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Quellenangabe:
8. Mai - Tag der Befreiung (vom 03.05.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1177/, besucht am 20.04.2024

[03. May 2005]

8. Mai - Tag der Befreiung

Am 8. Mai 2005 jährt sich zum 60. Mal die Befreiung vom Faschismus. Aus diesem Anlass finden Veranstaltungen im Gedenken an die Opfer sowie mehrere Demonstrationen gegen rechtsextreme Aufmärsche in Deutschland und Österreich statt.

Es folgt eine kurze Zusammenfassung einiger Veranstaltungen, die am 8. Mai 2005 in Wien, Mauthausen, Berlin und Klagenfurt/Celovec geplant sind (mit weiterführenden Links).

Veranstaltungen


60 Jahre Befreiung des KZ Mauthausen


Durch die Befreiung des KZ Mauthausen am 5. Mai 1945 wurde dem industrialisierten Massenmord durch das NS-Regime ein Ende gesetzt. In Mauthausen waren zwischen August 1938 und Mai 1945 mehr als 200.000 Menschen aus der ganzen Welt inhaftiert. Mehr als die Hälfte davon wurde von den NS-Schergen grausam ermordet. Diese Menschen wurden Opfer der völkisch, antisemitisch, rassistisch oder politisch motivierter Vernichtung des NS-Regimes. Vieler dieser Menschen wurde erst sehr spät, nur in bescheidenem Ausmaß oder überhaupt nicht gedacht.

Neben der Internationale Befreiungsfeier findet am 8. Mai 2005 in Mauthausen erstmals eine seperate Gedenkveranstaltung für die anarchistischen Gefangenen des KZ Mauthausen statt. Aus Wien ist anlässlich dieser Veranstaltung ein Bus nach Mauthausen geplant, für den mensch sich bis spätestens 25. April unter info (at) schwarzwurzeln.org anmelden kann.

60 Jahre Befreiung - eine Veranstaltungsreihe der ÖH Uni Wien 12. April - 8. Mai 2005


Wo die Regierung öffentliche Gedanken und staatliches Gedenken zum Jahr 2005 verordnet, gleicht die Beschäftigung mit der Vergangenheit einer Umdeutung derselben. In der Debatte zwischen Opfermythos und Anerkennung der Mitverantwortung und Mitschuld Österreichs scheint wieder verstärkt der Rückbezug auf Österreich als "erstes Opfer Hitlerdeutschlands" in den Vordergrund zu Rücken. Werden die Jubiläumsjahre also von offizieller Seite als "BrÃŒche" angesehen, nach denen jeweils ein totaler Neubeginn stand, wird mit der Veranstaltungsreihe versucht das verhältnis von Kontinuitäten und BrÃŒchen bei Faschismus/Antisemitismus/Rassismus/undemokratischer Einstellung herauszuarbeiten und aufzuzeigen.

WissenschafterInnen und Betroffene werden verschiedene Themenbereiche, die den Zeitraum von der Befreiung 1945 bis zum Staatsvertrag 1955 betreffen, differenziert beleuchten. Am 8. Mai findet eine Busfahrt zur Befreiungsfeier in Mauthausen statt.

Nähere Informationen unter oeh.univie.ac.at/60jahre oder presse (at) oeh.univie.ac.at.

Wien: Ein Fest der Befreiung!


Ab 17 Uhr findet beim Mahnmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz "Ein Fest der Befreiung" statt. Geplant sind Redebeiträge von Alexander Bergelsohn, (Vorsitzender der Jödischen Veteranen der Roten Armee), Ilse Aschner (Zeitzeugin) und Raimund Fastenbauer von der Israelitische Kultusgemeinde. Anschließend gibt es "Auflegen für das Aufgeben", " Schreien für das Befreien", " Musik für den Sieg" und "Lieder fürs Nie Wieder"

Aus dem Aufruf:
In diesem Jahr soll die nationale Mythenbildung hierzulande ein Revival erleben. Im Gedenkjahr 2005 steht alles im Zeichen des sich unschuldig wähnenden Nationalstolzes und der SelbstbeweihrÀucherung der Österreichischen Seele. So steht in der Jubiläumsbroschöre der Bundesregierung: "Der zweite Weltkrieg hat über 25 Millionen Soldaten den Tod gebracht, weitere 20-30 Millionen Menschen haben als Opfer im Holocaust, bei Luftangriffen, im Widerstand, bei Vergeltungsmaßnahmen und auf der Flucht ihr Leben verloren." Der parteitreue Blockwart im Luftschutzbunker und der Vernichtungskrieg führende Landser werden auf eine Stufe mit den von ihnen Ermordeten gestellt. Wer vom grausamen Krieg redet, will von den konkreten Verbrechen der NationalsozialistInnen nicht sprechen - am wenigsten vom Holocaust. Die durch das NS-Regime und seine zahlreichen HelferInnen Ermordeten müssen aber im Sinne einer entlastenden VersÃŒhnung auch oft für moralisch selbstgefÀlliges Erinnern herhalten.

Eine vernünftige Aufarbeitung der Vergangenheit müsste der Täter-Opfer-Umkehr ein Ende bereiten und das Aufgehen in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft thematisieren. Im Gedenkjahr hätte auch der Umgang nach 1945 mit den Verbrechen des NS skandalisiert werden müssen - dass dies der Fall sein würde, konnte jedoch angesichts der Österreichischen Zustände niemand ernsthaft hoffen. Die NachfolgerInnen des NS, diesmal in Form der schwarz-blauen Regierung, sahen sich nämlich z.B. am Jahrestag des Novemberpogroms 2001 bemÌßigt, davon zu sprechen, dass nicht nur Österreich, sondern die Österreicher erstes Opfer des NS waren. Nachstellungen der BombennÀchte und die Idee, zum Gedenken an die Opfer des NS Kreuze auf dem Heldenplatz aufzustellen zeigen, wie hartnÀckig sich der Opfermythos zum Zwecke der Schuldabwehr am Leben erhält. Damit sollen das spezifische Element des NS, sein rassischer Vernichtungsantisemitismus, sowie die eigene Verantwortung abgewehrt werden.


Nähere Informationen unter cafecritique.priv.at


Demonstrationen


Klagenfurt/Celovec: KHD-Aufmarsch verhindern!


Am 8. Mai will die braune Riege rund um "Kärntner Heimatdienst" (KHD) und den "Kärntner Abwehrkämpferbund" (KAB) auf dem Klagenfurter Domplatz eine als "Gedenkfeier" titulierte Kundgebung für die "Opfer des Partisanenterrors gegen Kärnten" veranstalten. Diese Veranstaltung wird auch von der Kärntner Landesregierung unterstützt.

AntifaschistInnen wollen den revisionistischen Aufmarsch verhindern und rufen zu einer Demonstration gegen KHD/KAB-Aufmarsch auf. Treffpunkt: 10 Uhr, Neuer Platz, Klagenfurt/Celovec

Aus dem Aufruf zur Demonstration:
"Wir waren doch alle Opfer!" - Kärntner TäterInnen sind keine Opfer!

60 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus hat sich in der offiziellen Kärntner Geschichtsschreibung die MÀr durchgesetzt, dass die Toten, die durch die Kugel eines/einer PartisanIn umgekommen sind, auf die gleiche Stufe zu stellen sind wie die Toten von Auschwitz. Dass die Toten der PartisanInnen schlichtweg Nazis waren, die durch ihre Unterstützung dem NS-Regime gegenüber Mitschuld hatten am Holocaust, der industriellen Vernichtung von millionen Menschen, wird dabei nicht erwähnt.

Der NS-Staat hätte nie zustande kommen können, hätte die NSDAP nicht breite Unterstützung aus dem "Volk". Schließlich wurde Hitler 1938 am Wiener Heldenplatz nicht von einer aufgebrachten Menge AntifaschistInnen, sondern von einer jubelnden Menge "kleiner Leute" empfangen, die sich, treu ihrem antisemitischen Weltbild, endlich die "Befreiung des Volkes" erwarteten. Umgesetzt wurde diese "Befeiung" schließlich mit einem Krieg, Konzentrationslagern und einer nie davor dagewesenen, organisierten Vernichtung von als "minderwertig" klassifizierten Menschen. Anstatt gegen diese Unmenschlichkeit aufzutreten, machte die Mehrheit der Menschen, zusammengefasst in der "Volksgemeinschaft" das, was sie auch heute meistens tut, wenn es zu Unrecht kommt: Sie machten mit.

Probleme wurden auf das konstruierte "Andere" abgewÀlzt, die Vernichtung dieses "Anderen" als Lösung angesehen. Dass dieses "Andere" millionen Menschen waren, war der deutschnationalen "Volksgemeinschaft" ziemlich egal, schließlich war das Befassen mit sich selber etwas für "Weicheier", hÀrte gegenüber dem "Anderen" galt hingegen als "heldenhaft" und wurde belohnt. Wer sich im Wettstreit um den "besten Deutschen" behaupten konnte war schlicht und einfach SystemerhalterIn Nr.1 Der bewaffnete Kampf der slowenischen PartisanInnen gegen das NS-Regime war richtig und wichtig. Er bewahrte viele Menschen vor dem Tod, nur weil sie wegen ihrer Sprache, Herkunft, Religionszugehörigkeit etc. nicht in das Konstrukt der "arischen Rasse" passten. Wenn KAB, KHD und co. heute also davon sprechen, Kärnten wäre ein Opfer des Nationalsozialismus gewesen, so ist das eine VerhÃŒhnung aller Opfer des Holocaust. Es war nicht einfach "ein Krieg", in dem Menschen umkamen, sondern es war eine durchorganisierte Tötungsmaschine, die besonders durch ihre breite Unterstützung in der Bevölkerung seinesgleichen sucht.


Mehr Infos auf vstani.at.tt

Demonstration gegen den NPD-Aufmarsch in Berlin


Ein breites Bündnis von antifaschistischen und antirassistischen Initiativen sowie Gewerkschafts- und Parteivertreter/innen, Jugend- und Kultureinrichtungen ruft zu einer bundesweiten Demonstration in Berlin anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung auf.

Die Demonstration wird um 10 Uhr am Bertolt-Brecht-Platz (in der Nähe des S-Bhf. Friedrichstrasse) starten, durch Berlin-Mitte ziehen und vor dem Roten Rathaus enden. Anschließend werden verschiedene Aktionen zur Blockade des voraussichtlich ab 14 Uhr in der Innenstadt geplanten NPD-Aufmarsches stattfinden.

Mehr Infos auf der Bündnis-Homepage

Demonstration gegen Neonazi Aufmarsch in Wien


Jedes Jahr am 8. Mai veranstalten rechtsextreme und neonazistische Wiener Burschenschaften einen Trauermarsch anläßlich ihrer Militärischen Niederlage vor 60 Jahren. Mit Fackeln ziehen mehrere hundert Rechtsextreme über den Wiener Heldenplatz und legen anschließend vor der Krypta KrÀnze für die gefallenen deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs nieder.

Bei dieser Veranstaltung wird eine Art Schulterschluss zwischen der offenen Neonazi-Szene und dem rechtsextremen Flügel der FPÖ vollzogen. Einige Redner aus den vergangenen Jahren: Volksanwalt Ewald Stadler, Ex-NR-Abgeordneter Wolfgang Jung (der den 8. Mai als "Tag der totalen Niederlage" bezeichnet) und im letzten Jahr FPÖ-Wien-Chef Hans Christian Strache, der zur Zeit allorts von rassistischen "Wien darf nicht Istanbul werden"-Plakaten lächelt.

Wie auch im letzten Jahr mobilisiert ein antifaschistisches Bündnis zu einer Gegendemonstration. Treffpunkt zur Demo gegen den Naziaufmarsch ist der Wiener Karlsplatz, Beginnzeit: 18 Uhr

Mehr Infos im radicalendar.