VolxTheaterKarawane protestierte
gegen Ferrero
[2004-04-12]
Da half selbst
das viel gepriesene Kampflächeln der Außenministerin nichts. Die
beiden Aktivistinnen der "VolxTheaterKarawane", die sich Montagabend
bei einem Fest des Personenkomitees für ÖVP-Präsidentschaftskandidatin
Ferrero-Waldner in einem Wiener Heurigen eingeschmuggelt hatten, waren nicht
auf Versöhnung aus. Sie waren gekommen, "um uns für drei Wochen
Gefängnis zu bedanken."
Der Protest der jungen Damen richtete sich gegen das Agieren Ferrero-Waldners im Umfeld der Verhaftung einiger VolxTheater-Aktivisten bei Demonstrationen im Juli 2001 in Genua. Die Außenministerin hatte sich nämlich kurz danach mit ihrem italienischen Amtskollegen getroffen und dabei verkündet, dass "einige" der 17 verhafteten Österreicher wegen "Störung der öffentlichen Ordnung" "polizeibekannt" seien.
"Die dürfen sich nicht wundern, dass sie von der Polizei festgenommen werden, sei es in Italien oder sonstwo", so die Außenministerin damals. Außerdem beklagten sich die Aktivisten darüber, dass das Außenministerium ihren Misshandlungs-Vorwürfen gegen die italienischen Behörden nicht entsprechend nachgegangen sei.
Bei den anderen, etwa 100 geladenen Gästen, darunter Ex-Präsidentengattin Edith Klestil und Regisseur Franz Antel, stieß die Aktion auf Unverständnis. "Wer hat denn solche Trottel eingeladen?", empörte sich ein älterer Herr. Ein anderer forderte halblaut, man möge das "Gsindel" doch entfernen.
Dass man die Aktivistinnen überhaupt eingelassen hatte, hatten sie dem Slogan-Wettbewerb für Ferrero-Waldner zu verdanken: Daran hatten sie sich inkognito beteiligt, mit Sprüchen wie "Weil Frauen manches anders sehen" den Sprung unter den Top 10 geschafft und damit ein Abendessen mit Ferrero-Waldner gewonnen. Von Securities wurden die beiden Aktivistinnen dann aber rasch aus dem Saal gedrängt.
Als Kurt Bergmann, Leiter des Personenkomitees für Ferrero-Waldner, die beiden zur Rückkehr ins Lokal überreden wollte, um die Urkunden für die prämierten Slogans entgegenzunehmen, lehnten sie ab. Erst nach einigem Hin und Her fanden sich doch zwei Karawanisten bereit, ins Lokal zu einem Gespräch mit Ferrero-Waldner zu kommen. Die Außenministerin verteidigte dabei ihr Vorgehen rund um Genua: Für die Verhaftung der Aktivisten könne sie nichts, danach habe sie sich aber für sie eingesetzt wie für jeden anderen Österreicher auch. "Das können Sie glauben, oder nicht."
In einem Fall räumte die Außenministerin allerdings einen Fehler ein, nämlich die Bekanntgabe der polizeilichen Vormerkung. "Dass ich eine interne Information nicht hinausgeben sollte. Das würde ich nicht mehr machen." Danach zogen die Aktivisten wieder ab. Die Sieger-Urkunde wurde wenig später vor dem Lokal verbrannt, die nach draußen gebrachten Brötchen blieben unberührt.
APA - Austria Presse Agentur , 12.04.2004