SOMMER
2000: CAMPEN GEGEN GRENZEN!
Grenzcamp
in Forst (D) 29.7 - 6.8. 2000 in Forst/Brandenburg |
Pressemitteilung der Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe
Leipzig 6.August 2000, 15.30 Uhr
Am Morgen des heutigen Tages, gegen 8.30 Uhr stuermten zwei Hundertschaften Bereitschaftspolizei und ein vermummtes Sondereinsatzkommando das Dritte Antirassistische Grenzcamp. Sie umstellten das Zelt, in dem das Webjournal des Camps untergebracht ist sowie ein weiteres, in dem sie den Sender des UKW-Radios Radio Grenzenlos vermuteten. Die Zelte sowie einige LKWs wurden durchsucht. Obwohl keine Technik gefunden wurde, die zum Senden in diesem Bereich geeignet ist, beschlagnahmten die Beamten ein senderaehnliches Geraet.
Auf dem Grenzcamp, das heute zu Ende geht, befanden sich diesem Zeitpunkt noch einige hundert Menschen, die meisten schliefen noch. Waehrend des Ueberfalls war auch der Forster Buergermeister, Reinfeld, vor Ort, um den Einsatz zu beobachten. Reinfeld war im Vorfeld des Camps und waehrend dessen Verlaufs durch seine strikte Ablehnung der antirassistischen Aktivitaeten des Grenzcamps aufgefallen. Mit immer anderen Argumenten hatte er sich gestraeubt, den AktivistInnen einen Platz zur Verfuegung zu stellen, welche sich diesen dann gegen seinen Willen und unter Duldung der Polizei nahmen.
Nach Abbau des Camps zog
ein Auto-Konvoi mit allen TeilnehmerInnen in die Innenstadt von Forst und zum
Haus des Buergermeisters, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Die Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe
Leipzig erklaert zu den heutigen Vorgaengen:
Der handstreichartige Polizeieinsatz von heute Morgen ist voellig ueberzogen
und nicht zu rechtfertigen.
Es ist kaum einzusehen, warum ein Sender, der zu diesem Zeitpunkt gar nicht
in Betrieb war, Grund fuer die Erstuermung des Camps durch vermummte Sondereinheiten
sein soll.
Vielmehr sehen wir darin
einen letzten Versuch der Polizei, die CampteilnehmerInnen einzuschuechtern
und Staerke zu beweisen. Schliesslich mussten sich die Einsatzkraefte
wegen des anhaltend starken Medieninteresses fuer das Grenzcamp die ganze
vergangene Woche zurueckhalten. Die Anwesenheit des Buergermeisters von Forst
und erklaerten Camp-Gegners Reinfeld bei der Erstuermung des Camps bestaetigt
dies nur noch und laesst vermuten, dass die Befriedigung von simplen Rachegefuehlen
ebenfalls ausschlaggebend gewesen sein muss.
Wir verurteilen den Polizei-Ueberfall und fordern eine Stellungnahme der Verantwortlichen.
Desweiteren wird uns die Massnahme in keiner Weise von weiteren Aktivitaeten
gegen den rassistischen Normalzustand in der Bundesrepublik und die rassistische
deutsche Regierungspolitik abhalten.
Gerade vor dem Hintergrund der faschistischen Morde der letzten Monate und des
fremdenfeindlichen und antisemitischen Bombenanschlags in Duesseldorf wird mit
dem heutigen Einsatz einmal mehr klar, dass hinter den derzeit verbreiteten
Worthuelsen deutscher Politiker gegen Faschismus und Rassismus nichts als die
Angst steht, im Ausland das Ansehen zu verlieren.
Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe Leipzig
3.
bericht ueber dass fulminante ende des dritten antirassistischen granzcamps
in forst(brandenburg/ttl.)
nach den letzten aktionen samstags in der forster "innenstadt" wurden
in einem mehrstuendigen schlussplenum wichtige stellungnahmen der arbeitsgruppen
des camps gegen rassismus und sexismus, sowie eine klarstellung zu einem schon
lange schwelenden konflikt innerhalb deutscher linker gruppen um diese themen
verlesen. auf die verschaerften aussenbedingungen keine ruecksicht nehmend wurde
danach, unter der ueblichen polizeibewachung, von denen, die noch nicht nach
dem abschlusssplenum abgereist waren, ein langes kummunikationsintensives fest
gefeiert. die hamburger puttklubband beehrte unsere sinne mit einem grossartigen,
schraegen, vielstimmigen open air konzert und mit auflegerei, in einem der grossen
zelte wurden politische filme an die wand geworfen. das fest dauerte bis in
den fruehen morgen. als um neun uhr die verbliebenen vom campschutz die schlafenden
per megaphon weckten, war eine huntertschaft BGS und polizei im anmarsch. in
kuerezester zeit bildetete der grossteil der campleute menschenketten um das
zelt, auf das hundert schwergepanzerte bullen "zustuermten". Sie hatten
den auftrag das papierlose, illegal sendende campradio, gegen dass seit campbeginn
ein haftbefehl vorlag, festzunehmen. was ihnen, trotz durchbrechens der kette
mit einer, den schwarzen robocopfiguren der wiener WEGA nicht unaehnlichen,
einsatzgruppe, nicht gelang, da sie sich im falschen zelt befanden. nach laengerer
pause, in der trommel- und dudelsackkonzerte das fruehstueck ersetzten, wurde
unter den schaulustigen augen des forster buergermeisters und eigens zum grenzcamp
nach forst mobilisierten neonazis, noch ein lkw untersucht, in dem auch kein
radio zu finden war, woraufhin kurzerhand ein cb-funkgeraet beschlagnahmt wurde.
in zwischenzeit hatten
sich mehrere ketten um wichtige campeinrichtungen gebildet, und die polizei
wurde mit "ohne-uns-waert-ihr-alle-arbeitslos"-gesaengen, und der
versicherung, dass sie gewiss kein campradio nicht mehr finden werde, zum "haut
ab"-rueckzug gezwungen. uebrig blieben einzig und allein die hubschrauber
von BGS und polizei, die sich wie immer vor den ploetzlich ueber das camp fliegenden
feuerwerksraketen fuerchteten und ihre kreise in sicherem abstand zogen. in
einem fruehstueckskrisenplenum wurde noch beschlossen die presseerklaerung zum
angriff aufs camp kurz vor der abfahrt ueber das piratenradio zu verlesen, was
aus technischen gruenden dann leider nicht moeglich war, und gemeinsam in der
nun schon wohlbekannten auto-riesenschlange noch ueber forst zu fahren und anschliessend
das dritte antirassistische camp in heimreisekolonnen aufzuloesen.
die neonazis sind weiterhin auch in forst anzutreffen, die fluechtlinge in heimen
und haefen, und alles hat seine ordnung. widerstand heisst angriff!
2. Live-Bericht vom antirassistischen Grenzcamp in Forst/Brandenburg
ueber die ohnmacht gegen die abschiebemaschinerie
demo gegen die ZAST(zentrale abschiebestelle) in eisenhuettenstadt (brandenburg
teutschland) am 4.8.2000 im rahmen des antirassistischen grenzcamps in forst:
circa 300 menschen fanden sich gestern zur demo gegen die zast in eisenhuettenstadt
(bis 1956 stalinstadt), einer nach dem 2. weltkrieg am reissbrett entworfenen,
zum groessten teil aus plattenbauten bestehenden stadt, im osten deutschlands,
unmittelbar an der polnischen grenze, ein.
dort steht die zentrale abschiebebehoerde brandenburgs, eine aus einem, von
meterhohen zaun umgebenen fluechtlingsghetto fuer 800 (!) menschen und einer
nach mehren ausbruechen und einer gefangenenrevolte 1997, neugebauten hochsicherheitsabschiebegefaengnis,
bestehenden anlage. hierhin werden die fluechtlinge nach aufgreifung zur ersten
datenaufnahme und zum ersten verhoer gebracht. menschen die z.b. nicht genug
deutsch sprechen, um die gezielt irrefuehrend gestellten fragen zu fluchtgruenden
und fluchtweg zu ihrem besten zu beantworten, werden nach moeglichkeit aus sogenannnten
gruenden wie "einreise ueber sichere drittstaaten" oder "offensichtlich
unbegruendeter flucht", gleich wie in oesterreich sofort abgeschoben. wenn
nicht, werden sie an andere orte deutschlands an fluechtlingsheime nach quoten
aufgeteilt. in diesen angekommen duerfen sie nach deutschem gesetz, der "residenzpflicht
fuer fluechtlinge", nur unter groebstem buerokratischen aufwand weg. um
auch nur in die naechste stadt zu gelangen, bedarf es eines urlaubsscheins,
u.s.w.
bis dahin bleiben sie allerdings am rande eisenhuettenstadts im ghetto. die demo, die nur durch einen trick die geforderte demonstrationsteilnehmerInnenausweiskontrolle, verweigern konnte und sich vom sammelpunkt wegbewegen, zog eine stunde, vom paramilitaerischen BGS (bundesgrenzschutz) - in rugbyverschalung mit schlagstoecken und kameras bewaffnet - begleitet, zum schubhaefn. zu tun hatte der BGS am weg allerdings nur mit klassischen skinheads, wie sie in den forstumliegenden staedten ueberall zu finden sind, die die demo angreifen wollten.
vier menschen wurden schon im vorfeld der demo verhaftet, als sie ein riesiges "kein mensch ist illegal"-transparent an das baugeruest des in verschoenerung befindlichen plattenbaus gegenueber des ZAST anbrachten. sie wurden erst nach demonstrationsende drei stunden spaeter wieder freigelassen.
waehrenddessen zog die demo zuerst an die rueckseite des "fluechtlingsverwaltunsgelaendes", um den internierten mehrsprachige grussbotschaften zu uebermitteln. aus den in der ferne sichtbaren zellenfenstern winkten gefangene mit t-shirts und riefen ,"freiheit", "freedom", "liberte´". der bgs war streng mit der bewachung des zauns zur anlage hin beschaeftigt. als dann mehrere fluechtlinge aus dem heim hinter dem zaun auftauchten, und die demo mit ihnen kontakt aufzunehmen versuchte, kletterten ein paar kinder, die ungewohnte abwechslung im internierten alltag sichtlich geniessend, an der innenseite des zaunes hinauf. dem anblick der kinder im lager hilflos ausgeliefert, versuchten einige demonstrantInnen luftballons ueber den zaun zu werfen. was der bgs in symbolisch grausiger weise aber durch aufgreifen und zerstoeren der luftballone verhinderte. als immer mehr polizei auf beiden seiten des zaunes aufzog, ging die demonstration zum haupteingang des gebaeudes weiter, wo sie schon eine menge fluechtlinge erwartete, die sich aber vom bgs grossaufgebot verschreckt, zum groesstenteil nicht heraustrauten. nach langem hin und her wurde dann eine zehn-menschen- delegation hineingelassen. Diese vereinbarte einen neuerlichen besuch fuer heute samstag. am rueckweg der demo zum ausgangspunkt, wurde neuerlich mehrmals von neonazis versucht die demo anzugreifen. die anwohnerInnen winkten der demo keineswegs mit roten fahnen aus den fenstern zu, sondern vor allem zum filmen und fotografieren am fenster und kamen teilweise aus dem haeusern um die demo mit hitlergruss zu "begruessen" und dazugehoerige scheisse von sich zu geben. die campteilnehmerInnen fuhren unter zilvilpolizeibegleitung und hubschrauberobservation die 60km zurueck ins camp. die fluechtlinge bleiben im lager. und alles hat seine ordnung.
Samstag, 5.8. nachmittags gab´s in Forst noch eine Straßentheateraktion gegen die neue "green-card" regelung in deutschland. griechInnen gingen mit einem schild "demokratie geht uns alle an" durch die forster innenstadt. versteigert wurde zuerst eine fachkraft mit computerkenntnissen (mit computer unter dem arm). die anderen sklavInnen, die zwar als dumm aber billig angepriesen wurden, wurden um nicht einmal 5 euro verkauft.
Am abend (zur zeit) findet
eine abschlussparty im camp statt mit band und elektrokonserve. die polizei
führt ausweiskontrollen ums camp durch. offizielle begründung dafür: naziangriffe
seien zu erwarten weil angekündigt. mal sehen.
konfrontative grüsse aus forst und widerstand heisst angriff!
GRENZCAMP in FORST
Bericht
vom antirassistischen Grenzcamp in Forst Brandenburg
Hier ein erster Live-Bericht vom Camp. Über die ersten drei
Tage (bis einschließlich Montag) informiert euch selbst auf der Homepage des
Camps www.nadir.org. Wir berichten ab Dienstag, 1.8.
Auf nadir.org gibt´s auch Bilder von den Aktionen, auch schon von den heutigen.
Nach dem Verbot des ursprünglich
vorgesehenen Platzes durch den Bürgermeister von Forst Dr. Gerhard Reinfeld,
wurde doch noch rechtzeitig vor Campbeginn im Industriegebiet ein Platz gefunden.
Die Wasserwerke waren so freundlich, die Dusche anzuschließen. Seit Montag gibt´s
auch Strom und Internetanschluß. Das Campradio sendet - leider mit geringer
Reichweite - durchgehend. Zur Zeit (Donnerstag abend) befinden sich rund 800
Personen, vor allem aus Deutschland, am Camp. Bisher gab es einige Aktionen
(siehe www.nadir.org ).
Nun zu den Aktionen:
In der Nacht von Montag auf Dienstag erfuhr das Camp über Funk von
der polnischen Grenzpolizei, daß 10 Flüchtlinge illegal die Grenze passiert
hatten. 2 wurden gleich verhaftet, worauf große Teile der CampteilnehmerInnen
spontan nach Forst zur Ablenkung des BGS (Bundesgrenzschutz - paramilitärische
Bulleneinheit) auszogen. Allerdings durften sie eher die zur Campüberwachung
abgestellte Polizei beschäftigt haben, die ganz ihrer Deeskalationsstrategien
folgend, trotz eingeschlagener Fensterscheiben bei der BGS-Station beim Bahnhof
und zerstörten EXPO-Werbeträgern niemanden verhafteten sondern brav die Campkontaktpersonen
angerufen hatten, um Sinn und Zweck der Aktion zu erfahren.
Am Mittwoch mittag gab´s eine Aktion am Bahnhof in Cottbus gegen Überwachung und rassistischen Kontrollen. Eine kontrollfreie Zone wurde eingerichtet, Redebeiträge zum rassistischen Überwachungsstaat gehalten, Transparente auf der Bahnhofsgalerie aufgehängt und Sprayereien im Bahnhofsdurchgang angebracht. Außerdem wurden alle Fahrscheinautomaten mit "außer Kontrolle"-Aufklebern versehen, sowie der Bahnhof EXPO-Werbeträger-befreit. Die Bullen umstellten zwar den Bahnhof, unternahmen aber keine ernsthaften Versuche, Menschen zu verhaften (die Videoaufnahmen des vollüberwachten Bahnhofs haben sie natürlich zur Verfügung).
Abends gab es eine Aktion in Guben, ca. 30 km nördlich von Forst, wo am 12. Februar 1999 ein Asylwerber aus Algerien von Rechtsextremisten durch eine Glastüre gehetzt wurde. Es verblutete an seiner Verletzung. Am Gedenkstein für den Ermordeten hielten ca. 300 Leute eine Kundgebung ab. Der Ort des Geschehens war eine der Plattenbausiedlungen, in denen es linken Jugendlichen schwerfällt ohne Konflikten mit Nazis auszukommen. Nach Ende der offiziellen Kundgebung gab´s noch eine Spontandemo gegen das tatenlose Zuschauen der AnrainerInnen bei rassistischen Angriffen. Die deutschen AnwohnerInnen, dem österreichischen Publikum nicht unähnlich, beschwerte sich während der Kundgebung wegen Ruhestörung. Gegen die Schändung des Mahnmals hatten sie allerdings nichts unternommen.
Am Donnerstag, 3.8., wurde die BGS-Station in Jänschwalde-Ost blockiert. Auf der Zufahrtsstraße wurden Baumbarrikaden errichtet, zwischen den Barrikaden wurde die Straße aufgegraben und unbefahrbar gemacht. Der BGS unternahm verwunderlicherweise nichts, um Barrikadenbau und Zerstörung der Straße zu unterbinden. Nach eineinhalb Stunden drängte der BGS die Leute ab, nahm aber niemenschen fest. Während der Aktionen heute war internationale Presse anwesend, die auch am Camp interviewten.
Am Abend fuhr ein Teil der CampteilnehmerInnen (ca. 250) nach Spremberg (ca. 30 km südwestlich von Forst), um dort vor einem Lokal zu demonstrieren, das als Nazi-Treff fungiert. Auch in Spremberg schikanieren Rechtsextreme auf der Straße AusländerInnen und Linke. Nach der Kundgebung vor dem Lokal wurde durch den Ort demonstriert. Lobend erwähenenswert erscheint noch eine spontan solidarisierte Kundgebung Spremberger Schuldkinder, die mit Skateboard und Fahrrädern geschützt als autonomer "fliegender" Block immer wieder die Polizeieskorte durchbrach und "Wir protestieren auf allen Vieren, weil wir wissen, Faschismus ist beschissen" skandierten.
o.k. Das war der erste
brandheiße Live-Bericht, direkt vom Camp-Internetzelt geschickt.
Auf Widerstand - denn Widerstand heißt Angriff!
Camp in Forst 2000 - kein mensch ist illegal
Bereits zum 3. Mal organisiert "kein mensch ist illegal" ein Campen gegen Grenzen an der deutsch-polnischen Grenze. Ziel: das Grenzregime zu stören und Widerstand gegen die europäische Abschottungspolitik zu organisieren. Eines der wichtigsten Ziele dabei ist die Selbstorganisation der TeilnehmerInnen, die zu einer ideenreichen Praxis und anregenden Begegnungen führen soll - am besten über räumliche und zeitliche Grenzen des Camps hinaus.
Zu den geplanten Atkionen
heisst es im Aufruf von kein mensch ist illegal:
"In diesem Rahmen muten wir den lokalen Autoritäten, der Bevölkerung, dem
BGS und den Institutionen von Wirtschaft und Politik erneut freches Auftreten,
fantastische Forderungen und utopische Vorstellungen zu. Die heimeligen Natur-
und KleinbürgerInnenidyllen werden wir auf ihren barbarischen Gehalt samt der
stillschweigenden Duldung und Verharmlosung abklopfen. Wir warten fieberhaft
auf die Erklärung, warum in Gegenden, in denen kaum Menschen anderer Nationalität
oder Hautfarbe leben, diese schuld sein sollen an Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit.
Wir werden klarstellen, dass auch in den Gegenden, wo sie leben, die Verantwortung
bei anderen liegt. Unser Kapital werden harte Fakten und der Fundus des linken
Anti-Establishment sein. Sachliche Aufklärung korrespondiert mit hinterhältigem
Schabernack. Die Campzeitung wird per Webjournal aller Weit zugänglich sein
und dort ist auch das Geschehen vor Ort zu verfolgen. Video- und FotokünstlerInnen
dokumentieren Szenen, die jeder Beschreibung spotten. RadiopiratInnen attackieren
die Lufthoheit des öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunks im Äther. Menschenaufläufe
blockieren Straßen, definieren den öffentlichen Verkehr neu und enthüllen den
ganz eigenen Charme absurder Begegnungen. AktivistInnen schrecken vor keinem
Experiment zurück, Vorurteile bloßzustellen. PolitstrategInnen nutzen jede Taktik,
um dem BGS das Leben schwer zu machen. Und zu guter Letzt sind wir uns nicht
zu schade, unseren eigenen Müll wegzuräumen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen."
Kontakt: c/o ffm
Stichwort: grenzcamp2000, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin
ernail: FFM@snafu.de
http://www.nadir.org/camp00
Das Gelände für das Camp in Forst ist noch immer nicht genehmigt. Es wäre daher gut, wenn schon am ersten Tag, dem 29.7.00 genug Menschen anwesend wären um der Polizei etwaige Räumungsgelüste zu vermasseln. Der folgende Text ist ein Aufruf zum Protest bei der zuständigen
Ohne Opposition keine Demokratie!
Für die Ermöglichung des GRENZCAMPS in Forst
Grenzcamp 2000 --- Pressemitteilung Aktion Noteingang
Vom 29.07. bis zum 06.08.00 wird in Forst das dritte antirassistische Grenzcamp stattfinden. Bis zu 1.000 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet werden dazu erwartet.
Die Veranstalter des Camps sind Menschen aus verschiedenen antirassistischen Gruppen und Initiativen aus der Bundesrepublik, die sich in der Kampagne "Kein Mensch ist illegal" zusammengeschlossen haben. Auch wir, das antirassistische Jugendbündnis "Aktion Noteingang" sind Mitveranstalter des diesjährigen Camps. Die Erfahrungen, die im Rahmen von "Aktion Noteingang" gesammelt und auf der Konferenz im August letzten Jahren (28.8.99 Frankfurt/Oder) präsentiert und diskutiert wurden, zeigten, dass die Probleme Rechtsextremismus und Rassismus nicht mit Zivilcourageforderungen allein zu lösen sind: wenn die Lebensbedingungen von Asylsuchenden miserabel und menschenunwürdig sind, die staatliche Asyl- und Sicherheitspolitik in ihren Zielen so konträr ist zu allem was im Toleranten Brandenburg formuliert wurde, dann bleibt auch von einem Handlungskonzept wie "Tolerantes Brandenburg" nicht mehr als eine Willensbekundung, ein Lippenbekenntnis. Deswegen ist es dringend notwendig, diese Politik zum Thema zu machen, die Situation an der Grenze zu beleuchten, genauso wie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in diesem Land. Genau das ist Ziel des antirassistischen Grenzcamp. Wir wollen einerseits die Zeit nutzen, inhaltliche Diskussionen zu den Problematiken zu führen, eine gemeinsame Auseinandersetzung zum Ziele habend. Andererseits wollen wir mit phantasievollen Aktionen, vom Fußballspiel bis zum Straßentheater, aber auch mit deutlichen Forderungen zur Verbesserung der Situation an die Öffentlichkeit treten.
Wir haben den Standort Forst aus verschiedenen Gründen gewählt. Zum einen ist Forst eine Grenzstadt Brandenburgs, exemplarisch für viele andere Städte an der selben Grenze. Die Situation in Forst ist genau die gleiche, wie in anderen Brandenburger Städten auch: es gibt Probleme mit rassistischen Übergriffen und Anpöbeleien, das Klima ist nicht sehr vertrauenserweckend für BesucherInnen, die nicht ganz ins Bild eines "typischen" Forster Bürgers passen und auch hier fehlen Handlunsgansätze, einen Umgang mit den benannten Problemen zu schaffen. Was Forst von anderes Städten abhebt, ist einerseits seine traurige Geschichte in derer etliche Flüchtlinge vor ein paar Jahren in der Oder ertranken, seine beängstigende Geschichte, in der sich Bürgerwehren bildeten und bewaffneten, aber auch seine ermutigende Geschichte, in der sich zeigt, dass es doch immer wieder Menschen gibt, die zu aktiven Handeln gegen Rassismus und rassistische Gewalt bereit sind. So zum Beispiel empfing die Stadt Forst die Karawane der Flüchtlinge, bemüht sich die RAA Forst seit Jahren um eine Integration von Asylsuchenden und um eine Verbesserung des Klimas in der Stadt und so gibt auch hier interessierte engagierte Jugendliche, die sich selbstbewusst und selbstorganisiert in gesellschaftspolitische Prozesse einbringen und eine Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen einfordern. Wir wollen genau diese Gruppen vor Ort unterstützen und somit einen Katalysator darstellen: Probleme anzusprechen und diese damit in die öffentliche Diskussion zu rücken.
Leider stehen wir momentan
vor der Situation, dass in Forst soviel Öffentlichkeit nicht erwünscht wird
und der Bürgermeister versucht, die Pacht eines Platzes zu verhindern. Das heißt
nicht nur, dass uns kommunale Flächen nicht zur Verfügung stehen, sondern auch,
dass alle anderen möglichen Anbieter sich nicht in der Lage sehen, uns gegen
den Willen des Bürgermeisters zu unterstützen, da sie auf eine politische Zusammenarbeit
mit ihm angewiesen ist. Wir sehen uns damit sehr unter Druck gesetzt,
da wir uns jetzt in der Auseinandersetzung um den Platz befinden und die eigentlichen
Intentionen und Inhalte des Camps dadurch in den Hintergrund rücken müssen.
Wir fordern den Bürgermeister auf unser Camp zu empfangen und die Situation
nicht zuzuspitzen, da das konträr zu unseren wie auch zu seinen Zielen wäre.
Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Lang Kontakt:S. Lang: 0173 - 945 8254
(Aktion Noteingang) Presseverantwortliche: 0178 - 407 8840
Chain of camps
and actions against the borderregimes
I will try to give a summary of the different topics at the no border-meeting
in Poznan in the next days. But I want to start today with the most urgent issue:
the planned chain of actions and camps against the borderregimes. Next week,
from the 13th until the 19th of July, the first camp will start in Poland, in
the triangle to Ukraine and Slovakia. About 100 people are expected, particularly
activists from Ukraine, Russia, Belarus, Slovakia and Bulgaria will take part
and a deeper east-west-european exchange and working together should be one
of the important results. Ten days later (29th of July) the camp in Forst near
Cottbus at the german-polish border will begin, also for one week actions and
discussions are prepared. Some hundred people are expected, also a bigger number
of refugees want to take part. The friends from Napoli (officine) have announced
(some weeks ago) to carry out a meeting/happening in Puglia in August, but nobody
came to Poznan and we have not got further informations. Urgent question to
Napoli: What is planned? Friends from Madrid have participated at Poznan-meeting
and they would like to do something in the south of Spain also in August, but
it is not yet clear, what kind of action is possible to realize. The same friends
are in a good contact with groups in Mexico, where in the beginning of September
(1st til 3rd) another borderhappening will be prepared. Musicians and artists
are involved, the program with films and music will take place directly at the
fence to USA.
From 13th of July until the beginning of September we can expect a chain of actions and all other groups are requested to think for own activities against the borderregimes in this period. We have heard that in England some groups will prepare something in Dover, and also in countries without an outerborder it would be easy to find adequate targets. In Poznan we have decided to interconnect the various actions on different levels: - Exchange of participants to create a direct, personal link from one camp to the next action. In Poland we will show a film about the situation at the Mexican-US-border, and some friends, who will take part in Poland will go to the german camp later. At the german camp guests from Mexico are expected and it should be possible to find activists from Germany to go to Italy and Spain. In the same way we should connect next activities in England and Mexico. - Workshops about europeanwide and international borderregimes in each camp, including a presentation of the various counteractivities. A film-team from Munich will come to Poland and Germany and perhaps we can produce film sequences of each action/camp and present it in the next station. - A common webside was already announced in the mailing list by Alain and is in work. It should include reports about different aspects of the borderregimes: technical rearmament, hunting of refugees and migrants at the landborderlines, the massgrave mediterranean sea, denouncation atmosphere in the borderegions, shifting the seal off to the easteuropean countries, economic consequences (suit-case economy), migration and labour-market (selective control)...
So we hope, that at least
the later activists can use a lot of informations, ideas and experiences from
the actions before. And at the end we should have a much more better base of
discussion, both in contents and in actions, which can be used in further campaigns.
All groups and activists are requested to contribute to this practical networking!!
Best greetings, h.
AG3F - Antirassistische Gruppe Für Freies Fluten
Metzgerstrasse 8, D-63450 Hanau, Germany
phone & fax 0049-(0)6181-184892
email AG3F@oln.comlink.apc.org
Campen gegen Grenzen - Polen 13.-19. Juli 2000
Von 13.7. bis 18.7.2000 fand in Ustrzyki Gorne in Polen ein Grenzcamp unter dem Motto "deportacje stop! - zaden czloviek nie jest nielegalny" (Stop den Deportationen - kein Mensch ist illegal) statt. Ustrzyki Gorne befindet sich imj südöstlichsten Eck Polens, direkt am Dreiländereck Polen, Slovakei, Ukraine. Organisiert wurden das Camp von der Anarchistischen Föderation Polens.
Im Vorfeld des Camps gab
es Kritik an den VeranstalterInnen, weil ein Mann aus einer Teilgruppe der Anarchistischen
Föderation ein sexistisches Wehrdienstverweigerungsplakat produziert hatte,
von dem sich die Föderation nicht oder nur zu wenig distanzierte. Weiters wurde
auch die Zusammenarbeit mit einer rechten Gruppe (die die Föderation als liberal-konservativ
bezeichnete) kritisiert. Inwieweit diese Vorwürfe zutreffen können wir nur schwer
sagen, da wir von diesen Diskussionen vor dem Camp nichts mitbekommen hatten.
Die Diskussion über Sexismus steht aber sicherlich an.
Am Donnerstag 13. und Freitag 14. Juli kamen die meisten CampteilnehmerInnen
in Ustrzyki Gorne an, schließlich waren es ca. 150. Die Leute kamen aus Polen,
Slovakei, Weißrussland, Rußland, Ukraine, Bulgarien, Finnland, Deutschland,
Holland und Österreich.
Am Samstag, 15.7. fand eine
Kundgebung vor dem zentralen Grenzüberwachungsgebäude dieser Region in einem
Ort ca. 15 km von Ustrzyki Gorne entfernt statt. Symbolisch wurde ein Grenzbalken
verbrannt. Es gab keine Zwischenfälle. Am Sonntag, 16.7. besuchte eine Gruppe
von 40 CampteilnehmerInnen das Dreiländereck Polen, Ukraine, Slovakei in den
Bergen in der Nähe von Urstrzyki Gorne. Bei strömendem Regen wurden die GrenzspaziergängerInnen
am Berg von 60 GrenzschutzsoldatInnen erwartet. Ein skuriles Bild auf
den Berg hinaufkommen und dort stundenlang wartende Soldaten treffen. Anscheinend
dachten sie,daß hunderte AnarchistInnen aus ganz Europa die Grenze stürmen würden.
Nach Angaben der Soldaten waren 300 von ihnen auf dem Berg verteilt und 1200
in Bereitschaft im Tal. Nach kurzem Aufenthalt am Dreiländereck ging´s ohne
Zwischenfälle zurück ins Tal. In Ustrzyki Gorne wird gerade mit EU-Geldern ein
neues zentrales Grenzüberwachungsgebäude gebaut. Am Montag, 17.7. wurde der
dazugehörige Funkturm ca. eine Stunde von 2 AktivistInnen besetzt und ein Transparent
mit der Aufschrift "Offenes Europa" entrollt. Nach Ende der Aktion
nahm die Polizei eine Person fest, die angeblich auf einen Wagen des Grenzschutzes
getreten haben soll. Die Person wurde nach 2 Stunden wieder freigelassen wird
aber wahrscheinlich eine Geldstrafe zu zahlen haben.
Einige Leute aus Weißrußland kündigten an, daß sie nächsten Sommer an der Grenze
zwischen Litauen und Weißrußland vielleicht ein Grenzcamp organisieren werden.
Die Grenzregion zwischen Polen und Ukraine wird mit dem Beitritt Polens zur
europäischen Union zur neuen EU-Außengrenze. Schon jetzt steckt die EU viel
Geld in die Ausrüstung der polnischen Grenzschutztruppen. Von technischem Equipment
bis zum neue Gebäude in Ustrzyki Gorne. Auf den Autos der GrenzschützerInnen
waren Aufkleber mit dem Text "finanziert durch die europäische Union"
angebracht. Seit 1. Juli 2000 besteht für Menschen aus der Ukraine und Weißrußland
Visapflicht für die Reise nach Polen. Der über Jahrzehnte lebhafte Kleinhandel
über die Grenze kommt damit völlig zum Erliegen und raubt den Menschen eine
wichtige Möglichkeit Handel zu betreiben. Polen steht unter starkem Druck der
EU die Grenzen gegen Osten bereits jetzt dicht zu machen und spielt dieses Spiel
mit, will es doch brav die Kriterien für den EU-Beitritt erfüllen - nicht nur
auf ökonomischem Gebiet sondern auch in bezug auf die Erweiterung und Abgrenzung
der Festung Europa.
Interessante Punkte an diesem Camp waren die Kontakte zu Leuten aus vielen osteuropäischen
Ländern und in der Realität zu erleben, wie sich das europäische Grenzregime
nach Osten ausweitet.
Kontakt:
federcja anarchisty/kolektyw rozbart
maciej rosak, pobox 5
60966 Poznan, Polska
Tel.: 0048-603247245 (Handy)
Email: roszak@artemida.amu.edu.pl
Für
eine Welt ohne Rassismus |