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Quellenangabe:
Das andere Afrika: Widerstand gegen Krieg, Korruption und Unterdrückung (vom 11.03.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1135/, besucht am 24.11.2024

[11. Mar 2005]

Das andere Afrika: Widerstand gegen Krieg, Korruption und Unterdrückung

Zumeist geraten die Ereignisse in Afrika nur ins Blickfeld, wenn über Kriege, Flüchtlinge oder Hunger- katastrophen berichtet wird. Ein Menschen- rechtsaktivist und Kriegsdienst- verweigerer präsentiert in einer Informationstour vom 29. MÀr bis 12. Mai 2005 durch Europa ein anderes Bild.

Zumeist geraten die Ereignisse in Afrika nur ins Blickfeld, wenn über Kriege, Flüchtlinge oder Hungerkatastrophen berichtet wird. Nur selten, wie bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Kenianerin Wangari Maathai, wird ein anderes Bild gezeigt: Frauen und Männer, die trotz Gewalt, Diktatur, Korruption sowie Raubbau an den Naturschätzen nicht resignieren. Sie kämpfen für ihre Zukunft und fordern ein Ende der Herrschaftsgewalt und der Kultur der Straflosigkeit gegenüber den Herrschenden. Sie wenden sich gegen die massive Unterstützung der Despoten durch die Industrieländer.

Die Menschen organisieren sich mitten im Krieg oder bürgerkrieg. Als Gruppen versuchen sie, die Presse- und Meinungsfreiheit sowie die Menschenrechte durchzusetzen. Sie organisieren praktische AbrÃŒstungsmaßnahmen und engagieren sich für eine friedliche Veränderung der Gesellschaft.

Der angolanische Kriegsdienstverweigerer Emanuel Matondo wird über solche Ansätze und Aktivitäten berichten. Er wird deutlich machen, welche Rolle die Industrieländer im reichen Kontinent Afrika spielen. Er wird auf die Situation von Menschen aufmerksam machen, die aufgrund der Repressionen im Herkunftsland nach Europa fliehen müssen.


Auszüge aus einem Interview mit Emanuel Matondo:


... Sehr schnell wird irgendeinem Konflikt eine ethnische Ursache zugeschrieben. Das entspricht den vorherrschenden Klischees in den Industrieländern. Wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass es nicht selten eigentlich um den Zugang zu Bodenschätzen geht. Eine an der Macht befindliche Regierung schört einen Konflikt, um eine Region instabil und für andere unkontrollierbar zu machen, mit dem Ziel, die Ressourcen ausbeuten zu können, die Erträge in krimineller Weise an den Haushaltskassen des Landes vorbeizuschleusen, um sie in die eigene Tasche zu wirtschaften....

... es geht um die Frage der Produktionsbedingungen. Die ÖlFörderung ist z.B. mit massiven Umweltschäden verbunden, so dass die Menschen vor Ort Widerstand dagegen organisieren und den weiteren Raubbau verhindern wollen. Die Regierung greift zu repressiven und diktatorischen Mitteln, setzt Militär auch gegen die ZivilBevölkerung ein, um diesen Widerstand zu verhindern und damit die Firmen an sich zu binden. Denn diese sind daran interessiert, dass alles vermieden wird, was die Kosten der Produktion in die Höhe treibt, also auch ihren Profit gefährdet. Die Firmen einigen sich lieber mit solch martialischen Regierungen, statt mit demokratischen, weil ansonsten der Ressourcenabbau nach westlichen Standards eingefordert werden könnte. Das ist Kollaboration mit Gewaltherrschaft. ....

.... Deutschland spielt eine zwiespÀltige Rolle in Afrika. Ich will das am Beispiel der Region der großen Seen benennen. Im Jahre 2003 stand die deutsche Regierung an vorderster Front für eine Militärische Intervention in den Kongo, um, so wurde gesagt, "Frieden zu erzwingen". Zugleich hat Deutschland als Teil der Entwicklungshilfe den beiden Nachbarländern Ruanda und Uganda mehr als 100 Millionen Euro Militär- und Polizeihilfe gegeben. Das sind beides länder, die Gebiete des Kongos besetzt hatten und diese auch erbarmungslos ausplünderten. Inzwischen wissen wir, dass während der Besatzung über 3 Millionen Menschen gestorben sind. Hier also die Unterstützung der Militärs, die ein anderes Land besetzen. Dort die Forderung nach einer eigenen Militärintervention, um eben diese Besatzung zu beenden. Das ist doch völlig unglaubwürdig. ....


Zum Referenten: Emanuel Matondo, 38 Jahre, ist angolanischer Kriegsdienstverweigerer und Menschenrechtler. Er gründete 1998 die Angolanische Antimilitaristische Menschenrechtsinitiative (IAADH), lebt in Deutschland, ist Sprecher des Dritte-Welt-JournalistInnen-Netzwerkes DWJN und in der Projektleitung Afrika des 30. Deutschen Ev. Kirchentages Hannover 2005