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Tagebuch aus Voghera

So, 22. Juli 2001 voghera Verhaftung

Die ganze nacht wurde das camp "bewacht" nach den horrormeldungen aus der innenstadt schlugen sie sich die nacht um die ohren. Damit die schlafenden aus ihren schlafsäcken raus kommen wenn die staatlichen terrortruppen auch durch "unser"camp ziehen. Vereinzelt kommen "flüchtlinge" ins camp. Berichten von grausamkeinten in den 2 schulen, von hetzjagden durch die stadt. Aus dem grossen stadium wären 10.000de in die stadt zum bahnhof geflüchtet. Der bahnhof wurde schon seit samstag von den grossartigen solidarischen busfahrern, die die ganze zeit demosntrantInnen gratis und sogar auf sonder routen beförderten bewacht. Die gelben busse zwischen banhofseingang und lauernder polizei geparkt, waren sie sichtlich nervös die busfahrer, aber sie blieben, und die busse die vor dem "blitz" auf die schulen , dort direkt von der haustür menschen abholen und wegbrachten, haben einigen schlimmstes erspart. Solidarität ist lebenswichtig. Vielleicht kann ja wer da draussen ein dankfax fuer mich an die genuesischen busfahrer schicken ...

Das camp im stadion und mindestens zwei weitere völlig in panik verlassen - hier und im medienzentrum wären die letzten verbliebenen. Uns wird immer unwohler, mehr noch, als wir erfahren haben, die allermeisten aus dem camp würden sonntag früh um 7.00 uhr abfahren, was ist wenn die terroreinheiten hier einfallen und wir zu 30st alleine hier? Ist zum glück nicht passiert und nach dem der grosse tross das camp verlassen hatte kehrte seltsame ruhe ein. Wir machten uns ans wäschewaschen und dachten der alptraum ist vorbei welch ein irrtum. Quelle jour quelle jour! T´ai passe la suit au centre nedjatique sans dormir. Comme garde de securite - pour prevenir les jownalistes si la police nous en vahissaite encore une fois. Le matin, j´ai assiste aux converences de presse: und garcon (pas de naus) en crise theatrale a renverse une bouteille de sauce de tomates sur tours les journalistes, pendant une conference de presse. En puis des nouvelles, des rumens.

Tant le monde san va, mais comment partir. Sans serfaire desaparaecido >> ? et puis notre detention et - puis nous voila (une petite sau rire: apres l´envahison. les médias "corparte" et les medias independentes ant en fin cesse de faire leurs petits con cours entre eux: tous los journalistes qui etaient ant commerce a travailler ensemble pour reporter la verite)



Mo 23. Juli 2001 voghera

uväznenie vo väznici voghera yo dievöat z karawana + zo rock bez vdania dovodv geschlafen haben wir eigentlich alle nicht. Vielleicht sind wir nur vor erschöpfung eingenickt. Denn die systematische psychotortur des verhaftungsprozesses dauerte bis in den vormittag. Es muss schon weit nach mitternacht gewesen sein, als wir frauen in die kammer mit der aufschrift G8 gerufen werden. Davor mussten wir stundenlang mit angezogenen beinen (und ohne wasser oder essen) mitansehen wie die männer der gruppe nach und nach hinter der tür verschwinden und schreien. Wir hören die schläge und die schrei "no violenzia" rufe. Mit verletzungen schockiert und kreidebleich kaommen dann irgendwann gegen 4 uhr die männer aus der kammer heraus und mussten am gang aufgereiht, ellbogen und hände zur wand stehen und warten während vor ihnen bereits handschellen auf den boden gelegt wurden. Angst, wird uns uns jetzt das selbe angetan? Vor mir schreie aus der kammer; sind die polizistinnen genau so brutal wie die männer in grauer uniform. Warum das alles? Vor ein paar stunden hiess es noch, es würden nur für 10 minuten unsere identität geklärt werden ... Ist das nicht ein missverständnis - das kann doch nicht wahr sein. Draussen am gang herrschte vor allem die gangart des systematischen psychoterrors. Der erste schritt in die kammer mit zitternden knien - und es wurde klar, dass hier gewalt, einschüchterung, schreien und schläge angesagt waren. Zuerst musste ich mich vollkommen ausziehen. Immer wenn eine der polizistinnen mich lauter anschrie kam ein mann herein. Dann kniebeugen. Wenn cih nicht augenblicklich verstehe werde ich gestossen mit dem kopf an die wand. Noch mehr schreien, eine ohrfeige - nein ich versuche trotz allem mit tränen in den augen sie lieb anzuschauen und aufmerksam ihren anweisungen zu folgen. Ich durfte mich nach einiger zeit wieder anziehen und nachdem mir sämtliche persönliche dinge abgenommen wurde (geld, zigaretten ...) wurde ich in den neben raum geführt. Aha, eine 3 m2 grosse zelle mit gittern, ein fenster in den hof, in dem polizisten hineingafften, uns beschimpften. Von der zelle, die langsam mit uns frauen aufgefüllt wrude hören wir die prozedur im nebenzimmer.

Blutflecken waren noch am steinboden sichtbar. Waren die von den männern, die vorher zu 15 hier hereingepresst worden waren. Wie hunde im käfig, die von zwei seiten begafft und beschimpft wurden, kamen wir uns vor. Wenn wir vor erschöpfung kurz einnicken wurden wir aufgeweckt, demonstrativ rauchten sie zigaretten mit hönischem lächeln, wann ich nur ein wort zurücksagte, wurde die zelle geöffnet und ein starker bedrohlicher typ presste mich mit beiden armen gegen die wand, sein gesicht in mm abstand. Stundenlang, es wurde langsam morgen, dauerte die erste "zellenerfahrung", schauerliche kälte, wie sardinen versuchten wir uns aneinander zu schmiegen, so es möglich war.
Dann, die zellentür wurde geöffnet und wir mussten uns wieder am gang aufstellen. Diesmal durften wir uns nicht sehen, erschöpft sackte ich zusammen, gleich wurde ich von den anderen wieder aufgerichtet. Werde ich nun wieder in die kammer gebracht? Nein, bitte nicht, ich reisse die letzten kräfte zusammen und lächle den polizisten verängstigt an. Ich flehe: "please no". - wieder in die 3 m2 zelle, wieder in höchst bedrohlichem mm abstand ist es ihm in letzter sekunde doch zu blöd. Strafzellenzeit ist angesagt. à nach einiger zeit darf ich wieder zu den anderen, wieder warten - der reihe nach zur abnahme von fingerabdrücken und fotos machen à schlafen , ich will nur noch schlafen à bitte eine zelle und ein bett und kein psychoterror mehr!


24.Juli 2001 Voghera Die Kommunisten kommen

"hoher besuch" ist zu uns in den betinhof gekommen. drei herren von der rifundazione communista erkundigen sich nach unserem ergehen. trotz permanenter intervention der aufsichtsorgane (zu diesem anlass wurden auch maenner herangezogen), die meinen, in diesem gefaengnis duerfe nur darueber gesprochen werden, was hier passsiert (ist), sickern informationen ueber den "blitz" auf die schule, dem die anderen 23 verletzten frauen hier zum opfer gefallen sind, in die kommunistenohren - nach draussen.
alles sehr kompliziert zu erklaeren, dass die frauen hier an 2 verschiedenen plaetzten festgenommen wurden, niemand spricht italienisch, die drei italienerinnen sind schon entlassen worden. trotzdem versprechen die herrn kommunisten wiederzukommen. in hof wird diskutiert, ob wir aufgrund der weiteren konsequenten weigerung der staatsgewalt, einer gefangenen, die von ihr dringend benoetigten medikamente herbeizuschaffen, in hungerstreik gehen sollen. aufgrund der , vor allem fuer die verletzten unertraeglchen situation wird ein beschluss draus, samt presseerklaerung, die den kommunisten beim naechsten besuch migegeben werden soll.
zurueck in der zelle erzaehle ich davon der zellengenossin, die vor schmerzen nicht mehr in den hof hinuntergehen konnte. sie ist schwer verletzt- und krank - kann sich kaum auf den beinen halten und waere sofort dabei - ich bereue fuer den hungerstreik gesprochen zu haben, weil fuer die zellengenossin koennte das schnell lebensgefahr bedeuten.


25.Juli 2001 Voghera

von der auorin zensurierte version. brutalitaeten und grausamkeiten geilen naemlich nichtn nur pruegelpolizisten auf...... wiedre fast nix geschlafen, die erzaehlungen meiner zellengenossen, die in der schule a. diaz krankenhausreif gedroschen worden ist, die in ihrem schlafsack dorthingetragen wurde, um hier in der zelle zu landen, ihre tapferkeit, ihre schwesterlichkeit, ihre solidaritaet und ihre verzweiflung liessen mich nicht schlafen.
"morgenkaffe" ( genauso ein absurder begriff, wie den taeglichen trott in den hof "spaziergang" zu nennen.) Meine zellengenossin, der es sichtlich schwerfaellt, sich zu bewegen, findet auch noch troestende worte fuer mich, weil ich nicht schlafen konnte - zum, erstenmal seit langem steigt in mr das gefuehl von scham auf, weil ich ihr davon erzaehlt habe. he, ich muesste eigentlich lachen vor freude, weil ich mit watschen und remplern durch die festnahme gekommen bin, die meisten frauen hier sind ernsthaft verletzt, eine die auch in der schule geschlafen hat, liegt set tagen im krankenhaus im koma. das gafengnis hier hat aehnlichkeiten mit einer unfallstation, naja, doch eher mit einer dieser abteilungen in psychatrischen krankenhaeusern, wo sie "auffaellige" bezwingen. fehlen nur noch die zwangsjacken, die vorrichtungen zum fixieren der selben, auf unserem bett hier, klappen in der nacht immer wieder auf die knie. (schliesslch ist diese gefaengnis ja nicht fuer irgendwen, sondern fuer die brigate rosse, einer schwer kriminalisierten gruppe, gebaut worden).
"hofgang": 29 frauen, den meisten steht der schock noch im gesicht geschrieben, vielen sieht mensch die wut ueber diese himmelschreiende ungerechtigkeit trotz gebrochener knochen und eingeschlagenem kiefer an, trotten in die betonviereckeln. meine zellengenossin bleibt lieber liegen.

Immer noch keinerlei gelegenheit zu telefonieren, wie ging doch dieser scherz? : "jede festgenommene hat das recht auf zwei telefonate." und die zellengenossin braucht dringend seltene medikamente, da sie auch schwer krank ist. niemanden scheint das hier zu kuemmern und ihre " notration" ist in der schule von der polizei verhaftet worden, verdammt, warum bring die seit tagen niemand hier her? der/die u-richterin hat sich angekuendigt und will zuerst die frauen die in der schule waren, weil die jetzt schon bald 96 stunden festgenommen sind, und sonst automatisch freigelassen werden muessen. meine zellengenossin wird befragt, ja wie lange sie denn und warum sie denn dort geschlafen hat, ob sie nicht barrikaden gebaut und widerstand geleistet haette - bohrende, boese fragen - und dann, ob denn die schraeg vernaehte kopfwunde alles waere, was sie davon getragen haette. sie antwortet indem sie sich umdreht und den herrn richter ihre rueckseite unter dem t-shirt ansehen laesst, der herr schluckt, schweigt und deutet ihr das sie gehen darf.......... der konsul moritsch ist auch da, fragt wie es geht, doch als ich loslege von den misshandlungen zu erzaehlen, unterbricht er, will er nichts von hoeren. ich geb ihm eine telefonnummer, er moege doch fuer mich anrufen, vielleicht kann er ja das, wirklich glauben tu ich's ja nicht, der herr scheint voller vorurteile..................... zurueck in die zelle. dann die nachricht, die frauen aus der schule kommen frei! seit tagen das erste mal ein grund zur freude! und ueber unsere freilassung soll morgen entschieden werden. die freilassung zieht sich bis in die spaete nacht, doch dann endlich ist es soweit meine zellengenossin kann gehen. Wir sehen uns? Ja natuerlich, wenn auch ich frei bin, und du versuchst meine Leute zu erreichen? Ja sicher - Pass auf und machs gut! Solidaritaet!

meine zellengenossin musste vor jahren das land wo sie lebte verlassen, weil sie gefoltert wurde und fuer jahre im gefaengnis verschwinden sollte. warum? weil sie sagte was sie dachte.



Do 26. Juli 2001 Voghera

Ein ziemlich trauriger tag, wenn ich so zurückdenke, warteten wir alle schon auf den tag der befreiung nachdem am vortag die maedels aus der schule entlassen wurden. wir wurden beim morgengrauen geweckt, alles auf und schnell zum gericht hat es geheissen. ohne cafe und mit leerem magen, durchsucht, handschellen angelegt und wieder in diesen bus mit den kleinen zellen gepackt. wohin fahren wir jetzt bloss wieder. hoffentlich nicht nach genua, aber vielleicht sehen wir die anderen. alles ging noch schlaftrunken chaotisch zu, endlich irgenwo angekommen, wurden uns die handschellen abgenommen und alle frauen in einen raum gebracht. hier wird das gericht stattfinden sagten sie zu uns. wir warteten angespannt. dann wurden wir willkürlich auf vier räume aufgeteilt, endlich wir sahen die maenner, nnur kurzes zunicken war moeglich, blicke; geht`s eh allen gut? stumme blicke und angst in den augen, vor dem was da schon wieder passiert. vor der tuer warten viele polizisten. wir hatten immer noch nicht die möglichkeit gehabt mit unseren anwaeltinnen zu reden, wo sind die? trotzdem noch immer zuversichtlich, wir kommen bald frei, heute noch. zum ersten mal werden uns die anklgepunkte von der richterin vorgelesen, aber nur auf italienisch. die uebersetzerin ist nervoes, schlecht und von dem wenigen deutschen gestammele konnte ich wenig verstehen. aha bildung einer krimminellen vereinigung wieso? diebstahl?? dann deutete sie auf einen mann, euer anwalt meinten sie auf italienisch. einspruch!! das ist nicht unser anwalt, unsere anwaeltin ist frau tartarini!! dem einspruch wird nicht stattgegeben, anstattdessen wurde ich von den polizisten aus dem kleinen raum geführt und einzeln in einen anderen, grösseren gesperrt und bewacht, stunden warten... was heisst das jetzt! was geht da ab und wo sind unsere anwaeltInnen? keine information... warten wieder in dem kleinen raum, mit der richterin, der übersetzung und dem mannder zu meiner verteidigung zustaendig wäre den ich vorher nie gesehen habe. ich werde befragt nach persönlichen daten... und antworte, weise nochmal darauf hin, dass das nicht mein anwalt ist ich mit ihm vorher nicht gesprochen habe und ich deswegen kein vertrauen zu ihm noch zu diesem gericht. egal ich weiss nicht ob mich die übersetzung verstanden hat und probiere alles auf spanisch/italienisch zu klaeren. also keine weiteren aussagen, das war klar, wieder abgefuehrt stundenlanges warten alleine. was die anderen wohl machen?? ein jausensackerl, wurst und kaese weckerl, bäh aber wenigstens 2 aepfel, weiteres warten, beim klogehen sehe ich andere auch alleine unter bewachung. warten weiters warten es wird schon 3 uhr nachmittags, es geht schon gut aus, liegt ja nichts gegen uns vor und heute abend sind wir schon am nachhauseweg. ich sehe kurz den ö konsul der nervös am gang umhergeht. wieder in das kleine zimmer gefuert jetzt wieder mit 5 oder 7 angeklagten. also es folgt die urteilsverlesung der haftpruefung heisst es. die richterin verliest in italienisch. emotionsausbrueche, traenen , betroffenheit, das gibt`s doch nicht, das kann nicht sein ein böser traum, was?? negativ unmöglich. die übersetzung ein debakel. "gewalttötige auseinandersetzungen in der via ciclamini" hoere ich nur und will einspruch erheben, das kann keine richtige uebersetzung sein, bitte kann denn niemand dieses papier korrekt uebersetzen? ich werde wieder nicht verstanden und sofort von einigen polizeibeamten von hinten gepackt und aus dem raum gezerrt "injusto" rufe ich aus einer "ohnmacht" demgegenüber was uns widerfährt. "ruhiggestellt" werde ich dann unter gewaltandrohung von den polizisten. den text der urteilsverkündung erfahre ich wohl nie und musste wieder alleine auf die anderen frauen warten, die teilweise verheult und zerstört, aber vor allem desillusioniert und gebrochen in den sammelraum geleitet wurden. "das gibts nicht" war der grundtenor es folgte ein weiterer bewachter klogang, kurze wortwechsel mit dem konsul, einem anwalt und handschellen anlegen und zurück in den bus. vor allem zurück nach voghera auf unbestimmte zeit.nommen sind, und sonst automatisch freigelassen werden muessen. meine zellengenossin wird befragt, ja wie lange sie denn und warum sie denn dort geschlafen hat, ob sie nicht barrikaden gebaut und widerstand geleistet haette - bohrende, boese fragen - und dann, ob denn die schraeg vernaehte kopfwunde alles waere, was sie davon getragen haette. sie antwortet indem sie sich umdreht und den herrn richter ihre rueckseite unter dem t-shirt ansehen laesst, der herr schluckt, schweigt und deutet ihr das sie gehen darf.......... der konsul moritsch ist auch da, fragt wie es geht, doch als ich loslege von den misshandlungen zu erzaehlen, unterbricht er, will er nichts von hoeren. ich geb ihm eine telefonnummer, er moege doch fuer mich anrufen, vielleicht kann er ja das, wirklich glauben tu ich's ja nicht, der herr scheint voller vorurteile..................... zurueck in die zelle. dann die nachricht, die frauen aus der schule kommen frei! seit tagen das erste mal ein grund zur freude! und ueber unsere freilassung soll morgen entschieden werden. die freilassung zieht sich bis in die spaete nacht, doch dann endlich ist es soweit meine zellengenossin kann gehen. Wir sehen uns? Ja natuerlich, wenn auch ich frei bin, und du versuchst meine Leute zu erreichen? Ja sicher - Pass auf und machs gut! Solidaritaet!

meine zellengenossin musste vor jahren das land wo sie lebte verlassen, weil sie gefoltert wurde und fuer jahre im gefaengnis verschwinden sollte. warum? weil sie sagte was sie dachte.





Sa 28 juli 2001 voghera

Eine von uns muss alleine nach genua. Ohr haftprüfungsprozess soll wegen bürokratischer schluderei wiederholt werden. Während des hofgangs grosse freude über den ersten abgegebenen gewandsack. Kleine ernüchterung beim öffnen. Im sack die letzten reste aus meinem kasten. Luckerte socken, 2 pullover (hier 35 grad) und eine viel zu grosse hose. Aber nichts lernen wir hier schneller als aus der not einen vorteil zu machen. Grosse hose angezogen, den luftlosen volleyball vorn rein, leiberl drüber und reingewatschelt zu den "babysitterinnen". Denen ist sowieso fad und als die "schwangere" dann um eine zigarette bittet liegen sie halb am boden vor lachen. Und das beste, es gibt nicht eine sondern ein ganzes packerl zigaretten für uns. Später kommt zum erstenmal der anwalt zu uns. Mit dolmetsch! Doch die freude klingt bald ab. Als er weder weiss wann wir rauskommen - wie sollte er das auch wissen, kann ja niemand abschätzen wie stabil so eine konstruierte anklage hier ist. Und ausserdem hat der gute mann vor lauter arbeit offenbar noch keinen klaren plan, was er mit uns anfangen soll. M. ist jetzt schon den ganzen tag allein in genua. Wie es der wohl ergangen ist? - unsere wärterinnen stecken mir ein packerl zigaretten zu ich steck es ein und bedanke mich artig. Hofgang. Ich höre meinen namen. Yeah, ein brief! Nein abtransport nach genua. Nett, ich darf mich mal umziehen.. borge mir jeans aus. Eigentlich eine schlechte idee bei dieser hitze. Was soll das? Was wolln, die von mir? Handschellen werden mir angelegt und in der begleitung von drei polizisten werde ich nach genua gebracht. Ich bin völlig durcheinander, müde. Versuche konzentriert zu atmen und meine gedanken abzuschalten. Der polizist gibt die jalousien, die vorher das innere des wagens in dunkelheit getaucht haben hinauf und ich kann genua erkennen. Der wagen fährt in einen tunnel und stoppt plötzlich. Ich muss aussteigen. Neben uns, draussen die autos durch die unterführung. Angst! Wohin bringen die mich. Ich werde in das untergeschoss eines hauses geführt und in eine einzelzelle gebracht. Es ist heiss. Ich höre die autos vom tunnel und fühle mich beschissen. Irgendwann bekomme ich ein lunchpaket, aber mir ist nur schlecht. Wie ein verstörtes tier laufe ich in der zelle auf und ab, präge mir jede einzelheiten ein um mich abzulenken. Alle geräusche sind selstam klar. Nach einer unendlich langen ewigkeit fahre ich in begleitung von zwei beamten in einem aufzug in den 12 stock. Da gibt´s noch mehr stockwerke. Ein hohes haus also. Vor einem büro steht eine grau und lächelt mir zu. Sie schüttelt mir die hand und stellt sich als meine anwältin vor. Was ist los. Was soll ich hier? Aussagen, oder nicht? Die minute vergeht viel zu schnell und dann sitze ich vor einer richterin. Ich halte mich an meiner wasserflasche fest. Die richterin ist gereizt. Die übersetzerin sehr locker, nimmt das alles hier nicht sehr ernst. Ihre übersetzungen sind schlecht. Teilweise muss ich ihr helfen. Missverständnisse. Die richterin möchte nicht hören was ich hier sage. Die anwältin versucht zu helfen, wird solgeich zurechtgewiesen. Angeblich will ich nicht auf die fragen antworten. Ich versuche jedenfalls mein bestesversuche den überblick zu bewahren in diesem chaos von schlechter übersetzung, der gereizten stimme der richterin, der verzweifelten anwältin, der hitze. Irgendwann kann ich nicht mehr. Ich will nicht mehr antworten. Die anwältin nickt mir zu. Setzt dann zu ihrer verteidigung an. Sie darf sich keine zigarette anzünden, obwohl die richterin genüsslich an ihrer zieht. Protokollverlesung, korrekturen meinerseits und schon bin ich wieder draussen. Die anwältin meint die chancen stehen 50:50 was so viel heisst, wie sie weiss gar nichts. Sie sieht mich hilflos an. Mein kopf ist leer. Vakuum ... ich bin müde, schlafe im auto. Die handschellen tun mir weh. Ich träume und vergesse den schmerz und bin frei.



sonntag, 29.juli 2001, voghera

naba cela je strabna:meze na oknach, breve na dverach a my zamknute zu tymi dverami. ale dneska sme dostali cokoladu asi sme posluchali. neni to tu az take zre, je vela ludi, ktori to maju oveta horse a ziadnu nadej na slobofu. my nadej mame, vlastne my to vieme a verime, ze to bude snad coskoro. häfmalltag auch am sonntag. naja wir durften eine halbe stunde länger schlafen und bekamen zu dem braunschwarzen bitteren wasser, was hier kaffee bezeichnet wird (auswahl mögl: mit milch oder mit zucker, eine kombination zuckermilch oder gar nix) und unser tägliches frühstück darstellt ein keks!!!!! jubelschreie schon am morgen, im hof bekamen wir dann besuch vom pfarrer der uns tagtäglich mit aufmunternden worten versorgte und das notwendigste (zigaretten, unterwäsche, kleidchen und badeschlapfen) organisierte. mittags gings wieder rauf in die zellen zum essen, dabei wurde uns die sonntägliche ruhe mit einem schockoladeriegel pro zelle versüßt. nunja, ansonsten nachmittags hofgang einige spielen volleyball, ander tischfußball dann folgt das tägliche duschen und abendessen. sonntags ensalata russa mit vieler mayonese und salat und steinhart trockene paninis. gefängnisalltag eben. abends unterhalten wir uns meistens durch die gittertüren, wir können uns zwar nicht alle sehen, aber alle zellen gehen auf den gleichen gang. manchmal gibts wieder meldungen hey auf kanal soundso im fernseher wird was berichtet, aber wir können nicht genau verstehen was und sind mitgenommen und erschüttert über die bilder in den fernsehberichten. ausserdem gibts verdammt viele gelsen!!!! die einen die ganze nacht aussaugen und zerstechen. nachts gibts auch immer wieder kontrollgänge von den wärterinnen, die dann mit taschen lampen in die zelle funseln, ob wir uns eh nicht in luft aufgelöst haben, obwohl wir das wohl alle am liebsten getan hätten. irgendwoanders aufwachen und alles nur ein böser traum.



montag 30, juli 2001 voghera

prisci listy a bakily, solidarita zije, poslilo to nasu nadej. velka vdaka!!!! "wusstest du, dass sich harte panini, jedes einzeln in "brotgefängnisse" aus zellofan, einigermaßen zum jonglieren eignen? also für mich ist das neu - ich weiß - nicht sehr spannend, aber ich könnt dir noch viel langweiligeres von hier berichten. he ihr da draussen! danke herzlichst für die briefe und karten, die reissen wunderschöne löcher der solidarität und freundinnenschaft in diese elenden dunkelgrünen wände, auf denen sie mit konsulssekretärskaugummis hilfe picken. ja heute die ersten briefe!!! pakete und zeitungen!!! wir sind nicht allein, unsere freunde und verwandten sind da draußen!!!!! dann ein besuch von unserer anwältin laura tatarini und wir lernen unseren österreichischen anwalt embacher kennnen. und er spricht fließend italienisch!!! ein kommunikationsproblem überwunden. endlich hatte jeder von uns das schon so lang eingeforderte anwaltsgespräch führen können, die beiden nahmen sich zeit jeden einzelnen anzuhören und sie gaben uns wieder ein gefühl doch normale menschen mit gewissen rechten auch in diesem rechtenrechtssystem zu sein....

fortsetzung folgt ...