widerst@ndMUND vom Montag, 15.09.2000
Redaktion hat auf Demo Bericht gewartet welcher meistens von Tatblatt und/oder anderen Demoteilnehmern gemacht wird...aber kein Bericht kam. Nur soviel: Demo war friedlich,wieder mehr DemonstrantInnen und weniger PolizistInnen. Nachdem die Polizei ausgetrickst werden konnte, ging der Rest der Demo (2-300 Personen) (fast) ungehindert durch die gutbesuchte Innenstadt marschieren.
02 Public Netbase : Umgeleiteter Internet-Preis
akin-Pressedienst. PRESSEMITTEILUNG von Public Netbase t0 - Institut fuer Neue Kulturtechnologien [...]
Fuer eine grosze Ueberraschung sorgten am Montag im Rahmen des Prix Ars Electronica 2000 die amerikanischen Preistraeger des Institute for Applied Autonomy. Die Kuenstlergruppe war fuer ihre Arbeit "GraffitiWriter" ausgezeichnet worden. Es handelt sich dabei um einen Roboter, der ueber das Internet ferngesteuert werden kann, um beliebige Texte auf horizontalen Flaechen aufzutragen. Bei der Praesentation im Zuge der Live-Uebertragung wurde ganz ploetzlich die Internet-Adresse der im Wiener Museumsquartier ansaessigen Initiative Public Netbase t0 sichtbar (http://www.t0.or.at/). Die Kuenstlergruppe erklaerte daraufhin vor versammelter Prominenz, dass man beabsichtige, den Preis als Anerkennung fuer die regierungskritische Arbeit an die international renommierte Netzkunstinstitution weiter zu reichen, sorgte fuer Irritation bei den Praesentatoren Josef Broukal und Ingrid Thurner sowie im Publikum. Public Netbase t0 nimmt diese Anerkennung (Dotation des Preises: 50.000,-) mit groszer Freude entgegen und betrachtet sie als besonderen Ausdruck der Wertschaetzung in einer Situation, in der die Bundesregierung von OeVP und FPOe mit Subventionskuerzungen und der Beauftragung von Wirtschaftspruefungen die kritische Kunst- und Kulturszene einzuschuechtern versucht. "Man wird den Preis nicht selbst fuer sich beanspruchen", so erklaert Institutsleiter Konrad Becker, "sondern noch im Herbst als Praemie wiederum jenen Webprojekten zur Verfuegung stellen, die zuvor von einer eigens zu diesem Zwecke eingesetzten Jury fuer die couragierte Veroeffentlichung von kritischen, kuenstlerischen und kulturellen Inhalten ausgewaehlt werden". << Quelle und Kontakt: Public Netbase t0 Media~Space! Institut fuer Neue Kulturtechnologien, Museumsplatz 1, Museumsquartier, A-1070 Wien; Tel. +43 (1) 522 18 34 - 20; Fax. +43 (1) 522 50 58; Mobil. +43 (676) 309 49 86; http://www.t0.or.at/ http://akin.mediaweb.at
Hallo Leute, hier ein Einblick in die Situation in Prag, updates und eine Bitte um Hilfe, wir brauchen hier noch jede Menge Sachen. Die Situation hier ist ziemlich schwer, aber sie wird von Stunde zu Stunde besser. Es gibt sehr wenig Ressourcen, Materialien und Infrastruktur. Es kommen gerade immer mehr 'internationale' Leute um zu helfen, das ist gut, mehr sind willkommen. Wir sind etwa 40 Internationale Freiwillige jetzt + ca 30 lokale Leute. Leute kommen hier an und schleppen computers an, Geldspenden von ihren Organisationen. Im Moment kommt man gut über die Grenze. WICHTIGE INFO: die Polizei hat angekündigt dass ab dem 12. September die strengeren Kontrollen anfangen werden. Gestern bei einem Treffen wurde gesagt dass wenn Leute noch Material (Transpis, Aktionsmaterial, computers etc etc) nach Prag bringen wollen, dann ist es besser das jetzt, noch vor dem 12. zu tun !!!! Es lohnt sich sogar Sachen zu bringen, hier zu lagern, wieder zurück fahren und erst später kommen. Die Chancen über die Grenze zu kommen sind einfach besser. Angeblich wird die Polizei die Demonstranten unter anderem daran identifzieren an was sie mit sich schleppen. * die Kriminalisierung und Desinformation durch die Medien ist sehr heftig. Beispiel: Vor ein paar Tagen hat INPEG ein medics training (Sani / erste Hilfe training) in einem besetzten Haus organisiert. Es wurde durch email Listen angekündigt. Die Presse hat das mitgekriegt und am nächsten Tag hieß es in der Zeitung, es wäre ein AktivistInnen training gewesen bei dem Molotov Cocktails bebaut wurden etc. Resultat, das besetzte Haus wurde am folgenden Tag von der Polizei gestürmt. 6 tschechische INPEG AktivistInnen sind für den 21. zur Polizei gerufen worden. Die Presse ruft auch dauernd an und will unbedingt trainings und Aktivitäten filmen. Die Leute von INPEG wissen jedoch nicht mehr wie sie das Medieninteresse zu ihren Gunsten nutzen können, da alles so falsch rübergebracht wird. Es gibt keine klare Medienstrategie und einige stehen sehr ratlos hier. Rat- und Vorschläge sind willkommen: Prague2000_cz@hotmail.com, * Raüme zu besorgen ist sehr schwerda niemand mit INPEG verbundenen Leute ein Vertrag unterschreiben möchte. Immerhin wurde ein paar Räume gestern gesichert. * 100% gesichert ist jetzt ein Camp an einer Farm etwas außerhalb von Prag. Es wird als 'action camp' bezeichnet. Es gibt eine Scheune und eine Wiese. Wasser und Strom gibt es auch. Das mobile Küchenkollektiv aus den Niederlande, Rampenplan werden an diesem Camp eine Kücheninfrastruktur anbieten. Kochen müssen wir selbst. Das Camp soll als Raum dienen um sich an den Vorbereitungen zu beteiligen: Transpis malen, medics und Aktionstrainings anbieten, inhaltliche Auseinandersetzung und Austausch, Musik einüben, Kostüme machen, Bezugsgruppen bilden etc etc. Es soll auch ein Raum sein wo Leute aus Prag eingeladen sind AktivistInnen zu begegnen . Am Fr.8.9 + Sa 9.9 findet ein 'clean up' Wochenende stattfinden. Es geht darum das Grass zu mähen, die Infrastruktur bereit zustellen und die persönlichen Kontakte zwischen/unter den angekommenen Menschen + Tschechen/Leute vor Ort zu stärken. Das action camp selbst soll ab dem 14. funktionsfähig sein und bis zum 18. September erstmal laufen. An diesem Camp wird bislang folgende AGs angeboten/stattfinden (Genaues Programm wird gerade erstellt, Leute die workshops anbieten wollen sollen sich sofort melden, es werden Leute mit Erfahrung gebraucht). - Kletterworkshops - Medical trainings - Kunst AG, um Puppen+Kostüme etc vorzubereiten - Stelzenbauen - Umgang_mit_Medien training - Bezugsgruppen training - physical theatre - Rollenspiele - samba bands - World Carfree Day vorbereitung (21.9) - Kommunikationstruktur für die Aktionstage - secutity Gruppe Wenn ihr euch an diese AGs beteiligen wollt oder eure Erfahrung einbringen wollt, bitte sofort melden. Es wäre super wenn viele Leute an diesen Vorbereitungen teilnehmen könnten. Es gibt PLatz für mindesten 250 Leute. Gut wäre auch wenn ihr euch finanziell ein bißchen beteiligen könnt. WIR BRAUCHEN: Fast alles ! Die wichtigen Sacgen die ich hier mitgekriegt habe: - Geld !!! So langsam kommt Geld rein. Die Leute die hier ankommen bringen immer wieder mal kleine Spenden aus ihren Organisationen, das ist super, aber es wird noch viel mehr Geld benötigt um Räume zu mieten, Telefonrechnungen zu zahlen....Spenden sind willkommen. Zur Erinnerung die Bankdaten sind: IPB , Cs.Armady 35, 160 00 Prague 6, Czech Republic, Europe account number: 163 775 396/5100 swift code: INBACZPP Account holder: ASSOCIATION 2000 (den Name INPEG nicht gebrauchen !!!) wenn ihr kleinere Beträge Spenden möchtet und die Bankkosten vermeiden wollt, dann schreibt an zemepredevsim@ecn.cz (Hubert) und er wird euch eine Postadresse mitteilen. - Sanis ! Sehr sehr wichtig ! Besonders Sanis die bereit sind erste Hilfe trainings anzubieten, damit in jeder Bezugsgruppe 1 Person mindestens erste Hilfefähighkeiten hat. Wendet euch an: zapatavive@gmx.de und jennifer -- habe ihre email nicht. - Leute mit Erfahrung die sich an der Aktionsplanung beteiligen können. Kommunikationsstrukturen aufbauen. Gute Strategien vorschlagen etc ** EA !! Auch sehr wichtig. Die EA Struktur steht noch nicht richtig. Es wurde Kontakt zu tschechischen Anwälten schon hergestellt, sogar welche die Englisch können, aber es gibt hier in CZ keine Leute die EA erfahrung haben. Deshalb werden noch EA erfahrene Leute dringend gebraucht, auch wenn sie nichts über CZ Gesetzgebung wissen, es geht um die Erfahrung auch was geachtet werden muss usw. Viele reden hier von Jail Solidarity. Das ist eine Aktionsform die darin besteht ziviler Ungehorsam weiterhin im Gefängnis zu machen, aber das wird nur gemacht werden wenn eine gute EA Gruppen zustande kommt. ** Grenzübergänge: EA Unterstützungsarbeit von Deutschland aus wäre SUPER für die Grenzübergänge !! Bitte an die Grenz-Liste wenden, oder Kim (00420-604- 456176) Für die Grenzübergänge soll es eine SMS KOmmunikationsstruktur geben (ähnlich wie in Hannover - anti EXPO Proteste). Das Zentrum um emails zu verschicken wird nicht in CZ sein. Alle updates was Grenzübergänge angeht werde so schnell wie möglich auf http://inpeg.ecn.cz gesetzt werden. Checkt die Seite also regelmäßig. (Übrigens die inpeg webseite wurde ganz neu gestaltet und enhält alle nötige Infos). wie gesagt Material wenn möglich vorm 12.9 bringen. Die Polizei wird Stress machen: Kuckt das eure Fahrzeuge TÜV tüchtig sind. Vergisst nicht etwas was wie eine Gesundheits-reiseversicherung aussieht dabei zu haben. - infoshop und Konvergenzzentrum Es wird ein Infoshop geben, der sehr zentral liegt. Hier werden allmögliche Infos zu Verfügung stellen. Logistische, politische, aber es geht hauptsächlich drum Infos an die Bevölkerung zugänglich zu machen. Das Konvergenzzentrum ist das zentrum wo alle Vorbereitungen stattfinden werden, Plenas, Bezugsgruppen, Materialien etc etc. Der Raum ist leider noch nicht 100% gesichert, aber es sieht gut aus. Die Konvergenzzentrum liegt etwas außerhalb (15 Minuten mit der Straßenbahn, 45 min zu Fuß). Wegbeschreibung kommt sobald es sicher steht. Sollte ab 20. funktionsfähig sein. Kuckt also dass ihr so selbständig wie möglich agieren könnt bevor ihr nach prag kommt. Organisiert euch in Bezugsgruppen. Versucht erste Hilfe trainings und Aktionstrainings im voraus zu haben etc. ok mehr fällt mir gerade nicht ein, aber alles entwickelt sich gerade sehr schnell. bitte leitet diese Informationen weiter, wenn ihr helfen könnt, wendet euch nich an mich, sonder an den Adressen die ich angegeben habe. Am besten ist noch immer Prague2000_cz@hotmail.com Diese wird täglich gecheckt. Mehr Infos bald. Grüße Luciano Prag INPEG From: contraste@link-n.cl.sub.de http://www.ainfos.ca/ainfos00370.html desaparecido@gmx.de http://www.ainfos.ca/
MANY PEOPLE COMING TO CZECH REPUBLIC DURING THESE DAYS ARE HAVING PROBLEMS AND AREN'T ALLOWED TO ENTER. WHEN CROSSING THE BORDER, PLEASE DON'T CARRY ANY FLAGS, BANNERS ETC. IF YOU HAVE ANY PROBLEMS ON THE BORDER, PLEASE CALL +420 604 556309 OR +420 604 456 176. WE WILL DO AS MUCH AS POSSIBLE TO HELP YOU. News von www.inpeg.ecn.cz
Date: Thu, 14 Sep 2000 19:00:04 +0200
Hi all, here more information on the people of the dutch Collective Rampenplan, still stucked at the Czech border. A high policeman could find no technical problems with the bus of Rampenplan. They are at the CZ border since yesterday afternoon. The policeman proposed to them to go back to the German border (they are between the two borders at the moment) and try both bordercrossings again. In the main time they have all kind of stamps in their passports and a ban for Czech Republic untill the 30th of september (i wrote yesterday for 30 days which was a mistake). When they will return to Germany it will cost them about 9 hours to cross both borders the policeman told them. We wonder if this is not a proposal to get rid of them at the Czech border and back to Germany. There is a lot of presscoverage because of the refusal to let a buss with cooks and cookinggear come into the Czech Republic. The policeman could not give them the guarantee they could enter the Czech Republic after waiting for 9 hours. I'll keep you informed, carla From: infocentrum wageningen AUTONOOM POLITIEK INFOCENTRUM Burgtstraat 3 NL-6701 DA Wageningen Giro 3464211 tel: 0317- 423 588 fax 0317- 450144 website http://www.bos.nl/homes/infocent More info about S26 and Praha: http://inpeg.ecn.cz and http://x21.org/s26
06 Protestaktion Böhmdorfer muss weg!
Am 20. 9. wird im Parlament ein Misstrauensantrag gegen Justizminister Böhmdorfer eingebracht. Diesem schließen wir uns an: Protestaktion Böhmdorfer muss weg! Mittwoch, 20. September, 12.00 Uhr Justizpalast/2er Linie Museumstraße/Justizministerium Neustiftgasse Böhmdorfer und seine Kanzlei stehen für die Einschüchterungskampagne der FPÖ gegen ihre KritikerInnen auf dem Justizweg: Medien, KünstlerInnen und Intellektuelle, die sich kritisch mit der Haider-FPÖ und deren Verhältnis zur NS-Zeit auseinandersetzen, werden von der Kanzlei Böhmdorfer systematisch geklagt. Klage (zweimal) und Verurteilung des Politologen Anton Pelinka, angestrengt von Haider, durchführt von der Kanzlei Böhmdorfer. Die Kanzlei schickte die Urteilsbegründung an die Vorsitzende der Richtervereinigung, um sie an die Kollegen zu verteilen. Die Vorsitzende wies dies umgehend zurück. Klage gegen Wolfgang Neugebauer, Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) FP-“Sammelklage” gegen André Heller Klage gegen den Standard und Hans Rauscher (Mütterscheck/NS-Sozialpolitik) Klage gegen News (Titelbild) Klage (zweimal) gegen den profil-Kolumnisten Peter Michael Lingens (Verharmlosung von Konzentrationslagern) Ankündigung auf Einleitung eines Verfahrens wegen Wiederbetätigung gegen den Aktionskünstler Schlingensief und Weisung an die Staatsanwaltschaft, Maßnahmen gegen die “Container-Aktivisten” zu prüfen. Böhmdorfer fand die Haider-Forderung, mit dem Herabwürdigungsparagrafen 248 gegen Oppositionspolitiker strafrechtlich vorzugehen, “überlegenswert”. Haider-Böhmdorfer-Klagen landen oftmals vor dem Mediensenat. Vorsitzender: Ernest Maurer, FPÖ-Vertreter im ORF-Kuratorium. Seine Spruchpraxis: parteitreu. Grußadresse an die Teilnehmer des rechtsextremen Festkommers (Innsbruck, Mai d.J) Böhmdorfer ist Mitglied der Burschenschaft Südmark, ebenso wie Jörg Haider. Es rufen auf u.a. Aktionskomitee, AUGE-Alternative und Grüne GewerkschafterInnen, Demokratische Offensive, Die Grünen/Grüne Alternative Wien, Grünalternative Jugend Wien, Grüne Bildungswerkstatt, KPÖ, Linkswende, Ottakring gegen Schwarzblau, Andi Babler (SJÖ), SLP, SOAL, SOS Mitmensch, VSStÖ. FPÖ RAUS AUS DER REGIERUNG! DIESE REGIERUNG MUSS WEG! SOFORTIGER RÜCKTRITT! Projekt KOOrdiantion; Kontakt: rosaflieder@hotmail.com; Reaktionen: widerstand@no-racism.net (MUND). karin.fischer@gruene.at
07 Feier: 5 Jahre Integrationshaus (15.
September 2000, Sofiensäle)
HEUTE feiert das Integrationshaus
sein 5jähriges Bestehen in den Wiener Sofiensälen und kehrt damit an den Ort
des 1. Flüchtlingsballs (1995) zurück. Mit dabei ist natürlich Kurt Ostbahn
& die Kombo, der Hausherr führt auch durchs Programm. Ein Highlight des Abends
ist mit Sicherheit das Boban Markovic Orkestar, bekannt auch aus Emir Kusturica's
letztem Film "Schwarze Katze, weisser Kater". Das Ensemble kommt direkt vom
40. "Dragacevski Sabor" (Musikcontest im serbischen Guca), wo es neuerlich zum
"besten Orchester" aus 20 ausgewählten "Blechmusik"-Bands gewählt wurde. Auch
Bruji ist an diesem Abend mit dabei, was Insider verwundern mag, da diese kroatische
Band aus dem Burgenland sich aufgelöst hat, zu diesem festlichen Anlaß aber
doch noch einmal zusammen auftritt. Schließlich gibt es noch ein "musikalisches
Märchen über den Mond und die Liebe in vier Sprachen" mit Konrad und die Buben.
Im blauen Salon legen DJ Fusel (Ska) und DJ Sky (Vienna Bodrum Club) auf. Für
Stimmung ist also bis in die Morgenstunden gesorgt.
Karten für diesen Event gibt es in allen Bank Austria- und Libro-Filialen um
öS 250,- oder direkt an der Abendkassa um 280,-. Einlass: 20.00, Beginn: 21.00
Nähere Informationen: Verein "Projekt Integrationshaus" Engerthstrasse 161-163,
1020 Wien T: +43-1-2123520-47; FAX: +43-1-2123520-30 Email: niki@integrationshaus.org
http://www.integrationshaus.org Spendenkonto: 671 130 300 (Bank Austria 20151)
08 ACUS lehnt jede Zusammenarbeit der Sozialdemokratie mit der FPOe ab.
Keine Zusammenarbeit mit der FPOE
Die Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) lehnt auch nach Aufhebung der Sanktionen der EU-14 jede Zusammenarbeit der Sozialdemokratie mit der FPOe, die laut Bericht der Weisen "eine rechtspopulistische Partei mit radikalen Elementen" ist, ab."Der Weisenbericht und die Erklaerung der EU-14 zur Aufhebung der Sanktionen sind kein Anlass, die Haltung zur FPOE zu überdenken. Die berechtigte Kritik der Sozialdemokratie und aller DemokratInnen an dieser Partei wird zum Beispiel in den deutlichen Worten ueber den Justizminister bestaetigt", meint Richard Schadauer, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS). "Wer mit der FPOe kooperiert, grenzt sich aus der Sozialdemokratie aus. Das gilt für jeden und jede, auch für Karl Schloegl. Zusammenarbeit mit rassistischen und rechtspopulistischen Parteien ist mit sozialdemokratischen Werten unvereinbar", schloss ACUS-Bundesvorsitzender Schadauer. Informationen: Richard Schadauer, Bundesvorsitzender Tel. (01) 789 24 58; E-Mail: acus@chello.at Alois Reisenbichler, Pressesprecher Tel. (0664) 3951809, E-Mail: Alois.Reisenbichler@reflex.at
Vaterländische Grüne Unter dem Titel "Fiestas Patrias" (Fest des Vaterlandes, wörtl. Feste Vaterländer) wird in Chile jedes Jahr am 15. September der Nationalfeier- und Unabhängigkeitstag gefeiert. Unter dem selben Titel feiern dieses Jahr die Wiener Grünen mit ihrem Latino-Ableger "Los Verdes Latinas" eben dieses vaterländische Fest in Macondo City, im Süden Wiens. Ehrengäste sind neben dem Chilenischen Botschafter, Alexander van der Bellen, Christoph Chorherr und Maria Vassilakou, die wohl alle gemeinsam ihre Vaterländer hochleben lassen werden. -- Ökologische Linke (ÖKOLI) Postfach 28 A-1153 Wien e-milio: oekoli_wien@gmx.net www.oekoli.cjb.net (im Entstehen...)
10 Wir trauern um Kubi Koesten
Vor wenigen Wochen starb im 89. Lebensjahr unser scheinbar ewig junger Aktivist Kubi (Jakob) Koesten. In Berlin geboren, als Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes 1934 von der SS verhaftet und nach einigen Wochen - mit der Aufforderung binnen zwei Wochen Deutschland zu verlassen - ausgewiesen, fluechtete Kubi ueber viele Stationen nach Palaestina. Gepraegt von der Armut seiner Kindheit und Jugendzeit waehrend der groszen Weltwirtschaftskrise der zwanziger Jahre, lernte Kubi sich durchzusetzen und den Wert der Solidaritaet der arbeitenden Menschen. In Palaestina, dem heutigen Israel, setzte sich Kubi fuer ein friedliches Zusammenleben von Juden und Arabern ein - ein Ziel, fuer das er bis zuletzt durch verschiedene Initiativen wirkte. Im Kampf fuer die Unabhaengigkeit Palaestinas gegen die damalige britische Besatzungsmacht verlor Kubi ein Auge und machte wieder mit dem Gefaengnis Bekanntschaft. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wollte Kubi mit seiner Familie zurueck nach Deutschland. Wien - urspruenglich nur als Zwischenstation gedacht - wurde seine neue Heimat. In verschiedenen Arbeitsbereichen - zuletzt bei der LOBA-Chemie in Wien - war Kubi immer als politischer Agitator, als Gewerkschaftsaktivist taetig. 1968 - nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Maechte in die Tschechoslowakei - trat Kubi aus der KPOe aus und war weiterhin eifriger Aktivist der GE-Fraktion. Besonderes Augenmerk legte er auf die Problematik einer richtigen Vorbereitung auf eine erfuellte, inhaltsvolle Pensionszeit schon waehrend des Arbeitslebens; zahlreiche Vortraege in Betriebs- und Gewerkschaftsversammlungen sowie Artikeln in Gewerkschaftspublikationen geben davon Zeugnis. Auch seine Aktivitaeten im Seniorenklub des WUK als auch im Maimonideszentrum Wien (Seniorenheim der Juedischen Kultusgemeinde) waren diesem Ziele gewidmet. Kubi war nicht nur ein Geburtshelfer in der Gruendungsphase der autonomen, unabhaengigen "Arbeitsgemeinschaft fuer Gewerkschaftliche Einheit" in den Siebzigerjahren, sondern auch ein treuer Aktivist bei vielen organisatorischen Aufgaben im Hintergrund. Kubi wird uns fehlen! *Franz Mikolasch* 'akin - aktuelle informationen' http://akin.mediaweb.at
aus Linkswende Rundmail: Auch in der Provinz (!) kommt es wieder zu größeren Aktiönchen. Am 29. September ist die große Abschlußfeier der allseits bekannten Burggartenbesetzungen. Auflegerei, Leute, Spaß und was sich sonst noch ergibt! Am 30. April spielen im Fred Sega, Vogelweiderstr. 1, 4600 Wels, die legendären AURORA (die beste ungarische Punkband) und Gegenwehr.Nach zahlreichen Nazi-Übergriffen, die nach eigener Einschätzung wohl in Wels und Ried am schlimmsten sein dürften, muß auch in Kleinstädten wieder mehr Präsenz gezeigt werden! Kommt zahlreich und bringt FreundInnen mit!!! Weiterverbreitung erwünscht. lw_rundmail@gmx.net Aktionen in Wels Antifa Offensive Wels aowels@hotmail.com Postfach 33 4601 Wels
12 Bezüglich Akin WWWebtips und Humanistische Plattform
akin-Pressedienst. Folgende Mitteilung erhielten wir als Reaktion auf unsere "Webtips". Die erwähnte Klarstellung hatten wir zwar gesucht, aber wohl leider übersehen. Stattdessen fanden wir einen - zumindest früher - führenden Vertreter der Humanistischen Bewegung als Ansprechpartner für 2 Projekte. Nach einer Nachrecherche fanden wir die Klarstellung statt unter dem Punkt "Wer wir sind" ziemlich versteckt unter "Was tun wir/Stellungnahmen". Wir dokumentieren diese im Anhang:
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Christian Apl An: Akin akin.buero@gmx.at
Datum: Mittwoch, 13. September 2000 16:14 Betreff: Re: [Widerstand] WWWebtips
>Hi Leute, > >erstmals vielen Dank, daß Ihr die Visionale angekündigt habt.
Mit dem Verweis, >daß die Humanistische Plattform möglicherweise mit der Humanistischen
Bewegung >in Zusammenhang steht, habt ihr der Geschichte allerdings keinen guten
Dienst >erwiesen und das Projekt möglicherweise in ernste Gefahr gebracht. >Wir
sind schon früher mit dem Problem konfrontiert worden und haben auf unserer
>Homepage (www.plattform.org) eine Stellungnahme abgelegt, wo eindeutig >hervorgeht,
was wir von der Geschichte halten. Hier hättet Ihr vermutlich die >nötige Klarheit
gefunden, weswegen ich sie auch sicherheithalber angehängt hab. >Bitte macht
uns die Geschichte mit der Visionale nicht noch schwerer als sie >ohnehin schon
ist. Danke. > >Liebe Grüße > >Christian Apl > >PS: Außerdem gibt es den typischen
"Humanisten" nicht. Es vertritt jede/r das, >was sie/er vertreten zu können
glaubt. Da gibts keine Vorgaben. > > >
*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
> >Christian Apl >2380 Perchtoldsdorf, Hochstraße 103/3 >Tel: 01/869 11 52,
Mobil: 0664/79 86 852 >Email: a9503809@unet.univie.ac.at >Humanistische Plattform:
www.plattform.org >Visionale 2000 - Messe der Zivilgesellschaft: www.plattform.org/visionale
>oder www.handl.net/snag/visionale.htm oder www.ngo.at >Das Jahr 2000 als Neubeginn:
http://www.unesco.de/2000/manifest.htm >
Stellungnahme der HUMANISTISCHEN
PLATTFORM
Anlaß: Gegen die Humanistische Bewegung (HB) stehen massive Vorwürfe im Raum,
die auf die HUMANISTISCHE PLATTFORM überzugehen drohen.
Die HUMANISTISCHE PLATTFORM ist ein eigenständiger und unabhängiger Verein.
Sie ist keiner anderen Organisation in irgendeiner Weise verpflichtet und im
Besonderen der Humanistischen Bewegung nicht organisatorisch verbunden. Es folgt
die Aufzählung der unseres Erachtens wesentlichsten Kritikpunkte mit der jeweiligen
Stellungnahme der HUMANISTISCHEN PLATTFORM.
Die Kritikpunkte
Kritikpunkt 1: Mißbrauch des Humanismus-Begriffes. In der Broschüre "Siloismus.
Tarn- und Unterorganisationen einer Psychogruppe. Z. B. Humanistische Bewegung,
Humanistische Partei, [.]" macht der Autor Markus Wende "die Unvereinbarkeit
der Ziele dieser Psychosekte mit den Ideen einer humanistischen Lebensauffassung
deutlich" (S. 5). Er kommt zu der Ansicht, daß Siloisten die menschliche Selbstbestimmung
verneinen: "Ihr Leben gestaltet sich nach den dogmatischen Vorgaben ihres Führers
Silo. Siloistische Indoktrination bedeutet, daß verunsicherte Jugendliche von
Autoritäten abhängig gemacht werden, die nicht demokratisch kontrolliert werden"
(S. 5). Die HUMANISTISCHE PLATTFORM hingegen sieht einen wesentlichen Bestandteil
humanistischer Lebensauffassung darin, daß "alle Menschen das Recht und die
Verantwortung haben, ihrem Leben selbst einen Sinn zu geben und es nach eigenen
Maßstäben zu gestalten, sofern sie das Selbstbestimmungsrecht anderer berücksichtigen"
(Wende, S. 5). Wo das nicht zutrifft, kann nach Ansicht der HUMANISTISCHEN PLATTFORM
nicht von Humanismus gesprochen werden.
Kritikpunkt 2: Sektenhafte Erscheinung Wende: "Siloisten dagegen verhalten sich wie Sekten: geschlossen, undemokratisch und autoritär, in eklatanter Weise die Gleichheit der Menschen mißachtend" (S. 5) Rosenberg/Mennen sind "zur Überzeugung gelangt, daß sowohl die »Bewegung« als auch ihre »Organismen«, im Speziellen die »Humanistische Partei« eine Vielzahl der Merkmale und Kennzeichen erfüllen, die eine Sekte charakterisieren" (S. 27). Diese Merkmale sind nach Friedrich-Wilhelm Haack: a) Das »Rettende Rezept« Wende: "In den siloistischen Gruppen wird neuen Mitgliedern sehr schnell nahegelegt, daß die Welt dem Untergang preisgegeben sei, so sie sich weiterhin der vom »System« protegierten Gewalt hingebe. [.] Allerdings bietet man den TeilnehmerInnen einen scheinbar gängigen Lösungsweg: Nach Überwindung der eigenen »Widerstände« durch die Psychotechniken der HB im Rahmen von »Begegnungen« habe man genügend Kraft, insbesondere durch eifrige Verbreitung der Lehre, nicht nur sich, sondern auch die gesamte Menschheit zu retten" (S. 33, ähnlich Rosenberg/Mennen, S. 26). Die HUMANISTISCHE PLATTFORM betont ausdrücklich, daß sie über ein sogenanntes "Rettendes Rezept nicht verfügt und demnach auch kein solches propagiert. Verkündern eines solchen "Rezeptes" steht sie ausgesprochen skeptisch gegenüber, da sie von dem Grundsatz ausgeht, daß eine/r allein (das gilt auch für einzelne Gruppen) nicht lösen kann, was alle angeht (vgl. http://www.plattform.org - Anliegen und Ziele). b) Die »Gerettete Familie« Wende: "Intensive und permanente Gruppenerlebnisse mit »love-bombing« sind Grundbestandteile der Praxis in den Gruppen der HB. Man fühlt sich als die »Elite eines neuen Zeitalters«, die gegen die Widerstände des »feindlichen Systems«, die Rettung der Welt betreibt und einen siloistischen Weltstaat schaffen will" (S. 33) Rosenberg/Mennen: "Die gerettete Familie ist der Kreis derer, die, aus der auf den Abgrund zutreibenden Welt, herausgerufen worden sind und sich nun als Gegengesellschaft eng zusammenschließen" (S. 26). Weder fühlt sich die HUMANISTISCHE PLATTFORM als Elite eine neuen Zeitalters, noch sieht sie sich einem feindlichen System gegenübergestellt und schon gar nicht will sie einen siloistischen Weltstaat schaffen. Sie schürt auch keine Zukunftsängste und begreift sich ausdrücklich nicht als Gegengesellschaft sondern ganz im Gegenteil als einer von vielen Bestandteilen dieser Gesellschaft, mit der sie einen regen Austausch anstrebt: "Wir wollen an einem dichten, niemanden ausgrenzenden Beziehungsnetz mitknüpfen [.]" (http://www.plattform.org - Anliegen und Ziele). c) Der »Heilige Meister« Wende: "Unschwer erkennbar übernimmt Silo die Funktion des »Heiligen Meisters« in der HB. Er ist der Führer, dem ein absoluter Gehorsam geschuldet wird" (S. 33) Rosenberg/Mennen: Der heilige Meister "ist die unwidersprochene Autorität, der sich alles unterzuordnen hat. Ihn vertritt eine Hierarchie ebenso unumschränkt herrschender Führer. Ihre Hierarchie ist auch eine »Hierarchie des Wissens«, sodaß die einfachen Mitglieder aufgrund ihres niederen »Wissens« keine Möglichkeit zur Kritik gegenüber den Führern und Leitern haben" (S. 26). In der HUMANISTISCHEN PLATTFORM gilt das Prinzip der Selbstverantwort-lichkeit, welches dem Prinzip des absoluten Gehorsams diametral entgegensteht. Führertendenzen rufen deshalb tiefste Skepsis hervor und werden schärfstens abgelehnt.
Kritikpunkt 3: Demokratiedefizite, hierarchischer Aufbau, Totalitarismen Wende: "An der Spitze der Hierarchie steht offiziell Silo, als »Erstes Magisterium«" (S. 13) Wende: "Innerhalb der Mutterorganisation und ihrer Parteien sind demokratische Willensbildungsprozesse schon deshalb nicht möglich, weil: - AktivistInnen überhaupt nur Mitglied werden dürfen, indem sie vom sogenannten »Orientierer« dazu »befördert« werden, - Mitglieder in der streng genormten Hierarchie-Pyramide nur weiter nach oben »befördert« werden können, indem sie neue Mitglieder werben und sich intensiver Seelenwäsche durch Psycho-Spezialisten unterziehen, - den Mitgliedern in den Psychotrainings der Gruppe in Form sogenannter »geleiteter Erfahrungen« ein »innerer Führer« meditativ suggeriert wird, der sie auf die Organisation programmiert, - wichtige Entscheidungen, beispielsweise über die Gründung von Parteien in den einzelnen Ländern, ihre Programmatik und ihr Auftreten ohnehin von Silo und seinem Führungsstab getroffen werden" (S. 15). Wende: "In keinem Programm und Papier der HP [Humanistische Partei, ein »Organismus« der HB] steht, von wem es wann und wo beschlossen wurde" (S. 21). "Weiterhin ist unklar, wer in der HP über die Beteiligung an Wahlen und die Aufstellung von KandidatInnen entscheidet" (S. 22). Rosenberg/Mennen: "Die »Bewegung« ist ein hierarchisches, undemokratisches und totalitäres System. Es gleicht den bekannten Schneeballsystemen raffinierter Firmen [.] und kann auch mit dem sog. »Kettenbrief«-System verglichen werden. Gelingt es den Mitgliedern, jeweils zehn Neue zu werben, werden sie deren Chef. Sie nennen das »Demokratie der Arbeit«. Nicht inhaltlicher Sachverstand ist gefragt, sondern Geschick bei der Anwerbung. So wächst das System von oben nach unten [.]" (S. 3). "[.] ohne daß es möglich wird auf die gleiche Stufe wie sein Vorgesetzter zu gelangen. Eine Kaderposition und damit Rang und Würde, erreicht ein Mitglied einzig und alleine durch das Werben neuer Mitglieder" (S. 5). Innerhalb der HUMANISTISCHEN PLATTFORM werden Funktionen durch Wahlen und einem möglichst großen Konsens vergeben. Die vereinsrechtlichen Vorstandsfunktionen werden auf den alljährlichen Generalversammlungen durch gleiche und geheime Wahl ermittelt, allfällige projektbezogene Funktionen werden bei den regelmäßig stattfindenden Treffen konsensual bestimmt und ihr Aufgabengebiet so genau als möglich umrissen. Das Konsensprinzip gilt ebenso für alle öffentlichen Stellungnahmen der HUMANISTISCHEN PLATTFORM sowie für die von ihr verfolgten Projekte. Die HUMANISTISCHE PLATTFORM spricht sich eindeutig gegen das sogenannte Prinzip "Demokratie der Arbeit" aus. Dieses kommt bestenfalls dem Zensuswahlrecht gleich und schafft oligarchische Verhältnisse. Damit grenzt es von vorneherein alle Menschen aus, die die geforderte Leistung nicht erbringen können und ist so eindeutig menschenverachtend und ein demokratiegeschicht-licher Rückschritt.
Kritikpunkt 4: Anwerbepraxis Wende: "Abgewimmelt werden von Anfang an auch alle Leute über 30, mögen sie sich auch noch so sehr interessieren" (S. 19). In der HUMANISTISCHEN PLATTFORM liegt der Altersdurchschnitt bei etwa 35 Jahren. "Abgewimmelt" wird niemand. Rosenberg/Mennen: "Nach unseren Erkenntnissen handelt es sich bei der HP, wie auch bei den andern »Organismen«, um Rekrutierungsorganisationen, die eine Art Vorselektion für spätere Sektenmitglieder betreibt. Die von der HP formulierten politischen Inhalte sind vorgeschoben um bei der Straßenwerbung auf ein größeres Resonanzfeld zu stoßen." Megafon, Nr. 194, Dezember 1997: "Es liegt in der Tradition der Sekte, daß ihre »Vorfeld-Organisationen« stets neue und deshalb unverdächtige Namen tragen - ein Zusammenhang mit der Humanistischen Bewegung ist dabei nicht sofort erkennbar. [.] Immer geht es diesen von der Bewegung geschaffenen und kontrollierten »Aktionsfronten« primär darum neue Mitglieder anzuwerben (S. 9). Die HUMANISTISCHE PLATTFORM ist ein eigenständiger und unabhängiger Verein. So wie für jedes einzelne Mitglied gilt auch für die ganze Gruppe das Prinzip der Selbstverantwortlichkeit. Es ist entschieden nicht ihre Absicht, als Vorfeld-organisation zu fungieren und schon gar nicht als Tarnorganisation, dazu ist wohl auch die Namensähnlichkeit zu groß. Die Humanistische Plattform ist keiner anderen Organisation in irgendeiner Weise verpflichtet. Jede Form von subtiler oder aggressiver Mitgliederwerbung lehnt sie eindeutig und nachdrücklich ab. Es muß in jedem Fall in der freiwilligen Entscheidung der Interessierten bleiben, ob sie die Anliegen der HUMANISTISCHEN PLATTFORM unterstützen oder nicht.
Kritikpunkt 5: Soziale Kontrolle Rosenberg/Mennen: "Die »Bewegung« kontrolliert ihre Mitglieder auf Schritt und Tritt. Für die tiefgreifende Vernetzung in der Sekte, werden spezielle Psychotechniken verwendet" (S. 18). Diese Vorgangsweise lehnt die Humanistische Plattform schlichtweg und mit Nachdruck ab. Sie ist mit dem Prinzip der Eigenverantwortlichkeit nicht vereinbar.
Kritikpunkt 6: Fehlende finanzielle Transparenz Rosenberg/Mennen: "Trotz äußerst genauer Analysen über alle Bereiche der Sekte, trotz genauester Statistiken über die Beteiligung ihrer Mitglieder gibt es keine Hinweise über die finanzielle Situation der »Bewegung« und ihrer »Organismen«. In der Schweiz bezahlen die Mitglieder eine sogenannte »halbjährige Kollekte« von Fr. 100,-. Die Beiträge varieren aus »Solidaritätsgründen« von Land zu Land" (S. 13). In der HUMANISTISCHEN PLATTFORM gibt es zur Zeit keinen verpflichtenden Mitgliedsbeitrag. Wohl aber gibt es einen gemeinsamen Fond, in den nach eigenem Ermessen eingezahlt werden kann, aber nicht muß. Dieser Fond wird vom Vereinskassier verwaltet. Es wird genau Buch geführt, womit die Kontobewegungen jederzeit einsichtig sind. Mit den Mitteln werden vor allem Porto- und Kopierkosten bestritten, Kosten, die bei der Durchführung von Veranstaltungen anfallen, sowie das sogenannte Förderabo bei Radio Orange 94.0.
Kritikpunkt 7: Die siloistische Lehre Rosenberg/Mennen: "Die »siloistische Lehre« vertritt ein gnostisch-dualistisches Gedankengut. Sie glaubt die Bedürfnisse der Menschen erkannt und Mittel geschaffen zu haben, die es ihm ermöglichen sich zu verändern" (S. 15). Im Gegensatz dazu geht die HUMANISTISCHE PLATTFORM davon aus, daß man menschliche Bedürfnisse nicht standardisieren kann: "Wir gehen davon aus, daß jeder Mensch Bedürfnisse (Anliegen, Wünsche, Absichten usw.) hat, die von Tag zu Tag und von Lebensphase zu Lebensphase wechseln können. Deswegen wollen wir "Räume schaffen, wo sich Bedürfnisse artikulieren und ihre Umsetzung begonnen werden kann" (http://www.plattform.org - Anliegen und Ziele). Rosenberg/Mennen: "Die Gnosis nimmt in der siloistischen Lehre einen zentralen Stellenwert ein. Es ist darum für das Verständnis der »Bewegung« und ihrer »Organismen« unerläßlich diese hier kurz vorzustellen. Gnostischer Glaube teilt die Welt in Gut und Böse, in »Licht« und »Finsternis«, in »Geist« und »Materie« und will den menschlichen Geist aus seinem Körper, in dem er gefangen ist, befreien [.]" (S. 16). Rosenberg/Mennen: "In den [.] »Seminaren« wird vor allem »das System« denunziert und ein dualistisches Weltbild - dort das böse System, hier die gute Bewegung - zementiert" (S. 21). Im Gegensatz dazu wird in der HUMANISTISCHEN PLATTFORM immer wieder eine differenzierte Betrachtung eingefordert. Die Einteilung der Welt in Gut und Böse ist viel zu simpel und im Grunde menschenverachtend. (Rosenberg/Mennen: "Das dualistische Weltbild der Siloisten ist auch darum gefährlich, weil es jungen Menschen nicht wirklich hilft, eine konstruktive Auseinandersetzung auch mit Andersdenkenden zu führen, sondern sich darauf beschränkt selber wieder neue Vorurteile zu schüren", S. 22). Auch die Unterscheidung zwischen Geist und Materie ist wenig produktiv, demnach geht es auch nicht darum, den Geist aus seinem "Körpergefängnis" zu befreien. Es bleibt aber jeder/m selbst überlassen in welche Beziehung sie/er ihren/seinen Körper zu ihrem/seinen Geist stellt.
Kritikpunkt 8: Umgang mit
Kritik Rosenberg/Mennen: "Man kann es drehen wie man will. Man findet außerhalb
der »Bewegung« keinen Menschen, der aus der Sicht der »Bewegung« befähigt wäre
Kritik zu äußern. [.] Kritische Fragen aus der Basis werden meist mit dem Hinweis,
wenn man diesen oder jenen Kurs besucht oder genug lange dabei sei, werde man
schon Antworten bekommen. Jetzt sei das aber noch zu früh. Diese Beobachtung
wurde bei unseren Befragungen immer wieder bestätigt" (S. 23). Die HUMANISTISCHE
PLATTFORM vertritt den Standpunkt, daß wenn schon einmal eine Frage artikuliert
wurde, spätestens hier der Zeitpunkt gekommen ist, sie auch zu beantworten.
Im Übrigen wird großer Wert darauf gelegt, daß jede/r über die sie/ihn betreffenden
Dinge so rasch als möglich informiert wird, um am Entscheidungsprozeß teilnehmen
zu können. Da jeder Mensch unaustauschbar ist, ist auch die von ihr/ihm geäußerte
Kritik unaustauschbar und schon von daher wertvoll (vgl. http://www.plattform.org
- Anliegen und Ziele). Resümee Die HUMANISTISCHE PLATTFORM sieht mit obiger
Stellungnahme ihren Standpunkt bezüglich der ihr bekannten Kritik gegenüber
der Humanistischen Bewegung als ausreichend dargestellt, wiewohl sich dieser
noch in vielen Punkten wesentlich verfeinern ließe. Wir müssen auch darauf hinweisen,
daß Behauptungen über die HUMANISTISCHE PLATTFORM, die diese Stellungnahme nicht
berücksichtigen, den Tatbestand der Rufschädigung erfüllen und wir uns entsprechende
rechtliche Schritte vorbehalten.
Es zeichnet der Vorstand der Humanistischen Plattform: Christian Apl (Obmann)
Ing. Manuela Dobeiner (Obmann-Stv.) Oliver Treulich (Schriftführer) DI. Albert
Brandl (Schriftführer-Stv.) Mag. Peter Adelmann (Kassier) Ing. Michael Grimburg
(Kassier-Stv.) Wien, den 5. Juli 2000
Quellen und Literatur Haack, Friedrich-Wilhelm: Jugendreligionen, Gurubewegungen, Psychokulte und ihre Tarn- und Unterorganisationen, München 1985 (zitiert nach Wende). Informationsfolder der Humanistischen Plattform - Initiative für eine menschliche Politik, August 1999. Einsehbar unter http://www.plattform.org (Anliegen und Ziele). Ohne Namen: Humanistische Bewegung. Humanismus kann ganz schön unmenschlich sein, in: Megafon Nr. 194, Dezember 1997. Ohne Namen: Infoblatt über das Zeitungskonzept der Aktion für humanistische Medizin, o. J., Kopie aus dem Archiv von "Für eine Welt ohne Rassismus". Rosenberg, Raoul / Martin Mennen: Humanistische Partei. Marionette einer international tätigen Jugendsekte. Eine Dokumentation zur "Siloistischen Bewegung" und ihrer Organisationen. Eigendruck im Selbstverlag, Ende Oktober 1990. Silo spricht (Zusammenstellung von Meinungen, Kommentaren und Vorträgen. 1969-1995), Kopie aus dem Archiv von "Für eine Welt ohne Rassismus. Wende, Markus: Siloismus. Tarn- und Unterorganisationen einer Psychogruppe. Herausgegeben von Werner Schultz im Auftrag des Humanistischen Verbandes Deutschlands. ?. Auflage 1995. 'akin - aktuelle informationen' http://akin.mediaweb.at
13 Revolutionäre Jugend voran!
Im Folgenden erlauben wir uns, Eure Aufmerksamkeit auf die neugegründete Kommunistische Jugend Aktion, die Jugendgruppe der Kommunistischen Aktion, zu lenken: Revolutionäre Jugend voran! In welcher Welt leben wir heute? Für uns Jugendliche, die wir kurz davor stehen, in das Arbeitsleben einzutreten, bzw. die ersten Schritte sogar schon zurückgelegt haben, scheint die Zukunft auf den ersten Blick eher grau und trostlos zu sein. Die große Mehrheit von uns kommt aus ArbeiterInnenfamilien, wir kennen die Nöte, Ängste und Sorgen der ArbeiterInnen von klein auf. Trotzdem versuchen die Herrschenden, uns über ihre Medien (Fernsehen, Radio, Zeitungen, etc.) eine Gehirnwäsche zu verpassen. Sie wollen uns mit aller Macht einreden, daß die Welt so in Ordnung ist, wie sie ist. Denn wenn wir nur hart genug arbeiten würden, dann könnten wir uns schließlich auch "etwas leisten" und aus unserem Leben "etwas machen". Wir wissen aber bereits von unseren Eltern, Bekannten und FreundInnen, daß das nur leeres Geschwätz ist. Denn die heutige Gesellschaftsordnung beruht darauf, daß die die reich sind, nicht arbeiten müssen und die die arbeiten, nicht reich werden. Heute ist alle Macht in den Händen der Kapitalisten, d.h. in den Händen derer, denen die Fabriken und Betriebe, Grund und Boden sowie die Maschinen zur Produktion gehören. Diese Kapitalisten leben davon, daß die ArbeiterInnen und die übrigen Werktätigen nicht viel mehr besitzen als ihre Arbeitskraft. Diese Arbeitskraft müssen sie den Kapitalisten verkaufen um überleben zu können. Sämtliche Bereiche unserer Gesellschaft sind darauf ausgerichtet, den Reichtum der Kapitalisten zu vermehren. Dafür werden ArbeiterInnen durch Lohnarbeit ausgebeutet, dafür werden ArbeiterInnen verschiedener Nationalitäten gegeneinander aufgehetzt, dafür wird die Umwelt schamlos ausgebeutet und darum sind Frauen bis heute nur auf dem Papier gleichberechtigt. In diesem System wird uns unsere Zukunft also heute schon weggenommen! Deshalb haben wir uns entschlossen, gemeinsam für eine neue Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung, ohne Männerherrschaft und Rassismus zu kämpfen! Was ist die Kommunistische Jugend Aktion? Die Kommunistische Jugend Aktion (KOMJAK) wurde im Sommer 2000 gegründet und ist die Jugendgruppe der Kommunistischen Aktion (KOMAK. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, jugendliche ArbeiterInnen und Werktätige über ihre tatsächliche Lage aufzuklären und mit ihnen gemeinsam den Kampf für eine neue, bessere und gerechtere Zukunft - also für eine sozialistische Zukunft - zu organisieren. Zu diesem Zweck wollen wir Diskussionen, Video-Abende, politische Schulungen und Zeltlager veranstalten und eine kleine kommunistische Jugendzeitung herausgeben. Ausserdem beteiligen wir uns an antifaschistischen und fortschrittlichen Aktionen. Nimm Kontakt mit uns auf! Willst du mit uns diskutieren? Oder mehr von uns lesen? Interessierst du dich für unsere kleine Jugendzeitung? Möchtest du gerne einmal bei unseren Veranstaltungen vorbeischauen? Oder vielleicht sogar mit uns gemeinsam für den Sozialismus kämpfen? Dann nimm Kontakt mit uns auf! Am Schnellsten geht das, wenn du die Genossin oder den Genossen, die/der dir diesen Zettel gegeben hat, einfach ansprichst. Du kannst uns aber auch schreiben: Kommunistische Jugend Aktion Stiftgasse 8, A-1070 Wien Du schreibst lieber E-Mails? Kein Problem: komjak@hotmail.com Wir freuen uns natürlich auch, wenn du uns im Internet auf der Jugend-Seite der Kommunistischen Aktion besuchst! http://www.geocities.com/komak_wien
14 Serbia: Beaten and mistreated Otpor! activists in Vladicin Han
On Friday, the city of Vladicin Han witnessed the worst case of torture and mistreatment of people who have different political views from those of president Slobodan Milosevic, reports ANEM's Zoran Rakic. Three police inspectors of the local branch of the Secretariat of Internal Affairs, two of them identified as Goran Markovic and Rade Cvetkovic, hung Otpor! activists upside down by their feet and while hanging hit them in their genitals, head, kidneys and feet. Otpor! activist Sasa Spasic explaining how this came about said that Marko Pejakovic, Davorin Popovic, Vladica Miric, Aca Radic and Milos Kapetanovic were asked for their identifications cards while out on the town the previous evening and invited to come for an informative talk to the Vladicin Han Secretariat of Internal Affairs the next day, Friday. After the investigation at the precinct, they were released to go home and while exiting encountered the three inspectors who were drunk, coming back from the Vladicin Han Liberation Day celebration. A team of lawyers to represent the injured Otpor! activists is coming to Vladicin Han today from the town of Nis. So far, the results of torture have been factually noted, medical reports have been collected and blood analysis results from the three inspectors will be requested. The tortured activists have been ordered to report to the Secretariat again at 8 o'clock Saturday morning....
15 Jugoslawisch-Österreichische Solidaritätsbewegung
Die Jahreshauptversammlung der Jugoslawisch-Österreichischen Solidaritätsbewegung findet am Sonntag, 24. September 2000, 18 Uhr 15. Meiselstraße 46/4 und nicht am 24. Oktober, wie fälschlich angegeben, statt. Jugoslawisch-Österreichische Solidaritätsbewegung (JÖSB) PF 217, A-1040 Wien, Österreich Tel/Fax +43 1 924 31 61 Mobil +43 6991 924 31 61 joesb@vorstadtzentrum.net www.vorstadtzentrum.net/joesb Kto-Nr. 9282, RB Schwechat, BLZ 32823
16 Ein albanisches Tagebuch Teil VIII
Balkan: "Guten Tag" mit Uhudler
Ein albanisches Tagebuch Teil VIII
Unsere vorletzte Station in Nordalbanien ist Rreshen, "Hauptstadt" der Provinz Mirdite, was soviel wie "Guten Tag" heisst. Trotz intensiven Herumfragens wird mir in der Folge niemand die Geschichte der Namensgebung der Provinz erzaehlen koennen. Dafuer erzaehlen mir die Menschen, dass Mirdite waehrend 500 Jahren osmanischer Herrschaft dank dreier Charakteristika seine Identitaet bewahrt habe: Erstens, der Katholizismus. Mirdite ist zu annaehernd 100% katholisch, wiewohl die Katholiken landesweit nur etwa 10% der Bevoelkerung ausmachen. Zweitens seiner lokalen und regionalen Selbstverwaltung wegen. (D. h., die Menschen haben den Osmanen zwar Abgaben geleistet, sonst aber keine Einmischung in ihre Angelegenheiten geduldet und Problemloesungen auf lokaler Ebene durch oeffentliche Dorfversammlungen erwirkt.) Und drittens gibt es den Kanun. Der Kanun, dieses wesentlichste Instrument der traditionellen nordalbanischen Gesellschaftsordnung, bedarf wohl naeherer Erlaeuterung bei uns mit oralen Rechtstraditionen unvertrauten Mitteleuropaeern: Es handelt sich dabei um uraltes indoeuropaeisches Gewohnheitsrecht von einer Zeitstufe, die nach Ansicht von Rechtshistorikern VOR der Fixierung des roemischen Rechts ( seinerseits ja die Basis fuer alle folgenden europaeischen Rechtssysteme) liegt. Dieses aeusserst umfassende Normensystem, dessen fuer meinen laienhaften Blick hervorstechendsten Kernbegriffe "Ehre und Gastfreundschaft" sind, wurde ueber Jahrtausende (schon die Roemer rund ums Jahr Null beschwerten sich, dass ihre Rechtsnormen in der Provinz Illyrien, die das heutige Albanien einschloss, nichts galten!) immer nur muendlich weitergegeben - bis es Lek Dukagjini, Angehoeriger eines Clans, der mit Skanderbeg Mitte des 15. Jahrhunderts eine Allianz gegen die Osmanen einging, als "Mitbringsel" fuer Skanderbeg einmal schriftlich fixieren liess - pikanterweise auf Osmanisch, zumal damals noch keine albanische Schriftsprache existierte. Recht fuer alle Lebenslagen Dieses fruehe Schriftdokument in der Sprache der nachmaligen Besatzer war zwar fuer die Wirkungsgeschichte des Kanun in Albanien bedeutungslos, da sowieso kaum jemand lesen konnte und der Kanun ausschliesslich muendlich weitergegeben wurde, aber fuer nachgeborene Experten ein Gluecksfall: Die insgesamt ueber 1200 Bestimmungen, vom Ausmass her ein mitteldickes Buch, regeln saemtliche Details des (damaligen) Lebens, mitunter auf fuer uns in der Tradition des Roemischen Rechts Stehenden befremdliche Weise: So wird z.B. genau ausgefuehrt, wann Pluendern legitim sei und wie es zu erfolgen habe (INNERHALB der albanischen Gesellschaft!), es regelt im Detail die Blutrache, klaert so spitzfindige Fragen wie die, wem die Beute zufalle und wer fuer den Preis der Patrone aufzukommen habe, wenn eine Dorfgemeinschaft ein Wild jagt, das aber von einem zufaellig vorbeikommenden Wanderer zur Strecke gebracht wird (Aufloesung: Das Dorf kriegt den Hasen, und zwar jeder einen aliquoten Teil von ihm, dem Wanderer aber wird die Munition ersetzt), den Grossteil des Kanuns aber machen detaillierteste Regeln und Normen zur Behandlung des Gastes aus. (Ein Beispiel: Wenn der Gastgeber VOR dem Gast zu essen beginnt, kostet ihn das gleich eine saftige Geldstrafe an die Gemeinschaftskasse.) Nach Abhandlung der drei Grundprinzipien der "Guten Tag"schen Identitaet aber zurueck nach Rreshen, mit 7000 Einwohnern wohl eher "Hauptdorf" als Hauptstadt der Provinz. Der Ort liegt in einer Mittelgebirgsumgebung an einem Fluss, die nach traditioneller Architektur foermlich schreit. Stattdessen die Faust aufs Auge: Rreshen ist 400m lang und 80m breit - eine einzige Strasse, beidseitig gesaeumt von sechsstoeckigen Wohnblocks im ueblichen Verfallszustand, und am Ende dieser Strasse ein Platz, rund um welchen die oeffentlichen Gebaeude (Gemeindeamt, Post, etc.) liegen. Das "neue sozialistische Dorf", das Enver Hodscha versprochen (angedroht?) hatte, in seiner ganzen Haesslichkeit. Das, was Ceaucescu Mitte der 80er Jahre angekuendigt hatte und was auf weltweite Empoerung gestossen ist, naemlich das Schleifen von 5000 rumaenischen Doerfern und die Umsiedlung der Bewohner in Wohnblocks, ist in Albanien passiert, ohne dass im Ausland auch nur ein Hahn danach gekraeht hat. Am "Hauptplatz" liegt auch das Hotel des Ortes. Vier Stockwerke, Zustand mittelgrindig, und ich als einziger Gast. (Rreshen scheint kein bedeutender Fremdenverkehrsort zu sein.) Aber mir wird nichts anderes uebrigbleiben - mein albanisches Team hat sich ein privates Appartment gecheckt, und in dem ist leider kein Platz mehr fuer mich. (Wahrscheinlich hab ich in der letzten Zeit ein paarmal zu oft mehr Puenktlichkeit und Zuverlaessigkeit von ihnen eingefordert. Ich gebe zu, dass meine Worte drastisch waren, als sie das letztemal eine Dreiviertelstunde zu spaet zu einem wichtigen Termin in der Frueh (mit Fernsehen!) gekommen sind, obwohl ich sie extra noch um dreiviertel acht verstaendigen gegangen bin, sie moegen UNBEDINGT um acht Uhr im Buero sein, was eigentlich ohnehin selbstverstaendlich sein haette muessen! Na egal, ich wohne also im Hotel. Erste Ueberraschung: Es gibt zwar pro Stockwerk drei Toiletten am Gang (macht insgesamt zwoelf im Hotel, nur fuer mich allein), aber keine einzige Dusche. Nein, nicht keine FUNKTIONIERENDE, sondern UeBERHAUPT KEINE. Es sind keine eingebaut. Sind die Gaeste frueher zu dem dreckigen Fluss hinuntergegangen, um sich zu waschen?? Moegliche Staedtepartnerschaften Auf der Suche nach einem Abendessen (das fruehere Hotel-Restaurant ist inzwischen eine Telebingo-Halle, in der halb Rreshen sitzt und gluecksspielt, von der Grossmutter bis zum Jugendlichen) und vergeblichen diesbezueglichen Anfragen in diversen Etablissements, die alle nur fluessige Nahrung ausschenken, spricht mich ein Bursch auf Englisch an. Er bietet mir an, mich zum einzigen Speiselokal des Ortes zu fuehren, welches tatsaechlich einigermassen versteckt unter Weinreben hinter den Wohnblocks an einem kleinen Weg liegt. Und jetzt kommt's: Ich weiss, dass mir das keiner glauben wird, aber in Rreshen schenken sie Uhudler aus!!! Der Wirt, nach einem Sommer als Strassenmusikant in der Schweiz einiger Worte Deutsch maechtig, bringt hellroten Wein in einem Glaskrug und meint, das sei eine Spezialitaet der Region, diesen Wein gebe es nur um Rreshen. Eindeutig Uhudler, diese Nase nach reifen Walderdbeeren! (Mir schweben sofort Phantasien von Ortspatenschaften Grosspetersdorf - Rreshen und aehnliches vor.) Mein Begleiter, den ich zum Essen und Uhudlertrinken einlade, klagt mir sein Leid: Er sei Ingenieur, und seit drei Jahren schon sei er arbeitslos, obwohl er Sozialist sei (Anmerkung: Die Sozialisten stellen seit drei Jahren die Regierung.) Dabei habe er einen Cousin, der sozialistischer Parlamentsabgeordneter sei, aber dieser Arsch vernachlaessige seine Verpflichtungen gegenueber der Familie und habe ihm noch immer keinen Job zugeschanzt! Ich bin sprachlos - wie soll ich ihm mit seinem voellig anderen Wertegebaeude erklaeren, dass ich das eigentlich als Sollverhalten jeglichen Politikers betrachten wuerde?? Nach diversen Glaesern Uhudler wieder zurueck im Hotel, examiniere ich erst einmal die Leintuecher (Decke braucht man bei der Hitze eh keine), bevor ich mich bette. Ich zerdruecke ein Viech, das definitiv eine Wanze ist, und ein weiteres, das flohgleich huepft. Fuenfminuetige Recherchen in der Tiefe der aufgerissenen Matratze foerdern keine weiteren Funde zutage. Gegen alle Gesetze der Wahrscheinlichkeit hoffend, hiermit die Totalitaet an Blutsaugern in diesem Bett beseitigt zu haben, gehe ich schlafen - was bleibt mir sonst auch ueber, mit dem naechsten Hotel in einer guten Fahrstunde Entfernung. Zu meiner Ueberraschung werde ich in meinen fuenf Naechten in diesem Hotelzimmer von keinem Parasiten gebissen, und es zeigt sich auch keiner mehr. Der erste nachgewiesene Fall der Falsifizierung von Murphy's Law! Separatisten in der Mitte Der naechste Tag in Rreshen foerdert weitere Ueberraschungen zutage: Nein, nicht das Bild der Strasse, an der sich Café an Café reiht und um halb acht in der Frueh alles voll besetzt ist mit Maennern, die ihren Morgencognac plus dazugehoerigem (kleinwinzigem) Kaffee trinken - das ist normal in Albanien. Auch nicht die Papierkoerbe entlang der Strasse - das hab ich bereits einmal gesehen, in Kukes. Sondern der Umstand, dass das kleine Nest einen eigenen hauptamtlichen Koordinator fuer die 42 NGO's dieser gottverlassenen Provinz hat! Der Selbstorganisierungsgrad der Zivilgesellschaft hier ist wirklich erstaunlich - wohl ein Erbe der jahrhundertelangen Selbstverwaltung. Mirdite fuehlt sich so unabhaengig, wird mir ein Ortsansaessiger an diesem Tag erklaeren, dass sich die Provinz nicht nur einige Male gegen die Osmanen erhoben, sondern in diesem Jahrhundert sogar mehrmals als UNABHAENGIG VON ALBANIEN erklaert hat - obwohl sie fast genau in der Mitte des Landes, genauer, knapp noerdlich davon, liegt. Wir richten uns im Buero des NGO-Koordinators ein und harren der Fluechtlinge, die da kommen sollen - und das, obwohl uns am Vortag alle konsultierten Stellen versichert haben, es gebe hier keine. Aber Vurschrift is Vurschrift, und der Zeitplan fuer die Registriertour bedarf langwieriger Genehmigungen aus Wien und NewYork, um geaendert werden zu koennen. Das ist so kurzfristig unmoeglich, d.h. wir werden hier vier Tage lang formal Praesenz markieren, bevor wir nach Tirana zurueckfahren koennen. Das spielt sich so ab, dass die Haelfte des Teams die Zeit im Buero absitzt, die andere Haelfte nebenan im Café, und alle paar Stunden wird gewechselt. Zum Glueck hab ich genug zum Lesen mit! Was tut man so an einem 43 Grad heissen Tag in Rreshen? Klar, man schwitzt. Und ansonsten beobachtet man das Leben auf der Strasse, das nicht nur aus Maennern, Frauen und Kindern besteht, die ausgesprochen uneilig vorbeiflanieren und sich uns anschauen kommen. Allerlei Vierfuesser sind auch unterwegs: Kuehe mit bimmelnden Glocken steigen ueberall herum, auch treppauf und treppab, anscheinend sogar in den Stiegenaufgaengen der Wohnhaeuser - vor der Appartment-Tuer meines Teams im ersten Stock hab ich einen frischen Kuhfladen gefunden, und den wird wohl kaum jemand als Souvenir mitgebracht haben. Schweinderln, halbwuechsige, sind auch unterwegs, und nach einer Weile kommt eine neugierige Rotte Jungferkel vorbei, die ueberall zwischen den Tischen des Cafes herumwuseln, gefolgt von einer behaebigen, grunzend die Strasse entlangwandernden Muttersau (die kommt zum Glueck nicht auf die Cafeterasse, sie haett auch nicht durchgepasst zwischen den Sesseln). Am Abend, bei der Rueckkehr ins Hotel, erbarmt sich der Rezeptionist, ein alter Herr, meiner Lage (oder war es schon so unueberriechbar?) und laedt mich in seine Privatwohnung, fuenf Minuten vom Hotel, zum Duschen ein. Eine Freude! Und anschliessend werde ich noch mit Pfirsichen bewirtet und muss ueber meine Familienverhaeltnisse Auskunft geben so gut ich das halt hinkrieg auf Albanisch. Diese nette Geste wird er zwei Tage spaeter wiederholen - ist ja toll, aber ich frage mich, was tut (oder tat) er, wenn mehr als nur ein Gast im Hotel weilt(e)?? Waehrend ich so im Café sitze und sinniere, fallen mir (ich weiss, das Thema ist jetzt schon abgelutscht, aber mich beschaeftigt's trotzdem!) immer offensichtlicher die strukturellen Aehnlichkeiten zwischen meinem Referenzland Mexiko und hier auf: Das beginnt bei der Landschaft, setzt sich fort ueber die Statik des Herrschaftsapparats (hier zuerst BUergerkrieg und dann ueber 40 Jahre Ein-Mann-Diktatur, dort zuerst Buergerkrieg und dann 80 Jahre Einparteiendiktatur mit Pseudowahlen) und die omnipraesente Korruption, nicht zu vergessen die von beiden geteilte Peripherielage, und sogar augenfaellige Details (wie die Mengen an Eseln, oder der Konsum von Bohnen und Maistortillas auf dem Land) decken sich - um nicht zu sprechen vom Machismo, dem Waffenfetischismus, der Neigung zur Blutrache und aehnlichen Uebeln. (Nur die Jungfrau von Guadelupe fehlt hier, und die Sprache stimmt nicht.) Im Ernst: Am staerksten zeigt sich diese Aehnlichkeit beim Vergleich der Mentalitaet, wo "Gastfreundschaft", "Ehre", "Gesicht bewahren" in beiden Kulturen bestimmende Termini sind. Politik der Ehrenhaendel Zur Illustration: Eine Geschichte wie die folgende, die mir der OSCE-Chef in Shkoder erzaehlt hat, haette ich mir eigentlich in keinem anderen Land der Welt ausser Mexiko vorstellen koennen: Vor zwei Jahren kam es im Verlauf einer tumultuoesen Parlamentssitzung in Tirana zu einem Raufhandel. Dabei wurde unter anderem ein kleingewachsener "Sozialist" von einem huenenhaften "Demokraten" in den Schwitzkasten genommen und gewuergt. Bloederweise vor laufender Kamera - die Szene lief am Abend in den Fernsehnachrichten. Der Gewuergte stammte aus einem Bergdorf im Norden und wurde jedesmal beim Heimkommen von seinen Nachbarn gehaenselt, bis er sich nicht mehr nach Hause traute. Zwei Jahre spaeter ein Attentat waehrend einer Parlamentssitzung: Der Sozialist schoss den Demokraten von damals nieder - vor laufender Kamera. (War am Abend natuerlich in den Nachrichten.) Jetzt sitzt er im Gefaengnis dafuer, aber er ist gluecklich: Er hat seine Ehre wiederhergestellt! Sogar vor dem ganzen Land! A.J. ist derzeit in Albanien als UN-Wahlbeobachter fuer kosovitische Fluechtlinge taetig. 'akin - aktuelle informationen' http://akin.mediaweb.at
Redaktionsschluß:
14. September, ca. 22.00 Uhr
Fehler möge frau/man mir nachsehen!