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ATV-Interviews: Fischer siegt bei Televoting
[2004-04-18]

70 Prozent von SPÖ-Kandidaten überzeugt - 46 Prozent von Außenministerin - Inhaltlich nicht viel Neues

Wien/APA - Bei getrennten Interviews im Privatsender ATV+ mit anschließendem Televoting hat Sonntag abend SPÖ-Präsidentschaftskandidat Heinz Fischer mit 70 Prozent Zustimmung seine ÖVP-Konkurrentin Außenministerin Benita Ferrero-Waldner hinter sich lassen können. Ferrero-Waldner kam auf 46 Prozent Zustimmung.

Im ATV+Studio wiederum wurde abschließend eine Umfrage präsentiert, wonach auf die Frage, "wen würden Sie heute wählen", 54 Prozent für Fischer und 46 Prozent für Ferrero-Waldner votierten.

Inhaltlich brachte das Interview-Duell - Fischer wurde als erster 20 Minuten befragt, danach kam Ferrero-Waldner - nicht viel Neues. Fischer sprach sich neuerlich entschieden gegen eine Aufteilung der Neutralität aus. "Da würde man die Neutralität kaputt machen". Als "entsetzlich" bezeichnete Fischer das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens in Peking, als Studenten von Panzern überfahren worden waren. An diesem Abend habe er ein angesetzes Abendessen in der chinesischen Botschaft abgesagt. Später habe er sich zwar mit Li Peng getroffen, und dort die Todesstrafe in China kritisiert. Aber man könne deswegen nicht die diplomatischen Beziehungen abbrechen.

Gudenus würde niemand vorschlagen
Angesprochen darauf, ob Heinz Fischer beispielsweise als Bundespräsident den Vorsitzenden des Rings Freiheitlicher Jugend, Johann Gudenus, angeloben würde, der mit dem umstrittenen Spruch der "Umvolkung" für Aufregung gesorgt hatte, meinte Fischer, "ich glabule, den würde eh niemand vorschlagen". Dass er von Ferrero-Waldner als Parteisoldat kritisiert worden sei, ließ den SPÖ-Kandidaten kalt: "Was soll Sie denn anderes sagen - Sie hat ja keine anderen Argumente".

Keine Angst vor Rudolf-Streicher-Schicksal
Angst vor einem Rudolf-Streicher-Schicksal, der beim Duell mit Thomas Klestil ebenfalls geführt, aber dann verloren hat, hat Fischer nicht. "Nein, da finde ich keine Parallelen. Bei mir läuft das wunderbar". Die abschließende Televoting-Frage, "hat Sie Fischer überzeugt", beantworteten 70 Prozent mit Ja und 30 Prozent mit Nein.

Ferrero-Waldner überzeugte 46 Prozent
ÖVP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner konnte mit ihrem Interview in ATV+ 46 Prozent im anschließenden Televoting von ihrer Performance überzeugen. 54 Prozent sagten Nein. Ungeachtet dessen gab sich Ferrero siegessicher. Sie sei überzeugt, dass "diesmal viele Frauen und alle modernen Männer für mich eintreten werden". Eine "Exit-Strategie" für den Fall, dass sie nicht Bundespräsidentin wird, hat sie keine.

Ferrero-Waldner verteidigte ihr Vorgehen für die Mitglieder der Volxtheater-Karawane, "für die ich mich vom ersten Moment, da ich wußte, dass etwas geschehen war, eingesetzt habe". Dass sie eine Information des Innenministeriums über Vormerkdaten weitergegeben habe, "hätte ich nicht tun sollen, aber ich bin eine temperamentvolle Außenministerin, das ist mir halt entfahren".

Jedenfalls betonte Ferrero-Waldner, dass sie sich erst zuletzt um einen im Kosovo angeschossenen Justizwachebeamten gekümmert habe. "Ich habe mich sofort ans Telephon gehängt und er ist heute mit der Flugärzteambulanz herauf geholt worden".

Neuerlich bekräftigte sie, die Hofburg in ein "Kompetenzbüro" umwandeln zu wollen. Ferrero-Waldner lobte die "kreativen jungen Leute" und meinte, "Erfahrung ist gut, aber Kreativität noch besser". Zu kolportierten fünf Millionen für die Ausgabe von Fotos sagte die Ministerin, dies sei eine "ganz professionelle Öffentlichkeitsarbeit". Es handle sich um 0,17 Prozent des Öffentlichkeitsbudgets. Ihr Verhältnis zu Bundespräsident Thomas Klestil beschrieb sie als "immer korrekt". "Es ist sicher nicht herzlich".

In der Neutralitätsfrage versuchte Ferrero-Waldner, die Unterschiede zu Fischer zu minimieren. "Wir haben ein Gesetz über die Neutralität - mit der Kernneutralität keine fremden Truppen im Land, kein Beitritt zu Militärbündnissen, keine Beteiligung an Kriegen". Verägert zeigte sie sich über eine "untergriffige Frage" betreffend die Visa-Erteilung für ausländische Showtänzerinnen. Dies sei eine Sache, die vom Innenministerium entschieden werde und "wir haben das als Postfach an unsere Botschaften weitergegeben".

Der Standard, 18.04.2004