Brief eines Gefangenen der Operation Spring

Die Prozesse gegen die bei der Operation Spring verhafteten Afrikaner gegen immer noch weiter. Viele der Angeklagten wurden bereits von einer rassistischen Justiz zu langen Haftstrafen verurteilt. Hier ein Brief eines der Gefangenen der Operation Spring.

(deutsche Version)


Racist justice in Austria

My name is J. A., born in Sudan on December 19th 1960. I came to this country (Austria) on Ocetober 1st 1998 and asked for asylum. I was arrested on the 27th May 1999 with so many other black people and I was accused of being a member of a black criminal organisation (John talks about the "Operation Spring", a large-scale racist-motivated "drug raid", where more than 100 black people were arrested). I was sentenced to five years of prison without any evidence against me. I was not found with drugs or anything criminal. Yet I was given five years. In my court they brought three witnesses against me and these are people I've never seen in my life.

The first witness, Regina Jarjue, said she had seen me in this Chinese restaurant, but she also said that I have never given any drugs to her. The other witness, Christian Rabl, said he doesn't know me and that he has never seen me at all. The last witness, Mathias Helmer, said that he knows me and when he was asked when he got to know me he answered from June 1998 to October 1998. This cannot be possible because I was in prison in Germany from February 1998 to October the 1st 1998. In passing my judgement the judge said that he is finding me guilty because I have sold drugs from inside prison in Germany. Before my day to court I was called to the investigating judge who told me that they have received a message from Germany saying I was in prison from Feb. to Oct. 1999 which I accepted as true. How comes they accuse me now of doing what I did not do? I was not found guilty of organised criminality, yet I was arrested and given five years. In court I was asked if I was among the people who demonstrated against the killing of Marcus Omofuma and I said yes (On May 1st 1999 Marcus Omofuma was killed by police officers during his deportation from Austria to Nigeria). was asked by the judge to explain the reason why I was among the demonstrators. I cannot answer this and I don't know the reason why a demonstration should be among the things I am being judged of. Even after he passed my verdict the judge asked me to make a confessional statement and to testify against other people, and if I would do that he would reduce my sentence. How can I do this? Do I have to testify against people I don't know anything about to get my sentence reduced? Was I given five years because I failed to talk against others? Is this justice? Is this human rights? It is all mockery!

I was not given a fair trial, I was asked to answer what they wanted but they never allowed me to talk. I will never accept this sentence because was framed I hope the world will look into my file, I wish the world would at least have a look onto the evidence against me and see everything that happened to me. I was given five years out of wickedness, and mostly because of the colour of my skin. Please, I ask all the people concerned about human rights to come to my help. Let the world know that this is not a case against drug dealers. How long are they going to cover all this mistreatment with drugs. 80% of all the people arrested during this Operation Spring hav nothing whatsoever to do with drugs. I am not a drug dealer and I will never testify against innocent people to save myself. I hope you will intervene in my case and all these cases against innocent black people and bring justice to whom justice is due.

Ein Gefangener in der Justizanstalt Josefstadt (Wien)

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Rassistische Justiz in Österreich

Mein Name ist J. A., ich wurde am 19. Dezember 1960 im Sudan geboren. Ich kam am 1. Oktober 1998 in dieses Land (Österreich), und fragte um Asyl an. Am 27. März 1999 wurde ich mit vielen weiteren schwarzen Menschen verhaftet und anschließend angeklagt Mitglied einer schwarzen kriminellen Vereinigung zu sein (John spricht hier von der sogenannten "Operation Spring", einer breit angelegten, rassistisch motivierten Drogenrazzia, während welcher mehr als 100 Schwarze verhaftet wurden - der Übersetzer). Ich wurde zu fünf Jahren Knast verurteilt, ohne daß irgendwelche Beweise gegen mich vorlagen. Bei mir wurden weder Drogen noch etwaige andere kriminelle Gegenstände/Substanzen gefunden. Und dennoch erhielt ich eine fünfjährige Haftstrafe. Während meines Prozesses wurden 3 ZeugInnen gegen mich aufgebracht, und dies waren alles Menschen, die ich nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Die erste Zeugin, Regina Jarjue sagte, daß sie mich in diesem China Restaurant gesehen hätte, aber sie behauptete auch, daß ich nie irgendwelche Drogen an sie abgegeben hätte. Der andere Zeuge, Christian Rabl gab an mich gar nicht zu kennen, und daß er mich nie davor gesehen habe. Der letzte Zeuge, Mathias Helmer sagte, daß er mich kenne, und als er daraufhin gefragt wurde, wann er mich kennengelernt habe, erwiderte er zwischen Juni 1998 und Oktober 1998. Dies kann aber nicht möglich sein, weil ich von Februar 1998 bis zum 1. Oktober 1998 in Deutschland im Gefängnis saß. Als der Richter mein Urteil kundgab sagte er, daß er mich für schuldig befinde, weil ich vom Gefängnis raus Drogen verkauft hätte. Einen Tag vor meinem Gerichtsprozeß wurde ich zum Untersuchungsrichter bestellt, welcher mir mitteilte, daß sie eine Nachricht aus Deutschland erhalten hätten, in welcher mein Gefängnisaufenthalt in Deutschland von Februar bis Oktober 1998 bestätigt wurde, was ich auch zugab. Wie kommt es dann, daß sie mich jetzt Sachen beschuldigen, die ich nicht getan habe? Ich wurde der organisierten Kriminalität nicht für schuldig befunden, und dennoch verhaftet und zu 5 Jahren Knast verurteilt.Vor Gericht wurde ich gefragt ob ich unter den Leuten gewesen wäre, welche gegen die Ermordung von Marcus Omofuma demonstriert hätte (AM 1. Mai 1999 wurde Marcus Omofuma von österreichischen Polizisten, während seiner Abschiebung nach Nigeria ermordet). Ich wurde vom Richter gebeten, die Gründe anzugeben, wieso ich unter den DemonstrantInnen gewesen sei. Ich kann dies nicht beantworten und ich verstehe nicht wieso eine Demonstration zu den Dingen gehören soll, über die ich gerichtet werde. Sogar nachdem der Richter mein Urteil ausgesprochen hatte, bat er mich darum in Geständnis zu machen und gegen weitere Personen auszusagen, und wenn ich dies täte, würde er mein Urteil mildern.Wie kann ich sowas tun? Muß ich gegen Menschen aussagen, die ich nicht kenne, nur damit mein Urteil gemildert wird? Wurden mir 5 Jahre Gefängnis gegeben, weil ich nicht gegen andere aussagen wollte? Ist dies Gerechtigkeit? Sind dies Menschenrechte? Es ist alles nur ein schlechter Witz!

Mir wurde kein fairer Prozeß gemacht, ich mußte alles beantworten, was sie mich fragte, durfte aber selber nie sprechen. Ich werde dieses Urteil nie akzeptieren, weil ich betrogen wurde. Ich hoffe, daß die Welt auf meinen Fall schaut, und ich wünsche mir die Welt hätte zumindest einen Einblick in die Beweise gegen mich, und würde alles sehen, was mir passiert ist. Aus purer Boshaftigkeit wurden mir fünf Jahre Haft aufgedrückt, in erster Hinsicht nur wegen meiner Hautfarbe.Bitte! Ich bitte alle Menschen, die sich um die Menschenrechte scheren, mir zur Hilfe zu eilen. Laßt die Welt wissen, daß dies kein Prozeß gegen DrogendealerInnen ist. Wie lange werden sie all diese Mißhandlungen noch durch Drogenkonstruke verdecken? 80% von all jenen, die während dieser Operation Spring verhaftet wurden, haben absolut nichts mit Drogen zu tun. Ich bin kein Drogendealer und ich werde nie gegen unschuldige Menschen aussagen, nur um mich selber zu retten. Ich hoffe ihr werdet in meinen Fall eingreifen und all jenen Fällen gegen die unschuldigen schwarzen Menschen, und jenen Gerechtigkeit bringen, welche sie verdienen.

J. A.
Justizanstalt Wien-Josefstadt
Wickenburggasse 18-20
1080 Wien
Austria

Text übersetzt und verbreitet von Anarchist Black Cross Innsbruck:
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