www.no-racism.net veröffentlicht den Text von Ishraga
M. Hamid mit Erlaubnis der Autorin. Danke.
Erloschene Sterne & Nackte Seelen
Für Sheibane W. in seine Ewigkeit
von Ishraga M. Hamid
Wut
Trauer
Und die Flucht, die unsere Träume einhüllt
Die Entmutigung verfolgte uns
Oh, Sohn Afrikas
Als wir unsere Hoffnungen und Erzählungen,
Unsere Geschichte einpackten
Und weit weg gingen
Illusionen in unserem Gemüt
Illusionen, in denen die Seele ertrinkt
Wir wollten uns von einer großen Lüge aufwecken lassen
Die Lüge der Gerechtigkeit
Die Lüge der Menschenrechte
Exil für unsere Träume
Exil für unsere Lieder
Mandela ist 85 Traumjahre geworden
Und unseren "Langen Weg in die Freiheit" gehen wir noch immer
nicht
Im 21. Jahrhundert werden wir in die Finsternis gestossen
Die Inexistenz
Wir sterben mit Sehnsucht nach einer anderen Zeit
In der wir mit Mandela den Geburtstag der Errungenschaft feiern
Eine neue Zeit, die uns nicht verflucht
Weil unsere Haut wie Ebenholz glüht
Weil unsere Haut nach dem Regen des Äquators duften
Eine andere Zeit für uns
Oh, Sohn Afrikas
Schön ist die Nacht
Wunderschön, wenn der Himmel beleuchtet wird von seinem Sternenzelt
Im 21. Jahrhundert
Nennen sie uns Neger und Sklaven
Neger sind wir nicht
Und zu Sklaven wurden wir gemacht
Erniedrigt
Gezwungen, niedrige, schlecht bezahlte
Und unwürdige Arbeiten anzunehmen
Ja, dieses kapitalistische System macht uns zu Sklaven
ABER
Oh, Sohn Afrikas
Wir versprechen dir:
Wir werden uns befreien
Die Solidarität der Menschen dieses Landes
Lindert unsere Qualen, unsere Schmerzen
Sheibane
Du bist nun frei, schläfst in die Ewigkeit
Niemand kann dich mehr mit der Schande des Wortes "Neger" verbrennen
Du wirst nie zurück kehren
Oh, diese Donau ohne Wellen, erschüttert wie wir
Tränen
Wut
Tiefe Wunden
Und nackte Seelen im Orkan
Die Sonne schämt sich, versteckt ihr Gesicht
Es sind unsere Schicksale
Ablehnung verfolgt uns, wohin wir gehen
Wir, die Töchter und Söhne dieser tiefen Wunden
Martin Luther King
Lumumba
Malcolm X
Und hunderte von heldenhaften Frauen
Wir erzählen ihnen
Den Weg in die Freiheit können wir noch immer nicht gehen
Aber er ist offen für die Spitze dieses einen Wortes
Das uns tausend Mal tötet
Oh, sie wissen, dass deine Augen die lange Geschichte von Omofuma erzählen,
die lange Geschichte unserer Qualen
Deine Augen, in denen die Sterne der Liebe und Gerechtigkeit versunken
sind
Deine Augen verschleierten sich bei diesen Berichten über uns:
Dieser Bruder sei ein Drogendealer
Diese Schwester sei unterdrückt
Sie seien rückständig
Und unser Afrika sei eine kleine Stadt
Arm und primitiv
Trotzdem blühte dein Traum bis in die Wüste unseres Alters
Diesen Traum lassen wir nicht sterben
Wie das Weltall oder ein schönes Gedicht
Bleibst du in uns
Die Fata Morgana ist unser Alter
Die Wüste ist unsere Sehnsucht, wie nach Regentropfen
Du kamst wie ein sprießendes Blatt
Mit schönen Erwartungen erfüllt
Blühend wie ein Kinderlied
Benetzt die erblühte Liebe mit Tau
Die Jahre vergingen
Der Traum in dir wurde nicht älter
Bis die Tage deine Träume Und den Tau unserer Hoffnungen
gestohlen hatten
Du bist weit gegangen, sehr weit
Deine Augen sind gebrochen
In diesem Moment der Zeit
Bebte unsere Sehnsucht
Die Sehnsucht nach einem Leben in Würde
Wir verdrängen unsere Seelen
In das Blut geschlachteter Tauben
Gerechtigkeit - geschlachtet
Menschheit - geschlachtet
Traurige Bilder von Schiffen
Gefüllt mit unseren Urvätern und Urmüttern
Die unvergessene Geschichte der "Sklaven"
Als Fremde kamen wir
Als Fremde überleben wir
Und als Fremde bleiben wir
Warum werden die Gedichte in uns getötet
Warum wurden deine 33 Kerzen gelöscht
Oh, Sohn Afrikas,
Die den Weg beleuchten für deine Mutter und für uns
Deine Mutter
Die auf deine Rückkehr gewartet hat
Trotzdem - du bleibst in uns
Heiterkeit und Widerstand
Dann werden wir aus unserer Ohnmacht erweckt
Wir werden die traurigen Blumen gießen
Es kommt eine neue Zeit
Dein Herz pocht voller Liebe
Du siehst uns zufrieden
Vereinte AfrikanerInnen
Gegenseitige Liebe
Gegenseitiger Respekt
Nutzen wir unsere Vilefalt
Unsere kollektiven Identitäten
Und leisten wir Widerstand
Widerstand gegen Rassismen
Widerstand gegen Sexismen
Und gegen Rechtsextremisten
Oh, Sohn Afrikas
Das Weltall hat auf dich gewartet
Nimmt dich nun in seinen Schoss und wiegt dich
Beschützt dich vor der traurigen Jahren
Oh, Scheibne
Hörst du uns?
Schick ein Licht in unsere Finsternis!
Wir warten auf die Töne deiner Schritte
Wir warten auf deine Wolke, die unsere Schmerzen abwäscht
Mit nackten Seelen warten wir auf dich
Dort, wo deine Seele Omofuma umarmt
Dort leisten wir Widerstand
Entweder leben wir in Würde
Oder sterben wir mit Stolz
Wien, 2003-07-19