Solidarität
mit den Jornaler@s / Sans Papiers aus Huelva, die die Universität in
Sevilla besetzt haben!
18.06.2002 |
no-racism.net | deportatiNO |
1.- Einleitung ------------------------------------------------------------ Seit Montag
den 10. Juni 2002 haben 400-500 migrante ArbeiterInnen aus der Erdbeerernte
in Huelva die Universität Pablo de Olavide in Sevilla (Andalusien,
Spanien) besetzt. Sie kämpfen gegen ihre Arbeitsbedingungen, für
die Regularisierung ihrer Arbeits- und Aufenthaltsverhältnisse, sowie
gegen das spanische AusländerInnengesetz (ley de extrangeria), das
unter der herrschenden Regierung der konservativen Partido Popular zu
europäischer Gesetzgebung vorgeschlagen wird. Es ist notwendig
unsere Solidarität mit den jornaler@s in Sevilla zu zeigen und mit
allen, die in Sevilla gegen die herrschenden Verhältnisse demonstrieren
werden. Ein Aufruf also an alle, insbesondere an diejenigen, die für
diesen Sommer Grenzcamps vorbereiten (Hamburg, Jena, Strassburg, ...)
und alle, die gegen den Bildungsabbau demonstrieren. Die Stimmung
ist gerade sehr repressiv. Der Campus ist von der Polizei belagert, es
kommt niemand mehr rein und raus. Mehrere MigrantInnen wurden bereits
verhaftet. Achtet also auf neue Meldungen auf Ergreift Initiativen um die Infos zu übersetzen! ---------------------------------------------------------------
Viele Gründe haben uns zu dieser Entscheidung gebracht: *) Die Arbeitsverträge, die mit verschiedenen osteuropäischen Ländern (vor allem Polen) ausgehandelt wurden und von den Landwirtschaftsunternehmen mit dem Segen der zentralen Regierung und Gewerkschaften wie der CCOO und UGT umgesetzt wurden. Wegen diesen Verträgen sind wir dazu verdammt worden, nur noch an Feiertagen auf den Erdbeerfeldern zu arbeiten, oder wenn es zu Engpässen in der Produktion kommt und das landwirtschaftliche Patronat nicht genügend Arbeitskräfte hat. *) In dieser
Situation prekärer Arbeit konnten wir schon kaum noch überleben.
Wir überlebten nur, indem wir uns Hütten aus Plastik und Karton *) Trotz dieser Bedingungen während der Erdbeerernte, haben uns die Arbeitgeber keine Vorverträge gegeben, die uns eine eventuelle Regularisierung ermöglicht hätten. Und das zur gleichen Zeit, in der sie uns für einen jämmerlichen Pauschallohn arbeiten liessen, der nicht einmal dem miserablen Gesamtabkommen (Convención Collectiva) für ErntearbeiterInnen entspricht. Sie profitieren einmal mehr von unserer Situation als "Papierlose", um die billige Arbeitskraft ohne soziale Kosten und ohne entsprechende Arbeitsrechte auszunutzen. *) Die Zentralregierung in Madrid lehnt die Regularisierung systematisch ab, und zwingt uns in die absolute Ausbeutung, ohne Arbeitsrechte, ohne soziale Rechte, ohne Recht zur Versammlung, Demonstration oder Streik. Es ist eine Situation, die nur den Erdbeer-UnternehmerInnenn dient, die wirtschaftliche Profite in historischer Rekordhöhe verzeichnen werden. *) Während
der ganzen Erdbeerernte haben wir die permanente Einschüchterung
der staatlichen Sicherheitskräfte erleiden müssen, mit den vielen
Deportationen, Abschiebemassnahmen usw. Und das alles, obwohl wir die
ArbeiterInnen sind, die seit Jahren die Erdbeerfelder in Huelva abernten,
gemeinsam mit den TagelöhnerInnen aus Andalusien, die genau wie wir
ein Mal pro Jahr für einige *) Als Konsequenz unserer Situation der sozialen Ausgrenzung, ohne Unterkunft, ohne Waschgelegenheiten, ohne Arbeit und ohne Geld, ist ein Klima der sozialen Ablehnung seitens der Gesellschaft in Huelva entstanden. Ein Klima das bislang unbekannt war und das ohne Zweifel durch zahlreiche kriminalisierende Erklärungen verschiedener Bereiche der Zentralregierung geschürt wurde. Zu dem Klima der sozialen Ablehnung hat auch die klare rassistische Haltung der landwirtschaftlichen Unternehmen aus Huelva beigetragen: sie haben uns aufgrund unserer Bedingung als MaghrebinerInnen und NordarfrikanerInnen aus dem Markt vertrieben und im Gegenzug ArbeiterInnen aus Osteuropa eingestellt ohne dabei das Gesamtabkommen (Convención Collectiva) für ErntearbeiterInnen einzuhalten. Die ArbeiterInnen aus Osteuropa sind in Massenunterkünfte zusammengepfercht, erhalten keinen Lohn für ihrer Überstunden etc. Basta Ya
! Es reicht ! Die Jornaler@s
von den Andalusischen Feldern, was auch immer unsere Nationalität,
Hautfarbe oder Religion ist. Der folgende Text ist eine Übersetzung von einer website aus dem anarchosyndikalistischen Spektrum Spaniens (www.red-libertaria.org). Der Autor schlägt im Vorwort einen KonsumentInnenboykott gegen die Erdbeeren aus Spanien vor; und er bezieht sich auf die Kämpfe der eingewanderten LandarbeiterInnen in ganz Andalusien für ihre Legalisierung und für bessere Arbeits- und Lebensbedigungen. Die im Artikel
erwähnte Anwerbung von neuen Arbeitskräften besonders in Osteuropa
spielte auch beim Konflikt in El Ejido (Provinz Almería) eine wichtige
Rolle: Dort kam es im Februar 2000 zu einer massiven Konfrontation zwischen
andalusischen AltbewohnerInnen und eingewanderten LandarbeiterInnen aus
Marokko. Die rassistischen Angriffe richteten sich deshalb vor allem gegen
die MarokkanerInnen, weil diese nach ca. 15 Jahren Einwanderungsgeschichte
(vor allem nach Andalusien) dort inzwischen eine gewisse Stärke erreicht
haben. Diese Stärke stellten sie auch in einem einwöchigen Streik
als direkte Antwort auf die Angriffe unter Beweis, mitten in der Hochzeit
der Tomatenernte. Schon damals überlegten die BauernunternehmerInnen
der Region, vermehrt Arbeitskräfte in Osteuropa anzuwerben. Die Konfrontation
in El Ejido war ein wichtiger Ausgangspunkt für ein schärferes
Einwanderungsgesetz einerseits und für das Aufdrehen des "Legalisierungs-Ventils"
andererseits: das spanische Kapital braucht Einwanderung vor allem auf
dem Bau und in der Landwirtschaft, der Staat will aber die Migration unter
Kontrolle halten können. Viele der MigrantInnen erkämpften ihre
Legalisierung durch Demos, Besetzungsaktionen und Hungerstreiks. Der Konflikt
in Huelva ist ein Produkt genau dieser Kämpfe, die die UnternehmerInnen
durch eine neue, zunächst einmal weniger kämpferische Arbeitskraft
unterlaufen wollen. Wie lange ihnen das gelingen wird, ist offen. Häufig
hat es nicht lange gedauert, bis eine neue MigrantInnenarbeitskraft ihrerseits
aufmüpfig wurde... Erdbeeren mit Zucker, Erdbeeren mit Orangensaft, Milchshakes mit "richtigen" Erdbeeren ...Die meisten Erdbeeren, die in Europa konsumiert werden, kommen aus der spanischen Provinz Huelva in Andalusien. Manchmal werden sie in den Geschäften als "Früchte der Region" angepriesen, so dass leichtgläubige Touristen beim Besuch irgendeines schönen Ortes etwas "Ursprüngliches" kaufen können. Manchmal werden die Erdbeeren ganz unverfroren als Produkte von der Küste Barcelonas verkauft, auch wenn sie in Kisten mit dem Aufdruck "Palos de la Frontera (Huelva)" verpackt sind. Dasselbe passiert bei Ereignissen, wo lokale Produkte vermarktet werden, wie z.B. beim Fest der kommunistischen Partei in Barcelona, wo sowohl die Slogans als auch die Erdbeeren nicht echt waren. Große, dicke Erdbeeren heißen im spanischen "fresón". Sind sie steinhart und geschmacklos und können die langen Transportwege der Globalisierung überstehen - dann kommen sie zweifellos aus Huelva. Aber die Erdbeeren, die in Huelva wachsen, kommen gar nicht aus Huelva. Jedes Jahr zweigen die AgrarunternehmerInnen aus Huelva Millionen von Dollar Lizenzgebühren an kalifornische Industriebetriebe ab, die die Erdbeerpflanzen gezüchtet haben. Erdbeeren sind ein globales Produkt mit amerikanischem copyright. Sie werden in den regenarmen Kiefernwäldern Zentralspaniens genährt und aufgezogen, bevor sie aus dem Boden geholt und in die sandigen Böden Huelvas wieder eingepflanzt werden, damit sie Früchte tragen und schließlich fast überall auf der Welt verkauft und verzehrt werden. Erdbeeren brauchen einen toten, mikrobenfreien Boden, damit sie von Krankheiten verschont bleiben. Deshalb werden sie in einen Teppich aus giftigem Pflanzenschutz gesetzt, der alle Arten von Ungeziefer vernichtet und nebenbei noch das Ozonloch vergrößert, das jedes Jahr tausende von Hautkrebsfällen verursacht. Der Erdbeeranbau trägt also auch zur regen Gesundheitsindustrie bei ... Der Anbau
von Erdbeeren verlangt Sorgfalt und ist teuer. Sie werden unter Plastikplanen
gehalten und brauchen große Mengen an Düngemitteln, Pestiziden,
Herbiziden und viele Arbeitsstunden zum Pflücken. Die Behörden
helfen, indem sie kostenlos die Plastikabfälle einsammeln, und falls
sie es doch nicht tun, sind die Farmen von Schluchten und Sümpfen
voller Plastik umgeben. Wenn die Abfallhaufen dann doch zu groß
werden, reicht ein Streichholz, um sie in giftigen Rauch zu verwandeln,
was zur Erwärmung des Planeten beiträgt. Das ist eine gute Nachricht,
denn steigende Temperaturen bedeuten, dass die Erdbeeren nicht mehr mit
Plastik abgedeckt werden müssen ... Pflanzenschutzmittel und andere
"Gifte" sind teuer, aber immerhin müssen die Bauern nichts
für die sogenannte "weitläufige landwirtschaftliche Verseuchung"
der Brunnen und Flüsse bezahlen, die Ergebnis der giftigen Substanzen
ist. Das würde gerade noch fehlen! Wasser, laut Gesetz "öffentliches
Eigentum ", verursacht zahlreiche Krankheiten, wenn es vergiftet
ist, womit die Zahl der Kranken sowie der Kundschaft von Gesundheits-
und Mineralwasserindustrie wachsen. Und da behauptet noch jemand, nur
die AgrarunternehmerInnen profitieren vom Erdbeeranbau! In den letzten
Jahren haben tausende von andalusischen TagelöhnerInnen (darunter
viele Frauen) zusammen mit ImmigrantInnen aus Portugal und Nordafrika
die Erdbeeren auf den Feldern Huelvas gepflückt. Harte Arbeit, die
auf den Rücken geht, stundenlang unter heißer Sonne, niedriger
Lohn und Unterkünfte zu Touristenpreisen - das müssen die Menschen
aushalten, die die Erdbeeren pflücken, die wir essen. Die Unternehmer
können sich nicht den Luxus leisten, dass ihre ArbeiterInnen Forderungen
stellen. Sie haben zuerst die Gewerkschaften angegriffen, später
haben sie ArbeiterInnen aus kämpferischen Dörfern keine jobs
mehr gegeben und sie durch EinwandererInnen ersetzt. Wenn sie illegal
waren, um so besser, dann protestierten sie weniger ... ------------------------------------------------------------- Schickt faxe an: - Delegación
del Gobierno en Andalucía, a la atención del Delegado del
Gobierno en Andalucía Sr. Torres Hurtado Mit Kopien
an: ---------------------- El colectivo
o la persona (Person oder Organisation) Die Gruppe
oder Person Papiere für
alle KEIN MENSCH
IST ILLEGAL
|
|||
www.no-racism.net
|