WER IST WER IM INTERNATIONALEN FINANZGESCHÄFT

Nachkriegsordnung
Als sich im Juli 1944 das Ende des 2. Weltkrieges abzeichnete, trafen sich Abgesandte aus 44 Ländern in Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire, um die Grundstruktur für die finanzielle Nachkriegsordnung festzulegen. Dabei war ein erklärtes Ziel, in Zukunft Finanzkrisen wie die Weltwirtschaftskrise der 20er Jahre zu vermeiden, die von vielen als der Grund für den Ausbruch des Krieges gesehen wurde. Das Ergebnis der Konferenz waren die beiden Bretton Woods Institutionen: der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank.

Internationaler Währungsfonds
Der IWF mit Sitz in Washington begann seine Arbeit im März 1947. Seine ursprüngliche Mitgliederzahl von 29 Nationen ist bis heute auf 182 angestiegen. Als Hauptaufgabe wurde die Aufrechterhaltung eines geordneten Zahlungssystems zwischen den Nationen definiert. Die Länder, die die IWF-Charta unterschreiben, verzichten auf einen Teil ihrer nationalen Souveränität. Die wichtigsten Empfehlungen des IWF beinhalten eine Förderung der internationalen Zusammenarbeit auf dem Geld- und Devisenmarkt, stabile Wechselkurse, die Ausweitung des internationalen Handels und die Errichtung eines multilateralen Zahlungsverkehrs. Zu diesem Zweck bestehen Einzahlungsverpflichtungen der Mitgliedsländer an den IWF. Diese Gelder können an andere Mitglieder verliehen werden, wenn diese in temporären Zahlungsschwierigkeiten stecken.

Weltbank
Auch die 1946 gegründete Weltbank hat ihren Sitz in Washington. Ihr Hauptzweck war die Finanzierung wirtschaftlicher Entwicklung, zunächst in den vom Krieg zerstörten europäischen Ländern und später in den sogenannten Entwicklungsländern. Seitdem hat sich die Weltbank in vier relativ autonome Einrichtungen geteilt, die zusammen die Weltbankgruppe bilden. Ihr wichtigster Teil ist die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBWE), deren Einlagen sich aus Mitgliedsbeiträgen speisen wie auch aus Geldern, die auf den internationalen Finanzmärkten gegen die Ausgabe von Weltbankpapieren aufgenommen werden. Die IBWE leiht den Mitgliedsländern Geld zu Zinssätzen unterhalb derer, die Banken auf dem freien Markt verlangen. Damit sollen Infrastrukturprojekte finanziert werden. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung der Regierungen bei der Erfüllung der Auflagen der Strukturanpassungsprogramme. Ein weiterer Zweig der Weltbankgruppe ist die International Development Agency (IDA), die weiche, also zinslose Kredite an die ärmsten Länder vergibt. Die Kredite der IDA und der IBWE sind normalerweise an eine Reihe von Strukturanpassungen gekoppelt. die anderen Zweige der Weltbankgruppe sind die International Finance Corporation, die versucht, private Anleger für Weltbankprojekte zu gewinnen und die Multilateral Insurance Guarantee Agency (MIGA), die Privatanlegern, die in den Weltbankmitgliedsländern aktiv werden, Risikoversicherungen zu nicht kommerziellen Bedingungen verschafft.

Strukturanpassungsprogramme
Mit Stabilisierungs- und Strukturanpassungsprogrammen sind in der Regel wirtschaftspolitische Verhaltensvorschriften gemeint, welche der IWF und die Weltbank den Ländern auferlegen, denen sie Kredite gewähren. Sie basieren im wesentlichen auf liberalen ökonomischen Theorien. Die Stabilisierungsprogramme zielen darauf ab, dass makroökonomische Kriterien etwa bezüglich der Inflationsrate, der Schuldenlast des Staates usw. eingehalten werden. Um diese Vorgaben zu erfüllen, müssen die betroffenen Länder zudem Strukturanpassungsprogramme durchführen. Hinter diesen stehen zwei Hauptziele: Da für den Schuldendienst (Zinsen und Rückzahlungen) Devisen notwendig sind, muss die Exportfähigkeit der Länder gefördert werden (etwa durch Deregulierung, Privatisierung und Abbau von Zöllen). Zum anderen bedeuten sie meist auch Abbau des Staates, das heisst etwa Budgetkürzungen im Bildungs- und Gesundheitsbereich oder bei Subventionen von Grundnahrungsmitteln.

Schuldeninitiative
Von verschiedenen Seiten aus wird heftige Kritik sowohl am IWF als auch der Weltbank geübt, weil sie weiterhin auf drakonischen Strukturanpassungsprogrammen bestehen, obwohl die negativen Effekte dieser Programme auf die Geld leihenden Gesellschaften bekannt sind. Als Reaktion darauf begannen Weltbank und IWF im September 1996 gemeinsam über eine mögliche Reduzierung oder Annullierung von Teilen der Schulden für die ärmsten Länder nachzudenken. Zusammen entwickelten sie die Schuldeninitiative für hoch verschuldete arme Länder (HIPC). Diese schlägt vor, die Rückzahlung von ausgewählten Ländern für alle Gläubiger zu koordinieren und gegebenenfalls zu streichen. Dabei würde erstmals die Zahlungsfähigkeit und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Schuldnerländer berücksichtigt. Aber um in den Genuss der HIPC-Kredite zu gelangen, müssen die Länder denselben Strukturanpassungsprogrammen folgen, die nach Aussage der Kritiker ihre Schuldenkrise erst zum Ausbruch gebracht haben. Bisher wurden 42 Länder als mögliche Kandidaten für HIPC-Kredite nominiert.

Von der zeitschrift megafon zusammengestellt aus ila 232 und Olympe 9


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