Afrikaner werden in Österreich
vermessen
"Falter": Zur Altersbestimmung bei Verdächtigen der "Operation
Spring" - Grüne fordern Beurlaubung der verantwortlichen Beamten
Wien - Im Auftrag der Justiz werden nach einem Bericht der Wiener Wochenzeitung "Falter" Geschlechtsteile und Knochen von Afrikanern vermessen. Laut einem am Mittwoch erschienenen Bericht untersucht der Gutachter Johann Szilvassy Verdächtige, die im Zuge der "Operation Spring" verhaftet worden waren, auf ihr Alter. Demnach wurden zur Analyse der Reifezeichen u.a. Penis, Hoden und Körperbehaarung vermessen und mit jenen einer "erwachsenen Person der österreichischen Bevölkerung" verglichen.
Der Hintergrund der Untersuchung: Das Alter der des Drogenhandels Verdächtigen ist unbekannt. Ob sie nach dem Jugendlichen- oder nach dem Erwachsenenstrafrecht vor Gericht stehen sollen, beurteilt laut "Falter" Szilvassy. Die Gutachten werden dem Bericht zufolge von Kollegen wie dem Kinderneuropsychiater Ernst Berger und seinem Kollegen Max Friedrich als "unhaltbar" bzw. als für die Justiz "wegen ihrer Schwankungsbreiten" wertlos beurteilt.
Autor der "Aula"
Szilvassy selbst, Professor für Anthropologie, ist laut "Falter" Träger des
goldenen Ehrenzeichens der Republik und Autor der vom Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstands als rechtsextrem eingestuften "Aula". Bekannt
geworden sei er vor allem als Gestalter des so genannten Rassensaals im Naturhistorischen
Museum, der vor vier Jahren geschlossen wurde.
Laut "Falter" stellte sich am 12. Jänner eine Jugendrichterin hinter ein Gutachten Szilvassys, das einen Afrikaner für erwachsen erklärte, und wies eine Beschwerde von Rechtsanwalt Richard Soyer ab. Dieser fordert nun, dass Staatsanwaltschaften die Verfahren neu aufrollen, in denen Afrikaner durch solche Gutachten für erwachsen erklärt wurden.
Der Präsident des Wiener Jugendgerichts, Udo Jesionek, verwies auf die von ihm initiierte Consensus-Konferenz. Neutrale Fachleute hätten bei der zweitägigen Veranstaltung Anfang März glaubhaft dargestellt, dass es keine verifizierbare Möglichkeit gibt, die Altersklasse (19 Jahre, Anm.) festzustellen. Die Richter hätten danach einstimmig beschlossen, keine derartigen Gutachten zu beantragen.
Grüne fordern Beurlaubung der verantwortlichen Beamten
"Die Vermessung von Schädeln durch den Rassensaal-Errichter Szilvassy, wie das etwa
im Zuge der Operation Spring geschehen ist und von der heute 'Der Falter' berichtet, muss
sofort abgestellt werden und die davon betroffenen Verfahren müssen umgehend neu
aufgerollt werden", fordert heute die Grün-Politikerin Madeleine Petrovic in einer
Aussendung.
"Wenn im Jahr 2000 die Justizbehörden noch Methoden gebrauchen, die von den Nazis angewandt wurden und die einen Beitrag zur Vernichtung von Millionen von Juden geleistet haben, dann ist das ein unerhörter Justizskandal", zeigt sich die stellvertretende Klubobfrau fassungslos.
Die Grünen fordern nun eine sofortige umfassende Untersuchung, in der geklärt werden muss, wer diese Schädelvermessungen in Auftrag gegeben hat, wer davon gewusst hat und wer das hat geschehen lassen und wie oft sie vorgenommen wurden. "Alle Personen, die davon gewusst haben, sind bis zur vollständigen Klärung des Sachverhaltes umgehend zu beurlauben, da es völlig unerträglich ist, wenn diese Leute weiter ihren Dienst versehen würden", fordert Petrovic. (APA)
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