lesben, Schwulen
und Transgendern in Kärnten geleistet haben.  Wohl einmalig in Österreich
war dabei der Anspruch, hier nicht nur endlich eine  Medienpräsenz für
Lesben und Schwule zu schaffen sondern gleichzeitig einen  Beitrag zur
Verständigung zwischen deutschsprachigen/slowenischsprachigen  Kärntnern zu
leisten - alle Sendungen hatten, entsprechend der Philosophie von  AGORA,
eine slowenische Co-Moderation und Mitgestaltung.       Das drohende "Aus"
für Radio AGORA ist, nach den  Streichen aller Förderungen für die
Kulturinitiative UNIKUM, der drohenden  zwangsweißen Schliessung des Cafe
"OM" (bekannt durch regierungskritische  Collagen in seinem Schaufenster),
der fortlaufenden Angriffen und Diffamierung  kritischer Künstler (z.b.
Kollig) eine weiterer bedenklicher Schritt einer  "neuen" Kärntner
Kulturpolitik. Es bleibt zu hoffen, das Mittel und Wege  gefunden werden,
dieses wichtige Projekt am Leben zu erhalten und damit, neben  einer
Vielzahl anderer Initiativen und Minderheitenprojekten, auch für uns
Lesben und Schwule in Kärnten dieses wichtige Medium zu erhalten.
Christopher R. Frank, Queer Klagenfurt



Klagenfurt/Celovec 14.07.2000
»Nic ne gre vec - Nichts geht  mehr«
Radio AGORA steht vor dem AUS

 Mitte des Jahres hängt das zwei- und mehrsprachige Radio AGORA in Kärnten
(slowenisch, deutsch, serbokroatisch, spanisch) völlig in der Luft und
rechnet  demnächst mit dem Zusperren. In der ersten Jahreshälfte wurden die
drei  Volksgruppenradios (Radio AGORA, Radio Korotan und Radio Mora) vom
Bundeskanzleramt durch aliquote Fortzahlungen auf Basis des
Vorjahresbudgets,  abzüglich einer 20%igen Kürzung, finanziert und damit
signalisiert, die  Volksgruppenradios weiterhin fördern zu wollen. Obwohl
schon längst ein  beschlossenes Budget vorliegt, herrscht nun die
wesentlich größerer Ungewissheit  als zu Beginn des Jahres. Seit Monaten
wartet man vergeblich auf eine  schriftliche Mitteilung und eine
verbindliche Auskunft. Gleichzeitig mehren sich  Anzeichen und
Informationen, die auf ein Ausstiegsszenario hindeuten.  Kolportiert wird
die vollkommene Streichung der Förderung der Volksgruppenradios  im
nächsten Jahr. Für heuer soll bereits um mehr als ein Drittel weniger
ausbezahlt werden.
Unter diesen Umständen muß Radio AGORA den Betrieb Ende  August einstellen
und mit der Auflösung beginnen. Damit verlieren 10  MitarbeiterInnen und
fast ebensoviele Honorarkräfte ihren Arbeitsplatz. Darüber  hinaus verliert
Kärnten das einzige Freie Radio und das einzige Medienprojekt,  das sich
intensiv mit der Vermittlung von zwei- und Mehrsprachigkeit  beschäftigt,
und sich vor allem als Drehscheibe zwischen den beiden  Sprachgruppen
versteht. Gemäß den Programmgrundsätzen setzte man sich zum Ziel,  die
Bevölkerung und vor allem junge Leute für die Volksgruppensprache zu
sensibilisieren und ein gleichberechtigtes Miteinander beider Sprachen zu
fördern.
Auch das in Kärnten einmalige Angebot des Radios an interessierte
Personen, im Rahmen des »offenen Zugangs« selbst Sendungen zu gestalten,
steht  damit auf dem Spiel. Derzeit beteiligen sich rund sechzig freie
RadiomacherInnen  verschiedener Alters- und Berufsgruppen aktiv am
Programm. Sie gestalten  regelmäßig ein- zwei- und mehrsprachige Sendungen
zu selbst gewählten Themen,  mit selbstgewählter Musik. Die
MitarbeiterInnen von AGORA stehen dabei für die  kostenlose Einschulung in
die Grundkenntnisse des Radiomachens zur Verfügung.
In einer Pressekonferenz in Großwarasdorf/Veliki Bori atof, anläßlich der
Enthüllung der ersten zweisprachigen burgenländischen Ortstafel durch
Bundeskanzler Schüssel am 13. Juli, bekräftigten Radio AGORA, Radio Korotan
und  Radio Mora gemeinsam, daß eine Unterschreitung der bisherigen
Finanzierungsbeiträge von jährlich 5 Mio seitens des Bundeskanzleramtes für
jedes Radio das unweigerliche Ende bedeutet. Sollte die Bundesregierung bei
ihrem kolportierten Vorhaben bleiben, fiele Österreich damit wieder weit
hinter  europaweite Standards zurück. Die meisten Mitgliedsstaaten der EU
und ebenso  osteuropäische Länder können auf zahlreiche Programme und
eigene Radiostationen  mit Vollprogrammen für Sprachminderheiten und
Volksgruppen verweisen. Die  Finanzierung erfolgt unterschiedlich und
reicht von Gebührensplittingmodellen  über prozentuelle Anteile der
eingehobenen Gebühren bis hin zu staatlicher  Finanzierung. Die
kolportierte Nichtfinanzierung der privaten Volksgruppenradios      deren
Produktionskosten sich verhältnismäßig gering ausnehmen    in   Zusammenhang
mit der Streichung des begünstigten Zeitungsversandtarifes führt a`  la
longue zu einer drastischen Reduzierung, wenn nicht zu einem Kahlschlag, im
Bereich der Minderheitenmedien. Dies erscheint umso unverständlicher, da
die  Bundesregierung beabsichtigt, im Jänner 2001 die Europäische Charta
für  Regional- und Minderheiensprachen zu unterzeichnen, und - wenn sie im
Bereich  der Minderheitenpolitik reüssieren möchte  - nicht umhinkommen
wird  so  wesentliche Punkte, wie die Förderung von Minderheitenmedien,
aufzunehmen und umzusetzen.

Auskunft: Angelika Hödl, GF Radio AGORA, Tel.: ++43 463 418 666,
e mail:  angelika.hoedl@agora.at

07 Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Polizeidirektor wegen  Polizeieinsatz
gegen Khatami-Kundgebung

From: "Angelo Lucifero" <angelo.lucifero@hbv-th.de>
[zurück]


POSTANSCHRIFT:  POSTFACH 1173   99409  WEIMAR      TELEFON  03643/905306
LESE I  LADEN
Graben 41
99423  Weimar


PRESSEINFORMATION


-          Leseladen  stellt Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den
Polizeidirektor Schrehardt wegen  Polizeieinsatz gegen Khatami- Kundgebung



-          Pressekonferenz  am Montag, 17.7.00 um 13 Uhr im Leseladen Weimar


Sehr  geehrte Damen und Herren,

der  Leseladen beteiligte sich mit einer Kundgebung vor dem Jugendzentrum
mon ami an  den Protesten anläßlich des Besuches des iranischen Präsidenten
Khatami in  Weimar.

Im  Verlauf der Kundgebung informierten Angehörige iranischer Exilgruppen
über die  Situation der Menschen im Iran und führten ein Theaterstück auf,
in dem sie die  Zwangsverschleierung iranischer Migrantinnen durch die
deutsche Polizei  anpran-gerten.

Die  Kundgebung wurde von der Polizei kriminalisiert und behindert.
Entgegen  vorhe-riger Absprachen mit der Polzeidirektion Jena, dem
Ordnungsamt und dem  Rechts-amt Weimar wurden KundgebungsteilnehmerInnen
von Zivilpolizisten  gefilmt und fotografiert.

Des  weiteren bildeten Hamburger BereitschaftspolizistInnen einen Kessel um
die  Kundgebung, der nur nach Ausweiskontrolle und Leibesvisitation
betreten bzw.  ver-lassen werden konnte. Besonders ausländisch aussehende
Menschen waren  von diesen Kontrollen betroffen.

Trotz  Protests verschärfte die Polizei ihre Maßnahmen, so daß die
Situation gegen Ende  der Kundgebung eskalierte und eine Teilnehmerin einen
Kreislaufzusammen-bruch erlitt.

Wir werden diesen schwerwiegenden Bruch der Vereinbarungen  und des
Versamm-lungsgesetzes durch die Polizei nicht hinnehmen und deshalb  am
17.07.00 eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den an diesem Tag zuständigen
Polizeiführer Schrehardt stellen. Weitere rechtliche Schritte behalten wir
uns  vor.

Um Sie  über weitere Einzelheiten zu informieren und den Leseladen als
neues  Wei-marer Projekt einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen, laden
wir Sie  am Montag, den 17.07.00 , 13.00 Uhr zu einer Pressekonferenz im
Leseladen,  Graben 41, 99423 Weimar ein.

Leseladen  Weimar, 14.07.00


08 Offener Brief an die Landesregierung
From: "Angelo Lucifero" <angelo.lucifero@hbv-th.de>
[zurück]

Erfurt, 13.07.00


Offener Brief an die Landesregierung

Verbreitung des Films "Jugendlicher Extremismus in der Mitte
Deutschlands - Szenen aus Th¸ringen" von Reyk Seela  muss verhindert
werden

Sehr geehrter Herr Ministerpr"sident,
sehr geehrte Frau Ministerin Prof. Schipanski,
sehr geehrte Minister,


der Vorstand des Landesjugendring Th¸ringen e.V. hat sich mit dem
Film "Jugendlicher Extremismus in der Mitte Deutschlands - Szenen
aus Th¸ringen" besch"ftigt und fordert die Landesregierung auf, eine
Verbreitung des Filmes zu verhindern und bei Interesse der
Landesregierung, eine Neuproduktion mit einer seri-sen und
sachgerechten Darstellung in Auftrag zu geben.

Die Gr¸nde f¸r diese Aufforderung liegen im folgenden:

Der vorliegende Film geht von der Grundthese aus, dass
Gewaltbereitschaft ein Jugend(kultur)ph"nomen ist. In Folge davon
kommt er zu einer unzul"ssigen Gleichsetzung verschiedenartiger
Gruppierungen sowie zu einer Verharmlosung der mit
rechtsideologischem Hintergrund begangenen Gewalt an Personen. Der
Film verkennt damit die Gefahr, die von neofaschistischen
Organisationen ausgeht. Er kommt weiterhin zu der Behauptung, dass
jugendliche Antifaschisten und Neonazis nur zwei Seiten einer
Medaille sind, die den jeweiligen Gegner f¸r eine Auseinandersetzung
brauchen.

Das Problem einer mitten in der Gesellschaft verbreiteten
Ausl"nderfeindlichkeit (vgl. Studie der FSU Jena, Prof. Wolfgang
Frindte) und der Angst vor dem Fremden, die einen N"hrboden f¸r
Rechtsextreme darstellen, wird in keinster Weise aufgegriffen.

Die Nebeneinanderstellung von Auseinandersetzung auf dem Schulhof,
neofaschistischen Aufm"rschen und antifaschistischen Jugendprotesten
als jugendliche Gewalt differenziert nicht nach den
unterschiedlichen Ursachen und Wirkungen. Die damit durch den Film
zum Ausdruck kommende Verharmlosung l"sst den Eindruck aufkommen,
als handelt es sich lediglich um ein sozialp"dagogisch zu l-sendes
Jugendproblem. Die gesellschaftspolitisch zu l-sende Aufgabe, die
durch den j¸ngsten Bericht des Bundesverfassungsschutzes untermauert
wird, wird nicht vermittelt.

Mit keinem Wort erw"hnt der Film, dass Personen durch Rechtsextreme
gezielt oder zuf"llig angegriffen, zusammengeschlagen, terrorisiert
und sogar get-tet wurden. Jugendliche Proteste gegen Neofaschismus
werden v-llig undifferenziert als "Linksextremismus" dargestellt und
damit diffamiert. Auch die Darstellung der Jungen Gemeinde
Jena-Stadtmitte in diesem Zusammenhang entspricht in keiner Weise
der dort geleisteten Arbeit.

Protagonisten rechtsextremer Gruppen kommen direkt und unkommentiert
zu Wort; eine Auseinandersetzung/p"dagogische Wertung der Yuþerungen
erfolgt nicht. Dar¸ber hinaus wird die Gefahr des Rechtsextremismus,
der nach Einsch"tzung des Bundesverfassungsschutzes inzwischen zu
einem mit der RAF vergleichbaren Terrorismus f"hig ist, nicht
erw"hnt. Der Film unterschl"gt die Darstellung der Menschenrechte
als Grundlage der Demokratie und l"sst die antihumanen Haltungen
neofaschistischer Gruppen unbewertet und damit als beliebige Form
jugendlicher Subkultur erscheinen.

Als besonders bedenklich erscheint die Einsch"tzung des
suspendierten Leiters des Th¸ringer Verfassungsschutzes Roewer, dass
rechtsextreme Straftaten v.a. Propagandastraftaten sind (Zeigen von
Symbolen, die in Deutschland verboten sind). Gleichzeitig
kommentiert er, dass das Zeigen solcher Symbole in anderen L"ndern
nicht verboten ist.

Ein Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands
zeigt vorwiegend Bilder get-teter Soldaten aus dem 2. Weltkrieg, die
mit dem Satz kommentiert werden: "Deutschland zahlte einen hohen
Preis". Lediglich am Ende dieser Passage wird kurz allgemein
erw"hnt, dass die "Verbrechen" Deutschlands noch lange nachwirken.

Dieser Film entspricht nicht der sachgerechten Aufarbeitung der
Vergangenheit und schon gar nicht der aktuellen Situation in
Th¸ringen. Von einem in Schulen einzusetzenden Film muss erwartet
werden, dass nicht verk¸rzt von Extremismus als Randerscheinung der
Gesellschaft ausgegangen werden darf, sondern die dahinterstehenden
Ph"nomene wie Ausl"nderfeindlichkeit, Gewaltbereitschaft,
Neofaschismus differenziert beleuchtet und damit zu einer konkreten
Auseinandersetzung verhilft.


Mit freundlichen Gr¸þen



Matthias Sengewald
Peter Weise
Mitglied des Vorstand LJRT
Gesch"ftsf¸hrer>

09 Streiks im Einzelhandel
From: "Angelo Lucifero" <angelo.lucifero@hbv-th.de>
[zurück]

    Liebe FreundInnen,   in den nächsten Tagen werden in Thüringen, aber
auch in  anderen Bundesländern, abhängig Beschäftigte im Einzelhandel
streiken -  Wir appellieren an Eure Solidarität, bitten Euch an diesen
Tagen nicht  einkaufen zu gehen und die Streikenden zu unterstützen!
Diejenigen, die sonst von mir Mails zum Thema Rassismus,  Faschismus,
Frieden und anderen gesellschaftlichen Fragen bekommen, werden  vielleicht
denken: Was soll das? Was habe ich als Antifaschist, als Antirassist,  als
Pazifist usw. mit einer banalen Lohnauseinandersetzung zu tun? Ich meine,
dass jeder Mensch,   der nicht will, dass diese Gesellschaft zu  einem
autoritären Gebilde degeneriert, der sich internationalen und nationalen
Konzerninteressen beugt und damit jegliche Reste demokratischer
Einflussmöglichkeiten schwinden,  muss Menschen, die Courage entwickeln und
dagegen  aufbäumen, unterstützen.   Menschen, die die Erfahrung machen,
dass sie ihre  Interessen in dieser Gesellschaft durch Engagement und
Courage, z.B. durch  Streiks, durchsetzen können, suchen nicht nach
autoritären Lösungsmustern.   Das ist nur der Weg von Menschen, die den
Eindruck haben  in dieser Gesellschaft bräuchte man einen starken Führer.
Auf unserer Homepage (http://www.hbv-th.de)  könnt Ihr genauere  Infos
bekommen und Material ausdrucken, dass man an FreundInnen oder an die
Nachbarschaft weitergeben kann.   Näheres unter:
http://hbv-th.de/index.php3?menu=bi&dir=eh&load=imglink&bg=ja

Vielen  Dank für Euere Unterstützung.

Angelo L.


Solidarität kennt keine Grenzen!
One  race - human race

Besuchen Sie uns:  www.hbv-th.de

[zurück]

Redaktionsschluß: 15. Juli 2000, ca. 22.00 Uhr
Fehler möge frau/man mir nachsehen!