Bei dem OrganisatorInnen und Mit-Reisenden der VolxTheaterKarawane handelt
es sich um eine sehr heterogene Gruppe, sie stammen aus unterschiedlichen
kulturellen und politischen Kontexten. Die Initiative zur Bildung der Karawane
gaben aber vor allem MItglieder des
Volxtheater Favoriten. Die unabhängige Bühnen- und Straßentheatergruppe
bildete sich 1994. "Hauptwohnsitz" des Volx Theater Favoriten ist das Ernst
Kirchweger Haus in Wien Favoriten. In diesem politischen Kulturzentrum finden
die Proben und die meisten Aufführungen der Theaterstücke statt. Es gab aber
auch "Auswärtsspiele". So wurde beispielsweise das von der Theatergruppe entwickelte
Stück "Schluß mit lustig", eine düstere Voraussage der "Wende" in Österreich",
im Dezember 1999 im Schauspielhaus Wien uraufgeführt.
Das Volxtheater Favoriten hat kein fixes Ensemble. Es gibt keine RegisseurInnen,
die Stücke werden gemeinsam durch lange Diskussionen und nie ohne Meinungsverschiedenheiten
erarbeitet.
Theaterstücke
Die erste Produktion war "Die Dreigroschenoper" (Herbst 1994+September 1995),
bis jetzt folgten Aufführungen von "Penthesilea" (März 1996), "Bezahlt wird
nicht" (Juni-November 1996), "Chor der Werkstätigen und Nichtwerkstätigen"
(Winter 1996 ), "EKHberet" (Januar 1997), "Theatercollagen" (28./29.3.1997),
"Der Auftrag" (Mai/Juni+Oktober 1997) und "Schluss mit Lustig" (Dezember 1999).
Straßentheater und Spaßguerilla
Neben diesen großen Stücken versteht sich das Volx Theater aber auch als
Aktionsgruppe, die versucht durch spontane oder geplante künstlerische Interventionen
im öffentlichen Raum politische Verantwortung und Zivilcourage zu beweisen.
Ein Auszug aus den Straßentheateraktionen des Volxtheater: Donaukanaldurchschwimmung
(Frühling 1995 ), Bundesheerparade (26.10.1995 ), Metamorphiles Hexaphonium
(Frühling 1996), Sparpaketdemonstration (April 1996), Straßentheater zu den
Prozessen gegen die UnterschreiberInnen des Aufrufes zum "Befehlsungehormsam
im Bundesheer" (Bewegung Rotes Wien Fest - Juni 1996), Krems/ÖTB-Treffen -
Aufführung des Stückes "Bezahlt wird nicht" auf der Straße (Juli 96), "Auf
zur großen Grenzschutzaktion!" (26.4.1997), "Spendenaufruf für die europäische
Sicherheit" auf der Bundesheerparade (26.10.1999)
Kulturkarawane und VolxTheaterKarawane
Im Sommer 2000 entstand zum ersten Mal die Idee, den politischen Aktionismus des Volxtheater in Form einer ziehenden Karawane nach außen zu tragen. Als Teil der "Kulturkarawane durch Kärnten und die Steiermark", im Rahmen derer von 6.-28.10. 2000 Kulturelle Veranstaltungen in Dörfern und Kleinstädten Kärntens und der Steiermark und internationale Widerstandstage in Klagenfurt stattfanden, zog die Theatergruppe als fahrende Karawane durchs Land. Ziel war es, durch theatrale Aktionen Aktionismus und Information zu verbinden. Sie hinterließ Denkmäler mit der Aufschrift "NO BORDER NO NATION - FÜR EIN OFFENES KÄRNTEN, FÜR EIN OFFENE EUROPA" Diese Idee wurde im Sommer 2001 mit der VolxTheaterKrawane fortgesetzt.
Öffentliche
Proben für "Schluß mit lustig": Wu-Shu gegen rechts am Ballhausplatz
Hubsi Kramer über das Volxtheater Favoriten
wei Abschnitte kennzeichnen das VOLXTHEATER
1. Das zeitgenössische avantgardistische Theatergruppe im EKH, wo das VOLKXTHEATER
erfolgreiche Arbeiten, wie die DREIGROSCHENOPER, PENTHESILEA, der AUFTRAG-
von Heiner MÜLLER und Dario FO´s BEZAHLT WIRD NICHT gemacht hat.
Das VOLXTHEATER IST EINE POLITISCH SEHR BEWUßTE, SOZIALKRITISCHE Künstlergruppe
die in kurzer Zeit künstlerisch relativ erfolgreich waren, mit stark wachsendem
Publikum. Sie haben vor allem junge Publikumsschichten für das Theater gewonnen.
Sie waren so erfolgreich, dass einige Mitglieder von anderen renommierten
Theatern engagiert worden sind, wie BURGTHEATER - Einar Schleef im Sportstück,
das SCHAUSPIELHAUS etc
2. Abschnitt
Ihr politisches Bewusstsein war so geschärft, dass sie im Sinne des SITE SPECIFIC
Theaters, aus den üblichen Theater-Räumen hinausgegangen sind um im öffentlichen
Raum, auf immer wechselnden Plätzen, ihre theatralischen Antworten zu geben
und an ein öffentliches "Publikum zu richten" und mit der internationalen,
grenzüberschreitenden VOLXTHEATER - NO BORDER TOUR eine theatralische Antwort
auf die Probleme der Globalisierung mit Hilfe theatralischer Mittel und Ideen
zu geben.
Dabei ging es nie um eine Botschaft die Gewalt verherrlichen würde.
SITE SPESIFIC Theater ist eine Theaterform, die erst in den letzten Jahren
gewachsen ist und zu einer breiten internationalen Theaterbewegung gewachsen
ist. Dabei geht es im wesentlichen darum, an immer wechselnden Orten, entsprechend
den inhaltlichen Notwendigkeiten, theatralische Akte zu setzen. Sei es in
aufgelassenen Hafenanlagen oder auf öffentlichen Plätzen.
Es ist eine grenzüberschreitende Theaterform in jeder Hinsicht. Auch die DarstellerInnen
kommen aus den verschiedensten, künstlerischen Bereichen, je nach dem Ziel
der Aussage. Da gibt es SchauspielerInnen aus den verschiedensten gesellschaftlichen
Schichten und verschiedenster Herkunft, genauso wie Jongleure, Sänger oder
Akrobaten, Marktschreier und Pantomimen etc etc.
Da bei solchen Gruppen die Mitglieder mit ihren Mitteln sehr sparsam umgehen
müssen, ist in allen Bereichen wie Bühne und Kostüm etc die Creativität besonders
gefragt und die Egebnisse und die Wirkung verblüffend. Die Globalisierung
bringt eben auch auf dem theatralischen Sektor einige Umwälzungen mit sich.
Ich selbst habe die DREIGROSCHENOPER gesehen und war begeistert.
Sowohl von der Inszenierung als auch den künstlerischen Darbietungen. Die
Dramaturgie, musikalische Umsetzung, die DarstellerInnen, Bühne und Kostüme
etc. waren wirklich ein großer Wurf, von einem damals kaum bekannten, blutjungem
Ensemble.
Mit den minimalsten Mitteln hat das VOLXTHEATER dieses umfangreiche Stück
auf eine Art und Weise realisiert, dass mir die größte Hochachtung abgerungen
hat. Bei der Vorstellung, die ich gesehen habe, hat es das Publikum immer
wieder, vor Begeisterung, buchstäblich aus den Sitzen gerissen. Noch Stunden
nach der Aufführung, ist ein Großteil des Publikums geblieben und hat zur
Live Musik des Ensembles, zur Musik der DREIGROSCHENOPER getanzt und gesungen.
Es war ein VOLKSFEST. Diese Aufführung der DREIGROSCHENOPER des VOLXTHEATER
gehört sicherlich zu den schönsten Theatererlebnissen, die ich in meinem nicht
kurzem Theaterleben gehabt habe.
Mit herzlichen Grüßen Hubsi Kramar, Autor Regisseur und Schauspieler