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Veranstaltung mit Barbara Duden 30./31. März 2006 Ankündigung
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30. März / marzo 2006


31. März / marzo 2006


Seminar 14-17 Uhr
„Zügige Entkörperung?
Zur Geschichte des Frauenkörpers zwischen 1970 und der Jetzt-Zeit“
Barbara Duden spricht über den Bruch mit der „Ur-Zeit“ der Medizin,
d.h. der Zeit vor 1980, also vor Ultraschall und Amniozentese, die
Zeit vor dem Fötus, vor Aids und Hormonschweinen. In jener Urzeit war
der absolute Vorrang des Erlebens und Befindens als Kriterium des
Wohlseins nicht durch das Monopol des technischen Denkens bedroht.
Das Handeln und die politische Kalkulation mit Menschen-Mengen in
einer Welt technischer Normen, in der das Denken in systembezogenen
Begriffen für das Erlebnis maßgeblich geworden ist, spiegelt für
Duden einen Endpunkt in der Körpergeschichte.

Frauenarchiv, Pfarrplatz 15, Bozen
in deutscher Sprache
Vortrag 20 Uhr

„Mein Körper - mein Risiko“ –
ein folgenreiches, praxisleitendes Missverständnis
Für eine Serie von potentiellen Erkrankungen bestimmt die Medizin
Risikofaktoren, und heutzutage gibt es in der „zivilisierten Welt“
die Möglichkeit der Prädiktion und Prävention. Dabei entsteht die
Illusion, dass Krankheit grundsätzlich vermeidbar sei, wenn die
Einzelnen einen gesunden Lebensstil pflegen, sich ausreichend
informieren und gezielt Risikomanagement betreiben.
Barbara Duden äußert sich als Historikerin zu einer Medizin der
Risikokalkulation, indem sie aufzeigt, dass „Propaganda für Chance
und Risiko, Wahrscheinlichkeit und Inzidenz unvermeidlich zur
öffentlichen Ver­wirrung durch eine gezielte Belehrung über
prinzipiell Unverständliches“ führt. Sie zeigt, dass durch
Information beispielsweise über Krebsrisiko beunruhigende Angst
erzeugt wird, die Frauen verunsichert und hilflos macht.
Landhaus 1 - Innenhof, Crispistraße 3, Bozen
in deutscher Sprache mit italienischer Simultanübersetzung

Conferenza ore 20
“Il mio corpo – il mio rischio” –
un malinteso dalle tante conseguenze
Barbara Duden rileva che le informazioni condizionate, manipolate,
superficiali e anche illusorie sui rischi lega­ti alle malattie
generano in noi un’oscura ed inquietante paura. Inoltre rafforzano
l’opinione che la malattia sia in fondo facilmente evitabile: per non
ammalarsi basta seguire uno stile di vita sano, informarsi e evitare
determinati rischi. I giochi numerici delle statistiche sostituiscono
le percezioni personali e rendono insicuri, rendono la verità
impercettibile, senza senso, senza sensi.
Palazzo Provinciale 1, Cortile Interno,
Via Crispi 3, Bolzano
tedesco con traduzione simultanea


Seminar 9-12 Uhr
Das Alltags-Gen.
Über die sozialen Folgen öffentlichen Gen-Geredes
Wie bei keinem anderen Fachwort klaffen beim „Gen“ wissenschaftliches
Konzept und öffentliche Wahrnehmung auseinander: Während Fortschritte
in der molekularbiologischen Forschung die Hypothese widerlegt haben,
es gäbe definierbare Grundeinheiten der Vererbung und Entwicklung –
also „Gene“ – ist das Wort außerhalb des Labors zum Sinnbild für den
„Grundbaustein des Lebens“ und seine technische Manipulation geworden.
Im Projekt „Das Alltags-Gen“ hat Barbara Duden die Bedeutung, die in
der Umgangssprache dem „Gen“ gegeben wird, auf die sozialen Folgen
dieses Verständnisses hin untersucht. Was besagt, fordert und
diktiert „Gen“, wenn es in familiären oder ratgebenden Gesprächen
auftaucht? Was meinen die Leute, wenn sie von „meinen Genen“ oder
„deinen Genen“ sprechen?

Diskussionsforum 14-16 Uhr
Inhaltliche Vertiefung und politische Handlungsansätze
Frauenarchiv, Pfarrplatz 15, Bozen
in deutscher Sprache
Für die Teilnahme an den Seminaren ist eine
Anmeldung innerhalb 23. März erforderlich:
Frauenbüro, Crispistraße 3, Bozen
Tel. 0471 41 11 80/81 - frauenbuero@provinz.bz.it


Barbara Duden
1942 geboren, studierte Geschichte und Anglistik in Wien und Berlin.
Von 1985-1990 unterrichtete sie Frauengeschichte und Geschichte von
Wissenschaft und Technologie an verschiedenen Universitäten in den USA.
Professorin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der
Universität Hannover.
Lehr- und Forschungsschwerpunkte:
Geschichte des erlebten Körpers
Wissenschafts- und Technologiegeschichte
Genetik in der Alltagswahrnehmung
Blickgeschichte
Nata nel 1942, ha studiato storia e anglistica a Vienna e Berlino, ha
insegnato Storia delle donne, Storia delle scienze e tecnologie
presso diverse università negli Stati uniti dal 1985-1990.
Professora ordinaria di Sociologia e Psicologia sociale presso
l’Università Hannover.
Ambiti di ricerca e insegnamento:
storia del corpo vissuto
storia delle scienze e tecnologie
la genetica nella percezione ordinaria
storia dello sguardo


Marisol Escobar: Visit, 1964

Wo bleibt der Körper?
Eine Körperhistorikerin über
die Folgen der modernen Medizin

E il Corpo?
Una storica del corpo si confronta
con la medicina moderna
Barbara Duden
30./31. März/marzo 2006


„Ich möchte als eine Frau protestieren,
die bei ihrem Körper,
bei ihren Sinnen bleiben will“
Barbara Duden

“Vorrei protestare come donna,
che vuole restare fedele
al proprio corpo, ai propri sensi.”
Wir danken der Ärztin Ingrid Windisch und der Historikerin Siglinde
Clementi sowie den KVW-Frauen für ihre inhaltliche und
organisatorische Mitarbeit.


Eine Initiative des Landesbeirates
für Chancengleichheit – Frauenbüro
Un‘iniziativa del Comitato
per le Pari Opportunità- Servizio donna