Quellenangabe:
Zum 10. Jahrestag des blutigen Attentats in Oberwart (vom 06.02.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1104/,
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[06. Feb 2005]
'Solidarität ist nicht immer laut, sie ist auch dann stark, wenn sie leise ist.'
Am 4. Februar 2005 jährte sich zum 10. mal der rassistische Mordanschlag von Oberwart, bei dem vier Menschen den Tod fanden. Anlässlich dieses traurigen Jubiläums fanden in Oberwart zahlreiche Veranstaltungen in Gedenken an die Ermordeten statt, bei denen die Verfolgung der Roma insgesamt thematisiert wurde. Aufgrund des großem Interesses werden die Roma | Wochen | Oberwart | 2005 um zwei Wochen verlängert. (Bildergalerie)
Die Ausstellung "Ein Güterweg und eine Fracht" sowie zahlreiche Veranstaltungen setzen sich mit Aspekten des rassistischen Alltages in Österreich auseinander. Am Jahrestag, dem 4. Februar treten zahlreiche Bands auf, gestalten einen festlichen Rahmen. Zwischendurch erinnern Reden und eingespielte Videos an die gemeinsame musikalische Geschichte, in der die Trennung zwischen den Roma und der Mehrheitsbevölkerung nicht jene Rolle einnimmt, wie im Alltag. Und sie erinnern an die Geschehnisse vor 10 Jahren.
Den Höhepunkt des Gedenkens bildet ein Fackelzug, der genau zehn Jahre nach dem Zeitpunkt des Attentates durch Oberwart, vorbei am Ortsschild am Ende der Stadt über einen mittlerweile asphaltierten Güterweg hin zur im Abseits liegenden Siedlung der Roma von Oberwart führt. Dort, wo am 4. Februar 1995 um ca. 23:45 Peter Sarküzi, Josef Simon, Erwin Horvath und Karl Horvath den Tot fanden, ist ein großes Feuer entfacht worden, um das sich die Gedenkenden in der kalten Winternacht versammeln. Damals, vor zehn Jahren, hörten einige BewohnerInnen der Siedlung verdächtige Geräusche. Und da Übergriffe im Leben der Roma keine Besonderheit darstellen, machten sich vier Männer auf den Weg, um nachzusehen. Sie fanden auf der Mitte eines Güterweges eine Tafel mit der Aufschrigt "Roma zurück nach Indien", gingen hin und wollten sie entfernen. Die Detonation der Rohrbombe war tödlich...
Jetzt, 10 Jahre später hat sich die Situation der Roma in Oberwart, bzw. im Burgenland verbessert. Auseinandersetzungen mit der rassistischen Vergangenheit im Burgenland, zahlreiche dunkle Kapitel vor allem aus der Zeit vor und während der Naziherrschaft, aber auch die andauernde Ausgrenzung nach 1945 haben dazu beigetragen. Doch auch die Gegenwart ist von Rassismen geprägt. Die Vorurteile gegen Roma bestehen immer noch. Viele sehen nicht die Menschen, die oft als "ZigeunerInnen" bezeichnet werden, sondern sie sehen Menschen, die ihrem vorgefertigten Bild des/der "ZigeunerIn" entsprechen; suchen Bestätigung ihrer Vorurteile.
Und auch die mediale Aufmerksamkeit zielt meist nicht auf eine Aufarbeitung des Geschehenen und der noch immer vorhandenen Diskriminierungen, sondern will die Sensation ins Bild Rücken. So kommen in diesen Tagen ReporterInnen verschiedener kommerziellen Medien zehn Jahre danach mit einem Anliegen zurück nach Oberwart: sie wollen die "Sensation" festhalten. Dies ist ihre Form der Aufarbeitung. Es ist die Szene des Mordes, die das Interesse der sensationsgierigen Journaille auf sich zieht: nur zu gerne hätten sie die Szene an jenem Ort, an dem sich nun ein Denkmal in Erinnerung an die Verstorbenen befindet, nachgestellt. Jene, die ihnen Auskunft geben können und wollen, erscheinen uninteressant. Sie passen nicht in das Bild des Opfers. Doch jene, die ins Bild gerückt werden sollen, die Angehörigen, die Opfer, wollen nicht ins Bild gerückt, sie wollen respektiert werden. Die Erinnerung ist noch wach.