Artikel aus "junge Welt" vom 09.06.2001  
      Von Gerhard Klas | 
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      Rumänische 
        Airline TAROM verdient mit Abschiebung 
      »Für 
        Ihre Gesellschaft sind die Vereinbarungen mit dem Bundesgrenzschutz und 
        anderen deutschen Behörden sicherlich ein lukratives Geschäft, 
        schließlich 
        bieten Sie einen umfassenden Abschiebe-Service«, schrieb das 
        antirassistische Netzwerk »Kein Mensch ist illegal« vor drei 
        Wochen an die 
        Geschäftsleitung der rumänischen Fluggesellschaft TAROM. Weil 
        TAROM auf den 
        Brief nicht reagierte, wiederholten rund 50 Angehörige des Netzwerkes 
        am 
        Freitag ihre Aufforderung, »das Geschäft mit Abschiebungen 
        sofort 
        aufzugeben«, während einer knapp zweistündigen Besetzung 
        des Düsseldorfer 
        Geschäftsbüros der Fluggesellschaft. Zeitgleich fanden Aktionen 
        in Berlin 
        und Frankfurt am Main statt. In der Bankenstadt wurden die Scheiben der 
        TAROM-Filiale mit Plakaten verklebt, die einen geknebelten Flüchtling 
        in 
        der »Deportation-Class« zeigen. 
        Bundesweite Aktionen des Netzwerks gegen die Lufthansa haben in den 
        vergangenen Jahren dazu geführt, daß Gewerkschaften das Geschäft 
        mit der 
        Abschiebung verurteilten. Auch mehr und mehr Piloten weigern sich, 
        sogenannte »passengers not willing to travel« - sprich »unfreiwillige 
        Fluggäste« - zu transportieren. Also suchen die Beamten der 
        Grenzschutzdirektion in Koblenz nach neuen und effektiveren Wegen für 
        Massenabschiebungen. Auch wenn nach Angaben des Bundesgrenzschutzes (BGS) 
        knapp 90 Prozent aller Abschiebungen in Linienmaschinen ohne Begleitung 
        durch Beamte stattfinden, machen ihm die als »renitent« oder 
        »potentiell 
        gefährlich eingestuften Abschüblinge« Sorgen. Nachdem 
        Flüchtlinge bei diesen 
        Abschiebungen infolge des Einsatzes körperlicher Gewalt durch Beamte 
        ums 
        Leben gekommen waren, fürchten die großen Fluggesellschaften 
        um ihren Ruf. 
        Die Behörden gehen deshalb dazu über, Flugzeuge bei kleineren 
        Fluggesellschaften zu chartern. Besonderer Beliebtheit erfreut sich auch 
        die 
        TAROM, die ihren eigenen »Sicherheitsdienst« zur Verfügung 
        stellt. 
        Seit Abschluß einer Rahmenvereinbarung mit der Grenzschutzdirektion 
        Koblenz 
        fliegt TAROM wöchentlich eine Sammelabschiebung ab Düsseldorf. 
        Die meisten 
        davon gehen in die Länder des ehemaligen Ostblocks und in die Türkei, 
        seit 
        diesem Frühjahr auch in das Kosovo. An Bord befinden sich ausschließlich 
        Abschiebehäftlinge. »Um öffentliches Aufsehen zu vermeiden«, 
        erklärt ein 
        Vertreter von »Kein Mensch ist illegal«, werden sie weitab 
        von den übrigen 
        Passagieren im Cargobereich des Düsseldorfer Flughafens gesammelt. 
        Anschließend werden sie dem Sicherheitsdienst der TAROM übergeben. 
        Von den 
        insgesamt 32 000 Abschiebungen pro Jahr aus der Bundesrepublik gehen mehrere 
        tausend auf das Konto der rumänischen Fluggesellschaft. In der Regel 
        verlaufe diese »organisierte Unmenschlichkeit reibungslos und diskret«, 
        erklärt ein Sprecher des Netzwerks. 
        Schon seit 1992 fliegen TAROM-Maschinen »illegale Grenzgänger«, 
        die der BGS 
        an der Ostgrenze oder in Berlin aufgreift, nach Bukarest aus. Die 
        Fluggesellschaft am dortigen Flughafen unterhalte »eine Art Haftzentrum, 
        in 
        dem Abgeschobene, deren Staatsangehörigkeit ungeklärt ist, z. 
        T. monatelang 
        interniert wurden«. Auch vom Frankfurter Rhein-Main-Flughafen starten 
        regelmäßig TAROM-Flugzeuge Richtung Bukarest. 
        Von dort geht es weiter nach Istanbul und Beirut. Nach Erkenntnissen der 
        UN-Flüchtlingsorganisation wurden kurdische Flüchtlinge in TAROM-Maschinen 
        gefesselt, geschlagen und mit einem Elektroschockgerät mißhandelt. 
        Bei einem 
        Großteil der TAROM-Sicherheitskräfte soll es sich um ehemalige 
        Angehörige 
        des rumänischen Geheimdienstes Securitate handeln. 
        Trotz der Zusage der TAROM-Geschäftsleitung in Bukarest gegenüber 
        den 
        Besetzern des Düsseldorfer Geschäftsbüros, sich zu den 
        Vorwürfen zu äußern, 
        war bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme eingegangen. 
        
        
       
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