Polizeiübergriff
auf Flughafensozialdienst - 8. März 2000 |
- Inhalt:
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Mittlerweile (stand vom
6.4.2000) sind alle Verhafteten wieder freigelassen worden!!!
Die beiden letzten der nach dem
Polizeieinsatz noch in Schubhaft gewesenen Personen wurden heute - wegen
"Haftunfähigkeit" als Folge eines Hungerstreiks - freigelassen.
- Die
letzten zwei Gefangenen sind frei
- [zurück]
Nachdem es mir schon am 24.3. gelungen war, die
Fremdenpolizei zu veranlassen, 2 der 4 am 8.3. beim Poilzeieinsatz in der Eggerthgasse im
Büro von AusländerInnen-Beratung + Flughafen-Sozialdienst Festgenommenen zu entlassen,
habe ich nun eine weitere gute Nachricht.
Wie mir unser Mitarbeiter in der Eggerthgasse, Naeem Khan,
gerade berichtet hat, wurden die letzen 2 in Schubhaft verbliebenen heute aufgrund ihres
Hungerstreiks als haftunfähig entlassen.
Bei allen 4 Festgenommenen handelte es sich um Asylwerber aus
Indien (Punjab, die angaben, verfolgt zu sein, weil sie sich für die Umwandlung des
indischen Staates Punjab in ein eigenes Land Khalistan aktiv eingesetzt hätten und
Befreiungsorganisationen unterstützt hätten.
2 von ihnen hatten erst ihren Asylantrag gestellt und
warteten auf einen Interviewtermin beim Bundesasylamt, 1 hatte schon den ersten
ablehnenden Bescheid (da angeblich "offensichtlich unbegründet" weil in Indien
angeblich alles in Ordnung wäre bzw. weil man als Sikh ja eine interne Fluchtalternative
in anderen Teilen Indiens hätte) erhalten und der 4. hatte zwar seinen Asylantrag
gestellt und wartete auf einen Interviewtermin beim Bundesasylamt, doch dieses behauptete,
den (postalisch gestellten) Antrag nie erhalten zu haben.
Alle 4 waren zwar polizeilich gemeldet, gaben aber bei der
Einvernahme durch die Fremdenpolizei angeblich an, sie würden an dieser Adresse nicht
(oder nicht immer) wohnen und daher waren sie aus der Sicht des FrB nur scheingemeldet.
Mit alternativen Grüßen
Catharina Turnwald
AusländerInnen-Beratung Lindengasse
der GRÜNEN Alternative Wien
TelNr: 521-25/247
FaxNr: 526-91-19
SOS-Mitmensch-Burgenland-Handy: 0663/82-83-40
Antworten bitte ausnahmslos an
"catharina.turnwald@blackbox.at"
GEMMI - Gesellschaft für die Rechte von Marginalisierten und
MigrantInnen
[zurück]
Wir sind wütend und empört über die Erstürmung einer MigrantInnen-Beratungsstelle in
der Eggerthgasse durch die Polizei.
Ein "Schwarzafrikaner" würde mit einer Waffe hantieren, ließ ein anonymer (?)
Anrufer wissen.
Dies diente der Polizei als Anlaß die Anwesenden zu kontrollieren und 8 von
ihnen mitzunehmen. 2 wurden in Schubhaft überstellt, weil sie illegalisiert sind - und
wohl deshalb jene Beratungsstelle
aufgesucht haben.
Der Schluß liegt nahe, es handle sich hierbei um eine Racheaktion der Polizei - hatten ja
die Grünen, denen dieses Lokal gehört,
einige Tage davor die Polizei wegen ihrer Übergriffe und mehr als fragwürdigen
Verhaftungen während und nach der
Anti-Opernballdemonstration angegriffen.
Es ist erschreckend, daß nun nicht einmal mehr Beratungsstellen und die in ihnen um Rat
und Hilfe suchenden Menschen vor
Polizeiüberfällen sicher sind. Das dies längst kein Einzelfall ist, zeigte auch der
Überfall auf das Flüchtlingsheim in der Zohmanngasse.
Schikanierung und Kriminalisierung antirassistischer Solidaritätsarbeit und
Flüchtlingsunterstützung in Österreich scheint System zu haben.
Die GEMMI - Gesellschaft für die Rechte von Marginalisierten und MigrantInnen - versucht
nun schon seit der ominösen
"Operation Spring" kriminalisierte und inhaftierte AfrikanerInnen zu
unterstützen und auf ihre Situation öffentlich aufmerksam zu machen.
Die RichterInnen reagierten prompt mit Besuchsverboten, was die Solidaritätsarbeit
erheblich schwieriger macht,
und v.a. den für die Gefangenen psychisch extrem wichtigen persönlichen Kontakt nach
außen verhindert.
Wir rufen alle Menschen die dem Rassismus entgegentreten wollen dazu auf, sich mit
antirassistischen Projekten
zu solidarisieren, die vom Staat angegriffen werden - und ihren Unmut darüber zu
äußern.
(Postanschrift der GEMMI: Amerlinghaus; Stiftgasse, 1070
Wien)
- Polizei stürmt
Beratungsstelle für AusländerInnen
- [zurück]
(zum Überfall auf den Flughafen-Sozialdienst am 8.3.2000)
Am Mittwoch, 8. März um ca. 18.15 Uhr wurde die
AusländerInnenberatungsstelle des Flughafen-Sozialdienstes (FSD) in der Eggerthgasse 3 im
6. Wiener Gemeindebezirk von einem Dutzend Polizisten gestürmt. Unter dem fadenscheinigen
Vorwand, jemand hätte eine Anzeige gemacht, weil sich in den Räumlichkeiten des FSD ein
"Schwarzer" mit einer Waffe aufhalte, fing die Polizei an, die anwesenden
KlientInnen zu kontrollieren. Zum Zeitpunkt des Eintreffens der Beamten befanden sich drei
ausländische KlientInnen und ein Mitarbeiter des Flughafen-Sozialdienstes in den
Beratungs- und Büroräumlichkeiten. Keiner davon "schwarz". Auf den Hinweis des
Mitarbeites, daß sich offensichtlich kein "Schwarzer" in den Räumlichkeiten
aufhalte, antworteten die Polizisten einfach: "Egal, wir müssen trotzdem
kontrollieren".
-
- Kontolliert wurde dann auch nicht auf einen möglichen
Waffenbesitz bezogen, sondern es wurden ausschließlich die Dokumente der anwesenden
Personen verlangt. Insgesamt wurden acht Personen verhaftet, davon fünf, die erst im
Laufe der "Amts"handlung in den FSD-Räumlichkeiten eintrafen. Zwei wurden bald
wieder freigelassen, sechs in Schubhaft genommen. Den Festgenommenen soll jede Chance
geraubt werden, in Österreich einen legalen Aufenthaltsstatus zu erreichen.
-
- Mit dieser Vorgangsweise soll eine der wichtigsten
Beratungsstellen für AusländerInnen in Wien kriminalisiert werden. Die Polizei benutzt
eine anonyme Anzeige um zu zeigen, daß sie jederzeit und aus welchem Vorwand auch immer
kommen und Menschen ohne österreichischem Reisepaß einfach "aus dem Verkehr
ziehen" kann.
-
- Der Flughafensozialdienst ist ein seit 10 Jahren bestehender
Verein, der sich nie mit der ausländerInnenfeindlichen politischen Realität in
Österreich abgefunden hat und versucht, die rassistische österreichische Normalität
anzugreifen. Er bietet rechtliche Beratung bei Asylverfahren, fremdenpolizeilichen
Verfahren, Schubhaftbetreuung, Behördenkontakten, Hilfestellung bzw. Weitervermittlung
bei Niederlassungsverfahren an. Weiters Unterstützung durch Unterbringung in einem
Notquartier und kostenlose Deutschkurse. Nicht erst seit der schwarzblauen Regierung hat
der Flughafensozialdienst eine sehr wichtige Funktion. Die Verschärfung der Asyl- und
AusländerInnengesetzgebung hat schon vor Jahren unter einer
"sozialdemokratisch"-konservativen Regierung begonnen.
-
- Das schwarzblaue Regime spielt mit seinen gewalttätigen
Muskeln. Zuerst am 4.2. ein paar Leuten eine über den Schädel, dann am 19.2. die
Herbeiredung der "gewaltbereiten Horden" aus dem Ausland und so nebenbei ein
paar Mißhandlungen von DemonstrationsteilnehmerInnen, dann am 2.3. neue Vorwände um
Leute zu verhaften: "Rädelsführerschaft", "Landfriedensbruch",
"Widerstand gegen die Staatsgewalt".
-
- Dem stellen wir eines entgegen: Wir lassen uns nicht spalten.
Egal welche Märchen Politik, Polizei und Medien verbreiten. Seien es die Märchen von den
"gewalttätigen Berufsdemonstranten" aus dem Ausland oder aus dem 10. Bezirk,
seien es die Märchen von "bewaffneten Schwarzen" oder sonst etwas.
-
- Wir fordern die Freilassung aller Schubhäftlinge und die
Abschaffung der Schubhaft. Alle Menschen, die sich hier aufhalten sollen gleiche
politische und soziale Rechte haben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion,
sozialem Status und Geschlecht. Differenzierende Instrumente wie Schubhaft und
Abschiebung, rassistische Gesetze und Praxen, können nicht verbessert sondern nur
verhindert und abgeschafft werden. Sie sorgen dafür, daß Menschen rassistisch
ausgegrenzt werden und andere davon profitieren. Rassismus liegt ihnen existentiell zu
Grunde. Abschiebungen unmöglich zu machen und MigrantInnen aktiv zu unterstützen, ist
Teil des Kampfes gegen institutionalisierten Rassismus und Teil praktischer Solidarität
mit verfolgten Menschen.
-
- Wir fordern die Freilassung von Eva, Hermann und Werner, die
nach der Demonstration gegen den Opernball am 2. März zum Teil mißhandelt und von
vemummten Polizisten verhaftet wurden. Dem Motto der Wiener Polizei: "Von Diktaturen
lernen heißt Siegen lernen - rausholen aus dem Taxi mit gezogener Pistole" können
wir nur unseren fundamentalen Widerstand entgegenstellen.
-
- Ernst-Kirchweger-Haus Rosa Antifa Wien
Infoladen 10
(Impr.: Frau Novak, Ballhausplatz 1, 1010 Wien)
- Die "blau-schwarze" Regierung startet ihre Angriffe auf
Grüne und Beratungsstellen.
[zurück]
Unter dem höchst zweifelhaft scheinenden Vorwand (aufgrund eines ANONYMEN Anrufes bei der
Polizei) "ein Schwarzer fuchtle mit einer Pistole herum", verschaffte sich die
Polizei am 8.3. gegen 18.15 Uhr zutritt zum Parteilokal der Grünen der Bezirksgruppen
4/5/6. Dies gerade in den Stunden als die AusländerInnenberatung der Grünen
(Flughafensozialdienst) mit ihrer ureigensten Aufgabe beschäftigt war illegalisiert in
Österreich lebende Menschen zu beraten, um Ihnen zu einem legalen Aufenthaltsstatus in
Österreich zu verhelfen.
- Fast natürlich könnte man sagen, war zu diesem Zeitpunkt
weder ein "Schwarzer" anwesend noch wurden irgendwelche Waffen sichergestellt.
Dafür wurden acht "Nicht-Österreicher" festgenommen (zwei Personen wurden
mittlerweile entlassen, sechs wurden wegen Verstosses gegen das Aufenthaltsrecht in
Schubhaft überstellt).
- Die Wiener Grünen sehen dies als einen unglaublichen Angriff
sowohl auf ihre politische Arbeit als auch generell auf Beratungsstellen. Der
Polizeieinsatz bietet einen Vorgeschmack, was auf regierungskritische Menschen und
unabhängige Beratungsstellen noch zukommen wird. Denn "anonyme Hinweise" kann
sich die Polizei jederzeit selbst verschaffen. Falls diese Entwicklung nicht sofort
gestoppt wird, werden in Hinkunft nicht nur AusländerInnenberatungsstellen (kirchliche,
Intergationshaus, Grüne, ...)permanent damit rechnen müssen von der Polizei aufgesucht
zu werden, sondern auch Bewährungshilfe, Drogenberatungsstellen, etc... ("wenn mal
schon mal da ist, können wir ja alle Anwesenden überprüfen")
-
- Dieser Polizeieinsatz war ein Tabubruch, der gezeigt hat, wie
notwendig es ist für die Arbeit von Beratungsstellen und ihren KlientInnen ein höheres
Maß an Rechtssicherheit zu schaffen. Darüber hinaus empfinden es die Wiener Grünen
prinzipiell als einen Affront, wenn die Polizei ein Grünes Bezirksgruppenlokal betritt -
augenscheinlich sofort erkennt, dass an dem "anonymen Anruf" nichts dran ist und
dennoch beginnt die Anwesenden zu perlustrieren. Es geht eine blau-schwarze Regierung,
einen Innenminister, einen Polizeipräsidenten etc. nichts an, wer bei den Grünen
mitarbeitet, wer sich bei Ihnen aufhält bzw. wer sich von Ihnen beraten läßt.
- In diesem Sinne werden die Grünen sämtliche politischen
Mittel und Möglichkeiten einsetzen um Aufklärung über diesen höchst fragwürdigen
Vorfall zu erreichen.
-
- DI Martin Margulies (Landesgeschäftsführer)
Karl Öllinger (Abg. z. NR)
- Österreich: Repression verschärft sich von Tag zu Tag
- [zurück]
Wie wir aus einem Polizei-Blatt "Der
Kriminalbeamte" entnehmen konnten, gibt es seit dem 1. Februar 2000
(Probebetrieb 6 Monate) eine neue "Sondereinheitsgruppe Kriminaldienst
-SEK" , zu der sich "bis jetzt 55 ausgebildete Kriminalbeamte sich
Tag und Nacht zur Verfügung stellen, für den Dienst breit zu sein". Weiters
entnehmen wir dem Bericht, daß diese SEK aus freiwilligen und unbezahlten (!)
Kriminalbeamten besteht, und auf bis zu 100 Mitgliedern aufgebaut werden soll.
Die bis jetzt 55 SEKler legten freiwillig "Speziallehrgänge (Observation,
Selbstverteidigung, Einsatz- und Zugriffstechnik, Lagebeurteilung und
gesetzliche Grundlagen für SEK-Einsätze)" ab und verstehen sich als
"Einheit, die kommt, wenn Not am Mann ist und spezielle Kenntnisse nötig
sind." Weiters, wir zitieren wieder, "unterstützt die SEK beim
Observieren und Zugreifen", denn "unser Gegenüber wird immer
professioneller und gefährlicher. Da müssen wir mitziehen." Als
Sonderausrüstung benützen die SEK-Beamten die "Kripo-Garnitur" und
Schutzwesten. Es stehen ihnen 4 Pkws zur Verfügung.
Roland Frühwirth, Verantwortlicher für das Konzept der SEK
sagt dazu: "Die Freiwilligkeit ist ein Grundpfeiler der SEK-Philosophie.
Wir wollen eine Sondereinsatzgruppe bieten, die mit 110 Prozent bei der Sache
ist." Im Zuge der Opernballdemo kam es zu mehreren Übergriffen. 3
DemonstrantInnen befinden sich in U-Haft. Es kam zu mehreren gewalttätigen
Polizeiübergriffen während Ausweiskontrollen und Perlustrierungen. Um ca. 23:00 sahen
Zeugen, wie ein Mädchen abseits der Demo von Zivilpolizisten mit dem Kopf gegen die Wand
geschlagen wurde, dann versuchten sie, das Mädchen in ein Taxi zu zerren. Nur die
Gegenwart der Zeugen konnte sie wohl davon abhalten. Um ca. 0.30 kam es zu einem
Polizeieinsatz in der Schwarzenbergstraße. An diesem Einsatz waren vermummte Beamte
beteiligt. Ein Kamerateam der Parlamentsclubs der Grünen filmten dabei zufällig, als
vier Personen mit vorgehaltener Waffe (Pistole) aus einem Taxi gezerrt wurden, zwei von
ihnen wurden festgenommen. Der Rechtshilfe war es nur unter großen Schwierigkeiten
möglich, den Aufenthaltsort der Festgenommenen in Erfahrung zu bringen, alle weiteren
Auskünfte werden von der Polizei (und dem Landesgericht) nach wie vor verweigert, und
zwar nicht nur der Rechtshilfe, sondern auch dem Anwalt der Festgenommenen, der ab dem
3.3. morgens intervenierte. Die drei befinden sich derzeit im landesgerichtlichen
Gefangenenhaus, vorgeworfen wird ihnen (angeblich) "Widerstand gegen die
Staatsgewalt", "Sachbeschädigung", "Landfriedensbruch" etc.
Diese Festnahmen sind nicht die ersten seit Beginn der Proteste gegen die schwarz-blaue
Regierung. Am 19.2. wurden vier Personen festgenommen und polizeilich mißhandelt. Mehr
als 150 Personen wurden perlustriert.
SEK?
Gestern, Mittwoch der 8.3.2000, wurde das im Bezirksbüro (für den 4.,5. und 6. Bezirk)
der Wiener Grünen von 10 bis12 Polizisten mit dem Vorwand gestürmt, sie hätten den
"anonymen Hinweis" erhalten, "ein Schwarzer hantiere mit einer
Pistole". Diesen Vorwand benützte die Polizei, um daraufhin zahlreiche
"Nicht-ÖsterreicherInnen" zu perlustrieren. Diese befanden sich zu diesem
Zeitpunkt im Büro der Wiener Grünen, welches auch von der Beratungsstelle des
Flughafensozialdienstes genützt wird. 8 Menschen wurden verhaftet, 2 davon befinden sich
mittlerweile wieder in Freiheit. Die anderen 6 sind in Schubhaft. Ihnen droht die
Abschiebung.
Wir fordern die sofortige Freilassung aller Gefangenen!
Wir protestieren aufs Schärfste gegen diese Polizeiübergriffe!
Wir bitten unsere FreundInnen überall auf der Welt, sich gegen solche
Polizeipraktiken mit uns zu solidarisieren!
Wir protestieren gegen die Entführungsversuche der Polizei!
Wir werden die Einrichtung eines Polizeistaates, bzw. die Ausweitung des bereits
bestehenden unter keinen Umständen tolerieren!
Wir fordern WIDERSTAND gegen die österreichische Regierung!
ÖKOLI - Ökologische Linke
Postfach 28
A-1153 Wien
Oekologische.Linke@reflex.at
POLIZEIUEBERFALL AUF FLUGHAFENSOZIALDIENST
[zurück]
mittwoch abend den 8.3.2000 wurde auf eine angebliche anonyme anzeige ("neger
fuchtelt mit pistole herum") die in einem parteilokal der gruenen untergebrachte
beratungsstelle des flughafensozialdienstes von polizeieinheiten gestuermt und die acht
anwesenden, unterstuetzung suchenden auslaenderInnen verhaftet. sechs davon befinden sich
in schubhaft.
der flughafensozialdienst ist ein verein zur unterstuetzung von asylwerberInnen, der
früher - bis er dort rausgeschmissen wurde (wenn ich mich richtig erinnere, bitte um
korrektur, falls ich mich irre) - direkt am flughafen wien/schwechat von abschiebung
bedrohte fluechtlinge betreute und sich nach wie vor vor allem um von schubhaft bedrohte,
abgelehnte asylwerberInnen kuemmert.
dieser ueberfall stellt in mehrfacher hinsicht eine neue qualitaet an staatlicher
repression dar: erstens wurden bisher fluechtlingsberatungsstellen, bei denen natuerlich
auch bereits abgelehnte - also "illegale" - asylwerberInnen oder
auslaenderInnen, die durch irgendwelche "unguenstigen umstaende" (mensch koennte
auch sagen: durch die rassistische politik) in die "illegalitaet" geraten sind,
hilfe suchten, von derartigen razzien verschont, und zweitens war es das erste mal, dass
ein parteilokal einer parlamentarischen oppositionspartei ohne richterlichen befehl
gestuermt wurde.
und ich denke, dieser und die anderen bisherigen vorfaelle (z.b. verhaftung von politisch
missliebigen personen) sind erst der anfang.
¡venceremos!
******************************************
* wer vom kapitalismus nicht reden will, *
* soll auch vom rassismus schweigen! *
******************************************
- Polizei stürmt Beratungsstelle für AusländerInnen
- [zurück]
(zum Überfall auf den Flughafen-Sozialdienst am 8.3.2000)
Am Mittwoch, 8. März um ca. 18.15 Uhr wurde die
AusländerInnenberatungsstelle des Flughafen-Sozialdienstes (FSD) in der Eggerthgasse 3 im
6. Wiener Gemeindebezirk von einem Dutzend Polizisten gestürmt. Unter dem fadenscheinigen
Vorwand, jemand hätte eine Anzeige gemacht, weil sich in den Räumlichkeiten des FSD ein
"Schwarzer" mit einer Waffe aufhalte, fing die Polizei an, die anwesenden
KlientInnen zu kontrollieren. Zum Zeitpunkt des Eintreffens der Beamten befanden sich drei
ausländische KlientInnen und ein Mitarbeiter des Flughafen-Sozialdienstes in den
Beratungs- und Büroräumlichkeiten. Keiner davon "schwarz". Auf den Hinweis des
Mitarbeites, daß sich offensichtlich kein "Schwarzer" in den Räumlichkeiten
aufhalte, antworteten die Polizisten einfach: "Egal, wir müssen trotzdem
kontrollieren".
-
- Kontolliert wurde dann auch nicht auf einen möglichen
Waffenbesitz bezogen, sondern es wurden ausschließlich die Dokumente der anwesenden
Personen verlangt. Insgesamt wurden acht Personen verhaftet, davon fünf, die erst im
Laufe der "Amts"handlung in den FSD-Räumlichkeiten eintrafen. Zwei wurden bald
wieder freigelassen, sechs in Schubhaft genommen. Den Festgenommenen soll jede Chance
geraubt werden, in Österreich einen legalen Aufenthaltsstatus zu erreichen.
-
- Mit dieser Vorgangsweise soll eine der wichtigsten
Beratungsstellen für AusländerInnen in Wien kriminalisiert werden. Die Polizei benutzt
eine anonyme Anzeige um zu zeigen, daß sie jederzeit und aus welchem Vorwand auch immer
kommen und Menschen ohne österreichischem Reisepaß einfach "aus dem Verkehr
ziehen" kann.
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- Der Flughafensozialdienst ist ein seit 10 Jahren bestehender
Verein, der sich nie mit der ausländerInnenfeindlichen politischen Realität in
Österreich abgefunden hat und versucht, die rassistische österreichische Normalität
anzugreifen. Er bietet rechtliche Beratung bei Asylverfahren, fremdenpolizeilichen
Verfahren, Schubhaftbetreuung, Behördenkontakten, Hilfestellung bzw. Weitervermittlung
bei Niederlassungsverfahren an. Weiters Unterstützung durch Unterbringung in einem
Notquartier und kostenlose Deutschkurse. Nicht erst seit der schwarzblauen Regierung hat
der Flughafensozialdienst eine sehr wichtige Funktion. Die Verschärfung der Asyl- und
AusländerInnengesetzgebung hat schon vor Jahren unter einer
"sozialdemokratisch"-konservativen Regierung begonnen.
-
- Das schwarzblaue Regime spielt mit seinen gewalttätigen
Muskeln. Zuerst am 4.2. ein paar Leuten eine über den Schädel, dann am 19.2. die
Herbeiredung der "gewaltbereiten Horden" aus dem Ausland und so nebenbei ein
paar Mißhandlungen von DemonstrationsteilnehmerInnen, dann am 2.3. neue Vorwände um
Leute zu verhaften: "Rädelsführerschaft", "Landfriedensbruch",
"Widerstand gegen die Staatsgewalt".
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- Dem stellen wir eines entgegen: Wir lassen uns nicht spalten.
Egal welche Märchen Politik, Polizei und Medien verbreiten. Seien es die Märchen von den
"gewalttätigen Berufsdemonstranten" aus dem Ausland oder aus dem 10. Bezirk,
seien es die Märchen von "bewaffneten Schwarzen" oder sonst etwas.
-
- Wir fordern die Freilassung aller Schubhäftlinge und die
Abschaffung der Schubhaft. Alle Menschen, die sich hier aufhalten sollen gleiche
politische und soziale Rechte haben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion,
sozialem Status und Geschlecht. Differenzierende Instrumente wie Schubhaft und
Abschiebung, rassistische Gesetze und Praxen, können nicht verbessert sondern nur
verhindert und abgeschafft werden. Sie sorgen dafür, daß Menschen rassistisch
ausgegrenzt werden und andere davon profitieren. Rassismus liegt ihnen existentiell zu
Grunde. Abschiebungen unmöglich zu machen und MigrantInnen aktiv zu unterstützen, ist
Teil des Kampfes gegen institutionalisierten Rassismus und Teil praktischer Solidarität
mit verfolgten Menschen.
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- Wir fordern die Freilassung von Eva, Hermann und Werner, die
nach der Demonstration gegen den Opernball am 2. März zum Teil mißhandelt und von
vemummten Polizisten verhaftet wurden. Dem Motto der Wiener Polizei: "Von Diktaturen
lernen heißt Siegen lernen - rausholen aus dem Taxi mit gezogener Pistole" können
wir nur unseren fundamentalen Widerstand entgegenstellen.
-
- Ernst-Kirchweger-Haus Rosa Antifa Wien
Infoladen 10
(Impr.: Frau Novak, Ballhausplatz 1, 1010 Wien)
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