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19h: Infoveranstaltungen: Solidarität mit den „Aachen 4“!
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Linz, Kapu

Betreff: Infoveranstaltungen: Solidarität mit den „Aachen 4“!

Am 28. Juni 2004 werden vier Personen aus Spanien und Belgien in Aachen (Deutschland) verhaftet. Sie hatten versucht nach einer
Polizeikontrolle zu flüchten. Die zwischenzeitlich unter dem Namen „Aachen 4“ bekannten Personen sind Bart de Geeter, Jose Fernandez Delgado, Gabriel Pombo da Silva und Begona Pombo da Silva. Im September wurden sie zu großteils mehrjährigen
Haftstrafen verurteilt.

Zum Hintergrund der Verhaftung

Die vier wurden zu Mittag aufgrund einer Drogenkontrolle von der
deutschen Polizei auf einer Tankstelle an der Grenze Richtung Aachen angehalten. Als die Polizei das Auto durchsuchen will, zieht einer von den Kontrollierten eine Waffe und gibt einen Schuss in die Luft ab. Dann flüchten die drei Männer Bart, Jose und Gabriel mit einem Ehepaar als Geisel in ihrem Auto Richtung Aachen. Die Polizei nimmt die Verfolgung auf, dabei fallen Schüsse. Nach einem Unfall wird das Paar freigelassen und die drei Männer flüchten in einem anderen Auto weiter. Sie verschanzen sich in einer Werkstatt, in der sich mehrere Menschen befinden und werden von der Polizei umzingelt. Einer der drei versucht zwar zu entkommen, wird aber festgenommen, die anderen zwei ergeben sich.
Die drei Männer werden im September 2005 von der Staatsanwaltschaft Aachen vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen bis zu 14 Jahren verurteilt.

Im Zuge der Ermittlungen der Behörden rund um den Prozess, leiten diese auch Untersuchungen gegen ein angeblich existierendes „internationale linksradikales Netzwerk“ ein, d.h. spanische, belgische und deutsche AnarchistInnen sind von Ermittlungen betroffen.
Dies zeigt sich, als in Dresden (Deutschland) am 4. August 2004 die Polizei bei zwei Genossinnen, die seit Jahren in der Gefangenenbewegung und in der Organisation Rote Hilfe aktiv sind, eine Hausdurchsuchung durchführt. Die beiden wollten einen Anwalt für einen der Festgenommenen besorgen, und sind seitdem in der Unterstützung für die „Aachen 4“ aktiv.

Die „Aachen 4“ sind
Bart de Geeter ist ein 26-jähriger Anarchist aus Belgien, der schon
Jahre politisch aktiv ist, vor allem bei der Solidaritätsarbeit mit
Gefangenen (auch mit Anarchist Black Cross-Gent) und in der
antirassistischen Arbeit. Bart wurde im September zu 3 Jahren 6 Monaten Haft verurteilt.

Gabriel Pombo da Silva ist 36 Jahre alt und ein bekennender Anarchist, der 20 Jahre im spanischen Knast einsaß, davon 14 Jahre in der berüchtigten F.I.E.S. Isolationshaft. Im Oktober letzten Jahres kehrte er nach einem Urlaub nicht mehr in den Knast zurück und flüchtete aus Spanien. Gabriel hatte sich in der Haft weiterhin politisch betätigt, einerseits durch Schriften, andererseits durch individuelle und kollektive Aktionen (alltäglicher Widerstand, Hunger- und Hofgangstreik, Ausbruchsversuche, ...) gegen die Isolation, Folter und Misshandlungen in spanischen Gefängnissen. Gabriel wurde im September zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Jose Fernandez Delgado ist 44 Jahre alt, saß 24 Jahre in Spanien im Knast und kommt ebenfalls aus der spanischen anarchistischen Bewegung. Auch er flüchtete aus dem Gefängnis und lebte untergetaucht. Jose wurde im September zu 14 Jahren Haft verurteilt.

Begona Pombo da Silva ist 34 Jahre alt und die Schwester von Gabriel. Sie wohnt in Deutschland und hat eine 7-jährige Tochter. Außer dass sie die Schwester von Gabriel ist, steht sie in keiner Beziehung zur anarchistischen Bewegung. Begonia wurde im September zu 10 Monaten auf Bewährung verurteilt.

Was ist F.I.E.S.?

Fincheros de Interno de Especial Seguimiento) wurde 1991 eingeführt und 1997 legalisiert. Bis dato waren schon 6 Gefangene unter den unmittelbaren Auswirkungen des F.I.E.S.-Regimes gestorben. Der Weg zum spanischen F.I.E.S.-Regime ist ein Weg der Gefangenenkämpfe, die vor allem nach dem Übergang der faschistischen Diktatur Francos in einen demokratischen Staat aufflammten. Anstatt weniger (politischer) Gefangener und dem Abbau von Knästen, schnellte die Zahl der Inhaftierten schon kurze Zeit nach dem Wechsel sprunghaft an und etliche Knastneubauten wurden benötigt. Auf Grund der schlechten Haftbedingungen
und der Gesetze, die noch aus der Franco-Zeit übernommen wurden, gährte es in den spanischen Knästen gewaltig. Ein Höhepunkt bildete das Jahr 1977, in dem es allein zu 35 Meutereien und einer Unzahl von Protestaktionen kam. In diesem Jahr bildete sich auch die COPEL (Coordinación de presos en lucha - Koordination kämpfender Gefangener), ein Zusammenschluss von Gefangenen, die die Kämpfe koordinierten. Der Kampf zur Befreiung der politischen Gefangenen weitete sich so zu einem Kampf zur Befreiung aller Gefangenen, sowie der Abschaffung des bestehenden Haftsystems aus, dem mit F.I.E.S. geantwortet wurde.

Infoveranstaltungen

Aus diesem Grund wird es am 26.10. in Wien (EKH, 1100, Wielandgasse 2-4 / 20.00 Uhr) und 27.10. in Linz (Kapu Dachgeschoß, 4020, Kapuzinerstraße 36 / 19.00 Uhr). Bei den Veranstaltungen wird es um den Prozess gegen
die „Aachen 4“ gehen, aber auch um Antirepressionsarbeit und das
spanische Knastsystem F.I.E.S. und den Widerstand der in den spanischen Gefängnissen dagegen existiert.

Weitere Infos

abc.tommyhaus.org
www.escapeintorebellion.info

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virno lesekreis
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liebe leserInnen, liebe interessierte,

der herbst wird heiss - wegen dem virno-lesekreis. dieser findet im rahmen
von "keine uni" statt (www.keineuni.org) hier die einladung. wir würden uns
freuen euch zu sehen, starttermin ist der 27.10., alles weitere hier:


Die Grammatik der Multitude lesen: Eine Einladung

Der Begriff der Multitude (übersetzbar mit "Menge", "Die Vielen") gewinnt in
der gegenwärtigen Debatte immer mehr an Bedeutung. Ursprünglich von Spinoza
entwickelt, wurde er unter anderem durch die Arbeiten von Michael Hardt und
Antonio Negri in die Diskussion eingeführt. Was unter Multitude zu verstehen
sei, was dieser Begriff leistet und was nicht, in welchem Verhältnis er zum
Begriff der ArbeiterInnenklasse steht, diese Fragen werden in der
Auseinandersetzung äußerst kontrovers beantwortet.

das Buch

Im Herbst dieses Jahres wird nun endlich die nach der englischen auch die
deutsche Übersetzung von Paolo Virnos "La grammatica della moltitudine", zu
Deutsch: "Grammatik der Multitude. Zur Analyse zeitgenössischer
Lebensformen" erscheinen. Dieser Text ist aus mehren Gründen bemerkenswert.
Virno, ein wichtiger Vertreter des italienischen Postoperaismus, hat darin
mündlich vorgetragene Referate schriftlich festgehalten. Das gesprochene
Wort ist im Text noch zu spüren, er ist daher sehr präzise, fast thesenartig
vorgetragen, lebendig und anschaulich. Obwohl Virno sehr komplexe
philosophische Themen bemüht, können auch jene der Argumentation und
Darstellung folgen, die mit den Referenzen nicht so vertraut sind, die
Grammatik der Multitude ist kein InsiderInnentext. Auch der Umfang hält sich
in Grenzen, er umfasst kaum mehr als 100 Seiten. Einerseits stellt dieser
Text eine präzise Untersuchung des Begriffs der Multitude dar, nach dem
Erscheinen von "Grammatik der Multitude" zielt der gerne erhobene Vorwurf
der Schwammigkeit und Vagheit endgültig ins Leere. Andererseits - der
Untertitel "Zur Analyse zeitgenössischer Lebensformen" legt dies ja nahe -
verknüpft Virno die philosophische Untersuchung des Begriffs durchgehend mit
der Analyse der postfordistischen Arbeits- und Lebensverhältnisse. Der
philosophische Diskurs ist mit soziologischen und empirischen Befunden
verknüpft. Ein Faktum, das diesen Text zusätzlich für eine genaue Debatte
prädestiniert.

der Termin

Wir werden daher einen Lesekreis zu diesem Buch initiieren. Struktur und
Ablauf wollen wir nicht vorwegnehmen sondern auf einem ersten Treffen mit
all jenen gemeinsam bestimmen, die am Arbeitskreis Interesse haben. Dafür
gibt es nun einen Termin: Donnerstag, 27.10.2005, Martinstr. 46, 1180 Wien
(U6 - AKH) um 18.30 Uhr. Klaus Neundlinger, der die "Grammatik" aus dem
Italienischen übersetzt hat, wird in das Buch einführen, anschließend werden
wir uns der Strukturierung des Lesekreises widmen.

der Kontakt

Informationen findet ihr nicht nur auf unserer Homepage www.grundrisse.net,
es wird auch eine diesbezügliche Aussendung geben. Wer daher in unseren
Mailverteiler aufgenommen werden möchte, möge eine kurze Nachricht an
grundrisse (ät] gmx.net schicken

die Texte

Die "Grammatik der Multitude" wird rechtzeitig zum Lesekreis im Wiener
Verlag turia&kant erscheinen: http://www.turia.at/home_frame_vorschau.html

Als Einstieg empfehlen wir ein Interview mit Paolo Virno, das auch auf seine
Biographie zu sprechen kommt:
http://www.generation-online.org/p/fpvirno2.htm

Ein weiteres Interview nähert sich bereits der Thematik der "Grammatik der
Multitude" - ebenfalls auf Englisch:
http://www.generation-online.org/p/fpvirno8.htm

Weitere, ebenfalls ins Englische übersetzte, Texte Virnos findet ihr hier:
http://www.generation-online.org/t/translations.htm#virnobm

Last not least ein kleiner Vorgeschmack auf das Buch:
http://www.republicart.net/disc/publicum/virno02_de.htm

beste gruesse
die redaktion

ps: der obige text findet sich auch auf der keine-uni-wiki-seite:
http://not.priv.at/keineuni/Paolo_Virno und wird laufend aktualisiert.

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akin-termine
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VHS Favoriten, 19h, Vortrag: Jugend und Armaut. 1100 Arthaberplatz 18

depot, 19h, Podiumsdisk.: Phaenomene der Migration, eines dieser Phaenomene
ist der globale Markt, der eine transkontinentale Migrationsdynamik mit
verursacht. Zur Diskussion auch die Frage, welche Formen der Migration
existieren. 1070 Breite G. 3