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Quellenangabe:
Werkstättenhof am Uni-Campus wurde erneut besetzt (und geräumt) (vom 26.05.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1230/, besucht am 20.04.2024

[26. May 2005]

Werkstättenhof am Uni-Campus wurde erneut besetzt (und geräumt)

Zum mittlerweile vierten Mal haben viele verschiedene AktivistInnen das Gelände besetzt um dort ein autonomes soziales Zentrum zu errichten.

Update: 26.05., 14 Uhr


Eine große Nachbesprechung, Gesamtplenum und weitere Planungen gibt es heute 20 Uhr in der Hus (Rathausstrasse 19-21). Laufende Infos, Bilder von der Besetzung und mehr auf www.freiraum.at.tt

Chronologie der Ereignisse


- 10:30 Repressionsankündigung: ein Polizist maulte soeben eine/n AktivistIn an, dass die höheren Beamten "nun genug hätten, die Köpfe zusammenstecken und wahrscheinlich beim nächsten mal Allen Klagen anhängen werden". Als Beispiele wurden BesitzsTürung, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch genannt. "Auch wenn das oft nicht durchgehen wird,
" Freiraum dazu: sollte es sich bei dieser Aussage des Polizisten um eine Unwahrheit handeln, so ist dies als massiver EinschÃŒchterungsversuch zu werten. Wenn diese Gespräche "höherer Beamten" tatsächlich stattgefunden haben - eigentlich ein Skandal.

- 10:20 vor kurzem wurden zwei Menschen die Digitalcameras von der Polizei entrissen, als sie nach dem Polizeieinsatz den Werkstättenhof photographierten. die Polizei lÃŒschte in beiden fällen sämtliche Daten.

- 9:34 Die Menge hat sich subversiv verstreut. 20 - 30 noch offen agierende Menschen beginnen das Material, die offene Küche usw. aus dem Areal

- 9:26 anwesende Feuerwehr (wegen unsrem Lagerfeuer in der Nacht?) verlässt den Uni-Campus

- 9:21 Eizelheiten zum "Auszug": als die erste Person, von, mit links und rechts am Arm jeweils einem, Polizisten "hinausbegleitet" wurde folgten alle anderen ArtivistInnen diesem. Tanzend, singend und "wir kommen wieder" skandierend!

- 9:17 Das Areal vom Werkstättenhof (inkl. einer nicht näher definierten Zone um den Narrenturm) wurde per generellem Platzverweis (§37 SpG) zur nicht betretbaren Zone erklärt. Am stärksten wurde die Menschen weitergerempelt, die versuchten zu dokumentieren. Das galt auch für anwesende JournalistInnen. Als versucht wurde Presseausweise herzuzeigen, gab es StÌße mit den Worten "Presse gibts kane",
 Zitat Online Standard: "Anwesende MedienvertreterInnen wurden jedoch von PolizeibeamtInnen weggewiesen - "zu Ihrem Schutz vor unseren Hunden", wie ein Beamter erklärte. Zwei FotografInnen berichteten, die Polizei hätte ihre Kameras konfisziert und Fotos gelÃŒscht."

- 9:11 Alle Anwesenden haben gemeinsam den Freiraum verlassen. Die Riot- und Antiterroreinheiten stehen den Menschen die das Gelände laut Verordnung verlassen haben weiterhin gegenüber,


- 9:04 Die anwesenden Menschen beginnen den Freiraum (mehr oder weniger freiwillig) zu verlassen.

- 8:58 AktivistInnen trommeln, und versuchen mit guter Laune deeskalativ auf die Beamten einzuwirken

- 8:55 Polizei steht am Gelände - weitere Infos folgen

- 8:48 Räumung beginnt tw. in AntiterrorausrÃŒstung mit Stahlhelmen & kugelsicherer Weste

- 8:42 Normale WEGA & Antiterroreinheit mit Stahlhelmen zieht auf (Nachtrag: sowie Hundestaffel)- beunruhigend ist, daß anscheinend vom nicht einsehbaren Hintereingang aus gesTürmt werden soll.

- 8:14 3 Polizei-PKW und 7 Busse mit WEGA vorm Areal - scheint, sie wollen nicht, daß wir pünktlich plenieren.

- 8:31 Eingang von der Sensengasse ins alte AKH wurde soeben von der Polizei versperrt. Zugang über Hirnforschung (Spitalgasse), Hof 4, Nationalbank weiterhin möglich.

- 7:55 Hackler die leider auch am Feiertag arbeiten müssen sind zum Freiraumareal gekommen. Sie benötigten ein paar der wenigen dort gelagerten Gartenwerkzeuge, die ihnen unverzüglich über die Mauer gereicht wurden. Nach einem kurzen freundschaftlichem Plausch, gingen sie arbeiten.

- 7:30 Stapozist - also Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung schleicht einsam ums Areal ,


- 7:00 Uhr - ein wunderschöner Morgen - alles ruhig, sogar die nicht anwesende WEGA ;)

- 6:05 für 9 Uhr Vormittags wurde nun definitiv ein Plenum vereinbart, da derzeit weitaus mehr AktivistiInnen als erwartet am Areal sind.

- 5:45 alles ruhig, die Menschen plaudern, machen Musik, spielen, essen oder schlafen. Es kommen weiterhin neue Menschen an, und besetzen mit.

- 4:10 alle Polizisten verlassen den Vorplatz zum besetzen Areal, und kündigen für 6 Uhr die WEGA an

- 3:40 Zitat Behördenvertreter: je länger dass ihr wartets desto größer wird die Chance das die Kräfte kommen - die Weisheit zum Abend ;)

- 3:30 Polizei kommt mit einem Zettel der genau diese Generalvollmacht sein soll, und von Vizerektor Jurenitsch unterschrieben ist, und bei neuerlicher Besetzung eine Räumung nach §37 Sicherheitspolizeigesetz verlangt, da es sich um einen "schwerwiegenden Eingriff in die Besitzrechte" der Universität darstelle.

- ca. kurz vor drei Uhr: Behördenvertreter der Bundespolizeidirektion (Hr.Neowald?) kommt an, und fordert die Menschen zum verlassen des Areals auf - erzählt etwas von einer Generalvollmacht der Universität Zitat Neowald: wenn ihr Gewalt wollt, künnt ihr sie haben

- 02:45 nur mehr drei PolizistInnen vor dem Areal, es gibt Gespräche mit den BesetzerInnen

- Zwei Securities vom öWD vor dem Gelände - wollen Menschen festhalen,...

- 02:30 Securities und 5 Polizeibeamte vor dem Areal. Es wurden zwei Ausweiskontrollen bei Personen die sich nicht im Gelände befanden durchgeführt

- 1:30 derzeit über 130 Menschen anwesend - immer mehr kommen dazu!

- 0:30 zwei Polizisten vorm Areal - ziehen wieder ab, kündigen Räumung für morgen an,


Update: 26.05., 3 Uhr


Derzeit sind ca. 130 menschen anwesend, immer mehr kommen dazu. Einige Securitys und PolizistInnen befinden sich vor dem Arreal und fotografieren. für 9 Uhr Früh ist ein offenes Plenum im besetzten Gelände angekündigt um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Stellungnahme der BesetzerInnen


Wir wollen Freiraum schaffen - aber nicht nur für uns sondern gemeinsam mit
euch! Deshalb laden wir alle ein sich uns anzuschließen. Je mehr Menschen am Gelände übernachten desto größer wird der Druck auf die Universität. Wir glauben daran dass es notwendig ist unseren Forderungen immer und immer wieder Nachdruck zu verleihen - wir glauben daran dass es möglich ist unsere Träume zu verwirklichen!

Projekte mit emanzipatorischem Anspruch finden in Wien immer weniger Platz, autonom nutzbare Freiräume werden immer seltener: den einen droht die Räumung, andere bekommen kein Geld mehr und wieder andere werden komplett ignoriert.

Wir fordern den Erhalt und die Erweiterung von räumen, die nicht nach herrschenden Normen funktionieren und Türen öffnen für ein besseres und solidarisches Leben. Damit stellen wir uns gegen die verschiedensten Formen von Herrschaft und Unterdrückung, wie Rassismus, (Hetero)Sexismus, Kapitalismus und Antisemitismus. Experimentell wollen wir versuchen normierende Strukturen zu reflektieren und zu überwinden. Dafür brauchen wir Raum!

Der alte Werkstättenhof am Universitätscampus steht seit über 20ig Jahren leer. Das Gebäude gehört der Universität. Lediglich ein kleiner Teil davon wird zum Ablagern von MÃŒll und zum Abstellen der Gartengeräte genützt. Es ist groß genug um vielen Projekten Platz zu bieten!

Die letzten Besetzungen am Campus wurden alle recht bald geräumt, eine nach drei Tagen die anderen schon nach einer Nacht Es hat sich wiederholt gezeigt, dass es im Moment in Wien sehr schwierig ist besetzte Häuser zu halten. Deshalb ist damit zu rechnen dass auch diese Besetzung ziemlich bald geräumt werden wird. Entscheidend werden wahrscheinlich die frühen Morgenstunden sein - je mehr Menschen sich zum Zeitpunkt der Räumung am Gelände befinden, desto mehr Steigert sich der Druck auf die Universität.

Trotzdem glauben wir dass es wichtig ist das Gelände immer und immer wieder zu besetzen, um unserer Forderung nach Freiräumen Nachdruckt zu verleihen. Gesellschaftliche Veränderung passiert nicht von selbst! Nur wenn wir uns für unsere Anliegen einsetzen und uns dabei lautstark Gehör verschaffen haben wir eine Chance unsere Ziele zu verwirklichen.

Wir denken das die Chancen das Gelände am Campus zu bekommen größer sind als bei vielen anderen Gebäuden. Da es der Universität und damit der öffentlichen Hand gehört wäre es möglich eine politische Lösung zu finden. Das wird aber nur möglich sein wenn wir der Universität zeigen dass wir es ernst meinen, uns nicht so leicht vertreiben lassen und dass wir viele sind!

Auch diese Besetzung geht ursprünglich von der Gruppe Freiraum aus. Das bedeutet aber nicht dass wir mit fertigen Konzepten und Vorstellungen wie die Besetzung und die Nutzung des Geländes aussehen soll in diese Aktion hineingehen. Wir wollen einen Anstoß und einige Ideen liefern - mehr nicht.

Uns ist es wichtig dass alle die dazukommen eigene Ideen und Wünsche einbringen und verwirklichen können. Darüber was dann gemacht wird soll auf basisdemokratischem Wege im Plenum entschieden werden. Wir hoffen also nicht
nur dass viele viele Menschen kommen und im Gelände bleiben sondern auch dass diese viel Eigeninitiative und Kreativität mitbringen!

Es gibt Matratzen, Rechtshilfe und VokÃŒ - bringt Schlafsäcke (ev. Isomatten), viele viele FreundInnen und ein bisschen Ausdauer!

Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche!!!