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Wie der MUND entsteht ....Schickt uns
bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen. Im MUND findet
Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte
um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische
Beitrūge nicht zu verffentlichen, einerseits, die Problematik von
Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen"
wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beitrūge hingewiesen
und eine kurze Begrndung der/des Tagesredaktuers fr die Nichtaufnahme
geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Quelle: www.popo.at Und für nächsten Donnerstag: Das Rechtshilfe-Manual ...und was mache ich eigentlich gegen rassisten? online-diskussion
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01 Aktion "Ein Mail für Ortner"
von: Stefan Mackovik <mackovik@blackbox.net>
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An alle Widerständischen !
Im aktuellen Format (Nr. 13) zieht Herausgeber Christian Ortner gegen die angeblichen "Tötet Haider!" - Plakate auf der Demonstation vom 16. März her.
Tatsächlich hat es diese Transparente nicht gegeben. Ortner folgt also in der Argumentation einer Lüge von Susanne Riess-Passer. Dass es diese Plakate nicht gegebn hat, hat übrigens sogar die anwesende Polizei bestätigt.
Gerade deshalb sollte man Herrn Ortner heftigst widersprechen. Am Besten wohl mit zahlreichen
Mails an: ortner@format.at und redaktion@format.at.
In diesem Sinne: WIDERSTAND JETZT !
Stefan
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WIDERSTAND gegen schwarzblau: jeden Do., 19:00 Uhr Ballhausplatz
http://www.crazybird.net
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AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
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02 Vienna-London. Jewish Women.
von: siebenstern <7stern@action.at>
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Liebe FreundInnen
des 7*STERN,
Ich habe die große Freude und Ehre, Euch zu einer sehr spannenden
Veranstaltung einladen zu dürfen, für die wir am Sonntagabend extra
aufsperren. Klub Zwei haben dieses Video auf der Diagonale im Rahmen des
Programms "Politik bilden" in Graz gezeigt, nun kommt eine der
porträtierten Frauen nach Wien.
Mir i druschba, ulli fuchs
7*STERN, 1070,
Siebensterng. 31, www.action.at, 7stern@action.at
SCREENING: "Things. Places. Years." von Klub Zwei
DISKUSSION: mit Lisbeth Fischer Leicht Perks -- Schriftstellerin,
Musikerin und Protagonistin des Films
ZEIT: Sonntag, 01. April 2001, 19h
Klub Zwei zeigt:
THINGS. PLACES.
YEARS.
The knowledge of Jewish Women. Absence and Presence. Vienna and London.
A documentary in process, z.Z. 25 min., englische Originalfassung, A u.
GB
2000/2001/....
Wenn von Praesenz
und Absenz, Leerstellen und Verlust die Rede ist, so
bedeutet dies, je nachdem wer davon spricht, jeweils Unterschiedliches.
So
sprechen die Nachkommen von Ueberlebenden des Holocaust von "The
Presence
of the Absence" (Katherine Klinger) und meinen damit die Praesenz des
Verlusts ganzer Familien, des Verlusts der Muttersprache ihrer Eltern,
des
Verlusts von Orten, die ihre Eltern geliebt haben und die heute noch,
unveraendert, in Wien existieren. Was aber bedeutet "The Presence of the
Absence" für
uns, als Nachkommen der TaeterInnen- und
MitlaeuferInnengesellschaft? Es bedeutet die Auseinandersetzung mit der
"Vergangenheit in der Gegenwart" (Ulf Wuggenig), das heisst, die Arbeit
gegen den aktuellen, alten und neuen Antisemitismus und Rassismus, mit
dem
JuedInnen und MigrantInnen in Oesterreich heute zunehmend konfrontiert
sind.
Things. Places.
Years. ist eine 25-minuetige Skizze des geplanten
Dokumentarfilms und versammelt Gespraeche mit juedischen Frauen, die
bzw.
deren (Groß-)Eltern aus dem nationalsozialistischen Wien nach London
fluechten konnten. Im Zentrum des Films stehen die Auswirkungen der
Vertreibung, der Emigration, des Holocaust, der Diaspora auf das Leben
der
Frauen, auf ihren Beruf, aber auch auf die nachfolgenden Generationen --
auf ihre Toechter
und Enkeltoechter. Neben den Protagonistinnen spielen
auch Orte juedischen Wissens, juedischer Bildung und Kultur eine
wichtige
Rolle. Im Film kommen auch Frauen zu Wort, die dieses Wissen sammeln,
ordnen und an Interessierte weitergeben.
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Jo Schmeiser
vor.red@sil.at
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03 Einladung: Lebendige Demokratie
von: Matthias Köchl <m1koechl@edu.uni-klu.ac.at>
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Die Grüne Bildungswerkstatt Kärnten und imagINe Austria laden ein:
Lebendige Demokratie
entdecken - erfinden - entfalten
Information & Workshop
Samstag, 12. Mai 2001
13.30 - 19.00 Uhr
IKUC, Südbahngürtel 24, Klagenfurt (Bahnhofsnähe)
· Vorstellen der Intentionen und Aktivitäten von imagine austria
· appreciative inquiry - das zentrale Intrument von imagine austria
· Welche Initiativen zu einer lebendigen Demokratie könnten wir
setzen?
Kommen Sie mit Menschen ins Gespräch, mit denen Sie positive Erfahrungen
demokratischer Alltagskultur austauschen und an einem Zukunftsbild arbeiten
können!
Die Teilnahme ist kostenlos.
Heißt Demokratie: die Stimme abgeben?
Eine demokratische Gesellschaft lebt von der aktiven Beteiligung aller ihrer
Mitglieder. Wir alle können dazu beitragen, dass demokratische Grundwerte
und Menschenrechte weiter entwickelt werden und dass sie unser Zusammenleben
bestimmen.
Demokratie braucht Mut, Beteiligung, Visionen und Öffentlichkeit
imagINe Austria veranstaltet eine demokratiepolitische "Zukunftskonferenz",
an der alle Menschen, denen die Verteidigung, Erhaltung und Weiterentwicklung
der Demokratie in Österreich ein Anliegen ist, teilnehmen können.
Ziel der Konferenz ist es, gemeinsam positive Zukunftsbilder einer demokratischen
Gesellschaft zu entwickeln, um daraus Orientierung und Kraft für die aktive
Beteiligung am demokratischen Leben zu gewinnen.
4 Fragen, aus denen die Zukunft einer demokratischen Gesellschaft entsteht
1. Gibt es in Ihrer persönlichen Erfahrung eine Situation, in der Sie sich
für demokratische Werte und Menschenrechte engagiert und Zivilcourage gezeigt
haben und auf die Sie heute noch stolz sind? Ohne falsche Bescheidenheit: erzählen
Sie uns Ihre Geschichte: was war die Situation, wie haben Sie sich verhalten,
was haben Sie beabsichtigt und was haben Sie bewirkt?
2. Wann waren Sie einmal richtig stolz darauf, dass Sie in einem demokratischen
Land leben? Was schätzen Sie an der Demokratie in Österreich besonders?
3. Was macht aus Ihrer Sicht eine lebendige demokratische Gesellschaft aus?
Welche Faktoren gehören dazu? Woran erkennen Sie sie?
4. Was, denken Sie, ist die nächste große Herausforderung an uns
alle, wenn wir unsere demokratische Gesellschaft erhalten und weiter entwickeln
wollen?
imagINe Austria ist eine von Parteien unabhängige Plattform von Einzelpersonen,
denen daran liegt, einem "Alltagsfaschismus" eine lebendige "Alltagsdemokratie"
entgegen zu stellen.
www.imagine-austria.at
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www.gruene.at/gbw-kaernten
Grüne Bildungswerkstatt Kärnten
Domgasse 16
9020 Klagenfurt
T+F: ++43/+463/514214
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04 Cross Culture Night
von: lisbeth <lisbeth@klingt.org>
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Do 29.3, TÜWI !!!!!
Cross Culture Night
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Das Referat für
Entwicklungspolitik der ÖH BOKU macht
ein Fest! Mit Musik aus aller Welt. Von jamaikanischem
Ragga, kubanischem Salsa über mexikanischen hardcore,
afrikanischen Funk und "undergroundigen" Balkan-sound.
Alles was gut ist
halt!
salsa gibts live von "Son Caliente".
Cherk chicken, Gonzo und Harpo (marxbrothers) bedienen
die turn tables.
mit kulinarischen Spezialitäten und cocktails
zum Einstieg ein
Film: "time of the gipsies" von E.
Kusturica, 19°°
am: Do. 29.3.01
im TÜWI, 19, Peter Jordanstr. 76
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05 a fine night of cool (punk)-rock
von: Antifa Zellen Linz <azl@gmx.at>
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FR. 30.03.2001;21:00 Uhr
JUZ Ann and Pat
Hauptstrasse 74; 4040 Linz
HASS
Eine der dienstältesten Punk-Rock-Bands im deutschsprachigen Raum. Seit
ihrem neuen Album "Endstation" finden sie auch Platz für ruhigere
Melodien und rocken euch die Seele aus dem Leib.
Rasta Knast
Schneller melidiöser Schweden-Punk aus Deutschland (sowas gibts wirklich)
der euch in Tanzlaune versetzen wird.
After-Show-Party
ab 24:00 in der Druzba/KAPUzinerstr. 36; 4020 Linz
mit DJing, netten Getränken und jeder Menge Spass
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06 SCHÜLERINNENPARLAMENT IM WIENER RATHAUS
von: LSV Wien <LSV.Wien@reflex.at>
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AVISO: SCHÜLERINNENPARLAMENT IM WIENER RATHAUS
Utl.: SchülerInnen
wehren sich gegen Boykott von Schullandwochen und
Lehrausgängen
Die LandesschülerInnenvertretung Wien (LSV-Wien) lädt für
Freitag, 30. März
2001
ab 10:00 Uhr ins Wiener Rathaus (Gemeinderatsitzungssaal)
zum SCHÜLERINNENPARLAMENT
mit dem Wiener Landesschulsprecher Martin
Binder-Blumenthal ein.
Themen sind:
- Ankündigung
von Protestmaßnahmen und einem möglichen Schulstreik
- Ist Ministerin Gehrer die angekündigte Technologie-Milliarde abhanden
gekommen?
- Erziehungsmitteldebatte: Comeback der Prügelstrafe an unseren Schulen?
Bei Rückfrage
+43 1 715 8 715 - Büro 1
+43 1 523 12 43 - Büro 2
oder +43 699 11 333 027 (Martin Binder-Blumenthal, Wiener
Landesschuslprecher)
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top -
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MELDUNGEN UND KOMMENTARE
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07 Ein Hoch auf das Kopftuch. Von Augustine Leisch
geposted von: Ljubomir Bratic <ljubomir@magnet.at>
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Ein Hoch auf das Kopftuch. Von Augustine Leisch
Wir tragen es immer.
Ab sofort. Aus Seide, aus Baumwolle, aus schwarzer Spitze, aus weißem
Leinen, mit dem Konterfei Rosa Luxemburgs drauf oder mit Hanfblüten und
Weinreben bedruckt. In den Farben der Comune und der Sandinistinnen, manchmal
im Nacken oder unterm Kinn geknotet, aber viel lieber bis über die Nase
gezogen, daß nur unsre blitzenden Augen herausschauen, in Mundhöhe
ist ein Loch geschnitten : für die Pfeife nach dem Essen. Oder das Pfeiferl
Donnerstag abends. Das Kopftuch macht uns unvergleichlich schön, es umschmeichelt
den Blick, es umweht unsre Worte, es signalisiert souveräne weibliche Stärke
und selbstbewußte erotische Sinnlichkeit von Frauen, die zu verführen
verstehen mit ihrem Charme und Charisma, mit dem Klang ihrer Stimmen und der
Klugheit ihrer Argumente statt mit nacktem Bauchnabel und der Farbe des Lippenstiftes.
Es schützt uns vor dem gierigen Blick der vollautomatischen Erkennungssysteme,
die an die omnipräsenten Überwachungskameras angeschlossen jeden Schritt
durch die Stadt überwachen. Es verbirgt unsre Schönheit den vielen
gleichgültigen Blicken einer großstädtischen Öffentlichkeit,
die ansonsten im Laufe der Jahre häßliche Spuren ihres Desinteresses
auf dem nicht gewürdigten Antlitz hinterließen. Es bricht uns heraus
aus der Warenlogik, die uns zwang, unsre Körper - Waren unter Waren - nach
männlichen Normvorgaben zurechtzuformen und auf dem Markt der Begehrlichkeiten
auszustellen.
Es lebe das Kopftuch! Schließt euch uns an, Genossinnen, tragt Kopftücher,
bevor es uns verboten wird.
Denn schon beschließen Schuldirektoren und Elternvereine, Moralwächter
und Höchstgerichte überall Kopftuchverbote. Denn die Kopftuchphobie
ist allen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge das wichtigste und häufigste
Symptom rassistischer Verblödung.
1994 unter Erhard Busek gestartet, hat der Forschungsschwerpunkt Fremdenfeindlichkeit
des Wissenschaftsministeriums inzwischen drei Bände Ergebnisse ausgespuckt,
alle im Klagenfurter Drava-Verlag erschienen. Ein Band untersucht Rassismus
im Jargon der politischen Klassen Europas, ein Band vergleicht die juristischen
Aus- und Einschlußmechanismen für MigrantInnen in verschiedenen EU-Staaten
(und kommt zu für Österreich verheerenden Resultaten), der dritte
Band, "Trennlinien- Imagination des Fremden und Konstruktion des Eigenen"
versammelt verschiedene Studien, meist empirische Untersuchungen mit sozialpsychologischem
oder diskursanalytischem Ansatz.
Da werden alltäglicher, rassistischer Schimpfklatsch und die Phantasien
über Fremde, wie sie sich in Nationalratsreden offenbaren, unter die Lupe
genommen. Da werden die Identitätskonstruktionen Jugendlicher verschiedener
Herkunft daraufhin untersucht, wie sie sich aus unterschiedlichen -religiösen,
geschlechtsspezifischen, ethnischen - Selbstverortungen zusammensetzen.
Dilek Cinar und Hakan Gürses führen vor, wie Identitäten immer
konstruierte Identitätsmöglichkeiten sind, und wann und warum sie
trotzdem nicht in ihrer Willkürlichkeit und Gewähltheit gesehen, sondern
als essentieller Teil des Selbst wahrgenommen und verteidigt werden.
Klaus Ottomeyer analysiert psychische Mechanismen rechtsextremer und rassistischer
Überzeugungen. Der Rassist projiziere verdrängte eigene Wünsche
auf die Fremden, um sie dann dafür zu hassen, daß die sich erlauben,
was er sich verbietet. Rassismus und Rechtsextremismus böten in komplexen
und ambivalenten Verhältnissen klare, einfache Subjektpositionen. Fremdenfeindlichkeit
sei ein Anti-Überich-Reflex.
Ein Beispiel dafür sei die mediale Reaktion auf den Tod von Marcus Omofuma:
zur Abwehr der Stimmen des Gewissens, die in Anbetracht des erstickten Flüchtlings
grundsätzliche Zweifel an der europäischen Fremdenpolitik hätten
äußern müssen, habe die Kronenzeitung das Opfer als Täter
präsentiert, als Drogenhändler, der unsre Kinder umbringen wollte.
Leider folgt der populärpsychoanalytischen Kurzdiagnose keine detaillierte
Untersuchung, welche politischen und sozialen Kräfte, welche Medien in
welchem Maße die Ethnisierung politischer und vor allem ökonomischer
Ausbeutungsverhältnisse betreiben. Geschweige denn ein Therapievorschlag.
Zygmunt Baumann stellt fest, daß die Zerstörung sozialer und ökonomischer
Sicherheiten, durch den von keiner Systemkonkurrenz mehr gebremsten Kapitalismus
der Boden sei für das Anwachsen nationalistischer und rassistischer Reterritorialisierungen.
Während die wohlhabenderen Schichten sich exotistische Sympathie für
Fremde und Fremdes leisten könnten, drohe die "Balkanisierung"
und Tribalisierung vor allem den Vierteln der Stadt, "die der genußorientierte
Konsument niemals aufsucht, geschweige denn bewohnt, die von Leuten bewohnt
werden, "die sich nicht aussuchen können, wem sie begegnen und für
wie lange, die die Welt als Falle und nicht als Abenteuerpark erleben."
Die auch von allen quantitativen Untersuchungen untermauerte höhere Anfälligkeit
der Ärmeren und Ungebildeteren für rassistische Einstellungen hätte
allerdings ruhig etwas gründlicher hinterfragt werden dürfen. Das
könnte nämlich eine Täuschung sein: die gebildeteren Leute verstehen
es vielleicht nur besser, sich den Anschein von Kosmopolitismus zu geben. Ihr
wirkliches Verhalten mag dagegen viel rassistischere Auswirkungen haben. Ein
harmloses Beispiel: die linksintellektuelle Mutter, die in der Untersuchung
von Lieselotte Brodil und Andrea Reiter befragt wurde. Antirassitisch eingestellt,
schickt sie ihr Kind doch lieber auf eine elitäre Alternativschule und
nicht auf eine von Kindern aus vielen verschiedenen Herkunftsländern besuchte
öffentliche Schule: da sei das Leistungsniveau zu gering. Weniger harmlos:
all die FunktionärInnen und gesellschaftlichen EntscheidungsträgerInnen,
die niemals das Wort "Neger" in den Mund nähmen, aber im Vollzug
der EU-Fremdenpolitik, für die Profitmaximierung ihrer Firma oder beim
Erklettern der Karriereleiter die Segregation in einheimische Angestellte und
fremde SchwarzarbeiterInnen, in einheimische WählerInnen und fremde Unwählbare,
in einheimische HelferInnen und fremde Hilfsbedürftige, in einheimische
ForscherInnen und fremde Beforschte überhaupt erst betreiben. So wie z.B.
die Grenzbeamten, die Josef Berghold befragte: keine und keiner rassistisch.
Alle gebeutelt von Mitleid und Verständnis für die armen Flüchtlinge,
vor allem wenn Familien mit Kindern ankommen. Den MigrantInnen die Einreise
verweigern oder sie zurückschieben tun trotzdem alle. Rassistische Einstellungen
seien bei Grenzgendarmen erst Folge der psychischen Bearbeitung des unerträglichen
Widerspruchs zwischen Mitgefühl und Dienstpflicht.
Den Flüchtlingen allerdings ist es wahrscheinlich völlig wurscht ob
sie von einem aus ganzem Herzen Mitleidenden oder einem Fremdenfeind zurückgewiesen
werden. Die einzige relevante Frage: ob -und wenn ja wie - Beamte dazu zu bewegen
seien, das Gesetz nicht zu exekutieren, beide Augen zuzudrücken, aus Zivilcourage
und Menschlichkeit die Dienstpflichten zu verletzen, - oder zumindest eine Initiative
"ExekutivbeamtInnen für freies Fluten" zu begründen, wurde
nicht gestellt. Sie im Dienste einer Studie der Regierung zu stellen, hieße
wohl auch bloß: Forschung zum Zwecke der weiteren Abdichtung der Grenzen
zu betreiben.
Die spannendsten Ergebnisse zeitigen die jetzt im Drava- Verlag veröffentlichten
Untersuchungen, wo sie das Verhältnis von Geschlechtsrollenkonflikten und
Ethnisierungen untersuchen. Daß Genderkonstruktionen kulturell sehr verschiedenen
ausfallen, scheint ein zentraler Ausgangspunkt interkultureller Konflikte zu
sein, die dann oft über rassistische Zuschreibungen ausgetragen werden.
Ob Männer im Fußballclub über das Verhältnis zu ihren ausländischen
Teamkollegen befragt werden oder linksintellektuelle Frauen: das absolut Böse,
Andere, Unerträgliche sind verschleierte oder Kopftuch tragende Frauen.
Den einen sei das verhüllte Gesicht Symbol für alles was fremd, bedrohlich,
unbekannt an den Fremden ist. Die anderen fühlten sich unangenehm an eigene,
verdrängte Bedürfnisse erinnert. "Der intellektuelle Habitus
der die Subjektivität, Sinnlichkeit und Emotionalität der emanzipierten
Frauen unterbindet, ähnelt dem Kopftuch in seiner Funktion auf unangenehme
Weise." Außerdem rufe der Anblick der Kopftuch tragenden Frauen die
Erinnerung an eigene, verdrängte Wünsche nach Absicherung und Versorgtwerden
wach, spekulieren die Autorinnen. So nähmen emanzipierte Österreicherinnen
fremde Frauen, die für sie traditionellen Frauenbilder andrer Kulturen
verkörpern, nur als arme Opfer, nicht als gleichwertige Subjekte wahr.
Oft verbinde sich typisch weiblicher Altruismus und antirassistische Überzeugung
bei linken Frauen zu einem rigiden Moralkorsett, das die Wahrnehmung der eigenen
ambivalenten Subjektivität nicht mehr zulasse. Frau toleriere dann zum
Beispiel Sexismen von ausländischen Männern, um ja nicht rassistisch
zu reagieren. Statt politische Strategien zu verfolgen und sich mit andren,
gleichwertigen, gleichstarken Frauen zu verbünden, bemuttere frau in klassisch
weiblicher Selbstaufopferung arme, zu Opfern gemachte Hilfsbedürftige.
Bleibt die Frage, wie repräsentativ denn die Analyse von Interviews und
Gruppengesprächen ist. Es werden diskursive Selbstdarstellungsstrategien
analysiert, aber das sagt noch gar nichts über das reale Verhalten der
Labormenschen in freier Wildbahn, über die Selbstmißverständnisse
persönlicher und struktureller Art. Nicht untersucht wurde auch, woher
die Leute die rassistischen und nationalistischen Identitätsangebote beziehen.
Mediale Bilder, familiäre Prägungen, Gruppenphantasmen von Kollegien
und Gangs? Und alle Untersuchungen blieben bei einer sehr oberflächlichen
Behandlung offensichtlicher nationalistischer oder rassistischer Klischees.
Spannend wäre da z.B. gewesen eine Untersuchung über den Zusammenhang
von geographischen, historischen, politischen, religiösen Weltbildern und
Nationalismus.
Und es bleibt aus allen Untersuchungen herauszuhören: eine zahmer Glaube
daran, daß eine etwas freundlichere Sozialpolitik schon das strukturelle
Unglück im Kapitalismus so abzumildern vermöge, daß nicht allzuviele
Leute frustriert zu rassistischen Selbstaufwertungsstrategien greifen.
Aber ernsthafter und nachhaltiger Antirassimus ist nicht nur ein Effekt von
Toleranz und Altruismus, sondern setzt einen Begriff von der Kolonialgeschichte
und von Imperialistischer Ökonomie, von institutionellem und Staatrassismus
und ihren makroökonomischen Ursachen vorraus.
Die Leute, die sich solch einen radikalen Begriff von Rassismus erarbeitet und
in praktischen Kämpfen erprobt habe, kommen kaum zu Wort. Der Beitrag von
Andreas Görg und Hans Pühretmayer über antirassitische Initiativen
in Österreich beschreibt zwar die recht erbärmliche ökonomische
und politische Situation dieser Gruppen, -umso erbärmlicher je radikaler.
Aber es bleibt den AktivistInnen selbst überlassen, einmal die Erfolge
oder Mißerfolge verschiedener Strategien - Aufklärung und direkte
Intervention, Fluchthilfe und Schubhaftbetreuung, Straßenproteste und
Lobbying - zu evaluieren, die Reichweite und Wirksamkeit von Kampagnen wie "kein
mensch ist illegal" oder "Wiener Wahl Partie" und Institutionen
wie ZARA, Bunte Zeitung oder ECHO kritisch zu hinterfragen.
Auch staatliche Interventionsmöglichkeiten gegen Rassismus werden nicht
diskutiert. Da wäre von einem Antidiskriminierungsgesetz bis zur Koppelung
von Medienförderung und billigem Zeitungsversandtarif an eine halbwegs
zivilisierte Repräsentation (und Selbstrepräsentation!)von Minderheiten
einiges denkbar, was man ja zumindest mal fordern könnte.
Als internationalistische Kopftuchfrauenfraktion auf der nächsten Donnerstagsdemo.
Am äußeren Anblick wird nicht auszumachen sein, welche der Verschleierten
strenggläubige Muslimin, welche Madre de la Plaza de Mayo und welche zapatistische
Subcomandantin von Favoriten-Nord ist. Vive la difference!
"Trennlinien" Zalozba Drava/Drava Verlag, 358 Schilling
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08 Der "normale" Rassisten-Faschisten-Wochenend-Terror
von: Werner Matheis <werner.matheis@yline.com>
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Bei der Durchsicht etlicher Bundesländerzeitungen fallen immer wieder Berichte auf, versteckt in den Lokalnachrichten, die meist eindeutig faschistischen Banden zuzuordnen sind. Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Bei meiner Wortwahl orientiere ich mich absichtlich so nahe wie möglich an der betreffenden Zeitungsmeldung. Weiters erspare ich mir jeden Kommentar, die Meldungen sprechen für sich selbst.
Mit Naziparolen
durch die Stadt
(Tiroler Tageszeitung, 19.03.2001)
Mit Springerstiefeln und Bomberjacken bekleidet, machten Mitte Februar sechs
Jugendliche das Stadtzentrum von Kitzbühel unsicher. Mit dabei ein Kassettenrecorder,
auf dem sie eindeutig rassistische Lieder abspielten. Im Jugendzentrum wäre
es dann beinahe zum Eklat gekommen, weil die Nazi-Skinheads einen Jugoslawen
beschimpften. Das Einschreiten von Betreuern konnte eine tätliche Auseinandersetzung
gerade noch verhindern, die Gruppe zog schließlich mit Naziparolen duch
die Stadt.
Aufgrund eines vertraulichen Hinweises konnten die sechs Jugendlichen von der
Gendarmerie ausgeforscht werden. Bei den Naziskins soll es sich um Jugendliche
aus den Bezirken Kitzbühel und Kufstein handeln.
Betrunkener randaliert
in Grazer Ausländerheim
(Neue Zeit,19.03.2001)
Ein offensichtlich Betrunkener war am Abend des 16.03. im Heim am Eggenberger
Gürtel aufgetaucht und begann die anwesenden Bewohner zu beschimpfen und
um sich zu schlagen. Ein herbeieilender Heimaufseher wurde mir einem Faustschlag
ins Gesicht bedacht. Schließlich wurde die Polizei gerufen und die Beamten
konnten den Mann überwältigen und in Haft nehmen.Im Gegensatz zu seinem
lautstarken Auftritt im Ausländerheim zog es der 37-Jährige vor bei
der polizeilichen Einvernahme beharrlich zu schweigen.
Türken gegen
Skinhead
( Vorarlberger Nachrichten, 26.03.2001 )
Die Zwischenfälle zwischen Nazi-Skinheads und Türken reißen
nicht ab. In Bregenz wurde jetzt ein Glatzkopf das Opfer von vier türkischen
Jugendlichen.
"Offensichtlich fühlten sich die türkischen Jugendlichen duch
den Skin provoziert", kommentiert ein Gendarm die tätliche Auseinandersetzung
am Samstagabend in einer Bar in Bregenz. Der Konflikt zwischen einem Türken
und dem Skin eskalierte schließlich in eine Massenschlägerei im Stiegenhaus
der Bar, weil mehrere Gäste dem hilflosen Skin zu Hilfe kamen. Insgesamt
wurden drei Personen verletzt.
VP-Anfrage zu Integration
( Neue Vorarlberger Tageszeitung, 24.03.2001 )
Die ÖVP-Landtagsabgeordneten Nußbaumer, Lingg, Sulzer und Schröckenfuchs
werten die jüngsten Auseinandersetzungen, an denen türkische Jugendliche
beteiligt waren, als Indiz dafür,daß die Integration von Gastarbeitern
in Vorarlberg noch nicht weit genug fortgeschritten ist. Nun wollen sie von
Landesrat Erich Schwärzler in einer Anfrage unter anderem wissen, wieviele
Menschen in den vergangenen fünf Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft
angenommen haben und welche Maßnahmen zur Integration der ausländischen
Wohnbevölkerung gesetzt wurden.
Vandalenakt in
Wolfurt
( Salzburger Nachrichten, 26.03.2001 )
Parolen wie "Blut und Ehre", ein Hakenkreuz und Obszönitäten
sprühten in der Nacht zum Samstag bisher unbekannte Täter auf eine
Wand des Veranstaltungszentrums "Cubus" in Wolfurt bei Bregenz.
Rechte Gewalt in
Ried im Innkreis
( Salzburger Nachrichten, 26.03.2001 )
Eine Spur der Verwüstung zogen in der Nacht auf Sonntag zwei beschäftigungslose
17-jährige Burschen durch Ried/Innkreis. Sie griffen mehrere Personen an
und verletzten sie. Ein Autolenker wurde als "Judenschwein" beschimpft
und ins Gesicht geschlagen. Nach einer Schlägerei mit einem Türken
zerlegten sie eine Plakatwand, zertrümmerten Auslagen und Fensterscheiben
und beschädigten geparkte Autos. Bei ihrer Festnahme gingen sie auf die
Gendarmen mit Holzlatten los und schrien Nazi-Parolen.
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09 Zur Wiener Gemeinderatswahl
von: Volksstimme <volksstimme@magnet.at>
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Volksstimme 13/2001
Hump und Dump und tschüss...
Die Mutter aller
Wahlschlachten gebar ein Überraschungsbaby. Waltraud
Stiefsohn (KPÖ-Wien). KurtO Wendt (Linke Liste Alsergrund) und Walter
Baier (KPÖ-Vorsitzender) versuchen eine Analyse aus linker Sicht.
Stärke und Schwäche zugleich
"Ein netter
Tag. Ein sehr netter Tag sogar", mailte mir noch in der
Wahlnacht ein Freund. "Wirklich toll ist, dass die ausländerfeindliche,
unsoziale, antisemitische und rassistische Wiener FPÖ plus ihrem Chef,
Haider, auf die Nase gefallen ist". So ist es.
Und dass es so ist, ist in erster Linie dem vielfältigen und anhaltenden
Widerstand gegen die schwarzblaue Regierung respektive der von ihr
verkörperten Politik und Kultur zu verdanken. Widerstand wirkt. Aber
Vorsicht: Der Schoß ist fruchtbar noch ...
"Ich mag die Politik der SozialdemokratInnen in Wien nicht", steht
auch im
Mail des Freundes, "ich freue mich aber, dass sie der FPÖ die
ArbeiterInnenstimmen scheinbar wieder abgenommen hat." Ich auch.
Offensichtlich waren Enttäuschung und Wut vieler WählerInnen über
den
schwarzblauen Sozialabbau groß genug, um der SPÖ sogar zur absoluten
Mehrheit zu verhelfen. Einer SPÖ, die vor etwas mehr als einem Jahr mit
der ÖVP noch ein Koalitionsabkommen der üblen Sorte unterzeichnet
hat; die
in Wien die Privatisierung der landesweit größten Bank plus
angeschlossenem Industriekonzern verantwortet; die beim
ImmigrantInnen-Wahlrecht noch immer auf der Bremse steht, usw. ... Von
einer Selbstkritik oder einer Korrektur dieses Kurses hat man bis dato
nichts bemerkt.
SPÖ und Grüne haben zu großen Teilen Früchte geerntet,
die sie selbst
nicht gesät haben. Das bescheidene Ausmaß, in dem die KommunistInnen
zulegten, hat manche enttäuscht. Es ist aber angesichts der
Polarisierung, die der Wahlkampf in den beiden letzten Wochen erfahren
hat, auch keine Selbstverständlichkeit. Immerhin also.
Anzunehmen ist, dass die SozialdemokratInnen und die Grünen aus dem
Wahlerfolg eine Bestätigung ihrer neoliberal angepassten bzw. orientierten
Politik ableiten werden. Mangels einer genügend starken politischen
Herausforderung von Links auch ohne größeres Risiko. Damit bleibt
der
Widerstand ausschließlich auf den außerparlamentarischen Raum verwiesen.
Das aber ist Stärke und Schwäche zugleich.
Walter Baier
LILA - mehr als ein Versuch
Wien 9, der Alsergrund,
ist mit seinen 40.000 (davon 29.000
wahlberechtigten) EinwohnerInnen - nach österreichischen Maßstäben
- eine
mittelgroße Stadt. Schlagzeilen machte der FP-Spitzenkandidat, indem er
als Ziel seiner Partei ausrief, den "Alsergrund ausländerfrei zu machen".
Auch hier erhielt die FP eine Abfuhr. Ein anderer Aspekt ist: Im Dezember
letzten Jahres hatten sich sechs Leute zusammengefunden, im Neunten ein
linkes Bündnis zu zimmern. Schließlich kandidierten 42 Leute und
fuhren
1,54 Prozent Stimmen ein. Zunächst waren wir enttäuscht, erhofften
wir uns
doch trotz der kurzen Zeit, die wir für die Entwicklung der "Linken
Liste
Alsergrund" hatten, ein Mandat.
Aber vor allem ist das Projekt zukunftsfähig: ein lockerer
antirassistischer, antisexistischer, sozial orientierter Konsens der
Beteiligten, wenig Sitzungen, eigentlich keine Struktur und völlige
Handlungsfreiheit für die Einzelnen. In der Außenwirkung konnte vor
allem
eine lebenskulturelle Aufbruchsstimmung vermittelt werden: Politik ist
nichts Besonderes für besondere Menschen, jedeR kann sich die Frechheit
herausnehmen, selbst aktiv zu werden. LILA wurde in drei Monaten zum
Label; in Lokalen, in Trafiken, bei Straßenbahnstationen und Postämtern.
Eigentlich wurde wenig wahlgekämpft, und doch wurde das beste Ergebnis
einer linken Gruppe bei Wiener Gemeinde_ und Bezirksratswahlen in den
letzten zehn Jahren erreicht, und das bei einem verschwindend
kleinenWahlkampfbudget.
LILA wird sich weiterentwickeln, wird neue Organisationsformen
ausprobieren, die auf die Politik_ und Lebensbedürfnisse
radikaloppositioneller Menschen zugeschnitten sind. Dabei werden
internationale Erfahrungen (wie zum Beispiel der Erfolg der Gruppe
"Motivés" - 17 Prozent in Toulouse) studiert. Der Alsergrund
könnte zum
politischen "Labor" für Linke Opposition in der Stadt werden.
Die 1,54
Prozent bei der Bezirksratswahl waren kein Abschluss eines kurzfristigen
Wahlprojekts, sondern der zufriedenstellende Beginn eines neuen linken
Bündnisverständnisses.
KurtO Wendt
Jetzt keine faulen Ausreden mehr
Ein Stimmenzuwachs
von 364 für den Gemeinderat und von 1.375 auf
Bezirksratsebene - das Wahlresultat der KPÖ-Linke Liste. Wir haben uns
angesichts der sehr guten Resonanz im Wahlkampf ein besseres Ergebnis
erwartet, auch wenn ein Plus beim Stimmenergebnis natürlich immer auch
positiv zu bewerten ist. Der SPÖ ist es gelungen, sich in der
Wahlauseinandersetzung aus ihrer Verantwortung für den neoliberalen Umbau
dieser Stadt zu stehlen. Die KPÖ hat sich gesellschaftspolitisch
positioniert: gegen die Ausverkaufs- und Privatisierungspolitik, die
Ausgliederung von kommunalen Dienstleistungen, gegen den Demokratie- und
Sozialabbau, für die politisch und soziale Gleichstellung aller hier
lebenden Menschen und für Frauenrechte.
"Diesmal geht es um etwas", haben sicher viele gedacht, die befürchtet
haben, eine Stimme für die KPÖ sei eine "verlorene". Fragt
sich nur, wie
"verloren" nun die Stimmen sind, die die SPÖ zur absoluten Mandatsmehrheit
und die Grünen zu 12 Prozent gebracht haben, wenn man für Wien ernsten
Veränderungsbedarf sieht.
Zumindest aber gibt es jetzt keine Ausrede mehr für die
Nicht-Verwirklichung einiger Sofortmaßnahmen, die wir - gemeinsam mit
anderen - von Bürgermeister Häupl und der SPÖ verlangen: sofortiger
Stopp
von Privatisierungen und Ausgliederungen, Kommunales Wahlrecht für
MigrantInnen, keine Kürzungen im Pflichtschulbereich, gezielte
Förderungsmaßnahmen für Frauenprojekte, der 1. Mai bleibt für
Beschäftigte
der Wiener Linien bis Mittag wieder frei, keine Zustimmung zu
Fahrpreiserhöhungen bei den Wiener Linien, Freifahrt für Obdachlose
und
SozialhilfeempfängerInnen bei den Öffis. Und das Volksstimmefest -
das
schönste Fest der Stadt und einziges Open-air-Fest, das bisher keine
Subvention bekam - darf sich heuer wohl auf eine Förderung freuen. (Am
Koalitionspartner kann es nun nicht mehr liegen.)
Wir versprechen im Gegenzug, die "Visionen 2010", welche die SPÖ-Wien
auf
ihrem Landesparteitag beschlossen hat, genau zu studieren und deren
Umsetzung einzufordern. Kurzum: Der Widerstand geht weiter und
außerparlamentarische Opposition zur Rathauspolitik ist mehr denn je
gefragt.
Waltraud Stiefsohn
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10 Die Eröffnungsrede zum GROSSEN GROLLEN des UNIKUM
geposted von: Ljubomir Bratic <ljubomir@magnet.at>
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Liebe Leute!
Anbei der Text zur Eröffnungsrede zum GROSSEN GROLLEN des UNIKUM am 25.
3. in Weizelsdorf - zum Weiterleiten oder zur auszugsweisen
Veröffentlichung. (Zur Erklärung: Es handelte sich beim GROSSEN GROLLEN
um eine Musikperformance, bei dem ein vom Sturm abgedecktes Blechdach
als Klangkörper fungierte.)
Lb. Gruß, Gerhard Pilgram
Sehr geehrte Damen
und Herren, liebe Menschen und Freunde der holden Kunst!
Wir befinden uns hier auf unsicherem Boden. Kärnten ist ein
Erdbebenland. Eine tektonische Störungslinie, periadriatische Naht
genannt, zieht sich durch das Rosental. Wir stehen am Rande einer
unsichtbaren Bruchlinie, eines Risses der Erdkruste, der sich von Zeit
zu Zeit durch ein Erdbeben bemerkbar macht.
Manchmal schwankt der Boden kaum merklich - und zwar mehrmals im Jahr -
manchmal bebt es gewaltig. Dann kann es vorkommen, daß ein Berg gleich
17 Dörfer unter sich begräbt, wie etwa der Dobratsch im Jahr 1348.
Oder
es bersten, wer weiß, die Dämme und brechen die Brücken. Tonbänder
mit
den entsprechenden Katastrophenwarnungen und Evakuierungsaufforderungen
liegen beim ORF bereit.
Schuld an dieser permanenten Bedrohung ist Afrika. Sie wissen schon: der
dunkle, unbekannte Kontinent dort unten im Süden. Die afrikanische
Platte stemmt sich mit aller Kraft gegen die europäische. Die wehrt sich
vergeblich. Es kommt zu Verwerfungen, die Alpen falten sich auf und
verstellen uns den Blick aufs Mittelmeer. Geologisch betrachtet beginnt
Afrika in Südkärnten. Das erklärt vielleicht auch die freundschaftlichen
Bande unseres Landeshauptmannes zu Oberst Ghadaffi.
Größere Erdbeben kündigen sich, so heißt es, manchmal
durch ein lautes
Grollen an, mit einem Grollen, das aus der Tiefe der Erde kommt. Unser
GROSSES GROLLEN soll kein Erdbeben auslösen, im Gegenteil, es versteht
sich als Frühwarnung. Etwa in folgendem Sinne:
Kärntnerinnen und Kärntner, Landsleute, wiegt Euch nicht in Sicherheit!
Dem Heimatboden unter Euren Füßen ist nicht zu trauen. Bedenkt, daß
Eure
heile Welt jederzeit einstürzen kann! Seid aufmerksam, achtet auf den
Geschmack der Kartoffeln, geht barfuß, beobachtet die Tiere! Befestigt
die Brücken und verstärkt die Dämme! Verlaßt Eure Häuser,
baut Euch
leichte, offene Unterkünfte mit vielen Türen, am besten aus Papier!
Oder, noch sicherer, campiert auf offenem Feld und unter freiem Himmel!
(Unter diesen Voraussetzungen könnten wir einem größeren Beben
- etwa
der Stärke 8 auf der Richterskala - mit freudiger Erwartung
entgegensehen. Die Misere der Kärntner Baukultur wäre vielleicht mit
einem Schlag behoben.)
Das GROSSE GROLLEN versteht sich aber auch als Begleitmusik zu einem
Beben ganz anderer Art. Es ist das Beben der Kulturschaffenden dieses
Landes. Manche von ihnen beben vor Wut, viele beben vor Angst.
Es ist die Angst vor einem, den seinerseits die Angst beherrscht. Vor
einem, der sich offenbar fürchtet vor kritischen Geistern, vor
unbequemen Künstlern und schwieriger Kunst, vor anderen Kulturen, vor
Einwanderern, neuerdings auch vor den Juden, jedenfalls vor allem, das
ihm fremd ist und das er nicht versteht und nicht begreifen kann. Die
Rede ist, sie ahnen es, vom Kulturreferenten dieses Landes, von Jörg
Haider. Von einem Kulturreferenten, dem die Kunst und die Kultur ein
Rätsel sind, und der sich deshalb einen eigenen, rechtsextremen
Kulturberater, Andreas Mölzer, halten muß. Einen Kulturberater, dessen
düsteres Weltbild nicht minder angstbesetzt ist. In diesem wimmelt es
nur so von Widersachern: von Linkslinken, Fäkalkünstlern, Umvolkern,
Vaterlandsverrätern, Intellektuellen, Gutmenschen - lauter gefährlichen
Feinden, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt.
Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber, sie verengt den Blick und
verleitet zu irrationalen Handlungen. Angst macht dumm. Entsprechend
stellt sich die derzeitige Kulturpolitik dar: als eine Aneinanderreihung
unvernünftiger und konfuser Maßnahmen.
"Kein Stein wird auf dem anderen bleiben", hat Herr Haider einmal
gedroht, und damit ist sein kulturpolitisches Programm auch schon
beschrieben. Die Angst der Kulturschaffenden ist berechtigt. Sie sehen
sich einem Politiker gegenüber, der meint, die Kunst sei dafür da,
den
Mächtigen zu huldigen oder die Massen mit sogenannten "Events"
bei Laune
zu halten.
Wer sich dem nicht beugt und sich nicht vereinnahmen läßt, wird
angeprangert und unter Druck gesetzt oder mit dem Entzug von
Förderungsmitteln bestraft. Eine mißliebige Kultureinrichtung nach
der
anderen gerät ihm ins Visier. Regelmäßigen Einblick in die Abschußliste
gewährt uns Andreas Mölzer alias Noricus in der Kärntner Krone.
Die Liste derer, die von dieser Politik der Einschüchterung und des
Kahlschlags betroffen sind, wird immer länger:
- die Kärntner Kulturpfade
- Die IG KIKK
- das Musiktheater Arbos
- das Theater im Landhauskeller
- der Ingeborg Bachmann Preis
- die Landesgalerie
- das Theater Waltzwerk
- das UNIKUM
- der Kunstverein Kärnten
- das No Borders Festival
- das Kärntner Kulturgremium
- die Studiobühne Villach
- die Kulturabteilung des Landes
- das Kärntner Autorentheater
- der Verein Innenhofkultur
Manche vermuten hinter all dem eine ausgeklügelte Strategie. Vielleicht
sind es doch nur die Eitelkeit und der pure Unverstand, die
dahinterstecken. Denn nur ein schlichtes Gemüt kann glauben, daß
sich
die Kunst auf Dauer gängeln läßt. Nur ein schlichtes Gemüt
wird glauben,
daß sich die Verwüstung der kulturellen Landschaft nicht irgendwann
politisch rächt. Und nur ein schlichtes Gemüt verjubelt 60 Millionen
für
eine schwimmende Plattform für abgetakelte Schlager- und
Musicalproduktionen.
Jorg Haider ist so etwas wie der kulturpolitische Dobratschsturz
Kärntens. Aber es handelt sich dabei um keine Naturkatastrophe, der wir
hilfslos ausgeliefert sind. Es ist ein geistiger Erdrutsch. Der Schutt
kann weggeräumt werden. Er muß weggeräumt werden. Nehmen wir
ihn auf die
Schaufel!
Ich schließe mit einem Appell:
Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende des Landes! Laßt
Euch nicht
verunsichern! Vertraut der Kraft Eurer Arbeit! Kommt aus Euren Kellern,
geht aus der Deckung! Seid wachsam, achtet auf den Geschmack der
Kartoffeln, geht barfuß, beobachtet die Tiere!
Nehmt Euch ein Beispiel am afrikanischen Kontinent! Stemmt Euch gegen
das Bärental! Erhebt Euch wie die Alpen! Stellt Euch denen entgegen, die
alles plattwalzen wollen!
Oder nehmt Euch ein Beispiel am Wind, dem wir diese schöne Skulptur hier
zu verdanken haben! Für die Ihr nur Luft seid, blast ihnen ins Gebälk!
Deckt auf, deckt ab!
Und nehmt Euch ein Beispiel an diesem Blech! Faltet Euch auf! Zeigt die
Zähne, seid laut, seid sperrig und laßt Euch nicht entsorgen!
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Hörerlebnis.
(G. P.)
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SOLIDARITÄT WELTWEIT
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11 Benefit Concert for Humanity and Tolerance in Weimar
von: The VOICE <the_voice_jena@gmx.de>
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Benefit Concert for Humanity and Tolerance in Weimar -BenefizKonzert für
Menschlichkeit und Toleranz!
The idea to have
this benefit concert is to support the "Stop Deportation
Campaign" of Chukwudi Akubuo Ansonwu, as the campaign has run out of funds,
and many debts left unpaid. The money that will be raised in this concert,
will also be used to support "The Nigerian Tribunal", that has been
planned
for April 26.-28., in Bremen. This tribunal will bring to the open the true
political situation in Nigeria as against the wrong picture painted by the
western government sponsored media that all was okay in Nigeria, when actual
the contrary is the case.
It is on this basis that we seek the moral and financial support of
everyone. We have also lined up for this evening, a lot of activities to
make your evening an enjoyable one.
BenfitKonzert fur Menschlichkeit und Toleranz!
Die Grundidee des BenefizKonzertes ist die Unterstützung der "Stop
Deportation Campaign" (Stop Abschiebungen Kampagne) für Chukwudi Akubio
Ansonwu, weil die Kampagne auch weiterhin finanzielle Unterstützung braucht
und bereits Rechnungen unbezahlt blieben. Das durch das Konzert
einzunehmende Geld wird auch für die Unterstützung des "Nigerianischen
Tribunals" vom 26.-28.Aprils in Bremen verwendet werden. Dieses "Tribunal"
wird einen Beitrag dazu leisten, die wahre politische Situation in Nigeria
aufzuzeigen. Die realistische Situation enspricht nicht den durch die
westlichen Regierungen verbreiteten und die Medien unterstützten Bild des
"Alles-OK-Nigeria".
Es ist eines der
Fundamente des Abends, Ihren moralischen und finanziellen
Unterstützungen jedes Einzelnen zu erhalten. Es erwartet Sie im Gegenzug
ein
sehr facettenreiches Programm um Ihnen einen vergnüglichen, unvergesslichen
Abend zu bereiten.
Concert Information:
Date:Saturday 31. March 2001
Place: Mon Ami, Weimar
Time:19:00-5:00
Performing Artists
(Auftretende Künstler):
*The African Zimba Percussion, Bongo Blues and Theophilus
*Dr. Percussion aus Erfurt
*Poem Reading
*Rappers for Humanrights and
*DJ Music and
*Many more fun and surprising side attractions
Supporting Groups
(Unterstützergruppen):
Leseladen,Weimar; Die KArawane, Halle; The VOICE,Jena; Flüchtlingsrat
Thüringen e.V.; Menschenrechtsverein, Bremen
Spende Konto/Bank
Account. Postbank Hamburg, Kont.Nr.9929207 Blz.20010020
Internationaler Meschenrechtsverein Bremen.
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LINKS, VERWEISE, HINWEISE
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12 Übermalte Wahlplakate
von: Gregor Mitis <g.mitis@aon.at>
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Hallo!
Werft im Internet doch mal einen Blick auf
happypolitics.stahlglatt.net!
Dort finden sich unter Bilder zig übermalte Wahlplakate zur Wien-Wahl letzten
Sonntag.
Widerstand an alle! El Ché Guevara en Viena.
Redaktionsschluss:
29. März 2001, 01:00 Uhr - jak
Fehler mge frau/man mir nachsehen!