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Kulturkassiber 01 vom 29. Juli 2001
Der folgende Text wurde von den Männern in Alessandria geschrieben. Die Frauen in Voghera haben es gelesen und stimmen der Veröffentlichung zu.

"freedom of movement" - "Freiheit der Bewegung" ist das Hauptanliegen des eurodischen Noborder-Netzwerkes und der darin eingebetteten Publixtheatrecaravan-Volxtheaterkarawane im Sommer 2001. Wir sind auf Tour von Nickelsdorf über Salzburg, Lendava (Slo), Eisenkappel (A), Genova (I) nach Frankfurt/Main (D), wo wir allerdings aufgrund der Inhaftierung nach dem G8-Gipfel in Genua nie angekommen sind. Tourtagebuch unter : http://www.no-racism.net/nobordertour/publixtheatre/publixtheatre.html.

Bisher empfanden wir uns beispielsweise als LufburgingeneurInnen, CyberartistInnen, JongleurInnen, hinterfragende NomadInnen. Als Theatergruppe fühlen wir uns der Tradition der Improvisation verbunden und lassen uns nicht in Kostüme stecken, die versuchen aus Schminke Wollhauben zu stricken.

Zu unserer Verhaftung:
3 Stunden vor gezogenen Schusswaffen und auf uns gerichteten MG4s - Finger am Abzug! ED-Behandlung # Schläge, Tritte, Demütigungen Schlafentzug unter Androhung von Gewalt.

Später (nach 30 Stunden) im Gefängnis:
- Keine Telefonate
- Bis jetzt kaum oder kein Kontakt zu AnwältInnen
- schlechte DolmetscherInnen (während der Haftprüfung)
- kein Zugang zu Medien
- 6 Tage kein Schreibzeug
- nektor, z nas nemali ziaden kontakt s konzulatum
- kein Lesestoff und nichts zu jonglieren.


Trotzdem wir grundlos seit einer Woche von den inhaftierten Frauen, von der Aussenwelt und somit vom Informationsfluss abgeschitten sind, versuchen wir mit folgenden Forderungen Stellung zu beziehen:
- Wir werden unserem Protest und politischen Anspruch - egal an welchem Ort und zu welcher Zeit - unseren spezifisch kulturellen Ausdruck verleihen und unsere kulturellen Ausdrucksformen weiterentwickeln.
- Wir fordern das sofortige Ende der Einteilung von Menschen in "erwünschte" und "unerwünschte", sowie das Ende der Einschrdnkung von Bewegungsfreiheit wie z.B. der Residenzpflicht von AsylwerberInnen oder die Anfertigung von Listen politisch missliebiger Personen
- Wir verlangen die Einstellung aller im Zuge der G8-Proteste angestrebten Verfahren und die Freilassung aller Inhaftierten sowie die lückenlose Aufklärung der Ereignisse in Genova, insbesondere des Todes von Carlos Giuliani und der Erstürmung der "Scuola Diaz".
- Wir wollen die Gefdngnisse mit unserem Hund Pogo, mit unseren Theaterrequisiten, unserer Küche, unseren Fahrzeugen, Computer, Kameras und unseren stinkenden Socken verlassen.


Wir sind nicht AustralierInnen, AmerikanerInnen, SlovakInnen, Deutsche, ÖsterreicherInnen - Wir sind die Publixtheatre Caravan. Wir erarbeiten ein Theaterstück, in dem wir zu all den Vorfällen rund um diese Tour Stellung nehmen. Theater ist eine für uns wichtige politische Ausdrucksform. Dieses Stück soll der Ver- und Aufarbeitung der Ereignisse dienen, mit denen wir im Moment konfrontiert sind.Arbeitstitel: Genova - Premiere: noch ungewiss!

PS: Grüsse an das Grenzcamp am Flughafen Frankfurt/Main und an alle solidarischen Menschen da draussen! Abschaffung von Internierung und Deportation - weltweit! Noborder - Nonation - NOone is illegal

Die Inhaftierten der Publixtheatre Caravan-Volxthaterkarawane in Alessandria