Die Diskussionsveranstaltungen: Beispiel Que(e)r-Beisl (19.5. und 23.6.99)

von Tom

Ausgangspunkt für zwei gut besuchte Veranstaltungen im Rahmen des Que(e)r-Beisls im Wiener Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) bildete eine Dokumentation über die im letzten Jahr in Deutschland stattgefundene Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen. Sechs Wochen lang tourten Flüchtlinge und MigrantInnen durch mehr als 40 bundesdeutsche Städte, um in der Vorwahlzeit unter der Parole "Wir haben keine Wahl, aber wir haben eine Stimme" auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ziel war und ist eine Vernetzung von Flüchtlingen, MigrantInnen und mehrheitsdeutschen antirassistischen UnterstützerInnen. Die Kampagne "kein mensch ist illegal" in Österreich stand immer wieder vor dem Problem einer kaum vorhandenen Zusammenarbeit mit den sogenannten Betroffenen. Ein Aspekt dabei ist die StellvertreterInnenpolitik, die die unterschiedlichen Zugänge und Probleme nicht reflektiert. Deshalb wurden die erste der beiden Diskussionsveranstaltung am 19. Mai 1999 gemeinsam mit zwei Organisationen veranstaltet, die im wesentlichen von MigrantInnen getragen wurden. Die Inhalte wurden von den Anwesenden bestimmt. In der sich entwickelnden Diskussion wurde auf die spezielle Situation von Frauen und Schwarzen in Österreich eingegangen. Die Kampagne "kein mensch ist illegal" wurde kritisiert. Da das Programm mit Film und anschließenden Fest sehr voll war, einigten wir uns auf eine Folgeveranstaltung, die von mehreren Personen vorbereitet wurde. Inhalt der zweiten Diskussion am 23. Juni 1999 war antirassistische Politik, die über ihre "StellvertreterInnenposition (..) Minorisierte in eine Opferrolle drängt und ihnen so - bewußt oder unbewußt - die Fähigkeit zum Handeln abspricht. Selbstreflexion des eigenen Handelns soll zur Entwicklung antirassistischer Praxen führen, die ein gemeinsames Agieren ermöglichen sollen. Es geht um das Erkennen und den Abbau von Rassismus, Sexismus und Hierarchien in den eigenen Strukturen. So soll ein Umgang entwickelt werden, der gleichberechtigtes Miteinander ermöglicht. Das sind Voraussetzungen für die Vermittlung antirassistischer Inhalte an eine breite Öffentlichkeit. Formen des Agierens sollen im Rahmen einer Diskussion entworfen werden, um sie in der Folge umzusetzen." Dieses in der Einladung formulierte Ziel konnte zwar nicht erreicht werden, doch wurde sehr deutlich, daß eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Praxis und dem eigenen Handeln sehr notwendig ist. Richteten sich diese beiden Veranstaltungen an ein politisiertes Publikum, sind weitere Veranstaltungen geplant, die an verschiedensten Orten stattfinden sollen. Es hat sich jedenfalls gezeigt, daß bei vielen Menschen das Bedürfnis nach einer Diskussion besteht.

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