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Diese Ausgabe hat Claudia Volgger widerstand at
no-racism.net zusammengestellt
Für diese Ausgabe nicht aufgenommen: diese ausgabe enthält
nur einen (wichtigen) beitrag, weil es sonst gar
keinen dienstag-mund gegeben hätte. wer das ändern, und
am mund mitarbeiten möchte: bitte mail an widerstand (at) no-racism.net
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01 Besetzung im Alten AKH - Campus der Uni Wien
From: arno.uhl (at) reflex.at
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WEITERLEITEN UND VORBEIKOMMEN!
Heute (Montag, 7.Juni) besetzten Studierende Räumlichkeiten
im Hof 1 am
Campus der Universität Wien. Die Räume wurden durch den
Auszug der
Facultas Universitätsbuchhandlung frei.
Wir schaffen einen Ort, an dem Denken Platz hat, das nicht der
Verwertungslogik der wirtschaftsdiktierten "Weltklasseuniversität"
unterworfen ist. Wir wollen Raum für eine kritische Auseinandersetzung
mit
gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen jenseits des unreflektierten
Weitertradierens des wissenschaftlichen Mainstreams. Hier soll ein
Gegenmodell zu hierarchischen Ausbildungsstrukturen entstehen, ein
plurales Forum, in dem Widersprüche zugelassen und gesucht
werden, in
dem sozio-ökonomische und kulturelle Prozesse analysiert und
kontroversiell diskutiert werden. Für uns ist diese Auseinandersetzung
nicht bloße Betrachtung abstrakter Prozesse, die uns nur als
ZuschauerInnen interessieren.
Theorie und Praxis stehen in direktem Zusammenhang - die theoretische
Analyse soll Anleitung und Ausgangspunkt für emanzipatorisches
Handeln
sein.Zur Situation an der Universität Wien
"Die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei", heißt
es in großen Lettern am
Stiegenaufgang des Neuen Institutsgebäudes. Die Freiheit die
hier gemeint
ist, kann wohl kaum die Freiheit kritischen Denkens sein. Die einzige
Freiheit, die wir auf der Uni Wien erkennen können, ist die
grenzenlose
Freiheit des Marktes und damit die Unterwerfung des Denkens unter
Profitmaximierung und Verwertbarkeitszwang.
Dies zeigt sich unter anderem in
- der Zunahme kommerzieller Werbung bis in die Hörsäle,
- der Exklusion großer Gruppen von Menschen von universitärer
Bildung
durch Studiengebühren,
- der Anpassung von Lehrveranstaltungen an die Bedürfnisse
des Kapitals
- der Beschneidung studentischer Mitbestimmung.
Wir wollen mit der Besetzung des ehemaligen Facultas-Gebäudes
und der
geplanten Etablierung einer kritischen, selbstorganisierten Uni
dieser
Entwicklung entgegensteuern. Unserer Ansicht nach muss eine Universität
sich gesamthaft mit den herrschenden Strukturen kritisch
auseinandersetzen. Damit niemand vom Dialog ausgeschlossen wird,
muss ein
Raum geschaffen werden, der Allen zugänglich ist .Eine kritische
Universität
Seit vielen Jahren kämpfen Studierende für eine Demokratisierung
der
Universität. Zur Zeit scheint es, als ob bereits Errungenes
wieder
zerstört wird. Das Universitätsgesetz 2002 und der Organisationsplan
haben
die bisher zumindest teilweise vorhandenen Mitspracherechte der
Studierenden wie auch der Lehrenden und Forschenden abgeschafft
und die
Entscheidungsstrukturen der Universität zentralisiert.Die Institute
und ihre Angehörigen sind dem Diktat eines immer autoritärer
agierenden Rektorates unterworfen und die Hierarchie zwischen Lehrenden
und Studierenden wird noch verschärft anstatt sie endlich abzuschaffen.
Auch wird keinerorts die Frage gestellt wer mittlerweile überhaupt
noch
die Möglichkeit hat, eine Universität zu besuchen.
Spätestens seit den Studiengebühren können immer
weniger Menschen
studieren. Anstatt dies kritisch zu beleuchten und Rahmenbedingungen
zu
schaffen, die wirklich Allen den Zugang zum Studium ermöglichen,
werden
diese offensichtlichen Zugangshürden nicht nur aufrechterhalten
sondern
noch verschärft.
Selbstreflexion der Universität und ihrer gesellschaftlichen
Funktion wird
dadurch unmöglich gemacht: an der Universität wird alles
erforscht, außer
was "Universität" sein soll - und sein kann!
In der "Kritischen Universität" soll in den Blick
geraten, was ohnehin
augenscheinlich ist, aber nicht gesehen werden will.
Ohne Bevormundung und Einschränkung durch ökonomische
und außerökonomische
Zwänge soll der gesellschaftliche Status quo analysiert und
Alternativen
entworfen werden.
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