redaktionsdiskussion zum beitrag "es lebe die intifada" von komak, 29.9.01

12.12, e

Hier handelt es sich offenbar um eine Parodie - nur in einer solchen können alle die Stehsätze und -begriffe so automatisch aneinandergereiht werden. Von wem das wohl stammen mag? Irgendwie zu lustig, um's zu zensurieren...

12.55, j

... und irgendwie gibt mir das schon zu denken ... nicht wegen dem zeitungsauschnitt, das ist mir recht egal ... aber es passt so gut zu einigen der laufenden diskussionen in der red: wie sehr die lauten, dummen töne - verallgemeinerungen, bombastisch-ideologisches wortgesülze, etc. unser aller aufmerksamkeit eregt. die stilleren, differenzierten meinungen gehen unter - einfach weil sie keine beachtung finden. kampfaufrufe, hauruck-argumentationen (die dann oft gehörig danebenschlagen und den einen oder anderen ismus offen zutage treten lassen) werden breit und lange diskutiert - und prägen auch im wesentlichen nach aussen die wahrnehmung des projekts MUND (durch zitate: da denke ich auch daran, dass andere medien den MUND ganz offensichtlich immer wieder als quelle benutzt haben, ohne quellenangabe - aber wenn dann was böses steht ists natürlich "der $%&§ismus wurde im MUND veröffentlicht" ...) da diskutieren wir seitenweise um irgendwelche dummen hauruck-aufrufe wärend damit gleichzeitig die zeit fehlt, die schönenen ansätze und iddeen, die in anderen beiträgen enthalten sind, weiterzuführen, breiter zu diskutieren, die aufmerksamkeit darauf erhöhen (ein MUND beitrag hat nunmal eine viel höhere beachtung, wenn sich über tage eine diskussion drum entwickelt - ich habe etwa viele MUNDs versäumt - den doofen beitrag von fiona hab ich natürlich gelesen, um zu wissen, worum sich die diskussion dreht ...) da ist vielleicht der wunsch von ch nach mehr kreativität durchaus gefragt ... ich kann mich cs zusammenfassung, wogegen sie auftreten möchte nur anschliessen. besonders
>faschistische tendenzen: die festschreibung identitärer zuschreibungen, um >menschen besser in blöcke treiben und beherrschen zu können, verbunden mit >einem "sein zum tode", das menschlichem leben einen zweck zuweist, nämlich, >sich aufzulösen zum wohle eines phantasierten ganzen. ...
und da gibt es eine menge, die dieser beschreibung trefflichst entspricht ... es ist in den meisten fällen irgendwie spannender und lustvoller - aber auch viel einfacher einen völligen veriss zu schreiben, als ein fremdargument aufzugreifen und zu versuchen weiterzuentwickeln. aber es erscheint mir furchtbar, dass mit reizwörtern und hauruck-argumentationen die aufmerksamkeit soviel stärker erregt werden kann, was deren verwendung weiterhin rechtfertigt ... weil so wird mensch wenigstens gelesen und diskutiert ... ein paar wirds dann schon geben, die sagen "naja, aber das und das stimmt schon ..." vielleicht könnten wir unter diesem licht die "zensurdiskussion" auch anders beleuchten - wie die aufmerksamkeit auf das, wo wir alle froh sind, dass diese beiträge erscheinen mehr aufmerksamkeit bekommen können - und so manchen hau-ruck kommentar vielleicht nicht auschliessen müssen, aber vielleicht die bedeutung zukommen lassen, die sie oft verdienen - wenig ... als "gute tat" in diesem sinne, vielleicht einmal pro woche als eine tiefgehende kritik an irgendwas, einen n anderen beitrag nehmen und durch die weiterführung der diskussion der gebrachten argumente, die aufmerksmakeit für gute, aber vielleicht viel stillere, argumente erhöhen ... beim nächsten wut-mail "ahh, so kann mensch das aber nicht ausdrücken, weil ..." kurz den selben MUND nach einem wirklich guten beitrag suchen - und zumindest auch dazu ein paar zeilen zu schreiben ... alles liebe

13.25, c (an e)

believe it, die sind so. und mir reicht's eigentlich. kann mir irgendjemand sagen, wofür so was eigentlich gut sein soll? wozu sollten wir das weiterverbreiten? und was das wohl heißen soll:
>wir werden nicht tatenlos zuzusehen wie ganze Völker zu Opfern imperialistischer Bombengeschwader >werden! >
nein, werden sie nicht? heißt das, sie haben vor, täglich resolutionen zu schreiben? HILFE!!!!!!!!!!!!!!
allerdings denk ich mir schon, die grenzen sich wunderbarstens selber aus. ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen, wer die scheiße auch nur zuende liest, wenn er/sie nicht, wie wir oder das döw, muß....okay, der schmidinger macht's freiwillig :) aber halt mit einer politischen ambition...und ansonsten werden's halt ignoriert...welche art von toleranz ist das eigentlich? das ist ja nicht nur der seltsame verein komak, der in seiner machtlosigkeit solang eher zum schießen ist, wie er nicht schießt (sondern schreibt...was keineR liest...) sondern das sind ganz konkrete leute, und die haben eigentlich doch auch ein recht auf auseinandersetzung, oder? ich meine, wenn wir einerseits schreiben, daß wir antisemitische mails zensurieren, und das andererseits reinnehmen, dann ist das doch eine art freibrief... schließlich:
>Internationale Solidarität mit den Ausgebeuteten dieser Welt bedeutet aber >vor allem, den antikapitalistischen Widerstand der Werktätigen hier, in >Österreich, voranzutreiben.
ich denke, da kann ich eines meiner kriterien ganz gut dran festmachen: wieso kann jemand offenbar glauben, daß der "antikapitalistische widerstand der werktätigen" in wien durch eine demonstration gegen israel "voranzutreiben" ist? das ist doch etwas ganz anderes als, etwa, konkrete humanitäre unterstützung für palästinenserInnen...und da hört's dann auf, witzig zu sein...konkret gefährlich ist es wahrscheinlich nicht, weil die werktätigen werden ihnen was husten, die sind, wenn sie's sind, lieber einfach so antisemitisch, ohne den kommunistischen teil mitzufressen...aber ich frag mich trotzdem: wie kommen unsere jüdischen lesas dazu, sich permanent durch diese scheiße beleidigen zu lassen? ich bin auf deren seite. ich will das nicht drin haben. lgc

15.44, p

ja, c, sind wir wieder beim punkt. ich kann's nicht nicht reinnehmen, weil ich mich eben nicht als diejenige seh , die gehaltvolle, differenzierte beiträge von denen die's nicht sind absondert. ich bin keine qualitätskontrolle und keine stilkontrolle. wie du selbst sagst, wer nur ein bisschen tiefgang will, liest drüber. und e - eine parodie, nein, das ist keine parodie. also, ich würd's heute unter diskussion bringen. ich stimme euren inhaltlichen überlegungen zu, ich persönlich (s. letzte beiträge j und c). aber nur weil sich alle auf die aufreger stürzen, wenn sie in der aufregung vergessen, dass es keine blattlinie-mund gibt, soll nur noch eine feine auswahl rein? als medienkonsumentin bin ich tagtäglich mit unmengen an schrott konfrontiert, es liegt an mir auszuwählen, was ich lese und ab wann ich mich in eine diskussion begebe. die entscheidung, drüber zu lesen oder genau zu lesen und zu reagieren muß jede für sich treffen. natürlich könnte ich jeden beitrag einer kritik unterziehen und mich ärgern, wozu? (s. "intifada") bei der letzten runde "antisemitischer anschlag" ist das aber schon wieder etwas ganz anderes gewesen. aber diese auswahl muss jede für sich treffen. und dass besonders radikale, undifferenzierte, polemische, ideologische etc. formuliereungen mehr leuten unangenehm auffallen und deshalb auch mehr leute reagieren, das liegt in der natur der sache. heißt aber nicht, dass wenn das projekt mund sich zukünftig neu definiert und auf blattlinie fährt, zu den beiträgen, die über bleiben, ebenso heftig diskutiert wird. in diesem sinne find ich den gedanken von j sehr schön. "intifada" beiträge unter diskussion an den schluss und selbst entscheiden, ob es sich lohnt mich jedes mal aufzuregen oder ob ich lieber das interessante aufnehme und weiterverfolge. lg p

16.01, e

Wenn man's drin hätte, wär's unter "Humor und Blabla" - einmal könnten wir Fionas Kreation ja noch aufleben lassen - mit einem ironischen Kommentar, daß da offenbar wer von der F eine Satire versucht habe, die aber allzu outriert gewesen sei, so daß wir den Braten gerochen hätten. Nüchterner kann man's wegen Antisemitismus ablehnen - Zusammenbruch des Staates Israel und so. Ein weiterer Grund wäre Inhaltsleere. Und schließlich habe ich "provokant und verworren" zu bieten... Nein - außer unter "Humor und Blabla" will ich's auch nicht.

16.43, c

ja, p, ist für mich ok, ich überarbeit dann meinen einwand und hätt den dann auch gern unter diskussion. allerdings geht's mir dabei nicht um "qualitäts- und stilkontrolle", sondern schon genau um die auseinandersetzung mit antisemitismus - und davor drückst du dich für mein gefühl ein bißchen. und ich werd's immer wieder einfordern... es ist für mich auch klar, daß ein unterschied besteht zwischen offen antisemitischen/rassistischen/sexistischen dingen - da bin ich nach wie vor für zensur, und ein projekt, das solches zeug unter dem titel der radikalen offenheit vertreibt, wär nicht meins - und dingen, die etwas verdeckter, vermischter, strukturell mag ich das eigentlich nicht nennen, immerhin war ich mal poststrukturalistin ;) daherkommen. und vielleicht wär's auch ganz günstig, gerade im täterland, mal deutlich zu machen, daß man auch nicht jede/n, der/die nicht frei ist von antisemitischen tendenzen, jetzt höchstpersönlich für eine/n potentielle/n massenmörder/in hält. es geht um gesellschaftliche prozesse, nicht um irgendwelche femetribunale. (die befürchtung schwingt für mich immer mit, wenn jemand einen antisemitismus-vorwurf als "totschlagargument" bezeichnet. und natürlich gibt es auch "diskussionen", die genau so geführt werden; sinnlose gefechte. aber das darf nicht heißen, daß man bestimmte auseinandersetzungen überhaupt nicht mehr führt, und es darf auch nicht heißen, daß sich grundsätzlich immer diejenigen verteidigen müssen, die einen bestimmten vorwurf machen. das wär dann der schritt weiter: wer mich beschuldigt, mit "totschlagargumenten" zu arbeiten, wirft mir damit gewalttätigkeit vor, und das ist ein: totschlagargument? es geht immer weiter in den rechtfertigungsschleifen, endlos.........wenn man will. aber wer mal tief durchatmet, ein wenig den kopf schüttelt, vielleicht mal aus dem fenster schaut oder so, kommt bei etwas gutem willen aus der rechtfertigungsschleife auch selber wieder raus :)

16.46, c

lieber e, magst du das auch für dem mund formulieren? die variante mit "wir haben die effen durchschaut" gefällt mir ausgesprochen gut :) lgc

16.51, h

wie wäre es, wenn du zB. jetzt nur einfach schreibst, was eigentlich los ist: dass dir der artikel nicht gefällt und e und c und j und und auch nicht, dass sich die lesas aber nun selbst ein bild machen sollen. dafür ist der mund ja da. mehr ist es doch nicht, oder?

17:08, c

heul. für mich ist aber nicht los, daß er mir nicht gefällt, sondern daß ich ihn für antisemitisch halte. gefallen tut mir der ewige parteder auch nicht, und die kärntner grünen, und und und.... warum bitte ist das so unmöglich, das zu benennen??? leicht verzweifelte grüße

17.12, e

Liebe P! Als Zensurformalgrund ist Antisemitismus hier sowieso gegeben. Darüber hinaus wäre mein persönlicher Standpunkt aber wie gesagt etwa folgender: Als irgendwie Linke(r) sollte man darauf bedacht sein, die Sache nicht durch besonders leicht ins Lächerliche zu ziehende, eben schon parodistisch anmutende, sich wild gebärdende Scheinradikale in Mißkredit bringen zu lassen - auch dann nicht (oder erst recht nicht), wenn man für diese Scheinradikalen irgendwo noch etwas wie eine gewisse Sympathie empfindet (gemeinsame Wurzeln). Es bringt der Komak nichts und uns erst recht nicht. (Manchmal könnte man meinen, daß da irgendwo wer sitzt und ausprobiert, was wir gerade noch akzeptieren - wie eben Provokateure agieren - um dann den Gegenangriff auf uns zu starten.) Wir wollen mit dem MUND etwas erreichen. Dazu müssen wir ernst genommen werden - von einem möglichst großen antireaktionären Kreis. Das schließt kontroverse Beiträge nicht aus (im Gegenteil), aber es muß etwas Argumentierbares dahinterstecken (dann soll's auch nicht zensuriert weden). Was gibt's aber zu der Komak-Sache, die wahrscheinlich aus praktisch fertigen, immer tauglichen Absätzen zusammengebastelt worden ist, denn überhaupt noch zu sagen? Damit machen wir uns lächerlich, und dazu sind wir nicht da. Liebe Grüße E

17.44, e (antwort auf h)

Damit allen klar ist, was für Unsinn da aus manchen Kreisen daherkommt? Immerhin ein Argument. Dann müßte es aber schon irgendwie an den Pranger gestellt werden, sonst kriegen wir noch mehr davon. Auch bitte ich zu bedenken, daß auf jeden Fall dann wer sagen wird, wir verbreiteten eben doch antisemitische Texte - da können wir uns noch so sehr distanzieren, außer wir sagen im Namen der gesamten Redaktion, daß wir alle diesen Text ablehnen. Aber auf lange Sicht seh' ich da nichts Positives herauskommen.

17.48, e (antwort auf c)

Wenn der Konsens lautet, daß wir's bringen "müssen", und wenn es dann unter "Humor und Blabla" kommt (was ich für die beste Distanzierungsmöglichkeit halte - denn bloß ein Kommentar von mir ist ja nur ein persönlicher Kommentar - oder hast Du an ein Red-Statement gedacht?)

18.38, c

ich glaub halt nicht, daß es einen konsens gibt, und also auch kein red-statement geben kann. und angegriffen sind wir worden, weil wir einiges einfach so reingegeben haben; wenn es also kommentare von reds dazu gibt, wird klar, daß wir die auseinandersetzung führen, und wenn uns dafür wer angreift, ist mir das erstens wurscht und zweitens fällt mir dazu sehr wahrscheinlich schon was ein...;)

18.42, h

es tut mir auch leid, dass ihr enttäuscht seid. diese einwände kamen hauptsächlich: antisemitismus, inhaltsleer, lächerlich, vergrault die lesas durch schrecklich stil
eine für samstag ziemlich rege und kreative red-diskussion entsteht. was kommt dabei raus? ein "zensurformalgrund" wird eingesetzt, um den artikel verschwinden (!) zu lassen. ich gebe zu bedenken, dass lesas auch diskutieren möchten. und dass es ein fehler ist, die lesas systematisch zu unterschätzen. gebts doch die ganze diskussion mit dem artikel in den mund, um den lesas zu zeigen, wieviel arbeit hinter so einem mund steckt, und dass es sich niemand leicht macht. das interessiert viele, ein nicht gebrachter artikel interessiert niemand. und noch was: bei der zensurdiskussion läuft immer diese typische bürokratische vorbehalt mit: "dann könnte ja jedeR kommen". Dann werden wir von Neonazi-Einsendungen überschwemmt usw. Hier ein paar gegenargumente:
Das ist bisher noch nicht passiert.
Auch die predigen nur zu ihrer eigenen Gemeinde.
Das ist eine völlig anders zu handhabende Sache als eine Einsendung von einer linken Gruppe, die irgendwie im Widerstand mitarbeitet.
Pauschalregelungen sind starr und erzeugen nur immer weitere Detailregelungen.
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was praktisches: meine diskussionsbeiträge sind als vorschläge gedacht. vielleicht bringt euch diese diskussion weiter (und ihr könnt dabei optimale gegenargument entwickeln. falls gewünscht, eine red-linie finden usw.) ich akzeptiere eure entscheidungen selbstverständlich. und der mund vom sonntag wird so gut sein wie immer. ciao h