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"Danke für drei Wochen Gefängnis"
[2004-04-14]

VolxTheaterKarawane besuchte Ferrero-Waldner - ÖVP-Kandidatin bedauert Bekanntgabe interner Informationen

Wien – Die VolxTheaterKarawane hatte eine Trefferquote von 100 Prozent. Fünf Sprüche hatte die alternative Theatergruppe beim Slogan-Wettbewerb "für Benita" eingesandt, alle fünf kamen unter die Wiener Top-Ten. Daher wurden zwei Mitglieder der Gruppe, die mit VP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner bereits durch ihre Festnahme bei den Demonstrationen im Juli 2001 in Genua Bekanntschaft gemacht haben, am Montagabend auch zum versprochenen Siegeressen mit der ÖVP- Kandidatin eingeladen.

"Keine Freunde"
Der half allerdings ihr schönstes Lächeln nicht, als die Karawanen-Mitglieder beim Heurigen verkündeten, sie seien "keine Freunde" und überhaupt sei man nur gekommen, um sich "für drei Wochen Gefängnis zu bedanken".

Misshandlungsvorwürfe ignoriert
Beklagt wurde auch, dass Ferrero Misshandlungsvorwürfe ignoriert habe. Daraufhin wurden die beiden Mitglieder der VolxTheaterKarawane von Securities aus dem Saal gedrängt. Kurt Bergmann, Leiter des Benita-Personenkomitees, konnte nach einiger Zeit zwei Ensemblemitglieder überreden, doch die Urkunden für die prämierten Slogans entgegenzunehmen.

Ferrero-Waldner betonte dabei nochmals, sie habe sich für sie eingesetzt, wie für jeden anderen Österreicher auch: "Das können Sie glauben oder nicht." Auch die Misshandlungsvorwürfe habe sie ernst genommen. Nach der Überreichung verbrannten die Aktivisten ihre Urkunde vor dem Lokal.

"Wer ,A‘ sagt, ..."
Ferrero-Waldner hatte bei der Verhaftung der VolxTheater-Aktivisten vor drei Jahren zu ihrem italienischen Amtskollegen gemeint, "einige" der 17 Betroffenen seien ohnehin wegen "Störung öffentlicher Ordnung polizeibekannt". Sie dürften sich nicht wundern, "dass sie von der Polizei festgenommen werden, sei es in Italien oder sonst wo" so Ferrero damals.

Auch wenn die VP-Kandidatin eingesteht, dass sie jene Aussagen heute so nicht mehr treffen würde, ist man in der Theatergruppe entzürnt. Vor allem, da Ferrero im Wahlkampf ihren Einsatz für die Truppe betont hat.

"Einfach mitgemacht"
Mit dem großen Erfolg ihrer fünf Slogans hat die Karawane nicht gerechnet. "Wir haben einfach mitgemacht", berichtet ein Ensemblemitglied dem STANDARD.

Unter den Siegersprüchen: "Benita geht Probleme an, da Fischer kein Französisch kann." Oder: "Wir wählen die Benita. Die schlägt ein wie ein ,Gewitta‘." Ebenfalls im Spruchtalon: "Wer ,A‘ sagt, muss auch Benita sagen", "Weil Frauen manches einfach anders sehen" und die "Präsidentin der Herzen!".

Ferrero wird kommende Woche noch mit den Preisträgern aus Tirol und Kärnten zusammentreffen. Den Slogan eines Niederösterreichers hat man sogar als Wahlkampfmotto aufgenommen: "Benita. Frischer als Fischer!" (kmo/DER STANDARD, Printausgabe, 14.4.2004)

Der Standard, 14.04.2004