Hungerstreik von AsylwerberInnen im australischen Internierungslager Woomera
31.01.2002
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- Regierung ordnet Deportation von 67 Flüchtlingen aus Woomera an, Proteste gehen weiter
- Hungerstreik von AsylwerberInnen im australischen Internierungslager Woomera



Weiteres zum Thema auf no-racism.net:
- Proteste in australischem Asylwerberlager Woomera gehen weiter (25.01.02)
- Migrants resume riot at Australien camp - Aufstand von Flüchtlingen in australischem Asylwerberlager
(20.12.02)



 


Regierung ordnet Deportation von 67 Flüchtlingen aus Woomera an, Proteste gehen weiter
31.01.2001

Laut Argenturmeldungen hat die Australische Regierung ungeachtet anhaltender Proteste die Deportation von 67 AsylbewerberInnen aus dem Flüchtlingslager Woomera angeordnet. Die Abschiebungen stünden aber nicht in Zusammenhang mit dem seit Wochen dauernden Hungerstreik.

Auf switzerland.indymedia.org wurde eine Argenturmeldung vom 29.01.02 veröffentlicht. Demnach "werden unter den Abschiebekandidaten aus Iran, Pakistan, Afghanistan und Irak die Anführer der Proteste vermutet. Elf Minderjährige in Woomera drohen zudem mit Selbstmord. Die Kinder würden daher von den Sicherheitskräften streng überwacht, hiess es weiter.

Zuvor hatte ein Flüchtlingsausschuss der australischen Regierung die Schliessung des umstrittenen Asyllagers Woomera gefordert. Eine sofortige Schliessung Woomeras sei unwahrscheinlich, sagte Einwanderungsminister Philip Ruddock. Denkbar sei jedoch eine Reduzierung der Zahl der Flüchtlinge.

Die Proteste haben sich auf vier der sechs australischen Flüchtlingslager ausgeweitet. Insgesamt waren den Anwälten der Flüchtlinge zufolge 370 der 900 Insassen in Woomera im Hungerstreik. Die Regierung sprach dagegen von 259.
Mit ihrem Hungerstreik protestieren die Flüchtlinge gegen die schleppende Bearbeitung ihrer Asylanträge und die schlechten Bedingungen in den Lagern in der australischen Wüste, wo viele bereits seit zwei Jahren ausharren.

An dem unnachgiebigen Regierungskurs hatte sich in den vergangenen Tagen die Kritik von Opposition, Hilfsorganisationen, Medien und Kirche entzündet. Die meisten der Hungerstreikenden sind afghanische Flüchtlinge. Für sie gibt es nach dem Sturz des Taliban-Regimes kaum Aussicht auf Anerkennung."

Die Proteste in Australien weiten sich fedenfalls aus. Es gab Demonstrationen in mehreren Städten, das Einwanderungsministerium in Melbourne wurde kurzzeitig besetzt un für Februar sind größere Aktionen geplant. Die Solidaritäts-Proteste werden genauso wie die Proteste innerhalb der australischen Internierungslager stärker.

So sind zum Beispiel in Maribyrnong, dem Internierungslager in Melbourne, mehr als 30 InsassInnen aus Solidatriät mit den AsylwerberInnen in Wommera in Hungerstreik getreten.

Bereits am 24. Jänner bestätigte Einwanderungsminister Philip Ruddock, dass sich zwei Erwachsene und ein/e Jugendliche/r in einem Internierungslager erhängten. Insgesamt hatten 15 - 20 Personen versucht, sich zu erhängen, . Im vergangenen Jahr gab es mehrere Selbstmorde von Flüchtlingen in australischen Gefängnissen und Internierungslagern.

Für den 12. Februar riefen die Rural Australians for Refugees (RAR) zu einer Aktion vor dem Parlament in Canauf. Am 12. Februar ist die erste Sitzung des Parlaments in diesem Jahr.
Bei den Protesten werden von der Regierung ein Abschiebestopp, die Aufnahme von Flüchtlingen und ein Ende der Unterbringung in Internierungslagern gefordert. Zahlreiche Flüchtlingssoli-Gruppen und AntirassistInnen haben ihre Beteiliegung angekündigt.



Hungerstreik von AsylwerberInnen im australischen Internierungslager Woomera

29.01.2002

Derzeit befinden sich zahlreiche AsylwerberInnen im australischen Internierungslager Woomera in Hungerstreik. Sie wollen dadurch auf ihre Situation aufmerkasm machen. Neben einer Demonstration zur Unterstützung der Forderungen der Flüchtlinge wird vom 27. März bis 2. April 2002 ein Grenzcamp in Woomera stattfinden.

Die australische Regierung betreibt auf einem ehemaligen Militärgelände in Woomera in der Wüste von Südaustralien ein Flüchtlingslager, sechs Stunden Autofahrt nördlich der südaustralischen Hauptstadt Adelaide. Es gilt als ökologisch wie ökonomisch totes Land und blickt auf eine Geschichte der Vertreibung von Indigenas zurück. Ab 1947 stand Woomera dem Militär des UK als Areal zum Testen von Raketen und atomaren Sprengkörpern zur Verfügung. Zwischen 1960 und 1972 nutzte es die NASA zur Entwicklung von Spionage-Utilities. Im kompletten Stadtgebiet von Woomera war bis 1982 der Zutritt verboten. Obwohl die Stadt selbst nicht mehr als "Prohibited Area" klassifiziert wird, ist sie noch immer unter militärischer Kontrolle durch das Kriegsministerium.

Derzeit leben in Woomera 835 Männer, Frauen und Kinder hinter Nato-Stacheldraht. Immigrationsminister Philip Ruddock betont laufend, sie seinen "illegale Immigranten", die mit Hilfe von Schmugglern ohne die notwendigen Papiere auf Booten ins Land gekommen seinen.

Seit einer Woche verstärken die Flüchtlinge in Woomera, einem von sechs australischen Internierungslagern für AsylwerberInnen, ihren Widerstand gegen die Flüchtlingpolitik der Regierung Howard. Hunderte Menschen sind im Hungerstreik, einige Internierte haben versucht, sich mit Tabletten, Shampoo und Reinigungsmitteln zu vergiften.

Die vor allem aus Afghanistan, Iran und dem Irak stammenden Flüchtlinge wollen die sofortige Bearbeitung ihrer Asylanträge. Mehrere warten schon seit Jahren auf einen Entscheid der Behörden. Doch diese lassen sich Zeit.

Flüchtlingshilfsorganisationen werfen ihnen vor, Entscheide zu verzögern, um die Insassen zu zermürben und so potentielle NachahmerInnen abzuschrecken.

Das System der Zwangsinternierung für "illegale Immigranten" wurde nicht von der seit 1996 regierenden konservativen Koalition von Premierminister John Howard eingeführt, sondern Anfang der Neunzigerjahre von der sozialdemokratischen Labour-Party. Bootsflüchtlinge aus Südostasien waren die ersten InsassInnen der Internierungslager. Damals gab es allerdings wesentlich mehr Freiheiten als für die heutigen Internierten.

Die Howard-Regierung verschäfte die Bedingungen in den Lagern drastisch. Unterhalten werden die Anlagen von einer privaten US-Gefängnisfirma. Die australische Regierung beauftragte das Unternehmen ACM - Australasian Correctionals Management - mit der Leitung der Internierungslager. ACM ist Teil der Wackenhut-Gruppe, einer der größten amerikanischen "Sicherheits"-Firmen. Fast alle Lager liegen abseits von größeren Städten. Kontakt zur Außenwelt ist schwierig.

Wenn Medien Zugang zur den Lagern erhalten, was nur selten vorkommt, dann unter schärfster Aufsicht. So wenig Informationen wie möglich sollen an die Öffentlichkeit gelangen. Flüchtlinge beschweren sich regelmäßig über einen Mangel an Einrichtungen. Es gibt nichts zu tun, manche werden über Jahre festgehalten. Selbstmordversuche kommen oft vor.

Die Situation in Woomera hat vor allem den Ruf nach der Freilassung von Kindern lauter werden lassen. Ihre Festhaltung widerspricht den von der australischen Regierung unterzeichneten UN-Konventionen zum Schutz des Kindes. Ende vorigen Jahrs lebten 582 Kinder in australischen Internierungslagern, darunter 53 ohne jeden Schutz von Eltern oder Bekannten.

In der australischen Öffentlichkeit gibt es noch wenig Widerspruch gegen die Flüchtlingspolitik. Vorigen Mittwoch trat der Vorsitzende der Kommission für Multikulturalität "aus Abscheu" über das Verhalten Ruddocks von seinem Amt zurück. Man solle ihn wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" anklagen, lautet die Forderung eines anderen Kritikers.

Solidaritätsaktionen in Australien

Am Samstag, 2. Februar 2002 findet in Sydney eine Demonstration zur Unterstützung der hungerstreikenden AsylwerberInnen in Woomera und anderen Internierungslagern statt. Vom 27. März bis 2. April finden in Woomera im Rahmen der "auto-nomadic caravan and festival of freedoms" autonome Aktionen, Sreenings, Media-Streams, Workshops, Diskussionen usw. statt. Thematisiert werden neben dem Internierungslager auch die ökonomische und ökologische Situation in Woomera sowie die Vertreibung von Indigenas.

 


antirassistische Links nach Australien:

xborder
no one is illegal
www.rac-vic.org
www.boat-people.org

direct actions, festival of freedoms, auto-nomadic caravan: WOOMERA 2002, March 27 to April 2


indymedia:
sydney
melbourne
adelaide





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sydney indymedia:
- Rally in Sydney against detention, Jan 31
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- Feb 12 Refugee Rights Convergence; A letter from Rural Australians for Refugees
- Rally in Support of the Refugees, Sat 2nd Feb

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Amnesty International Report:
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Cross the borders
A song about the refugee situation in and around Australia.
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www.globaltoxin.org
   
 

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