Border
Rescue / Kunstintervention an der Grenze CZ/A
14.06.2002 |
no-racism.net | deportatiNO |
Freitag den 14. Juni um Mitternacht startet das Projekt BORDER RESCUE. KünstlerInnen überqueren für eine Woche lang die grüne Grenze zwischen Tschechien und Österreich um ungefährliche Fluchtrouten zu recherchieren. Mittels eines täglich aktualisierten Projekttagebuchs kann die Aktion unter www.border-rescue.social-impact.at mitverfolgt werden
Flüchtlinge ertrinken im Meer oder in Grenzflüssen, sie erfrieren bei nächtlichen Grenzübertritten, ersticken in Containern oder begehen Selbstmord in Abschiebegefängnissen. Die Festung 'Europa' wird immer stärker abgeschottet. Der Preis, den die Flüchtlinge bezahlen müssen, um in die 'Festung' hineinzugelangen, wird immer höher. Von 1. Jänner
1993 bis 7. Mai 2002 sind mindestens 3026 Menschen beim Versuch umgekommen,
nach Westeuropa einzuwandern. Es handelt sich dabei um Tote, die aufgrund
von Presseveröffentlichungen bekannt geworden sind. Niemand weiß,
wie hoch die Dunkelziffer ist. BORDER RESCUE soll auf diese dramatischen Geschehnisse an den Grenzen Europas aufmerksam machen. Dazu begeben sich KünstlerInnen während eines einwöchigen Aktionszeitraumes an die Grenze zwischen Tschechien und Österreich, um einerseits Gefahrenstellen zu dokumentieren und andererseits "sichere" Fluchtrouten zu suchen (mittels GPS-Daten, Videosequenzen, Fotografien, Handskizzen, Protokolle, ....).
Das Team rund um Social Impact wird zwischen 14. Juni und 21. Juni die Grenze oftmalig zu Fuß überqueren. Aktionsraum ist die Schengengrenze vom Dreiländereck D/CZ/A bis zu Karlstift in Niederösterreich. Dieser Grenzabschnitt wurde ausgewählt, da er eine relativ sichere Topographie ohne größere Grenzflüsse, Schluchten und andere Gefahrenstellen verspricht. Während der Aktionswoche gibt ein Projekttagebuch Auskunft über die zurückgelegten Wege, Gefahrenstellen und besondere Vorkommnisse an der Grenze. Dieses Tagebuch wird täglich aktualisiert und ist im Internet einsehbar. Im Anschluss an die Aktionswoche werden auf Grundlage der Recherchen kompakte Routenführer ausgearbeitet und auf der Homepage veröffentlicht. Ausgedruckt können sie als handliche Wegbeschreibungen zur Einwanderung dienen. Zusätzlich wird auf der Projekt-Homepage Infomaterial zu folgende Themen angeboten: Asylsituation in Österreich, Todesfälle an der EU-Außengrenze und allgemeine Hinweise zur Einwanderung. BORDER RESCUE ist einerseits Interaktion und andererseits Metapher auf die - der Globalisierung zum Trotz - zunehmende Abschottung der industrialisierten Regionen. Steigende Grenzüberwachung führt zu riskanteren Einwanderungsversuchen und damit zu einer ständigen Zunahme an tödlichen Zwischenfällen an den Grenzen.
Social Impact beschäftigt sich mit soziopolitischen Fragestellungen, so wie sich andere KünstlerInnen mit formalästhetischen Fragen auseinandersetzen, oder mit Repräsentationsmustern, Rollenbildern oder anderen spezifischen Themenbereichen. Schwerpunkt der nächsten Projekte von Social Impact ist die vielschichtige Untersuchung der realen Auswirkungen von Grenzen, seien zwischenstaatliche Grenzen oder Wohlstandgrenzen. Frühjahr 2003 startet ein Projekt dass sich mit der Prostitution an der tschechischen Grenze auseinandersetzt, das aktuelle Projekt BORDER RESCUE widmet sich noch existentielleren Fragestellungen. Vor dem Hintergrund
eines in vielen Staaten der EU beobachtbaren konservativen Wertewandels,
dem Versuch der Identitätsstärkung auf nationalstaatlicher Ebene
und einer zunehmenden Fremdenfeindlichkeit stellt BORDER RESCUE einige
moderne Mythen in Frage:
Jene Menschen, die sich unter schwersten Entbehrungen bis nach Westeuropa durchschlagen sind zu bewundern. In Schengen-Europa dagegen werden sie kriminalisiert und bis zu 6 Monate in Schubhaft genommen - ohne Rücksicht auf persönliche Schicksale bedroht diese Haft auch Jugendliche und Frauen. Mein
persönlicher Zugang zur Problematik als Künstler ist es, nicht
ein Bild zu malen oder eine Rede zu schreiben, sondern direkt in den Alltag
einzugreifen. Das Projekt BORDER RESCUE soll auf die dramatischen Vorfälle
an unseren Grenzen aufmerksam machen und einen kleinen Beitrag zu Linderung
der Probleme beitragen. Start von
BORDER RESCUE: Freitag 14. Juni 2002 um 24.00 Uhr An der Deutschen
Ostgrenze ist es vom 1.1.1993 bis 31.12.2001 zu folgenden Zwischenfällen
gekommen: Die österreichische
Schengengrenze gehört zu den bestüberwachtesten Grenzen der
Welt. Von den 30.135
Asylanträgen im Jahr 2001 in Österreich gestellt wurden, ist
nur in 1.114 Fällen Asyl gewährt (3,7%) worden. Die höchsten
Anerkennungsquoten im EU-Vergleich haben folgende Länder: Die niedrigsten
Quoten haben folgende EU-Staaten: Der EU-Durchschnitt
liegt bei 10% gewährter Anträge. Als Vergleich die Quoten von
Nordamerika:
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Weitere Informationen zum Projekt und von 14. bis 21. Juni täglich aktualisiertes Tagebuch bei border-rescue Im Sommer 2002 finden zahlreiche noborder-Camps in europa und an der Grenze Mexico/USA statt. Weitere Infos auf unserer noborder-campsite |
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www.no-racism.net
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