Quellenangabe:
Bericht von der Demonstration nach dem Tod von Yankuba Ceesay (vom 16.10.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1390/,
besucht am 22.12.2024
[16. Oct 2005]
Ca. 700 Personen beteiligten sich am Samstag, 15. Oktober 2005, an der Trauer- kundgebung für Yankuba Ceesay in Linz.
Die Auftaktkundgebung fand am Schillerpark in Linz statt. VertreterInnen der Black Community Linz und der Plattform Zivilcourage riefen zum Gedenken an Yankuba Ceesay, der am 4. Oktober in einer "Sicherungszelle" des Polizei-Anhaltezentrums in Linz starb.
Die Demonstration bewegte sich dann über die dicht frequentierte Landstraße zum Hauptplatz. Zahlreiche RednerInnen (neben den VeranstalterInnen u.a. auch VertreterInnen der Grünen und der Volkshilfe) sprachen dem ebenfalls anwesenden Bruder des Verstorbenen ihr Beileid aus und forderten einmal mehr die lückenlose Aufklärung der Umstände, die dem 18jährigen das Leben kosteten.
Einen Tag vor der Demonstration hatte am Freitag, 14.10.2005, ein Linzer Tropenmediziner nach dem Bekanntwerden des Obduktionsergebnisses erhebliche Zweifel an der angeblichen Todesursache von Yankuba Ceesay geäußert.
Laut Staatsanwaltschaft Linz ist der Tod von Yankuba Ceesay ja eine "Verkettung unglücklicher Umstände". Der Verstorbene habe an einer erbbedingten Anomalie - einer so genannten Sichelzellenanämie - im Blutfarbstoff gelitten, die "im Zusammenwirken mit Flüssigkeits- und Kalorienmangel eine Verklumpung des Blutes und schließlich ein Herz-Kreislauf-Versagen" verursacht habe.
Für den Linzer Tropenmediziner Walter Gockner, der selbst jahrelang in afrikanischen Ländern tätig war, ist dies nicht nachvollziehbar. "Ich hatte zwar keine Einsicht in die Befunde, aber aufgrund meiner Erfahrung trau ich mich zu sagen, dass diese Anämie keinen wesentlichen Einfluss am Tod gehabt haben kann. Es gibt viele Varianten davon. In Westafrika kommt sie bei rund 30 Prozent der Bevölkerung vor und ist lediglich ein genetisches Merkmal und keine Erbkrankheit".
Lebensbedrohliche Variationen würden nur sehr selten auftreten und wenn überhaupt "bereits im Kindesalter zum Tod führen", so Gockner. "Klinisch hat die festgestellte Anämie für den Tod wahrscheinlich kaum Relevanz. Die ärztliche Betreuung war unzureichend, der junge Mann ist verdurstet - darauf deutet auch das zu dicke Blut hin", glaubt Gockner.