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Quellenangabe:
Hinter den Kulissen der NSA (vom 05.03.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1127/, besucht am 28.03.2024

[05. Mar 2005]

Hinter den Kulissen der NSA

Eine Mailingliste der NSA (National Security Agency), deren Ziel es ist einen gemeinsamen Biometrie Standard festzulegen, wurde vom Wiener Verein Quintessenz einem Datamining unterzogen.

Thema der seit mehr als zehn Jahren bestehenden Liste sind Entwicklungen auf dem Gebiet der Biometrie und deren mögliche Einsatzfelder. Die untersuchte Mailingliste gehört zum Projekt "The Biometric Consortium", dem ersten öffentlich gewordenen NSA-Projekt. Aufgrund eines Konfigurationsfehlers und einer Sicherheitslücke im Web-Interface der Mailingliste ist es Quintessenz gelungen, das gesamte Archiv der Mailingliste mit über 10.000 Einzelpostings herunterzuladen.

Das Biometric Consortium existiert seit 12 Jahren. Zu den Sponsoren zählen das Biometry-Project des amerikanischen Departments of Defense, das International Commitee for Information Technology Standards, die IBIA, das National Institute of Technology Standards, die NIST, das National Biometry Security Project (NBSP) und einige mehr. Die Finanzierungsfonds des Projektes waren vergelichsweise gering.

Gegründet wurde das Projekt zur Standardisierung biometrischer Daten am North Carolina Super Computing Center. Bereits 1995 stellte die NSA eine Website zum Biometric Consortium ins Netz.

Zu den Gründern und wichtigsten Köpfen beim Konsortium zählten Dr. Henry B. Boitel und Dr. James L. Wayman. Boitel war vorher in einer Führungsposition für ein britisches RÃŒstungsunternehmen tätig. Waren es anfangs nur hohe amerikanische Militärs und Geheimdienst-MitarbeiterInnen, die sich an der Diskussion auf der Liste beteiligten, fanden sich seit Mitte der Neunziger auch Vertreter englischer Institutionen wie der British Telecom wieder.

Seit 1994 war ein Projekt der französischen Firma MORPHO mit der Strukturierung der biometrischen Datensätze des FBI beauftragt. Diese wurde mittlerweile vom Mobiltelfon-Hersteller Sagem aufgekauft. Bis 2003 hatte aus lizenzrechtlichen Gründen das FBI keinen Zugriff auf die eigenen 18 Tausend Fingerabdruck-Datensätze. Erst 2003 habe das FBI für 315 Millionen US-Dollar die Rechte an den Daten von der französischen Firma SAGEM MORPHO erworben.

Um den rechtlichen Bestimmungen zu entsprechen, wurde das Vorhaben, personenbezogene Daten auszuwerten, von Quintessenz bei der zuständigen Österreichischen Datenschutzkommission im Bundeskanzleramt angezeigt und eine Genehmigung eingeholt. über die Mailingliste wurden die Betroffenen informiert und an ihre nationalen bürgerrechtsorganisationen verwiesen: für den Fall, dass jemand mit der personenbezogenen Auswertung seiner Postings nicht einverstanden sein sollte, würden ihn diese Organisationen gerne unterstützen und entsprechend Kontakt mit Quintessenz aufnehmen. Da keine Widersprüche eingegangen seien, habe man damit begonnen, die Verflechtungen der postenden Subscriber automatisiert zu analysieren. Diese Ergebnisse sollen jedoch nicht online gestellt werden, da eine Veröffentlichung personenbezogener Daten den Quintessenz-Grundsätzen widerspricht.

Quellen:
www.quintessenz.at
www.de.indymedia.org
www.heise.de