Dienstag, 10.9.2002


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IN EIGENER SACHE
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R E D A K T I O N S-S T R E I K

Die Redaktion des widerst@nd-MUND befindet sich im Streik.

Neben eventuellen Diskussionen zu diesem Streik wurden heute keine
Beiträge verarbeitet. Eine Auflistung der sonst noch hereingekommenen
Einsendungen (mit Betreff und Absender/in) findet Ihr unter B)
REDAKTIONELLES; bei Interesse wendet Euch bitte an die Einsendenden.

Die Redaktion sieht sich zu diesem Schritt gezwungen, da sich in ihrer
Zusammensetzung hegemoniale Verhältnisse in nicht mehr tragbarer Weise
widerspiegeln. Die Beteiligung von gesellschaftlich systematisch
diskriminierten Gruppen in der Redaktionsarbeit ist für ein Projekt
mit einem antidiskriminatorischen Selbstverständnis
essentiell. Dementsprechend soll die Arbeit nach dem Rückzug aller
MigrantInnen und aller Frauen aus der Redaktion nicht einfach
fortgesetzt werden.

Mit dem Streik will die Redaktion ein sichtbares Signal zum Ernst
ihrer Lage aussenden. Alle Redaktionsmitglieder sind bereit, ihre
Funktionen abzugeben, soferne das von neu in die Redaktion
eintretenden Personen zur Bedingung gemacht wird. Sollte sich an der
derzeitigen Situation nichts ändern, muss die Redaktion davon
ausgehen, dass die LeserInnen des widerst@nd-MUND das Interesse an dem
Projekt verloren haben, was zur vollständigen Einstellung des
widerst@nd-MUND führen wird.

In der Phase des Redaktions-Streiks will die Redaktion ein eventuell
noch existierendes Interesse der LeserInnen am widerst@nd-MUND
ergründen und auch über neue Konzeptionen bis hin zum kompletten
Relaunch diskutieren.
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A) STREIK - DISKUSSION UND REAKTION
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01 Zum MUNDstreik: MUNDtot?
From: Johannes Knöbl <j_knoebl@chello.at>
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02 Der MUND, die Protestbewegung und die Regierung
From: "Thomas Schmidinger" <thomas_schmidinger@hotmail.com>
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03 Replik auf Claudia Volgger
From: Herbert Gnauer <hg@no-na.net>
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04 Hüter der Walhalla-Gruft dankt ab.
From: "Baltic News Watch" <balticnewswatch@chello.at>
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05 Österreich braucht gerade jetzt den Widerstandsmund!
From: "And. Bauer" <and.bauer@aon.at>
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06 Re: widerst@nd! - MUND:Sonntag, 08.09.2002
From: Köhler <ibd.koehler@utanet.at>
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07 (Kein Betreff)
From: Monika Jarosch <Monika.Jarosch@uibk.ac.at>
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Redaktionelles:

Für diese Ausgabe nicht aufgenommen: die üblichen Spams.
Unter normalen Bedingungen wären jedoch noch folgende
Beiträge veröffentlicht worden:

Braune Netzwerke in Österreich
From: Rosa Antifa Wien <raw@raw.at>

Innenpolitik/Regierungskrise/Reaktionen/KPÖ
From: <zach@kpoe.at>

Innenpolitik/WEF-Tagung/Pressekonferenz/KPÖ
From: KPÖ Salzburg <Kpsbg@aon.at>

Regierung/Neuwahlen/Gewerkschaft/GLB
From: "GLB Sekretariat" <sekretariat@glb.at>

und-tschüß_demo_für_fpövp
From: "Michael Botka" <michael.botka@ucpag.com>

Re:_und-tschüß_demo_für_fpövp
From: "*POT*" <pot@unitedaliens.at>

stimmgewitter augustin ua
From: Redaktion Augustin <hannah@atnet.at>

Grillfest des GLB GdG
From: "Fellner" <helmut.fellner@chello.at>

HOSI Wien begrüßt Entscheidung für Neuwahlen
From: Kurt Krickler <office@hosiwien.at>

Lesben und Schwule verleihen ihrer Freude über das Ende des
blau-schwarzen Projekts sichtbaren Ausdruck!
From: Kurt Krickler <office@hosiwien.at>

Wir haben gewonnen! Sie sind (fast) weg!
From: "rosa flieder" <neuwahlen@hotmail.com>

Weg mit dem FPÖVP-Gesindel!
From: "Arbeitsgruppe Marxismus" <agm@agmarxismus.net>

newsletter 4: ars electronica and radio fro: live on air - livestream!
From: "Barbara Wildberger" <barbaraw@fro.at>

Buch Afrikaner in Wien ist fertig. Lieferbar ab nächster Woche
From: "Erwin Ebermann" <erwin.ebermann@aon.at>

[7stern-programm] 7STERN - PROGRAMM 9. bis 14. 9. 2002
From: el awadalla <el@awadalla.at>

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Wie der MUND entsteht ....

Schickt uns bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen.
E-Mail-Adresse der Redaktion:

widerstand@no-racism.net

Im MUND findet Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische Beiträge nicht zu veröffentlichen, einerseits, die Problematik von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beiträge hingewiesen und eine kurze Begründung der/des Tagesredaktuers für die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Ihr könnt Euch die Beiträge extra schicken lassen:
Mail an widerstand@no-racism.net genügt.

 




Quelle: www.popo.at


Und für nächsten Donnerstag:
Das Rechtshilfe-Manual
...und was mache ich eigentlich gegen rassisten?
online-diskussion

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.

Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)
 

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A) STREIK - DISKUSSION UND REAKTION
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01 Zum MUNDstreik: MUNDtot?
From: Johannes Knöbl <j_knoebl@chello.at>
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Ist es nicht eigentlich toll, dass der MUND wirklich bis zum Scheitern
der blau/schwarzen Regierung durchgehalten hat? Und doch schreit
sowohl der Hilferuf der Redaktion, wie auch die aktuelle politische
Lage, nach einigen Überlegungen, was mit diesem Projekt weiter
geschehen soll. Und nachdem ich mich dem Projekt MUND sehr verbunden
fühle, möchte ich auch einige Gedanken dazu äussern ...

# Ein Ende mit Schrecken ...

Der Streik der MUNDRed ist ein klarer Hilferuf, aber ich denke nicht,
dass die Neuzusammensetzung der Redaktion auch nur eines der
grundlegenden Probleme lösen wird können ... Ich kenne interne
Diskussionen der MUND-Redaktion aus eigener Erfahrung, und so
schwierig und kontrovers diese auch an manchen Punkten waren, die
Bruchlinien sind eigentlich nie zwischen MigrantInnen gegen
ÖsterreicherInnen oder Frauen gegen Männer verlaufen.

Die MUND-Red bestand vielmehr immer aus unterschiedlichen Menschen mit
auch unterschiedlichen Prinzipien, Positionen und wenn mensch es so
nennen will, Sensibilitäten ... und die wirklich existenzgefährdenden
Diskussionen haben sich eigentlich immer an den selben drei Punkten
entzündet: "Ablehnung einzelner Beiträge contra freies Meinungsforum",
"Wie umgehen mit Beiträgen zum Konflikt Israel/Palästina" und -
zumeist auch in Überschneidung mit den beiden vorangegangen
Konfliktpunkten: "Wie ist mit latent bzw. offen antisemitischen
Beiträgen umzugehen?" (Sind sie es überhaupt? ... und wenn ja, ist der
MUND ein mögliches Forum, diese Inhalte zu diskutieren?).

Diese Konfliktpunkte werden sich nicht dadurch auflösen, dass sich die
Zusammensetzung der MUND-Red verändert! Und eigentlich war es doch
immer ein Grundsatz der MUND-Red, dass die Zusammensetzung der
MUND-Red eigentlich keinen, oder einen kaum spürbaren, Einfluss auf
die tatsächlichen Inhalte des MUND haben sollten ... wieso soll also
die Neuzusammensetzung der Red alle Probleme lösen?

Ich gebe Claudia mit ihrer Aussage eigentlich vollkommen recht, dass
Österreich schon reichlich mit Untoten gesegnet ist. Ich denke, die
Qualität eines Projekts zeigt sich auch an der Art und Weise wie es zu
Ende geht ... und der Zusammenhang: Gescheitert an der
Antisemitismus-Debatte in der Linken - und dennoch hat das Projekt
durchgehalten, bis diese Regierung gescheitert ist - ergibt einen
guten symbolischen Punkt zu sagen: SCHLUSS!

# Das Herz sagt ...

Die Sinnhaftigkeit als gut funktionierendes Vernetzungsinstrument des
Widerstands hat der MUND zu dem Zeitpunkt eingebüsst, als auch der
Widerstand gegen diese Regierung als vielfältige und bunte Bewegung
mehr und mehr an Kraft verloren hat. Der MUND hat immer die Chance
geboten, über das reine "Informationsorgan des Widerstands gegen
blau-schwarz" hinaus zu einer Art alternativen Informationsquelle für
linke politische Initiativen zu werden.

Diese Hoffnung aufzugeben fällt schwer. Ja, ich muss sogar sagen,
nachdem ich doch lange Zeit sehr viel und gerne für dieses Projekt
gearbeitet habe, überkommt mich auch eine große Portion Wut: Warum ist
es möglich, dass eine im Grunde so schöne und funktionierende Struktur
von ein paar eitlen PamphletistInnen mutwillig zerstört wird ... und
wenn wir uns ehrlich sind, wirklich ehrlich: es waren immer wieder
einige wenige Personen oder Gruppen, die immer wieder solche Krisen
des Projektes heraufbeschworen haben ... und auf der Gegenseite viele
Andere, die nie einen Beitrag geschickt haben, es sei denn, sie
konnten sich über das Kommentar eines Anderen entrüsten ...

Diese aufgezwungene Einsicht, wieder und immer wieder machen zu
müssen, dass einige wenige destruktive Kräfte mit ein paar dummen
Hieben, etwas zerstören können, dass einige Zeit, Liebe und Pflege
gebraucht hat, um zu dem zu wachsen, was es ist ... erzeugt in mir nur
ohnmächtige Wut!

# Aber jetzt ...?

Und doch ist gerade jetzt diese Regierung gescheitert. Es gibt
eigentlich wenig Grund, die wichtige politische Arbeit damit zu
beenden - ganz im Gegenteil. Es erscheint wahrscheinlich, dass dieser
Wahlkampf ein ganz hässlicher werden wird. Es wäre genau jetzt, in
Zeiten des beginnenden Wahlkampfs und einer möglicherweise sich
verändernden politischen Landschaft in Österreich, wieder notwendig,
einzelne politische Initiativen und Projekte miteinander zu vernetzen.

Und damit könnte das MUND-Projekt wieder zu der Funktion zurückfinden,
wozu das ganze ursprünglich entwickelt wurde ... denn es gibt
sicherlich viele gute und wichtige Ideen und Initiativen rund um diese
Neuwahl, die von der raschen Informationsverbreitung des MUND
profitieren könnten ... aber dazu ist es notwendig, dass der MUND
reibungslos funktioniert - und das braucht einerseits mehr aktive und
konstruktive MitarbeiterInnen innerhalb und außerhalb der Red, wie
auch genügend erfahrene Reds, denen der technische und inhaltliche
Ablauf vertraut ist.

Und auf der anderen Seite wird dazu ein vorläufiges Aufschieben, von
zwar wichtigen, aber im Moment nur kaum lösbaren Diskussionen
notwendig zu sein. Denn angesichts der aktuellen Lage, den möglichen
Projekten, die verbreitet und diskutiert werden sollten, erscheint mir
das Lesen von Für und Wider, warum ein einzelner eitler Idiot etwas
falsches geschrieben haben soll, als langweilig und unwichtig ...

Der MUND war immer ein offenes Forum für politische Initiativen, die
im Rahmen des Widerstands gegen blau-schwarz zusammengefunden
haben. Es gab eigentlich so gut wie nie Versuche, von deklarierten
politischen Gegnern, Beiträge zu posten oder das Projekt auf andere
Weise zu stören oder zu verhindern ... wenn nun das Ende des MUND
wirklich werden sollte, bleibt die traurige Erkenntnis, dass wir uns
selbst mundtot gemacht haben - und das es ein "wir" in irgendeiner
Form ganz offensichtlich nicht gibt ...

So hoffe ich, dass der Drang, konstruktive Beiträge zu wichtigen
Diskussionen, Informationen und Aktionen auszutauschen den MUND und
seine wichtige Funktion ganz von selbst erklären, ohne lange darüber
theoretisieren zu müssen ...

gute nacht
jak

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02 Der MUND, die Protestbewegung und die Regierung
From: "Thomas Schmidinger" <thomas_schmidinger@hotmail.com>
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Liebe MUND-Redakteure,

da ich vor eurem "Redaktionsstreik" zwei mal per mail eine
Auseinandersetzung mit den von Claudia Volgger angegebenen Gründen für
ihren Rückzug eingefordert habe, möchte ich mich jetzt noch einmal in
die Diskussion um den MUND einschalten.

Der MUND ist als Informationsorgan der Bewegung gegen Schwarzblau
entstanden. Als solches hat er insbesondere am Anfang dieser
Protestbewegung, als diese noch voller Dynamik und Spontanität war,
eine sehr wichtige Funktion erfüllt. Der MUND war aber auch Ausdruck
der Widersprüchlichkeit dieser Bewegung und gewisse Diskussionen, die
den Aussendungen bestimmter Gruppen folgten, zogen sich durch die
Geschichte des MUND hindurch.

Es ist wohl kein Zufall, sondern Spiegel der Realität der
österreichsichen Linken, daß es immer wieder die Frage des
Antisemitismus war, die die LeserInnen, MitdiskutiererInnen und die
RedakteurInnen des MUND beschäftigten. Auch ich habe mich immer wieder
an diesen Debatten beteiligt und war oft wirklich entsetzt was so
alles im MUND publiziert wurde, konnte aber auch immer wieder
feststellen, daß der MUND eines der wenigen Medien war, die aus
Diskussionen auch lernten, die schließlich antisemitische Texte nicht
mehr veröffentlichten, wenn auch immer wieder mal was "durchrutschte".

Nachdem die schlimmsten Antiimp-Antisemiten wie Herr Fiona Canina aber
die Redaktion verlassen hatten wurde zumindest von den Redakteuren
nichts derartiges mehr produziert und die Redaktion war sichtlich
bemüht aus der Antisemitismus-Debatte zu lernen. Daß ein Posting wie
Martin Mairs dann doch noch "durchrutschte" war ein Fehler, ein Fehler
allerdings der durch einen schnell folgenden Redaktionskommentar
relativiert werden hätte können.

Der MUND war aber nicht nur mit seiner inhaltlichen
Widersprüchlichkeit immer ein Ausdruck der Protestbewegung gegen
Schwarzblau, sondern auch "organisatorisch". Es ist kein Wunder, daß
der MUND genau dann in eine Krise rutscht, wenn von der Bewegung von
der er getragen wurde außer kleinen Resten nichts mehr zu sehen ist.

Dies ist niemandes Schuld. Es liegt in der Natur von Bewegungen, daß
sie kurz, spontan und heftig sind, sich aber nicht dauerhaft
institutionalisieren lassen. Die spärlichen Donnerstagsdemos, zu denen
ich auch nur alle Monat einmal mehr hinschaue, sind nur mehr ein
ritualisierter Abklatsch dieser Bewegung. Die Plattform aus KP und
trotzkistischen Gruppen, die sich relativ rasch auf die ursprünglich
spontanen Demos draufsetzte, hat im Juli ebenfalls ihre Arbeit
endgültig eingestellt.

Von der Bewegung gegen Schwarzblau sind bis auf einige
KünstlerInnengruppen, die BBB und eben die MUND-Redaktion nur mehr die
üblichen Polit-Gruppen geblieben, die es auch schon vor der
Regierungsangelobung gab. Es ist kein Wunder, daß der Niedergang
dieser Protestbewegung auch ihr Medium, den MUND erfaßt.

Auch jetzt, wo die Regierung mehr wankt denn je und vielleicht schon
bei Veröffentlichung dieses Textes Neuwahlen feststehen, gab es bisher
kein Zeichen der eingeschlafenen Bewegung gegen Schwarzblau.

Vielleicht ist dies auch nicht mehr notwendig und die FPÖ hat schon
längst selbst erreicht, was die Proteste gegen sie nicht erreichen
konnten: ihr Verschwinden aus der Regierung.

Wenn nun also der Niedergang der Protestbewegung parallel zum
Niedergang des Anlasses ihres Protestes geschieht, dann stellt sich
für den MUND die Frage des ob und wie Weitermachens sowieso wieder
ganz neu. Ich habe den MUND trotz allen Ärgers immer sehr geschätzt
und würde es sehr begrüßen, wenn es ihn weiter gibt.

Dafür müßte er sich aber nicht nur personell erweitern, sondern auch
überlegen was er als Medium einer nicht mehr existierenden Bewegung
will, wie er sich in eine Zeit nach Schwarzblau transferieren kann und
welche Funktion er dann haben kann. Ich selbst denke mir, daß es auch
unter einer Rotgrünen Regierung genügend Anlässe für Proteste geben
wird.

Ich verstehe es, daß ihr für eine Weiterarbeit neue Leute sucht. Den
Ansatz wieder verstärkt Frauen und ImmigrantInnen in die
Redaktionsarbeit einzubinden finde ich richtig, allerdings frage ich
mich ob es der richtige Weg ist dies mit einem "Redaktionsstreik"
erzwingen zu wollen. Vielleicht wäre es besser einmal zu reflektieren
WARUM denn alle Frauen und MigrantInnen die Redaktion verlassen haben,
bevor der Versuch unternommen wird deren Teilnahme einfach erzwingen
zu wollen.

Da ich selbst keiner "gesellschaftlich systematisch diskriminierten
Gruppe" angehöre, könnte ich selbst nicht die gewünschte Erweiterung
bringen. "Weiße" Männer mit österreichischem Paß werdet ihr schon
genug haben. Deshalb kann ich auch nicht mehr tun als "anteilnehmende,
ermunternde, wütende Kommentare" schreiben. Ich denke aber, daß eine
Reflexion über den MUND auch seine LeserInnen und SchreiberInnen
einschließen sollte... In diesem Sinne wünsche ich euch und uns, den
MUND-LeserInnen viel Glück.

lg
Thomas Schmidinger

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Thomas Schmidinger !
!
thomas_schmidinger@hotmail.com !
http://www.schmidinger.at.tf !
!
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03 Replik auf Claudia Volgger
From: Herbert Gnauer <hg@no-na.net>
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At 22:32 08.09.2002 +0100, you wrote:
>02 für (gemässigte) zensur im mund; und warum das nicht das problem ist

liebe claudia,

ich verstehe deinen standpunkt sehr gut, aber es taete mir leid, wenn
der mund an dieser problematik zugrunde gehen sollte. wir wissen alle,
dass meinungen durch verschweigen weder aus der welt geschafft, noch
geaendert werden koennen, worum es ja letztlich zu gehen scheint. die
derzeitige konjunktur rechten gedankenguts stellt fuer mich eine
auseinandersetzung dar, um die wir nicht herumkommen koennen, und die
in unseren tagen stattfinden muss, weil sie zunaechst (d.h. knapp nach
dem krieg) weder gesellschaftlich noch wirtschaftlich (und damit auch
nicht politisch) verkraftbar gewesen waere, und in weiterer folge aus
einer ganzen reihe von gruenden verzoegert und verschleppt wurde.

angesichts ihrer grossen anzahl war die mitarbeit 'minderbelasteter'
tatsaechlich unverzichtbar, aus dem gleichen grund waren auch die
moeglichkeiten halbwegs humaner gesellschaftlicher entsorgung sehr
begrenzt. was aber natuerlich dazu fuehrte, dass viele der alten
seilschaften unverzueglich wieder aufgebaut wurden, bzw. teilweise
sogar durchgehend intakt blieben.

in weiterer folge wurden nach und nach auch die 'mittel-' und
'schwerbelasteten' re-integriert, waehrend die rueckkehr unliebsamer
konkurrenten mit wachsender effizienz be- und verhindert werden
konnte. der mantel des schweigens, der ueber all dem lag, war
zweifellos auch die bequemste moeglichkeit. weswegen er dann ja auch,
dankbar und gerne angenommen, ungeniert weitergetragen wurde. bis sich
das darunter keimende produkt goebbel'scher aufbauarbeit etwa 40 jahre
spaeter nicht mehr zudecken liess, und unter lauten ruelpsern an allen
ecken hervorgaerte.

auch die bestrebungen, den einwohner/innen dieses sich muehsam
hochrappelnden landes eine gemeinsame identitaet (heute wuerde man
sagen eine corporated identity, damals nannte man es nationalgefuehl)
zu vermitteln, waren nicht eben auseinandersetzungsfoerdernd
angelegt. durchaus nachvollziehbar, dass man das fuer notwendig hielt,
war doch die erstauflage dieses staates u.a. daran gescheitert, dass
ihn niemand fuer ueberlebensfaehig hielt.

weshalb auch ausnahmslos alle politischen parteien dieser ersten
republik folgerichtig den anschluss an den grossen bruder deutschland
im programm hatten. ein wunsch, den sich unter dem noch frischen
eindruck seines katastrophalen scheiterns zwar kaum mehr jemand laut
auszusprechen traute, der aber damit natuerlich keinesfalls aus der
welt geschafft war.

also startete man eine grossangelegte motivations-offensive, eine bis
heute andauernde wir-sind-wieder-wer-kampagne (mittlerweile zum
mir-san-mir degeneriert), um den sogenannten 'guten' nationalismus zu
staerken, vielleicht sogar in der zugegeben etwas blauaeugigen
hoffnung, dass er nebstbei den sogenannten 'schlechten' kanalisieren
moege.

leider bediente man sich dabei (wie auch im weitaus groessten teil der
restlichen welt) nicht aufklaererischer methoden (wie sie z.b. ein
bert brecht forderte), sondern emotionalisierender. paradoxerweise
also jener propagandistischen techniken, deren wirksamkeit vom eben
erst geraeuschvoll untergegangenen dritten reich zu bis dahin
unverstellbarer perfektion getrieben worden waren. selbst die
sozialdemokratie hatte offenbar unter diesem eindruck aufgehoert, vom
muendigen buerger (zuvor sprach man vom 'lesenden arbeiter') zu
traeumen.

die theatersaele, unverzichtbarer bestandteil der meisten in der
zwischenkriegszeit errichteten wiener gemeindebauten, blieben
jedenfalls ausnahmslos geschlossen. selbst der saal des heutigen ekh
(damals meines wissens der jungen kpoe gehoerig) wurde zum lagerraum
umfunktioniert - wohlgemerkt zu einer zeit, in der es noch kein
fernsehen & wenig kino gab, theater also in seiner stellung als medium
viel unangefochtener war, als es heute der fall ist.

die folge war jener allgemeine konsens im schweigen, der erstmals mit
dem fall waldheim zu broeckeln begann. bedauerlicherweise ist die
damals aufbrechende, hoechst noetige diskussion von anfang an in eine
katastrophale richtung gelaufen, ein persoenliches verdienst der
zentralfigur. ich glaube dieser mann haette es damals fuer einen
kurzen moment tatsaechlich in der hand gehabt, den dingen eine
guenstige/re wendung zu geben.

haette er sich nicht verhalten wie der beim griff in die kasse
ertappte filialleiter einer lebensmittelhandelskette. haette er
zugegeben, dass auch er damals nur wollte, was so viele andere wollten
& wollen - so gut als moeglich ihren weg gehen, d.h. karriere
machen. vielleicht waere er teils trotzdem, teils deswegen zum
praesidenten gewaehlt worden. mit sicherheit jedoch haette die debatte
einen grundsaetzlich anderen & ich behaupte besseren start
gehabt. allerdings waere er dann natuerlich nicht waldheim gewesen.

langer schreibe kurzer sinn - ich glaube, dass die auseinandersetzung
noetig ist, und dass auseinandersetzung u.a. zuhoeren bedeutet, auch
wenn sich eine/r/m dabei oefter der magen umdrehen sollte. den mund
halte ich dabei fuer unverzichtbar. oder traeume ich da von den
sprichwoertlichen heissen eislutschern....?

lieben gruss
herbert

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debugging is finished when the last user is dead
http://www.no-na.net - wer will kann mal.

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04 Hüter der Walhalla-Gruft dankt ab.
From: "Baltic News Watch" <balticnewswatch@chello.at>
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Mein Vorschlag zum Ende von Schwarz-Blau lautet: Beendet Mund am Tag
des Endes dieser Regierung. Das wäre ein schöner runder Anlass und
allemal eine Feier wert.

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05 Österreich braucht gerade jetzt den Widerstandsmund!
From: "And. Bauer" <and.bauer@aon.at>
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Werte Widerstandsmund - Redaktion!

Werte aktive und ehemalige Widerstandsmund - RedakteurInnen!

Angesichts der innenpolitischen Entwicklung Österreichs der letzten
Stunden und Tage wäre es günstig und wichtig wenn ihr euren
(begründeten) Redaktionsstreik beenden könntet, euch auf die
ursprüngliche wesentliche Aufgabenstellung "gegen SchwarzBlau"
besinnen könntet, um als unabhängige Medienplattform ( besonders des
außerparlamentarischen Widerstandes gegen Schwarzblau ) zur aktuellen
Berichterstattung wieder präsent zu sein.

Lösungsvorschlag eurer ( ideologischen ) Redaktionsprobleme :

Nur Innerösterreichische Themen und Berichte, auch keine Berichte aus
Deutschland oder Schweiz, weder Pro noch Kontra Israel oder Palästina!

Ihr werdet gebraucht, Österreich braucht den Widerstandsmund !!

Auch bei dieser Gelegenheit an alle jetzigen und auch insbesonders
ehemaligen RedakteurInnen herzlichen Dank für eure geleistete, oft
unbedankte, unbezahlte Arbeit !

Haltet durch, gerade jetzt ist es wichtig nicht "einige Minuten vor
dem Ziel" das Handtuch zu werfen, auch wir gehen trotz aller
Schwierigkeiten seit 2 1/2 Jahren jeden Donnerstag demonstrieren um
gegen SchwarzBlau, gegen Sozialabbau und anderen aktuellen Themen
Nachdruck zu verleihen, und auch die "Botschaft besorgter Bürger" gibt
es weiterhin, ( in Kürze in neuem Outfit ) !

In der Hoffnung und Bitte an euch alle, den Widerstandsmund als
einzige österreichische unabhängige Medienplattform am Netz möglichst
bald wieder lesen zu können

mit widerständischen Grüßen :

Andrea Bauer
persönlich, als auch in Vertretung als
eine der ständigen DonnnerstagsdemonstrantInnen

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06 Re: widerst@nd! - MUND:Sonntag, 08.09.2002
From: Köhler <ibd.koehler@utanet.at>
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Für den Streik habe ich volles Verständnis. Es wäre aber schade, den
MUND aufzugeben. Vielleicht könnt Ihr zumindest die untenstehende
Nachricht wiederholen, bis sich die Situation zu Eurer Zufriedenheit
geändert hat?

Wirklich: Es wäre schade......
lg
Dietmar Köhler (Tel&Fax: 699 11 68, ibd.koehler@utanet.at )
Stv. Obmann
Verein "Zum Alten Eisen ?"
Selbsthilfegruppe für Erwerbslose ab 40
http://members.telering.at/zae
A-1080 Wien, Laudongasse 16

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07 (Kein Betreff)
From: Monika Jarosch <Monika.Jarosch@uibk.ac.at>
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Bitte macht weiter!

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Redaktionsschluss: 22:00 Uhr
Diese Ausgabe hat Albert Brandl
zusammengestellt



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