Gedenktafel
für die Opfer deutscher Abschiebpolitik am Frankfurter Flughafen 29.05.2001 |
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Mahnung
bis Mitternacht
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Knapp 300 Menschen, weniger als erwartet, setzten am vergangenen Samstag die Demonstration auf dem Frankfurter Flughafen anläßlich der Todestage von Aamir Ageeb und Naima Hadjar durch. Die Fraport hatte vorher zwar die symbolische Anbringung der Gedenktafel für die Todesopfer der Abschiebepolitik zugestanden, wollte eine Demo aber unbedingt verhindern, wie der Leiter der Flughafen-Security noch am Samstagmorgen telefonisch versicherte. Die Eingänge des Flughafen-Bahnhofs und der ursprünglich als Ort der Auftaktkundgebung geplante Bereich A im Terminal 1 waren dann auch von einem enormen Polizeiaufgebot in Kampfanzügen belagert. Um dennoch die Demonstration durchführen zu können, war der Treffpunkt für die DemonstrantInnen jedoch insgeheim in den Bereich B verlagert worden, wo wir uns dann sammelten und die erste Kundgebung durchführten. Diese und der Demonstrationszug wurden schließlich - gegen alle Ankündigungen - geduldet. Es hätte wohl auch nicht so gut ausgesehen, hier gegenüber den TeilnehmerInnen - teils mit Blumen in der Hand - ein größeres Gerangel anzufangen. Fazit: als
erfolgreich können wir die Durchsetzung der Demo betrachten, und
auch die kurzfristige Duldung der Gedenktafel an einem nicht zu abgelegenen
Ort. Etwas enttäuschend dagegen die relativ geringe Anzahl der 300
TeilnehmerInnen.
Mahnung
bis Mitternacht Als sich am Samstag um 13 Uhr ein Zug von rund 300 Demonstranten im Terminal 1 in Bewegung setzte, um vom Bereich B zum Bereich A zu ziehen und dabei Parolen wie »Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord - Bleiberecht für alle jetzt sofort« durch das Gebäude hallten, war das für das Bündnis gegen Abschiebungen Rhein-Main ein Erfolg. Schließlich hatte der Leiter der Flughafen-security zuvor gegenüber Vertretern des Bündnisses erklärt, man werde lediglich die »temporäre Anbringung« einer Gedenktafel dulden. Einen Protestzug, wie in den vergangenen Monaten, wollte man diesmal »unterbinden«. Doch die rege Teilnahme an der Aktion dürfte ein Grund dafür gewesen sein, die Demonstranten nicht aufzuhalten. Schon zu Beginn halfen sich die Veranstalter mit einem kleinen Trick. Während zahlreiche Polizeibeamte im Terminal 1/Bereich A auf die Ankunft der Demonstraten warteten - Bereich A war als Treffpunkt angekündigt worden -, versammelten sich nach und nach immer mehr Abschiebungsgegner im Bereich B des weitläufigen Terminals. Dort erinnerten dann während einer Kundgebung Rednerinnen und Redner an die besonders krassen Beispiele alltäglicher Abschiebepraxis. Helga Dieter von der Initiative »Courage gegen Rassismus« prangerte dabei die Internierungshaft am Flughafen an. Die sogenannte Sammelunterkunft sei »eine Institution staatlichen Rassismus, denn darin sitzen Frauen, Männer und Kinder, die in keiner Weise kriminell geworden sind«. Eingesperrt seien diese Menschen, »weil sie Fremde sind«. Man wisse nicht, wie viele Flüchtlinge, die in den letzten Jahren zwangsweise in ihre Heimatländer zurückgeschickt wurden, dort von ihren Verfolgern eingekerkert, gefoltert oder umgebracht worden seien. Klar sei aber, so Dieter, daß einige Menschen sich aus Furcht vor Abschiebungen das Leben genommen hätten und andere ihre Abschiebung mit Folter und Tod bezahlen müßten. Hier arbeite »die Bundesregierung auch mit Despoten zusammen, die ansonsten als Schurken gelten und die sie mit Bomben bekämpft«. Die Erinnerung an Menschen, die sich im Internierungslager das Leben genommen haben oder noch während der Abschiebung zu Tod gekommen sind, sei vom Flughafenbetreiber und der Politik nicht gewünscht. Aber man werde sich den Protest gegen eine solche Praxis nicht nehmen lassen. Im Bereich A erinnerte ein Vertreter des Netzwerkes »kein mensch ist illegal« daran, daß man das Geschäft mit den Abschiebungen noch nicht stoppen konnte. Trotzdem sei die größte deutsche Fluggesellschaft im zurückliegenden Jahr unter Druck geraten. Erreicht worden sei, »daß die Lufthansa öffentlich erklärte, mit diesem Geschäft nichts mehr zu tun haben zu wollen. Sicher nicht aus humanitären Gründen, sondern um Imageschäden abzuwenden«. Auch die ÖTV hätte sich der Forderung angeschlossen, »aus dem deportation business auszusteigen«. Selbst die Pilotengewerkschaft Cockpit gebe mittlerweile ihren Mitgliedern den Rat, unfreiwillige Passagiere nicht mehr mitzunehmen. Schließlich wurde eine Metalltafel im Eingangsbereich des Terminals aufgehängt. Wortlaut: »Zum Gedenken an: Kola Bankole und Aamir Ageeb, die während ihrer Abschiebung beim Abflug von Frankfurt/ Main in Lufthansamaschinen durch Beamte des Bundegrenzschutzes gewaltsam zu Tode gebracht wurden. Zum Gedenken an Naimah Hadjar, die sich am 238. Tag ihrer Abschiebehaft aus Angst vor der Abschiebung im Internierungslager am Frankfurter Flughafen das Leben nahm. In Trauer um diese und alle anderen Opfer, in Wut über die deutsche Abschiebepolitik. Eingreifen gegen Abschiebungen, Ausgrenzung und jede Form von Rassismus! Kein Mensch ist illegal«. Mit dem Hinweis, Ende Juli, wenn am Frankfurter Flughafen das 4. antirassistische Grenzcamp stattfindet, werde sicher wieder für eine andere Asyl- und Flüchtlingspolitik demonstriert, endete die Aktion. Die Fraport AG hatte vorab erklärt, daß die Mahntafel nur bis Mitternacht hängen würde. Thomas Klein,
Frankfurt/Main
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