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So knapp wie am Sonntag, dem 24. November 2002, fiel kaum je ein Ergebnis
einer Schweizer Volksabstimmung aus. Nur durch eine hauchdünne Mehrheit
von 50,1 Prozentpunkten wurde die "Initiative gegen Asylmissbrauch",
ausgehend von Christoph Blochers rechtsextremer "Schweizer Volkspartei"
(SVP) abgelehnt.
Auffällig war dabei vor allem ein starkes Ost/West-Gefälle das
Abstimmungsverhalten betreffend. Insbesondere in den deutschsprachigen
Kantonen, stieß die SVP-Initiative bei der Bevölkerung auf
deutliche Zustimmung. Im Kanton St. Gallen sprachen sich beispielsweise
60,87 Prozent für eine Verschärfung des Asylrechts aus, während
das Ergebnis der Volksabstimmung in den französisch- und italienischsprachigen
Kantonen negativ - trotz allem aber im Vergleich zu ihren sonstigen Stimmanteilen
unverhältnismäßig hoch - für die SVP ausfiel. In
Genf - Kanton und Stadt haben einen liberalen Ruf - kam die "Initiative
gegen Asylmissbrauch" immerhin noch auf 38,63 Prozent "Ja"-Stimmen
- eindeutig zu viel, nimmt man die Forderungen der SVP genauer unter die
Lupe.
Ginge es nach Christoph Blochers SVP, sollen AsylwerberInnen in Zukunft
bereits an der Schweizer Grenze abgewiesen werden, bestünde Möglichkeit,
dass sie auch
in dem Land aus dem sie in die Schweiz einreisen, einen Asylantrag stellen
können. Der Bundesrat soll eine Liste dieser "sicheren Drittstaaten"
festlegen - natürlich wären aller Nachbarländer der Schweiz
in der Liste enthalten.
Gegen Fluggesellschaften des konzessionierten Linienverkehrs, welche die
Schweiz anfliegen und die geltenden Vorschriften der "Mitwirkung
bei der Kontrolle der Einreisevorschriften" nicht einhalten, sollen
"Sanktionen" ergriffen werden. Des weiteren sollen Fürsorgeleistungen
an Asylsuchende einheitlich für die ganze Schweiz und abweichend
von den allgemeinen Normen angesetzt und in der Regel durch Sachleistungen
erbracht werden.
Das in der permanent kurz vor der Spaltung zwischen rechtsliberalen und
rechtsextremen Flügel stehende SVP der rechtsextreme Teil um Christoph
Blocher wieder starken Aufwind bekommen hat, ist auch durch zahlreiche
"verbalen Entgleisungen" auf SVP-Veranstaltungen zur Bewerbung
der "Asylrechts-Initiative" erkennbar. Laut der Stiftung GRA
(vergleichbar mit dem DÖW in Österreich) war von Seiten hochrangiger
SVP-Politker sogar von "internieren" und der Notwendigkeit "falsche"
und "renitente" Flüchtlinge hart anzufassen, die Rede.
Gefängnisse dürften nicht wie Hotelbetriebe sein. "Wasser
und Brot reicht und ein Dach über den Kopf", ruft SVP-Nationalrat
Bruno Zuppiger bei einer Veranstaltung in Basel dem johlenden Publikum
zu.
Die SVP bezeichnet die am 24. November von den SchweizerInnen knapp abgelehnte
"Initiative gegen Asylmissbrauch" indes als einen klaren "Sieg
für die SVP und ihre Asylpolitik". Der Ja- Anteil von fast 50%
zeige, dass es Zeit sei, die Forderungen der SVP im Asylbereich endlich
zur Kenntnis zu nehmen und umzusetzen.
"Schluss mit dem Missbrauch unseres Systems, Schluss mit der Einwanderung
von Wirtschaftsmigrierenden auf dem Asylweg, Schluss mit der tolerierten
Gewalt und Kriminalität."
49,9 % stimmten für den Antrag einer 22 %-Partei zur Einführung
einer der restriktivsten Asylgesetzgebungen in Europa - größere
Proteste zog dieser Umstand bisher nicht nach sich...
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