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Quellenangabe:
Strafprozess wegen Tötung von Seibane Wague, 20. Juli 2005 (vom 22.07.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1313/, besucht am 21.11.2024

[22. Jul 2005]

Strafprozess wegen Tötung von Seibane Wague, 20. Juli 2005

Mitschrift der Prozessbeobachtung vom zweiten Verhandlungstag, 20. Juli 2005, 8.30 Uhr - 15.10 Uhr.
Die fehlenden Teile werden nachgereicht.

((Die folgende Mitschrift ist leider unvollständig. Anders als im UVS-Prozess wurden die Aussagen nicht fürs Protokoll wiederholt, und es wird bei den Aussagen wenig nachgebohrt, wodurch der Redefluss schneller und das Mitkommen beim Schreiben schwieriger ist, außerdem wurde nur teilweise Mikrophon verwendet sodass hinten nicht alles gut zu verstehen war. Die Mitschrift ist kein Wortprotokoll - die meisten Aussagen und Fragen werden sinngemäß wiedergegeben)).

Handelnde Personen:
R: Richter
V1: Verteidigerin des angeklagten Notarztes
V2: Verteidiger von 2 angeklagten Polizisten
V3: Verteidiger von 2 weiteren angeklagten Polizisten
V4: Verteidiger der angeklagten Polizistin und eines Polizisten
V5: Verteidiger von 2 Sanitätern
V6: Verteidiger eines Sanitäters
P1, P2, P3, P4, P5, P6: angeklagte PolizistInnen
S1, S2, S3: Angeklagte Sanitäter
Dr. K.: der beschuldigte Notarzt
A: Nadja Lorenz - Anwältin der privatbeteiligten Witwe von Seibane Wague.
STA: Staatsanwältin
D: Prof. Risser (Gerichtsmediziner, Gutachter)
M: ehemaliger Leiter des Afrikadorfes



Beginn 08.30 Uhr


Am Programm steht die Fortführung des Beweisverfahrens in Form der Befragung der PolizistInnen, und zwar einzeln.

Ein Anwalt bringt ein, dass auf Grund der Videovorführung vom Vortag die Frage auftauchen könnte, warum überhaupt Fußfesseln angelegt worden sind.

R legt dazu Unterlagen der Wiener Rettung vor, demzufolge in den letzten Jahren BeamtInnen verletzt worden sind, und daher das Anlegen der Fußfesseln gerechtfertigt wäre. Bei den Verletzungen handelte es sich hauptsächlich um Verletzungen im Gesichts und Kopfbereich.
R fragt nach diesbezüglichen Dienstanweisungen, der Anwalt wird das noch recherchieren und zu einem späteren Zeitpunkt einbringen.

Danach werden die Polizisten einzeln zur Befragung in den Gerichtssaal gerufen.

Einvernahme des ersten angeklagten Polizisten P1


R: Wo befanden Sie sich zu dem Zeitpunkt, als Seibane Wague sich im Rettungswagen befunden hat und dabei war, diesen wieder zu verlassen?

P1: Ich stand zu diesem Zeitpunkt mit dem Rücken zum Krankenwagen und funkte der Zentrale das Ende des Einsatzes und dass wir zur Psychiatrie fahren werden. Ich sah, wie Kollegin P5 vorbeiläuft und ruft: Helfts dem Kollegen! Ich drehte mich um und sah wie Seibane Wague in der Tür des Rettungswagen steht, auf den Kollegen P3 tritt und „am Sprung ist“. Ich lief selber hin und warf das Funkgerät zu P5.

R: haben alle Polizisten Funkgeräte?

P1: Eigentlich schon, aber ich wollte die Hände frei haben. Ich erreichte die Kollegin P5, Herr Wague trat mit Füßen auf sie ein, es gelingt uns Wague umzudrehen und ihn im Bereich vor der Tür auf den Rettungswagen zu fixieren. Herr Wague tritt herum und will sich befreien, wie das gelungen ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Seibane Wague mir irgendwie den Oberarm zwischen den Muskeln quetschte, und ich ließ ihn wegen Schockschmerz los. Der Kollege P3 konnte Herrn Wague nicht mehr bändigen und er läuft Richtung Strasse. Ich ihm nach und packe ihn von hinten, bringe ihn zu Boden gemeinsam mit P5, halten ihn fest dann erst kommen andere Kollegen.
Ich bitte einen den Kollegen, Seibane Wagues Kopf und Schulter zu fixieren um mir die Handschuhe anzuziehen. Ich sah, wie Wague mit dem Kopf auf den Boden schlägt und schob ihm seine Umhängetasche unter den Kopf weil „so kann das nicht gehen“. Ich versuchte den Kopf sanft draufzulegen. Ich war auf den Kopf konzentriert, andere Kollegen fixieren im Hüftbereich.

R: Zur Situation am Rettungswagen - wie konnte Herr Wague Ihnen Verletzungen zufügen?
(Vorgelesen wird ärztliches Gutachten mit Datum vom gleichen Tag - wobei P1 erst am nächsten Tag zum Arzt gegangen ist. Laut Gutachten hat P1 blutunterlaufene Stelle am Oberarm, leichte Schmerzen, Abdruck von 5 Fingern).
Seibane Wague hatte schon Hände am Rücken, wie funktioniert das?

P1: Herr Wague presste seine Finger in meine Muskelbeuge, stieß mit dem Kopf gegen meine Nase, letzteres hat nur geschmerzt, nicht verletzt. Wegen dem Schmerz im Oberarm ließ ich los, Wague lief Richtung Heumarkt.

R: Wie ist das zu Boden bringen zu verstehen, haben sie Wague gestoßen, niedergerungen, wie?

P1: Ich packte und drehte Wague von hinten und dann sind wir gefallen, er hat mich niedergerissen. Ich selbst war davor neben der Beifahrertür des Funkwagens gestanden, Kollege P2 saß bereits hinter dem Lenkrad, daher war er später bei Seibane Wague. Zu den anderen Kollegen kann ich keine Angaben machen.

R: Wie hat sich die Bauchlage ergeben?

P1: Ich packte Wague von hinten, dann sind wir in Bauchlage hingefallen.

R: Wie lange dauerte es vom Hinfallen bis zum Beginn des Videos?

P1: Die Kollegen waren sehr schnell da, die Fixierung erfolgte rasch.

R: Zur nächsten Phase – irgendwann kommt dann die Haldolspritze. Haben sie das mitbekommen?

P1: Irgendwann hörte ich „was ist, wird was getan?“ und sah wie jemand mit einer Pflasterschere die rechte Gesäßseite von Seibane Wagues Hose mit länglichem Schnitt aufschneidet und dann die Spritze setzte, von wem weiß ich nicht.

R: Hat Herr Wague die Zeit hindurch Widerstand geleistet?

P1: Ja, er hat die ganze Zeit mit dem Becken, Schulter, Kopf gearbeitet, es war keine leichte Aufgabe ihn zu fixieren.

R: Waren 9 Personen notwendig Wague zu fixieren wenn er schon gefesselt war?

P1 ( zögert): Wenn eine Psychose ... Wague hat mit den Beinen geschlagen, mit den Hüften gearbeitet, er wollte einfach weg.

R: Ich halte ihnen vor, dass es meinen eigenen Recherchen zufolge in den USA seit 1992, in Deutschland seit 1989 bei Fixierung am Boden in Bauchlage zum Erstickungstod kommen kann. Laut Video war Wague lang am Boden fixiert. War ihnen die Gefahr bewusst?

P1: Bei Schulungen der Einsatzgruppe Alarmabteilung, bei der ich war habe ich Schließungstechniken gelernt, alle in Bauchlage. 2003 absolvierte ich eine berufsbegleitende Fortbildung, sonst keine weiteren Schulungen, habe von keinen Neuerungen erfahren (stockt). Ich kam erst durch das Video drauf, wie lange die Fixierung gedauert hat, subjektiv hat sich alles in kurzer Zeit abgespielt.

R: Hat Wague Widerstand geleistet bis zur Verabreichung der Spritze?

P1: Ja, aber der Widerstand nahm nicht gleich ab, erst 2 – 3 Minuten nachher. Wague hat nicht mehr so ausgeschlagen mit Schultern und Kopf, dann haben wir mit dem Druck nachgelassen.

R: Ich halte ihnen vor, dass laut AEK (Anwendung einsatzbedingter Körperkraft) Vorschriften in punkto Körperfixierung nachzulesen ist, dass es durch Asphyxie zu Zuständen kommen kann, die nicht mit Widerstand verwechselt werden sollen.

P1: Mir hat man im Bereich AEK nichts beigebracht. In der Polizeischule, bei Fortbildungen wird erste Hilfe von Sanitätern unterrichtet, die in der Schule tätig sind.

R: War das Nachlassen des Widerstands von Wague vielleicht ein Ringen um Luft?

P1: Ich weiß, dass der Arzt hinter mir gestanden ist, auf Grund des Arbeitens (der Bewegungen) von Wague ist das nicht möglich.

R: Auf dem Video ist kein Widerstand ersichtlich, warum haben die Polizisten Wague nicht in eine andere Lage gebracht?

P1: Alles ist so schnell gegangen, die Sicherung war auf Grund des Arbeitens nötig.

R: Dr. K. sagte, dass Wague gebissen hätte?

P1: Ich habe nichts dergleichen mitbekommen. Vom Hüftbereich abwärts habe ich nichts mitbekommen.

R: Laut Zeugenaussagen, darunter auch der von M. (ehemaliger Betreiber des Afrikadorfes, Anm.), wurde Wague auch von der Polizei geschlagen?

P1: Definitiv nicht.

R: M. beschreibt das Verhalten der Polizei in der ersten Phase der Amtshandlung als schonend, wenn er dann Schlagvorwürfe erhebt, ist das ernst zunehmen.

P1: Herr M. hat uns gar nicht sehen können.

R: Schließen Sie aus, das Wague geschlagen wurde oder hat er nur nichts gesehen?

P1: Ich schließe Schlagen aus, in dem Bereich den ich einsehen konnte.

R: Haben Sie schon in der Praxis Fixierungen durchgeführt? Sind Fälle mit Atemnot schon einmal vorgekommen?

P1: Nein, sonst hätte ich was unternommen.

R: Hat Wague gespuckt?

P1: Nein. Der Widerstand hat 2 - 3 Minuten dach der Spritze abgenommen.

R: Sie haben Seibane Wagues Vitalfunktionen kontrolliert, welche Aufgabe haben sie gehabt, was haben sie gemacht?

P1: Ich habe die rechte Schulter fixiert, achtete auf die Tasche. Ich habe mit beiden Händen auf die Schulter gedrückt, dann habe ich gesehen, wie Wague mit dem Kopf auf den Boden schlägt. Ich legte meine linke Hand unter den Kopf, dann die Tasche, dann kommt ein Kollege und ich ziehe mir Handschuhe an. Ich befand mich auf der rechten Seite.

R: Haben sie auf Seibane Wagues Gesundheitszustand geachtet, ab wann?

P1: Ich habe mir wegen des renitenten Verhaltens des Wague nichts gedacht, nachdem Wague ruhiger geworden war sagte ich zum Kollegen schauen wir mal nach. Der Kollege kontrollierte den Atem, ich selbst den Puls und mit einer Taschenlampe den Pupillenreflex. Ich war ohne Besorgnis, weil auch ein Arzt hinter mir stand, aber ich sah keinen Bedarf für den Arzt, weil Wague atmete, er hatte Pupillenreflex.

R: War es nach der Spritze möglich, gefahrlos den Gesundheitszustand zu prüfen?

P1: Ja.

R: Warum waren dann Fußfesseln nötig? Das Spritzesetzen war nicht auf dem Video, das Video setzt mindestens 1 Minute danach ein, weil der Arzt der die Spritze gesetzt hat auf dem Video ohne einer solchen zu sehen ist.

P1: Mir war nicht bewusst, dass Fußfesseln angelegt wurden, ich habe das nicht mitgekriegt.

R: Laut Video macht der Arzt Dr. K. eine Handbewegung, danach kommt die Bahre. Haben sie eine Anweisung gehört, etwa „bringts die Bahre“? Sobald Wague auf die Bahre gelegt wurde, hört der Körperkontakt mit den Beamten auf. Wie oft haben sie die Körperfunktionen gemessen?

P1: Ich habe zwei mal Puls gemessen, einmal Puls messen, dann Pupillenreflex anschauen, dann Puls messen. Dann hat gleich jemand gesagt „hebt’s ihn auf die Bahre“ und ich habe dabei mitgeholfen.

R: Es wurde gesagt, dass jemand gerufen hätte „er hat keinen Puls mehr“. Haben sie das gerufen?

P1: Nein. Sonst hätte ich sofort den Arzt gerufen.

R: Hat noch jemand Puls gemessen?

P1: Nein.

R: Laut Video wurde Wague bei Zeitindex 2:40 (oder 2:46) auf der Bahre um 180 Grad herumgedreht. Bei 3:06 bewegt sich Dr. K. zur Bahre und misst einmal Puls beim Drehen in Seitenlage. Dann ist sichtbar, wie Dr. K. gestikuliert. Ist das zu verstehen als Order, die Handfesseln abzunehmen?

P1: Nein, sie haben dann die Handfesseln vorne angelegt.

R: Wenn Dr. K. bei Zeitindex 3:06 den Puls misst und sagt, dass kein Puls da ist, nehme ich an, dass daraufhin Hektik entsteht? Warum wurde Wague erst 2 Minuten später in den Krankenwagen gebracht?

P1: Wenn ich gewusst hätte, dass kein Puls mehr da ist, dann hätte ich selbst für Hektik gesorgt.

P1 wird von D. ersucht, auf einer Skizze seine Position in bezug auf den am Boden liegenden Wague anzugeben.

R (lässt sich die Skizze zeigen): Wo haben sie Wague fixiert?

P1: Mit beiden Händen im Bereich der rechten Schulter, das rechte Bein hatte ich nach hinten ausgestreckt, das linke Bein kniend in Schulterhöhe Seibane Wagues.

R: Wie schwer sind sie?

P1: 104 Kilo.

R: Wie war der Schädel gedreht?

P1: Teilweise Richtung Boden, teilweise zu mir nach rechts. Ich habe die Gesichtsöffnungen sehen können.

R: War da kein Schaum, kein Blut?

P1: Nein.

R: Es heißt, Wague hätte den Kopf gegen den Asphalt geschlagen, war da kein Blut? Haben sie Wague ins Auge geleuchtet?

P1: Ins obere.

R: Wo hatten sie die Taschenlampe?

P1: In der rechten Hand. Bei der Beleuchtung habe ich den Kontakt losgelassen und Wague nicht mehr berührt.

D: Welche Reaktion haben sie wahrgenommen?

P1: Die Pupille hat gearbeitet.

D: Was heißt das? Was hat sich bewegt? Die Pupille, das Auge?

P1: Ich bin kein Fachmann.

D: Was haben sie bei Schulungen gelernt?

P1: Ich lernte Puls tasten, Atem prüfen, aber nicht die Augen. Beim Puls messen habe ich Wague auch losgelassen.

D: Wie haben sie Puls gemessen?

P1: Mit der rechten Hand am Hals mit 3 oder 4 Fingern.

D. ersucht P! das Pulsmessen an ihm selbst zu demonstrieren. P1 geht zu D., der mit dem Rücken zu ihm steht und misst ihm stehend den Puls am Hals.

D: Puls messen in dieser Form ist möglich und ich kann bestätigen, dass P1 Puls messen kann, da die Anzahl der von P1 bei mir gemessenen Herzschläge mit meiner Selbstbeobachtung übereinstimmt.
Sie haben angegeben, dass Wague ihnen einmal mit dem Hinterkopf auf die Nase geschlagen hat, wie sie ihn im Stehen fixierten?

P1: Ja.

D: Sie haben angegeben, dass sie Wague losgelassen haben um die Vitalfunktionen zu überprüfen. Dabei überblickten sie einen Teil des Szenarios. Warum haben sie zu diesem Zeitpunkt überprüft?

P1: Das ist normal nachdem nach der Verabreichung der Spritze Beruhigung eingetreten ist.

D: Sie haben die Hände gelöst, weil sich Wague beruhigt hat?

P1: Ja.

D: Wie haben sie die Beruhigung wahrgenommen?

P1: Wague hat aufgehört mit dem Kopf auf den Boden zu schlagen und zu arbeiten.

D: Wague ist ruhig gelegen?

P1: Ja. Er hat nicht mit mir gesprochen.

D: War Herr Wague erschlafft?

P1: Ich habe nichts dergleichen erkannt.

D: Was war mit dem Druck?

P1: Ich habe mit dem Druck nachgelassen, nur mehr die Hand zur Sicherheit draufgelassen.

R: Ist der Körper Wagues erschlafft gewesen, wie er auf die Bahre gelegt wurde?

P1: Ich habe nichts dergleichen wahrgenommen, ich war beim Hochheben bei den Beinen.

STA: Wurden sie bei Schulungen auf Fixierungen geschult? An wem werden Fixierungen getestet?

P1: An den Teilnehmenden selbst; einmal ohne Widerstand, einmal mit Widerstand. Das Training erfolgt in 2er oder 3er Gruppen, bei der Übung an mir selbst gelang es den anderen nicht, mich zu zweit zu schließen.

STA: Es ist doch eine alltägliche Erfahrung, dass es in solchen Situationen zu Atemnot kommt, haben sie das bei der Schulung selbst erlebt?

P1: Nein, weil wie ich gefesselt werden sollte, war mein Ziel, mich zu befreien, ans Atem denkt man da nicht.

STA: Würden sie heute genauso vorgehen?

P1 (stockt): Mit dem Wissen von heute würde ich anders handeln. Ich würde öfters kontrollieren, schauen ob das Verhalten „Luftkampf“ oder Widerstand ist, würde den Arzt nicht von meiner Seite lassen.

STA: Sie waren nahe beim Kopf, haben sie auf die Atmung geachtet? War die Atmung normal?

P1: Da war nichts auffälliges.

STA: Wenn ich am Boden liege, ganz abgesehen von der Aufregung, von Leuten fixiert bin, dann ist es nicht nachvollziehbar, dass es nicht zu Atemnot oder –beschwerden kommt.

R: Ich muss einwerfen, dass sich P1 widerspricht. Wenn sie eh schon alles erforderliche getan haben, warum würde sie dann jetzt etwas anders machen? Wo liegen ihre Fehler?

P1: Es sind keine Fehler passiert, es wäre vielleicht nur eine zusätzliche Hilfe, öfters zu kontrollieren. Wenn ich keinen Puls gemerkt hätte, dann hätte ich reagiert.

A: Bei den Schulungen der Fixierungen, ist da darauf geachtet worden, dass auf Schultern, Beine usw. Druck ausgeübt wird?

P1: Bei aggressivem Widerstand und Psychose ja.

A: Ist bei den Schulungen nicht behandelt worden, wo Druck ausgeübt werden soll?

P1: Nein, das wurde nicht behandelt, nur dass eine Schließung stattfinden muss und eine Fixierung ohne Druckausübung nicht möglich ist.

A: Sie sagten den Puls gemessen und das Auge kontrolliert zu haben. Beim Untersuchungsrichter sagten sie, dass sie den Puls messen und zum Kollegen sagten, er soll die Pupillen anschauen.

P1: Nein, ich habe gesagt, ich mache beides.

A. zitiert: .“Kollege (???) kniete vor dem Kopf, konnte die Pupillen anschauen“..

R zu A: Sie reißen den Satz aus dem Zusammenhang, sie sollten dann die ganze Einvernahme verlesen.

A liest vor: P1 spürt den Puls, Kollege (???) kann die Pupillen sehen.

P1: Nein, ich habe Puls und Pupillen kontrolliert, das war vermutlich ein Missverständnis.

A: Sie sagten, dass sie vor dem Niederringen des Wague der Kollegin P5 das Funkgerät zugeworfen haben. Vorhalt (A verliest Einvernahmeprotokoll von P5): „Ich habe Wague gerade noch erwischt (sie meint, sie hat ihn berührt, als er vorbeilief, Anm.), der Kollege P1 stellt das Funkgerät auf den Boden, sagt, ich soll das nehmen..“

R zu A: Was wollen Sie damit? Da geht’s um Zehntel Sekunden? Worum geht’s? Inwiefern ist das relevant ob P1 der P5 das Funkgerät zuwirft oder nicht?

A: Laut P5 soll sie das Funkgerät nehmen und dann weggehen, weil hier so wenige Platz ist.

R: Wir verhandeln hier eine tragische Sache, Widersprüche sind nur zu behandeln wenn sie relevant sind, diese von A angesprochenen Sache ist unerheblich.
Laut einer andere Aussage sagt P5, P1 gab ihr das Funkgerät.

A: Ich ziehe die Frage zurück.

Ein Verteidiger zu A: Sie stellen unsinnige Fragen, da brauchen wir ja 6 Tage zum Verhandeln.

R: Bis jetzt habe ich noch alle Fragen zugelassen.

A: Ich halte ihnen vor, dass sie laut Einvernahmeniederschrift noch nichts darüber gesagt haben, dass Wague mit dem Kopf auf den Boden geschlagen hat.

P1: Ich habe gesagt, dass ich die Stofftasche unter Seibane Wagues Kopf geschoben hatte, warum sonst sollte ich das tun? Ich stand unter Druck, vielleicht habe ich das deshalb nicht angegeben.

A: Haben sie gehört, wie jemand gesagt hat, dass im Rückenbereich nicht mehr fixiert werden soll? Haben sie gehört, wie Kollegin P5 gesagt hat „fühlt’s ihm den Puls“.

P1: Nein.

Ein Verteidiger: Haben sie die Situation als nicht gefährlich eingestuft?

Verteidiger: In Bezug auf die Frage der Ausbildung: war Ihnen das Phänomen der positionellen Asphyxie bekannt?

P1: Nein, das wird weder in der Schule gelehrt, noch in der Fortbildung.

Verteidiger: Wie laufen die Schulungen ab, wie sieht das aus?

P1: Alle 2 Jahre müssen wir zur Fortbildung gehen. Da werden Gesetzesänderung nahegebracht, seit 2003 sind das 3 Tage, davor waren es 5 Tage. Ich war erst einmal in einer Schulung, ich habe keine Schulung in AEK (Anwendung einsatzbedingter Körperkraft) erhalten. Ich habe Erste Hilfe gelernt, wie handle ich bei Bewusstlosen.

Verteidiger: Ist nachvollziehbar, welcher Beamte welche Schulung erhält?

P1: Ja.

R beabsichtigt, Schulungsliste zu eruieren, nachvollziehen zu lassen, was genau in welcher Schulung gelehrt wurde.

R: Wurde in irgendeiner Schulung die positionelle Asphyxie thematisiert?

P1: Erst nach dem Vorfall.

Ein Verteidiger: Wer hat das angesprochen? Die Ausbildner?

P1: Ja.

Ein Verteidiger: Bis dato erhielten sie keine spezifische Schulung?

P1: Richtig.

Ein Verteidiger: Wurde in einer Schulung der Umgang mit psychisch Kranken gelehrt?

P1: Ja, es gibt solche Schulungen auf freiwilliger Basis, aber da ist die Teilnehmerzahl so gering, da gibt es kaum Chancen, reinzukommen. Es gibt 5000 Sicherheitswachebeamte, und 10 Leute kommen in die Schulung.

Ein Verteidiger: Eine flächendeckende Intervention diesbezüglich hat bis dato nicht stattgefunden?

P1: Nein.

Ein Verteidiger: Wurde die Dauer der Fixierung problematisiert – fixiert man Personen so lange mit dem vollen Körpergewicht, bis keine Gefahr der Verletzung besteht oder wird der Druck situativ angemessen?

P1: Letzteres, ja.

Ein Verteidiger: Also es ist nicht so vorzustellen, dass sie mit 100 Kilo Wague voll zu Boden drücken, sondern das variiert je nach Notwendigkeit?

P1: Ja.

D: Wenn auf den Brustkorb Druck ausgeübt wird, was hat das für Konsequenzen?

P1: Kommt auf den Druck an, vielleicht Schmerzen.

D: Wissen Sie wie Atmung funktioniert? Dass man für die Atmung auch den Brustkorb bewegen muss?

P1: Nein. Also ja, der Brustkorb kann sich nicht bewegen.

D: Ist Ihnen bekannt, dass Druck auf den Brustkorb die Atmung beeinträchtigt?

P1: Ja.

Pause

Fortsetzung 10.05 Uhr

Ein Verteidiger: Betreffend dem Ausbildungsstand der Polizisten, ist bezüglich der Ausbildungsstände schon jemand vorgeladen?

R: Ich habe vor zu vertagen um Informationen über den Ausbildungsstand der Polizisten und Sanitäter einzuholen. Ich bin für Anregungen dankbar. Zweitens sei es sinnvoll, dass D. bei der ganzen Verhandlung anwesend ist. Das Gericht soll sich durch den Zeitplan nicht drängen lassen. Weitere Zeugenvernehmungen sollen stattfinden, Prof. Bruckner soll vor Gericht kommen. Eventuell wird noch am Freitag das Beweisverfahren abgeschlossen. Es muss nicht jeder einzelne bezüglich der Ausbildung befragt werden.

Einvernahme des zweiten angeklagten Polizisten P2


R: Wo waren sie positioniert ab dem Zeitpunkt als Seibane Wague im Rettungsfahrzeug war?

P2: Ich war im Funkwagen, hörte Rufen, zog mir Handschuhe an und half P1 den Wague zu bändigen. Ich hielt Wague vom Gesäß aufwärts mit dem linken Knie niedergedrückt. Je nach Gegenwehr fixiert ich ihm auch die Hände.

R: Es ist neu, dass sie sagen je nach Gegenwehr.

P2: Ich war bisher nicht danach gefragt worden. Wenn Wague versucht hat, sich herauszuwinden habe ich versucht ihn wieder niederzudrücken.

R: Wieso haben sie das bisher nicht gesagt?

P2: Ich wurde nicht gefragt.

R: Ich werde den Beweis würdigen. Was haben sie sonst für Wahrnehmungen gemacht? Hat sie erst was gesehen, als Wague schon am Boden war?

P2: Ich bin erst dazugekommen wie Wague schon am Boden war.

R: Hat sich ihre Position ergeben oder erfolgte sie auf Anordnung des Kollegen?

P2: Ich war dort wo Platz war.

R: Wo haben sie ihn fixiert?

P2: Der Erinnerung nach mit dem linken Knie im Gesäßbereich aufwärts, das rechte Bein zur Balance, mit den Händen hielt ich Herrn Wagues Handfesseln.

R: Mit beiden Händen oder einer?

P2: Das weiß ich nicht.

R: Warum war das notwendig?

P2: Weil Wague heftig Widerstand geleistet hat. Er versuchte sich aufzudrehen, aufzustehen. Es war nötig ihn am Boden zu fixieren um den Sanitätern zu ermöglichen ihn zu behandeln.

R: Waren 9 Leute notwendig?

P2: Ja. Ich war auf meinen Bereich konzentriert, habe die anderen Kollegen nicht so mitbekommen. Die Sanitäter habe ich an den roten Hosen erkannt. Sie haben im Beinbereich abwärts fixiert.

R: Wie lange dauerte der Widerstand?

P2: Ich habe nicht auf die Uhr geschaut und weiß es nicht.

R: Erinnern sie sich an die Spritze? Leistete Wague vorher Widerstand, und nachher?

P2: Ja, auch nachher. Wague versuchte immer wieder sich zu heben.

R: Hat der Widerstand irgendwann gänzlich aufgehört?

P2: Meiner Meinung nach nicht, erst als Herr Wague auf der Bahre lag.

R: Laut Video ist nichts davon zu sehen.

P2: Meiner Wahrnehmung nach hat Wague beim Aufheben versucht, mir die Hände zu verdrehen.

R (fragt D.): Ist es möglich, isoliert die Beine ruhig zu stellen, die Hände nicht?

P2: Ich habe die linke Armseite auf die Bahre gehoben, dabei hat Wague versucht mir die Hand zu verdrehen.

Der Sachverständige D. lässt P2 den Vorgang demonstrieren.
D. gibt die Hände auf den Rücken überkreuz, P2 hat mit der linken Hand den linken Arm im Oberarmbereich erfasst, mit seiner rechten Hand die rechte Hand. Laut Aussage von P2 hat Seibane Wague Druck auf seine rechte Hand ausgeübt. Laut D. ist das möglich.
R: Haben sie Zurufe bezüglich Vitalfunktionen mitbekommen?

P2: Nein, ich habe nichts gehört und nichts bemerkt.

R: Haben sie gehört, dass jemand sagt Wague hat keinen Puls mehr?

P2: Nein.

R: Haben sie eine Wahrnehmung gemacht, ob Wague mit den Beinen getreten hat?

P2: Nein.

R (zornig): Sie sagen, sie haben keine Wahrnehmung davon und wollen aber gesehen haben, dass der Druck unterschiedlich dosiert wurde?

P2: Ich sah, wie die Sanitäter aufstehen (unsicher).

R: Waren wirklich so viele Leute notwendig?

P2: Ja. Wenn Wague mit den Beinen genauso viel Widerstand geleistet hat wie bei mir, dann war es notwendig um eine Verletzung der Kollegen auszuschließen. Ich war auf mich selbst konzentriert und auch auf den Kollegen gegenüber.

R: Sind Sie sich bewusst, dass diese Art der Fixierung Atemnot hervorruft?

P2: Nein.

R: Und was ist mit dem Hausverstand, laut Video sind sie 2 bis 3 Minuten nicht auf die Idee gekommen Herrn Wague in Seitenlage umzudrehen, wenn eh schon 9 Leute da sind?

P2: Nein, weil meine Aufgabe war es, Zugang für den Notarzt zu schaffen für die Spritze, wie Wague sich beruhigt hat, dann wurde Wague auf die Bahre gelegt.

R: Wurde Wague geschlagen?

P2: Ich habe ihn weder selbst geschlagen noch gesehen, dass ihn jemand geschlagen hat.

R: Laut Zeugen M. wurde Seibane Wague geschlagen. Was hätte M. davon zu sagen, dass die Polizei zuerst ruhig vorgegangen ist und ihn dann später geschlagen hätte?

P2: Ich weiß nicht, warum M. das sagt, aber ich habe Wague nicht selbst geschlagen und auch nichts derartiges wahrgenommen.

R: Waren sie dabei, wie Wague umgedreht wurde und Dr. K. keinen Puls spürte?

P2: Ich habe keine Tätigkeit vom Notarzt mitbekommen. Es war wenig Platz zwischen den Autos und ich habe nicht mehr mitbekommen, wie Wague auf den Rücken gedreht wurde.

R: Wie lange haben sie mit dem Knie fixiert?

P2: Ich weiß nicht, bis Wague auf die Bahre gelegt wurde. Je nach dem Widerstand, nicht mit dem ganzen Körpergewicht, ich habe den Druck immer wieder zurückgenommen.

D: Wie viel wiegen sie?

P2: Jetzt mehr, damals cirka 90 bis 95 Kilo.

D. nimmt Skizze. P2 geht zu D. und soll einzeichnen, wo er mit dem linken Knie Druck ausgeübt hat.

P2: Das rechte Knie war ausgestreckt ohne Körperkontakt. Die Hände waren im Bereich der Handfesseln.

D: Beide?

P2: Teilweise. Wenn es notwendig war, habe ich Druck auf die fixierten Hände ausgeübt und zwar nach unten.

D: Haben sie mit dem linken Knie auf den Körperstamm Druck ausgeübt oder auch auf den Unterarm?

P2: Nicht auf den Unterarm.

D: Zur Funktion der Atmung: ist Ihnen bekannt, dass dazu auch Brustkorbbewegung notwendig ist?

P2: Ja das ist mir bekannt.

D: Was passiert, wenn auf den Brustkorb Druck ausgeübt wird?

P2: Weiß nicht, was passiert.

D: Beeinträchtigt der Druck die Atmung?

P2: Kann sein, weiß nicht.

D: Haben Sie bei der Ausbildung Fesselung geübt?

P2: Ja, aber das ist lange her, ich weiß es nicht mehr.

D: Wurden sie selbst gefesselt? Hat sie selbst gefesselt?

P2: Das weiß ich nicht mehr. Ich weiß, dass ich ausgebildet wurde, das wird aber relativ dürftig gewesen sein.

R fragt D: Wenn ein Kräftediagramm gezeichnet wird, d.h, wenn das Knie drauf drückt, ist das überhaupt möglich, zu dosieren?

P2 demonstriert die Haltung.

R: Laut Video war das rechte Bein nahezu durchgestreckt, der Oberkörper gebeugt, jetzt sind aber beide Knie am Boden, der Oberkörper aufrecht.

D. legt sich auf den Boden. P2 demonstriert an D. die Haltung.

R fragt D: Was ist das für ein Gefühl?

D: Ein sehr starkes einengendes Druckgefühl, die Atmung ist beeinträchtigt.

R: Kann man den Druck dosieren?

D: Sehr schwer, ich habe das Gefühl er drückt mit dem ganzen Körper.

STA: Soll ich verstehen, dass Sie nicht wirklich ausgebildet werden, wie man fixiert?

P2: Ich habe es nicht wirklich gelernt, das war so, wie man jemand ordentlich fixiert. Ich bin seit 1992 Polizist.

STA: Das ist einigermaßen beunruhigend. Wie kommen Sie dann dazu, so zu fixieren? Würden sie es wieder so machen?

P2: Ich weiß nicht, vermutlich nicht. Ich habe bis heute keine Schulung erhalten.

STA: Sind sie auf die Idee gekommen, Herrn Wague auf die Seite zu drehen?

P2: Für mich war keine Gefahr ersichtlich, ich wollte nur Zugang für den Arzt schaffen.

STA:. Für mich kann der Zeuge nicht glaubhaft erklären, dass er nicht auf die Idee kommt, dass es zu einer Beeinträchtigung der Atmung kommen muss.

A: Sahen sie den Kopfbereich?

P2: Nein, aus meinem Blickwinkel nicht.

A: Haben sie Bewegungen wahrgenommen?

P2: Das ist mir nicht erinnerlich.

A: Haben sie die Pulskontrolle vom Kollegen wahrgenommen?

P2: Nein. Meiner Meinung war das nicht notwendig, weil Wague immer noch Widerstand geleistet hat.

A: Haben sie gesehen wie die Spritze gesetzt wurde?

P2: Ja, die Hose wurde aufgeschnitten und die Spritze gesetzt.

A: Hat Herr Wague sich gewehrt?

P2: Ja, eine Fixierung war notwendig.

A: Gab es eine Weisung vom Notarzt, hat er was gesagt?

P2: Nein.

A: Laut Video war Wague ruhig, kann es sein dass sich Wague gewehrt hat, aber so fixiert war, dass keine Bewegung zu sehen war?

P2: Kann sein.

A: Wie lange haben sie fixiert?

P2: Weiß nicht.

R: Da gibt es einen Widerspruch, laut Einvernahme geben sie an, dass Kollegen Puls und Pupillen kontrollieren. Haben sie das gesehen oder wissen sie das aus Erzählungen?

P2: Das kann ich heute nicht mehr sagen.

R (Frage an P1): Sie haben die Vitalfunktionen kontrolliert, sie wollten sorgfältig kontrollieren, warum haben sie dann nicht zum Kollegen gesagt, Wague leistet keinen Widerstand mehr, kannst schon aufhören?

P1: Ich habe aus seinem Blickwinkel die Fixierungsmaßnahmen von P2 nicht gesehen

Einvernahme des dritten angeklagten Polizisten P3


R: Schildern Sie vom Bereich an, wo Wague aus dem Rettungswagen kommt.

P3: Ich sah wie Wague aus dem Rettungswagen springt und Richtung Heumarkt läuft. Ich sah auch wie P1 ihn fixiert und lief nach und half beim Fixieren.

R: Waren sie dabei, wie Wague auf den Rettungswagen gedrückt wurde?

P3: Nein, ich habe erst Handschuhe angezogen. Wague läuft und ich schrie gemeinsam mit P1. Ich habe ihn glaube ich an der rechten Schulter gepackt aber weiß nicht sicher. Es gab ein Gerangel, dann haben wir Wague zu Boden gebracht. Wir haben ihn in Bauchlage gebracht.

R: Warum?

P3: Weil das so vorgesehen ist, weil ich das so gelernt habe.

R: Wie haben sie fixiert?

P3: Mit der rechten Hand (demonstriert es). Ich bin gehockt und habe Wague mit der rechten Hand an der Handfessel fixiert.

R: Sind sie auf der rechten oder linken Seite gehockt?

P3: Auf der rechten Seite mit Blickrichtung zu den Füßen. Ich habe nicht gesehen, was hinter mir im Oberkörperbereich vor sich geht. Ich habe P2 nicht gesehen. Ich war auf mich selbst konzentriert.

R: Gab es Widerstand?

P3: Ja.

R: Wie lange?

P3: Weiß ich nicht.

R: Was ist mit der Spritze?

P3: Der Widerstand dauerte bis zur Spritze und hat kurze Zeit danach aufgehört. Ich spürte Armbewegungen, versuchte mich mit dem Oberkörper loszudrehen. Kurz nach der Spritze waren die Bewegungen aus.

R: Wague war mindestens zweieinhalb Minuten nach der Spritze in Bauchlage, warum wurde nicht etwas an der Lage geändert?

P3: Ich bin draufgeblieben, habe aber keinen Druck mehr ausgeübt.

R: Sie hätten auf die Kollegen schauen können.

P3: Ich war auf mich konzentriert.

R: Warum haben sie nichts unternommen, wenn ich hockerl, dann sind zwei Minuten lang.

P3: Jemand, vielleicht P1, sagte: Wague leistet nicht mehr Widerstand, legen wir ihn auf die Bahre. Der Doktor sagt dann nein, warten wir noch. Ich half dann, Wague auf die Bahre zu legen. Bei der Abnahme der Handfessel war ich nicht dabei.

R: Ein Angeklagter hat gesagt er hätte gehört, dass jemand auf die Aufforderung des Arztes oder der Sanitäter, die Handfesseln abzulegen gesagt hat: auf eure Verantwortung.

P3: Nein, ich habe keine Wahrnehmung von genannter Aufforderung.

R: Haben sie Wague geschlagen?

P3: Nein, ich habe auch nichts dergleichen wahrgenommen.

R: Wie ist das möglich, wenn sie mit dem Rücken zum Kopfbereich ist? Können sie ausschließen, dass jemand Wague auf den Kopf geschlagen hat?

P3: Kann ich nicht, im Bereich des Oberkörpers kann ich das ausschließen.

R: Haben sie Ausbildungen gemacht?

P3: Ja. Früher alle 4 Jahre, jetzt alle 2.

R: Wurden sie darauf aufmerksam gemacht, dass so ein Art von Festsetzung gefährlich ist?

P3: Nein, wenn ich darauf aufmerksam gemacht worden wäre, hätte er das nicht gemacht.

R: Seibane Wague war 180 groß, 72 Kilo schwer, waren 9 Leute notwendig ihn zu halten?

P3: Ja, das war notwendig.

R: Warum wurden noch Leute angefordert, Hundeführer? Haben sie mit weiterem Widerstand gerechnet?

P3: Bei tobenden Leute kann man nicht genug sein.

R: Laut Dr. K. hatte Wague keinen Puls mehr. Vom Zeitpunkt an, an dem sich Dr. K. über Wague beugt vergehen 2 Minuten bis er in den Rettungswagen gebracht wird. War da keine Hektik?

P3: Nein. Ich bemerkte nichts. Atem- und Pulskontrolle wurden durchgeführt.

R: Laut Untersuchungsrichterbericht waren sie überrascht über die Reanimation, sie sahen keine Notwendigkeit.

D. lässt P3 seine Position auf der Skizze einzeichnen.

D: Wie haben sie Wague fixiert?

P3: Mit einer Hand.

D: Haben sie ihn einfach gehalten? Druck ausgeübt? Nach unten?

P3: Ja je nachdem wie sich Wague gewehrt hat. Ja, ich habe auch Druck nach unten ausgeübt.

D: Nur mit einer Hand? Sind sie gehockt?

P3: Ja.

D. zeigt P3 eine Mappe mit Fotos des Toten. Auf Bild 17 ist ein Hämatom im Bereich unterm Ellenbogen zu sehen.

D: Sie haben den Arm von Wague gehalten und nach unten gedreht. Haben sie eine Erklärung für das Hämatom?

P3: Nein.

Die Anwälte schauen das Bild an.

Ein Anwalt: Ich verstehe die Frage von D. nicht insofern, warum P3 das wissen soll, weil Wague vorher mit dem Auto mitgeschleift wurde etc. Wo ist der Zusammenhang mit der Fixierung?

D. zu P3: Haben sie mit einem anderen Körperteil auch noch Druck ausgeübt?

P3: Nein.

D: Ich muss eine Erklärung für die Verletzung suchen, daher die Frage an P3.

Ein Anwalt: Man weiß, dass Wague 5 Meter mitgeschliffen wurde, dann auf der rechten Seite der Griff vom Auto abgebrochen ist, kann die Verletzung auch durch was anderes zustande gekommen sein?

D: Das ist nicht auszuschließen.

R: Fahren Sie mit der Befragung fort.

STA: Bezüglich der Fixierung: Sie sagen, der Widerstand war sehr massiv. Sie schildern, dass Sie Wague nur gehalten haben, war das ausreichend?

P3: Ja, weil wir waren zu sechst oder neunt.

STA: Haben Sie in der Schulung Fesselungen an sich selbst erlebt?

P3: Ja, zu zweit und am Oberkörper.

STA: War die Atmung beeinträchtigt?

P3: Weiß nicht, das ist 7 bis 8 Jahre her.

STA: War sie kurz oder länger fixiert?

P3: Ich war damals Polizeischüler, weiß nicht.

STA: Würde er heute wieder so handeln?

P3: Ja, genauso.

A: Haben sie jemals gehört, dass jemand ruft: Der hat keinen Puls mehr?

P3. Nein, ich habe nichts dergleichen mitbekommen bei der Amtshandlung. Bei Erzählungen danach wurde gesagt, jemand hat gesagt, dass kein Puls mehr da ist. Wer, weiß er nicht.

R: P1 sagt aus, er selbst hat das nicht gesagt. Irgendwer muss das aber in die Welt setzen, es ist naheliegend (..ein paar Worte nicht verstanden).

P3: Die Kollegin P5 hat gerufen, man soll den Puls überwachen.

R: Das war nicht die Frage. Die Frage ist nicht so schwierig zu verstehen.

A: Haben sie gesehen wie die Spritze erteilt wurde? Haben sie gesehen, wie der Notarzt die Anweisung gegeben hat? Wer hat die Anweisung gegeben? Die Polizei?

P3: Jemand hat gesagt, wir brauchen eine Spritze.

A: Ein Polizist?

P3: Ja, ein Polizist hat das gesagt. Ich habe das Spritze setzen gesehen. Wague hat sich bis zur Spritze gewehrt.

A: Hat der Notarzt gesagt, wo er die Spritze setzen will?

P3: Nein.

A: Wo hat er sie gesetzt?

P3: Die Hose wurde aufgeschnitten, der Sanitäter setzte die Spritze ins Gesäß.

A: Hat sich Wague noch gewehrt oder nicht?

P3: Unmittelbar nach der Spritze war’s vorbei.

A: Vorhalt: damals haben sie gesagt, nach einer Minute. Haben sie gesehen wie der Arzt nach der Spritze den Puls fühlt?

P3: Das habe ich damals angegeben, ich habe nur die Füße gesehen von den Rettungsleuten, ich nahm an, dass der Arzt den Puls gemessen hat.

A: Vorhalt Zitat der Erstbefragungen: sie haben gesagt, dass unmittelbar nach der Spritze der Arzt am Hals den Puls gemessen hat. Die Rettung hat aber rote Hosen.

P3: Damals war ich fest der Meinung, dass der Arzt den Puls misst.

A: War das ihre Wahrnehmung oder eine Annahme? Wurde ihnen erzählt, dass der Puls gemessen wurde?

P3: Ja.

A: Warum protokollieren sie eine Schlussfolgerung?

P3: Damals war das meine Wahrnehmung.

A: Kann es sein, dass ihr Kollege den Puls gemessen hat?

P3: Kann sein.

Ein Verteidiger: Links von ihnen war die Kollegin P5. Konnten sie aus dem Augenwinkel den Arzt und den Sanitäter beim Spritze setzen beobachten?

P3: Ja.

A: Hat sie nur die Füße gesehen oder das Puls fühlen?

P3: Nur die Füße.

Pause.
In der Pause Diskussion über die Schaffung zusätzlicher Plätze im Saal, weil so viele Leute draußen stehen und nicht rein können. Das geht aus Sicherheitsgründen nicht.
Richter: Hier ist es sitzplatzmäßig beschränkt, ich hatte einen größeren Saal bestellt aber nicht bekommen. Ich kann als Vorsitzender nicht den Platzanweiser spielen. Andere Leute sind damit beauftragt.

11:35

Einvernahme des vierten angeklagten Polizisten P4


R: Ab welchem Zeitpunkt sind sie darauf aufmerksam geworden, dass Wague aus der Rettung springt?

P4: Ich ging zu M. ...

R: Das klingt ja wie auswendig gelernt, wenn jemand in der Mitvergangenheit spricht. Ich frage Sie jetzt noch einmal: ab welchem Zeitpunkt sind sie aufmerksam geworden?

P4: Wie ich neben M. bei seinem Fahrzeug stand wegen der Beschädigungen. Ich stand mit dem Rücken zum Rettungsfahrzeug. Drehte mich um wegen einem Gerangel zwischen den Fahrzeugen. Ich überlegte mir ob ich zu Hilfe komme soll oder die Sache mit M. abschließen. Dachte mir, dass die Kollegen mit der Aggression von Wague umgehen können. Ich schloss mit M. ab und gehe hin, wo Wague in Bauchlage auf der Fahrbahn lag. Sah, wie Wague von Kollegen und Sanitätern niedergedrückt wurde. Ich glaube der Kollege P1 ersuchte mich, ihn beim Kopf zu unterstützen. Ich zog mir die Handschuhe an, drückte ihn nieder, besser gesagt, hält ich nieder. Das Gesicht von Wague war auf die linke Seite gedreht Richtung P1.

R: Zeigen Sie die Position.

P4 demonstriert: Ich kniete mit beiden Knien, hielt den Kopf mit linker Hand.

R: Warum haben sie den Kopf gehalten?

P4: Um ihn ruhig zu stellen, weil der ganze Körper war in Bewegung. Dass er fixiert werden kann, damit er nicht sich oder andere verletzt.

R: Wie soll Wague sich oder andere verletzen können?

P4: Durch das Aufschlagen auf der Fahrbahn hätte er sich verletzen können.

R: Sie haben über die Aufforderung von M. die Schäden beim Auto aufgenommen. Das Interesse von M. war die Beschädigung.

P4: Ich war darauf konzentriert.

R: Wo ist ihr Auto gestanden?

Skizze wird gesucht und P4 zeigt auf der Skizze wo das Fahrzeug war – Heumarkt Richtung Johannesgasse unmittelbar nach dem Schutzweg. Rettungswagen und Noteinsatzfahrzeug – letzteres am 2. Fahrstreifen auf Höhe der Haltelinie, eineinhalb Meter dahinter war der Rettungswagen.

R: Wo fand der Vorfall wie auch auf dem Video statt?

P4: Zwischen Rettung und Noteinsatzfahrzeug. Wagues Kopf zeigte Richtung Stadtpark.

R: Sahen sie einen Körperteil von Wague solange sie noch bei M. waren?

P4: Solange die Personen noch stehend waren hatte ich ein gutes Sichtfeld, einzelne Positionen waren nicht erkennbar.

R: Laut Aussage bei der Polizei konnte man aus der Sicht von M. keine Schläge sehen. Haben sie was gesehen?

P4: Solange die Personen aufrecht waren, war ein Gerangel zu sehen.

R: Waren sie dann noch bei Malle?

P4: Ich weiß nicht. Ich ging dann zu Wague, hatte die Handschuhe bei mir, sicherte dann den Kopf.

R: Hat Wague zu dem Zeitpunkt, als Sie den Kopf gesichert haben, Widerstand geleistet? Was hat Wague mit dem Kopf gemacht?

P4: Der ganze Körper hat sich gewunden. Ich habe die Verabreichung der Spritze gesehen. Nicht lange nach der Spritze hat der Widerstand aufgehört. Sobald kein Widerstand mehr bemerkbar war, habe ich sofort losgelassen. Ich hätte geglaubt, ich blieb knien, laut Video sieht man dass ich aufstand.

R: Ist ihnen bekannt, dass es zu Atemnot und Erstickung kommen kann, wenn man in Bauchlage fixiert ist?

P4: Nein. Schulungen habe ich gemacht, im Rahmen berufsbegleitender Fortbildung. Bis dato habe ich nichts von Erstickung etc. gehört. Dazu keine spezielle Fortbildung gemacht.

R: Was ist mit Schlägen?

P4: Ich habe keine gesehen, habe selbst nicht geschlagen, im Kopfbereich gab es keine Schläge.

R: Ist niemand auf die Idee gekommen Wague nach Aufhören des Widerstandes aufzurichten?

P4: Ich habe in der Niederschrift angegeben, ich glaube P2 sagte, der Widerstand hört auf, man könnte ihn schon auf die Bahre legen. Mir ist so vorgekommen, der Notarzt glaubte so schnell kann das nicht gehen. Wir sollten noch zuwarten.

R: Wer hat das gesagt?

P4: Weiß nicht.

R: Haben sie Vitalfunktionen kontrolliert?

P4: Ich habe auf die Atmung geachtet, aus Gesicht und Lippenbewegungen geschlossen, dass er atmet.

R: Warum haben sie überhaupt darauf geachtet, wenn sie nicht geschult sind?

P4: Die Kollegin P5 hat darauf aufmerksam gemacht, dass man darauf schaut.

R: Wie lange hat Wague noch geatmet?

P4: Ich glaube, bis Wague auf die Bahre gelegt wurde hat er noch geatmet, ich war in Kopfhöhe.

R: Warum glauben sie und sind nicht sicher?

P4: Laut Lippenbewegungen hat er geatmet.

R: Haben sie nicht gehört, dass jemand sagt, dass er keinen Puls mehr hat?

P4: Ich selbst habe nicht mitgeholfen ihn auf die Bahre zu legen. War in der Nähe.

R: Wie Dr. K. sagt, er hat keinen Puls als Wague auf der Bahre war, kam es da nicht zu Hektik?

P4: Ich habe keine Hektik wahrgenommen.

D: Was haben sie im Gesicht wahrgenommen? Können sie das nachstellen?

P4: Ich konnte Öffnen und Schließen des Mundes wahrnehmen, nicht hektisch.

D: Wie waren die Lippenbewegungen, die waren scheinbar eindrucksvoll, laut Protokoll haben sie sie genau beschrieben. Schildern sie das. Was haben sie wahrgenommen. Machen Sie das nach!

P4: Ich kann es nicht.

D: Haben sie Kopfbewegungen wahrgenommen?

P4: Ja, nach dem Loslassen hat Wague den Kopf gehoben und zu mir gedreht.

D: Wann haben sie Kopf- und Lippenbewegungen wahrgenommen, nach dem Kopfdrehen oder vorher?

D. ruft P4 zur Skizze: Wo sind sie gekniet?

P4: Im Bereich der linken Schulter, ich habe mit der linken flachen Hand auf die linke Gesichtsseite Druck ausgeübt.

D: Wen haben sie noch wahrgenommen, wer war gegenüber?

P4: P1, er hat mit den Händen im Schulterbereich fixiert.

D: Zwischen den Schulterblättern?

P4: Ich weiß nicht. Nachdem ich losgelassen habe hat Wague das Gesicht gedreht. Ich habe die Gesichtsbewegungen wahrgenommen erst als Wague das Gesicht zu mir gedreht hat.

D: Haben sie einen Luftstrom bemerkt?

P4: Nein, aber Wague hat den Kopf ein weiteres Mal gehoben und mehrmals in meine Richtung ausgespuckt.

R: Wenn Sie die Situation schildern, war da Stress? War Kraft notwendig oder nur zur Kontrolle? Wenn andere Leute auch noch da sind, was war ihre Aufgabe?

P4: Meine Aufgabe war helfen, keine Kraftanstrengung, eher den Kopf kontrollieren.

R: War da Stressbelastung oder Kontrollfunktion?

P4: Ich war auf den Kopf konzentriert.

R: Haben sie die anderen Kollegen mitbekommen?

P4: Damals habe er nur P1 in Erinnerung. Das Ausspucken war nach der Haldol-Spritze.

R: Wenn Herr Wague 2 bis 3 Minuten lang regungslos ohne Widerstand am Boden liegt, sagt man da nicht zum Kollegen, du bist mit dem Gewicht drauf? Wenn sie das Gesicht sehen, ist das nicht erkennbar?

D: Das muss nicht erkennbar sein im Gesicht.

Ein Verteidiger: Einwand: ich denke bei einer anderen Hautfarbe ist das vielleicht anders.

D: Hat P1 was gemacht?

P4: Wenn’s um das Pulsmessen geht: ich kann nicht auseinanderhalten was in Gesprächen danach gesagt wurde und was meine Erinnerung ist. In meiner Erinnerung hat P1 ein Augenlid gehoben.

D: Waren Wagues Augen geschlossen?

P4: Zur Zeit der Pupillenkontrolle war Wagues Gesicht zu P1 gedreht. Ich sah nicht ob die Augen offen waren oder nicht, ich sah wie P1 ein Lid hob.

R: Vorhalt: Im Protokoll waren Widersprüche, alle waren ... (ein paar Worte fehlen).

P4: Ich bin selbst verwundert über den Satz im Protokoll. Ich kann das nur so erklären, dass ich die Position von P1 und mir selbst beschrieben habe, das hat sich aber nur auf P2 bezogen.

D: Haben Sie die rechte Hand frei gehabt?

P4: Ja.

D: War ihr Blickfeld Richtung Längsrichtung des Körpers?

P4: Ich würde sagen quer über den Oberkörper.

D: Ist Ihnen bekannt, dass Brustkorbbewegung nötig ist zur Atmung?

P4: Ja.

D: Hatten Sie Blick über den Körperstamm?

P4: Ja.

D: Hier kniet also ein 90 Kilo schwerer Kollege auf Wague, hier drückt ein 90 Kilo schwerer Kollege im Armbereich, was haben Sie sich gedacht, das ist gut für die Fixierung, schlecht für die Atmung? Was meinen Sie aus Ihrer Lebenserfahrung, ob das Auswirkungen auf die Atmung hat?

P4: Ich habe damals nicht daran gedacht.

D: Was bedeutet „nicht alle auf einen Täter“ aus der Dienstanweisung aus dem Jahr 2000. Sind Sie Dienstältester aus der Gruppe?

P4: Ja.

D: Wie viele Jahre sind Sie im Dienst?

P4: 21 Jahre.

D: Sie haben Fixierungen schon mitgemacht, hat es dabei schon gesundheitliche Probleme gegeben?

P4: Nie davon gehört.

D: Ist in 21 Jahren schon ein Kollege bei Amtshandlungen verletzt worden?

P4: Noch nicht vorgekommen.

Anwalt zu D: Dieser erwähnte Merksatz bezieht sich nicht drauf, dass nicht alle auf einen Täter konzentriert sind, sondern bei mehreren Tätern sich aufsplittern.

STA: Haben Sie schon Fixierungen erlebt?

P4: Das ist bei renitenten Personen nicht anders machbar.

STA: Wie lange ist die Dauer der Fixierung generell?

P4: Die Fixierungsdauer ist in der Regel kürzer als hier.

STA: War der Widerstand von Wague stärker als was sie bisher erlebt haben?

P4: Es ist mir eigenartig vorgekommen, dass wir alle damit zu tun hatten.

STA: Geht das normalerweise relativ schnell?

P4: Ich habe schon gesagt dass mir das eigenartig vorgekommen ist.

STA: Haben sie Geräusche gehört von Wague?

P4: Nein, er war stumm.

STA. War ihrer Ansicht nach die Amtshandlung ordnungsgemäß?

P4. Nach damaligen Informationsstand ja.

STA: Würden sie es jetzt anders machen?

P4: Die Überwältigung ist anders nicht möglich, ich würde aber schauen dass die Leute schnell aufstehen.

A (zitiert Einvernahme): Sie sagten: „ich würde eine Fixierung auf die Art nicht mehr machen“ zur Art der Fixierung durch den Sanitäter, die Belastung mit dem Fuß.

P4: Ich würde mit Armen und Händen fixieren, könnte das besser kontrollieren.

A: Aber Sie haben gesehen, dass P2 mit dem Knie fixiert hat?

P4: So habe ich das nicht gesagt.

Ein Verteidiger korrigiert Lorenz: Das ist unvollständig, kein komplettes Zitat, es heißt dass der Sanitäter mit dem Fuß tastet ob Wague noch reagiert, ob er sich noch bewegt oder so.

R: Es gibt Widersprüche in den Aussagen.

A: Ich verstehe das so, dass P4 P2 gesehen hat.

R: War das der Kommentar zum Video?

P4: Ja, so war das, als Kommentar habe ich gesagt, so würde ich nicht fixieren.

R: Sie hätten mit der Hand getastet, ob einer noch reagiert? Sie würden mit dem Fuß oder mit der Hand fixieren?

P4: Mit der Hand und den Armen.

R: Wie hat P2 fixiert?

P4: Mir ist in Erinnerung, dass P2 mit dem Oberkörper weit über Wague darübergebeugt war, ob er mit dem Knie drauf war oder nicht, habe ich nicht gesehen, ich habe nicht darauf geschaut.

Ein Verteidiger: Sie hatten Handschuhe an?

P4: Ja.

Verteidiger: Sie haben den linken Kopfbereich fixiert?

P4: Richtig.

Verteidiger: Zitat: der Polizist, der Wague auf den Kopf geschlagen hat, war ca. 40 - 45 Jahre, dunkle Haare, Handschuhe. Laut M.: Der Beamte schlug Wague im linken Kopfbereich mit der Faust auf den Kopf. Sind Sie sicher, dass keine Gewaltanwendung war?

P4: Ich habe sicher nicht geschlagen.

Verteidiger: Wie kommt die Personenbeschreibung zu Stande?

P4: Die trifft nicht auf mich zu.

Ein Verteidiger: Ein Zitat zum Spucken: Ich hatte den Eindruck, dass Wague nach uns spucken wollte. Wie kommt es zu dem Eindruck?

P4: Auf Grund der Gesamtsituation. Wague hat sich gewunden, geschlagen, getreten, jetzt war das die einzige Möglichkeit zum Widerstand.

Verteidiger: Das war also nicht ausspucken sondern anspucken?

P4: Anspucken.

Verteidiger: Vorhalt Zitat: ich achtete auf die Atmung, keine Auffälligkeiten.

P4: Ich habe bewusst auf die Atmung geachtet.

Verteidiger: Sie sagten: Bis zu dem Zeitpunkt, dass die Anordnung kam, Wague auf die Bahre zu heben, war ich sicher, dass Wague bei Bewusstsein war.

P4: Ich war sicher, dass er geatmet hat.

Anderer Verteidiger: Haben Sie die Kopffixierung gemacht zur Kontrolle oder dass er sich nicht selbst verletzt?

P4. Ja beides.

Verteidiger: Welcher Sanitäter war am Festhalten beteiligt?

P4: Ich kenne die Sanitäter jetzt, damals hatte ich kein Gesicht in Erinnerung. Ich habe gesehen, dass ein Sanitäter den linken unteren Fuß mit dem Bein fixiert hat.

Verteidiger: Vorhalt aus dem Akt: Sie sagen: die Art der Fixierung weiß ich nicht. Dann relativieren sie gleich: für mich ergab sich nicht der Eindruck, dass er den Fuß belastet.

P4: Nachdem der Sanitäter aufgestanden ist sah ich, dass er keinesfalls mit dem vollen Körpergewicht fixiert hat.

Verteidiger: Erfolgte die Spritze vor oder nach dem Anlegen der Fußfesseln?

P4: Ich habe die Spritze gesehen, wann die Fußfesseln angelegt wurden habe ich nicht gesehen. Die Formulierung ergab sich aus den Gesprächen nachher.

Verteidiger: Warum machen sie dann die Aussage: Wague leistet nach dem Anlegen der Fußfesseln noch Widerstand.

P4: Das ergibt sich auch aus den Gesprächen.

Verteidiger: Wie lange nach der Spritze hat der Widerstand aufgehört?

P4: Rasch.

Verteidiger: Eine Minute?

P4: Ja.

Anderer Verteidiger: Wann wurden die Fußfesseln angelegt, haben sie das mitbekommen?

P4: Ja, wie das angeordnet wurde. Das war notwendig, weil Wague renitent war. Er wurde durch Anwendung des gelinderen Mittels ruhiggestellt.

Verteidiger: Leistete er nach Anlegen der Fußfesseln Widerstand?

P4: Ich weiß den Zeitpunkt nicht mehr, nur dass er nach der Spritze ruhiggestellt war.

Einvernahme der fünften angeklagten Polizistin P5


R: Wann und wo wurde sie aufmerksam, dass Wague aus dem Rettungswagen raus ist?

P5: Ich hörte einen Schrei, war in der Nähe vom Einsatzfahrzeug. Ich glaube ich habe geschrieen: Passts auf, er kommt wieder raus! Glaube ihn erwischt zu haben, dann war P1 schon da, will ihn festhalten, Wague stößt ihn mit dem Kopf gegen die Nase, P1 schreit ihn an, dann gehen beide zu Boden.

R: War die Bauchlage absichtlich oder Zufall?

P5: Wir haben das so gelernt, aber in diesem Fall weiß ich nicht.

R: Warum wurden Fußfesseln angeordnet?

P5: Weil Wagues Aggression zugenommen haben, weil nach den Fußfesseln weiter Gewaltanwendung nicht nötig ist.

R: Wann erfolgte das?

P5: Ob noch am Gehsteig oder wie der Sanitäter gekommen ist weiß ich wirklich nicht mehr.

R: Können sie die Zeit einschränken?

P5: Wenn ich noch am Gehsteig war, dann wie die Kollegen Wague fixiert haben, die Differenz liegt im Sekundenbereich.

R: Kommen wir zu dem Punkt, wo sie den Sanitäter bitten, seine Position einzunehmen.

P5: Wague hat sich heftig gewehrt, mit den Beinen um sich geschlagen.

R: Laut Video haben sie den rechten Oberschenkel fixiert?

P5: Ob Ober- oder Unterschenkel weiß ich nicht.

R: Warum nicht mit den Händen?

P5: Aus Gründen der Eigensicherung, um Schläge ins Gesicht zu vermeiden, zweitens habe ich auch noch gefunkt.

R: Wie lange haben Sie noch fixiert, wie lange haben Sie noch Bewegung in den Beinen gespürt?

P5: Dr. K. hat die Spritze verabreicht, kurze Zeit danach hat der Widerstand nachgelassen.

R: Warum haben sie nicht nachgelassen?

P5: Ich bin 12 Jahre Polizistin, bei tobender Psychose kommt es zu einer Ruhephase, dann wieder zu einem Ausbruch aus Erfahrung. Ich habe stehend fixiert aus Eigensicherung. Auch der Kollege der die Fußfesseln anlegt, auch für ihn könnte es sonst schädlich sein.

R: Laut Video werden die Fußfesseln gebückt angelegt, bei Index 1:48 ist jemand kniend zu sehen, dann nicht mehr. Bei Index 2:03 wird nur stehend fixiert.

P5: Damit ich sicher bin, dass kein Gewaltausbruch stattfindet. Ich war zu keiner Zeit mit dem vollen Körpergewicht drauf.

R: Sie haben gerufen, dass jemand den Puls kontrollieren soll?

P5: Ja.

R: Warum?

P5: Nachdem der Widerstand leichter geworden ist, sagte ich zu Dr. K. der Widerstand ist leichter geworden, ist das okay? Dr. K. dreht sich dann weg und sagt, das passt eh. Ich sagte dann kontrollierts den Puls, mir war das zu wenig, was der Arzt tut.

R: Haben Sie Gefahr gesehen?

P5: Nein.

R: Haben Sie Ausbildungen besucht?

P5: Ja.

R: War ihnen die Gefahr für die Atmung bewusst?

P5: Nein.

R: Sind sie auf die Gefahr bei Bodenfixierung aufmerksam gemacht worden?

P5: Nein.

R: Hatten sie freie Sicht?

P5: Ja.

R: Haben sie gesehen wie P2 auf Wague kniet?

P5: Nein. Der Kollege hat mit Sicherheit mit dem Druck nachgelassen, weil er mit dem Oberkörper zurückgewichen ist.

D. ruft die Beamtin zur Skizze: Wo haben sie fixiert?

P5: Am ehesten das rechte Bein.

D: Wohin haben Sie geschaut? Haben sie das Körpergewicht auf das Standbein verlagert?

P5: Ja.

D: Haben Sie mit dem Bein auf Wague Druck ausgeübt?

P5: Fühlkontakt am meisten. Einmal bin ich sogar zurückgewichen, Wague dürfte das Bein gehoben haben, ich bin ins Stolpern gekommen.

R: Wenn Sie nur in Fühlkontakt waren, dann hatten sie welche Funktion bei Widerstand?

P5: Wenn Widerstand da war (...)

D: Schreiben Sie vorwiegend Fühlkontakt ...

A: Vorhalt Aussage eines Sanitäters: Die blonde Polizistin drückt den Oberschenkel nieder, sie sagt, dass der Schwarzafrikaner so Widerstand geleistet hat, dass er sie mit ihren ganzen 72 Kilo Körpergewicht ausheben könnte.

P5: Ich war nie mit dem ganzen Körpergewicht auf ihm, einmal bin ich sogar zurückgestolpert.

A: Erfolgte der Funkspruch während der Fixierung oder vorher?

R: Das ist ein falscher Vorhalt, dass P5 gesagt hätte, sie hätte das Funkgerät in der Hand gehabt aber nicht gefunkt. Sie hätte auch gesagt sie weiß es nicht mehr.

P5: Ich habe das falsch ausgedrückt, ich habe das Funkgerät in der Hand gehabt, ich weiß nicht mehr wann ich gefunkt habe, irgendwann habe ich es dann an den Gürtel gesteckt.

A: Haben sie Schulungen gemacht?

P5: Ich habe Fixierungsmaßnahmen gelernt. In den Schulungen habe ich gelernt, Fixierungen auch unter Einsatz des ganzen Körpergewichts vorzunehmen.

Ein Verteidiger: Wann sagten sie: messt’s den Puls?

P5: Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich habe keine lebensbedrohliche Situation festgestellt.

Verteidiger: Hätten Sie den Arzt beigezogen?

P5: Ich hab das ja dem Arzt gesagt, ich sagte, messt den Puls, ich habe nicht gesagt, kommt’s her, da stimmt was nicht.

Verteidiger: Haben sie schon oft so eine Situation erlebt?

P5: Oft.

Verteiger: Sind sie dabei verletzt worden?

P5: Einmal ja. Eine Knieverletzung. Eine Psychose, fällt auf mich, eine weibliche Person. Einmal hatte ich ein blaues Auge.

Verteidiger: Wurden schon oft Kollegen verletzt?

P5: Ja.

Anderer Verteidiger: Wer hat den linken Oberschenkel fixiert? Ein Polizist oder ein Sanitäter?

P5. Weiß nicht.

Verteidiger: Waren Sanitäter beteiligt?

P5: Ja. Ich glaube am linken Oberschenkel.


Mittagspause 13 Uhr
Fortsetzung 13.30 Uhr

Einvernahme des sechsten angeklagten Polizisten P6


R: P6 möge eintreten

R: Ich habe die Pause genützt, um weiteren Verhandlungsverlauf zu planen. Eine Vertagung ist unumgänglich. Es wird nicht dieser Freitag sondern ein späterer Termin.
Die Beschuldigten dürfen die Jacken ablegen. Da wir vertagen werden, ist Aussendung der Protokolle genug einvernehmlich ausreichend.
Lob an die Schriftführerin.
Herr P6, Sie wissen, wir sind bei dem Zeitpunkt wo der Herr Wague wieder aus dem Rettungswagen herauskommt, wo waren Sie, was waren ihre Wahrnehmungen?

P6: Ich war in dem Moment bei P5, hab gesehen, dass er wieder herauskommt.
Die Kollegin war etwas schneller, ich bin zu dem Zeitpunkt hingekommen, wo Kollege versucht hat, den Herrn Wague zu umklammern. Wie er genau zu Boden gebracht wurde, kann ich nicht mehr genau sagen.
Die Bauchlage hat sich so ergeben. Meine Position war im Fußbereich.
Das hat sich so ergeben, da war kein Beamter beim rechten Unterschenkel

R: Im sensiblen Bereich Oberkörper haben die Sicherheitsbeamten fixiert und im unteren unsensiblen Bereich die Sanitäter?

P6: Ja, ich hab sein rechtes Fußgelenk mit dem Fuß unter Kontrolle gebracht. Er hat kräftig Widerstand geleistet, hat stark ausgetreten.

R: Das müssen Sie mir jetzt genauer erklären: Jemand tritt mit den Füßen, wie schaffen Sie es, mit dem einen Bein zu stehen und dann seinen Fuß mit ihrem Fuß zu fixieren, können sie uns das bildlich schildern? Also Sie haben nicht erst mit den Händen fixiert und dann erst mit dem Fuß?
Warum nicht mit den Händen?

P6: Ich hab ihn nicht mit Händen gepackt wegen der Verletzungsgefahr. Wie ich das gemacht habe mit dem Fuß, das kann ich nicht mehr sagen.
Später ab einem gewissen Zeitpunkt hab ich ihn dann doch mit den Händen fixiert, das war kurz nach der Injektion, da hat der Widerstand nachgelassen, es war nur mehr ein leichter Widerstand, da war er mit der Hand zu fixieren.
P5 war oberhalb von mir. P4 war im Oberkörperbereich. Ich hab nicht geschaut, was sonst vorgeht, weil ich mich auf meinen Aufgabenbereich konzentriert hab.
P2 kniend am Oberkörper hab ich nicht gesehen.
Dass jemand in Bauchlage ersticken kann, hab ich von der Ausbildung her nicht gewusst, möglicherweise vom Hausverstand her.

R: Wenn ihnen der Hausverstand das sagt, dass Herr Wague in der Situation Probleme mit der Atmung haben könnte, warum haben sie die Kollegen nicht aufmerksam gemacht, dass Probleme mit der Atmung entstehen können?
Nach 1min18 sind Sie auf dem Video noch hockend, bei 1.19 haben Sie sich erhoben, waren Sie da der Meinung, dass die Fixierung nicht mehr erforderlich war?

P6: Ich kann mich nach dem Anlegen der Fußfesseln an nichts mehr erinnern.

R: Haben sie noch eine Funktion gehabt, wie der Herr Wague auf die Bahre gelegt wurde.

P6: Ich habe meine Aufgabe als erfüllt angesehen, sobald die Fußfesseln angelegt waren.

D: Bitte zeichnen Sie auf dieser Skizze (von einem menschlichen Körper) ein, wo sie den Körper von Herrn Wague fixiert haben?

STA: Sie sind der Erste, der sagt, er habe gedacht, dass eine Gefahr für die Atmung bestehen könnte. Warum haben Sie nichts gesagt?

P6: Das kann ich so nicht beantworten. Wenn nur 2 Personen draufsitzen habe ich das Gefühl nicht, dass Gefahr für die Atmung gegeben sein könnte.

A: Sie haben gesagt: Nach der Spritze hat der Widerstand nachgelassen.
Vorhalt: Sie haben vor dem Büro für interne Angelegenheiten ausgesagt, dass der Widerstand abrupt nachgelassen hat, da hat P5 gerufen, dass der Puls gemessen werden soll.

R: Haben sie beobachtet, dass jemand die Vitalfunktionen überprüft hätte im anderen Protokoll haben sie gesagt, Kollege P4 kontrollierte den Puls.

P6: Das war eine Vermutung, gesehen hab ichs nicht.

A: Sie sprechen von Gegenwehr bis zum Anlegen der Fußfesseln. War beim Anlegen der Fußfessel selbst kein Widerstand gegeben?

P6: Beim Anlegen war keine Gegenwehr. Ich vermute unmittelbar davor hat die Gegenwehr aufgehört

A: Obwohl keine Gegenwehr gegeben war, wurden also Fußfesseln angelegt. Wie ist das zu verstehen?

(...)

V5: Haben Sie solche Einsätze schon erlebt?

P6: Oft genug, ich selbst hab dabei keine Verletzungen erlitten. Kolleginnen schon meistens Abschürfungen.


Vernehmung des beschuldigten Sanitäters S1


R: Herr S1, was waren ihre Wahrnehmungen, wo waren Sie?

S1: Zu dem Zeitpunkt bin ich gerade nach vor gekommen, da ist Herr Wague aus dem Auto gekommen.
Er ist vorgerannt, in Richtung der Polizisten, hat herumgetreten, hat hingetreten, damit er freie Bahn hat, wohin genau kann ich nicht sagen, er ist zu boden gedrückt worden, kann nicht sagen, ob er in Bauchlage gebracht wurde, oder sich das so ergeben hat Herr Wague hat immer noch heftige Gegenwehr geleistet. Hab geschaut, dass ich keine Tritte abbekomme, hab ihn mit dem Bein fixiert, beim rechten Oberschenkel, nicht mit vollem Körpergewicht, es war eine Gegenwehr da, ich hab nur soweit belastet, um die Gegenwehr zu brechen. Ich war dort bei ihm, da sind die Wörter gefallen, wir brauchen Fußfesseln, dann kam die Frage nach der Spritze, sie war schon fertig aufgezogen, ich hab die Schere bekommen, hab die Hose aufgeschnitten, weil sie ist zuerst nicht runtergegangen, es war Gegenwehr da. Ich hab ihn fixiert, damit die Spritze gegeben werden kann. Nach der Spritze war leichte Gegenwehr schon da, hat noch so herum...

R: Kann das sein, dass er einfach um Luft geschnappt hat? Könnten sie diesen Unterschied feststellen?

S1: Nein, könnte ich nicht sagen. Ich hab den Kollegen mit den Fußfesseln geholfen, hab die Füße gehalten, damit er die Fesseln schneller anlegen kann.

R: Auf dem Video sind die Lichtverhältnisse schlecht. Waren Beine des Herrn Wague in leichter V-Stellung? War ihnen bewusst als Sanitäter, dass jemand in Bauchlage Atemprobleme bekommen kann?

S1: Von Ausbildung her ja. Hab aber nicht daran gedacht, ihn aufzusetzen. Patienten toben ja nicht immer, es kann jederzeit wieder anfangen, das Toben kommt schubweise.
Ich bin bei den Beinen gewesen und hab nicht auf den Oberkörper geachtet. Bin dann weiter hinten gestanden. Ich hab nicht in Erinnerung, dass jemand gerufen hätte, Herr Wague habe keinen Puls.

R: Der Notarzt hat ausgesagt, dass zu einem Zeitpunkt kein Puls mehr vorlag. Haben Sie Anweisungen von Dr. K. bekommen? Haben sie von Dr. K. gehört, dass er jemand sonst Anweisungen gegeben hat?

S1: (...)
Weil was nicht stimmt, soll was gemacht werden.
Ich bin zum Kopfteil hingegangen, da hab ich aufgeschnappt, da passt was nicht.

R: Man sieht keine Hektik am Video. Wenn ein Patient keinen Puls mehr hat, ist doch jede Sekunde kostbar.

D: Ja, da ist jede Sekunde kostbar. Es vergehen 2 min 10 sek. ab der angeblichen Feststellung, dass kein Puls vorliegt, wo nichts passiert.

S1: Mir ist die Zeit nicht so lange vorgekommen.

R: Sie haben nicht irgendeine Hektik vernommen? Was nicht stimmt, haben Sie nicht gewusst?

V6: Der Arzt hat gestikuliert, da ist schon Hektik drinnen.

R: Ich hab unter Hektik gemeint, dass ab dem Gestikulieren jemand etwas tut, da wird aber nix schneller.

S1: Wir haben gewartet, dass der Patient in Rückenklage kommt, bis die Fesseln abgenommen werden.

D: Bitte tragen Sie auf der Skizze ein, wie und womit Sie die Fixierung vorgenommen haben.

S1: Ich bin seit 1999 bei der Rettung, hab schon kritische Fälle mit Herzstillstand mitgemacht. Selber schon Wiederbelebung gemacht. Meine Funktion war nicht bestimmt, das wird vor Ort gemacht. Der Mann, der mit dem Arzt fährt, hat den Rucksack mit den Medikamenten dabei, der ist dafür zuständig, dass Medikamente nachher wieder aufgefällt werden. Ich war der Fahrer.

D: Wenn kein Puls vorlag, warum nicht Herzdruckmassage?

S1: Der Arzt sagt, wann wir mit der Herzdruckmassage anfangen sollen. Ich hab auf seine Anweisung gewartet. Beatmungsbeutel war nicht dabei.

D: Herzdruckmassage geht ja auch nicht in Rückenlage (wegen Fesseln)

S1: Ich warte ab, bis der Arzt sagt, ich soll das (Beatmungsgerät) holen.

R: Warten sie immer ab, bis ihnen der Arzt etwas sagt in der Praxis.

S1: Ich kann nicht selbständig irgendwas machen.

R: Im konkreten Fall hatten sie den Eindruck, dass der Arzt den Gesundheitszustand überwacht? Er hat doch gesagt: Bevor er nicht sicher ist, dass der Patient ihn nicht verletzt, nähert er sich ihm nicht.

S1: Gewartet hab ich schon auf seine Anweisungen. Wer den Befehl gegeben hat, die Handschellen abzunehmen, weiß ich nicht.

A: Sie haben heute gesagt, auch nach Anlegen der Fußfesseln gab es Widerstand. Vorhalt in anderem Protokoll: Da haben Sie gesagt: Er hat keinen Widerstand geleistet, 159 oben.
Nach Verabreichung der Spritze hier ja dort nein.

S1: Mir ist es jetzt so in Erinnerung.

V6 (liest Protokoll vor): Ist ihre heutige Erinnerung besser oder ihre damalige?

S1: Damals war Erinnerung besser.