Brief
aus dem Gefängnis
C.
wurde am 27. Mai 1999 im Zuge der Operation Spring verhaftet
Hiermit möchte ich meine innersten Gefühle dazu ausdrücken, wie und was die österreichische Regierung mit AusländerInnen macht, im speziellen sind es Schwarze, die als primäre Opfer ausgesucht und gezwungen werden, ein System zu akzeptieren, das dazu gemacht ist, uns durch Rassismus zu quälen.
Meine Geschichte ist wie folgt:
Am 27. Mai während ich auf Besuch bei einem Freund war, brach die österreichische
Polizei durch die Tür und befahl allen, sich mit dem Gesicht nach unten
auf den Boden zu legen. Sie beleidigten uns, quälten uns, sagten zu uns
"Niggers go home" und beschuldigten uns organisierte Drogenkriminelle
zu sein. Unter uns gab es das aber nicht. Wir wurden alle ins Gefängnis
gebracht und ich wurde von der Polizei dazu aufgefordert, mit falschen Zeugenaussagen
gegen andere schwarze Brüder zu konspirieren, aber ich sagte ihnen, das
ist gegen meine Religion, Lügen zu erzählen über meine Mitmenschen,
egal ob weiss oder schwarz.
Mir wurde gesagt, dass alles, was die Polizei dem Richter, den Staatsanwälten
und den Anwälten berichtet, dazu verwendet werden wird um mich zu verurteilen,
wenn ich nicht mit ihnen, der Polizei, kooperieren würde.
Ich habe keinen privaten Anwalt, weil ich kein Geld habe, und von dem Anwalt,
der mir zugeteilt wurde, heisst es, dass er mit der Polizei arbeitet. Sogar
die Richter und Staatsanwälte, denn obwohl nichts bei mir gefunden wurde
und ohne irgend etwas zu wissen bekam ich acht Jahre bei meiner Verhandlung.
Ich lehnte das Urteil ab und ging in Berufung gegen diese Entscheidung, bis
jetzt - ich bin ein Jahr und drei Monate hier, hat sich nichts getan mit meiner
Berufung.
Die Österreicher vergessen, dass diese rassistische Ungerechtigkeit mit
der wir hier konfrontiert sind ein Kampf zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit
ist. Martin Luther King wurde geboren in einer Zeit der leidenschaftlichen Versuche,
die Welt daran zu erinnern, das Rassismus eine Vernichtung von demokratischen
und religiösen Werten bedeutet. Aber es scheint, dass die Geschichte gegen
solche Träume ist. Rassismus ist ein internationales Phänomen schon
seit Jahren vor King's Geburt, welches in vielen Ländern teilweise gestoppt
wird, aber nicht hier in Österreich. Schwarze in Österreich sind dazu
gezwungen, geduldig Ungerechtigkeit, Beschimpfungen, Verletzungen und Ausbeutung
zu akzeptieren und viele von uns wurden angeklagt, überfallen und gefangengenommen
und sind in Haft ohne gerechte Verfahren.
Ich bin überzeugt davon, dass es essentiell ist, eine Weltanschauung einbeziehen
muss für die Verteidigung von Recht und Gleichberechtigung, und das Gesetz
ein wichtiger Faktor ist, um soziale Veränderungen zu bewirken. Aber die
Vollstreckung der österreichischen Gesetze vergisst die Menschlichkeit,
wir werden nicht selbstverständlich angenommen, oder wird das moralische
Bewusstsein vergessen, dass auch wir menschliche Wesen sind. Die Polizei soll
damit aufhören, Schwarze mies zu behandeln, die versuchen in einer Gesellschaft
zu überleben, wo sie nicht erwünscht sind.
Warum sollten Österreicher Fremde schlecht behandeln, warum?
Es wird auch vergessen, dass die Ausgrenzung eines Kindes wegen seiner Hautfarbe
bedeutet, ihm den gleichberechtigten Schutz durch das Gesetz zu verweigern.
Und ich weiss noch immer nicht, was aus mir werden wird hier im Gefängnis.
Menschenrechte sind unveränderbar, es sollte doch bitte irgendwer etwas
tun oder unternehmen bevor AusländerInnen Schaden zugefügt wird, speziell
Schwarzen.
Für
eine Welt ohne Rassismus
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