Dienstleistung:
Fluchthilfe
14.05.2001 |
no-racism.net | deportatiNO |
Projektbeschreibung Die Postwurfsendung Das Video Die Ausstellung |
Präsentation
des "Neues Grenzblatt" im öffentlichen Raum
Bei der Informationsveranstaltung
werden VertreterInnen beteiligter Gruppen aus Wien sowie weitere Gäste
erwartet. Interessierte BesucherInnen und PassantInnen haben die Möglichkeit, bei dieser Veranstaltung gratis ein Exemplar des "Neuen Grenzblatts" mit nach Hause zu nehmen und mit den Beteiligten zu diskutieren. "Neues Grenzblatt" wurde im Rahmen des Projekts "Dienstleistung: Fluchthilfe" von Martin Krenn und Oliver Ressler realisiert. Die Aktion wird unterstützt von Plattform für eine Welt ohne Rassismus, TschuschenPower u.a.
In
fortress Europe you still have holes where we can enter, and people are
still entering. Die restriktiven Einwanderungsbestimmungen der Staaten der Europäischen Union bedeuten für MigrantInnen, dass diese kaum eine Chance haben, legal in die EU einzuwandern und sich in einem der Mitgliedsstaaten aufzuhalten. Die Inanspruchnahme von Fluchthilfe ist daher für diese einreisewilligen Menschen oft die einzige Möglichkeit, die Grenzen der Festung Europa zu überwinden. Das Projekt
Dienstleistung: Fluchthilfe verfolgt das Ziel, die durch die
dominierenden medialen Diskurse negativ besetzten Begriffe wie Schlepper
oder Schleuser umzudefinieren und positive Aspekte herauszustreichen.
Der Tatbestand Schlepperei wird dabei im Gegensatz
zu weitverbreiteten Darstellungsmustern nicht als kriminelle Ausbeutung
von Flüchtlingen dargestellt, sondern der Dienstleistungscharakter
dieses aufgrund der EUropäischen Abschottungspolitiken notwendig
gewordenen Gewerbes hervorgehoben. Das Projekt
Dienstleistung: Fluchthilfe wird in unterschiedlichen Medien
realisiert, z.B. als Postwurfsendung oder als Video, die gemeinsam mit
weiteren Informationsbereichen eine Ausstellung im Kunstraum Lüneburg
bilden.
In Kooperation mit anti-rassistischen Gruppen und MigrantInnenorganisationen wurde die Informationsbroschüre Neues Grenzblatt produziert, die als Postwurfsendung im April 2001 entlang der gesamten EU-Außengrenze in der Steiermark (A) an 12.000 Haushalte versandt wurde. Das Layout wurde zum leichteren Einstieg der Auseinandersetzung mit diesen Themen eher volkstümlich gehalten. Durch die populäre Gestaltung Bilder der Region illustrieren die Broschüre und mit Headlines wie Fluchthilfe Service mit Qualität sollen BewohnerInnen in der Grenzregion neugierig gemacht. Die LeserInnen werden mit anti-rassistischen Stellungnahmen und Sichtweisen konfrontiert, die in bürgerlichen Medien marginalisiert werden. Alle beteiligten Gruppen haben in ihren Textbeiträgen eine Sprache verwendet, die auch theoretisch nicht so versierte LeserInnen anspricht. Die Informationsbroschüre wird außerdem auf verschiedenen alternativen Wegen distributiert (z.B. in Kooperation mit linken Gruppen) und in der Ausstellung im Kunstraum der Universität Lüneburg zur freien Entnahme aufliegen.
Ein Video (DV, Farbe, 51 min), das in der Ausstellung ein zentrales Element bildet, aber auch unabhängig davon auf themenbezogenen Veranstaltungen und alternativen Videofestivals gezeigt wird, setzt sich mit den hegemonialen Darstellungsmustern von Fluchthilfe und Migration auseinander. Anhand von Gesprächen, die in Deutschland und Österreich mit politisch engagierten MigrantInnen und VertreterInnen linker Gruppierungen geführt wurden, wird die Thematik in den vier Abschnitten Wer darf migrieren?, Feiern und Abschotten, Zur Fluchthilfe und Gegen Rassismus analysiert und kritisch kommentiert. So beschreibt ein Vertreter der aktivistischen Gruppe Taxistas, wie in Deutschland TaxilenkerInnen wegen der Beförderung illegalisierter Menschen als Schleuser kriminalisiert werden. Der Abschnitt
Feiern und Abschotten ist eine Kurzreportage über
die neuesten Kriegsgeräte zur Grenzsicherung, die von Soldaten auf
einer am österreichischen Nationalfeiertag abgehaltenen Feier des
Bundesheeres am Heldenplatz in Wien bereitwillig präsentiert wurden.
Im Abschnitt Zur Fluchthilfe zeigt ein Gespräch mit einem
leitenden Bundesgrenzschutzbeamten in Frankfurt an der Oder widersprüchliche
Argumentationen auf, mit welchen versucht wird, rassistische Abschottungsmechanismen
zu legitimieren.
Ausgehend von einem von uns durchgeführten Blockseminar an der Universität Lüneburg bildeten teilnehmende StudentInnen eine Projektgruppe. Gemeinsam mit dieser wurde ein Ausstellungskonzept entwickelt und weitere Komponenten für die Ausstellung im Kunstraum Lüneburg konzipiert. Bei einem gemeinsamen Besuch in Frankfurt an der Oder wurde an der Grenze recherchiert, Teile dieser Recherche fließen in ein von den StudentInnen produziertes Video ein, welches sich mit weiteren Facetten zur Thematik Migration und Fluchthilfe beschäftigt. Gespräche von Mitgliedern der Projektgruppe mit StudentInnen in Frankfurt an der Oder, einer MigrantInnengruppe in Hamburg und VertreterInnen des Netzwerks gegen Rechts in Lüneburg bilden einen Recherchepool, der Einblicke in lokale Situationen erlaubt und den Zugang der StudentInnen zur Thematik widerspiegelt. In einer Wandinstallation wird anhand von Texten, Mail-Aussendungen und Flugblättern die Arbeit der Gruppen dokumentiert, die Beiträge für Neues Grenzblatt verfasst haben. Des weiteren wurden ausgehend von einem von Ulf Wuggenig an der Universität Lüneburg geleiteten parallel stattfindenden Seminar zu Rassismus aus der dort diskutierten Literatur von der Projektgruppe Zitate ausgewählt. Diese verweisen in einer Installation auf Textpassagen der Literatur, die gemeinsam mit anti-rassistischen Zeitschriften einen theoretischen Rahmen für die einzelnen Bestandteile der Ausstellung bilden. Die unterschiedlichen Ebenen des Projekts werden in einer am Ende der Ausstellung erscheinenden Publikation dokumentiert.
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