| 
      | 
       
      Der Text wurde aus unterschiedlichen Pressemeldungen zusammengestellt 
       
      Das Abschiebe-Transitabkommen zwischen der Schweiz und Senegal ist wohl 
      definitiv gescheitert! Senegal zieht sich aus dem Transitabkommen mit der 
      Schweiz zurück.  
       
      Senegal hat sich aus dem Transitabkommen zwischen der Schweiz und Senegal 
      zurück gezogen. Als Begründung wurde die Ablehnung des Abkommens 
      zur Rückführung abgewiesener AsylbewerberInnen durch die breite 
      Öffentlichkeit im Senegal genannt.  
       
      In einer Mediemitteilung sprach sich die senegalesische Regierung auch aus 
      Gründen der Menschwürde gegen das Abkommen aus. Am 8. Januar dieses 
      Jahres war das Transitabkommen zwischen der Schweiz und Senegal unterzeichnet 
      worden. Die Vereinbarung sah vor, die Identität von in der Schweiz 
      abgewiesenen afrikanischen AsylwerberInnen in Senegal zu überprüfen, 
      um damit eine Rückführung in ihre Heimatländer zu ermöglichen. 
       
       
      Diese Entscheidung wurde nachträglich heftig kritisiert. Vor allem 
      Nichtregierungsorganisationen bezeichneten das Abkommen als "unwürdig". 
      Afrikanische Menscherechtsorganisationen sprachen vom "Tod des Asylrechts". 
      Das senegalesische Aussenministerium betonte in der Medienmitteilung, dass 
      das Abkommen mit der Schweiz ohne Vereinbarung über finanzielle - oder 
      andere materielle Entschädigugen unterzeichnet worden sei.  
       
      Durch den breiten Widerstand in der Öffentlichkeit wird das Abkommen 
      nun nicht dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt. Für die definitve 
      Annahme des Transitabkommen wäre die parlamentarische Zustimmung beider 
      Länder notwendig gewesen. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement 
      (EJPD) wollte die Entscheidung Dakars nicht kommentieren.  
       
      Bereits im Vorfeld der Unterzeichung des Transitabkommens am 8. Januar war 
      es zu Verzögerungen gekommen. Die aussenpolitische Kommission der senegalesischen 
      Regierung kritisierte damals, dass sie nicht ordnungsgemäss über 
      den Inhalt der Vereinbarung informiert worden war. 
       
      Schweizer NGO´s haben massgeblich zum Rückzieher der senegalesischen 
      Regierung beigetragen. Aber nicht mit Falschinformationen, wie sie betonen, 
      sondern mit der Verteilung des Textes des Transitabkommens.  
       
      «Das Transitabkommen wäre ein probates Mittel gegen Menschenhandel 
      und organisierte Kriminalität gewesen», sagte Bundesrätin 
      Ruth Metzler gestern vor den Medien. Sie bedauerte die Kehrtwende der senegalesischen 
      Regierung. Natürlich respektiere sie den Entscheid eines demokratischen 
      Landes und werde nicht insistieren.  
       
      Für Metzler ist klar, dass die Regierung aus innenpolitischen Gründen 
      vom Vertrag zurückgetreten sei. Aus dem Schreiben des senegalesischen 
      Aussenministeriums gehe klar hervor, dass die nationale und internationale 
      öffentliche Meinung durch «falsche und negative Informationen» 
      beeinflusst worden sei. Ein Umstand, den die Schweizer Justizministerin 
      bei ihrem Besuch in Dakar selbst festgestellt hat. In der Tat war in den 
      senegalesischen Medien unter anderem vom Bau eines Schweizer Gefängnisses 
      respektive Flüchtlingslagers die Rede. In Metzlers Entourage ist davon 
      die Rede, dass Schweizer Nichtregierungsorganisationen aktiv mithalfen, 
      Falschinformationen zu verbreiten.  
       
      Das streitet Salvatore Pittà rundweg ab. Der Redaktor der linken 
      Zeitung «Vorwärts» und Autor eines Buches über die 
      Migration in Afrika weilte vergangene Woche im Auftrag der beiden NGO´s 
      Solidarité sans Frontières und augenauf in Dakar. Im Gepäck 
      hatte er das Transitabkommen im Wortlaut, das er lokalen NGO´s sowie 
      ParlamentarierInnen zukommen liess. Denn weder die senegalesische Regierung 
      noch Bundesrätin Metzler hätten die Öffentlichkeit über 
      den Inhalt des Vertrags informiert. «Wir haben das nachgeholt», 
      sagte Pittà auf Anfrage. Natürlich habe er das Abkommen auch 
      kommentiert, doch für das, was die Medien daraus gemacht haben, seien 
      er und die lokalen NGO´s nicht verantwortlich. Allerdings hat Pittà 
      in einem Artikel für die «WOZ» selbst von der «Einrichtung 
      einer Art Schweizer Ausschaffungsgefängnis» geschrieben.  
       
      Für Pittà ist die fehlende Information der Hauptgrund für 
      das Scheitern des Abkommens. Wie Metzler sieht er aber auch noch innenpolitische 
      Gründe. Der (linken) Opposition im Senegal sei das Abkommen gelegen 
      gekommen, um den Menschen aufzuzeigen, «was für eine Regierung 
      sie haben». Präsident Abdoulaye Wade ist seit drei Jahren an 
      der Macht und steht kurz vor der Hälfte seiner Amtszeit. Dies ist in 
      allen Demokratien der Zeitpunkt für eine politische Abrechnung. Kein 
      Wunder, will der umstrittene Wade kein zusätzliches Öl ins Feuer 
      giessen.  
       
      Während Metzler davon ausgeht, dass ihr Besuch in Dakar das Abkommen 
      «positiv und negativ» ins Bewusstsein der Öffentlichkeit 
      gebracht habe, meint Pittà, dass seine Mission massgeblich zum Entscheid 
      der Regierung beigetragen habe. «Erst lehnte Mitte vorletzter Woche 
      die Sozialistische Partei das Abkommen ab, danach die ganze Opposition.» 
      Diese umfasst einen Viertel der 120 Parlamentssitze. Zudem eroberte das 
      Thema zu diesem Zeitpunkt die Titelseiten sämtlicher Zeitungen. Auch 
      der Auftritt des schweizstämmigen Generalkonsuls Senegals in der Schweiz, 
      Germain Chassot, vor dem Parlament vermochte die Stimmung nicht mehr zu 
      kippen.  
       
      Für Anni Lanz von Solidarité sans Frontières ist klar, 
      weshalb sich die senegalesische Öffentlichkeit so entrüstet hat. 
      In Westafrika gelte der freie Personenverkehr. Und das Transitabkommen laufe 
      dem Prinzip der Bewegungsfreiheit zuwider. Zudem sei es «grundsätzlich 
      problematisch», wenn ein Zufluchtsland wie die Schweiz die Verantwortung 
      auf andere Länder abschiebe und diese die Leute zurück in ihre 
      Heimatstaaten führen müssen. Für den Generalsekretär 
      der afrikanischen Menschenrechtsorganisation (RADDHO), Alioune Tine, wäre 
      das Abkommen eine «Verletzung der Menschenrechte und des Asylrechts» 
      gewesen. Dementsprechend zufrieden ist er gemäss der Nachrichtenagentur 
      sda mit dem Entscheid der Regierung.  
       
      Für Metzler bedeutet der Entscheid hingegen einen «Rückschritt 
      für die Menschenrechte». Denn der Vertrag habe sämtliche 
      entsprechenden internationalen Konventionen erfüllt. Das «Pionierabkommen», 
      das bei andern europäischen Staaten grosses Interesse geweckt habe, 
      hätte dazu beitragen können, die illegale Migration zu bekämpfen. 
      Sie lasse sich aber nicht entmutigen und will nun mit anderen westafrikanischen 
      Staaten Abkommen abschliessen. Sie hoffe nicht, dass die Schweiz «dafür 
      in den Geldbeutel greifen muss». Bei Senegal sei dies nicht der Fall 
      gewesen. Metzler hält es aber für sinnvoll, mit Entwicklungshilfegeldern 
      die Ursachen der Migration zu bekämpfen. Der Journalist Ndoye Gorgui 
      von der Zeitung «Soleil du Senegal» gab Metzler an der Pressekonferenz 
      zu bedenken: «Es geht nicht ums Geld, es geht um Menschen.» 
       
        
         
     | 
     
      
     |