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Quellenangabe:
Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern (vom 21.04.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1196/, besucht am 21.11.2024

[21. Apr 2005]

Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern

Eine Ausstellung zur geschlechts- spezifischen Dimension der national- sozialistischen KriegsFührung während des Zweiten Weltkriegs.

Vorbemerkung zur Ausstellung


Am 8. Mai 2005 jährt sich die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Mauthausen zum 60. Mal.

Geschlechtsspezifische Dimensionen der nationalsozialistischen KriegsFührung und Besatzungspolitik während des Zweiten Weltkriegs haben allgemein in der wissenschaftlichen Forschung bislang wenig BeRücksichtigung gefunden. Erst Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg begann nach und nach eine Aufarbeitung, die jedoch sehr erschwert wird, zum Einen durch die Vernichtung vieler Aufzeichnungen durch die Nationalsozialisten gegen Ende des Krieges und zum Anderen durch das kollektive Schweigen der Opfer (und Täter). Sex-Zwangsarbeit bedeutete für die betroffenen Frauen wiederholte Vergewaltigungen und hatte dementsprechende psychische und physische Folgen. Neben dem Schmerz der Erinnerung, der viele Opfer nationalsozialistischer Gewalt schweigen lässt, schwiegen und schweigen diese Frauen besonders deshalb, weil es sexualisierte Gewalt war, die sie erlitten haben, und weil sie befürchteten, beschuldigt und diskriminiert zu werden.

Thema


Die Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern war EINE Form der organisierten, systematischen sexualisierten Gewalt im Zweiten Weltkrieg. An diesem sehr spezialisierten Thema versucht die Ausstellung das Schicksal einer in der Geschichtsschreibung oft "vergessenen" Gruppe von NS-Opfern aufzuzeigen: Es waren nach Herkunft, "Klassenzugehörigkeit" und Lebenssituation sehr unterschiedliche Frauen, die - meist wegen ihrer Sexualität bzw. wegen ihres "unangepassten" Verhaltens von der NS-Willkür verfolgt - in Konzentrationslager gesperrt und schließlich dort zur Prostitution in Häftlingsbordellen gezwungen wurden.
Mit der Ausstellung versuchen wir, einerseits die hinter der Errichtung der Lagerbordelle stehenden Intentionen der SS zu analysieren und andererseits die spärlich vorhandenen Kenntnisse über die Lebensumstände der betroffenen Frauen zusammenzutragen. Wer waren diese Frauen? Aus welchen Gründen und mit welcher Argumentation der Nationalsozialisten wurden sie in Konzentrationslager deportiert? Wir gehen der Frage nach der nationalsozialistischen Doppelmoral nach, warum erst die Prostitution auf der strasse verfolgt und bekämpft wurde, und im Gegenzug ein Bordellsystem innerhalb der nationalsozialistischen Konzentrationslager eingerichtet wurde.

Die Lagerbordelle auf heute Österreichischem Gebiet stellen einen thematischen Schwerpunkt der Ausstellung dar, da es sich bei den Häftlingsbordellen in den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen um die ersten ihrer Art handelt und da die Bordellbaracken dort noch heute erhalten sind.