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17.30: Gedenkkundgebung Aspangbahnhof
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17:30 Uhr Niemals vergessen! Mahnwache und Kundgebung
In den Jahren 1939-1942
wurden von ehemaligen Aspangbahnhof
zehntausende österreichische Jüdinnen und Juden deportiert und
kehrten nicht mehr zurück.
Antifaschistischer
Gedenkstein vor dem ehemaligem Aspangbahnhof
(1030 Wien, Aspangstraße 2/Platz der Deportierten)
Unterstützt
von: Aktion gegen den Antisemitismus, Bund
sozialdemokratischer Juden -- Avoda, Betriebsrat Lebenshilfe
Wien, Context XXI, Forum gegen Antisemitismus, Gewerkschaftlicher
Links Block (GLB), GO-Dogma, Grünalternative Jugend Wien (GAJ),
Jüdische Österreichische HochschülerInnen, LIAB/SOWI, LOGO -
Linke Ottakringer Grundorganisation, monochrom, Ökologische Linke
(ÖKOLI), ÖH Uni Wien, Studienvertretung Politikwissenschaft,
Young Communists
Niemals vergessen!
Gegen Antisemitismus und den
antizionistischen Konsens!
Das ist dieses
Jahr, von dem man reden wird.
Das ist dieses Jahr, von dem man schweigen wird.
Bertold Brecht
Heuer jähren
sich die als "Reichskristallnacht" verharmlosten Pogrome zum
67.mal. Die Pogrome rund um den
9. November 1938 bildeten den Höhepunkt eines von antisemitischen
Ausschreitungen geprägten Jahres. Bereits rund um den umjubelten "Anschluss"
am 12. März 1938 fanden erste Übergriffe statt, die nachher durch
"wilde"
Arisierungen ergänzt wurden. Im Raubzug gegen ihre jüdischen NachbarInnen
spielten Hitlers willigste VollstreckerInnen aus der "Ostmark" eine
Vorreiterrolle. Dieser überschießende Hass und Fanatismus veranlasste
sogar
die zentralen Nazi-Stellen zu Maßnahmen, um die Drangsalierungen und
Enteignungen der Jüdinnen und Juden in "ordentliche" Bahnen zu
lenken. Nicht
zufällig wurde danach Wien zum Exerzierfeld für immer weiter gehende
Maßnahmen zur "Endlösung der Judenfrage". In diesem antisemitischen
Klima
konnten Eichmann und seine Männer ihr perfides System zur Ausraubung und
Vertreibung der jüdischen Bevölkerung perfektionieren. In der "Ostmark"
konnten sie auch auf ein riesiges Reservoir an fanatisierten und
gleichzeitig ganz gewöhnlichen Männern und Frauen zurückgreifen:
In einem
überdurchschnittlichen Ausmaß stellten sie das Vernichtungspersonal
in den
Todesfabriken.
Die Nazi-Propaganda
versuchte, den Pogrom als "spontane" Antwort der
Bevölkerung auf die Ermordung eines deutschen Diplomaten darzustellen.
Wenn
der "Startschuss" zum November-Pogrom auch vom Propagandaminister
gegeben
wurde und es v. a. Nazi-Parteigänger in Zivil waren, die sich als
Brandstifter, Plünderer, Folterer und Mörder betätigten: Ohne
Beteiligung
oder zumindest Duldung durch die aggressiv antisemitische Volksgemeinschaft
in der "Ostmark" hätte der Pogrom keine derartige Dynamik entfalten
können.
Alle, die in den Wochen und Monaten davor von den NS-Behörden wegen den
"wilden" Arisierungen und Übergriffen zur Ordnung gerufen wurden,
durften
nun endlich wieder ihrem Hass freien Lauf lassen. Dies geschah in der
"Ostmark" in einem Ausmaß, dass die Nazi-Behörden Schwierigkeiten
hatten,
den rasenden Mob wieder zur Räson zu bringen.
Während die
SA in Zivil gemeinsam mit Angehörigen der Hitlerjugend und
anderen Parteiorganisationen jüdische Geschäfte und Wohnungen plünderte
und
zerstörte, ging die SS, ebenfalls in Zivilkleidung, gezielt gegen
Funktionäre jüdischer Organisationen vor. Verhaftete Jüdinnen
und Juden
brachte man in Sammellager, wo sie sadistischen Qualen ausgesetzt waren,
bevor sie deportiert wurden. Ein Gestapo-Agent aus Wien berichtete später,
dass er und seine Kameraden Schwierigkeiten gehabt hätten, die Menschenmenge
davon abzuhalten, noch mehr Jüdinnen und Juden tätlich anzugreifen.
Auch
seien die Nazi-Schergen immer wieder zu noch mehr an Sadismus und Brutalität
angefeuert worden.
In Wien wurden
insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser meist durch Brände
zerstört. 27 Morde an Juden wurden von den Nazis bestätigt, 88 wurden
schwer
verletzt. 6.547 Jüdinnen und Juden wurden alleine in Wien verhaftet, rund
3700 von ihnen wurden ins KZ Dachau verschleppt. Tausende jüdische Geschäfte
und Wohnungen wurden zerstört. 4.083 jüdische Geschäfte wurden
gesperrt.
Allein im "Kreis Wien I" wurden 1.950 Wohnungen zwangsgeräumt.
Zahlreiche
Jüdinnen und Juden wurden in den Selbstmord getrieben. Eine Rückgabe
der
enteigneten Wohnungen und Geschäfte fand nach 1945 praktisch nicht statt.
Diese Nacht vom
9. zum 10. November 1938 war kein Randphänomen der
Geschichte des Dritten Reiches, sondern ein Geschehen, dem zentrale
Bedeutung zukommt. Die Ermordung eines Nazi-Diplomaten und der darauf
folgende Pogrom boten den Machthabern einen willkommenen Anlass zur
Durchführung und Legitimierung der völligen Ausschaltung der Jüdinnen
und
Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben. Am 12. November 1938 wurde in
einer Sitzung im Reichsluftfahrtministerium unter dem Vorsitz Hermann
Görings die Verordnung zur "Ausschaltung der Juden aus dem deutschen
Wirtschaftsleben" beschlossen, die es Jüdinnen und Juden verbot, ein
selbstständiges Unternehmen bzw. Handwerk zu betreiben. In der gleichen
Sitzung wurde die jüdische Bevölkerung verpflichtet, eine "Sühneleistung"
von einer Milliarde Reichsmark zu zahlen und für alle während des
Pogroms
entstandenen Schäden aufzukommen.
Was danach kam,
ist allgemein bekannt, wird jedoch auf Grund der
Monstrosität des Verbrechens, der Beteiligung so
vieler ganz normaler (Groß)Väter/Mütter und des massenhaften
Profitierens
daran all zu oft verdrängt: Die entrechteten und ihrer materiellen
Grundlagen beraubten Jüdinnen und Juden wurden der Vernichtung preisgegeben.
Bis die Alliierten endlich das bis zuletzt auf Hochtouren laufende Morden in
den Todesfabriken und außerhalb dieser stoppten, waren rund sechs Millionen
Jüdinnen und Juden Opfer der antisemitischen Raserei geworden.
Gegen die österreichische Normalität!
Entgegen der überdurchschnittlichen
Beteiligung von ÖsterreicherInnen an den
Nazi-Verbrechen und der Tatsache, dass hierzulande die NSDAP einen
Aufnahmestopp verhängen musste, weil nicht alle "Volksgenossen"
auch
"Parteigenossen" sein sollten, haben sich die Mehrheit der zumindest
mitgelaufenen ÖsterreicherInnen und ihre politischen Eliten nach 1945
erfolgreich als die "allerersten Opfer" (Bundeskanzler Schüssel)
gesehen und
dargestellt. Das hatte auch materielle Gründe: Mit dem Verweis auf den
eigenen Opferstatus konnten die Ansprüche der
tatsächlichen Opfer und die Erinnerung an ihr Leiden abgewehrt werden.
Und
noch die verspäteten Zahlungen an Überlebende und ihre Nachkommen
werden von
den Verantwortlichen als freiwilliger Akt des guten Willens gesehen und
nicht als zumindest teilweise Erfüllung berechtigter Ansprüche. Dazu
passt
es auch, dass neben den Zumutungen der Bürokratie die wenigen noch lebenden
jüdischen Opfer und ihre Nachkommen in Geiselhaft genommen werden: Erst,
wenn in den USA keine Verfahren um geraubte Werte mehr laufen, soll mit den
Zahlungen
begonnen werden. Aber schon zuvor übertrafen sich die Verantwortlichen
in
ihrem öffentlich geäußerten Wunsch, damit endlich einen "Schlussstrich"
unter die Vergangenheit ziehen zu können. Darin treffen sie sich mit fast
30% der ÖsterreicherInnen, die laut der jüngsten AJCStudie dafür
plädieren,
den "Holocaust zu vergessen".
Jedes demokratische
Land hat die Regierung und PolitikerInnen, die es
verdient. Und so ist auch der freiheitliche Bundesrat Gudenus, der
öffentlich an der Existenz von Gaskammern im "Dritten Reich"
zweifelte, kein
Betriebsunfall. Der Antisemitismus, wie er seit 1945 in mehr oder weniger
verklausulierter Form aus den heimischen PolitikerInnen hervorbricht heißen
sie nun Gudenus, Haider, Waldheim oder Kreisky trifft sich mit dem der
Bevölkerung: 68% der Befragten geben laut einer Gallup-Umfrage von 2001
an,
sie hätten "negative Gefühle" gegenüber Jüdinnen
und Juden. Das ist die
österreichische Normalität im "Gedankenjahr", welches die
Koalition aus ÖVP
und FPÖ/BZÖ
ausgerufen hat, um sie zu leugnen.
Gegen den antizionistischen Konsens!
Der Antisemitismus
tobt sich heute auch und gerade im Hass auf Israel, den
Staat der Shoah-Überlebenden,
aus. Denn unabhängig von seiner konkreten Politik erinnert er an das
deutschösterreichische Vernichtungswerk, steht er dem Wunsch nach einem
"Schlussstrich" im Wege. Seit seiner Gründung ist Israel Schutzmacht
und
Zuflucht für Jüdinnen und Juden weltweit. Gegen die Gewalt der "globalen
Intifada" von islamistischen TerroristInnen und ihren antiimperialistischen
Verbündeten helfen keine Appelle ans aufgeklärte europäische
Bewusstsein,
das sich neuerlich in Verharmlosungen und somit Komplizenschaft ergeht.
Antisemitische Übergriffe werden zu "Konflikten" umgelogen. Mehr
noch:
Wieder sollen die Opfer antisemitischer Gewalt selbst daran schuld sein.
Längst haben sich weite Teile der europäischen Öffentlichkeit
damit
abgefunden, dass jede Synagoge, jede jüdische Schule und Organisation
bewacht werden muss. In einem falsch verstandenen Antirassismus wird zudem
der militante Antisemitismus ethnisierter und marginalisierter
Bevölkerungsteile als entfremdeter Protest verharmlost. Kritik am
islamistischen Antisemitismus ist notwendig und muss zulässig sein. Diese
als "rassistisch" zu denunzieren, zeugt von Akzeptanz
dieses militanten Antisemitismus.
Auch in österreichischen
Kinos soll bald das Machwerk "Paradise Now"
anlaufen: Zu sehen sind die Nöte arabischer Selbstmordattentäter,
während
die Opfer und Folgen ihrer Verbrechen systematisch ausgeblendet werden. Die
Empathie, welche der Film für antisemitische Mörder erheischt, ist
gerade
hierzulande nicht zu haben ohne Hass auf Jüdinnen/Juden und ihren Staat.
Wie
normal der Antisemitismus geworden ist, wenn er sich nur "israelkritisch"
gebiert, zeigt sich auch daran, dass niemand aus der österreichischen Linken
aufschrie, als unlängst im Wiener
Promedia Verlag eine üble antisemitische Hetzschrift erschienen war. In
diesem Machwerk von Israel Shamir alias Jöran Jermas mit dem Titel "Blumen
aus Galiläa" sind Sätze zu lesen wie: "Die jüdischmammonitische
Übernahme hat die Lebenskräfte Amerikas eliminiert und sie auf Konsum
umgestellt." Wohlgemerkt, weder Verlag noch Herausgeber gehören der
Neonaziszene an. Vielmehr sind es gestandene Linke, die in ihrem Hass auf
Israel auch vor den widerlichsten antisemitischen Verbalinjurien nicht
zurückschrecken. Ja, gegen die "Zionisten" geschimpften (!) Jüdinnen
und
Juden, ihren Staat und auch die USA rücken alle zusammen. Damals wie heute
wirkt der Antisemitismus gemeinschaftsbildend, auch wenn viele Mitglieder
dieser Gemeinschaft dies entrüstet von sich weisen. In ihrem Hass auf Israel
und die USA sind viele Linke ihren (Ur)Großeltern näher, als sie
das
wahrhaben wollen.
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18.30: Kundgebung
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beim ehemaligen
"Türkischen Tempel": Ecke Zirkusgasse/Schmelzgasse, 1020 Wien
Niemals Vergessen! Gegen Antisemitismus und Faschismus!
Gegen den antizionistischen Konsens! Solidarität mit Israel!
Kundgebung zum Novemberpogrom
Wien, Ecke Zirkusgasse/Schmelzgasse, 2. Bezirk
Solidarität mit Israel!
Kundgebung am 9.11. um 18.30; Ecke Zirkusgasse/Schmelzgasse, 2. Bezirk
Bisher unterstützende
Gruppen: Anthropoid Innsbruck, Basisgruppe Lehramt,
Café Critique, Context XXI, Fakultätsvertretung Sozialwissenschaften,
GO-Dogma, Grünalternative Jugend (GAJ) Wien, Hashomer Hazair, monochrom,
Infoladen Wels, Jüdische Österreichische HochschülerInnen, Linke
alternative Basisgruppen Sozialwissenschaften, Licra Österreich, ÖH
Uni
Wien, Ökologische Linke (ÖKOLI), Redaktion NU, Studienvertretung Doktorat
phil., Studienvertretung Judaistik, Studienvertretung Politikwissenschaft,
www.juedische.at, Young Communists, Zionistische Föderation in Österreich,
Zwi Peres Chajes Loge der B´nai B´rith
Die Pogrome rund um den 9. November 1938 waren nur die Höhepunkte eines
von
antisemitischen Ausschreitungen geprägten Jahres. Im Raubzug gegen ihre
jüdischen NachbarInnen spielten die OstmärkerInnen eine Vorreiterrolle.
Bereits vor der umjubelten Vereinigung Österreichs mit Nazideutschland
am
12. März 1938 fanden Pogrome statt, denen nach dem Anschluss "wilde"
Arisierungen folgten. Der Fanatismus veranlasste sogar die zentralen
Stellen zu Maßnahmen, um die Enteignung der Jüdinnen und Juden im
gesamten
NS-Reich in "ordentliche" Bahnen zu lenken. Nachdem es im Oktober
in Wien
erneut zu Gewalttaten, Plünderungen und Brandstiftungen gekommen war, schien
die Zeit in den Augen der Nazis reif für ein Vorgehen im gesamten Deutschen
Reich. Der Pogrom im November 1938 übertraf die bisherige Barbarei, und
die
Blutorgie ließ für die Zukunft noch Schlimmeres erwarten. Er war
die
endgültige Enthemmung des antisemitischen Mobs und der Auftakt zum
Massenmord. Die damalige "Ostmark" und insbesondere Wien bildeten
die Vorhut
der Vernichtung.
"Spontane" Antwort der Bevölkerung
Die NSDAP-Propaganda
versuchte, den Pogrom als "spontane" Antwort der
Bevölkerung auf den Tod eines deutschen Diplomaten darzustellen. Der
"Startschuss" zum Pogrom wurde dann vom Propagandaminister gegeben.
Alle,
die in den letzten Wochen und Monaten von den Parteistellen und Gauleitungen
wegen unkontrollierbaren und "wilden" Arisierungen zur Ordnung gerufen
wurden, durften nun endlich wieder zuschlagen. Der von den Nazis geprägte
Name "Reichskristallnacht" kokettiert dabei mit dem "schaurig-schönen"
Widerschein des Feuers in den auf der Straße liegenden Glasscherben und
verharmlost die blutige Gewalt.
"Arbeitsteilung"
Während die
SA in Zivil gemeinsam mit Angehörigen der Hitlerjugend und
anderen Parteiorganisationen jüdische Geschäfte und Wohnungen plünderte
und
zerstörte, ging die SS, ebenfalls in Zivilkleidung, gezielt gegen
FunktionärInnen jüdischer Organisationen vor. Verhaftete Jüdinnen
und Juden
brachte man in Schulen, Gefängnisse und in die spanische Hofreitschule
neben
der Hofburg, zwang sie zu "gymnastischen Übungen", ohne ihnen
Nahrung zu
geben und ließ sie aufrecht stehend schlafen. Einige Jüdinnen wurden
gezwungen, sich zu entkleiden und zur Unterhaltung der Sturmtruppen sexuelle
Handlungen mit Prostituierten auszuführen; andere mussten nackt tanzen.
Ein
Gestapo-Agent aus Wien berichtete später seinen Vorgesetzten, dass er und
seine Kameraden Schwierigkeiten gehabt hätten, die Menschenmenge davon
abzuhalten, noch mehr Jüdinnen und Juden tätlich anzugreifen.
In Wien wurden
insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser meist durch
Brandstiftung zerstört. 27 Juden wurden getötet und 88 schwer verletzt.
6.547 Jüdinnen und Juden wurden in Wien verhaftet, fast 4000 von ihnen
wurden ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Tausende jüdische
Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört. 4.083 jüdische Geschäfte
wurden
gesperrt. Allein im "Kreis Wien I" wurden 1.950 Wohnungen zwangsgeräumt.
Hunderte Jüdinnen und Juden begingen darauf hin Selbstmord. Eine Rückgabe
der enteigneten Wohnungen und Geschäfte nach 1945 fand praktisch nicht
statt. Bis zum heutigen Tag profitieren die Nachkommen der TäterInnen in
Wien und ganz Österreich von den Verbrechen, die damals ihren Anfang nahmen.
Aber nicht nur in Wien, auch in der ostmärkischen Provinz tobte der Mob:
Im
heutigen Niederösterreich kam es zur Sprengung von Synagogen und zu
Massenfestnahmen. Die Tempel in Berndorf, Vöslau und Baden fielen dem Pogrom
zum Opfer. In Baden wurden alle Jüdinnen und Juden verhaftet, in St. Pölten
kam es zu Massenfestnahmen. In Salzburg-Stadt wurden Geschäfte verwüstet,
Akten aus der Kultusgemeinde weggeschafft und die Synagoge demoliert. Im
Land Salzburg wurden etwa hundert Juden und Jüdinnen festgenommen. In
Oberösterreich wurden 65 Jüdinnen und Juden bereits am 8. November
festgenommen. In Linz und Graz wurden in der Nacht zum 10. November die
Synagogen niedergebrannt. In Klagenfurt wurde der Tempel völlig zerstört.
Der Mob wandte sich vor allem gegen Wohnungen der Jüdinnen und Juden, da
die
Geschäfte bereits vorher "arisiert" worden waren. 40 Jüdinnen
und Juden
wurden verhaftet und nach Dachau deportiert. In Tirol konzentrierte sich der
Terror auf Innsbruck, wo vier Juden ermordet wurden. Im Burgenland wurde die
Synagoge in Eisenstadt zerstört.
Gegen den antizionistischen Konsens!
Der für die
österreichische postnationalsozialistische Gesellschaft
charakteristische Antisemitismus tobt sich heute zunehmend im Hass auf den
Staat der Shoah-Überlebenden aus. Der von Deutschen sowie ÖsterreicherInnen
mit Begeisterung vom Zaun gebrochene Vernichtungsfeldzug gegen Polen und die
Sowjetunion, der Beginn der totalen Vernichtung der europäischen Jüdinnen
und Juden im Herbst 1941 und die Flucht von vielen Jüdinnen und Juden waren
die entscheidenden Ursachen für die Gründung Israels. Während
der Zionismus
in den 50 Jahren davor noch von vielen Jüdinnen und Juden abgelehnt wurde,
da sie die Hoffnung auf Assimilierung nicht aufgaben oder ein Ende des
Antisemitismus durch die revolutionäre Veränderung der Gesellschaft
erkämpfen wollten, bestätigte der deutsch-österreichische Vernichtungswahn
in grausamer Weise die Notwendigkeit eines jüdischen Staates.
Trotz widriger Umstände und gegen den erbitterten Widerstand Großbritanniens
gelang Tausenden Opfern des NS-Terrors die Flucht nach Palästina. Nach
der
Nichtanerkennung des UN-Teilungsplanes durch die umliegenden arabischen
Staaten und der Staatsgründung Israels begannen diese ihren ersten Krieg
gegen den neuen Staat. In den 15-monatigen Kampfhandlungen ließen über
6000
Israelis, viele eben erst den nationalsozialistischen Todesmühlen entkommen,
ihr Leben. Israel ist seitdem Schutzmacht und Zuflucht für Jüdinnen
und
Juden weltweit. Selbst wenn, wie im 2. Weltkrieg, fast alle Länder dieser
Erde ihre Grenzen nochmals für jüdische Flüchtlinge schließen
sollten, gibt
es mit Israel einen Ort, wo sie, solange die Möglichkeiten zur militärischen
Selbstverteidigung gewährleistet sind, relativen Schutz vor antisemitischer
Gewalt finden.
Genau dieses Recht
auf Selbstverteidigung wird Israel jedoch in Europa
zunehmend abgesprochen. Von den Medienberichten im ORF und den verschiedenen
Tageszeigungen über die Rechte bis zu weiten Teilen der radikalen Linken
wird die Schuld an der Eskalation des Nahostkonfliktes seit Beginn der
"al-Aqsa-Intifada" ausschließlich bei Israel gesehen. Die einseitige
Parteinahme hat System: Während die Europäische Union erst unlängst
wieder
einmal die Förderungen für die palästinensische Autonomiebehörde
massiv
erhöhte, ohne diese Gelder auch nur im Ansatz an den Versuch eines wirksamen
Vorgehens gegen Terrororganisationen wie die Hamas oder den
palästinensischen Islamischen Djihad sowie Sicherheitszusagen für
Israel zu
koppeln, folgen auf jeden Schritt Israels nur weitere Forderungen - wie etwa
im Spätsommer dieses Jahres nach dem Gaza-Abzug. Die Lippenbekenntnisse
zum
Existenzrecht Israels gehen mit einem vollkommenen Desinteresse an der
Verteidigungsfähigkeit Israels (etwa im Falle des iranischen
Atomwaffenprogramms) und der moralischen Delegitimierung des Staates der
Jüdinnen und Juden einher. Selbst die Bilder von niedergebrannten Synagogen
im Gaza-Streifen wurden nicht zum Anlass genommen, Kritik am
palästinensischen Antisemitismus zu formulieren.
Dabei wird der
Hass auf Israel zunehmend auch zur Gefahr für die jüdischen
Gemeinden in Europa. Mit dem Vorwand gegen Israel vorzugehen, werden in ganz
Europa mittlerweile jüdische Gemeinden und Einrichtungen angegriffen. Dabei
gilt es längst als normal, dass jede Synagoge, jede jüdische Schule
und
Organisation bewacht werden muss.
Zur erdrückenden
Normalität in Österreich gehört auch, dass selbst die
offenkundigsten antisemitischen Äußerungen und Vorfälle für
weite Teile der
Öffentlichkeit keinen Skandal darstellen und vielfach überhaupt nicht
zu
Kenntnis genommen werden. Im Vorfeld der steirischen Landtagswahl hetzte
etwa FPÖ-Landesparteiobmann Leopold Schöggl gegen "Wiener Juden",
die für
die Zerstörung der "traditionellen Kultur" verantwortlich seien.
Die
antisemitischen Aussagen eines Politikers, der zu diesem Zeitpunkt immerhin
das Amt des zweiten stellvertretenden Landeshauptmannes ausübte, waren
der
österreichischen Presse, die den Wahlkampf ansonsten mit großer
Aufmerksamkeit verfolgte, höchstens kleine Meldungen wert.
Genauso wenig wurde
zur Kenntnis genommen, dass im Verlag Promedia ein offen
antisemitisches Buch veröffentlicht wurde, dessen Autor als renommierter
israelischer Journalist vorgestellt wird, bei dem es sich in Wahrheit aber
um einen in Schweden lebenden Antisemiten mit besten Kontakten zu
Rechtsextremen und Holocaust-Leugnern handelt. Während die Veröffentlichung
der französischen Version von "Blumen aus Galiläa" in der
französischen
Öffentlichkeit auf massive Kritik stieß, konnte hierzulande von einem
Skandal keine Rede sein. Allein die Tatsache, dass ein linker Kleinverlag
ein Buch publiziert, in dem wüste antisemitische Verschwörungstheorien
unter
dem Deckmantel der "Kritik an Israel" publiziert werden, hätte
- wenn
Österreich nicht Österreich wäre - einen öffentlichen Aufschrei
hervorrufen
müssen. Dass dieses Machwerk darüber hinaus von Fritz Edlinger, dem
Generalsekretär der "Gesellschaft für Österreichisch-Arabische
Beziehungen"
und ehemaligen Vertreter der SPÖ beim Nahostkomitee der "Sozialistischen
Internationale", herausgegeben wurde, komplettiert den Skandal, der keiner
wurde.
Das nächste
Ereignis dieser Art steht kurz bevor. Die
palästinensisch-deutsche Koproduktion "Paradise Now" wird auch
in
österreichischen Kinos anlaufen. Zu erwarten ist, dass der Film von der
Presse ähnlich gelobt werden wird, wie es in der Mehrzahl deutscher
Zeitungen bereits der Fall ist. Wieder wird es nur eine kleine Minderheit
sein, die angesichts eines Filmes Widerspruch erheben wird, in dem es um
nichts anderes geht, als um Verständnis und Sympathie für palästinensische
Selbstmordattentäter zu werben.
Wir wollen uns
mit dieser Normalität nicht abfinden und uns mit dieser
Kundgebung auch mit den jüdischen Gemeinden Europas und mit Israel als
dem
Staat solidarisieren, der im Ernstfall die Selbstverteidigung von Jüdinnen
und Juden ermöglichen kann.
In der Zirkusgasse
22 stand bis zu ihrer Zerstörung und Plünderung durch den
Nazi-Mob am 10. November 1938 die Synagoge der seit 1736 bestehenden
türkisch-jüdischen Gemeinde, auch "Türkischer Tempel"
genannt. Sie wurde im
maurischen Stil zwischen 1885 und 1887 nach den Plänen des Architekten
Hugo
von Weidenfeld erbaut. Als Vorbild diente die Alhambra, worin sich das
Andenken an die ehemalige spanische Heimat der Sepharden äußerte.
Die
Synagoge verfügte über 424 Sitz- und 250 Stehplätze und war in
der Ersten
Republik vor allem als Wirkstätte des Oberkantors Isidor Lewit von
Bedeutung. Erst 1988, ein halbes Jahrhundert nach der Zerstörung der
Synagoge, wurde eine von der Stadt Wien gestiftete Gedenktafel an ihrem
ehemaligen Ort angebracht.
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20.30: Tod im Afrikadorf: Veranstaltung zum Prozessende ================================================
Am Tag der Urteilsverkündung
im Prozess zum Tod im Afrikadorf findet
eine Diskussionsveranstaltung im EKH statt.
ANKUENDIGUNGTEXT:
Mittwoch, 9. November 2005, ab 20:30 Uhr
Politdiskubeisl im EKH
Wielandgasse 2-4, 1100 Wien
http://med-user.net/ekh
9. November 1938 in Wien ... in dieser Nacht wurden 20.000 Menschen
jüdischen Glaubens verhaftet, zahlreiche Synagogen niedergebrannt, Warenhäuser
und
Geschäfte jüdischer BesitzerInnen in Brand gesteckt, 36 Menschen
ermordet und zahllose weitere verletzt.
9. November 2005
... es kommt wieder zur Verfolgung von Menschen in
Wien, diesmal aufgrund rassistischer Kriterien. Wir wollen im Rahmen der
Diskussionsveranstaltung keine Gleichsetzung zwischen
nationalsozialistischer Vernichtungspolitik und alltäglichen wie institutionalisierten
Rassismen im 21. Jahrhundert vornehmen. Jedoch ist eine gewisse Ähnlichkeit
zu den
nationalsozialistischen Anfängen und unserer Gegenwart nicht von der
Hand zu weisen.
Seibane Wague starb
am 15. Juli 2003 im Wiener Stadtpark im Rahmen eines
rassistischen Polizei- und Rettungseinsatzes. Nun stehen zehn
Beteiligte (6 PolizistInnen, 3 Sanitäter, 1 Notarzt) vor Gericht. Sie sind
angeklagt der fahrlässigen Tötung von Seibane Wague. Das Thema Rassismus
kam jedoch
während des gesamten Prozesses nie zur Sprache, es wurde ausgeblendet.
Medial
gesehen kommt es zu einer TäterInnen-Opfer-Umkehr.
Ob es zu einer
Verurteilung kommt, können wir beim Verfassen dieser
Zeilen nicht sagen, jedoch ist realistisch betrachtet nicht davon auszugehen,
dass
die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das sagt uns
zumindest die Erfahrung aus vergleichbaren Vorfällen. Denn der Tod von
Seibane
Wague ist kein Einzelfall. Immer wieder kommt es in Österreich, in allen
Ländern der
Festung Europa zu Toten. Bewusst in Kauf genommen oder kaltblütig abgeknallt,
wie erst kürzlich an den Zäunen der spanischen Enklaven Ceuta und
Melilla in
Marokko, oder beim Brand im Abschiebegefängnis Schipol am Flughafen in
Amsterdam, bei dem 11 Menschen ums Leben kamen.
Dies sind die Auswirkungen
einer rassistischen Politik, die wir an
diesem Abend thematisieren wollen. U.a. stehen folgende Fragen zur Diskussion:
- Welche Auswirkungen
hat der Prozess zum Tod im Afrikadorf?
- Warum werden die Verantwortlichen so gut wie nie zur Rechenschaft
gezogen?
- Wohin führen immer restriktivere rassistische Gesetzgebungen (wie
Asyl- und Fremdenrechtsnovelle 2005)?
- Und vor allem: Was können wir dagegen tun?
Flyer als pdf:
http://at.indymedia.org/usermedia/application/3/flyer09nov2005.pdf
Weitere Informationen:
http://no-racism.net
http://afrikanet.info
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akin-termine
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Renner-Institut,
19h, Vortrag und Disk: Bartholomaeus Grill: Das suedliche
Afrika - Politik, Gesellschaft und Kultur. 1120 Hoffingerg.26-28, Anm: 804
65 01-0
VHS Favoriten,
19h, Klaus Lohrmann: Die Paepste und die Juden. 1100
Arthaberplatz 18
Juedisches Museum,
19h, Vortrag von Margret Heymann/Hamburg: ... und vor
Sonnenuntergang ist es auch wirklich gewesen. Eine Sternstunde des Theaters
der zwanziger Jahre. 1010 Dorotheerg.11
Langenlois Vereinssaal,
19,30, GA-Projekt: Future4Uganda - Oesterr. hilft
Kindern in Uganda. Rudolfsstr.1
Innsbruck, HdB,
19h, Asyl und Menschenrechte in Oesterreich. Ein
Parallelbericht. Podiumsdisk. veranst. von FIAN. Rennweg 12