"Zwischenfälle" bei Abschiebungen

Am 1. Mai 1999 starb Marcus Omofuma in Gewahrsam dreier österreichischer Beamter während einer versuchten Abschiebung. Er wurde an Händen und Füssen gefesselt und mit Klebeband an den Sitz gebunden. An Mund und Nase wurden später Reste von Klebestreifen entdeckt. Marcus erstickte. Bis heute sind die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Innerhalb der Mehrheitsbevölkerung besteht breite Zustimmung zu Abschiebungen – die Umstände und Konsequenzen dieser Praxis werden dabei ausgeblendet, geleugnet oder einfach in Kauf genommen. Das Etikett "illegal" ist in Mitteleuropa zu einem Freibrief für rassistische Behandlung durch die Behörden geworden. So können Deportationen ungestört durchgeführt und deren Ablauf noch "effizienter" organisiert werden. 1998 wurden aus Österreich etwa 17.000 Menschen ab- oder zurückgeschoben. Knapp 3000 von ihnen mittels Flugzeug. Laut Innenministerium sei in 10 bis 15 Prozent dieser Fälle eine Polizeieskorte notwendig gewesen.

Der Fall Marcus Omofuma stellt keinen Einzelfall dar. In zahlreichen europäischen Ländern starben in den letzten Jahren Menschen im Rahmen gewaltsam durchgeführter Deportationen. Ihr Widerstand wurde erstickt!

Hier einige dokumentierte Abschiebungen in den Tod:

United, ein europäisches antirassistisches Netzwerk mit Sitz in Holland dokumentierte im Zeitraum 1993 bis August 1999 1.622 Todesfälle aufgrund der europäischen Abschottungspolitik. (www.united.non-profit.nl)

 

PolitikerInnen, die die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen und Beamte, die Deportationen durchführen, werden praktisch nie zur Verantwortung gezogen.

Die Schuld am Tod Marcus Omofumas wurde von Medien und PolitikerInnen dem Toten selbst zugeschrieben. Der Wiener Polizeipräsident Stiedl meinte, Abschiebungen gingen hundert mal gut und halt einmal nicht. Die Verantwortung wird ebenso bedenkenlos abgeschoben, wie Menschen abgeschoben werden.

Die Plattform "Für eine Welt ohne Rassismus" schrieb in einem Flugblatt im Mai letzten Jahres: "Es darf nicht bei kurzfristigen Reaktionen der Öffentlichkeit bleiben, sondern muss zu nachhaltigen Veränderungen in den gesellschaftlichen Strukturen und in den Köpfen der Menschen führen!"

Die Konsequenz aus der mörderischen Praxis von Deportationen kann nur deren sofortige Einstellung sein.

Weitere Informationen im Internet:

www.united.non-profit.nl (antirassistisches Netzwerk UNITED)

www.deportation-alliance.com (Kampagne "Deportation Class - gegen das Geschäft mit Abschiebungen")

www.xs4all.nl/~ac/klm (Informationen zu Abschiebungen durch KLM)


Für eine Welt ohne Rassismus
www.no-racism.net