Das
World Economic Forum (WEF)
22.01.2001
Jedes Jahr Anfang Juni 2001 findet in Salzburg das WEF Eastern European Summit statt. Gerade in Bezug auf die EU Osterweiterung und der zugehörigen Vorbereitungsphase (Privatisierungen, Fortschreiten des Neoliberalismus) spielt dieses eine wichtige Rolle. Wir hoffen, daß die Proteste von Davos als Anstoss für widerständische Aktionen in Salzburg dienen werden. |
Kurzinfos
zu Davos (24.-30.1.01)
Das World Economic Forum (WEF) Das Davoser Forum ...und der dazugehörige Widerstand Themenschwerpunkte Praktisches Kontakt |
WEF-Gegner
rufen über das Web zum Widerstand auf "Davos wird brennen!" http://www.davos.indymedia.org
http://www.attac.org/schweiz/davos2000al.html www.weforum.org
(Homepage des WEF) |
Das World Economic Forum (WEF)
Seit den siebziger
Jahren werden jedes Jahr, jeweils Ende Januar, hunderte von «top business
leadern», sekundiert von VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft, Kultur
und natürlich begleitet von den Medien, vom WEF (Genf) nach Davos gerufen.
Die («Non Profit»-) Organisation WEF wird getragen von den profitabelsten,
wachstunsstärksten prvaten Wirtschaftsunternehmen: Monsanto, McDonalds,
Shell, Novartis, Deutsche Bank, Siemens, VW, Philip Morris, du Pont, CocaCola,
CNN, Deutsche Boerse, Mobil, Nestlé und hunderten anderen, deren Interessen
das WEF ausschließlich verpflichtet ist.
Das WEF hat sich als Organisation etabliert, um für die Weltwirtschaft
und die patriarchale Weltordnung wichtige Fragen und Probleme herauszufiltern
und die richtigen Männer plus einige wenige Frauen zusammenzuführen.
Oberstes Ziel dieses Fonds ist es, eine "globale Gemeinschaft zu bilden,
eine weltweite Vernetzung zwischen den Entscheidungsträgern aus Wirtschaft,
Politik, Wissenschaft und Medien". Deshalb werden neben dem jährlichen
Treffen immer mehr regionale Konferenzen organisiert (z.B. in Lateinamerika,
Indien und Ostasien... und auch Salzburg!), um konkret auf "die Problemstellungen
der Region eingehen zu können - und nebenbei die "internationale Geschäftswelt"
mit den "politischen Führern" einiger Länder in Kontakt
zu bringen.
Viele wichtige Entscheidungen auf internationaler Ebene wurden und werden hier
vorbereitet, oder sogar informell besiegelt. Unter anderem wurden die Weichen
gestellt um das GATT-Abkommen in die WTO zu transformieren.
Die Liste der Großereignisse, die das WEF maßgeblich beeinflußte,
läßt sich beliebig fortsetzen: Der erste Schritt zur Beendigung des
Kalten Kriegs durch Genschers Rede am WEF in Davos: "Let`s give Gorbachev
a chance"; Gespräche in Davos zwischen Nord- und Süd-Korea; 1989
Treffen in Davos zwischen Kohl und Modrow, welches die Vereinigung zwischenWest-
und Ost-Deutschland "merklich beschleunigte", Abkommen betreffend
Jericho zwischen Peres und Arafat?
zurück
Das Davoser
Forum
Das Davoser Forum ist das jährliche Treffen der Organisation, sozusagen
der "Gipfel der Gipfel". Hier treffen sich über tausend UnternehmensführerInnen,
rund 250 StaatsvertreterInnen, etwa 300 WissenschaftlerInnen, hochrangige KulturträgerInnen,
sowie ein Tross von Medienleuten. (Die JournalistInnen werden dabei in drei
Kategorien eingeteilt: die erste sind freischaffende, alternative und kritische
Medien, diese sind am WEF nicht zugelassen, die zweite wird zugelassen, aber
nicht zu allen Veranstaltungen, die dritte sind die "Global Media Leaders"
mit unbeschränkten Zutritt.) Das Davoser Forum definiert die "Lösungen"
zu wirtschaftlichen, politischen und sozialen Problemen - immer mit Blick auf
die Praxis. So brüstet sich das Forum damit, eine Schlüsselrolle bei
der Festsetzung neuer wirtschaftlicher, politischer, kultureller und sozialer
Tendenzen und Stossrichtungen zu spielen und bei der Umsetzung von (neuen) Strategien
der multinationalen Konzerne (und Staaten) "Resultat!
e vorantreiben und ihre Potentiale maximieren zu können".
Zusammenfassend
ist der Zweck des Forums, eine "globale Gemeinschaft, eine weltweite Vernetzung
zwischen den EntscheidungsträgerInnen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft
und Medien zu schaffen", damit diese Elite besser die Verantwortung, "den
Zustand der Welt zu verbessern" übernehmen kann. In der Realität
heisst dies, daß die "global leaders" eine tragende Rolle bei
der Bestimmung der Weltpolitik haben sollen.
zurück
...und der dazugehörige Widerstand
Im Januar 2000 gab es die bisher massivsten Proteste gegen das Gipfeltreffen
in Davos. Obwohl jegliche Demonstrationen und Kundgebungen in der gesamten Stadt
untersagt waren und die Schweizer Regierung sogar Militär nach Davos beorderte,
nahmen rund 1500 Menschen an den Protesten teil. Als mehrere Polizeisperren
durchbrochen wurden, setzte die Exekutive Tränengas und Gummischrot ein.
Direkt gestört konnte dieses exklusive Gipfeltreffen jedoch nicht werden.
Das soll dieses Jahr anders werden.
Definiertes Ziel der diesjährigen Mobilisation ist es neben der Großdemonstration
am 27.1. und dem darauffolgenden RadicalRave eine Totalblockade des WEF-Treffens,
das effektiv vom 25.-30.1. stattfindet, herbeizuführen.
Neben der schweizerischen Gruppen der Anti-WTO-Koordination von denen die eigentliche
Mobilisierung ausgeht, beteiligen sich noch zahlreiche andere Gruppen und Organisationen,
größtenteils aus Italien und der Schweiz, aber auch aus Frankreich,
Deutschland sowie aus zahlreichen anderen Ländern (z.B. Kolumbien) an der
Informationsarbeit zu den Protesten zum Gipfeltreffen. Auch ein Indymedia-Center
soll während der Proteste eingerichtet werden, geplant sind u.a. Live-Berichte,
Radioübertragungen, WebCam und eine extra Indymedia Homepage.
zurück
Themenschwerpunkte
Geplant sind (vorläufig) ein Schwerpunkt gegen den Bau und die Inbetriebnahme
türkischer Hochsicherheitsgefängnisse und ein anderer zum sog. "Plan
Colombia".
In der Türkei
sind die Gefängnisse für europäische Standards ziemlich überaltert,
unter anderem weil ein Großteil der Häftlinge in Groß-Zellen
mit bis zu über hundert Insassen inhaftiert sind. So ist es den Häftlingen
möglich sich teilweise selber zu organisieren und zu verwalten, auch ein
gewisser Schutz vor Übergriffen seitens der WärterInnen wird dadurch
gewährleistet. Die neuen Gefängnisse, nach deutschem Vorbild (Stammheim)
erbaut, sehen Klein-Zellen vor, und auch sog. Isolationszellen. Die Gefangenen
sind in derartig strukturierten Gefängnissen nicht nur der Willkür
des Wachpersonals viel stärker ausgeliefert, sondern die Isolationszellen
sind auch eine grausame Art der Folter.
In der Türkei mobilisiert ein breites Bündnis gegen dieses Vorhaben.
In zahlreichen Gefängnissen, aber auch außerhalb hat ein Todesfasten
gegen dieses Vorhaben begonnen (rund 284 Menschen fasten sich zu Tode, 1249
sind im Soliadritätshungerstreik). Mit zahlreichen Todesopfern wurden am
19. Dezember die Proteste in den Gefängnissen von Spezialeinheiten blutig
niedergeschlagen. Da am WEF in Davos werden auch türkische VertreterInnen
anwesend sein werden, könnte dieses Thema auch nach Davos getragen werden.
Im Plan Colombia
soll unter dem Deckmantel der Aufstands- und Drogenbekämpfung die Linke
Guerilla und insgesamt die ganze progressive soziale Bewegungen in (vor allem
Süd-)Kolumbien zerschlagen werden. KritikerInnen befürchten, daß
dieser von den USA finanzierte Plan, zu einer Zuspitzung der Kämpfe mit
verbundenen Fluchtbewegungen etc. und letzendlich mit dem Ende progressiver
Bewegungen Führen kann. Soziale Komponenten werden bei diesem Plan kaum
berücksichtigt.
Der Columbianische Präsident Pastrana wird vermutlich ebenfalls am WEF-Gipfel
teilnehmen.
zurück
Logistik/Praktisches
Davos ist ein TouristInnenort mit 13 000 EinwohnerInnen. Das Dorf liegt auf
1560m Höhe, daher ist Ende Januar mit viel Schnee und Temperaturen bis
-20° zu rechnen. Es gibt nur zwei Zufahrtsstrassen und eine Bahnlinie. Der
Ort ist also gut überwachbar, aber es sind auch jedes Jahr Hunderte von
SkitouristInnen nach Davos unterwegs. Die Gemeindebehörden und die WEF-Führung
betonen immer wieder, daß sie während dem WEF-Kongress Davos nicht
zur Festung ausbauen wollen und die Bewegungsfreiheit der TouristInnen nicht
einschränken wollen. Faktisch ist jedoch jeder Zufahrtsweg kontrolliert
und die Demo wird jeweils von einem massiven Polizeiaufgebot erwartet.
D.h. das beste wäre es als TouristInnen verkleidet nach Davos zu gelangen
und zu verhindern, daß dasselbe den TeilnehmerInnen des WEF gelingt, die
größtenteils mit gemieteten Limousinen oder vom WEF zur Verfügung
gestellten Bussen anreisen werden.
In den Anreisetagen (ab Sontag, 21. Januar) soll es in Lugano, Genf und Zürich
jeweils einen zentralen Ort geben, wo sich die Anreisenden aus den verschiedenen
Ländern (Süd, West und Nord/Ost) treffen und für einige Tage
bleiben können. Außerdem soll es in der Nähe von Davos auf beiden
Seiten des Dorfes jeweils eine Art Anlaufstelle geben, wo sich die AktivistInnen,
die an den Blockaden/Aktionen teilnehmen, informieren und eventuell treffen
und koordinieren können.
Die benötigten Schlafplätze sollen dezentral organisiert werden (zur
Anmeldung an "anti-wto@reitschule.ch" mit Angaben über wieviele
Schlafplätze von wann bis wann), um Verpflegung sich nach Möglichkeit
selbst gekümmert werden.
zurück
Provisorischer Kontakt für Österreich:
gegeniwf@graffiti.net
Allgemeiner
Kontakt:
anti-wto@reitschule.ch
Anti-WTO Koordination, Postfach 7611, 3001 Bern, Schweiz
Mailingliste:
um sich einzutragen, leeres Mail schicken an: antiwefinfo-subscribe@egroups.de
Für
eine Welt ohne Rassismus
|