Integrationsleitbild
der Stadt Krems
Kurzfassung

(Langfassung Leitbild Krems download pdf)
(Langfassung Leitbild Guntramsdorf download pdf)

Erstellt im Rahmen der EU-Equal-Entwicklungspartnerschaft „Verschiedene Herkunft – gemeinsame Zukunft“ (finanziert durch BMWA und EU) unter Koordination der NÖ Landesakademie.
Projektleitung: Wissenschaftliche Begleitung:
Interkulturelles Zentrum, Wien Institut für Konfliktforschung, Wien
DSA Maria Zwicklhuber Mag. Karin Bischof
Dr. Azem Olcay


Einleitung
Die Gemeinde Krems traf mittels Stadtsenatsbeschluss vom 27.7.2002 die Entscheidung, im Rahmen der Equal - Entwicklungspartnerschaft „Verschiedene Herkunft – gemeinsame Zukunft“ ein umfassendes Integrationskonzept zu erarbeiten.
An dem einjährigen Diskussionsprozess waren mehr als 100 Personen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen beteiligt und brachten ein breites Spektrum an Ideen, Interessen und Erfahrungen ein. Dabei konnte an die von der Stadt bereits in den letzten Jahren geleistete Vorarbeit im Integrationsbereich angeknüpft werden: etwa Zugang zu Gemeindewohnungen auch für Nicht-ÖsterreicherInnen, interkulturelle Arbeit in den Bereichen Kindergarten und Jugend.
In das Leitbild flossen weiters die Ergebnisse einer Erhebung ein, die das Institut für Konfliktforschung (IKF, Wien) im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung des gesamten Projekts durchgeführt hat. Den erarbeiteten Maßnahmen liegt somit eine Analyse des Ist-Zustandes in den verschiedenen, für die Integration wesentlichen Bereichen zugrunde.
Darüber hinaus wurde die Leitbildentwicklung durch das Interkulturelle Zentrum (IZ, Wien) begleitet und moderiert. Das Interkulturelle Zentrum steht auch für die Phase der Umsetzung in den nächsten 18 Monaten im Rahmen der EU-Entwicklungspartnerschaft zur Verfügung.
Krems – eine multikulturelle Stadt
Im Jahre 2002 waren knapp sieben Prozent der Kremser Wohnbevölkerung ausländische Staatsangehörige, das sind 1.412 von 23.244 EinwohnerInnen, wobei dieser Anteil im Steigen begriffen ist (1997 waren es noch 4,2 Prozent). Insgesamt sind etwa 70 Nationen vertreten.
War der Aufenthalt der MigrantInnen zu Beginn der Zuwanderungswellen in den 60er und 70er Jahren zunächst zeitlich begrenzt gedacht, so wurde daraus im Laufe der Jahre durch den Nachzug der Familien eine dauerhafte Ansiedlung. MigrantInnen bilden inzwischen einen festen Bestandteil der Gesellschaft.


Das Leitbild baut auf vorhandenen Leistungen auf
Das vorliegende Leitbild baut auf den bereits bestehenden Leistungen und Angeboten der Stadt Krems auf und setzt sich zum Ziel, integrative Maßnahmen weiter zu entwickeln und umzusetzen. Dazu sollen u.a. auch die im Zuge der Erhebungen und des Entwicklungsprozesses zu Tage getretenen Schwachstellen behoben und die sensiblen Bereiche gestärkt werden.
Diese sind derzeit vor allem in den Bereichen Schule und Bildung, Arbeitswelt, Wohnen, Gesundheit und Verwaltung zu finden. Verbessert werden sollen auch die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen – im Besonderen auch der zugewanderten Bevölkerung - am sozialen, politischen und kulturellen Leben der Gemeinde.


Integrationsverständnis
Das Leitbild basiert auf einem konkreten Verständnis des Begriffs „Integration“.
Integration im Verständnis der Stadt Krems umfasst folgende wichtige Prinzipien:
∑ Integration als Politik der Gleichstellung und gleichwertigen Behandlung aller
Sie nützt sowohl der einheimischen als auch der zugezogenen Bevölkerung. Alle sollten innerhalb gleich geltender und gültiger Rahmenbedingungen entfalten können.
∑ Integrationspolitik umfasst alle Bereiche der Gemeindepolitik
Integrationspolitik ist bei allen Überlegungen städtischen Handels und in allen Ressorts einzubeziehen. Es bedarf des Zusammenspiels aller wichtigen öffentlichen und zivilen Bereiche, der Abstimmung und Vernetzung der Strukturen sowie des geplanten, gemeinsamen Vorgehens.
∑ Integration als vorbeugende Politik, die Potenziale fördert
Integration erfordert die Anerkennung vorhandener Potenziale (Sprachen, Ausbildungen, Wissen etc.) Sie setzt bei Stärken und Möglichkeiten an und schafft den Rahmen zur Entwicklung von Eigeninitiative und Mitgestaltungsmöglichkeit. Vorbeugende Integrationspolitik wirkt sich sozial und volkswirtschaftlich positiv aus. Spätere Folgekosten nicht geleisteter Integration können vermieden werden.
∑ Integration als wechselseitiges Geben und Nehmen
Integration ist ein wechselseitiger Prozess zwischen Zugewanderten und Einheimischen. Es erfordert den Austausch zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und lebt von der Teilhabe und Teilnahme aller. Im Sinne demokratiepolitischen Handelns trägt sie zur Stabilisierung des sozialen Friedens bei.
∑ Integration als achtsamer Umgang mit Vielfalt und Unterschieden
Integration erfordert, dass der/die Einzelne als Individuum ernst genommen wird. Menschen sollen nicht in verkürzter Perspektive als VertreterInnen einer ethnischen Gruppe „etikettiert und abgestempelt“ werden. Kulturelle Vielfalt stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine Bereicherung dar. Durch objektive Information sollen Vorurteile abgebaut und eingefahrene Sichtweisen verändert werdenHandlungsfelder
Diese allgemeinen Grundsätze sollen in folgenden Handlungsfeldern der Gemeinde ihre konkrete Umsetzung erfahren:Politik und Verwaltung
∑ Errichtung einer „Fachstelle für Integration“ zur Koordinierung konkreter Maßnahmen und Vernetzung interner und externer Institutionen und Personen
∑ Maßnahmen zur Sensibilisierung und Weiterbildung der MitarbeiterInnen der Gemeinde
∑ Schaffung einer Anlaufstelle zur Orientierungsberatung in Integrationsfragen
∑ Errichtung einer Plattform „Integration“ als Begleitausschuss für die Umsetzung des IntegrationsleitbildesBildung
∑ Dauerhafter Einsatz von Interkulturellen MitarbeiterInnen im Kindergarten
∑ Pilotprojekt „interkulturelle Volks- und Hauptschule“ in Kooperation mit dem Landesschulrat
∑ Organisation von Weiterbildungen für MultiplikatorInnen in der Integrationsarbeit
∑ Angebote von Sprachkursen für Einheimische und Zugewanderte: Deutsch für MigrantInnen, Türkisch als FremdspracheKultur, Begegnung und Kommunikation
∑ Förderung von Begegnung und Dialog als Grundlage zum gegenseitigen Verständnis unterschiedlicher Religionen, Weltbilder und Lebensformen.
∑ Einladung von VertreterInnen der MigrantInnen zu Veranstaltungen der Gemeinde
∑ Durchführung kultureller Aktivitäten zum Abbau von Barrieren: Kultur als verbindendes Element
Gesundheit und Soziales
∑ Erstellung und Weitergabe muttersprachlicher Informationen für relevante Sozial- und Gesundheitsthemen (z.B. im Rahmen des Säuglingswäschepakets)
∑ Sicherstellung und Ausbau des gleichberechtigten Zugangs zu Angeboten und finanziellen Leistungen, die die Gemeinde vergibt bzw. deren Vergabe sie administriert
∑ Einstellung von Fachpersonal mit Migrationshintergrund im Gesundheits- und Sozialwesen und Weiterbildung des vorhandenen Personals in interkultureller Kompetenz
∑ Aufbau eines krankenhausinternen DolmetschsystemsÖffentlichkeitsarbeit
∑ Aufbereitung und Verbreitung objektiver, sachlicher Informationen über Migration und Integration in gemeindeeignen bzw. in regionalen öffentlichen Medien
∑ Kontinuierliche und breit angelegte offensive Öffentlichkeitsarbeit zur Unterstützung des Abbaus von (Berührungs-)Ängsten und Vorurteilen: Darstellung positiver und gelungener Aspekte interkulturellen ZusammenlebensWohnen und Wohnviertel
∑ Qualitative Verbesserung der Infrastruktur sowie des sozialen Klimas im Wohnviertel Lerchenfeld
∑ Planung und Einrichtung eines betreuten interkulturellen Zentrums in Lerchenfeld
∑ Entwicklung eines Ausbildungslehrgangs für ehrenamtliche KonfliktschlichterInnen in Zusammenarbeit mit der GEDESAGArbeitswelt
∑ Verstärkte Anstellung von MigrantInnen auch in Arbeitsbereichen, die höhere Qualifikation erfordern
∑ Erhöhung des Anteils qualifizierter MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund in der Verwaltung
∑ Auszeichnung und öffentliche Anerkennung von vorbildlichen Betrieben