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Wie der MUND entsteht ....Schickt uns bitte
eure Nachrichten, Meldungen und Ideen. Im MUND findet Ihr
eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte
um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische
BeitrŠge nicht zu veršffentlichen, einerseits, die Problematik
von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht
aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene BeitrŠge
hingewiesen und eine kurze BegrŸndung der/des Tagesredaktuers
fŸr die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon
informiert. Bild
des Tages: Den widerst@nd-MUND gibt´s täglich als e-mail. Bestellung unter
Quelle: http://www.popo.at/ Und für nächsten Donnerstag: Das Rechtshilfe-Manual ...und was mache ich eigentlich gegen rassisten? online-diskussion
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01
Pressekonferenz der
"Parallelwahlen"
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Donnerstag,
15. März 2001, 10:00 Uhr, Café Nil, 1070 Wien, Siebensterngasse 39
1
Mensch - 1 Stimme!
Bei den kommenden Wiener Gemeinderatswahlen werden über
200 000 in Wien
lebende Menschen wieder vom Wahlrecht ausgeschlossen sein.
EU-BürgerInnen
müssen sich mit dem Wahlrecht auf Bezirksebene begnügen.
MitbewohnerInnen
ohne EU-Pass wird ihr Recht zu politischer Mitbestimmung
gänzlich entzogen.
Das ist nicht Demokratie. Das ist Rassismus!
Erst wenn
politische Partizipation für alle gewährleistet ist, werden die
wahlwerbenden
Parteien alle BewohnerInnen Wiens als AdressatInnen ihrer
Politik verstehen.
Sie werden beginnen, die Bevölkerung als Ganzes in ihre
politischen Konzepte
einzubeziehen. Darüber hinaus werden die Menschen
erkennen, dass sie viel
mehr verbindet, als sie gedacht hatten.
Wir fordern daher das aktive und
passive Wahlrecht auf Bezirks- und
Gemeindeebene für alle BewohnerInnen
Wiens!
Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, veranstalten wir
Parallelwahlen:
Am Samstag vor den Gemeinderatswahlen werden der
Brunnenmarkt, der
Naschmarkt und der Meiselmarkt als "Parallelwahlplätze"
fungieren.
Nicht-wahlberechtigte PassantInnen werden eingeladen, symbolisch
ihre Stimme
für eine der wahlwerbenden Parteien abzugeben. Wahlberechtigte
Personen
werden dazu eingeladen, eine entsprechende Unterschriftenliste
zu
unterzeichnen.
1 Mensch - 1
Stimme!
Kontaktadresse: Bunte Demokratie für Alle, 1150 Wien, Meiselstraße
46/4
Email: bdfa@gmx.at
Tel 0699 1 11 69
841
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02
Veranstaltung zum Internationalen Frauentag / Uni
LInz
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Veranstaltung zum
Internationalen Frauentag in Zusammenarbeit mit dem ÖH
Frauenreferat der
JK-Uni Linz und der Kunstuni:
Am 07. März 2001, um 20.00 (Einlaß: 19.30)
im Mensakeller der JK-Uni.
Programm:
Begrüßung und Eröffnung:
Univ.
Profin. Ursula Floßmann
Univ. Profin. Gerti Kappel Leider
abgesagt!
Professorin der Kunstuni
Kabarett "Glück gehabt" von und mit
Regina Hofer
anschließend Buffet, DJ-Line und Party im LUI!
Auf Euer
/ Ihr Kommen freut sich das ÖH-Frauenreferat!
Für weitere
Informationen stehen wir Ihnen / Euch gerne zur Verfügung!
Ich bitte
um Weiterleitung dieser Information. Danke!
Karten: ÖH-Sekretariat
(070-2468-8535)
Kartenbüro Pirngruber (070-772833)
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03 Protestnote
der Eltern, Angehörige und FreundInnen der bei der
Anti-Opernball-Demo
Verhafteten
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gepostet von:
http://www.no-racism.net/
(ANMERKUNG:
Diese Protestnote wurde auf einer Versammlung von Eltern,
Angehörige und
FreundInnen der bei der Anti-Opernball-Demo
Verhafteten
verabschiedet)
Protestnote
Wir Eltern, Angehörige und
FreundInnen protestieren auf das Schärfste gegen
die maßlose Gewaltanwendung
seitens der Polizei im Zuge der
Donnerstagsdemonstration, die am Tag des
Opernballs (22.2.2001) stattfand.
Bereits um 21 Uhr startete die Polizei am
Schwarzenbergplatz ohne
gerechtfertigten Grund einen
Sturmangriff auf die
DemonstrantInnen. Es gab hier bereits zahlreiche, zum
Teil schwere
Verletzungen. Im weiteren Verlauf der Demonstration wurden
die
TeilnehmerInnen, aber auch unbeteiligte PassantInnen und JournalistInnen
in
Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit in wiederholten Treibjagden
mit
weiterer exzessiver Gewaltanwendung seitens der Polizei durch die
Stadt
getrieben. Eingeleitet wurden diese Jagden mit Schildertrommeln und
Gebrüll
der Beamten. Meist erwischte es die Langsamsten und Schwächsten. Vor
allem
auf am Boden liegende Menschen wurde mit Knüppeln eingeprügelt und
mit
Stiefeln auf ihre Köpfe eingetreten. Auffällig sind die vielen Kopf-
und
Gesichtsverletzungen. Leute, die den Mißhandelten zu Hilfe kamen,
wurden
ihrerseits verprpügelt und teilweise sogar festgenommen.
Diese
schweren Menschenrechtsverletzungen führten zwangsläufig zu
weiterer
Eskalation. Es gibt keinen Grund und es ist nicht hinzunehmen, daß
Menschen
weit von der Demonstration entfernt verfolgt, geschlagen oder
festgenommen
wurden. Es gibt keinen Grund, unbeteiligte PassantInnen zu
verprügeln oder
festzunehmen. Es ist nicht hinzunehmen, daß JournalistInnen
während ihrer
Arbeit verprügelt
werden. Es gibt keinen Grund, unrechtmäßig
das Ernst-Kirchweger-Haus zu
stürmen und es kann nicht
hingenommen werden,
daß eine Zeitungsredaktion grundlos gestürmt, durchsucht
und verwüstet
wird.
Letztendlich waren 800 unbewaffnete Menschen (und weitere PassantInnen)
1100
bewaffneten Polizisten in Kampfausrüstung (Helme,
Schilder,
Körperprotektoren, schwere Stiefel, Spezialknüppel,
Pfeffersprays,
Tränengasgewehre, Pistolen und nicht zuletzt Wasserwerfer)
ausgesetzt. Von
der Deeskalationsstrategie des Innenministers Strasser war
nichts zu sehen.
Im Gegenteil: wir halten die Polizei, vor allem die
Spezialeinheiten wie die
WEGA, für die Eskalation für verantwortlich. Aufs
Schärfste protestieren wir
gegen die Berichterstattung in den meisten Medien,
die die DemonstantInnen
vorbehaltlos und teilweise schon im Vorfeld der
Demonstation als Chaoten
denunziert und diesen menschenverachtenden
Polizeieinsatz gelobt haben. Oder
ist die Freiheit der Presse bereits so weit
herabgekommen, daß sie vor der
permanenten Klageflut seitens der Polizei
gegenüber KritikerInnen in die
Knie gehen? Wir wenden uns gegen jegliche
Einschränkung des
Demonstrationsrechts. Wir fordern die Einstellung aller
Verfahren und die
Freilassung des noch Inhaftierten!
SOLIDARITÄT WELTWEIT
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04
Protestadresse zur Zersdtörung von Buddhastatuen in
Afghanistan
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gepostet von:
birgit kellner, birgit.kellner@aon.at
Da im
"Mund" nun schon mal von der Zerstörung der Buddhastatuen von Bamiyan
durch
die Taliban die Rede war, könnte vielleicht auch die folgende Adresse
von
Interesse sein, an die Protestschreiben gerichtet werden können (obwohl
es
dafür allem Anschein nach schon reichlich spät sein dürfte):
Mullah
Rahmatullah Kakayzada Khybanay Shamsheer
Consul-General
Consulate of the
Taliban Islamic Movement of Afghanistan
Karachi Defence Housing Association
(D.H.A.)
Bungalow No. 33
Street No. 27
District 11, Phase V
(five)
Karachi
PAKISTAN
mit freundlichen Gruessen,
Birgit
Kellner
Institut für Tibetologie und Buddhismuskunde
Universität
Wien
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05
[UK_Left_Network] Picket
GlaxoSmithKline!
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gepostet
von: "info", info@unitedpeoples.net
PATENTS
KILL!
PICKET GLAXOSMITHKLINE!
Read and circulate...
GlaxoSmithKline are
leading a court action against the South African
government to impose patents
on their HIV/AIDS treatments. This would
make cheap AIDS drugs illegal, and
condemn thousands of South
Africans to a slow and painful death.
GSK, along with 41
other pharmaceutical companies are proving with
this court case that they
prioritise their profits over human life.
Nelson Mandela himself is in the
dock! GSK made a profit of $7.6
billion in 1999. It is not true they need
these super-profits to fund
research - they invested just $3.75 billion in
research this year.
STOP GSK MAKING
SUPER PROFTS OUT OF DEATH! THE COURT CASE MUST BE
STOPPED!
Picket GSK: Monday 5th March, 8-10am - Great West Rd, Brentford TW8.
BR: Syon Lane - four trains an hour from Waterloo.
Supporters include:
Action for South Africa, Peter Tatchell
(Outrage!), John Pilger (campaigning
journalist), George Monbiot
(writer and campaigning journalist - Guardian),
Beth Aze (NUS LGB
Officer) and more...
Contact Globalise
Resistance on 07956 681 328, email
globaliseresistance@hotmail.com.
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06 Noch nicht
aufgespießt: Ministerpräsident Vogel vor dem
Rücktritt?
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gepostet von:
angelo lucifero, angelo.lucifero@hbv-th.de
Folgende
Meldung ist in den Medien merkwürdigerweise noch
nicht
erschienen:
Nachdem der Thüringer Ministerpräsident Vogel in der
Welt am Sonntag
zugegeben hat, dass er in seiner Jugend gewalttätig war, hat
er
Joschka Fischer ein Angebot gemacht: Sie treten gemeinsam zurück.
"Wie
wohl jeder habe ich als Jugendlicher gelegentlich hingelangt.
Zugelangt habe
ich auch bei der Bekämpfung
linksradikaler Spinner unter meinen Kommilitonen
und Professoren an
der Uni Heidelberg."
Kein Wunder, dass die
Thüringer Landesregierung Probleme bei der
Bekämpfung rechter Gewalt
hat.
:-)
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07 AIDS/Südafrika/HOSI
Wien
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gepostet von: Kurt
Krickler, office@hosiwien.at
Presseaussendung
der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien vom 4. März
2001
AIDS/Südafrika/HOSI
Wien
HOSI-Wien-Generalversammlung:
AIDS-Medikamente für alle in der
Dritten Welt
Helga Pankratz neue HOSI-Wien-Obfrau
Die Homosexuelle
Initiative Wien unterstützt die weltweite Kampagne
zugunsten Südafrikas im
Rechtsstreit mit internationalen Pharma-Konzernen,
der morgen vor einem
Gericht in Pretoria beginnen wird.
"Am 5. März 2001 beginnt das von 39
der größten Pharma-Multis der Welt,
darunter Boehringer-Ingelheim,
GlaxoSmithKline, Merck, Bristol-Myers Squibb
und Roche, gegen die
südafrikanische Regierung angestrengte Verfahren. Sie
bekämpfen ein Gesetz,
das vom südafrikanischen Parlament verabschiedet und
von Nelson Mandela
bestätigt wurde und das den Import lebensrettender
Medikamente aus Ländern,
wo diese billiger sind, erlaubt. Die Firmen
behaupten, das Gesetz würde ihre
Patentrechte verletzen.
Fast fünf Millionen SüdafrikanerInnen leben mit
HIV. Aber nur wenige können
sich jene Medikamente leisten, durch die AIDS in
reicheren Ländern von einer
tödlichen zu einer beherrschbaren Krankheit
geworden ist.
Diese Firmen schützen mit Hilfe einiger westlicher
Regierungen ihre Monopole
auf Kosten der Gesundheit von Millionen armer
Menschen. Dieser Rechtsstreit
zeigt, daß die Pharma-Industrie mehr darum
besorgt ist, Konkurrenz
auszuschalten und ihre hohen Gewinnspannen zu
sichern, als tatsächlich für
einen besseren Zugang zu Medikamenten zu
sorgen.
Wir sind der Ansicht, daß diese Klage rechtlich bedenklich und
moralisch
verwerflich ist. Wir appellieren an die beteiligten Firmen, ihre
Klage
zurückzuziehen, und an die westlichen Regierungen, die
südafrikanische
Regierung bei der Bewältigung der akuten HIV/AIDS-Krise zu
unterstützen."
So lautet ein weltweit verbreiteter Aufruf, den zahlreiche
Persönlichkeiten
und Organisationen, darunter die HOSI Wien, unterzeichnet
haben und der in
der kommenden Woche in vielen Zeitungen der Welt
veröffentlicht werden soll=
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08 "BürgerInnen
beobachten den BGS" /
Dortmund
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gepostet von: aktuell@nadir.org
"BürgerInnen
beobachten den BGS"
Von : Dortmunder BürgerInnen beobachten den BGS
Ort :
Dortmund
Datum: 04.03.2001
Bürger wehren sich gegen BGS-Schikanen
Nachdem es in der
letzten Zeit zu erschreckend vielen Übergriffen durch
Beamte des
Bundesgrenzschutz am Dortmunder Hauptbahnhof kam, hat sich
wie in Aachen ein
Bündnis gegründet, welches "die Machenschaften des
Bundesgrenzschutzes
konkret beobachten möchte".
Für die Initiatoren sei es unerträglich, daß "der
BGS tagtäglich
rassistische Kontrollen an Menschen nichtdeutscher Herkunft"
durchführe
und "alles mögliche tue, um die politische Linke zu
kriminalisieren", so
eine Sprecherin des am
Bündnis beteiligten Wissenschaftlich-humanitären
Komitee (WHK).
Nach
Informationen des WHK sei es nach mehreren antifaschistischen
Demonstrationen
zu Übergriffen auf linke Jugendliche durch Beamte des
BGS am Dortmunder
Hauptbahnhof gekommen.
So hätten die Beamten anreisende Neofaschisten
unbeteiligt ihre
menschenverachtenden Parolen rufen lassen und
GegendemonstrantInnen
vorbeugend in Gewahrsam genommen.
Desweiteren würden
immer mehr Berichte über rassistisch-orientierte
Personenkontrollen am
Dortmunder Hauptbahnhof bekannt, welchen der
Stadtratsabgeordneten des
"Linken Bündnis Dortmund", Astrid Keller
mitgeteilt würden.
Erst jetzt
wurde ein junger Mann vom Dortmunder Amtsgericht verurteilt,
welcher
BGS-Beamte bei einer sogenannten "verdachtsunabhängigen
Kontrolle" von
ausländischen Mitbürgern gefragt hatte, ob der Eindruck
der Wahrheit
ensprechen würde, daß "der BGS eher nach Hautfarbe, denn
nach anderen
Gesichtspunkten Menschen kontrolliere" der Wahrheit
entsprechen würde.
Die
Grenzschützer hatten den Passanten im Juli des letzten Jahres
daraufhin auf
die Wache gezerrt (JW berichtete) und gesagt, daß sie
"nicht nur nach
Hautfarbe, sondern auch nach Meinung" kontrollieren
würden.
Desweiteren
unterstellten sie ihm, daß er sie mit der Waffen-SS
verglichen und sie als
"Ausländerjäger" bezeichnet habe.
In einem Gespräch mit der Abgeordneten
Keller, wieß der junge Mann die
Vorwürfe energisch zurück.
Er habe nur
"die schikanöse Behandlung der Bürger nichtdeutscher
Herrkunft stoppen" und
endlich "auf den tagtäglichen Terror des
Bundesgrenzschutz aufmerksam machen"
wollen.Desweiteren erklärte er, daß
er "kritisch nach dem Grund
der Kontrolle gefragt, die Beamten jedoch
nicht beleidigt, geschweige denn
beschimpft" habe.
Das er jetzt zu einer Geldstrafe von 25 Tagessätzen zu je
30,- DM
verurteilt wurde, bezeichnete der Passant als "völlige
Willkürmaßnahme"
Seiner Einschätzung nach, würde "wohl jeder, der sich
den
ausländerfeindlichen Maßnahmen in den Weg stellen" würde, "auf
dem
finanziellen Wege kaltgestellt".
Außerdem, sei es wohl "kaum zu
akzeptieren, daß Bundesgrenzschutzbeamte
durch vermeintliche Lügen und durch
die Rückendeckung ihrer Kollegen
einen Freibrief für staatlichen Terror
bekommen" würden.
Neben dem WHK zeigen auch die Deutsche
Friedensgesellschaft/Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen (DFG/VK), das Büro
der
PDS-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke und die örtliche Antifa
Interesse
an
der Arbeit des Bündnisses.
So seien auch der Antifaschistischen Aktion
Dortmund "die rassistischen
Kontrollen und Übergriffe auf kritische und
unliebsame DortmunderInnen
seit langem bekannt".
Man habe daher in einem
Aufruf gegen die fortlaufenden
Neonazi-Aufmärsche des Faschistenkaders
Christian Worch aus Hamburg auch
auf die Rolle des
Bundesgrenzschutzes aufmerksam gemacht.
So heißt es in einem Aufruf, der sich
gegen den Nazi-Aufmarsch am 3.
März richtete, daß "MigrantInnen ständig mit
der Gefahr konfrontiert"
seien, "von der Polizei oder dem BGS gehetzt und
aufgegriffen zu
werden".
Der paramilitärisch-organisierte BGS kontrolliere
"jeden Menschen, der
in die rassistisch strukturierten Vorstellungen der
BeamtInnen passt".
Desweiteren setze "das rassistische Kollektiv die
schaurige Drohung
"Deutschland den Deutschen" tagtäglich in die Tat
um:
Die Bürgerwehren, die den BGS an der deutschen Ostgrenze bei
der
Menschenjagd unterstützen und die Taxifahrer, die beim BGS
Meldung
machen, sobald sie Nichtdeutsche transportieren", seien
genauso
Bestandteil dessen wie ein Soziologie-Professor, "der bei
einer
Diskussion über die neuen "Quellen des Rechtsextremismus" im
Dortmunder
Rathaus" festgestellt habe, das Problematische am
sogenannten
Asylkompromiss "sei das lange Zögern der PolitikerInnen gewesen,
daß
schließlich mit der Stabilisierung der deutschen Ostgrenzen
behoben
worden sei".
Das Bündnis "Dortmunder BürgerInnen beobachten den
BGS" fordert
unterdessen alle BürgerInnen auf, Beobachtungen jeglicher Art
entweder
an die email-Adresse bgs-beobachtung@gmx.de oder an die
Postadresse
"Dortmunder BürgerInnen beobachten den BGS, c/o DFG/VK,
Braunschweiger
Straße 22, 44145 Dortmund zu senden.
DISKUSSION
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09
frauendiskussion
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gepostet
von: Csuss Jacqueline, j.csuss@xpoint.at
liebe
alexandra,
ich würde sogar noch weiter gehen: der typus f-frau ist die
antisolidarität
auf dem buckel der bürgerlich reaktionären övp-frauen, die
sie zwar schweren
herzens, aber auf befehl und gemäß den von dir
beschriebenen mustern
mittragen. wir haben es mit einer führer-partei zu tun,
die sich mit ihrer
frauen-quote in der politik brüstet und als hauptproblem
daher kommt.
rückschritt? nein, eben nicht.
parteipolitik ist mir
suspekt - punkt. mit ein grund, warum ich die grünen
noch nie wählen konnte -
ihnen habe ich machenschaften jeder art immer
besonders übel genommen,
wahrscheinlich, weil ich sie unter der maske des
alternativen habitus
besonders abscheulich fand. nebenbei frage ich mich
seit den anfängen, wer
sich denn da aller unter dem grünen mäntelchen
tummelt.
versuche in
den 70ern und frühen 80ern, patriarchale strukturen nicht nur im
alltag,
sondern auch im politischen aufzubrechen, ließen frau damals
zwei
möglichkeiten: sie konnte sich mit pseudo-emanzipierten
männern
herumschlagen oder radikal-feministischen ansätzen anschließen. mir
paßte
weder die eine noch die andere option.
wirklich verändert hat
sich seither nicht viel, schon gar nicht auf
gesellschaftspolitischer ebene -
es sind immer noch wenige frauen, die den
diskurs vordergründig mitbestimmen,
und wie gesagt, viele, die leider noch
immer viel zu bereitwillig die
knochenarbeit leisten.
und jetzt, wo es zum ersten mal so was wie eine
apo-bewegung gibt (betonung
auf "so was wie" und mit allen
österreich-spezifischen
begleiterscheinungen - siehe die unappetitliche häme
der "repräsentativen"
intellektuellen, etwa den mann liessmann, der sich als
intellektuellen unter
intellektuellen plaziert), in der sich, würde ich mal
behaupten, die
mehrheit nicht mehr vereinnahmen läßt, solche tendenzen aber
dennoch
sichtbar sind, möchte ich an den grabenkämpfen manchmal schier
verzweifeln.
daß sie uns nichts nützen, versteht sich von selbst.
andererseits spiegeln
sie ja nur wieder, was auf offizieller politischer
ebene alltag ist.
wer sich vereinnahmen läßt, wird entweder infolge
eingeforderter und somit
nicht authentischer solidaritätsbekundungen
zerrieben oder geht der eigenen
eitelkeit auf den leim.
für mich sind
die oppositionsparteien nach wie vor KEIN teil dieser
bewegung, bzw. nur so
weit teil, so weit sie sich für unsere anliegen nutzen
lassen. wollen sie
sich einbringen, bitteschön, aber nach unseren regeln,
die immerhin ein
anderes demokratieverständnis beinhalten und zu leben
versuchen. im herbst,
als rosaflieder versuchte, eine art koordination in
die bewegung
reinzubringen, ließ sich das schön beobachten. und es hätte
auch klappen
können, wäre unsere bewegung koordiniert vorgegangen.
was wir aber auch
erreicht haben, ist, von gewissen kreisen in den parteien
ernst genommen zu
werden. mit uns müssen sie rechnen, das haben sie kapiert.
der politische
diskurs in der öffentlichkeit, der jetzt im wahlkampf
deutlich zu beobachten
ist - und ich meine nicht die diskussionen in den
medien oder die plakate,
sondern die direkt geführten gespräche, haben eine
neue qualität. das seh ich
schon als erfolg. oder wenn ich an die diskussion
beim bourdieu-symposion
zurück denke (und da kamen viele hin, die sonst
daheim bleiben), war da im
publikum ein politisches selbstbewußtsein zu
spüren, das vor zwei jahren
unvorstellbar gewesen wäre. insofern ist die
"rotgrüne euphorie", wie du das
nennst, im club nachvollziehbar. muß ich sie
deshalb aber
übernehmen?
der schluß, den ich für mich ziehe, ist der, daß ich mich
einbringe, wo es
für mich richtig ist, und darüber hinaus für persönliche
feldzüge jeder art
immer unempfänglicher werde. das sehe ich übrigens auch
als erfolg und als
basisdemokratisches selbstverständnis, das sich -
übertragen auf eine
gesellschaft - so entwickeln könnte, daß es die
mächtigen, ganz egal, wo sie
sind, das fürchten lehren könnte.
liebe
grüße, jacqueline
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10 Beitrag zu "Das Zentrum verschieben! (Von Hito Steyerl)" im MUND
vom
4.3.01
================================================
gepostet
von: Christian Apl, a9503809@unet.univie.ac.at
Aus:
"Texte, Beiträge und Diskussionen zum Thema: Chiapas und die
Linke"
Postmoderne Aufstände - Für eine Abwicklung des Nordens (Christoph
Spehr)
gefunden auf:
http://www.nadir.org/nadir/archiv/Internationalismus/Mexico/chiapas_und_die_
linke/ch06.htm
Postmoderne
Aufstände
Das 20.Jahrhundert endete am 31.Dezember 1993 in Chiapas,
wie die
mexikanischen
Historiker Antonio und Liza García de León bemerkt
haben. An diesem Tag
beschloß
die Bevölkerung der Region Chiapas, ein
mexikanischer Bundesstaat etwa von
der
Größe Bayerns, "dem Imperium keinen
Tribut mehr zu zahlen", wie es in einem
der
späteren Kommuniqués heißt,
und begann den Aufstand. Ihre bewaffnete
Organisation, die zapatistische
Befreiungsarmee EZLN, besetzte die
wichtigsten
Ortschaften und erlangte
die militärische Kontrolle über das Gebiet, die sie
bis
heute nicht wieder
verloren hat. Dies ist vor allem dem Umstand zu
verdanken,
daß es bereits
in den ersten Tagen des Aufstands zu Massendemonstrationen in
Mexico City
kam, die gegen den Einsatz der mexikanischen Armee
protestierten,
und daß
sich die mexikanischen Intellektuellen mit der
Aufstandsbewegung
solidarisierten - mit wenigen Ausnahmen wie etwa dem
Schriftsteller Octavio
Paz,
der um die Zukunft der Moderne bangte. Zwei
Wochen nach Aufstandsbeginn bot
die
mexikanische Regierung den ersten
Waffenstillstand an. Seither befindet man
sich, immer wieder von
Kampfhandlungen begleitet, in Verhandlungen.
Der Aufstand in Chiapas ist in
vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Die Politik
der
EZLN, der soziale
Aufbruch der zapatistischen Bevölkerung, die nationale
Solidarität und die
internationale Reaktion verbinden sich zu einem Phänomen
Chiapas, das nicht
zu Unrecht als "postmoderne Revolution" bezeichnet worden
ist. Die EZLN hat
den Aufstand mit politischen Offensiven für
eine
demokratische
Umgestaltung Mexicos verklammert und ihre eigene Rolle
als Katalysator
dieser
Umgestaltung definiert, nicht als ihr alleiniges
Sprachrohr und schon gar
nicht
als Hüter der einzigen Wahrheit. Im Verlauf
der Auseinandersetzung hat sie
sich
ein Marketing geschaffen, das wenig
auf kämpferische Parolen und viel auf
Höflichkeit, Selbstbewußtsein und
Ironie setzt. Sie ist weder an einer
militärischen Entscheidung interessiert,
noch hat sie bisher ein konkretes
eigenes Forderungsprogramm vorgelegt. Sie
verfolgt nicht das klassische
Ziel,
den Staatsapparat zu übernehmen und
eine gesellschaftliche Neuordnung "von
oben"
nach ihren Vorstellungen
durchzusetzen. Stattdessen appelliert sie an die
mexikanische Bevölkerung,
sich ihre eigenen Gedanken zu machen und ihre
eigenen
Vorstellungen in
eine politische Umgestaltung einzubringen.
Der Aufstand in Chiapas ist die
erste Revolution jenseits des
20.Jahrhunderts,
weil sie nicht mehr das
Ziel verfolgt, das Projekt der Modernisierung und
Entwicklung zu vollenden,
sondern es zu beenden. Nicht von ungefähr hat die
Aufstandsbewegung die
Einführung der nordamerikanischen Freihandelszone
(NAFTA)
als Datum für
den Aufstand gewählt. Die EZLN ist keine antimodernistische
Gegenbewegung,
die zurück zu traditionellen Verhältnissen will. Sie steht
nur
jenseits
der Moderne und ihren hohl gewordenen Versprechungen. Sie
verspricht
sich
nichts mehr von der Entfesselung der Produktivkräfte, sondern eher von
deren
vernünftiger Begrenzung; sie will ein Ende des "Krieges", als den
der
mexikanische Autor Gustavo Esteva die staatliche
Entwicklungspolitik
bezeichnet
hat. Der Aufstand in Chiapas ist eng mit
den Strukturen der indigenen
Selbstorganisation verbunden und benutzt deren
Sprache und Bilderwelt. Aber
die
Organisation der EZLN ist eine
progressive Alternative zur patriarchalen
Sozialordnung der indigenen
Gemeinden, was ihr vor allem den Zulauf der
Jungen
und insbesondere der
Frauen gebracht hat. Die EZLN verteidigt die Autonomie
der
dörflichen
Gemeinden und ihre wirtschaftlichen Subsistenzstrukturen
gegen
die
"Modernisierung" und "Entwicklung". Aber sie findet auch, daß es
in Chiapas
mehr
Fernseher geben sollte.
Bei näherem Hinsehen zeigt
sich, daß der postmoderne Aufstand auch in
anderen
Regionen stattfindet.
Die Entwicklung in Nigeria zum Beispiel weist mit der
in
Mexiko
verblüffende Ähnlichkeiten auf. Das nigerianische Chiapas ist
das
Niger-Delta. Es ist die am wenigsten "erschlossene" und
industrialisierte
Region, die zugleich am meisten ausgeblutet, ökologisch und
sozial ruiniert
wird. Aber für die soziale, politische und ökologische
Umgestaltung des
Landes
ist das Niger-Delta die Avantgarde. Wie in Chiapas
gibt es dort Öl, das hier
in
großem Stil u.a. von Shell gefördert wird,
mit verheerenden Konsequenzen für
die
ansässige Bevölkerung. Die
Bevölkerung des Niger-Deltas besteht aus
ethnischen
Minderheiten, die sich
vor einigen Jahren in der Ogoni-Bewegung
zusammengeschlossen haben. Die
Ogoni-Bewegung wendet sich mit
Massenkundgebungen
und zivilem Widerstand
gegen Vertreibung, Morde und Plünderung und gegen die
ökologische Zerstörung
ihres Landes und ihrer Felder.
Die Ogoni-Bewegung besaß mit dem im November
1995 von der nigerianischen
Regierung ermordeten Schriftsteller Ken Saro-Wiwa
eine charismatische
Führungspersönlichkeit, der einen eigenen Medienkonzern
dirigierte, eine
landesweite Fernsehsendung produzierte und seine Schriften
bewußt nicht im
lokalen Dialekt, sondern in "rotten English" veröffentlichte
- der einzigen
Sprache, in der alle NigerianerInnen sich miteinander
verständigen können.
Der
MOSOP, der politische Dachverband der Ogoni,
verfolgt eine gleichermaßen
radikale wie pragmatisch-undogmatische Politik.
Er fordert regionale
Autonomie
und Mitsprache bei der demokratischen
Umgestaltung des gesamten
Nationalstaates,
Schutz für die lokale
Subsistenzwirtschaft und Beteiligung an den
Erdöl-Einnahmen. Er beruft sich
auf ethnisch-kulturelle Traditionen und
bedient
sich gleichzeitig völlig
selbstverständlich der modernsten Formen einer
medienorientierten Politik. Er
bildet keine ideologische Einheit und findet
seinen gemeinsamen Nenner in der
Forderung nach regionaler Selbstbestimmung
und
nach Deeskalation der
politisch-militärischen Situation im Land.
Abwicklung und postmoderne
Revolte
Es gibt einen Typus der postmodernen Revolte, der alle
Aussichten hat, zum
prägenden Modell für künftige Auseinandersetzungen um
eine emanzipatorische
Lösung der globalen sozial-ökologischen Krise zu
werden. Sein
Organisationsprinzip läßt sich am besten mit der von Esteva
verwendeten
Terminologie beschreiben. Der postmoderne Aufstand beruht primär
auf
autonomen
sozialen Basisorganisationen, die nicht in einer straffen
Organisation
zentralistisch verbunden sind, sondern ein lockeres Netzwerk
bilden. Diese
Vernetzung ist so wenig institutionalisiert wie möglich,
weshalb Esteva von
diesem Netz als der "Hängematte" spricht: man kann sie
benutzen, wenn man
sie
braucht, aber wenn man sie nicht braucht, hat sie
so gut wie kein Gewicht.
Man
kann sie überallhin mitnehmen und überall
aufhängen. Diese gemeinsame
soziale
Praxis der Basisorganisationen, der
solidarische Raum, den sie schaffen,
braucht
allerdings einen
"Schutzschirm" nach außen. Was dieser Schutzschirm ist, ist
je
nach der
politischen und gesellschaftlichen Situation ganz verschieden.
Er
kann
darin bestehen, sich pragmatisch der herrschenden Institutionen
und
Organisationen zu bedienen, um die Freiräume der Bewegungen
und
Basisorganisationen zu schützen und Interventionen gegen sie zu
behindern.
In
Chiapas ist der Schutzschirm die bewaffnete regionale
Selbstverteidigung
durch
die EZLN, aber auch die Solidarität großer Teile
der mexikanischen
Zivilgesellschaft. Der Schutzschirm ist jedoch ein
nachgeordnetes Element,
ein
Notnagel; er kann Räume freihalten, aber er
kann sie nicht selbst gestalten.
Die postmoderne Revolte ist sich darüber im
klaren, daß sie die rein
militärische Konfrontation gegen den staatlichen
Gewaltapparat immer
verlieren
würde. Deshalb ist ihre Militanz defensiv
und regional, aber ihre Politik
offensiv und national, sogar international.
Indem sie ihre Sache mit der
Forderung nach einer innergesellschaftlichen
"Abrüstung" und Deeskalation
verbindet, gelingt es ihr, die an sich
ungünstigen Kräfteverhältnisse zu
überspringen.
Die postmodernen Aufstände
sind Aufstände im Zeichen der Abwicklung. Sie
haben
keine einheitliche
ideologische Grundlage. Was sie zusammenhält, ist der
Gedanke
eines
"Breaks", einer Unterbrechung der zerstörerischen
gesellschaftlichen
Entwicklungslogik. Sie verweigern sich der herrschenden
Logik, die
sozial-ökologischen Krisenerscheinungen durch eine immer
schnellere
Entwicklung,
durch immer wahnsinnigere Wechsel auf eine
unsichere Zukunft lösen zu
wollen.
Ihr Nährboden ist eine weitverbreitete
Stimmung, daß die gesellschaftliche
Situation in einen Zustand der
Überspannung, der Exaltiertheit, der
wahnhaften
Risikobereitschaft geraten
ist. Ihr Slogan ist das "Ya Basta" der EZLN. "Es
reicht". Nicht noch mehr vom
Selben. Nicht noch mehr schreckliche Illusionen
zu
einem immer
unbezahlbareren Preis. Genug, Schluß, Aufhören. Keine
Superman-Politik mehr.
Bilanzziehen und Neuordnen. Die Maschine
herunterfahren,
die
Verkrampfungen lösen, die Brutalität abrüsten.
Die postmoderne Revolte ist
das genaue Gegenteil der herrschenden Öko-Panik,
die
schnell noch weitere
Mega-Strukturen und Technikprojekte aufbauen will, um
die
angeblich so
drängenden, ganz großen Probleme zu lösen. Das Programm der
postmodernen
Aufstände ist die Abwicklung: nicht intervenieren, nicht auf
die
globalen
Geschäfte setzen, mit der sozialen Neuordnung von unten
beginnen.
Ihre
ökologische Philosophie ist nicht die intelligente
Optimierung, sondern das
"calming down", das Herunterfahren. Ihre
emanzipatorische Philosophie zielt
nicht darauf, die "gute Gesellschaft" ein
für alle mal einzuführen. Die
Philosophie der postmodernen Revolte im Zeichen
der Abwicklung ist: Die
bestehende Gesellschaft von innen übernehmen, indem
man sie nach außen
begrenzt.
Der Selbstorganisation Raum verschaffen,
indem die Verwicklung in den
globalen
Entwicklungskrieg zurückgenommen
wird.
Die postmodernen Aufstände unterscheidet sich auch diametral von
der
modischen
Politik des "Alternativen", des "jeder kehre vor seiner
eigenen Tür". Sie
beharren darauf, daß die Probleme nur gemeinsam gelöst
werden können. Sie
gestalten nicht Nischen, sondern wollen ein Gesamtprogramm
stoppen. Sie
predigen
nicht die individuelle alternative Verrenkung,
sondern schaffen eine
Situation,
die die Verrenkung überflüssig macht. Sie
formulieren keine individuelle
Lebenshilfe, sondern einen alternativen
Entwicklungsweg für eine ganze
Region
einschließlich der dafür notwendigen
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Regionen in diesem Sinne sind nicht
isolierte Landstriche oder kleine
alternative Flecken. Die kritische Größe
liegt in der Größenordnung von
Bundesländern bzw.
Bundesstaaten.
Radikale regionale Autonomie
Es versteht
sich von selbst, daß postmoderne Aufstandsbewegungen
innerhalb
der
nördlichen Industriestaaten sich weitgehend von denen in
Ländern der
"Dritten
Welt" unterscheiden werden. Aber es steht außer
Frage, daß es sie geben
wird.
Sie werden vielleicht in hohem Maße im
Rahmen zivilgesellschaftlicher
Auseinandersetzungen stattfinden können und
sich bestehender Institutionen
als
Schutzschirm bedienen. Aber sie werden
ihr "Break", ihr "es reicht", mit
einer
massiven gesellschaftlichen
Mobilisierung formulieren. Sie werden die
Spielregeln verändern. Sie werden
Lösungen der Abwicklung für Regionen
suchen
und sie werden der
Solidarisierung außerhalb dieser Region bedürfen, um
bestehen
zu bleiben.
Sie werden nicht heute und nicht morgen beginnen, aber in
ein
paar
Jahren.
Die postmoderne Revolte im Norden wird dort
stattfinden, wo die
sozial-ökologische Krise die bisherige Rechnung der
Modernisierung und
Entwicklung am ehesten zunichte macht. Man kann sich an
fünf Fingern
ausrechnen,
daß dies in Deutschland zuerst auf dem Gebiet der
ostdeutschen Bundesländer
der
Fall sein wird. Die Rechnung, einen sozialen
und ökologischen Aufbau im
Rahmen
der bisherigen kapitalistischen
Orientierung bewerkstelligen zu wollen, ist
jetzt schon aberwitzig.
Nehmen
wir die ehemalige Industrieregion um Dessau und Bitterfeld. Seit
der
Stillegung der dort ansässigen Großbetriebe bewegt sich die
Arbeitslosigkeit
in
schwindelerregender Höhe, und es gibt keinerlei
Aussichten, daß sich daran
etwas
ändern wird. Einerseits findet also ein
erheblicher Finanztransfer in diese
Region statt, in Form von Mitteln aus der
Bundesanstalt für Arbeit und aus
dem
Länderfinanzausgleich. Dieses Geld
verschwindet auf der anderen Seite wieder
aus
der Region, da die Kaufkraft
weitestgehend für Produkte ausgegeben werden
muß,
die nicht in der Region
hergestellt werden. Im Lauf der Zeit führt das dazu,
daß
den Menschen ihre
Region buchstäblich nicht mehr gehört, weil die
interessanteren Ressourcen
und Flächen ausverkauft werden und der Rest
tendenziell wertlos ist. Wer sich
aufraffen kann und will, verschwindet; wer
bleibt, findet sich mit der
depressiven Situation ab. Die Region liefert
also
weiterhin per Migration
Menschen in andere, reichere Gegenden: mobile, junge
Frauen und Männer für
den Arbeitsmarkt im Westen oder für den westlichen
Heiratsmarkt. Die Region
selbst wird zum Standort für Naturschutzgebiete
oder
für
Truppenübungsplätze. Sie verkauft ihre Natur, Arbeit und Fläche,
ohne
sich
aus ihrer trostlosen Lage befreien zu können.
Prinzipiell
wäre es also äußerst naheliegend, das Geld, das in die Region
fließt, zum
Aufbau einer regional bezogenen Produktion zu verwenden. Dies
ist
aber
unter den herrschenden Bedingungen unmöglich. Eine
gezielte
industrielle
Subventionspolitik ist nach den Regeln der
nationalen und europäischen
Marktliberalisierung schlicht illegal. Eine
staatliche Förderung und
Bevorzugung
von landwirtschaftlichen Produkten
aus der eigenen Region, die Voraussetzung
für
den Aufbau einer regionalen
Versorgungswirtschaft wäre, scheidet aus den
gleichen Gründen aus. Die
finanziellen Zuwendungen aus nationalen
Förderprogrammen fließen in die
Taschen von Unternehmen und Institutionen,
die
ihren Hauptsitz im Westen
haben und die Region nur als Verschiebebahnhof
benutzen.
Dabei wäre die
Bereitschaft in der Region, einen regional bezogenen
ökonomischen
und
kulturellen Aufbau zu unternehmen, groß. Es gibt eine Reihe
von
Projekten,
die Vorstellungen in diese Richtung entwickelt haben. Aber
so, wie die Dinge
liegen, kann man nichts machen. Dafür wäre ein Programm der
radikalen
regionalen
Autonomie notwendig, das den globalen Sektor
weitgehend hinauswirft und sich
das
Recht nimmt, Preise, Eigentumsrechte
und äußere Austauschbeziehungen der
Region
in einem hohen Maße zu
kontrollieren und zu gestalten.
Die Situation trifft auf verschiedene
Regionen zu, in anderen europäischen
Ländern genauso. Es kann gar nicht
anders sein, als daß in einigen dieser
Regionen eines Tages eine alternative,
regional bezogene Rechnung aufgemacht
wird und versucht wird, sie
durchzusetzen. Und dies wird etwas ganz anderes
sein
als die Förderung von
alternativen Landkommunen, wie sie die Regierung
Biedenkopf (auf Initiative
von Rudolf Bahro übrigens) derzeit betreibt: eine
typische "alternative"
Politik der Abfederung, die eine Art Reservate
schafft,
aber an der
Entwicklungslogik nichts ändert, die die Regionen verarmen läßt.
Konflikte
mit der herrschenden Marktliberalisierung und abhängigen
Zurichtung
von
Regionen werden unvermeidlich sein. Es werden Konzepte einer
radikalen
regionalen Autonomie artikuliert werden, die sich nicht
damit
zufriedengeben,
eine Region sozialpolitischer Kostgänger zu sein, ob
"alternativ"
(geförderte
Landkommune) oder "klassisch" (arbeitslos
zuhause). Diese Konzepte werden
nur
funktionieren, wenn sie sich mit einer
gesellschaftlichen Debatte um die
Abwicklung der wahnwitzigen nationalen
Standortpolitik verbinden und die
daraus
abgeleitete regionale Zurichtung,
also die moderne Produktivitäts-Apartheid
zwischen den Regionen, radikal in
Frage stellen.
Kulturen des Widerstands
Der postmoderne
Aufstand der Regionen, der für eine Lösung der
sozial-ökologischen Krise
durch die Abwicklung der wirtschaftlichen
Hochrüstung eintritt, wird häufig
als ethnozentrisch oder provinziell
mißverstanden. Der Bezug der EZLN auf die
indigene Tradition hat zu
Diskussionen geführt, daß eine Übertragung ihrer
politischen Anliegen auf
die nördlichen Industrieländer daran scheitern
müsse, daß ein derartiges
Konzept hier notwendigerweise rassistisch oder
chauvinistisch ausfallen
würde ("Wir in Bayern" usw.).
Dies ist ein
Irrtum. Das Mißverständnis liegt darin, daß der Bezug auf die
regionale
Tradition in Wahrheit kein ethnischer, sondern ein kultureller
und
geschichtlicher Bezug ist. Die Bevölkerung von Chiapas bildet
keineswegs
eine ethnische Einheit. Am Beispiel Nigerias ist ebenfalls
offensichtlich,
daß die regionale Identität "Ogoni" ein politisches Konstrukt
ist, das eine
ganze Reihe von Gruppen verbindet, die sich bis dahin als
selbständige
Ethnizität definiert hatten. Das "Zapotekische" oder das
"Ogonische"
beziehen sich nicht auf eine wie auch immer geartete ethnische
Identität.
Das, woran die EZLN oder die Ogoni-Bewegung anknüpfen, sind
spezifische
Kulturen des Widerstands. Es sind die geschichtlichen
Erfahrungen,
gegenseitigen Verpflichtungen und erlernten Fähigkeiten zum
Widerspruch, was
damit gemeint ist. Die postmoderne Revolte im Norden wird
ebenfalls an ihre
jeweiligen Kulturen des Widerstands anknüpfen müssen. Sie
wird ihre
historischen Erfahrungen auswerten und aneignen müssen: die
gescheiterten
Versuche, die gehegten Hoffnungen, das Repertoire alternativer
Vorstellungen
von Werten, Selbstbewußtsein und Würde. In unserem Fall sind
das nicht so
sehr irgendwelche mittelalterlichen Zunftaufstände oder die
kulturelle
Wiederaneignung des pfälzischen Saumagens. Es ist die Aneignung
der
Geschichte der sozialen Gegenbewegung von 1968 bis jetzt, in ihrer
ganzen
Breite: als politische und kulturelle Geschichte, als Männer-
und
Frauengeschichte, als Bezugspunkt für hiesige Erfahrungen und
für
Erfahrungen von Leuten, die aus anderen Ländern zugewandert sind. Es war
die
erste große Infragestellung. Die ideologischen Grundlagen,
politischen
Zielvorstellungen und Organisationsphilosophien dieser Zeit sind
heute
weitgehend unbrauchbar geworden. Aber es ist unsere spezifische Kultur
des
Widerstands.
Diese Kultur kann nicht zelebriert werden. Als
gemeinsamer Bezugspunkt ist
sie die Voraussetzung, daß sich verschiedene
Stränge und Teile der sozialen
Gegenbewegung überhaupt gegenseitig erkennen
und verstehen können. Sie ist
das "rotten English" dieser Bewegung. Auf ihre
Attraktivität kann man sich
allerdings ebensowenig verlassen, wie auf die
Attraktivität der
zapotekischen Dorfgemeinschaft. Es bedarf des Aufbaus von
neuen
Organisationsformen, die sich in der Tradition dieser Kultur des
Widerstands
sehen, aber gleichzeitig eine progressive, antipatriarchale
Alternative dazu
darstellen. Mit den Dorfältesten der '68er-Bewegung kann man
sich jedenfalls
keine gesellschaftliche Mobilisierung vorstellen.
Möglicherweise sind wir
bereits in diesem Prozeß der Neufindung attraktiver,
antipatriarchaler
Organisationsformen - mit Sicherheit allerdings erst am
Anfang dieses
Prozesses. Die EZLN hat zehn Jahre in Chiapas gebraucht, um das
dialektische
Spannungsverhältnis zwischen traditioneller Kultur des
Widerstands und
progressiver Organisations-Alternative auszubalancieren. Ich
glaube nicht,
daß wir schneller sind.
Redaktionsschluss: 04. Maerz 2001, 23:00 Uhr
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