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Marlene Streeruwitz lehnt Badener Kulturpreis ab
[2004-03-01]

Literatin möchte Preis nicht von Außenministerin erhalten

Baden - Am 12. März sollen der Schriftstellerin Marlene Streeruwitz, dem Musik-Publizisten und Ausstellungsmacher Otto Brusatti sowie dem Filmproduzent Carl Spiehs die Badener Kulturpreise 2003 überreicht werden. Der Festakt im Badener Casino wird jedoch nicht in der vorgesehenen Form stattfinden. Streeruwitz lehnt die Annahme des Preises ab. Grund: Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) soll die Festansprache halten. Damit werde aber eine "Preisverleihung, die Anerkennung für Kunst-und Kulturschaffende ausdrücken soll, in eine Wahlveranstaltung verwandelt", so Streeruwitz in einer Erklärung.

Nicht nur die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz, sondern auch der Musikwissenschafter, Autor und Ausstellungsmacher Otto Brusatti wird der für den 12. März vorgesehenen Verleihung der Badener Kulturpreise 2003 fern bleiben. Auch er gibt auf Nachfrage der APA das nicht mit den Ausgezeichneten abgesprochene Auftreten von Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner (V) als Absagegrund an: "Was macht die Ferrero dort, außer mich angrinsen?"

Streeruwitz distanziert sich von Aussagen der Politikerin
Ferrero-Waldner ist beim Festakt nach Begrüßung und Würdigung der Künstler durch Bürgermeister August Breininger (V) mit Landesrat Wolfgang Sobotka (V) für die Festansprachen vorgesehen. Die 1950 in Baden geborene Streeruwitz, die mit ihren Stücken und Romanen im deutschsprachigen Raum große Erfolge feierte, erinnert an die Stellungnahmen der Außenministerin nach den Verhaftungen von Mitgliedern der Volxtheater-Karawane in Genua: "Ich möchte mich mit allen kritischen Kunstschaffenden als immer 'verdächtige Subjekte' solidarisch wissen. Als Feministin möchte ich keinen Preis von einer Politikerin entgegennehmen, die sich veranlaßt sah, sich selbst als 'zuallererst ein Mensch' zu bezeichnen."

Auch Brusatti will nicht von Ferrero-Waldner geehrt werden
Für Brusatti steht fest, dass es sich dabei "eindeutig um eine Umfunktionierung unserer Preisverleihung zu einer Wahlkampfveranstaltung handelt": "Ich lasse mich nicht instrumentalisieren." Er habe sich sehr über die Ehrung gefreut und sei nun "unheimlich traurig". Was hier passiere sei "bedrückend und verachtend". Er wolle nicht - und schon gar nicht ungefragt - von einer Politikerin geehrt werden, die er politisch ablehne und die mit seinem bisherigen Schaffen, das ja ausgezeichnet würde, nicht das geringste zu tun habe.

Deshalb habe er bereits vor 14 Tagen dem Bürgermeister seine Entscheidung mitgeteilt, nicht zur Verleihung zu kommen, und habe diesem freigestellt, von der Zuerkennung des mit 2.000 Euro dotierten Preises Abstand zu nehmen. "Seither habe ich aber nichts mehr von ihm gehört."

Carl Spies gehört ebenfalls zu den Preisträgern
Auch der Filmproduzent Carl Spiehs erhält die Auszeichnung. Rund 200 Filme und Serien hat der 1931 in Ternitz Geborene bisher produziert, davon rund 80 in Österreich. Zu Beginn war Spiehs im Renaissancetheater für die Löwinger-Bühne sowie in der Musikaufnahme-Leitung der Wiener Stadthalle im Einsatz, in den 50er Jahren schließlich als Assistent von Regie-Legende Franz Antel. Sein wohl größter Erfolg der vergangenen Jahre war die am gleichnamigen Ort gedrehte Fernseh-Serie "Ein Schloss am Wörthersee". Spiehs ist seit 1967 Eigentümer und Chef der LISA-Film. (APA)

Der Standard, 01.03.2004

 

Marlene Steeruwitz lehnt aus Protest gegen Präsident- schafts- kandidatin Benita Ferrero- Waldner die Annahme des Badener Kulturpreises ab: "Ich möchte mich mit allen kritischen Kunstschaffenden als immer 'verdächtige Subjekte solidarisch wissen."