|
Wie der MUND entsteht ....Schickt uns
bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen. Im MUND findet
Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte
um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische
BeitrŠge nicht zu veršffentlichen, einerseits, die Problematik von
Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen"
wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene BeitrŠge hingewiesen
und eine kurze BegrŸndung der/des Tagesredaktuers fŸr die Nichtaufnahme
geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert. Den widerst@nd-MUND gibt´s täglich als e-mail. Bestellung unter
Quelle: www.popo.at Und für nächsten Donnerstag: Das Rechtshilfe-Manual ...und was mache ich eigentlich gegen rassisten? online-diskussion
|
Depot
Kunst und Diskussion
März 2001
Seit Dezember 2000 liegt dem Depot ein Angebot von der Museumsquartier
Errichtungs- und BetriebsgesmbH für einen zweijährigen Mietvertrag
ab März
2002 vor.
Trotz dieses Angebots und trotz der ausdrücklichen und einstimmigen
Empfehlung von mittlerweile zwei völlig unterschiedlich besetzten
Kunstbeiräten gibt es allerdings weiterhin keine Finanzierungszusage
seitens des Bundeskanzleramts für das laufende Jahr.
Mittlerweile mussten alle MitarbeiterInnen gekündigt und der Betrieb in
der
gewohnten Form eingestellt werden. Allerdings hat das Kulturamt der Stadt
Wien eine Notfinanzierung des Depot beschlossen, wodurch immerhin ein
minimaler Übergangsbetrieb bis Ende März 2001 gewährleistet ist.
Mit der Zwischenfinanzierung und mit ehrenamtlicher Tätigkeit ist es bis
zu
diesem Zeitpunkt möglich, die Bibliothek von Dienstag bis Freitag 14.00
bis
18.00 geöffnet zu halten, einen minimalen Journaldienst zu gewährleisten
sowie einige wenige, für das Depot kostenlose Veranstaltungen durchzuführen.
Die Öffnungszeiten des Depot Cafés sind durch den Notbetrieb des
Depot
nicht beeinträchtigt. Das Café ist von Montag bis Freitag von 10.00
bis
24.00 geöffnet.
Mittwoch, 7. März, 19.00
Zu Gast: Architektur Zentrum Wien
mittwochs 17
Jugend, Integration und öffentlicher Raum
Nicht nur beim aktuellen Wiener Wahlkampf sind Migrantinnen und Migranten
unter dem Schlagwort "Integration" ein Thema. Die Nutzung des öffentlichen
Raumes durch Jugendliche, dessen Verlust sonst allgemein beklagt wird, und
die dadurch induzierten Konflikte mit anderen StadtbenutzerInnen stehen zur
Diskussion. Verschiedenste urbane Initiativen verfolgen neue Strategien der
Sichtbarmachung der Problematik und der friedlichen "Aneignung" von
Raum.
Welche Formen der Auseinandersetzung gibt es, wie reagiert die Politik? Wo
liegen die Kernprobleme im Wohnbereich und den Zwischenräumen von
Wohnanlagen im Gegensatz zu öffentlichen Plätzen? Welche Gestaltungsfragen
stellen sich aus architektonischer und städteplanerischer Sicht und welchen
Beitrag kann die Architektur als integrierendes Moment überhaupt leisten?
DiskutantInnen:
Claudia Kappacher, interface Integrationsfonds
Jutta Kleedorfer, Projektkoordinatorin Mehrfachnutzung, Stadt Wien
Ernst Mateowics, Architekt (Projekt Yppenplatz, Wien 16)
Bülent Öztoplu, Echo
Ursula Reeger, Institut für Stadt- und Regionalforschung
Maria Vassilakou, Integrationssprecherin, Grüne Wien
N.N., Streetworkerin, Back on Stage, Wien
Moderation: Thomas Rottenberg, Der Standard
Das Architektur Zentrum Wien ist mit seiner mittwochs-Diskussionsreihe
während der Umbauzeit der alten Hallen zu Gast im Depot.
Information:
Isabella Marte
t +43 1 522 31 15-13
marte@azw.at
www.azw.at
Donnerstag,
8. März, 21.15
Film und Theorie: Schlafen, vielleicht auch träumen
Ich kann nicht schlafen (F 1994)
Von der Disparatheit
Vortrag von Vrääth Öhner
Wann immer im Kino vom Schlafen oder gar vom Träumen die Rede ist, kann
man
sicher sein, daß damit ein Moment der Reflexion auf diese seltsame
Apparatur eingeführt wird, die Träume verkauft und ihr Publikum in
einen
Zustand versetzt, der dem Schlaf (wenigstens auf motorischer Ebene) zum
Verwechseln ähnelt. Claire Denis "J'ai pas sommeil/Ich kann nicht
schlafen"
stellt keine Ausnahme von dieser Regel dar, allerdings durchläuft die
Reflexion eine Reihe von charakteristischen Ablenkungen. Von dem Gefühl,
zwischen Schlaf und Schlaflosigkeit zu schwanken, erzählt der Film über
die
Vermittlung eines Kamerablicks, der sich offensichtlich der Selbstreflexion
über jenen Zustand eines "reinen Sehens" annähern will,
den man
"Disparatheit" nennt: Wo sozusagen nur das Auge wach ist, während
der
Intellekt noch ruht.
Vrääth Öhner, Film- und Medienwissenschafter, Lehrbeauftragter
an der
Universität Wien.
"J'ai pas sommeil/Ich kann nicht schlafen" (Regie: Claire Denis, F
1994)
wird um 19.00 im AudiMax der TU Wien gezeigt.
Konzeption der Reihe "Film und Theorie": Kurt Hofmann und Robert
Buchschwenter.
Neu im Depot
Bücher
Jody Berland, Shelley Hornstein (ed.), Capital Culture. A Reader on
Modernist Legacies, State Institutions, and the Value(s) of Art, Montreal &
Kingston, London, Ithaka: McGill-Queen's University Press 2000
Charlotte Brunsdon, Julie D'Acci, Lynn Spigel (ed.), Feminist Television
Criticism. A Reader, Oxford: Clarendon Press 1997
Edelbert Köb (Hg.), KünstlerInnen. 50 Gespräche, Köln: Verlag
der
Buchhandlung Walther König 1997
Kunstraum Wien (Hg.): Michael Asher, Wien: 2001
Margot Lovejoy, Postmodern Currents. Art and Artists in the Age of
Electronic Media, Upper Saddle River, New Jersey: Prentice Hall 1989
Nicholas Mirzoeff (ed.), The Visual Culture Reader, London/New York:
Routledge 1999
Arnulf Rohsmann, Ulrich Tragatschnig (Hg.), C. Kolig. Paradies jetzt.
Salzburg und Wien: Residenz Verlag 2000
Stella Rollig (Hg.), <hers>. Video als weibliches Terrain
(Ausstellungskatalog im Rahmen des steirischen herbst), Wien: Springer
Verlag 2000
Sigrid Schade, Georg Christoph Tholen (Hg.), Konfigurationen. Zwischen
Kunst und Medien, München: Wilhelm Fink Verlag 1999
Video
Eva Grubinger, Und freundlich grüßt der Widerstand, 1:05 min
Depot
Kunst und Diskussion
Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel.: +43 1 522 76 13
Fax: +43 1 522 66 42
E-mail: depot@depot.or.at
URL: http://www.depot.or.at
Öffnungszeiten im März 2001:
Depot: Dienstag bis Freitag 14.00 bis 18.00
Depot Café: Montag bis Freitag 10.00 bis 24.00
Dank an basis wien, public netbase und t junction für technischen support.
================================================
02 DIE VIERTE MACHT - ÜBER MEDIEN IN ÖSTERREICH
UND IHR VERHÄLTNIS ZUR POLITIK
von: "Christian Apl" <a9503809@unet.univie.ac.at>
================================================
----- Original Message -----
From: Friedensbüro Wien <pax.vienna@aon.at>
Peter Schmidt
Märzstr. 128, 114o Wien
9855334
BETRIFFT:
INFOPLATTFORM MEDIENKRITIK - POLITISCHE BILDUNG
IM PÄDAGOGISCHEN INSTITUT WIEN
AM DI., 6. MAERZ; 15.00 BIS 17.00 UHR
Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe zur Politischen Bildung mit Peter
Schmidt,
Ex - Lehrer und freier Journalist, steht das Thema Macht, Einfluß und
Manipulation der Medien am Beispiel aktueller Zeitgeschichte im Vordergrund.
Politiker, Kommunikationswissenschafter und Journalisten sind dazu zu
Statements/Diskussionen geladen:
Das Pädagogische Institut Wien lädt zur Veranstaltung
"DIE VIERTE MACHT - ÜBER MEDIEN IN ÖSTERREICH UND IHR VERHÄLTNIS ZUR POLITIK"
Mit Dr. Franz Vranitzky, Bundeskanzler a. D.
"Mit
der Vorherrschaft des Fernsehens und der Dominanz der Bilder macht
sich die
Illusion breit, sehen bedeutet bereits verstehen, und je mehr Bilder, desto
besser verstehe man die Welt. So wird aus Information Infotainment und die
Printmedien sind längst in denselben Sog geraten...
Was aber bedeutet diese Entwicklung für den einzelnen Menschen und für
die
politische Handlungsfähigkeit?"
(Zitat: Ignacio Ramonet, Professor für Kommunikationswissenschaften in
Paris,
Herausgeber von "Le Monde Diplomatique").
ZEIT:
DIENSTAG, 6. MÄRZ 15 BIS 17 UHR
ORT: PÄD. INSTITUT DER STADT WIEN, BURGGASSE 14 - 16 , 1070 WIEN
Anmeldungen
bitte unter 985 53 34 (Peter Schmidt)
und PI Wien: 523 6222/93234
================================================
03 GESICHT ZEIGEN! STIMME ERHEBEN!
von: Elfie Fleck <elfie.fleck@gmx.at>
================================================
Demokratische Offensive - SOS-Mitmensch - Wiener Wahlpartie u.v.a.
KUNDGEBUNG,
Freitag, 16. März 2001, 18 Uhr, Stephansplatz
GESICHT ZEIGEN! STIMME ERHEBEN!
Gleiche Rechte für alle. Aufstehen gegen rassistische Ausgrenzung.
Einstehen für soziale Gerechtigkeit. Mehr Demokratie statt autoritäre
Machtpolitik. Für ein Wien ohne Rassismus.
________________________________________________
Liebe Freundinnen und Freunde,
jetzt ist es fix: die Kundgebung "Gesicht zeigen. Stimme erheben"
findet
am 16. März 2001 ab 18 Uhr am Stephansplatz statt.
Bitte verbreitet den obigen Aufruf massiv, damit diese Kundgebung ein
unübersehbares Zeichen in der Endphase des Wiener Wahlkampfes wird,
- daß wir diesmal den Hetzern nicht den politischen Raum überlassen.
- daß es an der Zeit ist, daß Migrantinnen und Migranten die Rechte
erhalten, die ihnen zustehen.
- daß wir den Anfang vom Ende der autoritären Wende einläuten.
Bitte tut alles, um einen Erfolg dieser Aktion zu ermöglichen: Mailt den
Aufruf an Eure FreundInnen und Bekannten; schreibt eigene Aufrufe
("zielgruppenorientiert"); hängt Transparente aus den Fenstern;
u.v.m.
Nähere Informationen (Aufrufe, Flugblätter zum "download")
demnächst im
Netz auf den "einschlägigen" Webpages. Etwa:
www.demokratische-offensive.at
www.sos-mitmensch.at
http://www.repclub.at
www.ballhausplatz.at
MELDUNGEN UND KOMMENTARE
================================================
04 Konrad Lorenz und Alois Brunner - prominente österreichische
NS-Verbrecher "auf freiem Fuß"
von: albin@popo.at
================================================
Alois Brunner, DER Endlöser, auch bekannt als Adolf Eichmanns rechte Hand
wurde
Freitags erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Die "Schönheitsfehler"
- in
Paris und in seiner Abwesenheit.
Wie überdurchschnittlich viele andere NS-Verbrecher auch ist er Österreicher
(gewesen?-es ist nicht bekannt, ob er in Syrien noch am Leben ist)....
Die Akte eines weiteren NS-(Wort)-Verbrechers hat sich vorige Woche von selbst
wieder einmal geöffnet: Konrad Lorenz. Ihr hinzuzufügen ist sein
Beitrittsgesuch
zur NSDAP - es wurde in einem öffentlich zugänglichem Archiv gefunden
- und
darin herzhafte Bekenntnisse über seine Agitation für die noch illegale
NSDAP
vor der "Wende" (die 38er) in Österreich, über jüdische
Verschwörungen,
biologische Unmöglichkeiten von Gesellschaftsformen, etc.. Gespannt wird
nun auf
die neuen Rechtfertigungen der Lorenz-apologeten unter seinen Schülern
gewartet.
("Er war kein Nazi, er hat nur so wie die gesprochen...", "...ausserdem
hat er
sich ja entschuldigt." - siehe 10. Absatz seiner Autobiographie).
Diesen Text, ausführlicher und verlinkt gibts auf http://www.popo.at
DISKUSSION
================================================
05 Das Zentrum verschieben! (Von Hito Steyerl)
von: "Ljubomir Bratic" <ljubomir@magnet.at>
================================================
Das Zentrum verschieben!
Linke
Widerstandsstrategien müssen lokale Kontexte berücksichtigen. von
hito steyerl
Fast
ebenso niederschmetternd wie der europaweit wachsende Einfluss
rechtsextremer Parteien und rassistischer Mobs ist die Konzeptlosigkeit,
mit der die Linke darauf reagiert.
Dafür gab es vergangenes Jahr sowohl in Deutschland als auch in Österreich
genügend konkrete Belege. In beiden Staaten erstarkt die radikale Rechte.
Obwohl sie in Deutschland weitgehend als außerparlamentarische Opposition
agiert, während sie in Österreich seit einem Jahr an der Regierung
beteiligt ist, sind nicht nur die rassistischen Formationen beider Länder
vergleichbar,hier wie dort fehlt es auch an einer linken Alternative.
Die Frage lautet, wie antirassistische Politik außerhalb des Rahmens
aussehen kann, der bislang die konzeptuelle Voraussetzung jeglicher
politischen Betätigung bildete: die Nation.
Alle Ansätze für eine »transnationale« antirassistische
Politik stehen
jedoch vor dem grundsätzlichen Problem, permanent die spezifischen
Bedingungen verschiedener nationaler Kontexte reflektieren zu müssen. Denn
dass bestimmte Phänomene die gleiche Erscheinungsform haben, heißt
nicht,
dass sie das gleiche bedeuten.
Ein Beispiel sind die Großdemonstrationen vom vergangenen Jahr in
Österreich und Deutschland. In Österreich hatte die Opposition zu
einem
Aufmarsch unter dem Motto, »Keine Koalition mit dem Rassismus«,
aufgerufen. Das Etikett »Antirassismus« diente als Motiv, um faktisch
für
den Erhalt eines rassistischen Sozialstaates zu demonstrieren.
Vordergründig richtete sich diese Kundgebung gegen eine drohende
rassistische Zukunft, im Grunde stand sie jedoch für den Protektionismus
der Vergangenheit ein.
In Deutschland hingegen schickte die amtierende Regierung ihre Beamten zum
»Aufstand der Anständigen« gegen den rassistischen Mob auf
die Straße. Hier
wiederum diente »Antirassimus« als Vorwand, um für den Wirtschaftsstandort
Deutschland zu demonstrieren. Auf den ersten Blick schien sich der vom
Staat organisierte Protest gegen die Wiederkehr der faschistischen
Vergangenheit zu wenden, tatsächlich wurde jedoch für eine
weltmarktkompatible Zukunft demonstriert. In diesem Konzept duldet der
exportorientierte Nützlichkeitsrassismus zwar die Anwesenheit leicht
ausbeutbarer Migranten, ihre politische und soziale Gleichberechtigung
bleibt aber undenkbar.
Das Ergebnis der Großdemonstrationen in beiden Ländern ist ebenso
identisch
wie die Unwirksamkeit gegenüber dem Phänomen, das vorgeblich bekämpft
werden soll: dem des Rassismus. Ein Grund dafür ist, dass sie klare
nationale Anrufungen darstellten. Ihre Leitmotive sind das nationale
Ansehen und die nationalen Interessen. Im Fall von Deutschland werden
diese Interessen liberal definiert, im Fall von Österreich
protektionistisch.
Mit politischem Antirassismus haben beide Projekte allerdings nichts zu tun
- im Gegenteil. Großdemonstrationen dieser Art sind eher als Alarmsignal
für bevorstehende rassistische Repressionsmaßnahmen des Staates zu
deuten.
Denn auch in Deutschland wurde das Asylrecht faktisch abgeschafft, während
sich die Anständigen massenhaft in die Lichterketten gegen den Rassismus
einreihten.
Ein Antirassismus, der auf die Nation schielt, führt sich also selbst ad
absurdum. Trotzdem betreibt die Linke in Deutschland nicht nur
antinationale, sondern sogar antideutsche Politik mit Vorliebe im
nationalen Rahmen - nämlich unter Deutschen. Das Problem einer möglichen
transnationalen antirassistischen Linken hängt mit den verschiedenen
nationalen Verblendungen zusammen. Obwohl das Resultat dieser
Verblendungen - der Rassismus - überall gleich ist, müssen
antirassistische und antifaschistische Strategien ebenso verschieden sein
wie die jeweiligen lokalen Ausformungen des Rassismus.
Vor kurzem fand während der so genannten »Kulturkarawane gegen rechts«
in
Klagenfurt (Kärnten) eine Protestveranstaltung statt, bei der sich zehn
Teilnehmer in einem riesigen Saal verloren - genauer gesagt neun, denn der
zur Beobachtung abkommandierte Staatspolizist verließ nach einer halben
Stunde mit fröhlichem Gruß den Saal. Wären die 200 000 Demonstranten
vom
»Aufstand der Anständigen« aus Berlin in Kärnten aufgetaucht,
wo
Antifaschismus als pathologische Abweichung gilt, wäre dies ein Ereignis
von höchster politischer Brisanz gewesen. Umgekehrt hätte der staatliche
Antifaschismus der deutschen Regierung entlarvt werden können, wenn sich
in Berlin statt 200 000 nur zehn Personen eingefunden hätten und der Rest
dem Spektakel aus Protest gegen die Heuchelei der Regierung ferngeblieben
wäre.
Strategien des Widerstandes müssen sich also gleichzeitig an verschiedenen
rassistischen und antisemitischen Formationen orientieren und zudem
berücksichtigen, ob das Bekenntnis zur faschistischen Vergangenheit oder
aber das Bekenntnis zu einer rassistischen Zukunft hegemonial ist.
In Kärnten beispielsweise behält derzeit noch das traditionsreiche
Ressentiment die Oberhand. Unter Inkaufnahme wirtschaftlicher Einbußen
verfolgt man eine Politik der Nullzuwanderung. Dabei handelt es sich
gewissermaßen um selbst auferlegte Wirtschaftssanktionen, wenn noch die
Zuwanderung von 1 500 Informationstechnologie-Spezialisten verweigert
wird. Im rot-grünen Deutschland dominiert dagegen ein pragmatischer
Nützlichkeitsrassismus, der auf die Ausbeutung hochqualifizierter
Immigranten abzielt.
Die zeitliche Einordnung bereitet dem Widerstand indes noch mehr Probleme
als die räumliche. Sollte in erster Linie gegen das Fortwirken der
faschistischen Vergangenheit in der Gegenwart protestiert werden, wie
viele Antifa-Gruppen meinen? Oder sollte man vor allem der Gegenwart
neoliberal-rassistischer Zukunftsszenarien entgegentreten, wie
antirassistische und migrantische Organisationen glauben?
Beide Ansätze nehmen nicht zur Kenntnis, dass sich Vergangenheit und
Zukunft oft kaum auseinander halten lassen. Der Politikstil von Jörg
Haider ist dafür das beste Beispiel. Gekonnt kombiniert er eine
ungebrochene Vorliebe für völkische Traditionen mit Popstar-Allüren
und
New-Economy-Rhetorik. Auch wenn Haider natürlich nicht der einzige Rassist
in Österreich ist, steht fest, dass ihm und seiner FPÖ durchaus innovative
Kombinationen aus alten und neuen Rassismen und Antisemitismen einfallen.
Antifaschistische Proteste, die vielen in Deutschland spätestens seit dem
rotgrünen Staatsantifa-Spektakel als anachronistisch erscheinen, wären
daher in Kärnten auch künftig eine gute Idee. Und was in Wien vielen
als
verlockende Perspektive erscheint - ein rot-grünes Regierungsprojekt -
ist
in Deutschland aus antirassistischer Sicht längst indiskutabel. Der
rot-grüne Nützlichkeitsrassismus, der mit der Green Card die Zuwanderung
neuer entrechteter Arbeitskräfte befördert, erinnert in seinem
ungeschminkten Utilitarismus an die Ära der ersten Anwerbeabkommen in den
fünfziger Jahren. In Österreich ist diese Form des Rassismus noch
Zukunftsmusik, etwa wenn der ÖVP-Kandidat für den Posten des Wiener
Bürgermeisters, Bernhard Goerg, ungeniert von der »Selektion von
Einwanderern« im Namen des nationalen Interesses schwärmt.
Ebenso wurde die gesellschaftliche Visualisierung von Migranten, die
beispielsweise die Initiative Wiener Wahl Partie (WWP) fordert, in
Deutschland schon verwirklicht. Ins Blickfeld rückten dabei allerdings
vor
allem die von der Kulturindustrie gehypten Salonkanaken oder aber
streberische Jungunternehmer. Von politischer Subjektkonstitution war
indes nur am Rande die Rede.
In Deutschland ist andererseits eine erstaunlich breite politische Debatte
über die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Migranten - unabhängig
von der Nationalität -, wie sie die WWP im Vorfeld der Wiener
Gemeinderatswahlen anstieß, wegen der verfeindeten und fragmentierten
linken Szenen derzeit undenkbar.
Soll die Krise sowohl antifaschistischer als auch antirassistischer
Konzepte überwunden werden, muss auch das politische Denken selbst von
nationalen Schranken und kulturalistischem Ballast befreit werden.
Jungle World, Bergmannstraße 68, 10961 Berlin, Germany
Tel. ++ 49-30-61 28 27 31
Fax ++ 49-30-61 8 20 55
E-Mail: redaktion@jungle-world.com
================================================
06 zur frauendebatte
von: Alexandra Bader <alexandra@ceiberweiber.at>
================================================
erstens: schön, dass diese debatte stattfindet, nur weiter so :-)
zweitens: mir ging es darum, nicht von vornherein, noch vor diskussionen
zwischen parteien zu unterschieden, die okay und die ganz und gar nicht okay
sind. übrigens wird nicht nur vertreterinnen der spö mit vorhalten
begegnet,
sondern das erzählen mir auch liberale von anderen veranstalterInnen.
parteien sind teilweise an ähnlichen zielen interessiert wie die
vielzitierte zivilgesellschaft, setzen aber andere mittel ein und haben auch
ganz andere ziele. wenn parteien stimmen gewinnen, muss das keineswegs
bedeuten, dass die sich überschneidenden anliegen der zivilgesellschaft
besser durchgesetzt werden können. dies auch zur jüngst im republikanischen
club bei vielen intellektuellen herren bemerkbaren rotgrüneuphorie. parteien
sind letztlich am verhalten ihrer vertreterInnen zu beurteilen und nicht nur
daran, was man / frau gerade vor wahlen verbal alles versichert. diese
chance zu beurteilen sollte also möglichst den menschen offenstehen und
nicht vorselektiert werden.
drittens: frausein allein reicht noch lange nicht. ich bin grundsätzlich
im
sinne einer kritik an männerbündlerischen strukturen solidarisch mit
den
möglichkeiten von frauen und moniere auch immer wieder, wenn wo frauen
übergangen oder nicht ernstgenommen werden. ich finde es aber in wahrheit
sexistisch, frauen in eine art kokon zu hüllen, indem vermittelt wird:
es
genügt, dass du dabei bist, es ist relativ egal, was du wirklich tust und
sagst, ob du beim mobbing gegen andere frauen mitmachst oder nicht. denn du
als frau bist ja so benachteiligt, dass du eigener leistungen und
moralischer entscheidungen nicht mächtig bist. sowas ist ungeheuer
diskriminierend und verhindert die weiterentwicklung von frauen, die sich im
übrigen selbst meist als zu zögerlich wahrnehmen. wie sollten sie
bestimmter
auftreten, wenn das zaghafte ja eh auch von feministinnen als das natürliche
angesehen wird?
viertens: meine erfahrungen mit der feigheit und dem wegschauen von frauen,
dem mitmachen beim durchsetzen männlicher interessen mit patriarchalen,
gewalttätigen mechanismen habe ich vor allem bei den grünen gemacht.
da
diese frauen sich nie auch nur ansatzweise solidarisch eingemischt haben,
sondern es sich darin bequem machten, dass sie als arme frauen ja nichts tun
können - ausser mitmachen -, kann ich sie nicht als eigenständige
politische
individuen wahrnehmen. keine von ihnen hat sich jemals dafür interessiert,
warum etwas unbedingt durchgezogen werden "muss", warum die einen
toll und
die anderen zu stigmatisieren waren. auf diese weise macht frau zwar überall
dort, wo männer das sagen haben, als alibifrau karriere, aber es fehlt
die
substanz. insofern kann jede solche frau erzählen, was sie will - es ist
keine power dahinter, nichts erkämpftes, nichts entwickeltes. sicherlich
ist
es manchmal auch amüsant zu sehen, wie sich frauen unterwerfen, und wie
wenig ahnung sie von denen haben, die politisch die fäden ziehen (ich kenne
die gerüchte unter den frauen in den grünen über mich und kann
nur sagen,
sieh liegen total daneben und beweisen damit ihre manipulierbarkeit). ich
würde vermuten, dass es sowas auch in anderen parteien gibt, traue mir
ein
urteil aber nur dort zu, wo ich es kenne. und selbstverständlich können
frauen, die nicht mal in bereich der eigenen organisation rückgrat zeigen,
nichts gesellschaftliches verändern. es ist halt nur leicht, von fern an
irgendwelchen zuständen oder fremden organisationen zu üben, das kostet
nichts.
fünftens: frauen neigen dazu, jedenfalls in linken / feministischen kreisen,
nur das schlimme an situationen zu sehen und alles mögliche zu befürchten.
es mag schon sein, dass alles schlimm ist, aber das hilft niemandem weiter.
anstatt handlungen zu setzen, wird handlungsersatz geschaffen. damit meine
ich bspw. flugzettel, die nicht "unters volk" gebracht werden, sondern
nur
an do-demo-teilnehmerInnen verteilt werden. oder diskussionen, wo frau
einander ständig gegenseitig bestätigt, ja eh "widerstand"
zu leisten. ich
selbst fände es auch gähnend langweilig, nur mit leuten die
auseinandersetzung zu suchen, die alles genauso sehen wie ich selbst. in
diesem sinne ist mein beitrag zum feminismus auch eher, diesen dorthin zu
tragen, wo er nicht so selbstverständlich ist wie in insiderkreisen. aber
das ist nichts grossartiges, sondern ich kann nur meine identität leben.
es
ist gerade deswegen selbstverständlich, weil ich für meine identität
und
integrität schon einen recht hohen preis gezahlt habe. ohne dass ich dies
mit jenen menschen vergleichen möchte, die in diktaturen ihre identität
bewahrt haben. ich kann mich nur auf österreichische verhältnisse
beziehen,
wo ich eben in einer politischen umgebung anders war, in der frauen sich
männerinteressen unterordneten und anpassten und bestenfalls mal ein wenig
aus dem bauch heraus unbehagen hatten, aber niemals auf den gedanken kamen,
die hintergründe des agierens der männer zu erforschen.
sechstens: warum sieht frau sich nicht an, mit welch widrigen situationen
viele frauen schon erfolgreich fertig geworden sind? so ist mehr motivation
zu gewinnen als im überwiegenden beklagen der lage....
alexandra bader
================================================
07 Kapitalismus, nicht Globalisierung bekämpfen!
von: OEKOLI_Wien@gmx.net
================================================
Den Kapitalismus, nicht die Globalisierung bekämpfen!
"Globalisierung" ist zu einem Zauberwort geworden, für jene,
die sie
fordern, die sie verteidigen und jene, die sie angreifen, sei es mit Worten,
Demonstrationen oder Steinen.
Kaum jemand kommt auf die Idee zu fragen, was hinter diesem Modewort steckt,
was damit gemeint sein könnte, bzw. ob es sich dabei überhaupt um
ein reales
oder neues Phänomen handelt.
Seit sich das warenproduzierende System, der Kapitalismus, in Europa
entwickelt hat, liegt ihm der Impuls zur Expansion inne. Ohne Expansion ist
keine
Form des Kapitalismus, sei es der Frühkapitalismus, der
Manchester-Liberalismus, der völkisch-faschistische Kriegskapitalismus,
seien es die verschiedenen
Formen des staatsmonopolistischen Kapitalismus, des Keynesianismus oder des
Neoliberalismus, denkbar. "Wachstum" in seinen verschiedensten Formen
gehört
zum Wesen jeder Form warenproduzierender Marktwirtschaft. Denn nur Betriebe,
die konkurrenzfähig sind, sind in der lage sich auf Dauer zu behaupten.
Warenproduzierende Systeme, die nicht expandieren, schrumpfen bereits und
verlieren
in der Konkurrenz zwischen Betrieben, "Standorten", "Staaten"
oder "Völkern",
je nach aktueller (ideologischer) Form des warenproduzierenden Systems.
Diese Expansion, die jeder Form des Kapitalismus inne liegt, kann sich auf
verschiedenen Ebenen verwirklichen. Einerseits besteht die Möglichkeit
immer
neue gesellschaftliche Felder innerhalb einer bereits warenproduzierenden
Gesellschaft zu erobern, also Tätigkeiten und Aufgaben, die in dieser
Gesellschaft bisher nicht im Warentausch erfolgt sind, in das System des
Warentausches
einzubeziehen.
Die zweite Möglichkeit besteht in der räumlichen Expansion in Regionen,
die
bisher nicht (primär) auf Warenproduktion und Warentausch aufbauten. Genau
diese räumliche Expansion des Kapitalismus schuf einerseits zuerst eine
Europäisierung des Kapitalismus und schließlich eine weltweite Ausbreitung
dieses
Systems, andererseits aber auch innerhalb der kapitalistischen Welt eine
Tendenz zu immer größeren Binnemärkten, deren Resultat jener
Prozeß ist,
der heute
"Globalisierung" genannt wird. Was sich unter unseren Augen abspielt
ist also
nichts neues, das sich die letzten Jahre entwickelt hätte, sondern lediglich
die Fortsetzung eines Prozesses, der mit der Entstehung des Kapitalismus
begonnen hat.
Rückwärtsgewandte "Globalisierungskritik", die den bösen
"internationalen
Märkten" die kleinen überschaubaren Märkte der Nationalstaaten
gegenüberstellt,
ist deshalb nicht nur falsch und reaktionär, sondern auch ein von vornherein
verlorender Kampf gegen Windmühlen.
Eine fortschrittliche Kritik an der "Globalisierung" kann dieses Schlagwort
bestenfalls benutzen um davon ausgehend eine radikale Kapitalismuskritik zu
entwickeln.
Eine solche radikale Kapitalismuskritik muß das warenproduzierende System
auch als solches kritisieren und darf weder bei der Kritik der Symptome des
Kapitalismus stehen bleiben, noch sich auf die Suche nach vermeintlichen
Schuldigen und Bösewichten begeben. Weder Weltbank oder IWF, noch irgendwelche
"Multinationalen Konzerne" oder Mc´Donalds haben den Kapitalismus
erfunden.
Erstere sind mehr oder weniger adäquate Institutionen, um gewisse
Funktionen in der
gegenwärtigen Entwicklung des Kapitalismus zu erfüllen, letztere eben
erfolgreichere Unternehmen wie die Würstelbude ums Eck.
Eine personalisierende Kapitalismuskritik verkennt nicht nur den Charakter
des Kapitalismus als System, sondern versucht sich mit der Suche nach
Schuldigen und Bösewichten um eine rationale Analyse herumzudrücken.
Eine
solche ist
nämlich unbequem und würde die eigene Verstrickung in das System zutage
fördern und zeigen, daß mensch selbst auch nicht außerhalb
des
warenproduzierenden
Systems steht.
Genau diese Analyse ist aber unbedingte Voraussetzung, damit sich
"Globalisierungskritik" zu einer fortschrittlichen Kapitalismuskritik
entwickelt und
nicht in Ressentiments gegen eine Gruppe vermeintlich Schuldiger umschlägt.
Wir bekämpfen deshalb nicht die Globalisierung, sondern den Kapitalismus,
der diese erst hervorbringt!
Redaktionsschluss:
03. Maerz 2001, 23:00 Uhr
Fehler möge frau/man mir nachsehen!