==============================================
16h: KINOKIS MIKROKINO
==============================================
Mittwoch 16.3.
Diagonale, Graz
Filmprogramm: 16 Uhr KIZ
Diskussion: 18 Uhr - KIZ Spiegelsaal (1. Stock)
Im Anschluss (20 Uhr): Vortrag von Guenther Jacob.
60 Jahre Republik,
50 Jahre Staatsvertrag und 10 Jahre
EU-Mitgliedschaft: das ist das Programm des Jubiläumsjahrs 2005. Die
relativierende Ballung der Jubiläen lässt vermuten, dass es sich um
ein
konzertiertes revisionistisches Unternehmen handelt. Eine Verschärfung
der Verzerrung der österreichischen Nachkriegsgeschichte, ein noch
radikalerer Schub an Chauvinismus, österreichischem Opfermythos und
Nationalismen. Wird jetzt die Tatsache der Befreiung der Opfer des
Nationalsozialismus durch Alliierte und PartisanInnen und ihre Würdigung
zusehends ersetzt durch die ebenso falsche wie
scheinheilig-selbstmitleidige Behauptung, Österreich als Ganzes wäre
Opfer des Nationalsozialismus und gar erst 1955 befreit worden? Bereits
das 70jährige Jubiläum des Februar 1934 hat gezeigt: Anstelle einer
umfangreichen Debatte über den Austrofaschismus und seine Kontinuitäten
bis in die Gegenwart wurde der Diskurs in Politik, Medien und
Gesellschaft nach rechts verschoben. Hier sind nachhaltige Effekte
zweier Perioden der Bundesregierung von ÖVP und FPÖ zu erkennen, die
in
den Jahren seit 2000 eine weitgehende Verschränkung von neoliberalen und
autoritär-nationalistischen Tendenzen in Gang gebracht hat. Das
Jubeljahr 2005 ist ein weiterer Höhepunkt in der hegemonialen
Verankerung dieser Politik.
(Aktionsplattform Österreich 2005: Das Vorsorge-Paket gegen ein Jahr
Heimat-Feiern)
Unser filmischer
Beitrag zum Jubiläumsjahr 2005 konzentriert sich auf
Themen und Bilder, die nicht in die offizielle Geschichtsschreibung und
in das audiovisuelle Gedächtnis der Republik eingegangen sind. Während
das österreichische Mainstream-Kino den Opfermythos bebilderte und eine
heimatliche Traumwelt projizierte, in der sich die affektiven
Besetzungen der NS-Zeit diskret erhalten konnten, finden sich nur wenige
Filme über Opfer und Täter des Nationalsozialismus, über die
nur
exemplarisch stattgehabte Entnazifizierung, über die Kontinuität der
NS-Eliten und über erste Klassenauseinandersetzungen wie den
Oktoberstreik 1950. Die Erzählungen der vertriebenen Jüdinnen und
Juden,
der "Displaced Persons", der ZwangsarbeiterInnen, der PartisanInnen
und
WiderstandskämpferInnen wurde weitgehend zum Verschwinden gebracht.
Nicht ein großer Film über Mauthausen. Unser Programm möchte
exemplarisch einige dieser Lücken thematisieren und Filme präsentieren,
die trotzdem entstanden, wenn auch nicht in Österreich, sondern in
Jugoslawien und den USA. Nach 1945 produzierten die Alliierten Filme,
die der "Re-Education", der demokratischen und antifaschistischen
"Umerziehung" dienten und die deutsche und österreichische Bevölkerung
zunächst mit Bildern aus den befreiten Konzentrationslagern
konfrontierten um sie von ihrer Schuld am Aufstieg des
Nationalsozialismus und an der Shoah zu überzeugen. Bekannte Regisseure
wie Billy Wilder, Joseph von Sternberg, Henri Cartier-Bresson oder
Alexander Hackenschmied wirkten an diesen Filmen mit, die in Österreich
nur bis 1947 gezeigt wurden. Deutschland erwache (D/USA 1945) ist ein
besonders eindrückliches Beispiel des Genres. Der Beginn des Kalten
Krieges bedeutete das Ende solcher Entnazifizierungsversuche. Die Shoah
wurde zunehmend verdrängt, alle Parlamentsparteien buhlten vor den
Wahlen von 1949 um die Stimmen der ehemaligen NSDAP-Mitglieder.
1943 hatten die
Alliierten in der Moskauer Deklaration einen
eigenständigen Beitrag Österreichs zu seiner Befreiung zur Bedingung
für
eine spätere Eigenstaatlichkeit gemacht. Darin hieß es: "Österreich
wird
aber auch daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Kriege an der
Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, der es nicht
entrinnen kann, und daß anlässlich der endgültigen Abrechnung
Bedachtnahme darauf, wieviel es selbst zu seiner Befreiung beigetragen
haben wird, unvermeidlich sein wird." Den zahlenmäßig und militärisch
bedeutendsten Widerstand leisteten die Kärntner slowenischen
PartisanInnen. Ihr Kampf wurde als der von den Alliierten geforderte
eigene Beitrag zur Befreiung gewertet, und damit zu einer entscheidenden
Grundlage für das Zustandekommen des Staatsvertrags 1955. Trotzdem
überging die Geschichtsschreibung der Zweiten Republik systematisch die
PartisanInnen.
Und weil die Geschichte
in Österreich nicht aus der Sicht der
PartisanInnen erzählt wird, gibt es dazu auch kaum österreichische
Filme. Um die ausgeschlossene Perspektive der PartisanInnen zu
repräsentieren, zeigen wir Slavica (Jugoslawien 1947), den ersten
"Partisanen-Film" Jugoslawiens, wo die Erinnerung an den bewaffneten
Kampf gegen die deutschen und österreichischen Nazis zum zentralen
Narrativ der Nachkriegsgeschichte wurde. Bis in die 80er Jahre
entstanden Hunderte jugoslawischer Filme, die sich an der Geschichte des
Partisanenkampfs abarbeiteten, sie zum Mythos erhoben oder zum Vorwand
für Kriegsfilm-Exploitation verwendeten. Slavica unterliegt noch nicht
der späteren Kodifizierung des Genres und steht noch ganz unter dem
Eindruck der Ereignisse, die die SchauspielerInnen selbst durchlebt hatten.
In den staatsoffiziellen
Jubelfeierlichkeiten wird die Perspektive der
slowenischen PartisanInnen einfach verschwiegen. In Kärnten geht die
kleinere Regierungspartei, historisch das Auffangbecken der ehemaligen
Nazis, einen Schritt weiter: Hier wird von der Landesregierung und
minderheitenfeindlichen, faschistoiden Verbänden wie dem "Kärntner
Heimatdienst" planmäßig die Perspektive verkehrt und der
antifaschistische Kampf der Kärntner PartisanInnen regierungsoffiziell
kriminalisiert. Diese Politik wird auch filmisch umgesetzt, etwa in In
der glühenden Lava des Hasses, einem Film des Rechtsextremen Andreas
Mölzer über die sogenannten "Partisanenverbrechen". Überhaupt
entbehren
Staatsvertragsjubelfeiern aus Kärntner Sicht nicht einer gewissen
Ironie, sind doch wesentliche Bestimmung des Vertrages in Kärnten bis
heute nicht erfüllt. Die Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln wird
weiterhin verweigert. Und die "Tätigkeit von Organisationen, die darauf
abzielen, der kroatischen oder slowenischen Bevölkerung ihre Eigenschaft
und ihre Rechte als Minderheit zu nehmen" (Staatsvertrag Artikel 7,
Punkt 5) ist beileibe nicht verboten.
FILMPROGRAMM
Mi., 16.3., 16 Uhr KIZ
Deutschland erwache
D/USA 1945, Produktion:
US-Signal Corps, Beta SP, Schwarzweiß, 23 Min.,
deutsche Fassung
"Amtlicher
Film Misc. 1208 Kriegsministerium. Ein Tatsachenbericht
zusammengestellt aus offiziellen Filmen von der Filmdienststelle der
Armee der Vereinigten Staaten von Amerika."
Deutschland erwache gehört zu den Filmen, die unmittelbar nach der
Niederlage des "Dritten Reiches" im Rahmen der sogenannten Re-Education
produziert wurden, um die deutsche und österreichische Bevölkerung
mit
ihren Verbrechen zu konfrontieren. Der Film, der bereits ab Mai 1945
gefangenen Wehrmachtssoldaten gezeigt wurde, zeigt Bilder aus den
befreiten Konzentrationslagern und von zerstörten Städten und wendet
sich im Off-Kommentar direkt und schroff an seine Adressaten: "Die
alliierten Generäle haben angeordnet, daß diese Greuel der deutschen
Zivilbevölkerung gezeigt werden sollen, damit alle Deutschen sich davon
überzeugen können, wie die Nazis gehaust haben. Aus dem selben Grunde
zeigen wir euch diesen offiziellen Film. Wir zeigen euch diese
Wagenladung voller Toten, sodaß ihr sie nie vergessen sollt. (...) Wir
wissen, daß unter euch Männer sitzen, die uns heute zwar erzählen
wollen, nie Nazis gewesen zu sein, die sich in Wirklichkeit aber nicht
geändert haben und heute noch an Hitlers Theorien festhalten."
Einleitung: Thomas Tode, Filmemacher und Filmwissenschaftler, Hamburg
Slavica
Jugoslawien 1947,
35 mm, Schwarzweiß, 94 Min., Originalfassung, deutsche
Übersetzung live eingesprochen
Regie: Vjekoslav Afric
Drehbuch: Vjekoslav Afric
Produktion: Avala Film Beograd
Musik: Silvije Bombardeli
Schnitt: Maja Ribar, Dusan Aleksic
DarstellerInnen: Irena Kolesar, Dubravko Dujsin, Marjan Lovric, Carka
Jovanovic, Ljubisa Jovanovic, Jozo Laurencic, Boza Nikolic, Ivka Rutic,
Dejan Dubajic, Joza Rutic, Predrag Milanov, u. v. a.
Slavica war die
erste jugoslawische Spielfilm-Produktion nach 1945.
Vjekoslav Afric (Hvar 1906 - Split 1980) drehte den Film mit
bescheidenen Mitteln und fast ausschließlich mit LaiendarstellerInnen,
die selbst bei den PartisanInnen gewesen waren. Irena Kolesar, die
Darstellerin von Slavica, stammte aus einer linken Familie und war
Friseurgehilfin gewesen, bevor sie sich 1943 den PartisanInnen anschloss
und beim "Theater der Volksbefreiung" Schauspielerin wurde. Titelgebende
Hauptfigur des Films ist die Partisanin Slavica, die mit Marin und einer
Gruppe von der Fischerei-Kooperative ein gerade gebautes Fischerboot vor
den italienischen Besatzern versteckt. Sie werden entdeckt und gefangen
genommen, doch die Partisanen befreien sie. In der Folge nehmen sie an
einer Reihe von deren Aktionen teil. Slavica stirbt schließlich in einer
Seeschlacht und ihr Schiff, eines der ersten der jugoslawischen
Kriegsflotte, wird nach ihr benannt...
"Bemerkenswert ist, dass der Held des Films nicht John Wayne oder
Humphrey Bogart ist, sondern eine Frau. Dies weist deutlich darauf hin,
dass der Zweite Weltkrieg ein Krieg war, in dem alle Jugoslawen und
Jugoslawinnen kämpften, Männer wie Frauen. Ideologisch reflektiert
diese
Realität einen Teil des Reizes des Neuen Jugoslawien unter
kommunistischer Führung, welcher eine klassenlose Gesellschaft auf der
Basis der Gleichheit der Geschlechter versprach." (Andrew Horton)
Einleitung: Daniel
Rafaelic, Filmhistoriker und -archivar / Kroatische
Kinemathek, Zagreb
GESPRÄCH
Mi 18 Uhr - KIZ Spiegelsaal (1. Stock)
Hvala Partizanke!
Lipej Kolenik,
Partisan und Autor
Daniel Rafaelic, Filmhistoriker und -archivar / Kroatische Kinemathek,
Zagreb
Thomas Tode (Filmemacher und Filmwissenschaftler, Hamburg)
Günther Jacob (Publizist, Hamburg)
Anja Salomonowitz (Filmemacherin, Wien)
Tina Leisch (Film-, Text-und Theaterarbeiterin, Wien)
VORTRAG
Mi 20 Uhr - KIZ Spiegelsaal (1. Stock)
Die Zukunft der
Vergangenheitsbewältigung.
Über die symbolische Sanierung Österreichs im Jubiläumsjahr
Günther Jacob (Publizist, Hamburg)
Links:
Österreich
2005 - Das Vorsorge-Paket gegen ein Jahr Heimat-Feiern!
http://www.oesterreich-2005.at
Diagonale 2005
http://www.diagonale.at
==============================================
20.30 "Operation Spring"
==============================================
From: "Schnittpunkt"
<schnittpunkt@gmx.at>
Subject: "OPERATION SPRING - Uraufführung
Diagonale ´05, Unterstützung durch Sundance,
Festivaleinladung nach Nyon"
OPERATION SPRING - Uraufführung im Rahmen der
<http://www.diagonale.at>Diagonale 2005 in Graz.
Wir freuen uns
mitteilen zu können, dass der
Dokumentarfilm OPERATION SPRING im Rahmen der
Diagonale 2005 uraufgeführt wird.
Die Vorstellungstermine:
Mittwoch, 16.3.2005, 20:30 Schubert 1
Freitag, 18.3.2005, 18:00 Schubert 1
Pressekonferenz:
Donnerstag, 17.3.2005, 10:00, Festivalzentrum Palais
Thienfeld
Wir haben mehrere
Jahre an der Realisierung
dieses Films gearbeitet, umso mehr freut es uns,
dass er schon jetzt, kurz nach der Fertigstellung
auf diese positive Resonanz stösst.
Bedanken möchten
wir uns bei all jenen, die uns
bei der Herstellung des Films unterstützt haben.
Besonders stolz
sind wir darüber, dass
es uns gelungen ist, auch internationale
finanzielle Unterstützung für den Film zu
erhalten.
OPERATION SPRING
ist der 1. österreichische
Dokumentarfilm, der durch den Sundance Institute
Documentary Fund, einem Program des Sundance
Institute (USA), gefördert wurde.
OPERATION SPRING - Inhalt:
Im Morgengrauen
des 27. Mai 1999 stürmen 850
Polizisten Wohnungen und Flüchtlingsheime in ganz
Österreich. Der Codename der Polizeiaktion ist
"Operation Spring", es ist die größte
kriminalpolizeiliche Aktion seit 1945. Insgesamt
werden an die 100 Afrikaner verhaftet.
Die Medien berichten
von einem noch nie
dagewesenen Erfolg der Polizei im Kampf gegen die
Organisierte Kriminalität. Mit Hilfe des ersten
Großen Lauschangriffs sei es gelungen, die Bosse
eines international agierenden Nigerianischen
Drogenrings festzunehmen.
In den folgenden
Jahren entwickelt sich daraus
das größte Justizverfahren gegen Afrikaner in
Österreich. Fast alle Angeklagten werden
verurteilt. Das gesamte Strafausmaß beträgt
mehrere hundert Jahre Haft.
OPERATION SPRING
ist ein Dokumentarfilmthriller
über die Erprobung neuer Ermittlungsmethoden und
Gesetze in Österreich. Schritt für Schritt werden
die damaligen Ereignisse aufgerollt und die
Hauptbeweismittel unter verschiedenen
Blickwinkeln akribisch untersucht.
Während zu
Beginn den Schwierigkeiten der Polizei
und des Gerichts bei der Handhabung der neuen
Ermittlungsmethoden und deren Ergebnissen
nachgegangen wird, nehmen die Ereignisse im
weiteren Verlauf eine immer bedrohlichere
Entwicklung mit kafkaesken Zügen.
Beteiligte der
involvierten Seiten erzählen, was
sie damals erlebt haben, wie sie die Ereignisse
wahrgenommen haben. Unter ihnen Richter, Anwälte,
ein Beamter aus dem Justizministerium, ein
ehemaliger Kronzeuge und ein verurteilter und
inhaftierter Afrikaner.
Darüber hinaus
folgt der Film dem letzten noch
offenen "Operation Spring"- Prozess, der im
Herbst 2003 zum dritten Mal neu aufgerollt wird.
Entwicklungen und Fragen, die in diesem Verfahren
auftauchen, werfen im Nachhinein ein neues Licht
auf die gesamten Operation Spring Prozesse.
Der Film stellt
die Frage, ob die Angeklagten
jemals die Chance auf ein faires Verfahren hatten.
Weitere Informationen
und Bilder zum Film finden
sich auch unter:
<http://www.operation-spring.com>www.operation-spring.com
TEAM:
Idee, Buch, Regie,
Schnitt: Angelika Schuster, Tristan Sindelgruber
Kamera: Robert Angst
Dramaturgische Beratung, Schnitt: Wolfgang Widerhofer
FORMAT
94 Minuten, Digi-Beta, Farbe, Stereo
OPERATION SPRING wurde unterstützt durch:
Sundance Institute Documentary Fund (USA)
The Documentary
Channel (Canada)
Media Plus
Filmfonds Wien
ORF (Film-Fernsehabkommen)
Bundeskanzleramt - Kunstsektion
Entwickelt im Rahmen des Media Programms Eurodoc-Script.
Unser Dank gilt all jenen, die uns über die Jahre
unterstützt und bestärkt haben, diesen Film zu
machen und nicht aufzugeben.
Angelika Schuster, Tristan Sindelgruber
Schnittpunkt -
Sindelgruber Tristan, Film- & Multimediaproduktion
Große Sperlgasse 19/3
1020 Wien
Austria
e-mail: schnittpunkt@gmx.at
web: <http://www.schnittpunkt-film.com>www.schnittpunkt-film.com
<http://www.operation-spring.com>www.operation-spring.com
====================
akin-termine
====================
ekh, 20h, Soliveranstaltung mit Stermann & Grissemann. 1100 Wielandg.2-4
Altes AKH, Aula
Unicampus, 18,30, Podiumsdisk: Die aktuelle Situation in
Venezuela. 1090 Spitalg.2, Hof
Inst.Francais,
19h, 1.Wr.Lesetheater: Printemps des Poetes: Saint Germain du
Pres. 1090 Waehringer Str.30
Hohenems, Die Emsigen
Beisl, 20h, Christian Felber/Attac: Ohne Geld kein
Wasser - Wundermittel PPP oder "Wie der globale Steuerwettlauf zur Ware
macht". Kaiser Franz Josef Str.29