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21.00: 08 KINOKIS MIKROKINO von p <p@kinoki.at>
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Metro Kino/Filmarchiv Austria (1. Johannesgasse
4, Tel. 01/512 18 03)
kinokis mikrokino praesentiert in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria:
<Das Herz der Welt schlug in Wien> Zwei Filme der Linken im Kalten Krieg.

Zwei Dokumentarfilme aus dem Jahr 1954, beide sind auf unterschiedliche
Weise mit österreichischen Schauplätzen verbunden: Mitten im Kalten Krieg
zeichnete Joris Ivens monumentaler Film <Lied der Stroeme> das Panorama
einer globalen Arbeiterbewegung. Die Geschichte dieses Filmes beginnt in
Wien, wo 1953 ein Kongress des Weltgewerkschaftsbundes stattfand. Als der
fertige Film ein Jahr später in einer von Anti-Kommunismus geprägten
Atmosphäre in Wien gezeigt wurde, produzierte der Österreichische
Friedensrat gerade einen kurzen Film gegen Militarismus und
Kriegsverherrlichung. <Schatten über unserer Heimat>, der seit den
50er-Jahren nie mehr aufgeführt wurde, fasziniert heute durch Aufnahmen, die
das Klischee der statischen 50er-Jahre konterkarieren: Statt
österreichischer Walzerseligkeit zeigt er Aufmärsche des
Kameradschaftsbundes und Kundgebungen gegen diese Soldatentreffen. Beide
Filme überraschen heute durch ihre alternative Sicht auf die unmittelbare
Nachkriegszeit, deren Deutung im <Gedankenjahr 2005> zur Debatte steht.
Sie zeigen die Epoche des Kalten Krieges als eine Zeit heißer
Auseinandersetzungen, international und in Österreich. Das Klima in
Österreich war von Kalten Kriegern und einem rigiden Antikommunismus
geprägt. In der Phase vor Abschluss des Staatsvertrags richtete sich die
Politik der Bundesregierung und der West-Alliierten gegen einen befürchteten
Anschluss an den Sowjet-Block, während die Linke gegen
Anschluss-Bestrebungen an West-Deutschland agitierte. Die beiden Filme
widerspiegeln die Tatsache, dass Wien zwischen 1950 und 1955 zum Treffpunkt
einer internationalen Friedens- und Gewerkschaftsbewegung geworden war.
Unter der Schirmherrschaft der sowjetischen Besatzungsmacht entfalteten der
sich als überparteilich verstehende Weltfriedensrat und der kommunistisch
dominierte Weltgewerkschaftsbund eine rege Tätigkeit. Anlässlich eines
solchen Kongresses titelte die Österreichische Friedenszeitung: <Das Herz
der Welt schlug in Wien>. Auch Jean-Paul Sartre war 1952 beeindruckt: <Was
ich in Wien gesehen habe, ist der Friede>. Die Bundesregierung boykottierte
diese Aktivitäten systematisch, die westlich orientierten Medien befolgten
eine <Schweigefrist> während dieser Kongresse. SPÖ-Innenminister Oskar
Helmer fürchtete eine <kommunistische Infiltration der Intellektuellen>, die
tendenziell <zuerst umfielen> und für <politische Sachen am empfänglichsten
waren.> (Karin Moser: 2001)
Die Remilitarisierung Österreichs im Rahmen des Kalten Krieges verhinderte
einen tatsächlichen Bruch mit den Einstellungsmustern und
Verhaltensdispositiven aus der NS-Zeit. Im Dezember 1954 ­ fast im selben
Moment, als die beiden Filme in Wien zu sehen waren ­ erklärte der
ÖVP-Nationalratsabgeordnete Alfons Gorbach im Parlament: <Man muß den Sinn
der Opfer anerkennen, die die deutschen und österreichischen Soldaten im
Zweiten Weltkrieg gebracht haben. Von der Stunde an, da Rußland in den Krieg
eintrat, war es für jedermann klar, daß die Niederlage Deutschlands in
diesem Krieg die völlige Bolschewisierung Deutschlands und Österreichs zur
Folge haben könnte, und deshalb haben die Frontsoldaten im Osten den Kampf
um die Würde und Freiheit des Menschen geführt. Hier kommt uns nur eines zu,
in Ehrfurcht unser Haupt zu neigen.> (Die Österreichische Volksstimme,
4.12.1954) Wenige Tage darauf wurde Gorbach das goldene Ehrenzeichen der
Republik Österreich verliehen.

Schatten über unserer Heimat
Regie: Frank W. Rossak. Produktion: Österreichischer Friedensrat.
A 1954/55, 19 Minuten, 16 mm, s/w.
Der Film beginnt mit idyllischen Bildern aus Österreich. <Die Wunden des
Krieges scheinen wieder geschlossen. Doch wer wachsam ist, weiß, daß er zwar
heute wieder ruhig schlafen kann, ohne von Sirenen geweckt zu werden. Aber
wie lange noch? Vor unseren Augen wird offensichtlich ein neuer Krieg
vorbereitet ­ auch hier in Österreich. Der Film zeigt das auf vielerlei
Arten: Kriegsliteratur in unseren Buchläden, militärische Bauten auf
österreichischem Boden, vor allem aber das Wiederaufleben militaristischen
Treibens. Überall werden Kriegerdenkmalfeiern und Kameradschaftstreffen
abgehalten, bei denen, wie der Film zeigt, nicht nur Österreicher mit ihren
Auszeichnungen aus dem Hitler-Krieg geschmückt aufmarschieren, sondern an
denen auch wiederholt unerwünschte Gäste aus Westdeutschland teilnehmen,
nicht selten Kriegsverbrecher, die noch gar nicht lange wieder auf freiem
Fuß sind.> So beschrieb im März 1955 die Österreichische Friedenszeitung,
das Organ des österreichischen Friedensrates, den Film. <Sehr geschickt
blendet der Film immer wieder Szenen aus den 30er Jahren abwechselnd mit
solchen aus der Gegenwart ein, sodaß die Ähnlichkeit der vorbereitenden
Situationen der beiden Zeitperioden erschreckend deutlich wird.> Die Stimme
des Off-Kommentars wendet sich von Beginn an direkt ans Publikum: <Geht es
nicht auch Dich an? ­ Es ist dein Land!> Seine anti-militaristische Rhetorik
ist wesentlich gefärbt von einem starken Österreich-Patriotismus. Die
<Schatten>, die <über unserer Heimat> liegen, rühren aus der Vergangenheit,
die von deutschen Wehrmachtsgenerälen wie dem Bundestagsabgeordneten Hasso
von Manteuffel oder Albert Kesselring, dem Führer des westdeutschen
Soldatenbundes <Stahlhelm>, wieder zum Leben erweckt werden sollte. Der Film
stellt die Aktivitäten der überparteilichen Friedensbewegung, sie ist <das
Gewissen Österreichs>, dagegen: Katholikinnen und Katholiken, Sozialistinnen
und Sozialisten, Kommunistinnen und Kommunisten, Parteilose, ehemalige
<KZler>. Polizisten nehmen Demonstranten ihre Soldatengrabkreuze aus Pappe
ab. Anlässlich einer Kundgebung von <Salzburger Frauen gegen
Anschlusspropaganda und Soldatentreffen> am 29. Mai 1954 spricht bei
strömendem Regen die Halleiner Widerstandskämpferin Agnes Primocic, die
heuer übrigens ihren 100. Geburtstag feierte, leider übertönt vom
Off-Kommentar.

Einleitendes Gespräch mit Peter Schauer, geb. 1930, Präsident des
Österreichischen Verbandes der Filmarchivare, ehemaliger Lehrbeauftragter
für Filmgeschichte an der Filmakademie Wien. Peter Schauer war letzter
Produktionsleiter der Pax-Film, der Produktionsfirma des 1957 verstorbenen
Frank W. Rossak. Er hat an der Wiederentdeckung von SCHATTEN ÜBER UNSERER
HEIMAT maßgeblichen Anteil und wird über die Filmarbeit des Friedensrates
sowie den Produktionskontext des Filmes berichten.


Lied der Ströme
Regie: Joris Ivens (Mitarbeit: Joop Huiskens, Robert Menegoz). Buch:
Vladimir Pozner, Joris Ivens. Kamera: Erich Nitzschmann sowie anonyme
Kameraleute aus mehr als 30 Ländern. Kommentar: Vladimir Pozner. Musik:
Dmitri Schostakowitsch. Musiktext: Bert Brecht, Semion Kirsanov. Gesang:
Paul Robeson. Produktion: DEFA ­ Studio für Dokumentarfilme, World
Federation of Trade Unions (W.F.T.U.).
DDR 1954, 107 Minuten, 35 mm, s/w, deutsche Fassung.
<Lied der Ströme> ist ein wahrhaft epischer Film über die sechs großen
Ströme der Erde und ihre Anwohnerinnen und Anwohner: Nil, Ganges,
Mississippi, Amazonas, Wolga und Yang-Tse. Dazu die Mitarbeit der
Schriftsteller Bert Brecht und Wladimir Pozner, der Sänger Paul Robeson und
Ernst Busch, des Komponisten Dmitri Schostakowitsch und von Kameramännern
aus über 30 Ländern. Ivens besingt in einem visuellen Gedicht die
Handarbeit, schildert die Lebensumstände der an den Flüssen lebenden
Arbeiter und Bauern verschiedener Kulturen, die unter der Last des
Kapitalismus leiden, die aber gemeinsam einen siebten Strom bilden: den
Strom der Arbeiterbewegung, der an Wolga und Yang-Tse bereits Früchte trage.
<Lied der Ströme> stellte der Metaphorik einer in unversöhnliche Blöcke
gespaltenen Welt das affektive Bild einer alle Grenzen überwindenden,
zusammenfließenden Menschheit entgegen. Narrativer Ausgangspunkt war ein
Kongress des Weltgewerkschaftsbundes im Wiener Konzerthaus im Jahr 1953.
Eine megalomane DEFA-Produktion, von der 18 Sprachversionen entstanden und
der angeblich von 250 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen wurde.
Legendär sind die Schwierigkeiten, mit denen Kameraleute aus Diktaturen beim
Filmen konfrontiert waren, manche Filmrolle fand unter abenteuerlichen
Umständen ihren Weg auf Ivens' Schneidetisch. In den USA war der Film
jahrzehntelang als »kommunistische Propaganda« verboten, in England und
Frankreich wurde nur eine zensierte Fassung gezeigt.

Einleitendes Gespräch mit Thomas Tode, geb. 1962, Filmemacher und freier
Publizist, Hamburg. Herausgeber von: Johan van der Keuken: Abenteuer eines
Auges (1987); Chris Marker - Filmessayist (1997); Dziga Vertov - Tagebücher
/ Arbeitshefte (2000). Im Gespräch mit Thomas Tode wird es darum gehen,
<Lied der Ströme> einerseits zeitgeschichtlich und dokumentarfilmhistorisch
zu kontextualisieren und andererseits die Bedeutung des Films im Werk Joris
Ivens' herauszustellen.


Links:

Filmarchiv Austria
http://www.filmarchiv.at

European foundation Joris Ivens
http://www.ivens.nl

PDF: Utopian Visions in Cold War Documentary: Joris Ivens, Paul Robeson and
Song of the Rivers (1954) by Charles Musser
http://www.erudit.org/revue/cine/2002/v12/n3/000738ar.pdf

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akin-termine
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Amerlinghaus, 19h, Informationsveranst. fuer Erwerbsarbeitlose mit Andi
Malandi. U.A. zu Mapnahmenoffensive, neue Zumutbarkeitsbestimmungen etc.
Arbeitsrecht usw. 1070 Stiftg.8

Galerie Kandinsky, 1080 Lerchenfelder Str.13, Durchhaus, 18-22h, der
schul.frei Verein laedt ein: Ho oponopono - Konflikt- und Versoehnungsritual
aus Hawai zeigt einen kreativen Umgang mit Konflikten. Workshop mit Lidia
Brandstaetter und Lotte Kreissler. Bei Interesse Anmeldung an
schul.frei@gmx.at

depot, 19h, Filmvorfuehrung und Diskussion: Das Gedaechtnis der Republik

Literaturhaus, 19h, Lesung zum Tag der Freiheit des Wortes der Grazer
AutorInnen-Versammlung. 1070 Zieglerg.26a

Salzburg, Techno-Zentrum, 9-16,30 Seminarraum Gaisberg, Workshop: Schutz vor
Diskriminierung im Arbeitsleben. Anm. Boltzmann Institut fuer
Menschenrechte - Tel. 4277/27445, workshop.bim@univie.ac.at